Kitabı oku: «Schmelzendes Eis», sayfa 2
Elly warf ihrem Bruder einen verärgerten Blick zu, legte ihre Serviette auf den Tisch und stand auf. „Sollen wir, meine Damen?“
Die Ladys zogen sich in den Drawing Room zurück und machten es sich bequem, während sie auf die Männer warteten.
„Darf ich offen sprechen, Jolie?“, fragte Elly in ihrer geraden Art.
„Natürlich“, versicherte ihr Jolie.
„Warum hast du Yardley direkt abgewiesen? Du hättest doch über eine Vorstellung verhandeln können.“
Jolie sah auf ihre Hände hinab. „Ja, vermutlich, aber es hat mich so wütend gemacht. Ich weiß, dass es dumm aussieht, aber es fühlte sich nicht richtig an.“
„Ich finde es überhaupt nicht dumm“, sagte Gwen. „Ich würde immer nach meinem Gefühl gehen.“
Jolie lächelte sie an.
„Hast du so viele Gerüchte in der Stadt gehört?“, fragte Elly.
„Ich muss gestehen, das hat bestimmt zu meiner Reaktion beigetragen. Man sagt, dass er kaltherzig sei und seine erste Frau sehr schlecht behandelt hatte.“
Gwen stieß einen mitfühlenden Seufzer aus. Elly dachte einen Moment nach.
„Man sagt sogar, dass er einen Mann im Duell getötet hat, obwohl natürlich niemand etwas davon weiß.“
„Ich bitte dich nur um eines.“ Elly ergriff Jolies Hand und drückte sie. „Bilde dir dein eigenes Urteil, wenn du ihm begegnest, und lass dich nicht von Gerüchten beeinflussen. Das würdest du auch nicht für dich wollen.“
Benedikt ritt mit seiner Stute durch die Tore, die zum Anwesen seiner Mutter führten, das hoch über dem Kanal lag. Er hatte versucht, sich auf sie und seine Schwester vorzubereiten, aber kurz nachdem er von Yardley nach Süden abbog, hatte er den Gedanken bereits wieder verworfen. Sein Geist war durch die bevorstehenden Beinfesseln, die er erwerben wollte, abgelenkt worden, und durch die Tatsache, dass die Nachricht von seinem Anwalt über die Siedlungen auf ihn warten würden. Er freute sich auf seinen Freund Easton, wenn ihn auch sonst nichts anderes auf dieser Reise begeisterte.
Er hatte sich entschieden, allein zu reisen, nachdem er sein Gepäck und seinen Kammerdiener vorausgeschickt hatte. Er könnte nie in einer Kutsche reisen, wenn er die Wahl hatte zu reiten. Pferde hatten ihn gerettet, nachdem seine Ehe in einer Katastrophe endete, und er zog sie definitiv den Menschen vor. Benedikt lachte, als er sah, wie seine Mutter aus der Haustür kam und ihm wild zuwinkte, mit einer recht uncharakteristischen Übertreibung. Sie war eine einzigartige Duchess, ein bisschen eigenartig und träge, aber sie war trotzdem eine Duchess. Benedikt konnte nie aufhören, sich für seine Einsiedelei schuldig zu fühlen, da er wusste, wie sehr seine Mutter seine Gegenwart schätzte.
Er zügelte sein Pferd und überreichte dem wartenden Stallburschen die Zügel.
„Mutter“, sagte Benedict, als er die von ihr angebotene Hand küsste.
Sie atmete tief durch und lächelte ihn an. „Jetzt kann ich wieder glücklich sein.“
„Du bist immer glücklich, Liebste“, versicherte er ihr, als sie seinen Arm nahm und begann, ins Haus zu gehen.
„Es ist meine Pflicht, das zu sein. Es ist jedoch nicht dasselbe, wenn du fort bist und in diesem schrecklichen, kalten Haus ganz allein.“
„Ich bin wohl kaum allein, Mutter.“
„Ich weiß nicht, wo deine Schwester ist“, murmelte die Herzogin und schaute sich um. „Vermutlich steckt sie wieder irgendwo mit der Nase in einem Buch.“
„Das wird wohl kaum schaden. Ich werde sie beim Abendessen sehen“, sagte er unbesorgt.
„Sie interessiert sich mehr für ihre Bücher als für mögliche Ehepartner. Vielleicht kannst du sie dazu überreden, nach London zu gehen. Sie hat sich geweigert, dieses Jahr dorthin gebracht zu werden“, erklärte die Duchess, als ob er das nicht schon durch ihre wöchentlichen Briefe wüsste.
„Ich fange an zu glauben, dass meine Schwester mehr Verstand hat, als ich ihr zugestehen wollte“, bemerkte er.
„Du sollst dich nicht mit ihr verbünden! Sie wird achtzehn diesen Sommer“, gab seine Mutter zu bedenken.
„Hallo, Walters“, sagte Benedict, als er dem Butler seinen Hut und den Mantel gab.
„Willkommen, Eure Gnaden. Mr. Norton ist schon seit einiger Zeit hier. Ich habe mir die Freiheit genommen, ihn ins Arbeitszimmer zu geleiten und ihm einen Imbiss zu reichen.“
„An ihn habe ich nicht mehr gedacht. Ich wünschte, du würdest dich nicht den ganzen Tag in deinem Arbeitszimmer verstecken, wenn ich dich seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen habe!“, sagte seine Mutter enttäuscht.
„Ich glaube, diese Art von Geschäften würde auf deine Zustimmung treffen“, erwiderte er vage.
Benedict wandte sich dem Arbeitszimmer zu, als seine Mutter protestierte. „Es zeugt von schlechten Manieren, jemanden zu necken!“ Aber sie würde ihn nicht länger ausfragen.
Er lachte in sich hinein und betrat das Arbeitszimmer mit relativ guter Laune, obwohl er wusste, dass sein Schicksal auf ihn warten würde.
„Eure Gnaden!“ Mr. Norton sprang aus dem Lehnstuhl hoch, in dem er geschlafen hatte.
„Setzen Sie sich, Mr. Norton. Ich nehme an, Sie haben Neuigkeiten?“
Der Mann druckste nervös herum und Benedict hatte nur wenig Geduld für Schüchternheit.
„Nun denn, lassen Sie hören. Ich beiße nicht“, sagte Benedict ungeduldig.
„Sehr wohl. Die Lady hat Ihr Angebot abgelehnt, Eure Gnaden“, stieß der Anwalt aus, als ob er von einer schweren Last befreit worden wäre.
„Ich verstehe.“ Benedict brauchte einen Moment, um diese unerwartete Wendung der Ereignisse zu verarbeiten. Als er wieder hochsah, druckste der Anwalt erneut. „Möchten Sie noch etwas sagen?“
„Ich möchte es nicht unbedingt sagen, Eure Gnaden. Aber die Lady gab mir eine Nachricht für Sie mit.“
Benedict hob die Augenbrauen. „Und was für eine Nachricht war das?“
„Dass sie lieber in der Hölle schmoren würde, als Euer Angebot anzunehmen“, murmelte der Anwalt.“
„Und darf ich fragen, welche Lady dieses wunderbare Vokabular benutzte?“, fragte er spöttisch.
„Lord Ashburys Tochter, Eure Gnaden. Soll ich zu dem nächsten Namen auf der Liste gehen?“
„Hat sie genauer gesagt warum?“ Benedict war seltsamerweise interessiert.
„Sie hat es nicht weiter erläutert“, antwortete der Anwalt.
„Das wäre alles für jetzt, Mr. Norton. Ich werde Ihnen Bescheid sagen, wenn ich fortfahren möchte.“
Ein Ausdruck der Überraschung flog über das Gesicht des Anwaltes, bevor er sich verbeugte und das Zimmer verließ.
Benedict saß, starrte aus dem Fenster und überlegte, was er als Nächste tun wollte.
Drei
„Guten Morgen“, begrüßte Jolie ihre Cousins und Cousinen, die den Frühstücksraum betraten, nachdem sie ihren morgendlichen Spaziergang mit den Kindern beendet hatten.
„Du bist heute ein Frühaufsteher“, bemerkte Easton.
„Ich wollte die Klippen im frühen Licht der Morgensonne sehen. Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich mir eines deiner Reitkostüme ausleihe, Elly? Es sieht aus, als hätte ich bei meinem den Saum aufgerissen und ich habe keinen Ersatz mitgebracht.“
„Aber sicher. Du kannst dir alles borgen, was du möchtest“, sagte Elly, als sie ihren Toast mit Butter bestrich.
„Ich muss zugeben, ich würde sehr gerne einen deiner Hosenröcke ausprobieren“, gab Jolie zu.
„Du wirst nie wieder in einem Damensattel reiten wollen, wenn du ihn einmal anhattest“, sagte Elly grinsend.
„Du könntest Hector ausprobieren, wenn du im normalen Sattel reiten möchtest“, bot Easton an.
„Oh, Adam! Du bist der beste aller Cousins“, rief Jolie aus.
„Du wirst mit ihm zurechtkommen, aber du musst einen Stallburschen mitnehmen. Ich habe einen Freund, der eine Stute zur Zucht mit Hector vorbeibringen wird, und er könnte einen guten Ausritt vertragen, bevor sie ankommt.“ Er lachte in sich hinein.
„Ich werde dafür sorgen, dass er sich gut verausgabt“, sagte sie, als sie aus dem Zimmer eilte.
Nachdem sie gegangen war, sprach Easton Elly auf die Unterhaltung an, die sie am Vortag hatten.
„Wirst du mir jetzt erzählen, was deine Pläne für Yardley und Jolie sind? Er hat eine Nachricht geschickt, dass er heute herkommt.“
„So schnell?“, Elly sah von ihrem Kaffee auf. „Wird er hierbleiben?“
„Er wohnt bei seiner Mutter und seiner Schwester in der Nähe von Rottingdean. Das sind keine acht Meilen“, bemerkte Easton.
„Ich weiß noch nicht, wie ich am besten mit der Situation umgehen soll. Ich glaube, wenn sie die Gelegenheit hätten, sich kennenzulernen, würden sie selbst feststellen, wie gut sie zueinander passen.“
„Yardley wird ihr vielleicht ihre Worte nicht verzeihen, falls dieser Anwalt dumm genug war, sie ihm zu wiederholen“, wies Easton sie hin.
„Vielleicht will sie ihn auch nicht kennenlernen“, antwortete Elly, die sich den Kopf über eine mögliche Lösung zerbracht.
„Wenn sie sich nur beide ohne ihre Titel kennenlernen könnten“, sagte Easton scherzend.
„Vielleicht können wir dafür sorgen.“
„Wie denn? Sie sind beide zu korrekt, als dass sie ohne offizielle Vorstellung miteinander sprechen würden“, sagte er zweifelnd.
„Selbst wenn es im Stall wäre?“
„Das weiß ich nicht. Dazu müsste man die Bediensteten einweihen“, sagte er zögernd. „Und deinen Bruder.“
„Das geht schnell. Yardley zieht es vor, dass man ihn in nicht öffentlichen Situationen nicht mit seinem Titel anspricht“, erklärte sie.
„Aber meinst du nicht, dass sie es merkwürdig findet, wenn wir sie als Jolie vorstellen?“
„Ich vertraue dir. Sag einfach: „Dies ist meine Cousine Jolie Winslow“, und wechsle das Thema.“
„Und was passiert, wenn wir einen Fehler machen?“, fragte er.
„Dann bitten wir um Vergebung für unsere schlechten Manieren und schieben Exzentrik als Ausrede vor.“
Easton seufzte und schüttelte den Kopf. „Leider habe ich nicht den Vorteil, in Amerika gelebt zu haben, um das als Ausrede nehmen zu können.“ Dann wechselte er das Thema, bevor seine Frau etwas erwidern konnte, aber sie knüllte ihre Serviette und warf sie nach ihm. „Vater sagte, dass Livvy nächste Woche aus der Schule kommt. Meinst du, wir sollten sie mit uns nach London nehmen?“
„Ich dachte, wir hätten uns darauf geeinigt, dass wir sie im Herbst vorstellen?“
„Ich habe das Gefühl, dass sie uns begleiten möchte, sobald sie herausfindet, dass du Jolies Anstandsdame bist.“
„Ja, vermutlich hast du recht. Hast du mit Vater darüber gesprochen?“, fragte sie.
„Nein. Ich habe Angst, dass er sich dazu verpflichtet fühlt, uns zu begleiten. Und er ist dazu nicht stark genug.“
„Dann, so glaub ich, solltest du ihr das gegenüber erwähnen. Aber wir müssen damit rechnen, dass Livvy ihre Vorstellung verschieben muss, da sie in Trauer ist“, sagte sie sanft.
„Ja, ich fürchte, du hast recht. Dank dir hatten wir so viele zusätzliche Jahre, mehr als wir glaubten.“
Sie ergriff seine Hand. „Dann lass uns beten, dass wir noch viel mehr haben werden.“
Benedict ritt den Weg am Meer entlang, zwischen Rottingdean und dem Wyndham-Anwesen in der Nähe von Seaford. Es war ein wunderschöner später Frühlingsmorgen, und er genoss die Sonne, die auf sein Gesicht schien und den Wind, der gegen ihn peitschte. Das Gefühl von Geschwindigkeit und Freiheit erzeugte immer wieder eine Welle der Aufregung in ihm, die jedes Problem winzig erscheinen ließ.
Er hatte eine Nacht über sein Heiratsantrag-Dilemma geschlafen und beschlossen, sich von seinem ältesten Freund beraten zu lassen. Easton würde ihm die richtige Richtung weisen. Es war viel zu lange her, seit er sich jemand anderem als sich selbst anvertraut hatte.
In der Ferne erspähte er einen anderen Reiter, und der Anblick reichte aus, um ihn dazu zwingen, sich zu konzentrieren und im Sattel zu bleiben und noch zusätzlich seine Stute zu bändigen. Er bog vom Weg ab, um die Aussicht zu bewundern. Er wusste nicht, was er mit dem Anblick anfangen sollte: eine zierliche Frau, die auf einem riesigen Pferd ritt. Sie saß breitbeinig im Sattel und unter ihrem Kastorhut wehte ihr wildes, schwarzes Haar. Sie ritt geradewegs auf ihn zu, tippte an ihren Hut und lächelte ihn strahlen an, als sie vorbeiritt.
Benedict versuchte immer noch einen klaren Gedanken zu fassen, als ein paar Minuten später ein Stallknecht an ihm vorbei ritt, der versuchte, seine Herrin einzuholen. Keine Chance, dachte er bei sich. Als er endlich auf das Wyndham Anwesen ritt, hatte er sich fast davon überzeugt, dass das Mädchen lediglich seiner Fantasie entsprungen war. Er ging direkt in den Stall, weil er vermutete, dass er dort wie gewohnt seinen Freund vorfinden würde. Er konnte es kaum abwarten den Hengst zu sehen, von dem ihm Easton erzählt hatte.
„Benny!“, rief Easton ihn bei seinem Kindheits-Spitznamen und ging auf ihn zu, um ihn zu begrüßen. Er und Andrew hatten ein Pferd eingeritten und noch die Ärmel hochgekrempelt und Schlamm an den Stiefeln. Der Stallmeister nahm Andrew die Zügel ab.
„Easton, Abbot.“ Er begrüßte die Männer gleichermaßen freudig.
„Wo ist der Hengst, von dem ich geträumt habe?“, fragte Benedict und sah sich um.
„Es tut mir leid, aber meine Cousine ist mit ihm ausgeritten. Ich wusste nicht, wann du ankommen würdest und ich wollte, dass Hector sich von seiner besten Seite zeigt, wenn er deine Stute trifft. Ist das die Schöne?“ Easton streckte seine Hand aus, um das weiße Pferd zu grüßen, das wieherte und seine Nase in seine Brust stieß.
„Ja, das ist Dido“, sagte Benedict, als er abstieg und sie in den Stall führte, wo er ihr Heu gab und sie abrieb.
„Sie ist alles, was ich mir gewünscht habe. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Hector ihr widerstehen kann“, sagte Easton fröhlich.
„Möchtest du dich ein wenig auffrischen?“, fragte Andrew.
Benedict sah die anderen Männer an und lachte. „Nein, ich glaube, ich werde mich zu euch gesellen. Ich brauche ein wenig harte Arbeit und ein paar Ratschläge.“
„Ratschläge? Das klingt ernst“, hakte Easton nach.
„Ich wünschte, dem wäre nicht so“, sagte Benedict bedauernd.
„Möchtest du lieber ins Haus gehen?“, Easton sah besorgt aus.
„Nein. Ich bin sicher, dass ich hier draußen besser denken kann.“
„Sehr wohl. Wir reiten gerade ein Jungpferd ein. Wir könnten ein Paar extra Hände gebrauchen“, gab Easton zu.
„Mit uns ist er scheu. Vielleicht wird er dich annehmen“, sagte Andrew.
Die Männer gingen zurück auf die Koppel, die gegenüber den Ställen und auf der anderen Seite der Kutscheneinfahrt lag. Eine große Eiche bewachte das Tor und ein Zaun aus Holzpfosten und Geländern erstreckte sich entlang der Kurve der Einfahrt, um in einer Weißdornhecke zu münden, die mit süß riechenden weißen Blumen bedeckt war. Die Hecke schloss die Weide ein und traf auf der anderen Seite auf die Eiche. Schwaden von wilden Möhren und Butterblumen schmückten die Unterseite der Hecke.
Ein Stallknecht versuchte, das junge Pferd an seiner Trense zu führen, aber jedes Mal, wenn der Mann vorwärts ging und einen leichten Druck auf das Gebiss ausübte, warf der Hengst seinen Kopf hoch und bäumte sich auf. Ein anderer Stallknecht, der ein langes Seil am Kappzaum des Pferdes hielt und in der Mitte eines Kreises stand, schnippte mit einer langen Peitsche in seine Richtung. Das Hengstfohlen, ein hübscher Brauner, bockte und hob fast seinen Halter - einen muskulösen Mann von überdurchschnittlicher Größe - von den Füßen. Das Weiße in den Augen des Pferdes war sichtbar, als es zum Tor schwang und der Stallknecht fluchte. Seine Stiefel rutschten auf dem schlammigen Boden, der durch die trampelnden Hufe verursacht worden war.
„Er ist scheu. Ich habe noch nie ein Pferd getroffen, das vor dir Angst hatte. Hat Elly versucht ihn zu führen?“, fragte Benedict.
„Noch nicht. Das steht als nächstes auf dem Plan, aber ich bin noch nicht bereit aufzugeben.“
„Und die normalen Belohnungen interessieren ihn nicht?“, fragte Benedict, als er beobachtete, wie das Pferd seinen Kopf schüttelte, um das Zaumzeug abzubekommen.
„Nicht genug, um freiwillig her zu kommen.“
„Wir haben ihn vor dem Schlachthof gerettet. Ich habe keine Ahnung, was er durchmachen musste, bevor wir ihn fanden. Irgendwann werde ich ihn schon überreden“, sagte Easton, als er den Stallburschen zusah, wie sie versuchten, den Hengst dazu zu bewegen, ruhig an der Longe zu gehen.
„Lässt er sich nur an einem Halfter oder dem Kappzaum führen?“, fragte Benedict.
„Normalerweise ja.“
„Du solltest vielleicht ein oder zwei Schritte zurückgehen und dann erneut versuchen, sein Vertrauen zu erhalten.“ Nach einer kurzen Pause schlug er vor. „Lass ihn los, während wir entfernt stehen und sehen, ob er sich entspannt.“
„Es ist einen Versuch werde. So wie jetzt kommen wir keinen Schritt weiter“, stimmte Andrew zu und signalisierte den Bediensteten, das Pferd loszulassen.
Andrew und Easton gesellten sich zu Benedict und lehnten sich ebenfalls auf den Zaun. Die Stallknechte befreiten den Hengst schnell vom Geschirr, ließen ihn frei und gingen fort.
„Ich denke, jetzt könnte ich um den Ratschlag bitten, den ich brauche“, sagte Benedict zögernd.
„Ich muss zugeben, ich bin neugierig“, gab Easton zu, während Andrew schwieg und das Pferd beobachtete.
„Ich muss wieder heiraten“, gestand er.
„Ich gehe davon aus, dass nun auch der allerletzte Erbberechtigte gestorben ist?“, fragte Easton zynisch.
„Genau.“
„Das ist wirklich schlimm“, stimmte Andrew zu.
„Ihr zwei könnt euch ruhig lustig machen, aber keiner von euch war mit Lilith, geborene Lillian verheiratet.“
„Stimmt, wir haben beide eine glückliche Ehe.“
„Habt ihr irgendeinen Ratschlag, wie ich jemanden finden kann?“
„Die Art und Weise, wie man eine Frau umwirbt, hat sich nicht geändert.“
„Ich muss es vergessen haben. Ich habe jemandem einen Antrag gemacht und sie hat mich abgelehnt. Und sie hat mich sehr vehement abgelehnt.“
Easton hob seine Augenbrauen. „Vehement?“
„Sie sagte meinem Anwalt, sie würde lieber in der Hölle schmoren, als mein Angebot anzunehmen.“
Andrew klang, als würde er sich verschlucken. Easton räusperte sich.
„Und hat diese Lady Hinweise gegeben, dass sie auf einen Antrag wartete?“
„Ich habe sie nie getroffen“, gestand Benedict.
Easton und Andrew schwiegen.
„Sagt schon“, verlangte Benedict. „Ich kann doch sehen, dass ihr etwas sagen wollt.“
„Warum machst du jemandem einen Antrag, dem du noch nie vorgestellt worden bist?“, wollte Easton wissen.
Benedict ließ einen tiefen Seufzer der Verärgerung hören.
„Zum Teufel, ihr wisst doch warum! Ich will mit Hochzeit und Ehe nichts zu tun haben. Es ist vollkommen unerheblich, wer die Lady ist, solange sie von guter Herkunft ist. Ich will kein Anhängsel haben. In keinster Weise.“ Er wurde deutlicher, „Das wurde auf diese Weise schon seit Jahren so gemacht!“
„Darf ich vorschlagen, dass du dein Anliegen persönlich vorträgst, nachdem ihr euch vorgestellt worden seid?“
Benedict fuhr sich mit der Hand durch die Haare. „Ich nehme an, das muss ich wohl. Ich habe niemals damit gerechnet, dass mein Antrag abgelehnt werden würde. Das ist fürchterlich arrogant, ich weiß.“
„Das ist verständlich, da bin ich sicher“, sagte Andrew sarkastisch.
„Darf ich fragen, wie du deine zukünftige Braut ausgewählt hast?“ Easton hob eine Augenbraue fragend an.
„Hughes hat das natürlich gemacht. Er hat mir eine Liste gemacht und ich habe ihn darum gebeten, diskret zu sein.“
Easton und Andrew tauschten Blicke aus. „Du weißt überhaupt nichts über die Ladys auf deiner Liste?“
Benedict schüttelte den Kopf. „Nur, dass die erste auf der Liste aussieht wie ein Pferd und kichert.“
„Heilige Mutter Gottes“, sagte Andrew anerkennend. „Ich gehe davon aus, sie ist nicht diejenige, der du den Antrag gemacht hast?“, fragte er nach.
„Nein, aber ich glaube, ich kann sie nicht ausschließen. Ich bin fast versucht, diejenige kennenzulernen, der ich das Angebot gemacht habe. Irgendetwas in mir sagt mir, ich solle mich beweisen, so albern wie sich das anhört. Mein Stolz will ihr zeigen, dass sie Unrecht hat.“
„Und was würdest du tun, um sie zu überzeugen? Möchtest du erreichen, dass sie ihre Entscheidung bereut?“
Er zuckte mit den Schultern, so gar nicht wie ein Edelmann. Dies war einer der wenigen Orte, an denen er seine herzogliche Maske ablegen konnte.
„Kennst du überhaupt ihren Namen?“
Er schüttelte den Kopf.
„Ich glaube, Hughes sagte, es wäre Ashburys Tochter. Ich bin nicht mit Ashbury bekannt, aber Hughes versichert mir, dass sein Ruf tadellos sei.“ Die ganze Angelegenheit klang geschmacklos, wenn er es jemand anderem erklären musste. Er ärgerte sich und war von sich selbst angewidert. Er war es nicht gewohnt, seine Entscheidungen in Frage zu stellen.
„Ich verstehe, dass du keine Liebesheirat wünschst, aber es wäre angebracht, dass du ein wenig Zeit für die Brautschau aufbringst. Ich werde vermutlich Olivia mit uns zurück in die Stadt nehmen, von daher kann ich mit dir zusammen leiden, falls du uns begleiten möchtest.“
„Charlotte sollte ebenfalls in die Stadt gehen. Aber ich weiß nicht, ob ich das noch einmal durchmachen kann. Was ist, wenn mich dieses Mädchen wegen meines Rufes ablehnt? Es wird nicht besser, wenn die Gerüchte wieder aufkochen.“
„Ich glaube, du machst dir zu viel Gedanken. Deine Einsiedelei schürt die Gerüchte an.“
„Die Leute sehen den Dukes einiges nach“, bemerkte Andrew.
„Nicht, dass es etwas gab, was man hätte übersehen müssen. Der Fehler lag nicht bei dir“, fügte Easton hinzu.
Benedict lachte kurz, zog seinen Mantel und seine Weste aus und rollte sich die Ärmel hoch. „Ich glaube, es gibt keine andere Lösung.“
Er zog einige Karotten aus seiner Tasche, die er noch von der Reise mit sich trug. Er versuchte sich dem Hengstfohlen zu nähern und hielt ihm das süße Angebot auf seiner Hand entgegen. Das junge Pferd war bei einem Fremden noch panischer. Es trat aus und sprang auf der Koppel umher, bevor es auf das Tor zu galoppierte. Seine Hinterbeine rutschten auf dem schlammigen Fleck aus und besprühten Benedict, der hastig zurücksprang. Kalte, nasse Erde klatschte auf Benedicts Gesicht und seine Vorderseite. Auf welch wunderbare Art er sich vor Elly würde verbeugen müssen!
Gelächter dröhnte in seinen Ohren. Er zog ein Taschentuch aus der Tasche, wischte sich den Schlamm aus den Augen und sah Easton und Andrew, die laut lachten. Sie waren es gewohnt, ihn immer tadellos gekleidet zu sehen, daher würden sie sich in dieser Situation zweifelsohne auf seine Kosten gründlich amüsieren.
Er konnte nichts weiter tun, als selbst über den absurden Anblick zu lachen, den er vermutlich gerade bot. Gedemütigt ging er zurück zum Zaun.
„Nun gut“, er hob die Hände hoch. „Ich habe mein Talent verloren.“
„Das haben wir auch, mein Freund. Das haben wir auch.“
„Vielleicht sollten wir Elly um Hilfe bitten. Sie hat ihre eigene Art mit ihnen“, schlug Andrew vor.
Easton seufzte. „Das werden wir wohl müssen.“
Die Männer drehten sich um, als sie Hufe auf dem Rasen hörten und sahen, wie Jolie auf Hector heranritt.
„Wunderschön“, sagte Benedict leise.
„Das Pferd oder meine Cousine?“, neckte ihn Easton.
Benedict gab keine Antwort. Er war so von dem Anblick verzaubert, den die Schönheit des Pferdes und seiner Reiterin ihm bot.
Andrew ging hinüber, um Jolie beim Absteigen zu helfen. Sie lächelte und Benedict konnte noch immer seinen Blick nicht von ihr abwenden. Sie übergab Andrew die Zügel und klopfte sich den Staub ab. Sie ging zu dem Geländer und der schreckhafte Hengst rannte geradewegs auf sie zu. Benedict war auf dem Sprung, da er glaubte, er müsse sie retten, aber der junge Hengst zeigte keinerlei Absicht, sie zu verletzten. Stattdessen tanzte er spielerisch umher und begann sie mit der Nase anzustoßen, um ihre Aufmerksamkeit zu erhalten.
„Hallo mein Hübscher. Sind diese Männer nicht anständig mit dir umgegangen?“, fragte sie, als sie seinen Hals liebevoll streichelte. Die Männer sahen sie mit offenkundiger Bewunderung an.
Benedict nutzte die Gelegenheit, sie unauffällig zu beobachten, während sie sich auf das Pferd konzentrierte. Sie war nicht wie eine Lady angezogen und ganz sicher ritt sie nicht wie eine. Vielleicht war sie eine arme Verwandte. Aber sie konnte mit Tieren umgehen. Ihre wunderschönen violetten Augen ertappten ihn dabei, wie er sie anstarrte, und er errötete fast. Er war aus dem Alter heraus, in dem man rot wird, aber er war sichtlich fasziniert. Er sah fort und ärgerte sich darüber, dass er sich zu dieser Frau hingezogen fühlte. Das letzte Mal, als er das zugelassen hatte, wurde er bloßgestellt. Er sah Easton neugierig an.
„Darf ich dir meine Cousine vorstellen, Jolie Winslow? Jolie, das ist mein alter Schulfreund Benedict Stanton“, sagte Easton beiläufig.
Jolie knickste kurz. Benedict nickte ihr kurz zu, als ihre Augen sich trafen. Sie scheint meiner Aufmerksamkeit nicht wert genug zu sein, sonst hätte Easton mich mit meinem Titel vorgestellt, dachte er mit einer Spur des Bedauerns, obwohl sie in der Vergangenheit immer ihre Titel ausgelassen hatten, um nicht verkuppelt zu werden.
Es fiel ihm schwer, seine Augen von ihr abzuwenden, dennoch konnte er sie schlecht anstarren, ohne mit ihr zu sprechen. Er nickte ihr erneut kurz zu und wandte sich dann an Easton. „Dürfte ich die Freude haben und Hector begrüßen?“
Easton versuchte aus irgendeinem Grund nicht zu lachen. „Natürlich“, antwortete er und wandte sich an Jolie. „Ich gehe davon aus, dass er sich gut benehmen wird.“
„Ich habe mein Bestes gegeben, damit er erschöpft ist“, antwortete Jolie.
Jolie wollte am liebsten laut lachen. Mr. Stanton hatte versucht würdevoll zu erscheinen, aber er war so wunderbar von Kopf bis Fuß mit Schlamm bedeckt, dass sie kaum in der Lage gewesen war, seine bernsteinfarbenen Augen zu erkennen. Sie war sich nicht sicher, ob er ihren eigenen unziemlichen Aufzug anstarrte oder ob er nicht an den Umgang mit Frauen gewöhnt war. Man konnte ihm nicht vorwerfen, dass er geschwätzig war. Vielleicht züchtete er deshalb Pferde, dachte sie. Trotz des Schmutzes war er zweifelsohne gutaussehend. Vermutlich war er der zweitgeborene Sohn, der nicht heiraten wollte und nicht in der Lage war, einer Frau den Lebensstil zu bieten, den sie gewohnt war. Sie erwischte sich dabei, wie sie darüber nachdachte, ob ihr ein einfacheres Leben ohne die Großstadt gefallen würde. Sie liebte die Großstadt, aber auf dem Land gefiel es ihr ebenfalls.
Sie drehte sich um, als sie Elly und die Kinder hörte. Sie rannten direkt in den Stall für ihre täglichen Übungen.
„Cousine Jolie!“, riefen ihr die Kinder im Vorbeilaufen zu. Die Stallburschen führten die Ponys für sie nach draußen und sie konnte sehen, wie die Männer die Stute mit Hector bekannt machten.
„Lass uns beten, dass Hector sich gut benimmt“, bemerkte Elly, als sie die Vorstellung aus der Ferne betrachtete.
Jolie lachte. „Die Kinder sind viel zu beschäftigt, als dass sie etwas bemerken würden.“
Lizzie ritt bereits im Kreis um ihre Brüder herum, während diese noch aufsaßen.
Die Kinder ritten davon, als Elly und Jolie zur Koppel gingen, um die Männer und die Pferde besser beobachten zu können.
„Wurdest du Mr. Stanton vorgestellt?“, fragte Elly mit einem Zwinkern.
„Ich nehme an, man kann es als eine Vorstellung bezeichnen. Ich bin mir nicht sicher, ob er überhaupt ein Wort gesagt hat.“
„Vielleicht ist er ein wenig zurückhaltend“, überlegte Elly.
„Zurückhaltend? Ist das der Grund? Ich war mir nicht sicher, ob er schüchtern war oder ob ich ihn geschockt hatte. Jedenfalls war er von Kopf bis Fuß mit Schlamm bedeckt, vielleicht war er sich dessen bewusst.“
„Benedict war schmutzig?“ Elly hielt ihre Hand hoch, um ihre Augen vor der Sonne zu schützen, damit sie dem versprochenen Spektakel zusehen konnte und ging näher zum Zaun. „Tatsache, das ist er. Ich habe ihn noch nie ungepflegt gesehen, höchstens einmal mit einer Falte in seinem Halstuch!“
Jolie sah bewundert zu. „Er ist vollkommen anders als die Männer in der Stadt.“
„Er ist leidenschaftlich, was seine Pferde angeht.“
„Das kann ich nachvollziehen“, bemerkte Jolie.
„Ich glaube, Adam hat erwähnt, dass er nach einer Frau sucht.“ Elly lächelte breit, als sie diesen direkten Hinweis gab.
„Tut er das? Er strahlt es nicht unbedingt aus.“
„Das ist ein Teil seiner Anziehungskraft.“
„Mm“, Jolie klang abgelenkt, als sie ihn mit seiner Stute beobachtete.
„Es ist auch sehr anziehend, einen Mann mit seinem Tier zu beobachten“, meinte Elly, als sie liebevoll zu ihrem Mann sah.
„Allerdings“, sagte Jolie lachend. „Nun gut, ich gebe zu, ich bin neugierig.“
„Ich fragte mich, ob er überredet werden kann, uns beim Tee Gesellschaft zu leisten.“
„Muss ich sonst nichts über ihn wissen?“
„Es wird für dich wesentlich unterhaltsamer sein, wenn du die Dinge selbst entdeckst“, neckte Elly.
„Wird es das?“, fragte Jolie zweifelnd, als sie begann, der anderen Frau ins Haus zu folgen.