Kitabı oku: «Schmelzendes Eis», sayfa 3

Elizabeth Johns
Yazı tipi:

Vier

Benedict wurde dazu überredet, zum Tee zu bleiben. Trotz seines Protestes hatte er natürlich erwartet, dass er blieb, wie immer, und hatte deshalb auch Kleidung zum Wechseln mitgebracht. Er nahm ein Bad und als ihm klar wurde, dass er sich zum vollkommenen Dummkopf gemacht hatte, als er mit Schlamm bedeckt war, wünschte er sich nach Birmingham zurück. Er war unerklärlicherweise nervös - oder vielleicht war es gar nicht so unerklärlich. Er war ehrlich genug zu sich selbst sich einzugestehen, dass er Angst hatte, Eastons Cousine zu nahe zu kommen. Bevor er erfahren hatte, dass er heiraten musste, hätte er sie als Schönheit abgetan und hätte sich um seine Sachen gekümmert. Das wollte er jetzt auch. Aber das Bild von ihr auf dem Pferd würde ihm noch lange im Kopf umherschwirren, und er wusste, er würde alle anderen an diesem Bild messen, auch wenn es ungerecht war.

Er musste Hughes sagen, dass er die Liste weiter abarbeiten sollte. Er konnte es nicht ertragen, sich wieder emotional einzubringen. Er zog sein Halstuch ein letztes Mal zurecht und überlegte, wie er Eastons Cousine gegenüber auftreten wollte. Er konnte spüren, wie seine Gefühle wieder zum Leben erwachten und er brauchte alle Selbstkontrolle, derer er habhaft werden konnte, denn er spürte auch, wie sich die seidene Schlinge langsam um seinen Hals zuzog.

Auf dem Weg zum Salon entschloss er sich der Lady gegenüber gleichgültig und höflich aufzutreten. Wie schwer würde es schon sein, einen Tee zu trinken? Es war einfach schon zu lange her, dass er mit irgendeiner unverheirateten Frau in Kontakt gekommen war. Er war nur aus der Übung. Er hoffte, dass Easton und Elly ihn auch weiterhin als Benny ansprachen. Das würde die Spannung lösen. Wenn er bei seinen Freunden nicht bestand, würde er London niemals überleben.

Er betrat den Salon und wurde mit hellblauem Musselin konfrontiert, das um ein zierliches Bündel drapiert war, mit einem blauen Band und einem passenden Haarband, das ihr perfektes Gesicht einrahmte. Sie drehte sich um und plötzlich wünschte er sich, dass er noch den Schlamm hätte, um sich dahinter zu verstecken. Er nahm es allerdings mit etwas Genugtuung hin, dass ihre violetten Augen bei seinem Anblick kurz bewundernd aufleuchteten, bevor sie es wieder verbarg. Sie ließen auch Amüsiertheit und Überraschung erkennen, aber darüber würde er nicht nachdenken. Er bewunderte ebenfalls ihre Erscheinung. Er war sich immer noch nicht über ihre Rolle im Klaren; war sie eine Freundin oder ein Gast?

Er riss sich zusammen und verbeugte sich. „Miss Winslow.“

„Mr. Stanton.“ Sie knickste.

Er blieb in der weit geöffneten Tür stehen und war sich nicht sicher, was er als nächstes tun sollte.

„Ich glaube, es ist akzeptabel für Sie, wenn Sie mir Gesellschaft leisten. Die anderen werden gleich hier sein. Elly ging, um die Kinder zu holen.“

Sie setzte sich auf ein Sofa aus braunrotem Brokat und bedeutete ihm, sich ebenfalls zu setzen. Er sah sich nach einer Möglichkeit um, um sich zu verstecken, aber das Zimmer war zu klein. Er wählte einen Sessel am Kamin, da er sich unwohl dabei fühlte, mit ihr allein zu sein. Bitte lass sich die anderen beeilen, dachte er.

Sie saßen für einige Minuten in schmerzhafter Stille. Dann sprachen beide zur gleichen Zeit.

„Machen Sie ...“

„Sind Sie ...?“

„Ich bitte um Verzeihung, bitte, sprechen Sie zuerst“, sagte er.

„Ich wollte nur ein wenig Konversation machen.“ Sie winkte geringschätzig mit der Hand.

„Es ist ein schöner Tag“, meinte er.

Sie lachte und ihr Lächeln war bezaubernd. „So nun auch wieder nicht. Ich wollte Sie fragen, wo Sie herkommen.“

„Ach, da seid ihr zwei!“, rief Elly, als ob sie überall nach ihnen gesucht hätte. „Habt ihr schon nach dem Tee geklingelt? Die Kinder werden oben bleiben. Sie haben sich auf ihrem Ausritt nicht gut benommen.“

Benedict war überrascht, denn normalerweise waren die Kinder immer beim Tee anwesend. Das war eine der Eigenarten der Eastons. Er applaudierte jedoch der Disziplin, so sehr er sich auch wünschte, sie zu sehen.

„Dann muss ich wohl bald wiederkommen, wenn ich so von meinem Patenkind ferngehalten werde.“

„Du weißt doch, dass wir dich nie fernhalten würden. Du kannst ihn immer sehen, wenn du es wünschst.“

„Ich freue mich, das zu hören.“

„Andrew und Gwen werden uns auch keine Gesellschaft leisten. Sie ist erschöpft, was normal ist in ihrem Zustand“, sagte Elly, als sie sich setzte.

„Ist es bald soweit?“, fragte er höflich.

„Eher als wir dachten, glaube ich. Das wird Jolie freuen. Ich bin sicher, sie langweilt sich mit uns hier auf dem Land und will wieder in die Stadt.“

„Das tue ich nicht“, protestierte Jolie bezaubernd. „Ich würde gerne hierbleiben.“

„Nein, nein. Ich werde dich nicht aufhalten, sobald ich weiß, dass Gwen und das Baby gesund sind“, sagte Elly, während sie nach dem Tee klingelte.

Easton betrat das Zimmer. „Bitte entschuldigt die Verspätung. Ich habe mit Vater gesprochen.“

„Wie geht es Wyndham?“, fragte Benedict liebevoll.

„Er wird jeden Tag schwächer, fürchte ich. Er möchte, dass wir Olivia mit uns nach London nehmen. Ihm ist bewusst, dass sie jetzt in die Gesellschaft eingeführt werden sollte.“

„Ist er stark genug für einen Anstandsbesuch, bevor ich wieder gehe?“, fragte Benedict besorgt.

„Er würde es uns nie verzeihen, wenn wir das ablehnten!“ Easton lachte in sich hinein.

„Sehr wohl. Ich werde dann kurz vorbeigehen.“

Der Butler brachte das Tee-Tablett und Elly deutete Jolie an, die Rolle der Gastgeberin zu übernehmen.

„Wie hat Hector Dido gefallen?“, fragte Elly, als Jolie den Tee ausschenkte und jedem seine Tasse gab.

„Dido schien nicht beeindruckt“, grübelte Benedict.

„Hector war müde!“, protestierte Easton.

„Oha. Ich habe meine Aufgabe zu gut erfüllt“, sagte Jolie entschuldigend.

„Sie machen nur Scherze. Pferde haben ihre eigenen Paarungsriten. Manchmal braucht es seine Zeit“, sagte Elly zuversichtlich.

„Ich muss gestehen, ich weiß nicht viel über Pferdezucht“, gab Jolie zu.

„Dafür kennen Sie sich aber sehr gut mit Pferden aus.“ Benedict war überrascht über sich selbst, als er das sagte. „Den Hengst haben Sie mit Leichtigkeit unter Kontrolle gehabt.“

„Vielen Dank, Mr. Stanton“, antwortete Jolie bescheiden.

Benedict sah Easton an, leicht amüsiert, dass man ihn Mr. Stanton nannte, aber Elly mischte sich ein, bevor er etwas sagen konnte.

„War Charlotte schon in der Stadt?“

„Nein, angeblich zieht sie Bücher den Bällen vor. Meine Mutter verzweifelt. Sie glaubt, es würde sie überzeugen, wenn ich selbst gehe. Ich hatte gehofft, dass mir das erspart bleibt, aber so wie es aussieht, muss ich wohl.“

„Dann könnt ihr wenigstens zu zweit das Übel ertragen“, sagte Elly zu Easton. „Wir sollten eine kleine Gesellschaft geben für Olivia und Charlotte, da es auch das Ende der Saison ist. Zu dieser Zeit wird man sowieso nirgends mehr einen freien Tag finden, nur die engsten Freunde werden anwesend sein.“

Benedict war überzeugt, dass Lady Easton dafür sorgen würde, aber würde es seiner Mutter gefallen?

„Das klingt für mich annehmbar, wenn ich London schon nicht vollkommen umgehen kann“, stimmte er zu.

Er sah zu der Cousine hinüber, um ihre Reaktion zu sehen, aber sie hatte ihr Gesicht abgewandt, als sie ihre Teetasse betrachtete.

„Jolie kann mir helfen, die Liste und die Daten aufzustellen. Ich werde deiner Mutter einen Brief mit den Namen schicken, damit sie dem zustimmen kann.“

„Sicherlich“, stimmte Jolie zu.

„Nun gut“, seufzte er resignierend.

„Es wird besser werden, als du glaubst, alter Freund“, sagte Easton, als er ihm auf die Schulter klopfte. „Soll ich dich zu Vater bringen?“


Jolie beobachtete, wie Mr. Stanton mit ihrem Cousin davonging und versuchte, ihn vor Elly nicht zu offensichtlich zu bewundern. Aber sie war verzaubert. Das war eine vollkommen neue Erfahrung für sie.

„So sieht Benedict normalerweise aus“, erklärte Elly.

„Er sah aus wie ein echter Gentleman“, bemerkte Jolie unschuldig.

„Ich kann mich täuschen, aber du wirst ihn wohl häufiger sehen, wenn wir Olivia und Charlotte zusammen vorstellen wollen." Elly schenkte ihr ein wissendes Lächeln.

„Ich freue mich über Olivias Gesellschaft. Ich war nicht besonders erpicht darauf, nach unserer Rückkehr allein zu sein. Ich habe nicht erwartet, dass du jede freie Minute mit mir verbringst“, antwortete Jolie ausweichend.

„Ich weiß, und es macht mir nichts aus. Ich war nicht der Liebling der Gesellschaft, so wie du.“

„Wenn ich es nur so gut haben könnte wie du", sagte Jolie wehmütig.

„Ich habe keinen Zweifel daran, dass du den Richtigen akzeptieren wirst, wenn du ihm begegnest“, sagte Elly mit einem Zwinkern.

„Langsam fürchte ich, dass etwas mit mir nicht stimmt. Ich habe mir schon oft gewünscht, dass Vater etwas für mich arrangiert, aber er wollte es nicht. Und obgleich ich die Wahl habe, gibt es keinen, mit dem ich den Rest meines Lebens verbringen möchte“, sagte Jolie leicht frustriert.

„Du kannst dich glücklich schätzen, dass du die Wahl hast.“

„So sagt man mir. Aber im Moment tröstet es mich wenig.“

Andrew riss die Tür auf und rannte atemlos ins Zimmer. „Elly, komm mit!“

„Was ist los, Andrew? Ist alles in Ordnung mit Gwen?“, fragte Elly.

„Das Baby!“, rief er anstelle einer Erklärung.

„Ich hatte es nicht so schnell erwartet.“ Sie sprang aus ihrem Sessel, um ihrem Bruder zu folgen.

„Kann ich irgendetwas tun, um zu helfen?“, rief Jolie ihnen nach. „Obwohl ich so gut wie nichts über Geburten weiß.“

„Nein, ich habe jede Menge Hilfe dabei. Mach die Gästeliste für die Party“, schlug Elly vor, als Andrew sie aus dem Zimmer zerrte.

Jolie wünschte, sie hätte besser bei ihrer Mutter oder ihrer Schwester aufgepasst. Diese konnten gut organisieren, und sie hatte gelernt, sich von deren Führung des Haushaltes fernzuhalten. Aber sie ging davon aus, dass sie eine Gästeliste aufsetzen konnte, wenn sie es versuchte. Sie kannte sich gut aus in der ton, der feinen Gesellschaft, und wusste, wer für die Saison anwesend war. Sie wusste nur wenig über Mr. Stanton, aber er schien die Stadt nicht besonders zu schätzen, daher ging sie davon aus, dass es ihm egal wäre, wen sie einlud.

Sie saß an dem kleinen Eichenschreibtisch und fing an, eine Liste der Familien zu machen, von denen sie glaubte, dass sie für Olivias und Charlottes Debüt passend wären. Sie wusste, dass die Leute kommen würden, da die Eastons nur selten in die Stadt gingen oder jemanden einluden. Sie musste zugeben, dass sie sich jetzt mehr darauf freute, zurückzukommen, jetzt, da sie wusste, dass Olivia bei ihr sein würde. Und vielleicht konnte sie sich mit Charlotte anfreunden - natürlich ohne Hintergedanken. Es waren nicht weniger als einhundert Namen, als sie fertig war. Das war, so glaubte sie, noch wenig nach den gängigen Standards der Gesellschaft.

Es gab immer noch keine Nachrichten von Gwen oder dem Baby, daher schlenderte sie ins Musikzimmer, um sich etwas Zeit am Pianoforte zu gönnen. Sie freute sich jetzt etwas mehr darauf, in die Stadt zurückzukehren, und ihre Musikauswahl spiegelte ihre Stimmung wider. Mozart war etwas erhebender und fröhlicher als die gefühlvollen Stücke von Beethoven und Bach, die sie ausgewählt hatte, seit ihre Familie fortgefahren war. Nachdem sie mit der Rondo Alla Turca fertig war, sah sie auf die Uhr und war überrascht, dass sie seit einer Stunde gespielt hatte. Sie stand auf und streckte sich, bevor sie zum Fenster ging, um hinauszuschauen.

Ihr Herz schlug ein wenig schneller, als sie Mr. Stanton beobachtet, der sich in der Auffahrt mit Easton unterhielt. Ein Stallbursche hatte ihm ein anderes Pferd gebracht, da er Dido hierließ. Er sah großartig aus, als der sich mit Leichtigkeit auf das Pferd schwang, einen braunen Wallach, der hervorragend zu ihm passte. Sie erinnerte sich an seine ungewöhnlichen, bernsteinfarbigen Augen, die sie mit vagem Interesse im Salon beobachtet hatten, und seine leicht gewellten, dunkelblonden Haare, die sein Gesicht mit dem markanten Kinn umspielten. Er war nicht so groß wie Easton, aber er war drahtig und kraftvoll. Er tippte sich an den Hut und trieb sein Pferd vorwärts.

Sie wollte mehr über ihn wissen, über seine ruhige Zurückhaltung und sein mysteriöses Benehmen. Warum hatte sie noch nie zuvor von ihm gehört? Sie wollte Elly so gerne ausfragen, aber sie wusste, dass sie ihr nicht viel sagen würde. Sie glaubte, dass Elly sie bei jeder passenden Gelegenheit verkuppeln wollte. Sie wünschte, sie wüsste mehr über diesen Mann, damit sie mit ihren Gefühlen besser umgehen könnte. Was, wenn sie ihn wirklich mögen würde und er nichts zu bieten hatte? Würde sie ihn auch noch dann mögen, wenn er arm wäre? Sie war angenehm überrascht, dass der fehlende Titel seiner Anziehungskraft keinen Abbruch tat.

Fünf

Der nächste Tag brachte durch die Geburt von Henrietta Elizabeth einen Wirbelwind der Aktivitäten mit sich. Ihre ältere Schwester Millicent war in keinster Weise erfreut über den Neuankömmling, und der ganze Haushalt war damit beschäftigt, sie abzulenken, damit sie nicht nach ihrer Mutter jammerte. Ihr Kindermädchen kümmerte sich um das Baby und Jolie bot ihre Hilfe an, da sie keine anderen Aufgaben hatte. Jolie liebte Kinder, aber sie hatte noch nie so schwer daran gearbeitet, ein Kind glücklich zu machen - nicht, dass sie viel Erfahrung damit hatte. Glücklicherweise kam Andrew, um sie von der kleinen Millie zu befreien, bevor sie jedes Spiel, jeden Trick und jedes Lied, das sie kannte, angebracht hatte. Sie konnte sich endlich entspannen und hatte die Füße hochgelegt, als Olivia zur Türe hereingeschossen kam.

„Oh! Jolie. Wo sind denn alle?“, fragte die muntere, junge Dame.

„Schön dich zu sehen, Livvy.“ Jolie stand auf und umarmte ihre Cousine. „Gwen hat heute früh ihr Baby bekommen. Elly und das Kindermädchen waren fast den ganzen Tag bei Gwen, und Andrew hat mich gerade eben erst bei Millie abgelöst. Verzeih mir, aber ich bin völlig erschöpft“, erklärte sie, als sie sich wieder unelegant auf das Sofa warf.

„Ist das Baby gesund?“, wollte Olivia wissen.

„Sie scheint es zu sein, aber ich habe sie nur einen kurzen Moment gesehen“, sagte Jolie.

„Noch ein Mädchen?“

„In der Tat. Sie haben sie Henrietta Elizabeth genannt.“

Olivia lachte. „Oh, der Dowager wird das nicht gefallen. Sie hasst ihren Namen.“

„Ich bin der Meinung, dass es eine wunderbare Ehre ist, wenn jemandem nach einem benannt wird. Meine Mutter gab uns allerdings die Namen ihrer Lieblingsorte in Frankreich“, fügte sie hinzu.

„Zumindest sind eure Namen einzigartig. In der Schule gab es noch zwei weitere Olivias und ein halbes Dutzend Elizabeths.“

„Ja, das kann sein. Wie war die Schule? Gefällt es dir dort?“, fragte Jolie.

„Ich werde meine Freunde natürlich vermissen, aber es ist immer schön, wieder nach Hause zu kommen. Adam sagte, Vater ist schwach und er wünscht, dass ich jetzt nach London gehe“, sagte sie stirnrunzelnd.

„Möchtest du nicht gehen?“

„Ich möchte Vater nicht verlassen. Ich würde es bereuen, wenn ich nicht viel Zeit mit ihm verbringen könnte. Ich wäre aus der Schule zurückgekommen, hätte ich gewusst, dass es ihm wieder schlechter geht“, sagte Olivia traurig.

„Ich verstehe. Ich glaube, sie machen sich Sorgen darum, dass dein Debüt verschoben würde, falls das Schlimmste eintritt“, sagte Jolie liebevoll.

„Wie kann ich darüber nachdenken, wenn dies meine letzten Tage mit Vater sein könnten?“ Ihre honigfarbenen Locken sprangen, als sie den Kopf schüttelte.

„Vielleicht sollte keiner von uns gehen“, überlegte Jolie laut.

„Das wird nicht nötig sein“, sagte Easton, als er das Zimmer betrat und seine Schwester umarmte, die ihm sehr ähnlich sah.

„Warum nicht?“, wollte Olivia wissen.

„Vater besteht darauf, dass du jetzt gehst.“

„Oh je, Adam. Meinst du, dass das das Beste ist?“ Sie sah ihn vorsichtig an.

„Es ist unwichtig, was ich denke. Er hat es sich in den Kopf gesetzt. Wir glauben, dass ihm noch etwas Zeit bleibt, aber genau weiß man das natürlich nicht. Wir hatten uns überlegt, dass wir dich zusammen mit Charlotte auf einer kleinen Party vorstellen werden. Vielleicht kannst du dort ein paar Bekanntschaften knüpfen, die sich entwickeln können, trotz der Umstände.“

„Nun gut. Wenn du das für das Beste hältst, dann tu ich, was du sagst.“

Er lächelte seine kleine Schwester liebevoll an, dann wandte er sich an Jolie. „Ich bekam heute einen Brief von meinem Onkel.“

„Geht es meinen Eltern gut?“

„Sie schreiben, dass sie sicher in Schottland angekommen sind, aber sie wissen noch nicht, wie lange sie bleiben werden. So, wie es aussieht, ist Margaux immer noch fest entschlossen, ihr Vorhaben durchzuziehen.“

„Natürlich ist sie das“, stimmte Jolie zu, die wusste, dass ihre Schwester unglaublich störrisch sein konnte.

„Ich hatte eine Anfrage für mehrere unserer Veteranen, die auf einem Landsitz arbeiten sollen, daher wäre ich erst später in London, aber ich verspreche dir, dass ich zur Party da sein werde.“

„Das sind hervorragende Neuigkeiten“, sagte Jolie.

„Ich werde einen Tanz für dich reservieren, Adam“, sagte Olivia. „Aber jetzt werde ich zu Vater gehen und ihn begrüßen.“


Zwei Tage später erhielt Benedict die Nachricht, dass Mrs. Abbot von einem weiteren, gesunden Mädchen entbunden worden war und der gesamte Easton Haushalt innerhalb einer Woche nach London umziehen würde. Lady Easton hatte Wort gehalten und eine Nachricht für seine Mutter beigelegt.

„Mutter“, sagte Benedict, als er am Frühstückstisch vom Lesen seiner Korrespondenz hochblickte, „Lady Easton hat einen Brief adressiert an dich und Charlotte.“

„Wie reizend von ihr“, sagte die Duchess, als sie den Brief von ihrem Sohn in Empfang nahm und ihren Finger unter das Siegel schob.

Er hatte kein Wort des Planes verlauten lassen, für den Fall, dass sich etwas ändern würde.

Seine Mutter sprach laut vor sich hin, während sie las. „Sie wird Lady Olivia früher vorstellen als geplant und sie hat Charlotte eingeladen, zusammen mit ihr zu debütieren.“

„Das ist sehr entgegenkommend von ihr“, bemerkte Benedict. Der Ausdruck auf dem Gesicht seiner Schwester drückte keine Zustimmung aus.

„Ich halte eine kleine Veranstaltung nicht passend für die Tochter eines Earls oder eines Dukes“, sagte seine Mutter, während sie ein Gesicht zog, das nicht beleidigt war, aber auch nicht erfreut.

„Ich möchte überhaupt nicht debütieren“, mischte sich Charlotte ein.

„Verstehst du jetzt, mit was ich zu kämpfen habe, Benedict? Kannst du ihr bitte erklären, dass sie schon bald ein Mauerblümchen und eine alte Jungfer sein wird? Deine Jugend dauert nicht ewig und was wird dann aus dir?“ Den letzten Satz richtete sie direkt an Charlotte.

Benedict konnte sich gerade noch zurückhalten, und nicht die Hände vor den Kopf schlagen. Am liebsten würde er die ganze Situation ignorieren.

„Charlotte, wieso bist du dagegen zu debütieren? Wenn du zustimmst, dass du zusammen mit Olivia debütierst, wird es eine wesentlich kleinere Angelegenheit sein, als deine Mutter sie planen würde, das kann ich dir versichern. Glücklicherweise“, fügte er leise murmelnd hinzu.

„Das habe ich gehört“, sagte seine Mutter mit ernstem Blick.

„Ich stehe nicht gerne im Mittelpunkt allgemeinen Interesses. Ich bin nicht schön, ich bin nicht schlagfertig, ich bin noch nicht einmal modern. Hast du eine Ahnung, wie meine Figur in der derzeitigen Mode aussieht?“

Benedict sah sie ausdruckslos an. Er wusste, dass es darauf keine passende Antwort gab.

„Wie ein Zelt!“, rief sie aus.

„Ich würde nicht sagen, dass du wie ein Zelt aussiehst, aber wenn du dich in so einem Kleid nicht wohlfühlst, kann dir die modiste doch ein anderes machen“, schlug er vor.

„Aber dann ziehe ich erst recht die Blicke auf mich!“, sagte Charlotte frustriert.

„Lady Easton hat mir versichert, dass es nur eine kleine Gesellschaft sein wird. Als die Tochter eines Dukes kannst du deine eigene Mode präsentieren. Wenn du dich wohl in dem fühlst, was du trägst, gefällt es dir bestimmt besser. Ich werde dich nicht noch einmal fragen, ob du in die Stadt gehst, wenn dir dieser Ausflug so sehr widerstrebt. Aber ich kann dir nicht versprechen, dass ich noch einmal in die Stadt gehen werde, solltest du in der Zukunft eine Begleitung benötigen“, hörte er sich überraschend sagen. Die Rolle als Vermittler gefiel ihm nicht.

„Du gehst in die Stadt?“, fragte seine Mutter erstaunt.

„Das werde ich.“

Er sah, dass seine Schwester mit sich kämpfte. Aber ohne bessere Alternative entschied sie sich dafür, die Aufmerksamkeit lieber zu teilen, als allein im Mittelpunkt zu stehen.

Benedict würde sie nicht zwingen zu heiraten. Er würde für sie sorgen und ihr ihre Unabhängigkeit ermöglichen, wenn sie diese wollte. Seine Mutter bestand darauf, dass sie eine Saison durchstehen müsste, bevor er Charlotte darüber informieren könnte. Charlotte war unmodern und sonderbar, und ein wenig üppiger als es der aktuellen Mode entsprach, aber Benedict glaubte, dass die Gesellschaft sie akzeptieren würde, wenn sie sich endlich einmal darauf einlassen würde. Sie war glücklich genug, diesen Luxus zu haben.

„Ich nehme an, dass ich dann wohl gehen muss, wenn du hier bist. Aber sei nicht enttäuscht, wenn nichts dabei herauskommt“, sagte sie mit einem Anflug von Trotz.

„Gutes Kind. Ich werde dich zu nichts zwingen, Charlotte.“

Die Duchess stand abrupt und mit uncharakteristischem Eifer auf. „Wir müssen uns beeilen!“ Sie ging zur Tür.

„Warum die Eile?“, fragte er kühl.

„Wir müssen sofort nach London aufbrechen und eine modiste bestechen!“, sagte sie ungeduldig, bevor sie das Zimmer verließ und nach ihrer Zofe rief.

„Und so fängt es an“, sagte er mitfühlend zu seiner Schwester. Hatte sie überhaupt eine Ahnung, wie sehr der Ruf der Familie vor zehn Jahren gelitten hatte? Er hoffte, dass sie es nicht herausfinden würde.


Benedict fuhr noch vor seiner Schwester und seiner Mutter nach London. Letztere suchte frenetisch nach einer passenden Garderobe für ihre Tochter und bekam von allem anderen so gut wie nichts mehr mit. Er war entschlossen, sich von diesem Chaos zu verabschieden und sich um seine eigenen Angelegenheiten zu kümmern. Und sich, vielleicht, erst einmal umzuhören, bevor er seine Absichten öffentlich machte - falls es nicht schon in der Stadt die Runde gemacht hatte durch Ashburys Bemerkung. Er war fälschlicherweise davon ausgegangen, dass jede der Damen auf Hughs Liste seinen Antrag annehmen würde. Bevor er sich noch weiter blamierte, würde er Hughs dazu erst befragen.

Er wollte innerhalb von zwei Wochen auf dem Weg zurück zu seinem Landsitz sein. Er würde Hughs bitten dafür zu sorgen, dass alle Namen auf der Heiratskandidatinnen-Liste eine Einladung zur Debütparty bekämen, sofern Lady Easton damit einverstanden war. Er wollte die Sache so effizient wie nur möglich angehen und seine Anwesenheit in der ton auf ein Minimum reduzieren. Warum sie so ungewöhnlich fasziniert von seiner Familie waren, konnte er sich nicht erklären. Er zog seine Hosen an wie jeder andere Mann auch. Würde es aber auch jemanden wie Miss Winslow interessieren?

Benedict erinnerte sich an die Musik, die er an dem Tag gehört hatte, als er nach Wyndham aufbrach. Er hatte es gewagt, einen vorsichtigen Blick in den Drawing Room zu werfen und fand sie dort vollkommen versunken in Mozarts Musik. Er hätte beim Zuhören ebenfalls versinken können. Sie spielte nicht nur einfach das Piano - sie brachte es zum Leben. Er fühlte sich zu dieser Frau hingezogen und er wusste, dass er sich deshalb auf jeden Fall von ihr fernhalten musste. Das würde eine schwierige Aufgabe werden, da auch sie in die Stadt mitkommen würde. Sie würde überall dort sein, wo die Eastons waren. Er konnte wohl kaum seinen ältesten Freund meiden, und er wollte es auch nicht. Aber er hatte sich zu sehr geschämt, um Easton über sie auszufragen.

Er musste sich mit seinem geschäftlichen Vorhaben beeilen. Wenn er in ihrer Nähe war, würde er sicher einen weiteren Fehltritt begehen und ständig um sie herum sein. Er konnte die Klatschspalten schon jetzt sehen. „Der einsiedlerische Duke hat seine Lektion beim ersten Mal noch nicht gelernt“. Oder es würde eine Karikatur in der Zeitung geben, wie sie ihn an einer Leine hinter sich herzieht, während ihm die Zunge zum Hals heraushängt und er wie ein anhänglicher Hund sabbert, so dass alle Passanten anhalten und über ihn lachen.

Der Klatsch und sein Vater hatten ihn beim ersten Mal davon getrieben. Benedict würde die Erinnerung an diese Karikatur und die Schande niemals aus seinem Gedächtnis löschen können. Es war nicht der ideale Weg gewesen, um herauszufinden, dass seine Frau sich umhertrieb. Sein Vater hatte sich von der Schande nie erholt. Er hatte die Ehe verboten gehabt und kurz darauf dann das Duell und die Scheidung erleben müssen. Das Duell hatte in Frankreich stattgefunden, wo Benedict nach Lillian gesucht und sie dann mit ihrem Liebhaber gefunden hatte. Er hatte den Mann nicht tödlich verwundet, der später dann aber an einer Infektion starb. Benedict hatte sich geweigert, die Ehe weiterzuführen und letztendlich die Scheidung vom Parlament genehmigt bekommen. Lillian starb weniger als ein Jahr später an einer Krankheit. Soll sie doch verrotten, dachte er verbittert.

Seine Mutter hatte ihm versichert, dass der Skandal schon lange vorbei war, aber er war sich dessen nicht so sicher, jetzt, da die Ashbury -Tochter ihn abgelehnt hatte.

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Yaş sınırı:
16+
Litres'teki yayın tarihi:
17 aralık 2020
Hacim:
241 s. 2 illüstrasyon
ISBN:
9788835414773
Telif hakkı:
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