Kitabı oku: «Biblische Sprachen im Theologiestudium», sayfa 3
Literatur
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Forum Exegese und Hochschuldidaktik Verstehen von Anfang an (VvAa)
Jahrgang 3 – 2018, Heft 1
Ad Fontes. Aber wie?
Zur Lage der Alten Sprachen im Studium der Evangelischen Theologie
Melanie Köhlmoos
Abstract | This essay deals with the conditions of language acquisition in German universities. By law, it is required that a student who aims for a Master of Divinity must know Hebrew, Greek, and Latin before starting course work at university. However, most secondary schools in Germany do not possess a curriculum for Classical philology. Hence Faculties of Theology offer language courses which are more or less desintegrated into the study as a whole. The author discusses several aspects of this problem.
Melanie Köhlmoos, *1966, Dr. theol., ist Professorin für Altes Testament, Goethe-Universität Frankfurt a.M. Sie lehrte alttestamentliche Exegese an unterschiedlichen Standorten und mit unterschiedlichen Lerngruppen (Kirchliche Hochschule Bethel, Universität Bielefeld, Universität Kassel, Universität München, Universität Frankfurt). Sie bietet regelmäßig als Referentin Fortbildungen für Pfarrer und Pfarrerinnen sowie Religionslehrkräfte in verschiedenen Landeskirchen an. 2013 gewann sie den 1822-Hochschulpreis für exzellente Lehre in Frankfurt.
1 Die Problematik: Sachliches Zentrum, curriculare Peripherie
Das Studium der Evangelischen Theologie verlangt von einem großen Teil der Studierenden eine umfangreiche Fremdsprachenkompetenz. In den Studiengängen mit Abschlussziel Pfarramt, Magister Theologiae und Diplom wird die Prüfung in drei Sprachen gefordert: Hebräisch, Griechisch und Latein.1. Für die Lehramtsstudiengänge ist die Situation derzeit komplex. Der gültige Beschluss des Evangelisch-Theologischen Fakultätentages von 2002 sieht für Studierende des gymnasialen Lehramts zwei Sprachen vor.2 Bei den weiteren Lehramtsstudiengängen sind Sprachkenntnisse wünschenswert, aber keine Pflichtanteile.
Diese Wertschätzung der Alten Sprachen für die Evangelische Theologie gehört zu den Traditionsbeständen des Fachs, besitzt aber nicht nur akademische Gründe. Der fachkompetente Umgang mit den Quellen des Glaubens und der Theologie unterscheidet in der Logik und Tradition der Theologie den ‚Profi‘ vom ‚Amateur‘. Für Studierende des Pfarramts gilt nach wie vor, dass nur der- oder diejenige das „Evangelium rein predigen und die Sakramente gemäß dem Evangelium reichen“3 kann, der den Ausgangstext verstehen und auslegen kann. Für Lehrkräfte, die künftige Pfarrerinnen und Pfarrer ausbilden und vorbereiten, gilt dies entsprechend auch.4 Die Formulierung der EKD lautet:
„Sachlich steht hinter der Breite der Fächer das, was nach evangelischer Ansicht das Wesen des christlichen Glaubens zu bestimmen hilft. Weder lässt sich verzichten auf die Reflexion der Begründung noch der Geschichte, noch der gegenwärtigen Gestalt von Kirche und ihren Aufgaben.“5
Die Alten Sprachen gehören somit nicht nur zu den wissenschaftlichen Standards eines Studiums der Evangelischen Theologie (wie Akkadisch für die Altorientalistik), sondern zum Profil des Fachs (wie Arabisch für die Islamische Theologie). Pfarrerinnen und Lehrer sollen ihre Verkündigung also stets als Übersetzung gestalten, die Gestalt und Gehalt des Ausgangstextes kompetent in die Gegenwart überträgt. Die sachgemäße Erschließung quellensprachlicher Texte ist eine der Grundkompetenzen Evangelischer Pfarramtskandidaten und -kandidatinnen und wird daher noch im Zweiten Examen gefordert.6
Dieser sachlichen Position der Sprachen im Zentrum der Evangelischen Theologie entspricht aber nun keineswegs ihr Stellenwert im Studium. Eher ist das Gegenteil der Fall. Verräterisch ist bereits die Konvention, das Studium nach Hebraicum, Graecum und Latinum als ‚sprachfrei‘ zu bezeichnen. In dieser Phase kommen die erworbenen Sprachkenntnisse ja gerade zur Anwendung (oder sollten es zumindest). Ein weiteres Problem ist die Staffelung der Sprachanforderung nach Studiengängen: Dass Lehramtskandidaten und -kandidatinnen reduzierte Sprachkenntnisse erwerben, trägt eine Ungleichbehandlung späterer ‚Profis‘ der Theologie ein, die der Sache eigentlich nicht angemessen ist.
Die größte Herausforderung für die Alten Sprachen im Studium der Evangelischen Theologie liegt indes in ihrer curricularen Position: Nach den einschlägigen Studien- und Prüfungsordnungen ist die zertifizierte Kenntnis von Hebräisch, Griechisch und Latein eine Voraussetzung des Studiums. Mit anderen Worten: Wer Evangelische Theologie studieren will, muss die drei Sprachen können. Demzufolge ist die Phase der Sprachkurse eigentlich noch nicht wirklich Teil des Studiums. Damit steht man vor einer merkwürdigen Ausgangssituation: Was sachlich eigentlich im Zentrum des Fachs steht, wird curricular in die Peripherie verlegt: der Erwerb einer bestimmten Sprachkompetenz. Den Konsequenzen dieses Sachverhalts ist im Folgenden nachzugehen.
2 Sprachen als Voraussetzung des Studiums
Wie bereits erwähnt, gilt die – wie immer geartete – Beherrschung der drei Alten Sprachen zu den Voraussetzungen eines Studiums der Evangelischen Theologie. Das setzt seinerseits voraus, dass es die Möglichkeit geben muss, diese Sprachen vor dem Studium zu lernen. Der Ort dafür ist die Schule. Die an den Universitäten angebotenen Sprachkurse mindestens für Hebräisch und Griechisch verstehen sich als eine Art ‚Brückenkurs‘, in dem nachgeholt wird, was in der Schule ‚verpasst‘ wurde.1 Bereits hier ergibt sich jedoch ein Ungleichgewicht: Während Griechisch und Latein noch überall ordentliches Lehrfach des Gymnasiums sind, ist das für Hebräisch nur noch in Nordrhein-Westfalen und in Baden-Württemberg der Fall. Holen die Graecums- und Latinumskurse also etwas nach, was ein Schüler oder eine Schülerin prinzipiell hätte lernen können, so sind die Hebraicumskurse für alle etwas völlig Neues. D. h. kaum jemand, eigentlich niemand, der oder die Theologie studieren will, hat die Chance, schon die eigene Schulbildung darauf auszurichten.
In einem programmatischen Aufsatz wies Ina Willi-Plein schon 1991(!) darauf hin, dass das Curriculum der Evangelischen Theologie hinsichtlich des Spracherwerbs „schulische Verhältnisse voraus[setzt], die es nicht mehr gibt“2.
Ob die Sprachanforderungen – wie oft gemutmaßt wird – in größerem Umfang Studierwillige vom Studium abhalten, vermag ich nicht zu beurteilen. Entscheidend ist vielmehr, dass die Konstruktion ‚Sprachen als Voraussetzung des Studiums‘ seitens der Kirchen und der Universitäten – vorsichtig ausgedrückt – eine bedauernswerte Kontaktarmut zu den Schulen zeigt. Hebräisch ist nur in zwei Bundesländern noch ordentliches Lehrfach.3 Griechisch ist als Schulfach zwar in allen Bundesländern vorgesehen, das Angebot ist jedoch kaum flächendeckend. Die Bundesländer und Schulen drücken mit ihren Lehrplänen u.a. aus, was sie für derart bildungsträchtig oder berufspraktisch wünschenswert halten, dass schon die Schule darin einführt. Hier ist das Angebot bemerkenswert breit und reicht von Astronomie bis Niederländisch.4 Es wäre wünschenswert, dass die Kirchen hier aktiver würden.
Unter dieser Prämisse, dass die Alten Sprachen nicht Teil des Studiums sind, sondern seine Voraussetzung, gestaltet sich nun auch der aktuelle Sprachunterricht. Soweit ich sehen konnte, ist ein eindeutiges Ziel des bibelsprachlichen Unterrichts nirgendwo in öffentlich zugänglichen Modulhandbüchern oder Curricula differenziert festgelegt. Der Marburger Master-Studiengang sowie einige Lehramtsstudiengänge bilden dabei die Ausnahme. Die Tatsache, dass in den Sprachkursen eine notwendige Studienvoraussetzung – schnellstmöglich – nachgeholt wird, macht eine differenzierte und reflektierte Zielbestimmung offenbar obsolet: Der Sprachunterricht ist der Gegenstand von Prüfungsordnungen, nicht jedoch von (hochschuldidaktischer) Reflexion. Damit ist das generelle Ziel des Unterrichts festgelegt: Man lernt Hebräisch und/oder Griechisch, um Prüfungen zu bestehen bzw. um zu bestimmten Seminaren zugelassen zu werden. Unabhängig davon, wie sich der Unterricht konkret gestaltet, vermittelt diese Praxis eine problematische Botschaft: Sprachenerwerb zielt auf ein abprüfbares ‚Können‘, das man schnellstmöglich erwirbt.
David Käbisch weist darauf hin, dass der aktuelle Sprachunterricht im Theologiestudium ebenfalls weit von den derzeit gültigen schulischen Standards abweicht. Der altsprachliche Unterrricht ist inzwischen auf Kompetenzen ausgerichtet, wohingegen die Universitätskurse nach wie vor eine klassiche Wortschatz- und Grammatikarbeit darstellen.5 Hier konvergieren die beiden Probleme: Wenn Sprachkenntnis zur Voraussetzung des Evangelischen Theologiestudiums gehört, muss sie schnellstmöglich erworben werden, so dass für den echten Kompetenzerwerb keine Zeit ist: Die Rahmenordnung für das Evangelische Theologiestudium veranschlagt für die drei Sprachmodule zwei Semester.6 Dass es in dieser kurzen Zeit kaum möglich ist, auch nur in einer Sprache die gültigen Prüfungsanforderungen für das Abitur zu erreichen,7 versteht sich von selbst. Ina Willi-Plein resümmierte 1991:
„Das Hebraicum ‚bringt man hinter sich‘; danach hat man offenbar nichts mehr vor sich, was das Hebräische betrifft. Der hebräische Text in der theologischen Abschlussprüfung kann dann nur noch als Schikane empfunden werden.“8
Und ähnlich stellt David Käbisch 2013 fest:
„Es handelt sich dabei in der Regel um Kurse, die ein Minimum an Formenlehre und Syntax vermitteln, um in möglichst kurzer Zeit die ‚Ciceroklausur‘ bestehen und mit dem ‚richtigen‘ Studium beginnen zu können.“9
Wie viel Studienmotivation beim derzeitgen Sprachenlernen verloren geht, untersuchte Thomas Heller 2011 empirisch.10 Dass es darüber hinaus nur selten gelingt, dass die Studierenden Sprachkompetenz erwerben, darüber wird häufig geklagt.
Es kann kein Zweifel bestehen, dass die Sprachdozenten und -dozentinnen hervorragende Arbeit leisten und ihre Aufgaben erfüllen. Gleichwohl ist die herkömmliche Position der Kirchen und der Universitäten zum Thema ‚Sprachen‘ veraltet und verschenkt im Blick auf die Studierenden wesentliches Potential. Erfahrungsgemäß ist der Unterricht erfolgreich und nachhaltig, der transparent über seine Ziele Auskunft gibt. Wegweisend und vorbildlich sind in dieser Hinsicht die Initiativen der Universitäten Mainz und Hamburg, die die Ziele und Inhalte des Griechischunterrichts (für Lehramtsstudierende) öffentlich zugänglich machen.11 Auch der Marburger Master-Studiengang für das Pfarramt tut dies.12 Das sollte auch für die Pfarramts-Sprachkurse gelten. Selbst wenn in ihnen ‚nur‘ eine Voraussetzung nachgeholt wird, ist nicht einzusehen, warum nur in diesen Kursen ein Unterricht stattfinden sollte, der sich aufs Bestehen von Prüfungen konzentriert. Wenn die Fakultäten ihrem Selbstverständnis nach eine Lücke schließen, die die Schule hinterlies, sollten sie sich hier auch der Schule anpassen und ihre Lehr-/Lernziele transparent kommunizieren. Der Wunsch ist daher, dass Modulbeauftragte und Studienkommissionen sich mit den Anforderungen und Zielen der Sprachkurse auseinandersetzen. Das Ziel sollte sein, dass in diesem Zusammenhang eindeutige Kompetenzen und Qualifikationsziele in Studienordnungen und Modulhandbüchern kommuniziert werden. Die Lehrbücher und Lehrpläne für Griechisch und Latein bieten hier gutes Material.13 Für Hebräisch ist es noch zu entwickeln. Doch auch bei den Kirchen als potentielle Arbeitgeber der Studierenden besteht hier noch Nachholbedarf. Die Informationsbroschüre der EKD Studium der Evangelischen Theologie zur Vorbereitung auf den Pfarrberuf von 2008 formuliert zum Thema ‚Sprachen‘ pauschal:
„Das Erlernen der Alten Sprachen steht am Anfang und sollte innerhalb des Grundstudiums möglichst konzentriert erfolgen. Nach Maßgabe der jeweiligen staatlichen bzw. kirchlichen Prüfungsordnung sind ein Latinum, ein Graecum und das Hebraicum nachzuweisen.“14
Indes wird bei keiner Teildisziplin erwähnt, dass sie an und mit den Quellensprachen arbeitet:
„Zum Studium des Alten Testaments sind Hebräisch-Kenntnisse nötig. Im Mittelpunkt steht die Auslegung ausgewählter Schriften (z.B. Genesis aus dem Pentateuch, Jesaja aus den Prophetenbüchern, Psalmen aus den übrigen Schriften). Außerdem werden die Entstehungsverhältnisse zusammenhängend dargestellt (sogenannte ‚Einleitungsfragen‘) und die Theologie des Alten Testaments sowie die Geschichte Israels behandelt. Unentbehrliche Hilfswissenschaft ist die Biblische Archäologie, die die Religions- und Kulturgeschichte des Alten Orients mitberücksichtigt.
„Für das Neue Testament ist Griechisch erforderlich. Auch hier steht im Mittelpunkt die Auslegung der einzelnen Schriften (Evangelien und Apostelgeschichte, Paulusbriefe, sonstige Briefe und Schriften). Die Einleitungsfragen, die Theologie des Neuen Testaments und die Geschichte des Urchristentums werden auch hier im Zusammenhang behandelt. Unverzichtbar ist die Kenntnis der hellenistisch-römischen Umwelt und des antiken Judentums.
Beim Studium der Kirchengeschichte, für das Latein erforderlich ist, ist zu unterscheiden zwischen der Geschichte der Kirche als Institution, die eingebettet ist in die Erforschung des Christentums in allen seinen historischen Erscheinungsformen (Kirchengeschichte im engeren Sinn), und der Entwicklung der Theologie (Dogmen- oder Theologiegeschichte). Darum wird das Fachgebiet bisweilen in seiner Gesamtheit auch als Historische Theologie bezeichnet. Es wird im Allgemeinen in folgende Epochen unterteilt: Alte Kirche, Mittelalter, Reformation und Gegenreformation, neuere und neueste Kirchengeschichte (18./19. bzw. 20. Jahrhundert).“15
Zwar wird in allen drei Disziplinen auf die Notwendigkeit der Sprachkenntnisse hingewiesen, dass und wie sie bei den Inhalten auch zum Einsatz kommen, bleibt offen. Für die tatsächliche Wertigkeit der Sprachen für das Studium wäre es ausgesprochen sinnvoll, noch einmal zu sagen, dass die Auslegung am Ausgangstext vollzogen wird und dass man in der Kirchengeschichte durchaus auch Griechischkenntnisse benötigt. Dass auch die Systematische Theologie mit Quellentexten arbeitet, wird in der Broschüre nicht einmal erwähnt. Damit gibt die Informationsbroschüre von 2008 einen Bereich auf, der durch den Beschluss des Fakultätentages von 200216 bereits abgesteckt wurde.
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