Kitabı oku: «Die wechselseitige Rezeption zwischen Ortskirche und Universalkirche», sayfa 4

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4. Kirchenpolitische Implikationen

Als Fallbeispiele für kirchenpolitisch hochbrisante theologische Aussagen, die für DDR-Teilnehmer einer Gratwanderung gleichkamen, seien folgende Themen exemplarisch genannt.

Zu einem Entwurf, der die Verdammung des atheistischen Kommunismus intendierte und Vorschläge für die Seelsorge in jenen Ländern machte, die unter kommunistischer Herrschaft standen, hatte Erzbischof Bengsch bereits im Mai 1962 das Wort zu ergriffen.98 Ihm ging es vor allem darum, den Kommunismus als Erscheinungsform des Atheismus und Materialismus zu brandmarken und Begrifflichkeiten zu meiden, die den Kampf gegen die Kirche unter kommunistischer Herrschaft neu entfachen könnten. Dass es zu keiner verbalen Verurteilung des Kommunismus kam, ist sicher auch auf Bengsch und andere DDR-Bischöfe zurückzuführen. Die damaligen Weihbischöfe Aufderbeck, Schaffran und Theissing hatten beispielsweise für Kardinal Alfrink eine Intervention über den Dialektischen Materialismus vorbereitet99 und Weihbischof Aufderbeck war an der Entstehung des Textes zum Atheismusproblem beteiligt.100 Am 25. Oktober 1964 konnten die Erarbeiter der Intervention für Kardinal Alfrink erfreut konstatieren: „Kein Kapitel und keine neue Verurteilung des Kommunismus und des Dialektischen Materialismus“101.

Erzbischof Bengsch gehörte zu den 75 Konzilsvätern, die bei der Schlussabstimmung am 7. Dezember 1965 gegen die Pastoralkonstitution Gaudium et spes stimmten. Seine Ablehnung hatte er in einem Brief an Papst Paul VI vom 22. November begründet.102 Ihm ging es darum, den Missbrauch des Textes durch totalitäre Regime zu verhindern.103 Ein halbes Jahr nach dieser Entscheidung schrieb Bengsch Kardinal Döpfner einen Brief, erinnerte an diese Vorgänge und zeigte erste Konsequenzen für eine „neue“ vatikanische Ostpolitik auf: „Du erinnerst Dich, daß bereits im Verlauf der 4. Konzilssession mich die kirchenpolitischen Konsequenzen der im Schema 13 fixierten theologischen Akzentsetzungen bedrängten. Mir schien bereits damals die Bejahung der Welt, der Kultur, der Technik zu ungesichert. Wahrscheinlich hast Du noch die Durchschriften meiner Interventionen in der Frage der Weltfriedensorganisationen und meines Memorandums über die notwendigen Vorsichtsmaßnahmen bei Verhandlungen mit den Ostblockländern. Alle meine damaligen Bemühungen haben aber nichts genützt. Der Papst hat mir in der Audienz gesagt, daß er meine besondere Lage wohl verstehe, sie aber nicht zum Maß für gesamtkirchliche Entscheidungen und Unternehmungen machen könne. Es ist mir aber klar, dass die theologische Akzentsetzung im Schema 13 das volle Placet des Papstes hat und von dieser theologischen Konzeption aus der Weg der Weltsendung, der Regierungskontakte, des Dialoges zielstrebig gegangen wird. Die möglichen Dauerkontakte des Vatikans mit allen Ostblockländern, ausgenommen die DDR, dürften natürlich für uns schwerwiegende Folgen haben. Da der hiesige Staatssekretär für Kirchenfragen unter allen Umständen Informationen über bereits laufende Verhandlungen besitzt, muß er die Konsequenz ziehen, dass die politische Abstinenz der mitteldeutschen Bischöfe ernstlich nicht mehr vom Vatikan gedeckt wird. Während bisher manche Forderungen nach politischem Engagement der Kirche gestoppt wurden, weil man hinter der abstinenten Haltung der Bischöfe eine wenigstens indirekte Weisung des Vatikans vermutete, kann man in Zukunft unter Berufung auf das Konzil und den Papst die Bischöfe unter Druck setzen.“104 Die weitere Entwicklung der vatikanischen Ostpolitik gegenüber der DDR bis 1978 folgte durchaus der von Bengsch skizzierten Linie.

Auf die zahlreichen Begegnungen der Teilnehmer aus der DDR mit anderen Konzilsteilnehmern wurde bereits hingewiesen. Gemeinsame Konferenzen der ost- und westdeutschen Bischöfe sowie Sitzungen der ostdeutschen BOK in Rom fanden regelmäßig statt.105 Wie argwöhnisch die DDR diese Begegnungen betrachtete, wurde nach der Unterzeichnung des deutsch-polnischen Brief wechsels der Bischöfe von 1965 deutlich. Am 18. November hatten die polnischen Bischöfe einen Brief an ihre deutschen Mitbrüder verfasst.106 Am 5. Dezember hatten die deutschen Bischöfe mit einem Brief, den auch alle ostdeutschen Bischöfe unterzeichneten, geantwortet.107 Sie baten, so zusammenfassend der Inhalt, um Vergebung und gewährten Vergebung.108 Auf polnischer Seite war offensichtlich der Erzbischof von Breslau, Kominek, federführend beteiligt, auf deutscher Seite dürfte Weihbischof Schaffran, der im Mai 1965 Breslau, Oppeln und Tschenstochau besucht hatte und in Rom vermittelte, eine wichtige Rolle gespielt haben.109 Nach Bekanntwerden in der DDR und Abdruck des Briefwechsels im Ostberliner St. Hedwigblattes kam es zum Eklat. Zum einen sah die DDR-Führung eine ernstliche Loyalitätsverletzung sowie ein totales Einschwenken auf die politische Linie der westdeutschen „Militärkirche“110. Zum anderen sah man einen Eingriff in die nur der Regierung der DDR zustehenden Außenpolitik.111 Das St. Hedwigsblatt wurde zwar nicht beschlagnahmt, musste aber in der Ausgabe vom 19. Dezember 1965 einen Auflage-Text abdrucken.112 „Die katholischen Bischöfe der DDR haben den Briefwechsel mit den polnischen Bischöfen angeregt und sich bisher in keiner Weise von ihm distanziert. Im Gegenteil, Bischof Spülbeck hat sich als Initiator dieses Briefwechsels gerühmt und seine Konzeption nach Kräften verteidigt“113, resümierte man im Staatsekretariat für Kirchenfragen. Dass die DDR-Bischöfe den Briefwechsel angeregt hatten, war bekanntgeworden, vom eigentlichen Initiator, Weihbischof Schaffran, wusste man nichts.

5. Rezeptionsprozesse

Der Begriff der theologischen Rezeption setzt zunächst voraus, dass Informationen und Inhalte transportiert werden, die rezipiert werden sollen. In diesem Sinn setzte der Rezeptionsprozess hinsichtlich des Zweiten Vatikanischen Konzils in der Kirche der DDR bereits dann ein, als Inhalte vermittelt wurden, die es aufzunehmen galt, und dies war seit 1962 der Fall. Die wenigen katholischen, kirchlichen Druckmedien der DDR, der St. Benno-Verlag in Leipzig, die Kirchenblätter „Tag des Herrn“ und „St. Hedwigsblatt“ haben seit Ankündigung des Konzils und vor allem während des Konzils ständig darüber berichtet, aber auch das Geschehen kommentiert. Die Konzilsberichte für den „Tag des Herrn“ beispielsweise kamen auf folgende Weise schnell nach Leipzig: Die Redaktionssekretärin rief den Chefredakteur Josef Gülden zu abgemachter Zeit abends in Rom an. Alles wurde telefonisch durchgegeben, „weil es billiger als telegrafische Übermittlung oder durch den Fernschreiber war“114.

Der Begleiter von Erzbischof Bengsch, Prälat Groß, gab im Auftrag des Berliner Ordinariates seit der ersten Konzilssitzung regelmäßig „Informationen zum Konzil“ heraus, die als „Nur für innerkirchlichen Dienstgebrauch“ eine Besonderheit neben den offiziellen Druckerzeugnissen der DDR darstellten. Die verschiedenen Ordinariate und Generalvikariate konnten diese bestellen und zugeschickt bekommen.115 Seit der 3. Sitzungsperiode war auf Vorschlag von Weihbischof Aufderbeck mit Zustimmung von Erzbischof Bengsch ein Informationsdienst „Vaticanum II, Informationen zum Konzil“ eingerichtet worden.116 Allen Gemeinden war es damit möglich, nachdem man über die Ordinariate und Generalvikariate die Bestellungen aufgegeben hatte, vierzehntägig Informationsmaterial zu erhalten. Der recht umständliche Weg – Papier, Kuverts und Adressen mussten nach Berlin gebracht werden – minderte nicht den Erfolg des Unternehmens.

Aber auch für die breite katholische Öffentlichkeit, die sich nicht nur über die Kirchenblätter informieren konnte oder wollte, gab es durch die sogenannten „Hausbücher“, die jährlich erschienen, Informationen, Kommentare, Hintergrundinformationen und Bildmaterial. Das Hausbuch 1964 trug sogar den Titel „Unser Konzil und aus der Konzilsgeschichte“117. In den folgenden Jahren waren etwa ein Drittel der Beiträge dem Konzil gewidmet, bis sich das Jahrbuch 1967 der unmittelbaren Rezeption der Liturgiekonstitution mit der Gesamtthematik „Liturgische Erneuerung bei uns daheim“118 zuwandte.

Auf die erste theologische Veröffentlichung von Prof. Dr. Otfried Müller von 1963 war bereits an anderer Stelle eingegangen worden. Nach Abschluss der 3. Konzilsperiode fand in Berlin vom 25. Januar 1965-28. Januar 1965 ein Liturgischer Kongress statt, dessen Beiträge im gleichen Jahr publiziert wurden.119 Eine für einen breiten Leserkreis verfasste Auswahl von Texten des II. Vatikanischen Konzils erschien 1966.120 Die erste vollständige, gedruckte Textausgabe wurde 1967 herausgegeben.121

„Mit etwas zeitlicher Verzögerung konnten die meisten liturgischen Bücher im St. Benno Verlag erscheinen oder aus dem Westen eingeführt werden. Auch wenn das Fehlen von Zeitschriften und anderen publizistischen Möglichkeiten beklagt wurde, wurden die vorhandenen Möglichkeiten erstaunlich effektiv genutzt. Vor allem Priester und kirchliche Mitarbeiter hatten Zugang zu wesentlichen Informationen rund um die Liturgiereform.“122

Neben der BOK hat sich um den Rezeptionsprozess vor allem das Philosophisch-Theologische Studium in Erfurt verdient gemacht. Die Teilnehmer des Studiums haben in zahlreichen Veröffentlichungen vor allem aber auch durch zahlreiche Vorträge und Bildungsveranstaltungen Idee und Inhalte des Konzils vermittelt. Nicht zuletzt sind wissenschaftliche Untersuchungen oder Dissertationen in der Folge des Konzils zu nennen, die in Erfurt entstanden oder angeregt wurden: „Die Bedeutung des Hörers für die Verkündigung“123, „Die Diözesan- und Regionalsynoden im deutschen Sprachraum nach dem Zweiten Vatikanum“124, „Der Priesterrat“125, „Kirchliches Ordensverständnis im Wandel“126, eine „Untersuchung zu Funktion und Inhalt der Christologie im 1. Teil der Pastoralkonstitution ‚Gaudium et spes127 und schließlich eine Dissertation „Kirche und sozialistische Welt. Eine Untersuchung zur Frage der Rezeption von ‚Gaudium et spes‘ durch die Pastoralsynode der katholischen Kirche in der DDR“128.

Es ist die erste Untersuchung zur Frage der Rezeption von Gaudium et spes in der DDR, die sich aber auch mit dem Rezeptionsprozess des gesamten Vatikanums in der katholischen Kirche in der DDR beschäftigt. Der Verfasser, Rolf Schumacher, hat hinsichtlich der Thematik eindeutig herausgearbeitet: Beim Prozess Pastoralsynode, dem Rezeptionsprozess für das II. Vatikanische Konzil in der Kirche der DDR, handelt es sich insgesamt um eine überzeugende Rezeption von Gaudium et spes unter den gegebenen Bedingungen der DDR. Natürlich gab es Themen, wie die Soziallehre, bei denen man von einer bewussten Nichtrezeption sprechen kann. Doch dafür war die Synode geradezu vom II. Vatikanum legitimiert worden, indem die Ortskirchen dazu aufgerufen waren, die Lehre des Konzils an die jeweilige Situation und Denkweise anzupassen.129

Dass das II. Vatikanische Konzil in der katholischen Kirche der DDR rezipiert wurde, steht außer Frage. Besonders hinsichtlich der Ökumene130 könnten ausführlich und differenziert in einer eigenen Untersuchung die vielfältigen, positiven nachkonziliaren Aktivitäten dargestellt werden. Ob es nicht hinsichtlich bestimmter Konzilsaussagen eine beabsichtigte Nichtrezeption bestimmter Inhalte gegeben habe, ist oft gefragt worden. Die Frage ist mit Ja zu beantworten, weil gesellschaftliche und politische Rahmenbedingungen einer Rezeption entgegenstanden. Ein Hinweis auf die kirchlich-politische Situation in anderen Ländern und die ebenfalls unterschiedliche Rezeption sowie die Tatsache, dass die Rezeption des Konzils in vielen Teilen in der Katholischen Kirche überhaupt noch aussteht, kann dieses scheinbar „nur“ spezifische DDR-Phänomen relativieren.

Die Pastoralsynode der DDR selbst, die von 1973 bis 1975 in Dresden stattfand, und ihre Dokumente131 wurden kaum rezipiert und sind beinahe in Vergessenheit geraten. Von Synodenmüdigkeit wurde schon während der letzten Sitzungen gesprochen, auch wenn eine Kommunikation zwischen Synode und Gemeinden stattfand.132 Zwar zeigen neuere Forschungen, dass unterhalb der kirchenamtlichen Ebene, oftmals versteckt und anonym, Synodeninhalte rezipiert wurden, an der Gesamteinschätzung ändert dies nichts.133

Festzuhalten bleibt, dass es ein Versäumnis der BOK war, ihrerseits die Rezeption nicht voranzutreiben. Vielleicht aber liegt der Grund für die unbewusst intendierte Passivität der BOK auch an der doppelten Diasporasituation, die, wenn schon nicht zur Ängstlichkeit, so doch manchmal zu übergroßer Vorsicht bewog. Für eine solche Mentalität aber boten die optimistischen Texte der Synode wenig Rückhalt.

Eine Zusammenfassung wird zunächst die drei Ausgangsfragen beantworten müssen. Der Staat hatte eine Teilnahme der ostdeutschen Ordinarien am Konzil gestattet. Reisegenehmigungen wurden erteilt, wenn auch der Versuch gemacht wurde, Einfluss, zu nehmen. Informationen über das Konzil und seine Inhalte wurden zu keiner Zeit verhindert. Rezeptionsprozesse kamen zustande, wenn auch unter den besonderen Bedingungen einer Kirche in einem „totalitären“ Staat. Besondere Bedeutung erlangte das Zweite Vatikanische Konzil, an dessen Vorbereitung und Sitzungen Bischöfe und Theologen aus der DDR beteiligt waren aber auch durch andere Momente.134 Auf dem Konzil geknüpfte Kontakte der Bischöfe der DDR zu anderen Konzilsteilnehmern wurden über Jahre, u.a. durch Gäste der Weltkirche bei den Diözesanwallfahrten, gepflegt. Sie förderten ein Gefühl der Zugehörigkeit zur Weltkirche. Die Konzilstexte selbst fanden ein z.T. euphorisches Echo, das vor allem in der Diözesansynode des Bistums Meißen und den dort verabschiedeten Dokumenten zum Ausdruck kam. Hinweise auf die Zugehörigkeit und Verbindung zur Weltkirche bei Auseinandersetzungen mit dem Staat waren nunmehr durch das Lebensgefühl der DDR-Katholiken gedeckt und wurden der Öffentlichkeit z.B. durch von Wallfahrten verschickte Grußtelegramme an den Papst dokumentiert. Berufungen von Bischöfen und Theologen aus der DDR in internationale und päpstliche Gremien verhinderten seit dem Konzil eine menschliche, kirchliche oder wissenschaftliche Isolation.

Rezeptionsforschung aus lokaler Perspektive – Methodologische Reflexionen
Gilles Routhier

Studien über die Konzilsrezeption schenken den Ortskirchen – mit nur wenigen Ausnahmen – kaum Beachtung. Gerade weil das der Fall ist, werden solche Geschichten des Konzils und seiner Rezeption in die Kategorie der oft etwas abschätzig so bezeichneten „Lokalgeschichte“ eingeordnet, der neben der „großen Geschichte“, der universalen, vermeintlich einzig Beachtung verdienenden, oft nur wenig Bedeutung beigemessen wird. Wenn aber Rezeption die Assimilation eines Gutes durch ein Subjekt ist, dem dieses angeboten wird und das es also nicht selbst hervorgebracht hat, muss man die Rezeption des Konzils in erster Linie ausgehend von den Ortskirchen untersuchen bzw. ausgehend von einer Gruppe von Ortskirchen in einem Land oder einer Region. Tut man dies nicht, bleibt man schlicht bei der Untersuchung der Bemühungen zur Umsetzung des Konzils stehen bzw. bei der Untersuchung der pastoralen Initiativen dazu. Das ist aber etwas anderes als die Erforschung der Konzilsrezeption. Die Erforschung der Rezeption untersucht das Handeln der Subjekte, die sich das, was ihnen angeboten wird, zu eigen machen, es assimilieren. In diesem Prozess der Assimilation und der Appropriation dessen, was von einem anderen empfangen wurde, lässt sich ein Prozess der Transformation des Dargebotenen beobachten. Die Rezeption führt uns weg vom Handeln der Gestalter oder „Produzenten“ des Dargebotenen sowie von dem seiner Verbreiter hin zur Untersuchung der Aktivität jener, die sich dieses zu eigen machen. Indem wir bedenken, dass es ebenso wichtig ist, das Konzil zu rezipieren, wie es weiterzugeben oder Initiativen zu seiner Umsetzung zu ergreifen, gleiten wir also in eine andere Perspektive hinüber.

Ich will im Folgenden die Bedeutung solcher Untersuchungen auf lokaler Ebene zeigen indem ich auf ihren hohen Ertrag für die historische Forschung hinweise. Schließlich möchte ich die Wege skizzieren, die eine solche Untersuchung einschlagen kann, und abschließend einige davon vorstellen.

1. Die Rezeption auf lokalem Niveau: Skalen und Ebenen

Wenn die Rezeption eines Konzils immer ein Subjekt erfordert, das im Stande ist es zu rezipieren, und wenn sie sich immer in einem spezifischen Raum menschlichen Lebens realisiert, dann stellt sich unmittelbar die Frage nach der Determination 1. des Subjektes und 2. des Raumes (geographisch, kulturell oder soziologisch), den wir in Betracht nehmen müssen. Ich werde nur kurz auf die erste Frage antworten, um die zweite weiter ausführen zu können.

Das Subjekt, das im Stande ist ein Konzil zu rezipieren, ist vor allem ein kirchliches Subjekt. Ich persönlich fördere keine Studien, die sich individuellen Subjekten widmen und mit Hilfe von Meinungsumfragen oder persönlichen Gesprächen durchgeführt werden. Ein Konzil richtet sich nicht in erster Linie an Individuen, es richtet sich nicht an die Gläubigen als voneinander getrennte und isolierte Subjekte, sondern es ist der Rezeption der Kirchen dargeboten. Daher mag man von der Rezeption durch eine Ortskirche sprechen oder evtl. durch kirchliche Vereine oder Bewegungen oder auch durch Gruppen von ihnen, wie beispielsweise den Kirchen eines Landes oder einer Region.

Dies vorausgeschickt, ist ebenso klar, dass das gewählte Subjekt, der Rezipient, zugleich den Raum bestimmt, in dem die Rezeption stattfindet. Ich möchte nun bei diesem Punkt bleiben, um zu zeigen, dass der Ertrag der Forschungsarbeit eng mit der Wahl der Ebene verbunden ist, auf der man die Konzilsrezeption erforscht: lokal, regional, national, kontinental oder sogar weltweit. Daran anschließend möchte ich zeigen, dass sich die praktische Rezeption, die den Abschluss des Rezeptionsprozesses darstellt, am besten auf lokaler Ebene beobachten lässt.

1.1. Die verschiedenen Skalen

Die Arbeit mit Geografen hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass die Wahl der Skala135 entscheidend ist, und zwar schon bei der Festlegung des Untersuchungsgegenstandes. Die gleiche Erfahrung machen Soziologen. Es gibt Phänomene, die sich überhaupt nur auf bestimmten Ebenen nahbar und greifbar machen lassen. Je mehr man in die Höhe steigt, desto weiter wird der Raum, der freigelegt wird, sodass man in der Lage ist, ein Element im größeren Ganzen einzuordnen und Verbindungen mit verschiedenen anderen Elementen herzustellen, die im Gesamtumfeld sichtbar werden, das sich dem Auge des Beobachters darbietet. Dennoch tendieren die Feinheiten des Reliefs auf dieser Ebene dazu zu verschwinden; man erkennt die Einzelheiten der gleichsam aus großer Höhe betrachteten Gebiete nicht mehr. Es gilt, sich auf eine andere Ebene zu begeben, wenn man Details genau erfassen will, sonst entgehen sie uns und werden undeutlich.

Wer über Konzilsrezeption forscht und sich sorgsam mit der Wahl einer guten Untersuchungsebene befasst, sollte eine Ebene festlegen, die ein möglichst gutes Verständnis der untersuchten Phänomene erlaubt. Die Resultate bereits veröffentlichter Untersuchungen führen uns vor Augen, wie sehr die Entscheidung zur Arbeit auf kleiner Skala, also auf der Ebene einer Stadt, einer Diözese, einer Region oder eines Landes das Nachvollziehen einzelner Aspekte ermöglicht, die sich dagegen nur schwer festmachen lassen, wenn man auf einer zu großen Skala arbeitet (kontinental oder weltweit). Natürlich muss man auch die zahlreichen Interrelationen zwischen diesen verschiedenen Ebenen berücksichtigen, dennoch verdient die Untersuchung jeder einzelnen dieser Ebenen es, unternommen zu werden.

Heute bin ich der Überzeugung, dass die Studien auf kontinentaler Ebene keine befriedigenden Ergebnisse liefern, sodass ich jedem Studenten, der ein solches Thema in Angriff nehmen möchte, davon abraten würde. Diese Bemerkung führt mich zu der Frage nach der Ebene, mit der sich am besten zufriedenstellende Ergebnisse erzielen lassen. Es gibt bisher Studien, die sich der Untersuchung der Konzilsrezeption in Afrika, Asien oder auf einem anderen Kontinent gewidmet haben136. Die Ergebnisse sind oft sehr allgemein und enttäuschend. Um das anhand eines Beispiels zu veranschaulichen, möge man sich nur einmal vor Augen führen, dass die Rezeption beispielsweise der Liturgiereform auf dem europäischen Kontinent nicht überall denselben Lauf nimmt: in Polen, Frankreich, Italien oder Spanien137. Selbst Spanien ist diesbezüglich kein homogenes Ganzes, wie es die Forschungen von Bellavista zu Katalonien und von Unzueta zum Baskenland gezeigt haben. Was soll man da erst sagen, wenn man an die Erklärung zur Religionsfreiheit und deren Rezeption denkt! Der Verlauf fällt so unterschiedlich aus, je nachdem ob man sich in den Ländern des Ostens oder in einer westeuropäischen Demokratie befindet, in mehrheitlich katholischen Länder (Spanien, Italien, Portugal) oder in solchen, die eine große konfessionelle Vielfalt kennen (England, Deutschland, etc.).

Es gibt Studien, die sich mit der Rezeption auf nationaler Ebene befassen, oder genauer: auf der Ebene eines Landes arbeiten138. Das ist ein Raum, der sich zuweilen als sehr komplex, nicht immer homogen und oft stark differenziert erweisen kann, wie es in Kanada der Fall ist. Daher ist es manchmal schwierig aussagekräftige Schlüsse zu ziehen, wenn man auf dieser Ebene arbeitet. Seltener sind die Studien, die von Anfang an auf regionaler Ebene arbeiten139. Die meisten Forscher bevorzugen die diözesane Ebene140, die ihnen einen klar begrenzten und leicht abzusteckenden Raum bietet. Hingegen sind die Untersuchungen wieder sehr rar, die sich tatsächlich für die Ebene der Pfarrei interessieren, obwohl ich einräumen muss, dass es sich hier um eine höchst relevante Ebene handelt141. Anders gesagt: ich habe oft den Eindruck, dass die wirklich ausschlaggebenden Orte, an denen die Rezeption des Zweiten Vatikanischen Konzils tatsächlich stattfindet, zugleich diejenigen sind, die am wenigsten in den Genuss von ernstzunehmenden und gründlichen Untersuchungen gekommen sind.

Ich selbst bevorzuge oft die diözesane142, die regionale (mehrere Diözesen)143 oder nationale144 Skala. Natürlich dispensiert die Wahl einer Diözese, einer Region oder eines Landes als Forschungsgrundlage uns nicht davon, die Phänomene größeren Ausmaßes, die unsere Skala sprengen, zueinander in Beziehung zu setzen und die Fakten, die wir in unserem Gebiet beobachten mit denen in Relation zu bringen, die sich auf anderen und größeren Ebenen zeigen. Es geht also nicht darum, diesen Raum isoliert zu betrachten, sondern vielmehr darum, ihn als Ausgangspunkt zu sehen. In einer Untersuchung von einem klar abgesteckten Raum, wie etwa einer Diözese auszugehen, impliziert außerdem eine gewisse Aufmerksamkeit für kleinere Gebiete unterhalb der diözesanen Ebene, für Pastoraleinheiten, Pfarreien, einzelne Gruppen usw., so wie eine Untersuchung auf nationaler Ebene ihrerseits Verallgemeinerungen vermeiden und die verschiedenen Untereinheiten und Diözesen in den Blick nehmen muss.

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