Kitabı oku: «Geschichte des Fremdsprachenstudiums in der Romania»
Lidia Becker
Geschichte des Fremdsprachenstudiums in der Romania
Romanistisches Kolloquium XXXI
Narr Francke Attempto Verlag Tübingen
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© 2020 • Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG
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ISBN 978-3-8233-8251-5 (Print)
ISBN 978-3-8233-0226-1 (ePub)
Inhalt
Vorwort: Geschichte des Fremdsprachenstudiums in der Romania
Geschichte der frühen Französisch-„Lehrwerke“ in Spanien1 Einleitung2 Lehrmethoden des 16., 17. und 18. Jahrhunderts3 Didaktisch-methodische Ansätze in den frühen in Spanien publizierten Französisch-Grammatiken3.1 Das 16. Jahrhundert: Sotomayors praktische Grammatik3.2 Das 17. Jahrhundert: Erste Französisch-Grammatiken nach traditionellem Vorbild3.3 Das 18. Jahrhundert: Über die Transformation der Französisch-Grammatiken in Französisch-„Lehrwerke“4 Versuch einer Kategorisierung4.1 Zwischen Grammatikregeln und praktischer Anwendung: Die eklektische Methode4.2 Die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts als konstitutives Moment für die Entwicklung hin zum Französisch-„Lehrwerk“5 Zusammenfassung und Ausblick6 Bibliographie6.1 Primärliteratur6.2 Sekundärliteratur
El estudio universitario del Alemán como Lengua Extranjera en España: perspectiva histórica y análisis de planes de estudios1 Introducción: el alemán en el sistema educativo español y su estudio2 Desarrollo institucional de los estudios de alemán en el sistema universitario español2.1 El alemán en la universidad española antes del nacimiento de la germanística española2.2 Nacimiento y primeros pasos de la germanística española2.4 La germanística española desde los 1990 hasta el EEES2.5 La germanística española desde las reformas del EEES2.6 Formación oficial de profesorado del alemán como lengua extranjera3 Análisis de planes de estudio en perspectiva histórica4 ConclusionesBibliografíaBase legislativa citada (por orden cronológico)
„Por esto dicen que más ven cuatro ojos que dos“: Valdés’ Diálogo de la lengua (1535) aus der Perspektive moderner Ansätze der Fremdsprachendidaktik verwandter Sprachen1 Einleitung2 Kontrastive Ansätze in der Geschichte der Fremdsprachendidaktik3 Kontrastive Perspektiven in Werken zum Spanischen im Italien des 16. Jahrhunderts4 Valdés’ Diálogo de la lengua im Licht von Konzepten der modernen Fremdsprachendidaktik4.1 Ausrichtung an Adressatengruppen4.2 Darstellung von Merkmalen der spanischen Sprache, Konvergenzen und Divergenzen gegenüber anderen Sprachen4.3 Erklärung und Bewertung von Konvergenzen und Divergenzen5 Zur Aktualität des Diálogo de la lengua5.1 Sprachkonzeption und didaktische Konzepte5.2 Perpektiven für die aktuelle Hochschuldidaktik in der Romanistik?6 Schlussbemerkungen7 LiteraturangabenTextausgabenWeitere Literatur
Französisch für Mädchen 1587: La Guirlande des jeunes filles von Gabriel Meurier Bibliographie
Geschichte des Fremdsprachenunterrichts und der Fremdsprachenforschung in der Romania – eine Annäherung am Beispiel Italiens1 Einleitung1.1 Fragestellung1.2 Forschungsstand1.3 Zielsetzung und methodische Vorbemerkung2 Geschichte des Fremdsprachenunterrichts und der Fremdsprachenforschung in Italien2.1 Vorgeschichte – Anfänge des Fremdsprachenunterrichts in Italien: Latein, Griechisch, Hebräisch und das Toskanische2.2 Bildung und Fremdsprachenunterricht seit der Aufklärung: Französisch2.3 Fremdsprachenunterricht im Königreich Italien ab dem 19. Jahrhundert: Französisch, Latein, Griechisch, Deutsch, Englisch – und Italienisch2.4 Fremdsprachenunterricht in Zeiten des Faschismus: Vor allem Latein – und Abschaffung der modernen Fremdsprachen2.5 Fremdsprachenunterricht in den 1950er und 1960er Jahren: Weniger Latein, mehr moderne Fremdsprachen – auch Deutsch und Spanisch2.6 Von den 1960er zu den 1970er Jahren: Die „rivoluzione glottodidattica“ unter den Vorzeichen von Soziolinguistik und Pragmatik2.7 Institutionelle und epistemologische Konstituierung einer italienischen Fremdsprachendidaktik2.8 Ein europäisches Spezifikum in der Fremdsprachenlehrerbildung: der Progetto Speciale Lingue Straniere (1979)2.9 Entwicklungen des Fremdsprachenunterrichts und der Fremdsprachenlehrerbildung seit den 1980er Jahren2.10 Jüngere Ausdifferenzierungen der Fremdsprachenforschung in Italien3 Schlussfolgerung und PerspektivenBibliographie
Verso una storia dell'insegnamento dell'italiano L2: maestri di lingua, materiali didattici, istituzioni1 Premessa2 Elementi di sfondo per una storia dell'insegnamento dell'italiano L23 Le scelte istituzionali3.1 L'istituzione della prima cattedra di italiano e la questione della lingua3.2 La prima cattedra rivolta agli stranieri3.3 Il rapporto lingua – cultura negli stereotipi3.4 La proposta linguistico-educativa fra le ragioni della norma e dell’uso4 I maestri di lingua mediatori fra norma e uso5 Le motivazioni allo studio dell’italiano nei manuali di italiano per stranieri nei secoli XVII e XVIII6 I dialoghi7 ConclusioniBibliografia
Fremde Sprachen/Fremdsprachen und die Romanistik des 19. Jahrhunderts 1 Romanistik ohne Fremdsprachenstudium? Zu den Anfängen einer universitären Disziplin 2 Philologie(n), Wissenschaft und Wissenschaftlichkeit 3 Identität und Alterität: Philologie(n) und fremde Sprachen 4 Friedrich Diez, die wissenschaftliche Romanistik und die Tochtersprachendebatte 5 Die Neueren Philologien und der neue Fremdsprachenunterricht Bibliographie
Die Romanische Philologie und die Herausbildung des Neuphilologen als neuer Typus des Fremdsprachenlehrers im 19. Jahrhundert in Deutschland 1 Einleitung 2 Ideologeme des Französischunterrichts 3 Die Institutionalisierung der Französischlehrerausbildung 4 Der Neuphilologe als neuer Typus des Fremdsprachenlehrers 5 Vom neuen Selbst-Bewusstsein: Ein Fazit 6 Literatur
Zurück zu den Anfängen?1 Bildung versus Ausbildung – der historische Kontext einer aktuellen Grundsatzdebatte2 Die Herausbildung eines neuen Bildungsideals für die modernen Fremdsprachen3 Die Streitpunkte: Die Rolle der Lektüre und der Grammatikvermittlung3.1 Die Texte3.2. Grammatikunterricht und -vermittlung4 Die alten Debatten im neuen Licht? Zur aktuellen Methodendebatte aus linguistischer Sicht5 Fazit: Noch immer kein Goldstandard – aber ein beginnender DialogBibliographie
Die didaktische Konzeption deutschsprachiger Italienischlehrwerke von 1924 bis zur Gegenwart1 Einleitung2 Das Korpus3 Ergebnisdiskussion3.1 Die “Kleine italienische Sprachlehre” (1924)3.2 Exkurs: „In Italia“ (1941)3.3 Modernes Italienisch (1955)3.4 „Langenscheidts Praktisches Lehrbuch Italienisch“ (1968)3.5 „Buongiorno!“ (1986)3.6 „Nuovo contatto C1“ (2014)4 Zusammenfassung und Ausblick5 Bibliographie5.1 Analysierte Lehrwerke5.2 Sekundärliteratur
Les mots voyagent autant que les hommes ‒ Potentiale der Mehrsprachigkeitsdidaktik in dia- und synchroner Perspektive1 Einleitung2 Gebrauchsgrammatiken, Konversationswörterbücher und Glossare3 Zwischenfazit4 Aktuelle methodische Vorgehensweisen5 Zusammenfassung und Ausblick6 Literatur6.1 Gebrauchsgrammatiken & Wörterbücher (in chronologischer Reihenfolge)6.2 Fachliteratur6.3 Webliographie
Vorwort: Geschichte des Fremdsprachenstudiums in der Romania
Facettenreich und vielschichtig ist die Geschichte des Fremdsprachenunterrichts in allen Alters- und Ausbildungsstufen. Die Romania stellt dabei ein besonders reizvolles Untersuchungsfeld dar. Zu nennen ist hier beispielsweise die allmähliche Umgestaltung des Fächerkanons, vom Rückgang der klassischen Sprachen, vor allem des Griechischen und des Lateins, bis hin zur zunehmenden Auffächerung des Spektrums der modernen Fremdsprachen und zur Kombination des Fremdsprachenstudiums mit nicht-philologischen Studienfächern. Man denke auch an das Spannungsverhältnis zwischen Sprache und Literatur, an das persönliche Profil und die Tätigkeitsbereiche der Lehrpersonen sowie an das Studium der modernen Fremdsprachen im europäischen Vergleich. Im Mittelpunkt des vorliegenden Bandes, der die Beiträge des XXXI. Romanistischen Kolloquiums vereint, das im Jahr 2016 an der Universität Mannheim stattgefunden hat, stehen Einzelaspekte der Entwicklung des Fremdsprachenstudiums in der Romania. Ergänzend wird dabei ferner auch dem Studium der romanischen Sprachen im deutschsprachigen Raum Beachtung geschenkt.
Die ersten drei Beiträge des Bandes beziehen sich auf Spanien. Im Zentrum des Aufsatzes von Lukas Eibensteiner stehen Grundzüge der Entwicklung des Fremdsprachenstudiums in Spanien mit besonderer Berücksichtigung von Nebrijas Gramática castellana und von Wilhelm Viëtors Pamphlet Der Sprachunterricht muss umkehren! Nach einem allgemeinen Überblick über die Institutionen, in denen Fremdsprachen gelehrt wurden, wird das Studium bzw. das Lernen des Französischen näher beleuchtet. Dabei finden Grammatiken, Wörterbücher, Konversationslehrbücher und verwandte Textsorten Beachtung, die bis ins 19. Jahrhundert für die Vermittlung der französischen Sprache verwendet wurden.
Die Entwicklung des Studiums von Deutsch als Fremdsprache in spanischen Hochschulen von den Anfängen bis heute ist Gegenstand des Beitrags von Raúl Sánchez Prieto. Auf der Grundlage von gesellschaftspolitischen und sozialpädagogischen Aspekten unterscheidet er dabei fünf Phasen. Die erste Phase umfasst die Jahre vor der Gründung der spanischen Germanistik im Jahre 1952, in denen dem Deutschen an den spanischen Universitäten kaum Beachtung geschenkt wurde. Die zweite Phase (1952-1973) ist durch die Gründung und Konsolidierung der Germanistik an den Universitäten von Salamanca, Madrid sowie später in Barcelona gekennzeichnet. Der Zeitraum, der sich vom Erscheinen der Studienpläne im Jahr 1973 bis zur Anpassung des Hochschulreformgesetzes an die Studienpläne im Jahr 1993 erstreckt, macht die dritte Phase aus, die durch die Steigerung der Anzahl der Germanistik-Studierenden sowie der Universitäten, an denen man Germanistik studieren konnte, gekennzeichnet ist. Die vierte Phase (1993-2010) wird von der Krise des Faches geprägt. Die fünfte Phase (seit 2010) wird durch die Neuorganisation der Germanistik an den meisten spanischen Universitäten charakterisiert.
Der Beitrag von Esme Winter-Froemel setzt sich zum Ziel, Juan de Valdés’ Diálogo de la lengua (1535) im Hinblick auf die Perspektiven zu betrachten, die auf das Erlernen verwandter Sprachen – konkret des Spanischen und Italienischen – eingenommen werden. Ergänzend werden weitere Autoren, insbesondere Antonio de Nebrija, herangezogen. Es wird gezeigt, dass der Diálogo, auch wenn er wirkungsgeschichtlich und von seiner Zielsetzung her nicht im Sinne einer Grundlegung kontrastiver fremdsprachendidaktischer Ansätze verstanden werden kann, dennoch Impulse für die Diskussion auf diesem Gebiet geben kann. Untersucht wird ferner, wie die Vergleiche zwischen den Sprachen motiviert und im Text realisiert werden und wie Konvergenzen und Divergenzen zwischen den Sprachen im Hinblick auf den Fremdsprachenerwerb zu bewerten sind. Ausgehend davon wird eine Brücke zu aktuellen fremdsprachendidaktischen Ansätzen geschlagen, die nach einer Phase der dezidierten Zurückweisung kontrastiver Perspektiven nun gezielt wieder Kenntnisse in der Muttersprache der Lernenden sowie ggf. weiterer erlernter Fremdsprachen einbeziehen. Abschließend wird erörtert, inwiefern sich aus den untersuchten Werken des 16. Jahrhunderts hilfreiche Perspektiven für das Studium der Romanistik im deutschsprachigen Raum in der heutigen Zeit ergeben können.
Das 16. Jahrhundert ist in Europa eine erste Blütezeit der Sprachlehrbücher aller Art. Besonders dort, wo Französisch, Niederländisch und Deutsch aufeinandertrafen, gab es ein großes Interesse an solchen Sprachlehrwerken. Eine große Produktion von Lehrwerken war auch in Antwerpen zu verzeichnen, einer damals zweisprachigen Stadt, in der die Weltsprache Französisch ein höheres Prestige als das regionale Flämische genoss und eine Bedingung für den sozialen Aufstieg darstellte. Im Mittelpunkt des Beitrags von Johannes Kramer steht das 1597 in Antwerpen entstandene und publizierte dialogische Lehrbuch des Französischen für Mädchen, La guirlande des ieunes filles, en françois & flamen, mit dem niederländischen Untertitel Het Cransken der jonghe Dochters / in Fransoys ende Duytsch von Gabriel Meurier. Im Werk wird der Schulalltag einer aus 48 jeunes filles an der Schwelle zum Erwachsenenalter bestehenden Gruppe dargestellt.
Es folgen zwei Beiträge mit Bezug zu Italien. Der erste stammt von Daniel Reimann und versteht sich als eine Sondierung zur Geschichte des Fremdsprachenunterrichts und der Fremdsprachenforschung in der Romania aus deutschsprachiger Perspektive. Einleitend wird der Forschungsstand zur Geschichte des Fremdsprachenunterrichts und der Fremdsprachendidaktik in der Romania aus allgemeiner Perspektive betrachtet, wobei eine systematische Einteilung des Forschungsstands im deutschsprachigen Raum, in der Romania außerhalb Italiens und in Italien vorgenommen wird. Es folgen methodische Überlegungen sowie ein Überblick über die Geschichte des Fremdsprachenunterrichts und der Fremdsprachendidaktik in Italien von den Anfängen bis zur Gegenwart. Abschließend werden Forschungsperspektiven und -desiderata aufgezeigt.
Massimo Vedovelli stellt drei zentrale Themen aus der Geschichte der Vermittlung des Italienischen als Fremdsprache in den Mittelpunkt seines Beitrags. Dabei geht es um die Personen und das Handeln der Sprachlehrer, denen vielfach innovative Vorschläge zu verdanken waren, sowie die Distanz zwischen dem in den Lehrmaterialien des 17. und 18. Jahrhunderts dargestellten gesprochenen Italienischen und seinem tatsächlichen Sprachgebrauch auf der Halbinsel. Abschließend wird die Rolle thematisiert, die die Einrichtung des ersten Lehrstuhls für Italienisch an einer Universität der Halbinsel spielte, die 1588 in Siena stattfand und als ein Akt institutioneller Sprachpolitik des Italienischen für Ausländer zu verstehen ist. Der Autor illustriert seine Ausführungen anhand einiger Beispiele aus Lehrwerken des 17. und 18. Jahrhunderts.
Die weiteren Beiträge des Sammelbandes sind auf das Studium der romanischen Sprachen im deutschsprachigen Raum fokussiert.
Nicht alle Facetten der Vorgeschichte der Romanistik entsprechen dem heroischen Bild, das man gerne mit der Entstehung neuer wissenschaftlicher Disziplinen verknüpft. Der Unterricht in romanischen Sprachen hatte bereits vor dem 19. Jahrhundert eine längere Tradition an den deutschen Universitäten, allerdings im extracurricularen Bereich. Die Gründungsphase der Romanistik, die Zeit, in der Friedrich Diez auch die lateinisch-romanische Sprachgeschichte als Gegenstand sprachwissenschaftlicher Forschung etablierte, scheint dagegen wenig bis kein Interesse an den romanischen Sprachen als Kommunikationsinstrumenten im internationalen Austausch gehabt zu haben. Dennoch ist der Gedanke der ‚Fremdheit‘ der romanischen Sprachen in der sprachwissenschaftlichen Diskussion dieser Jahrzehnte präsent. Er fügt sich ein in ein nur unscharf abgegrenztes Alteritätsparadigma, das die kulturelle und sprachliche Vielfalt zum Forschungsgegenstand der sich neu formierenden Philologien macht. Maria Selig geht in ihrem Beitrag dem Gedanken nach, welche Rolle den romanischen Sprachen in diesen Diskussionen um die zeitlich und räumlich begründete Alterität zukommt. Sie folgt der Hypothese, dass gerade der Bezug auf die romanischsprachigen Kulturen die Spannung zwischen einer genealogisch-identitären und einer räumlich-differentiellen Lesart des Alteritätsgedankens sichtbar werden lässt, eine Spannung, die auch heute noch in den didaktischen Diskussionen um den Fremdsprachenunterricht spürbar bleibt.
Gegenstand des Beitrags von Alexander M. Teixeira Kalkhoff ist der Prozess der Institutionalisierung des Fachs Romanische Philologie an den deutschen Universitäten, der etwa zwischen 1820 und 1890 stattfand. Dabei haben funktionelle Bezüge zur Französischlehrerausbildung für die höheren Bürgerschulen eine entscheidende Rolle gespielt. Insofern besteht ein Zusammenhang zwischen der Bildungssymbolik des schulischen Französischunterrichts, dem universitären Ausbildungskanon und dem Selbstverständnis des sich neu herausbildenden Berufsstandes des Neuphilologen. Die auch historisch offenkundige Inkompatibilität zwischen universitärer Ausbildung und schulischem Französischunterricht wird im Geschichtsnarrativ eines sich herausbildenden neuphilologischen Selbstverständnisses aufgelöst.
Johanna Wolf unternimmt in ihrem Beitrag eine Revision der tradierten Diskurse im Lichte neuerer Erkenntnisse aus der (Fremd)Spracherwerbsforschung, die ab Mitte des 19. Jahrhunderts innerhalb der Fremdsprachendidaktik z.B. mit Blick auf den Stellenwert der Lektüre und die Methodik des Grammatikunterrichts entstanden sind. Durch eine kritische Analyse des Ist-Zustandes werden Potenziale aufgezeigt, die zu einer Verbesserung der Lehr-/Lernformate im Fremdsprachenunterricht der romanischen Sprachen führen können. Zudem wird für einen neu geführten Dialog zwischen Fremdsprachenerwerbs- und Fremdsprachenunterrichtsforschung plädiert, damit Forschungsergebnisse besser rezipiert werden und die Bedürfnisse der schulischen Unterrichtsrealität stärkere Beachtung finden.
Paradigmenwechsel bei den didaktischen Ansätzen spiegeln sich in den Lehrwerken wider. Im Beitrag von Nadine Rentel werden sechs ausgewählte Italienisch-Lehrwerke aus dem Zeitraum von 1924 bis 2014, die sich überwiegend an deutschsprachige Lernende richten, hinsichtlich ihrer Konzeption und ihres Aufbaus miteinander verglichen. Im Zentrum der Analyse stehen dabei jeweils die Vorworte, die erste Lektion sowie die Klappentexte.
Methodische Konzepte zur Ausbildung mehrsprachiger Lernender lassen sich in Europa über Jahrhunderte hinweg ausmachen. Struktur und Motivation der Zielgruppen variieren in diachroner Perspektive, die spezifischen, gewissermaßen handwerklichen methodischen Vorgehensweisen weisen jedoch markante Ähnlichkeiten und Berührungspunkte auf. Der Beitrag von Sylvia Thiele, der den Band abschließt, beleuchtet diese Perspektive näher, wobei die sprachvernetzende Unterrichtsmethodik den roten Faden darstellt. Ferner wird auf Fremdsprachenlernende der Gegenwart Bezug genommen, die migrationsbedingt mehrsprachig sind.
Die Herausgeberinnen und Herausgeber danken den Beiträgerinnen und Beiträgern des Bandes, Frau Kathrin Heyng vom Narr Verlag für die Betreuung dieser Publikation sowie Clara Comas Valls und Imane Sghiouar für ihren Einsatz bei der Druckvorbereitung der Beiträge.
Lidia Becker
Julia Kuhn
Christina Ossenkop
Anja Overbeck
Claudia Polzin-Haumann
Elton Prifti
Geschichte der frühen Französisch-„Lehrwerke“ in Spanien
Eine Analyse des 16., 17. und 18. Jahrhunderts
Lukas Eibensteiner (Mannheim)
1 Einleitung
Die Frage nach der richtigen Methode stellt sich seit den Anfangsstunden des Unterrichts der modernen Fremdsprachen im 16. Jahrhundert. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts kommt es zu einem Höhepunkt dieser Debatte, was sich beispielsweise anhand der reformpädagogischen Bewegung, der Gründung der Berlitz-Schulen oder des Pamphlets von Wilhelm Viëtor äußert. Diese drei Aspekte haben allesamt eines gemeinsam: Sie wenden sich gegen die neuhumanistische Abwertung des Anwendbaren bzw. die damals vorherrschende Grammatik-Übersetzungsmethode (Decke-Cornill/Küster 2014, 65). Die Diskussion wird im 20. Jahrhundert fortgeführt, bis man gegen Ende des letzten Jahrhunderts zu der Einsicht gekommen ist, dass es nicht eine, sondern eine Vielzahl an richtigen Methoden gibt (Decke-Cornill/Küster 2014, 78), weshalb man die aktuelle fremdsprachendidaktische Diskussion als eine „post-Methoden-Ära“ (Brown 2007, 40) charakterisieren könnte. Im vorliegenden Beitrag soll allerdings nicht die Intensivierung der didaktisch-methodischen Diskussion ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts betrachtet werden. Es wird vielmehr ein Einblick in die Anfänge dieser Entwicklung im 16., 17. und 18. Jahrhundert gegeben.
Nach einem allgemeinen Überblick über die Lehrmethoden jener Zeit werden die in Spanien publizierten Französisch-Grammatiken im Hinblick auf folgende Fragestellungen analysiert: Welche didaktisch-methodischen Überlegungen liegen den Französisch-Grammatiken zugrunde? Inwiefern werden diese explizit geäußert? Kann eine systematische Entwicklung zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert festgestellt werden? Zur Beantwortung dieser Fragen werden sieben Französisch-Grammatiken exemplarisch ausgewählt und im Hinblick auf didaktisch-methodische Aspekte analysiert, wobei ein besonderes Augenmerk auf den Titelblättern, den Inhaltsverzeichnissen und den Vorworten der Werke liegt. Die ersten beiden Punkte geben einen allgemeinen Überblick über den Aufbau. Die Prologe ermöglichen einen Einblick in die Gedanken der Autoren, da sie in diesen einführenden Worten an den Leser des Öfteren darauf eingehen, wie die Grammatik zu verwenden sei und dabei auch didaktisch-methodische Ratschläge geben.