Kitabı oku: «Sprachenübergreifendes Lernen», sayfa 7

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Anregungen für die Leistungseinschätzung beim sprachenübergreifenden Lernen im Russischunterricht

Ursula Behr

Abstract

Die Kultusministerkonferenz verlangt die Förderung mehrsprachiger Kompetenz, fordert in den Nationalen Bildungsstandards für den Mittleren Schulabschluss (2003), SchülerInnen auf ein Handeln in mehrsprachigen Situationen vorzubereiten, und führt mit den Standards für die Allgemeine Hochschulreife (2012) Sprachbewusstheit und Sprachlernkompetenz als verbindliche Kompetenzbereiche ein. Damit werden bildungspolitische Impulse für veränderte Lernziele gegeben: die Öffnung des schulischen Einzelsprachenunterrichts für mehrsprachigkeitsrelevante Zugänge und die Ergänzung einzelsprachlicher Unterrichtsroutinen durch sprachenübergreifende Lehr- und Lernansätze. Letztere müssen von SchülerInnen in konkreten Aufgaben erlebbar werden – im Lern- und auch im Leistungsraum.

Der Beitrag gibt für den Russischunterricht der Klassenstufe 8 Anregungen für die Konstruktion und Bewertung von Aufgaben, die sprachenübergreifende Kompetenzen erfordern. Die Ausführungen werden ergänzt um Informationen über die Erprobung, die Einschätzung der Anforderungen in den Aufgaben durch die RussischlernerInnen und die Beurteilung der Praktikabilität des Bewertungsansatzes durch die Russischlehrkräfte.

1. Einführung

Die Kultusministerkonferenz verlangt die Förderung mehrsprachiger Kompetenz, fordert in den Nationalen Bildungsstandards für den Mittleren Schulabschluss (2003), SchülerInnen auf ein Handeln in mehrsprachigen Situationen vorzubereiten, und führt mit den Standards für die Allgemeine Hochschulreife (2012) Sprachbewusstheit und Sprachlernkompetenz als verbindliche Kompetenzbereiche ein. Damit werden bildungspolitische Impulse für Veränderungen des schulischen Fremdsprachenunterrichts gegeben: die Öffnung für mehrsprachigkeitsrelevante Zugänge und die Ergänzung einzelsprachlicher Unterrichtsroutinen durch sprachenübergreifende Lehr- und Lernansätze.

In den Thüringer Lehrplänen (www.schulportal-thueringen.de/web/guest/lehrplaene/gymnasium) werden für alle Fächer des sprachlichen Aufgabenfeldes, d.h. Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Russisch, Spanisch sowie Latein und Griechisch, sprachenübergreifende Kompetenzen als gemeinsame Zielsetzung jeglichen Sprachunterrichts ausgewiesen. Dabei erfolgt die Darstellung sprachenübergreifender Kompetenzen in allen Sprachen als integrativer Bestandteil des Einzelfachlehrplans. Mit der Einführung eines eigenständigen Lernbereichs Über Sprache, Sprachverwendung und Sprachenlernen reflektieren haben sprachenübergreifendes Lernen und die Entwicklung von Sprachbewusstheit und Sprachlernkompetenz einen Verbindlichkeitsgrad in allen Sprachfächern der Klassenstufen 5 bis 12 erfahren. Die Zuordnung von sprachenübergreifenden Zielen zu bestimmten Klassenstufen und die damit verbundene Progression der Kompetenzentwicklung erfolgt durch:

 die Verwendung unterschiedlicher Operatoren,

 einen unterschiedlichen Grad an erwarteter Selbstständigkeit,

 die Bindung an die jeweiligen niveauspezifischen sprachlichen Mittel sowie Rezeptions- und Produktionsstrategien,

 die Ausweisung unterschiedlicher Gegenstände für den Sprachen- bzw. Kulturvergleich.

Als verbindlicher Lernbereich ist die Entwicklung sprachenübergreifender Kompetenzen in Thüringen leistungsrelevant. In diesem Kontext ist folglich die Frage nach geeigneten Aufgaben zur Leistungsüberprüfung und nach Kriterien der Leistungseinschätzung bedeutsam. Dies wird im Folgenden für den Russischunterricht in der Sekundarstufe I exemplifiziert.

2. Eine Leistungsüberprüfung zum sprachenübergreifenden Lernen im Russischunterricht der Klassenstufe 8 (A2)

Für die Beantwortung der o.g. Fragen gilt es, eine Form der Leistungsüberprüfung zu konstruieren, die

 die spezifischen Zielperspektiven sprachenübergreifender Kompetenzentwicklung abbildet,

 für die SchülerInnen ansprechende und gleichermaßen fordernde, aber lösbare Aufgabenformate vorsieht,

 nachvollziehbare und praktikable Einschätzungskriterien anwendet, die auch eine Benotung ermöglichen,

 im für schriftliche Leistungsnachweise üblichen Zeitrahmen zu absolvieren ist.

Die Umsetzung dieses grundsätzlichen Anspruchs wird in den folgenden Ausführungen für eine Klassenarbeit in der Klassenstufe 8 (Niveaustufe A2) präzisiert und verbunden mit der Darstellung von Erprobungsergebnissen.

2.1 Ziele der Leistungsüberprüfung

Mit der Leistungsüberprüfung soll in Form einer schriftlichen Klassenarbeit ermittelt werden,

 welche Strategien sprachenübergreifenden Lernens SchülerInnen der Klassenstufe 8 (Niveaustufe A2) anwenden und

 inwieweit sie Russisch als Brückensprache für das Erschließen anderer slawischer Sprachen nutzen.

Die entwickelten Testaufgaben bilden wesentliche Zielperspektiven des Thüringer Russischlehrplans (2011) im Lernbereich Über Sprache, Sprachverwendung und Sprachenlernen reflektieren für Russisch als zweite Fremdsprache am Gymnasium ab. Die Auswahl des Sprachmaterials und der situativen Kontexte orientiert sich an den Lehrplananforderungen für die Niveaustufe A2. Zudem sind die Aufgaben so konzipiert, dass sie im Rahmen einer regulären Unterrichtsstunde absolviert werden können, d.h. den allgemeinen Zeitrahmen für schriftliche Klassenarbeiten nicht überschreiten.

Im Rahmen der Erprobung der Testaufgaben wurden zusätzlich Einschätzungsbögen eingesetzt, um Aussagen von ProbandInnen und Lehrkräften zum Schwierigkeitsgrad bzw. zur Eignung der Testaufgaben sowie zur Reflexion über das Vorgehen beim Erschließen unbekannter Sprachen einzuholen.

2.2 Erprobungskontext

Die Erprobung erfolgte in jeweils einer achten Klasse an zwei Thüringer Gymnasien (Ostthüringen und Nordthüringen). Hinweise zur Testdurchführung sowie die Aufgabenblätter wurden den beiden Lehrkräften vorab zugesendet und mit Schülernummern versehen. Eine namentliche Zuweisung erfolgte durch die jeweilige Lehrkraft. Diese erstellte für die Testleiterin eine Übersicht, die für jede Schülernummer Angaben enthält zum Geschlecht, zum Leistungsfeld („leistungsstark“, „Mittelfeld“, „leistungsschwach“) sowie zur Russischnote. Die Zuweisung in die drei Leistungsfelder durch die Lehrkraft generiert sich aus den Ergebnissen und vorhergehenden Erfahrungen im Lern- und Leistungsraum und ist zweifellos subjektiv. Für die Testdurchführung und -auswertung wurde diese Form der Leistungszuschreibung als Vergleichsgröße beibehalten.

Die Namen der ProbandInnen waren der Testleiterin nicht bekannt. Die Klassenarbeit wurde im regulären Russischunterricht geschrieben und der Testtermin von der jeweiligen Lehrkraft festgelegt. Eine gezielte Vorbereitung auf die konkreten Testaufgaben durch die Lehrkraft oder detaillierte Informationen an die ProbandInnen waren ausgeschlossen.

Schulleitung und Eltern hatten im Vorfeld der Testdurchführung und -auswertung zugestimmt.

2.2.1 Zusammensetzung der Stichproben

Gymnasium O (Ostthüringen)


Anzahl: 21 ProbandInnen (alle mit Deutsch als Muttersprache/L1 und Russisch als 2. Fremdsprache)
Geschlecht: 7 weiblich (w.), 14 männlich (m.)
Leistungsfeld: 4 leistungsstark (2 w., 2m.); 5 Mittelfeld (3 w., 2m.); 12 leistungsschwach (2 w.,10 m.)

Gymnasium N (Nordthüringen)


Anzahl: 20 ProbandInnen (1 Schülerin mit Albanisch als Herkunftssprache, seit 2 Jahren in Deutschland; für alle anderen SchülerInnen ist Deutsch die Muttersprache/L1; alle ProbandInnen lernen Russisch als 2. Fremdsprache)
Geschlecht: 12 weiblich (w.), 8 männlich (m.)
Leistungsfeld: 5 leistungsstark (3 w., 2m.); 9 Mittelfeld (7 w., 2m.); 6 leistungsschwach (2 w., 4 m.)

2.3 Struktur, Anforderungen und Bewertungsansatz

Die Konzeption1 der Klassenarbeit orientiert sich an den von Behr (2014, S.236ff.) beschriebenen Anforderungen an die Konstruktion von Aufgaben zum sprachenübergreifenden Lernen und berücksichtigt v.a. nachfolgende Aspekte:

 gleichzeitige Ausrichtung der Schülertätigkeiten auf das Russische und mindestens eine weitere Sprache,

 Einbezug von Deutsch und der ersten Fremdsprache Englisch,

 Bereitstellung einer hinreichenden Vergleichsbasis für das Russische zu anderen Sprachen,

 Schaffung von Anknüpfungspunkten für die Wahrnehmung von Gemeinsamem, Ähnlichem und Unterschiedlichem,

 Anregung von induktiv-vergleichenden Schülertätigkeiten und konzentrierter Arbeitsweise,

 Absicherung von Variabilität der ausgelösten Lerntätigkeiten durch verschiedenartige Inhalte und Aufgabenformate,

 Berücksichtigung von kommunikativer Relevanz und Gegenwartsorientiertheit,

 Anregung der Reflexion und Dokumentation von Lernprozessen und Lernergebnissen.

Die benannten Anforderungen werden in spezifischer Weise umgesetzt, indem der Aspekt der Leistungsüberprüfung in den Fokus rückt und Aspekte der Gestaltung von Klassenarbeiten (vgl. z.B. Thaler, 2008) beachtet werden. Es werden eine innere Progression (vom Bekannten zum Unbekannten sowie vom Einzelwort zur kommunikativen Anwendung) berücksichtigt und für die Testaufgaben unterschiedliche Formate genutzt, z.B. Zuordnung, Bildunterstützung, Rätsel, Dialog. Für Russisch als Brückensprache kommen Polnisch, Tschechisch und Bulgarisch zur Anwendung. Die unterschiedlichen Aufgabenformate ermöglichen die Anwendung verschiedener Erschließungstechniken.

Für sämtliche Teilaufgaben sind zwei Einschätzungskriterien vorgesehen: Korrektheit und Vollständigkeit. Diese können einerseits unkompliziert und für SchülerInnen oder Außenstehende nachvollziehbar angewendet werden. Sie ermöglichen andererseits die Zuordnung von Bewertungseinheiten (BE),2 die wiederum die Ableitung von Leistungsbereichen, z.B. gemäß Notenskala, zulassen. Im Fall der hier vorgestellten Klassenarbeit, die für die SchülerInnen Testcharakter hat, d.h. nicht von der Lehrkraft für das Bedingungsgefüge der eigenen Klasse entwickelt wurde, musste die Notenskala den in der Erprobung ermittelten Schwierigkeitsgrad berücksichtigen. Sie folgt somit der Wahrnehmung sämtlicher ProbandInnen und der zwei Lehrkräfte, die die Klassenarbeit mehrheitlich als „mittelschwer“ einschätzen. Der Bewertungsansatz greift dies auf und geht von folgender BE-Verteilung aus:


Note BE-Zahl
1 (sehr gut) 42–39
2 (gut) 38–34
3 (befriedigend) 33–28
4 (ausreichend) 27–21
5 (mangelhaft) 20–13
6 (ungenügend) 12–0

Abbildung 1: Bewertungsmaßstab

Im Folgenden werden die einzelnen Aufgaben für die Klassenstufe 8 mit ihrem Anforderungsprofil beschrieben und Hinweise zur BE-Vergabe gegeben. Die Aufgabenblätter befinden sich im Anhang.

Aufgabe 1:

Es handelt sich um eine einfache Zuordnung in bekannten thematischen Kontexten: Sport und soziale Netzwerke bzw. Multimedia. Das russische Vokabular gehört jedoch nicht zur obligatorischen Lernlexik. Der Rückgriff auf vergleichbare Begriffe im Deutschen oder Englischen ist hier eine hilfreiche Erschließungsstrategie. Das laute Lesen kann den Erschließungsprozess unterstützen und helfen, Parallelen zu deutschen oder englischen Lexemen zu erkennen. Das Formulieren eines geeigneten Oberbegriffs erfordert ein entsprechendes Abstraktionsvermögen.

Für jede richtige Zuordnung und jeden passenden Oberbegriff sind 0,5 BE vorgesehen.

Aufgabe 2:

Die Aufgabe ist materialgestützt und beruht auf authentischen Fotos. Über den Sprachenvergleich zum Deutschen und das unterstützende laute Lesen können die gesuchten Begriffe (Sushi, Solarium, Piercing) erschlossen werden. In Teilaufgabe b) stellen die bildlichen Impulse zweifellos eine zusätzliche Hilfe dar. Die Lernenden sollten über die Art der Darstellung (zwei Schreiblinien) erkennen, dass zwei Begriffe zu finden sind.

Für jedes richtige Lösungswort wird 1 BE vergeben.

Aufgabe 3:

Die Aufgabe 3 ist ebenfalls materialgestützt, sie zeigt den Ausschnitt aus einer authentischen Speisekarte. Beide Teilaufgaben setzen detailliertes Lesen voraus, Teilaufgabe b) zusätzlich selektives Lesen. Auch hier kann der Erschließungsprozess durch den Vergleich zum Deutschen und unterstützt durch lautes Lesen zum Erfolg führen. Der Abstraktionsprozess zum Finden eines geeigneten Oberbegriffs (Pizza) ist zusätzlich gebunden an die russische Schreibweise, eines den SchülerInnen aus dem regulären Unterricht bekannten Lexems.

Für den richtigen Oberbegriff und dessen korrekte russische Schreibweise sowie für jedes der zu findenden Gerichte ist jeweils 1 BE vorgesehen.

Aufgabe 4:

Diese Aufgabe überprüft, inwiefern die ProbandInnen die russische Sprache, d.h. das aus dem Russischunterricht bekannte Vokabular, für das Erschließen anderer slawischer Sprachen nutzen. Die Aufgabe gibt den thematischen Kontext Verkehrsmittel vor und verweist zusätzlich auf die zu erschließenden Sprachen. Auch hier können über das laute Lesen und das Nutzen von Klangbild und Schriftbild Ähnlichkeiten zum adäquaten russischen Vokabular oder auch zum Deutschen gefunden werden. Dies ist eher leicht bei tramwaj (Straßenbahn) und metro (Metro, U-Bahn) besonders anspruchsvoll bei pociąg (russ. поезд / Zug).

Für vier der zu erschließenden Wörter ist jeweils 1 BE vorgesehen, für pociąg 2 BE.

Aufgabe 5:3

Die Teilaufgabe a) verbindet den Sprachenvergleich mit spielerischen Elementen. Das russischsprachige Vokabular ist den SchülerInnen bekannt. Erneut ist es das Suchen nach Ähnlichkeiten im Schrift- und Klangbild von russischen und tschechischen Lexemen, das als Erschließungstechnik zum Erfolg führt. Das Kreuzworträtsel bietet durch die Vorgabe von Kästchen eine zusätzliche Kontrollmöglichkeit. Teilaufgabe b) erfordert den Transfer vom tschechischen trolejbus (Trolleybus, O-Bus, Oberleitungsbus) zum russischen троллейбус.

Für jedes richtig eingesetzte Wort und für die richtige russische Schreibweise wird je 1 BE vergeben.

Aufgabe 6:

Die Aufgabe ist materialgestützt. Sie zeigt authentische Ausschnitte der Webseite eines bulgarischen Reisebüros. Die zu erschließende Sprache wird in der Instruktion benannt. In Teilaufgabe a) ist das Weltwissen zum Thema Jahreswechsel die primäre Erschließungsquelle. Diese kann über den Sprachenvergleich: Нова Година (bulgarisch) – Новый год (russisch) eine Bestätigung erhalten. Teilaufgabe b) erfordert detailliertes Lesen, für das in erster Linie die russische Sprache die Kontrastfolie bildet. Ggf. kann auch über die Ähnlichkeit zum Deutschen (Transport, Exkursion) der Erschließungsprozess erfolgen.

Für beide Teilaufgaben sind 2 BE vorgesehen.

Aufgabe 7:

Die Aufgabe 7 (a-c) ist sehr anspruchsvoll, da das Gespräch auf Polnisch in der Touristeninformation ohne jegliche visuelle Hilfen angeboten wird. Die Beantwortung der Fragen ist möglich mittels Weltwissen, z.B. Erkennen der Stadt Krakau, Begrüßungsfloskeln im Polnischen, durch das Erkennen von internationalem Wortschatz, z.B. Centrum Informacji, sowie von Ähnlichkeiten mit der deutschen, z.B. plan, bzw. der russischen Sprache, z.B. jest, wezmę plan, i jeszcze. Auch situations- und weltwissengestütztes Erraten kann hier angewendet werden, z.B. für das Erschließen von informator.

In Teilaufgabe c) sollte die SchülerInnen über die Art der Darstellung (zwei Schreiblinien) erkennen, dass zwei Begriffe zu finden sind. Für die Teilaufgabe a) ist es erforderlich, die Überschrift des Dialogs für die situative Zuordnung zu nutzen und damit eine allgemeine Lesestrategie anzuwenden.

Die Punkteverteilung sieht für a) 1 BE, für b) 2 BE (Stadtplan von Krakau) und für c) 3 BE (Stadtplan und ein Informationsmaterial für Touristen über Krakau) vor.

2.4 Erprobungsergebnisse
2.4.1 Gymnasium O

Die Mehrzahl der ProbandInnen und deren Lehrkraft schätzten acht der insgesamt 13 Testaufgaben als „leicht“ und vier als „schwierig, aber machbar“ ein. Einzig die Einschätzung der Aufgabe 4 weicht zwischen ProbandInnen und Lehrkraft ab. Für die Mehrheit der SchülerInnen ist diese Aufgabe „sehr schwierig“, die Lehrkraft ordnet diese dagegen der Kategorie „schwierig, aber machbar“ zu. Ein zusätzliches Indiz dafür, dass die ProbandInnen die Klassenarbeit als insgesamt „mittelschwer“ einschätzen, ist zweifellos die benötigte Lösungszeit von nur 30 Minuten. Die Lehrkraft hält die Anzahl der Testaufgaben – ggf. angesichts des Lösungstempos der Klasse – für zu gering. Die Aufgaben als solche schätzt sie jedoch als sehr geeignet zur Überprüfung sprachenübergreifender Kompetenzen, v.a. in Bezug auf Russisch als Brückensprache, ein.

Die o.g. Einschätzung des Schwierigkeitsgrades der Aufgaben durch ProbandInnen und Lehrkraft lässt ein hohes Leistungsniveau erwarten. Dies ist jedoch nicht der Fall. Keine/r der ProbandInnen erreicht die volle Punktzahl (42 P.). Die Bestleistung liegt bei 35 Punkten (w., leistungsstark). Ein weiterer Proband (m., leistungsstark) erreicht 33,5 P. (halbe Punkte wurden der besseren Note zugeordnet). Damit liegen insgesamt nur zwei ProbandInnen im Punktebereich 38-34, was bei einer „mittelschweren“ Klassenarbeit dem Notenbereich „gut“ entsprechen würde. Mit neun ProbandInnen aller Leistungsfelder ist der Notenbereich „befriedigend“ (33–28 P.) dominierend.

Die schwächste Leistung liegt bei 13,5 P. (1w. und 1m., leistungsschwach). Insgesamt sieben ProbandInnen (3 Mittelfeld, 4 leistungsschwach) erreichen nur eine Punktezahl im Spektrum der Note „ausreichend“ (27–21 P.) und drei ProbandInnen (1w., 2m., leistungsschwach) liegen im Notenbereich „mangelhaft“ (20–13 P.).


Punktzahl Note Anzahl der ProbandInnen Geschlecht, Leistungsfeld
42–39 sehr gut 0
38–34 (35 = höchste P.) gut 2 1w.,1m. leistungsstark (w., leistungsstark)
33–28 befriedigend 9 1w., 1m. leistungsstark 1w., 1m. Mittelfeld 1w., 4m. leistungsschwach
27–21 ausreichend 7 2 w., 1m. Mittelfeld, 4 m. leistungsschwach
20–13 (13,5 = geringste P.) mangelhaft 3 1w., 2m. leistungsschwach (1w., 1m. leistungsschwach)
12–0 ungenügend 0

Abbildung 2: Punkteverteilung Gymnasium O

Interessant ist die Beobachtung, dass die von der Lehrkraft vorgenommene Leistungszuschreibung in zehn Fällen nicht den in der Klassenarbeit erreichten Leistungen entspricht. So erreichen fünf (4m., 1w.) ProbandInnen, die von der Lehrkraft als leistungsschwach eingeordnet wurden, Punkte im Bereich der Note „befriedigend“ (33–28 P.), zwei als leistungsstark eingeschätzte ProbandInnen (1w., 1m.) kommen nur in den Notenbereich „befriedigend“ (33–28 P.) und drei vermeintlich Leistungsstarke (2w., 1m.) erreichen nur Punkte im Notenbereich „ausreichend“ (27–21 P.).

Ein homogenes Leistungsbild auf mehrheitlich hohem Niveau, d.h. erfolgreiche Lösung, zeigen die Aufgaben 2a, 5a sowie 6a und 6b. Diese Aufgaben wurden von den ProbandInnen mehrheitlich als leicht eingeschätzt. Dennoch gibt es auch hier Leistungsreserven. So haben nur vier ProbandInnen (2 leistungsstark, 2 leistungsschwach) in Teilaufgabe 2b die Werbung für Piercing erkannt.

In Teilaufgabe 3a waren drei ProbandInnen (leistungsschwach und Mittelfeld) nicht in der Lage, den passenden Oberbegriff Pizza zu finden und fünf ProbandInnen (4m. leistungsschwach und 1w. Mittelfeld) konnten in 3b nicht oder nicht vollständig die gesuchten Gerichte erschließen.

In Teilaufgabe 5b ist erstaunlich, dass acht ProbandInnen aller Leistungsgruppen den korrekt ermittelten tschechischen Begriff trolejbus nicht mit russ. троллейбус (aus dem Unterricht bekannt) in Verbindung bringen, sondern falsch übersetzen als автобус ((Auto)Bus). Möglicherweise hat das Entdecken des gemeinsamen Morphems -bus/-бус den Erschließungsprozess bei diesen ProbandInnen sofort abgeschlossen und auf das für die Lernenden zweifellos schneller zu antizipierende Lexem автобус geführt, ohne das mentale Lexikon nach weiteren Wörtern mit ähnlichen Merkmalen zu durchsuchen. Auch ein möglicher Vergleich zur deutschen Form Trolleybus oder zur englischen Entsprechung trolleybus hat offensichtlich nicht stattgefunden.

Die Aufgaben 1, 4 und 7a-c zeigen die größten Leistungsunterschiede, wobei die Aufgaben 4 und 7a-c insgesamt die größten Probleme bereiteten und das Leistungsniveau schwach ausgeprägt ist. Diese Aufgaben werden im Folgenden etwas näher beleuchtet.

Aufgabe 1:

Unerwartet für die Testleiterin sind die Einschätzung der Aufgabe als „sehr schwierig“ bzw. „schwierig, aber machbar“ sowie die insgesamt schwache Lösungsquote. Die volle Punktzahl wird nicht erreicht. Je ein Schüler „leistungsstark“ und „leistungsschwach“ erzielen als bestes Ergebnis 7,5 Punkte, d.h. lösen die Aufgabe nahezu fehlerfrei. Insgesamt aber gelingt die Erschließung der gebräuchlichen Begriffe aus dem Bereich der Sportarten, wie Marathon, Triathlon, Jogging etc. und der sozialen Netzwerke, wie Blog, Website, User etc. mit Hilfe entsprechender Parallelen zum Deutschen und Englischen nur eingeschränkt (die Schreibweise wurde nicht abgefragt, es ging nur um die Zuordnung per Ziffer). 14 ProbandInnen aller Leistungsfelder finden zudem keinen oder nur einen adäquaten Oberbegriff. Dies betrifft v.a. die Lexeme mit Bezug zu Internet, Facebook etc.

Aufgabe 4:

Die korrekte Lösungsquote ist außerordentlich gering. Die beste Leistung liegt bei vier von sechs Punkten und wird von einem leistungsschwachen Schüler erzielt. Drei ProbandInnen (1w., 1m. Mittelfeld, 1w. leistungsschwach) erschließen keinen der polnischen Begriffe und sieben (jeweils alle Leistungsgruppen) finden für nur einen Begriff (mehrheitlich taksówka) die deutsche Bezeichnung. Taxi wird von 13 ProbandInnen erkannt, gefolgt von U-Bahn (zehn Nennungen). Die Entsprechung für samolot – Flugzeug (russ. cамолёт) erkennt keine/r der ProbandInnen. Bemerkenswert ist das Ergebnis für den zweifellos schwierigsten Begriff pociąg (russ. поезд / Zug), den drei ProbandInnen (1w. Mittelfeld, 2m. leistungsschwach) entschlüsseln können, aber an tramwaj und metro scheitern.

In der Reflexion geben ProbandInnen für die Aufgabe 4 an, andere Sprachen (insgesamt 26 Nennungen), v.a. das Russische (neun Nennungen), unterstützt durch lautes Lesen (sechs Nennungen), angewendet zu haben. Dies ist angesichts der Lösungsergebnisse jedoch vermutlich nicht mit der erforderlichen Aufmerksamkeit und Konzentration auf das Erkennen von Gemeinsamkeiten erfolgt. Das Beispiel eines Probanden ist hier symptomatisch: Der Schüler (leistungsschwach) erschließt metro richtig, gibt deutsch „U-Bahn“ an und notiert diese Bezeichnung gleichermaßen bei tramwaj. Die nachfolgend aufgeführten falschen Lösungen lassen vermuten, dass viele SchülerInnen offensichtlich raten:


Vorgabe Polnisch oder Tschechisch „Schülerlösungen“ Deutsch
taksówka (poln.) Auto
samolot (poln.) Auto, Bus Motorroller, Taxi, Zug, Samowar (Ausblendung des Kontextes Verkehrsmittel und vermutlich falsche Ableitung von russ. cамовaр)
pociąg (poln.) Auto, Bus, Post (Ausblendung des Kontextes Verkehrsmittel und vermutlich falsche Ableitung von russ. почта)
tramwaj (tschech.) Bahn, Bus, Fahrrad, U-Bahn, Zug
metro (tschech.) Ampel, Metropole, Straßenbahn, Zug

Aufgabe 7:

ProbandInnen und Lehrkraft schätzen diese Aufgabe mehrheitlich als „schwierig, aber machbar“ ein. Alle ProbandInnen bemühen sich um eine Lösung, jedoch wird die volle Punktzahl (6 P.) nicht erreicht. Drei ProbandInnen (1w. leistungsschwach, 1w., 1m. leistungsstark) erreichen fünf Punkte – der fehlende Punkt liegt bei allen in der Teilaufgabe 7c. Elf von 21 ProbandInnen (1w. leistungsstark, 2w., 1m. Mittelfeld, 8 leistungsschwach, davon 1w.) erreichen weniger als 50 % an richtigen Lösungen. Die ProbandInnen verweisen in der Reflexion zwar auf Erschließungstechniken, wie das laute Lesen, den Sprachenvergleich mit anderen Sprachen und internationalem Wortschatz sowie das Nutzen von Wissen aus anderen Fächern – vermutlich fehlten analog zu Aufgabe 4 aber auch hier die erforderliche Aufmerksamkeit und Konzentration, zeitliches Durchhaltevermögen und das Überprüfen der Sinnhaftigkeit der eigenen Antworten. Diese Einschätzung basiert auf folgenden Beobachtungen:

Teilaufgabe a): Hier haben v.a. leistungsschwache ProbandInnen Probleme zu erschließen, dass der Dialog in einer Touristeninformation geführt wird. Die Überschrift enthält hierfür erschließbare Anhaltspunkte, d.h. internationalen Wortschatz in Centrum Informacji Turystycznej. Dies wird offensichtlich nicht wahrgenommen oder die Überschrift nicht beachtet.

Teilaufgabe b): Das Lexem plan wird mehrheitlich erschlossen, aber nur von sechs ProbandInnen (davon drei leistungsschwach) als Stadtplan von Krakau/Kraków erkannt. Drei ProbandInnen (1m. Mittelfeld, 2m. leistungsschwach) übernehmen dabei den Genitiv aus dem Dialog und geben als Lösung „Plan für/von Krakowa“ an, zwei ProbandInnen (1m. leistungsstark, 1w. leistungsschwach) kennen entweder die polnische Bezeichnung oder schließen – in Analogie zum Russischen – auf den Nominativ Краков (poln. Kraków). Ein Schüler (leistungsstark) verwendet die deutsche Bezeichnung Krakau. Mehrheitlich scheint diese polnische Stadt jedoch nicht zum Weltwissen der SchülerInnen zu gehören oder aus dem Geographieunterricht bekannt zu sein.

Die Erschließung von plan führt nicht zwangsläufig zur Assoziation Stadtplan, wie die nachfolgenden Antworten von Probanden (1m. Mittelfeld, 4m. leistungsschwach) auf die Frage „Wonach erkundigt sich A?zeigen:

„Plan für einen Zug“; „Busplan“; „Plan für U-Bahn“; „Urlaub“; „Stundenplan“.

Teilaufgabe c): Hier liegen v.a. Probleme beim Erschließen von informator turystyczny Krakowa. Nur zwei ProbandInnen (1w. Mittelfeld, 1m. leistungsschwach) geben eine vollständige korrekte Lösung mit den Bestandteilen „Informationen / (Informations-)Material für Touristen / Reiseführer von / über Krakau“. Die nachfolgend aufgeführten falschen Ableitungen zeigen, dass die in der Reflexion benannte Strategie der Sinnüberprüfung von ProbandInnen eher nicht angewendet wurde:

 Übernahme von informator als Lösung

 „Informationen für den Plan“

 „eine Weste“ (offensichtlich falscher Vergleich von poln. wezmę (ich nehme) zu dt. Weste. Der Vergleich zu russ. возьму (ich nehme) wäre hier hilfreicher gewesen).

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