Kitabı oku: «Wie heute predigen?», sayfa 5

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2.2.2.Gott-Rede im Indikativ

Wird Verkündigung gestaltet als Zuspruch oder als Anspruch?77 Wie wird das Wort und Handeln Gottes verkündet? In welcher Sprache – und damit verbunden in welcher Haltung – legen wir es aus?

Ottmar Fuchs greift auf die sprachlichen Formen des Indikativ und Imperativ78 zurück, er nimmt uns gewissermaßen mit in den Deutsch-Grammatikunterricht, um die Aussageabsichten des Verkündigens zu klären und zu steuern: Wenn wir das Handeln Gottes als Indikativ (und im Indikativ!) verkünden, dann verkünden wir es als zugesprochene Gegenwart. Verkünden wir die Botschaft als Imperativ, dann steht der Appell, die Aufforderung zum Tun und Verändern im Vordergrund. Wenn wir z.B. von der Begegnung Jesu mit der Ehebrecherin sprechen, dann ist die entscheidende Aussage im Indikativ: So geht Gott jetzt mit uns Sünderinnen und Sündern um. Der erzählte Gott ist ja zugleich der lebendige Gott von uns gegenwärtigen Menschen! Erst auf der Basis dieses Zuspruchs von Sündenvergebung und Heilung ergibt sich (vielleicht) der Imperativ zur Umkehr in ein neues Leben hinein.

Verkündigung im Indikativ ist eine Konkretisierung dessen, was in der heutigen Theologie, speziell auch in der feministischen Theologie „Empowerment“, oder „Affidamento“ meint: das Zutrauen, dass die Zusage allein wirkt und Bedeutung erlangt. Es braucht nicht das „Vorkauen“ der Bedeutung, den Imperativ, auch nicht von (feministisch denkenden) Frauen.

Immer lässt sich ein Imperativ in der Verkündigung nicht vermeiden. Ein „Entweder – Oder“ ist vielleicht auch nicht notwendig, aber eine besondere Aufmerksamkeit ist erforderlich. Besonders wichtig ist der Indikativ dann, wenn von Gott (Jesus) gesprochen wird, wenn Gottes Handeln deutend ausgelegt wird. Alltäglich geschieht oft das Gegenteil: „Wie Gott barmherzig handelt, so sollen auch wir miteinander umgehen“. Wie vertraut ist dieser schnelle Schluss! „Indikativisch“ meint: Wie Gott sich in dieser Geschichte (bspw. um Israel) kümmert, so kümmert er sich jetzt um uns. Wenn diese Basis gesagt, bedankt und geglaubt ist, kann (prophetisch) Handeln eingefordert werden – wenn es denn notwendig ist… Die Geschichte von Laien und insbesondere von Frauen in der Kirche ist geprägt davon, dass in der Verkündigung immer sehr schnell der Imperativ zum Zug kam. Klassisch ist die Deutung der Verkündigungsszene, die den Schritt der Zusage überspringt (So groß handelt Gott heute an mir, so nahe will er mich bei sich, so wichtig bin ich für das Erlösungsgeschehen…) und gleich zum Imperativ geht: „Also seid demütig, gehorsam, nicht In-Frage-stellend,… wie Maria.“ Gerade wenn es darum geht, das Handeln Jesu oder das Handeln Gottes zu deuten, ist der Indikativ so bedeutsam, ist das Sprechen im Imperativ besonders gefährlich.

3.Ausblick: „Sister, carry on“ 79

Verkündigen ist das Hereinbitten in einen Raum, der von der Predigerin / vom Verkünder bereitet wird. Nicht mehr viele Menschen erwarten sich heute eine Begegnung mit dem Evangelium. Eine Erweiterung des „Angebots“ durch Verkündigungs-Räume, die von Laien und Frauen eingerichtet werden, ist eine logische Konsequenz, nicht nur eine markt-logische, sondern auch eine theo-logische! Wollen wir dem Auftrag Jesu gerecht werden, die frohe Botschaft allen Menschen zu verkünden, dann kann das Spektrum der Verkündenden bezüglich des Geschlechts, der verschiedenen Lebensformen und Lebensweisen gar nicht weit genug sein.

Alle Getauften sind beauftragt zur Verkündigung,80 derzeit haben aber nur wenige die Möglichkeit, diesen Auftrag als Prediger oder Predigerin zu verwirklichen. Das Spektrum der Lebenswelten, die beim Predigen betreten werden können, bleibt also schmal. Es sind vorwiegend zölibatäre Männer, die – bildlich gesprochen – in ihre Räume herein bitten.

Frauen sind heute – wegen der amtskirchlichen Entwicklungen hin zum Predigtverbot für Laien – oft verärgert, frustriert und resigniert. Dort, wo sich Möglichkeiten auftun, dennoch zu predigen, wollen sie oft nicht mehr. Diese Haltung ist nachvollziehbar. Die Hoffnung ist, dass Frauen ihre Berufung zur Verkündigung nicht auf die Predigt fixieren, sondern neue Orte in den Blick nehmen: Medien, Feste, Rituale zu Lebenswenden, etc. Und: Wenn sich die Möglichkeit zur Predigt ergibt: „Sister, carry on!“

Literatur

Fuchs, Ottmar, Verkündigung, in: Herbert Haslinger (Hg.), Handbuch Praktische Theologie. Bd. 2 Durchführungen, Mainz 2000, 422-438.

Keel, Othmar, Ansprache anlässlich der Vernissage der Ausstellung „Gott weiblich“, in: Alexandra Bauer / Angelika Ernst-Zwosta (Hg.), „Gott bin ich und nicht Mann“. Perspektiven weiblicher Gottesbilder, Ostfildern 2012, 9-16.

Metz, Johann Baptist, Gotteskrise. Versuch zur „geistigen Situation der Zeit“, in: Ders. (Hg.), Diagnosen zur Zeit, Düsseldorf 1994, 76-92.

Papst Paul VI., Apostolisches Schreiben „Evangelii nuntiandi“, 8. Dezember 1975.

Pissarek-Hudelist, Herlinde, Was mir Kraft gibt, in: David / Jugendzeitung der KJ Tirol 2 (1989) 6.

Rahner, Karl, Weihe des Laien zur Seelsorge, in: Zeitschrift für Aszese und Mystik 11 (1936) 21-34. (Aufgenommen in: Schriften zur Theologie, Bd. 3.)

Sölle, Dorothee, Vorwort, in: Carola Moosbach, Gottflamme Du Schöne. Lob- und Klagegebete, Gütersloh 1997.

Stenger, Hermann, Kompetenz und Identität. Ein pastoralanthropologischer Entwurf, in: Ders. (Hg.), Eignung für die Berufe der Kirche. Klärung – Beratung – Begleitung, Freiburg/Br. 1988, 31-133.

Wustmans, Hildegard, Wenn Gott zur Freundin wird… (Würzburger Studien zur Fundamentaltheologie), Frankfurt/M. 1993.

Trauungspredigt – ein Praxisbericht

Friedrich Schleinzer

1.Einleitung

Ein junges Paar, es lebt schon einige Jahre zusammen, bittet den Ortspfarrer, seiner Trauung zu assistieren. Die beiden wollen nun standesamtlich und kirchlich heiraten. Sie möchten gerne in der Nachbarschaft, in einem alten Marienwallfahrtsort81, heiraten. Von der Kirche steht nur mehr – diese jedoch frisch restauriert – die Grundmauer (etwa einen Meter hoch) und ein Sockel, genau an der Stelle, an der sich einst der Altar befand. Da vor ihnen dort schon des Öfteren Paare geheiratet haben (auch ich habe bereits einige Male in dieser besonderen Atmosphäre Trauungszeremonien gefeiert) und da die Kirche ihrer Heimatgemeinde sehr klein ist, sie jedoch einen großen Freundeskreis, eine beträchtliche Zahl an Verwandten und viele Geschäftspartner haben, möchten sie die Trauung in der „offenen Wallfahrtskirche“ feiern. Diese Wallfahrtskirche gilt als ein sogenannter „guter Ort“ und wird vom Tourismusverein gar als Hauptpunkt eines Wünschelrutenweges ausgewiesen – für ein gelingendes Leben zu zweit demnach der beste Ausgangspunkt. Nach vielen Telefonaten kommt es im Pfarrhof endlich zu einem Treffen mit dem Pfarrer, der jedoch gleich darauf hinweist, dass er nur kurz Zeit habe. Nachdem ihm das Paar seine Pläne in Bezug auf die Trauung beschrieben hat, ist er – ob der Vorstellungen betreffend des Orts der Zeremonie – zuerst sprachlos, dann beginnt er die Verordnung aus dem Wiener Diözesanblatt zu zitieren82, abschließend meint er noch, dass ihm im Übrigen auch die Lieder, die sie für die Trauung ausgewählt hätten, nicht gefallen würden: in seiner Kirche dürften diese nicht gesungen werden. – Mir selbst sind ohne Trauungsdelegation des Pfarrers die Hände gebunden. Ich kann mich daher nicht über seine Engstirnigkeit und einengende Auslegung des Partikularrechts hinwegsetzen.

Seelsorge ist unter anderem ein Begleiten, ein „Belehren“, eine Hilfestellung und Horizonterweiterung für Menschen, immer mit dem Bemühen, auf das „Wie“ zu achten und darauf, wie das, was man vermitteln will, nachvollzogen werden kann. Seelsorge ist nicht ein Indoktrinieren, ein Einreden oder Ausreden von Sachverhalten. Freilich soll sie aufmerksam machen auf die kirchliche Realität. Nachsicht, Ausnahme, das Ernstnehmen von Menschen und ihren Wünschen, gerade bei Feiern zu Lebenswenden, muss es aber auch geben. Es geht dabei darum, auf eine dialektische Erfahrung zu antworten, die wohl auch Jesus und seine Jünger mit ihren Zeitgenossen gemacht und darauf in besonderer Weise reagiert haben. Jesus hat als Prediger des Gottesreiches zuerst einmal Interesse und Aufmerksamkeit dadurch geweckt, dass er in seinen Gleichnissen etwa vom Entdecken einer kostbaren Perle gesprochen hat, von der Heimkehr aus dem Elend in das Vaterhaus, vom Glück, beim ärgerlichen Durchsuchen des Hausrates eine verlorene Drachme gefunden zu haben, vom Finden eines Schatzes im Acker, von der Einladung zu einem grandiosen Festmahl usw. Was der Mensch als kostbar einschätzt und erkennt (ich beziehe mich dabei auf die soeben angeführten Beispiele), für das setzt er bekanntlich auch etwas ein, es darf dann auch etwas „kosten“. Die Fragen an uns Seelsorgerinnen und Seelsorger lauten also: Verbreitet unser seelsorgliches Handeln das Gefühl, dass uns Menschen wichtig sind? Dass wir haben wollen, dass sie nicht aus der Kirche ausziehen? Dass wir wollen, dass sie sich (wieder) der Gemeinschaft zugehörig fühlen, der sie seit ihrer Taufe angehören? Kurzum – vermittelt unsere Seelsorge die Botschaft: „Du hast etwas davon, ein Christ zu sein!“, oder vermittelt sie offen oder indirekt ein Gefühl, das man so, oder so ähnlich in Worte fassen mag: „Finger weg! Wenn man von der Kirche und ihren Vertretern etwas benötigt, ist das mit Stress verbunden oder man erfährt eine glatte Abfuhr oder das Gefühl, man sei kein anständiger Zeitgenosse.“? Natürlich handelt es sich dabei um eine äußerst komplexe Problematik, die im Rahmen dieses Beitrags nicht weiter vertieft werden kann; es scheint mir aber für uns Seelsorgerinnen und Seelsorger von besonderem Interesse, sie im Blick zu behalten. Kann man unnötige Irritationen vermeiden – Irritationen, ausgelöst durch mangelnde Menschennähe, veraltete Sprache und Lieder, autoritäres Gehabe? Für die Predigt – und für die Kirche insgesamt – gilt es immer zu prüfen, ob nicht Lasten auferlegt werden, mit denen das Evangelium und die Nachfolge Christi nichts zu tun haben.

2.Erwartungen an die Kirche
2.1.Ein schönes Fest

In einer Arbeitshilfe für die Ehevorbereitung haben bereits 1978 Zulehner u.a.83 die Erwartungen der jungen Menschen an die Ehe benannt. Auf die Frage, warum junge Menschen heute noch heiraten, wurde unter anderem die Antwort gegeben, dass die Kirche es durch ihre Liturgie vermag, ein schöneres Fest auszurichten, als dies selbst im schönsten Standesamt der Welt möglich wäre. Der kirchliche Raum, der Blumenschmuck, die Beleuchtung, die liturgischen Gewänder, Menschen in feierlicher Gestimmtheit – alles, wie es diesem besonderen Tag eben angemessen ist.84

2.2.Festigkeit von Treue und Glück

Die öffentliche Feierlichkeit soll auch die Dauerhaftigkeit und Stabilität der Ehe festigen, soll das Bestehen von Treue und Glück positiv beeinflussen. Die jungen Menschen möchten, dass ihre Liebe und ihr Glück nicht verloren gehen und suchen Hilfe bei Erfahrenen, Eltern, Verwandten oder Freunden, aber auch bei einer traditionsreichen Institution, die die Kirche ist. Zu den vielfältigen Ängsten junger Menschen zählen nicht nur Angst vor Arbeitslosigkeit, Unfall und Krankheit, sondern auch die Angst vor dem Scheitern eines gemeinsamen Lebensentwurfes. Viele, die heute eine Ehe eingehen, haben ein hohes Ideal vom gemeinsamen Lebensweg, von Treue, Liebe und Verlässlichkeit. Manchen ist dabei durchaus bewusst, dass sie auf ihrem Weg hinter den Idealvorstellungen zurückbleiben werden – ein utopisches Partnerschaftsideal ist für die konkrete Ehe wenig hilfreich.

2.3.„Rat und Hilfe“ 85

Die reale Ortsgemeinde mag für „Rat und Hilfe“ zur Verfügung stehen, doch diese allgemeine Bereitschaft muss in einem Gesprächspartner konkretisiert werden. Seelsorgerinnen und Seelsorger sind diese Gesprächspartner, was so viel heißt, dass sie mit den Paaren in Kontakt bleiben, den Kontakt nicht abreißen lassen86, dass sie die Paare in gemeindlichen Runden zu Glaubensgesprächen, zu thematischen Abenden einladen, dass sie den Weg hin zu Partnerschaft und Ehe mitbegleiten, dass sie, wie Supervisoren, wohlwollend darauf schauen, dass das Lebensglück gelingen kann.

3.Die Ehe aus kirchlicher Sicht

Es gibt wohl keinen Bereich des Lebens, mit dem die meisten Menschen persönliches Glück und Erfüllung so in Verbindung bringen, wie die Liebe zwischen Mann und Frau, die in Ehe und Familie ihre dauerhafte Gestalt annimmt. Es gibt auch keinen Bereich, in dem sich Glaube und Leben so unmittelbar berühren wie in der Ehe.87 Die Ehe gehört ja sowohl der Ordnung der Schöpfung wie der Ordnung der Erlösung an. Davon ausgehend, wird man vor allem drei Aspekte benennen:

3.1.Personale Liebe

In einer Phase der immer stärker werdenden Individualisierung erfährt der Mensch fortwährend intensiver das „Sein“ als Mängelwesen. Der Mensch sehnt sich danach, angenommen und akzeptiert zu werden, er sehnt sich aber auch nach Geborgenheit. Es gilt zu betonen, dass gerade die Ehe den Ort darstellen kann, an dem der Mensch voll und ganz angenommen wird und die Erfüllung seiner innersten Wünsche finden kann. Die partnerschaftliche Liebe schließt jedoch immer auch die Gerechtigkeit ein, die dem Gegenüber gibt, was ihm gebührt. Denn die Liebe, die den Partner bejaht, gibt diesem auch, was ihm zusteht.

3.2.Von der Partnerschaft zur Familie

Das Wesen der Liebe drängt dahin, auch fruchtbar zu werden. Sehr lange Zeit wurde dieser Drang rein biologisch interpretiert und auf die Zeugung von Kindern reduziert. Doch soll Sexualität den Partnern auch gegenseitige Freude schenken. Mit der personalen körperlichen Liebe ist aber ebenso der Wunsch nach Kindern verbunden. Im Kind finden sich die Ehepartner auf eine neue Weise, und entsprechend dazu können auch Kinder nur dann ausreichend soziale Kompetenz erlangen, wenn sie die Geborgenheit (mit)erfahren, die zwischen ihren Eltern herrscht. Dadurch wird die Ehe ein gesellschaftliches Gut und es ergeben sich aus den Erörterungen von Punkt 3.1. und 3.2. vier Kriterien: 1. Die Achtung vor der Würde des Partners und die Verantwortung für die Fortdauer und Vertiefung der gegenseitigen Liebe. 2. Die Verantwortung für die schon geborenen und noch zu erwartenden Kinder. 3. Die Verantwortung für die Zukunft der Gesellschaft. 4. Die Ehrfurcht vor dem inneren Sinn der von Gott geschaffenen Natur.

3.3.Treue in der Liebe

Die gemeinsame Verantwortung für Kinder und füreinander ist eines der am unmittelbarsten einleuchtenden Argumente für die Unauflöslichkeit der Ehe – wenn es nichts mehr Endgültiges gibt und alles revidierbar bleibt, kann eine Gesellschaft nicht mehr existieren. Die eheliche Treue und das Versprechen, sich gemeinsam für Kinder zu verantworten, ist daher per se keine Gefangennahme der einzelnen Partner, sondern die höchste Verwirklichung der Freiheit, denn eine solche Bindung in Freiheit macht wieder auf neue Weise frei.

4.Situation der Hörerinnen und Hörer
4.1.Gemeinde

An Sonntagen trifft der Prediger88 auf eine ihm bekannte, vertraute Gemeinschaft. Manche kennt er vom Sehen, die anderen mit Namen. Es handelt sich um „seine“ Sonntagsgemeinde, die sich immer wieder versammelt, die gemeinsam singt, feiert und betet. Jede und jeder hat ihren und seinen Platz. Viele sind sonntäglich da, oft mehrere Generationen, sie sind da mit ihrem Glaubenswissen, mit ihrer Geschichte. Einige engagieren sich mehr, andere weniger für die Gemeinschaft. Gottes Wort ist ihnen vertraut, die Evangelienperikopen bekannt. Sie sind der „harte Kern“, der die Gemeinde immer wieder nach außen hin in Erscheinung bringt. Die Gemeinde muss nicht neu „erfunden“ und konstituiert werden, der Prediger muss nicht immer von vorne anfangen. Die Gemeinschaft bringt ein biblisches Wissen mit und hat ein spirituelles Niveau, an dem der Prediger vielleicht Jahre gearbeitet hat, und sie verdient sich daher auch den Namen „Christengemeinde“.

Ganz anders ist es um die situative Gemeinde bestellt, die sich einmal – hier und jetzt – zu einem Trauungsgottesdienst versammelt. Es sind zwar die gleichen Christinnen und Christen, die sonst in ihrer Sonntagsgemeinde beheimatet sind, da, zur Gruppe der Mitfeiernden zählen, gerade bei Trauungsfeiern, sehr häufig aber ebenso Angehörige anderer Konfessionen oder Religionen und wohl immer auch Menschen, die eigentlich keine Kirchgänger sind, die mit Gott „nichts (mehr) am Hut haben“, die längst aus der Kirche ausgetreten sind. Es mögen Paare darunter sein, die gerne heiraten wollen, denen jedoch der kirchliche Segen verwehrt wird, weil sie homosexuell sind oder solche, die standesamtlich getraut sind, sich aber kirchlich noch nicht „trauen“. Es ist eine Gemeinschaft versammelt, die nur für kurze Zeit, für die Länge des Gottesdienstes und die anschließende Feier der Hochzeit zusammengekommen ist. Eine Gemeinschaft, deren Mitglieder sich vielleicht nicht einmal kennen, sich möglicherweise noch nie gesehen haben. Das erste Zusammentreffen, mit dem Ziel Gott zu feiern, findet nun in der Kirche statt. Freunde und Verwandte aus verschiedenen Milieus, aus verschiedenen Kontexten, treffen, weil sie vom Brautpaar eingeladen wurden, vielleicht das erste Mal in dieser Kirche aufeinander. In der Situation des zufälligen Zusammenkommens von Menschen, die sich nicht kennen, muss der Prediger nun eine Atmosphäre schaffen, in der eine gemeinsame Feier möglich ist. Man kennt sich zwar nicht, man weiß zwar nichts voneinander, das einzig Gemeinsame mag die Einladung zu dieser Feierstunde sein, dennoch handelt es sich um keine anonyme Gemeinde in der Unüberschaubarkeit der Seelsorgsräume, sondern um den Freundeskreis, die Gemeinschaft rund um das Brautpaar. Der Leiter der Liturgie muss also in dieser hoch emotionalen Feierstunde eine communio mit „Wohlfühlcharakter“ zusammenführen, die sich darüber hinaus – im Idealfall – aktiv durch Singen und Beten am liturgischen Geschehen beteiligt. Am Anfang der gemeinsamen Feier steht eine zufällig zusammengewürfelte Gruppe von Menschen, die Augen- und Ohrenzeugen einer denkwürdigen Liturgie sind, so ist insbesondere auf die Begrüßung und liturgische Einleitung großes Augenmerk zu lenken, denn von ihnen hängt ab, ob der Prediger die Zuhörer gewinnen kann oder nicht, ob eine verdichtete Atmosphäre entsteht, Feierstimmung aufkommt oder ob alle als liturgische Konsumenten mit verschränkten Armen, mit „eingefrorener“ Körperhaltung stumm abwarten und den Liturgen als Entertainer aus einer anderen Welt belächeln.

4.2.Brautpaar

Die Situation des Brautpaares gehört im weiteren Sinn zur Situationsanalyse der Gemeinde, innerhalb derer sie jedoch einen spezifischen Komplex darstellt, aus diesem Grund wird sie hier in einem eigenen Punkt erörtert.

Wer ist dieses Brautpaar, das noch in der Kirche die Hochzeit feiern will und sich bewusst unter den Segen Gottes stellt – dies öffentlich, in der Kirche, vor Eltern, Freunden und Bekannten bekundet –, das sich gegenseitig versichert, sich ein Leben lang, „bis der Tod uns scheidet“, lieben zu wollen? Ist es für dieses Paar nur eine Idealvorstellung, viele Jahre mit einer Frau oder einem Mann zusammen zu sein und den Nachwuchs gemeinsam aufzuziehen oder ist es für sie eine realistische Lebensweise? Stehen ihnen nach der Ehevorbereitung ausreichend Kompetenzen für ein gelingendes Zusammenleben, für Kindererziehung, für Konfliktmanagement im Alltag und vieles andere zur Verfügung? Sind sie theologisch so weit gebildet, dass sie verstehen, was das christliche Eheverständnis ist oder was überhaupt der Sinn von Liebe und Treue aus christlicher Sicht ist? Haben sie eine Vorstellung, wie gemeinsames Leben von Frau und Mann in einer menschlichchristlichen sinnvollen und erfüllten Weise gelingen kann? Heiraten sie kirchlich aus Tradition, weil die Eltern das auch getan haben oder dazu raten? Oder weil es nicht schaden kann, die Ehe unter den „Schirm des Heiligen“ zu stellen, da sie schließlich ein Abenteuer mit offenem Ausgang ist und der Segen von oben womöglich doch das seine – positiv – beiträgt?

Sie entscheiden sich für die kirchliche Trauung und bringen so zum Ausdruck, dass sie es ernst meinen vor Gott und der Gemeinde und dass Gott in ihrem gemeinsamen Leben seinen Platz haben soll. Ernsthaftigkeit und Verantwortungsbewusstsein und Liebe füreinander veranlassen sie zu diesem Schritt. Der Glaube an einen persönlichen Gott, der uns mit Namen ruft und in seine Hand geschrieben hat, der selbst die Liebe ist, bestärkt diesen bewussten Schritt zur Ehe. Das Paar (das vielleicht schon jahrelang zusammengelebt hat) stellt sich diesem Schritt mit seiner lebensgeschichtlichen Erfahrung und mit den Widersprüchen des eigenen Verständnisses zu den Moralvorstellungen der Kirche. Die Ehepartner hinterfragen möglicherweise ihren Glauben und den Glauben jener, die ihn tradiert haben, kritisch, kommen jedoch zum Entschluss, als zahlende Kirchenmitglieder den „Dienst“ ihrer Kirche, die Trauung, in Anspruch nehmen zu wollen. „Leistung“ als kirchlicher Service und „Gegenleistung“ charakterisieren in diesem Fall die Beziehung zur Kirche – wenn die Kirchensteuerzahler rituelle Begleitung benötigen, muss diese Dienstleistung auch abrufbar sein.

Unabhängig von den divergierenden Einstellungen des Brautpaars zur Kirche wird eine Tatsache wohl immer mit zur Entscheidung beitragen: Keine andere Institution verfügt über ähnlich umfassende und lange Erfahrung als „rituelle Dienstleistungsorganisation“ wie die Kirche – dadurch ist sie in besonderer Weise dazu befähigt, ein schönes Fest auszurichten.

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