Kitabı oku: «WIR. Heimat - Land - Jugendkultur», sayfa 2

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Einsichten aus der Peripherie

2015 wurde eine Tagung an der Hochschule Magdeburg-Stendal ausgerichtet und unter den Titel „(Über)Leben in der Provinz. Sozial- und kulturwissenschaftliche Betrachtungen der Peripherie von Jugendkultur(forschung)“ gestellt. Diese Tagung3 – gemeinsam ausgerichtet u. a. mit der Respekt!-Stiftung, die auch die in diesem Band dokumentierte Studie „WIR. Heimat – Land – Jugendkultur“ (Ollendorf/Borkowski/Mey) mitinitiiert hat, – hatte zum Ziel, Schlaglichter auf das weitgehend vergessene oder eben in der Jugendforschung peripher verhandelte Thema zu werfen (vgl. Leser/Mey 2017). Diagnostiziert wurde, was auch ein paar Jahre später noch gültig ist: Jugend, vor allem Jugendkulturen (die wie Land und Jugend im Plural zu denken sind, vgl. Farin 2011, Hitzler/Niederbacher 2010; zusammenfassend Böder u. a. 2019, Mey/Pfaff 2015) werden überwiegend als urbanes Phänomen verhandelt. Dies zeigt sich sehr deutlich daran, dass jugendkulturelle Ausdrucksweisen und Praxen spätestens seit den beginnenden 1980er-Jahren weitgehend als „städtische Revolten“ beschrieben wurden: „Züri brennt“, die Hausbesetzungen in Berlin, der „Kampf“ gegen die Startbahn-West in Frankfurt oder die „Hafenstraße“ in Hamburg. Solche Bewegungen haben die „Landkommunen“ aus den 1970er-Jahren überstrahlt, die als „Aussteiger“-Milieus ebenso als markanter Gegentrend zu beschreiben wären wie die Wandervögel – gegründet in Berlin Steglitz –, die gerne als erste Jugendbewegung angeführt werden und als Gegenkultur zur Verstädterung und Industrialisierung zu lesen sind (Bucher/Pohl 1986).

Das überbordende Narrativ der großstädtischen Jugend überschreibt dabei nicht nur diese bedeutsamen „Gegenerzählungen“, sondern missachtet auch, dass das größte Metal-Spektakel „Wacken“ auf den Stoppelfeldern in einem Dorf in Schleswig-Holstein abgehalten wird und die Relevanz des Provinziellen deutlich macht. Auch im Falle des deutschen Hip-Hop ist evident, dass der v. a. durch mediale Dominanz auffällige Gangsta-Rap zwar als Stimme aus den Metropolen-Betonsilos (etwa der „Block“ im Märkischen Viertel, vgl. Dietrich/Seeliger 2012) gelten kann, die Kultur aber insgesamt lange zuvor im eher kleinstädtischen Süden Deutschlands (so Heidelberg) in Erscheinung trat. Anzumerken ist aber, dass, wenn auch „Provinzen“ – also ländliche Regionen, Kleinstädte oder gar Dörfer als Orte der Jugendkultur – kaum Aufmerksamkeit innerhalb der sozialwissenschaftlichen Forschung erhalten haben, andere Formate durchaus den Blick öffnen: seien es Dokumentarfilme (wie ostPunk von Boehlke/Fiebeler 2006, Wacken 3D von Heitker 2014 oder Fernab. Subkultur in der Provinz von Petzoldt 2014) sowie Themenausstellungen wie Break through to the other side im Schlossmuseum Jever (Schmerenbeck 2007), The Beat goes on im Museum Industriekultur Osnabrück (Keller/Wolf 2013) oder Jugendkultur in Stendal: 1950–1990 im Altmärkischen Museum (Mey 2018a).4

Einschätzungen von (Un-)Zufriedenheiten von Jugendlichen in ländlichen Lebenswelten

Wenn über die Lebenssituationen von Jugendlichen in ländlichen Regionen gesprochen wird, wird schnell ersichtlich, dass es insbesondere immer um die Frage nach den Angeboten geht, die ihnen für ihre Freizeitaktivitäten zur Verfügung stehen, und damit um die Fragen danach, welche Aktionsräume sie haben, ihnen eröffnet werden oder sie sich aneignen und selbst schaffen können. Verglichen mit den Infrastrukturen einer Großstadt fällt zuweilen das Resultat vorentschieden als „defizitär“ aus. Es gibt von allem weniger. Ob aber dieses quantitative Maß entscheidend ist für eine qualitative Aussage – eben die Frage nach Nutzung überhaupt und nach Zufriedenheit mit den Ressourcen –, steht auf einem anderen Blatt.

Wenn es in den Großstädten eine Vielfalt an szenespezifischen Orten gibt, geht es in den ländlichen Regionen oftmals um einen Raum, der szenenspezifisch aufgeteilt ist. Daher setzt die Metropole die Kenntnis von Lokalitäten voraus, in Dörfern und Kleinstädten ist das Wissen um spezielle Treffzeiten wichtig (Mey 2013). Durchzieht Städte ein Netz von U-/S-Bahn oder Tram, um von hier nach dort zu kommen, sind Jugendliche in der ländlichen Region auf Regionalbahn und Busse angewiesen, um an die für sie interessanten – z. T. weit entlegenen – Orte zu gelangen, die es dort, wo sie leben, nicht gibt. Die Bushaltestelle ist auch deshalb oft das Sinnbild für „Jugend auf dem Land“. Und das Auto scheint weniger Statussymbol denn Mobilitätsgarant.

Bieten Städte angesichts der Stilvielfalt die Option auf Verweilen in homogenen Gruppen, leben die ländlichen Regionen zwangsweise von einer Art der friedlichen Koexistenz verschiedener Stile und sind von generations-übergreifenden Momenten geprägt. Bedient Stadt das Bild von Anonymität und reduzierter Sozialkontrolle, gilt für das Dorf, dass jede*r jede*n kennt. Die Lebenswirklichkeit von Städten und ländlichen Regionen schaffen also andere Voraussetzungen je nach der konkreten Lage und den Gelegenheitsstrukturen – also der Verfügbarkeit und Erreichbarkeit von Angeboten und der Machbarkeit und Durchsetzbarkeit jugendlicher Alltagspraxen. Trotz alledem zeigt sich in Surveys (so auch in diesem Band die Beiträge von Küpper/Mettenberger oder die WIR-Studie), dass die Jugendlichen in den ländlichen Regionen weit weniger unzufrieden sind, als dies aufgrund der „(Vor-) Urteile“ mit Blick auf Angebotsmangel, Enge, Langeweile vermutet wird.

Wer ist eigentlich unzufrieden und aus welcher Perspektive?

Gemeinhin wird gerne angeführt, dass es sich bei den hohen Zufriedenheiten auch um ein methodisches Artefakt handeln könnte, eben der quantitativen Forschung, die aufgrund ihrer Frage-Items weniger sensibel scheint, wie Meinolf Peters (1988) mit Blick auf Ergebnisse der Jugendforschung in den 1980er-Jahren notierte. Er mahnte, dass wir skeptisch sein sollten, wenn sich die allgemeinen Diagnosen von Problemlagen in den Ergebnissen der Umfrageforschung nicht wiederfinden. Eine solche Methodenkritik ist sicherlich nicht unberechtigt, und es hat sich in den letzten drei Jahrzehnten wohl auch deshalb eine qualitative Juventologie konturiert, die phänomensensitiver arbeitet (vgl. Mey 2018c).

Wenn aber in Kritiken solche generell hohen Zufriedenheitswerte angezweifelt werden, bleibt rückzufragen, ob damit der Vorwurf einhergeht, dass jene Jugendlichen übersehen werden könnten, die weniger zufrieden sind, oder ob damit unterstellt wird, dass Handlungsbedarf erst angezeigt sei, wenn die Mehrheit der Jugendlichen Probleme „hat“ (bzw. aus Sicht der Politik „macht“). Es wirkt zuweilen so, als ob „gefühlt“ eher umgekehrte Verteilungen angenommen werden, also nicht, dass je nach in den Studien erfragten Gegenstandsbereichen (von Freizeit, Medien, Arbeit etc.) „nur“ ein Fünftel der Jugendlichen Negativpole bei Items ankreuzen, sondern die Annahme vorherrscht, dass mithin fast alle Jugendlichen unzufrieden sind, zumindest aber sein müssten. Eine solche These verkennt zum einen, dass ein Großteil der Jugendlichen eben weniger Probleme äußert (antizipiert) als vermutet, zum anderen wäre zu fragen, was es für eine gesellschaftliche Wirklichkeit wäre, wenn die große Mehrheit der Jugendlichen ihre Lage als sehr problematisch einstuft und mehrheitlich pessimistisch ist. Solche Eindrücke scheinen möglicherweise einige gängige Tendenzen in der Jugendforschung zu spiegeln, sowohl in Form von Generalisierungen – so wurde das plakative „No Future“ der Punks einfach für die gesamte Generation als Label vergeben – als auch von Vernachlässigung von Differenzierungen. Besonders eindringlich zeigte sich dies beim über die Jugendforschung hinaus publik gemachten empirischen Befund eines „weit verbreiteten Zukunftspessimismus“ der Shell-Studie Jugend ’81 (Jugendwerk der deutschen Shell 1981). Die vor dem Hintergrund von Kriegsgefahr, dem Ausbau des AKW-Netzes, Umweltkatastrophen und Jugendarbeitslosigkeit generell diagnostizierte Verunsicherung war ein Artefakt, da aufgrund der Itemformulierung nicht eindeutig auf eine gesellschaftliche oder eine individuelle Zukunftssicht geschlossen werden konnte.

Ein Weiteres ist, dass bei der Bewertung von Surveys – und dem verschieden ausfallenden Urteil, dass die Daten „schon stimmen“ oder „so nicht stimmen können“ – diese gerne mit Studien konfrontiert werden, die weniger auf eine große Zahl setzen. Denn anders als in repräsentativen Umfragen (wie z. B. des Thünen-Instituts; siehe dazu den Beitrag von Küpper/Mettenberger in diesem Band) oder die in diesem Band dokumentierte WIR-Studie (Ollendorf u. a.) finden sich in fallbasierten Untersuchungen gleichwohl häufiger Problemberichte und Darstellungen, die auf Unzufriedenheiten unter den Jugendlichen hinweisen. Allerdings sagen die in solchen Studien herausgearbeiteten Typiken (siehe Beierle in diesem Band) nichts über die Repräsentanz, nicht einmal etwas über die Verteilung aus.

Schließlich finden sich viele Einsichten und Meinungen über die Lebenslage von Jugendlichen aus der Perspektive von Erwachsenen, seien es Expert*innen aus den verschiedenen Bereichen der Jugend(sozial/kultur) arbeit und generell von mit jugendbezogenen Fragen befassten Multiplikator*innen (z. B. aus der Jugendpolitik). Bei diesen ist zuweilen ein sehr spezifischer Fokus schon professionell bedingt auszumachen aufgrund ihrer Zuständigkeiten für z. T. spezielle Gruppen. Und generell gilt, dass diese Gruppen wie der gesamte Forschungssektor im Grunde als ein intergenerationales Geschehen aufzufassen und zu thematisieren ist. Allgemein ließe sich sagen, dass aufgrund dessen immer auch Projektionen virulent sein können, welche die Jugend als Lebenslaufkategorie von Beginn an – und das meint seit der Antike und deren Warnung vor der Verderbtheit der nachwachsenden Generation – begleiten. Aus dieser Logik resultiert, Jugend entweder als „Heilsbringer“ oder als „Sündenbock“ zu betrachten, die entweder alles besser machen soll oder die schlimmer ist als die vorhergehenden und derer man nicht sicher sein kann (Wirth 1984). Hinzukommt die Vermutung, dass die jeweils vorangegangene Generation (also die Jugendgeneration, der die Sprechenden selbst angehörten) „besser“ – und nicht etwa nur „anders“ – war. Insofern ist Jugend immer eine relationale Kategorie und immer nur in der generationalen Lagerung zu sehen. Dies impliziert, dass die Diskussion mit und über die Jugend nur intergenerational zu verstehen ist.

Und am Ende steht „die“ Frage von „Gehen oder Bleiben“ …

Auch wenn die eingangs erwähnten Pluralitäten (also die Verschiedenheiten unter den Jugendlichen ebenso wie die Diversitäten der sehr verschiedenen ländlichen Regionen) betont werden, findet sich dann bei der Auseinandersetzung um „Jugend auf dem Land“ und der Klärung der (Un-) Zufriedenheiten am Ende meist eine Zuspitzung mit der als zentral erscheinenden Frage nach dem „Gehen oder Bleiben“. Bisweilen scheint sie aufgrund der – anders als in Städten existenten – Freizeitangebote, mehr aber noch mit Blick auf Sozialstruktur und den damit korrespondierenden Zukunftsaussichten, der einzige Dreh- und Angelpunkt der Debatten zu sein. Es bleibt zu reflektieren, wer aus welchem Grund diesen Fokus festlegt. Wenn es so ist, dass in der Jugendkulturforschung die Szenen und das Szenenleben urban verortet sind, dann scheint die Antwort auf diese Frage wohl „Ich bin dann mal weg“ lauten zu müssen: Denn jugendkulturelle Praxen scheinen aus dieser Perspektive in der Provinz fast undenkbar. Mit Blick auf berufliche und schulische Optionen und vor dem Hintergrund infrastruktureller Angebotspaletten wird die Frage in die Studien wohl nicht ebenso selten – von politischer Seite – hineindiktiert: verbunden mit der Hoffnung auf ein „Ich bleibe erst mal hier“, um das oft bemühte „Ausbluten der ländlichen Regionen“ zu verhindern und dem demografischen Wandel überhaupt begegnen zu können. Ob dies allerdings eine für die Jugendlichen relevante Frage ist, bleibt unklar. Aus der Perspektive der Jugendlichen sind andere Alltagsmomente wichtig, die sie mithin – da Individualisierung nicht vor den Dörfern Halt macht – nicht von ihren Altersgleichen in den Städten unterscheiden: die hohe Bedeutung sozialer Medien und damit einer schnellen Internetverbindung, die beide für ihre Interessen angemessene Angebote liefern und zum Treffen mit anderen, zum „aktiv“ sein, genutzt werden. Kurzum: Es kommt auf die Gelegenheiten im Hier und Jetzt an.

Der Fokus dieses Bandes auf die „Gelegenheitsstrukturen“ ist daher nur konsequent, um von dort die Frage aufzuwerfen, welche identitätsstiftenden Räume und Angebote für die Jugendlichen in ländlichen Regionen existieren oder welche sie selbst – teilweise gegen Widerstand – (mit-) gestalten können: nicht nur, um etwas zu tun, sondern um sich auch als „wirksam“ zu erleben. Provinzen müssen dabei gar nicht als die besseren Orte gedacht werden. Vielmehr gilt es, die je konkreten Gelegenheitsstrukturen zu betrachten und im Zuge dessen über Redefinitionen nachzudenken – beispielsweise inwieweit Ressourcenknappheit auch zu sehr spezifischen Innovationen führt, die eben „nur“ angesichts der spezifischen Opportunitäten möglich sind. Eine solche Frage hat den Aspekt der Glokalisierung (Robertson 1998) – also dem Zusammenspiel von Globalisierung und Lokalisierung – ernst zu nehmen und ebenso, dass städtische und ländliche Lebenswelten relational zu verstehen sind.

Literatur

Bebnowski, David: Generation und Geltung. Von den „45ern“ zur „Generation Praktikum“ – übersehene und etablierte Generationen im Vergleich. transcript, Bielefeld 2012.

Beck, Ulrich: „Jenseits von Klasse und Stand? Soziale Ungleichheiten, gesellschaftliche Individualisierungsprozesse und die Entstehung neuer sozialer Formationen und Identitäten“, in: Kreckel, R. (Hrsg.): Soziale Ungleichheiten. Schwartz & Co, Göttingen 1983, S. 35–74.

Beck, Ulrich: Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne. Suhrkamp, Frankfurt/M. 1986.

Böder, Tim/Eisewicht, Paul/Mey, Günter/Pfaff, Nicolle: „Stilbildungen und Zugehörigkeit. Jugendkulturtheoretische Perspektiven auf Medialität und Materialität – zur Einführung“, in: Böder, T./Eisewicht, P./Mey, G./Pfaff, N. (Hrsg.): Stilbildungen und Zugehörigkeit. Medialität und Materialität in Jugendszenen. Springer VS, Wiesbaden 2019, S. 1–19.

Bucher, Willi/Pohl, K.: Schock und Schöpfung. Jugendästhetik im 20. Jahrhundert. Luchterhand, Darmstadt 1986.

Dietrich, Marc/Seeliger, Martin (Hrsg.): Deutscher Gangsta-Rap. Sozial- und kulturwissenschaftliche Beiträge zu einem Pop-Phänomen. transcript, Bielefeld 2012.

Farin, Klaus: Jugendkulturen in Deutschland. BpB, Bonn 2011.

Ferchhoff, Winfried: Jugend und Jugendkulturen im 21. Jahrhundert. Springer VS, Wiesbaden 2011.

Hitzler, Ronald/Niederbacher, Arne: Leben in Szenen. Formen juveniler Vergemeinschaftung heute. VS, Wiesbaden 2010.

Jugendwerk der Deutschen Shell (Hrsg.): Jugend ‘81: Lebensentwürfe, Alltagskulturen, Zukunftsbilder. Bd. 1. Jugendwerk der Deutschen Shell AG, Hamburg 1981.

Keller, Harald/Wolf, Reiner (Hrsg.): The Beat Goes On: Der Sound. Der Style. Isensee Verlag, Oldenburg 2013.

Krüger, Heinz-Hermann: „Von Punk bis zum Emo. Ein Überblick über die Entwicklung und aktuelle Kartographie jugendkultureller Stile“, in: Richard, B./Krüger, H.-H. (Hrsg.): Intercool 3.0. Jugend Bild Medien. Ein Kompendium zur aktuellen Jugendkulturforschung. Fink, München 2010, S. 13–42.

Leser, Irene/Mey, Günter: „‚Man muss der Jugend etwas beaten!’ Jugendkultur in der ländlichen Region“, in: Diskurs Kindheits- und Jugendforschung 12(1) 2017, S. 95–101.

Mey, Günter: „Immer diese Jugendforschung!“, in: Psychologie & Gesellschaftskritik 35 (2), 2011, S. 27–49.

Mey, Günter (2013): „Jugend braucht (T)Räume“, in: Keller, H./Wolf, R (Hrsg.): The Beat Goes On: Der Sound. Der Style. Isensee Verlag, Oldenburg 2013, S. 11–15.

Mey, Günter (2015): „Transgenerationalität. Zur Einführung“, in: Mey, G. (Hrsg.): Von Generation zu Generation: Sozial- und kulturwissenschaftliche Analysen zu Transgenerationalität. Psychosozial, Gießen 2015, S. 9–21.

Mey, Günter (Hrsg.): Jugendkultur in Stendal: 1950–1990. Szenen aus der DDR: Portraits und Reflexionen. Berlin: Hirnkost, Berlin 2018a.

Mey, Günter: „Szenen in der DDR. Einblicke in Jugendbewegungen“, in: Mey, G. (Hrsg.): Jugendkultur in Stendal: 1950–1990. Szenen in der DDR: Portraits und Reflexionen. Hirnkost, Berlin 2018b, S. 7–32.

Mey, Günter: „Jugendforschung: Konjunkturen, Krisen, Konstruktionen“, in: Kleeberg-Niepage, A./Rademacher, S. (Hrsg.): Kindheits- und Jugendforschung in der Kritik. (Inter-) Disziplinäre Perspektiven auf zentrale Begriffe und Ansätze. Springer VS, Wiesbaden 2018c, S. 273–297.

Mey, Günter/Dietrich, Marc (2019): „Szenen der (Un) Ordnung – eine Grounded-Theory-Analyse zu generationaler Ambivalenz im Punk“, in: Böder, T./Eisewicht, P./Mey, G./Pfaff, N. (Hrsg.): Stilbildungen und Zugehörigkeit. Medialität und Materialität in Jugendszenen. Springer VS, Wiesbaden 2019, S. 93–112.

Mey, Günter/Pfaff, Nicolle (Hrsg.): „Perspektiven der Jugendkulturforschung“, in: Diskurs Kindheits- und Jugendforschung 10(3) 2015, S. 259–322

Nell, Werner/Weiland, Marc (Hrsg.): Kleinstadtliteratur. Erkundungen eines Imaginationsraums ungleichzeitiger Moderne. transcript, Bielefeld 2020.

Peters, Meinolf: „Bewältigungsforschung und Adoleszenz“, in: Brüderl, L. (Hrsg.): Belastende Lebenssituationen. Untersuchungen zur Bewältigungs- und Entwicklungsforschung. Juventa, Weinheim 1988, S. 23–36.

Robertson, Roland (1998): „Glokalisierung. Homogenität und Heterogenität in Raum und Zeit“, in: Beck, U. (Hrsg.): Perspektiven der Weltgesellschaft. Suhrkamp, Frankfurt/M. 1998, S. 198–220.

Schmerenbeck, Peter (Hrsg.): „Break on through to the other side.“ Tanzschuppen, Musikclubs und Diskotheken in Weser-Ems. Isensee Verlag, Oldenburg 2007.

Shell Deutschland Holding (Hrsg.): Albert, Mathias/Hurrelmann, Klaus/Quenzel, Gudrun: Eine Generation meldet sich zu Wort. 18. Shell Jugendstudie. Jugend 2019. Beltz, Weinheim/Basel 2019.

Wirth, Hans-Jürgen: Die Schärfung der Sinne. Jugendprotest als persönliche und kulturelle Chance. Syndikat, Frankfurt/M. 1984.

1 –Der zuletzt genannte Kontrast ist Stoff für literarische Werke: „Heimatroman“ vs. Großstadtroman à la Berlin Alexanderplatz; zur literarischen Verarbeitung kleinstädtischer Milieus siehe Nell/Weiland (2020).

2 –Zur Kritik an Shell-Studien siehe Lindau-Bank/Stein in diesem Band; generell zu Generationenverständnissen und -verhältnissen Bebnowski 2012 (zusammenfassend Mey 2015); zu generationalen Ausdifferenzierungen in Jugendszenen, exemplarisch am Punk aufgezeigt, vgl. z. B. Mey/Dietrich 2019.

3 –Verantwortlich für die Konzeption und Ausrichtung waren Günter Mey und Marc Dietrich.

4 –Zudem sei notiert, dass auch lange Zeit die Jugendkulturforschung eine vornehmlich westdeutsche Geschichtsschreibung charakterisierte, dagegen die Ergebnisse der ostdeutsche Jugendforschung – insbesondere zu Zeiten der existierenden DDR, aber auch danach – wenig berücksichtigt wurden bzw. wenn, dann als Ost vs. West verhandelt; darüber hinaus wurde, wenn die DDR-Jugend beleuchtet wurde, auch hier insbesondere das „gegenkulturelle Moment“ in den Städten bedient, die DDR-Provinzen fanden dabei wenig Aufmerksamkeit (Mey 2018b).

DETLEV LINDAU-BANK UND MARGIT STEIN

Boomer 4.0 – Millennials auf dem Land

Forschungen und Studien über Jugendliche und junge Erwachsene lösen ein großes Medienecho aus, wie die Shell-Jugendstudie seit den 1950er Jahren zeigt. Wissenschaftler*innen, Pädagog*innen und politische Entscheider*innen möchten gerne wissen, was Jugendliche denken, was sie bewegt, was für sie Sinn ergibt, kurz gesagt, sie wollen wissen, wie Jugendliche ticken, wie es in der dritten Jugendstudie des SINUS-Instituts 2016 heißt. Aufschlussreich ist das Vorwort dieser Studie, in dem der Sozialisationsforscher Klaus Hurrelmann den Entstehungskontext der SINUS-Jugendstudie erläutert:

Die SINUS-Jugendstudie erscheint im Auftrag von mehreren zivilgesellschaftlichen Organisationen. Es handelt sich um Institutionen und Verbände, die sich auf ihre Weise intensiv für die Entwicklung von jungen Leuten einsetzen. Diese Anlage ist eine ihrer ganz besonderen Stärken, denn sie bildet auf diese Weise schon durch die Auftragslage die breiten Interessen verschiedener gesellschaftlicher Gruppen an der Entwicklung der jungen Generation ab und verhindert jede einseitige oder parteiische Sichtweise. […]

Das Team der Autorinnen und Autoren hat sich seit der ersten SINUS-Jugendstudie 2008 kaum verändert. Das sorgt für Kontinuität und lässt Trendaussagen zu. […] Sie besticht durch Genauigkeit und Originalität und erlaubt einen tiefen Blick in die Gefühls- und Einstellungswelt der 14 bis 17 Jahre alten Jugendlichen in Deutschland. (Calmbach u. a. 2016)

Deutlicher kann man nicht zu verstehen geben, dass hier eine ältere Generation eine jüngere Generation inspizieren möchte. Hinter dieser Inspektion stecken offensichtlich verschiedene, vielleicht sogar widersprüchliche Verwertungsinteressen. Aber aus der Tatsache, dass die verschiedenen, durchaus respektablen Interessengruppen gemeinsam als Auftraggeber*innen in Erscheinung treten, abzuleiten, dass die Studie unparteiisch oder bestenfalls allparteiisch und damit genau ist, ist gewagt, wenn man die Kritik an Jugendstudien der letzten Jahrzehnte ernst nimmt. Im folgenden Beitrag wollen wir daher die Kritik an Jugendstudien nachzeichnen und begründen, warum die gegenwärtige Praxis der Jugendforschung zwar interessante Ergebnisse und Einsichten liefert, aber einer Reflexion auf regionaler Ebene bedarf, insbesondere, wenn die jugendliche Lebenswelt auf dem Land beschrieben wird.

Die Kritik an Jugendstudien richtet sich erstens auf die Auswahl der befragten Jugendlichen, die eher in städtischen Milieus oder in der Nähe von Metropolregionen leben, der sogenannte Stadtbias.

In zweiter Linie wird die mit der Präsentation der Jugendstudien verbundene Etikettierung Jugendlicher mit unterschiedlichen Generationsbegriffen moniert. Schnell, häufig vorschnell wird eine Generation ausgemacht und mit attraktiven Etiketten wie „die 68er“, die „Generation Golf“, „Null-Bock-Generation“, „Generation Me“ oder „Generation Greta“ versehen.

Drittens wird kritisiert, dass Jugendliche lediglich Objekte der Forschung sind und nicht beteiligt werden. Dadurch werden sie zum Gegenstand verschiedener gesellschaftlicher Interessen und Interessensgruppen gemacht und nicht als Subjekte der Jugendforschung mit eigenen Erkenntnisinteressen betrachtet.

Diese drei Kritikpunkte sollen eingehender beleuchtet werden, um so die Notwendigkeit und Konstruktion regionaler Jugendstudien zu begründen. Abschließend soll anhand einer ausgewählten Methode der Datenerhebung, die die Autor*innen in ihren regionalen Jugendstudien einsetzen, beschrieben werden, dass ländliche Strukturen, Wertevermittlung über die Generationen hinweg und Globalisierungseffekte zusammenhängen, um so den eigenen Wert regionaler Jugendstudien zu belegen.

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9783948675547
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