Kitabı oku: «Lieblingsplätze Kassel und Nordhessen»
Lieblingsplätze Kassel und Nordhessen
Rüdiger Edelmann
Impressum
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Sofern im Folgenden nicht gelistet, stammen alle Bilder von Rüdiger Edelmann:
Grimmwelt, Foto: Manuela Greipel 63; Brüder Grimm Festival Kassel e.V., Foto: Julia Wagner 66; Museumseisenbahn Hessencourrier e.V., Foto: Philipp Donth 90; Grimm Heimat Nordhessen 92, 94, 128, 136, 172; Tourist-Information Willingen 120
Quellenverzeichnis:
Die Quellen wurden behutsam an die heutige Rechtschreibung angepasst.
Lieblingsplatz 23: »Vorrede« aus: Brüder Grimm, Kinder- und Haus-Märchen. Zweiter Band, Berlin: Realschulbuchhandlung 1815, S. IV/V.
Lieblingsplatz 30: »Dornröschen«, aus: Brüder Grimm, Kinder- und Haus-Märchen. Erster Band, Berlin: Realschulbuchhandlung 1812, S. 227.
Lieblingsplatz 42: Jacob und Wilhelm Grimm, Deutsches Wörterbuch, Leipzig 1854–1961, Band 27, Spalte 290/291.
Lieblingsplatz 43: »Schneewittchen«, aus: Brüder Grimm, Kinder- und Haus-Märchen. Erster Band, Berlin: Realschulbuchhandlung 1812, S. 241.
Lieblingsplatz 51: »Rotkäppchen«, aus: Brüder Grimm, Kinder- und Haus-Märchen. Erster Band, Berlin: Realschulbuchhandlung 1812, S. 113/114
Lieblingsplatz 71: »Frau Holle«, aus: Brüder Grimm, Kinder- und Haus-Märchen. Erster Band, Berlin: Realschulbuchhandlung 1812, S. 107/108
Alle Seitenangaben in diesem Buch beziehen sich auf die Seitenzahlen der gedruckten Ausgabe.
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1., aktualisierte Neuauflage 2021
© 2012 – Gmeiner-Verlag GmbH
Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch
Telefon 07575/2095-0
info@gmeiner-verlag.de
Alle Rechte vorbehalten
Lektorat / Redaktion: Ricarda Dück
Herstellung: Julia Franze
E-Book: Mirjam Hecht
Umschlaggestaltung: Susanne Lutz
unter Verwendung der Illustrationen von © SG- design – stock.adobe.com, © Benjamin Arnold, © pandavector – stock.adobe.com, © Wiktoria Matynia – stock.adobe.com, © Konovalov Pavel – stock.adobe.com, © ratkom – stock.adobe.com, © Fiedels – stock.adobe.com, © scusi – stock.adobe.com, © Katrin Lahmer
Kartengrundlage: © Stadt Kassel, Vermessung und Geoinformation, Nr. 1164
ISBN 978-3-8392-6390-7
Inhalt
Impressum
Kassel, Nordhessen und die Vorurteile
Vorwort: Ein Abriss
Stadt Kassel
1 Gehört zum Leben
Kassel: Museum für Sepulkralkultur
2 Herkules macht’s möglich
Kassel: Herkules-Skulptur im Bergpark
3 Künstliche Natur, natürliche Technik
Kassel: Wasserspiele im Bergpark
4 Ruinenschwärmerei und eine Geliebte
Kassel: Löwenburg im Bergpark
5 Zentrum der Museumslandschaft
Kassel: Schloss Wilhelmshöhe im Bergpark
6 Cocktails, Betten und Geschichte
Kassel: Schlosshotel Bad Wilhelmshöhe im Bergpark
7 Gesund gebohrt
Kassel: Kurhessen Therme
8 Rösti, Spätzli und Geschnätzlätz
Kassel: Restaurant Matterhorn-Stübli
9 Ein kleiner Park für eine große Frau
Kassel: Sophie-Henschel-Platz
10 Schicke Gründerzeit und Jugendstil
Kassel: Spaziergang durch den Vorderen Westen
11 Göttliche Dreieinigkeit
Kassel: Indisches Restaurant Trimurti
12 Musical »made in Kassel«
Kassel: Theater im Centrum
13 Bildersatire
Kassel: Galerie für komische Kunst Caricatura
14 Nostalgieansichten
Kassel: Fußgängerzone Treppenstraße
15 Es konnte nie aus seiner Haut
Kassel: Staatstheater
16 »Schmeckewöhlerchen«
Kassel: Markthalle
17 Ahle Wurst und Weckewerk
Kassel: Nordhessische Spezialitäten in der Gaststätte Zum Lichtenhainer
18 Dauer-documenta
Kassel: Kunstspaziergang durch die Innenstadt
19 Das historische Grüngefühl
Kassel: Staatspark Karlsaue
20 Dekadent und schön
Kassel: Orangerie
21 Naturschutz- und Wohlfühlgebiet
Kassel: Fuldaaue
22 Die Heimat der Märchen
Kassel: Museum Grimmwelt
23 Die Grimms und die »Viehmännin«
Kassel: Spaziergang durch das Märchenviertel in Niederzwehren
24 Verschollen mit Hänsel und Gretel
Kassel: Brüder-Grimm-Festival im Park Schönfeld
25 Das Wechselbad des Grüns
Kassel: Botanischer Garten
Kreis Kassel
26 Ein lebendiges Schloss
Calden: Schloss Wilhelmsthal
27 Wurstehimmel
Calden: Landfleischerei Koch
28 Auf dem Trockenen
Trendelburg: Wasserschloss Wülmersen
29 Rapunzel, lass dein Haar herunter
Trendelburg
30 Ewiger Schlaf im Reinhardswald
Hofgeismar: Dornröschenschloss Sababurg
31 Pinguine und Bären mit Zorromaske
Hofgeismar: Tierpark Sababurg
32 Kirchenburg als Klosterschutz
Bad Karlshafen: Krukenburg
33 Französisches an der Weser
Bad Karlshafen: Spaziergang durch die Stadt
34 Volldampf voraus
Naumburg: Hessencourrier ab Marbachshöhe
35 Die »Mutter« von Rotkäppchen
Schauenburg: Kulturgalerie Märchenwache in Breitenbach
36 Schlemmereien der besonderen Art
Bad Emstal: Restaurant Der Grischäfer in Sand
37 Fernsicht vom Feinsten
Zierenberg: Alpenpfad am Dörnberg
38 Kroatisch-badisch-hessische Küche
Habichtswald: Gasthof Ehlener Poststuben
Kreis Waldeck-Frankenberg
39 Die Mauer zum Freizeitparadies
Edertal: Staumauer am Edersee
40 Abenteuer zu Wasser und an Land
Edertal: Freizeitgebiet Edersee
41 Hochherrschaftliches
Waldeck: Schloss Waldeck
42 Zu Besuch bei der Waffelkönigin
Bad Wildungen: Das Waffelhaus
43 bei den sieben Zwergen
Bad Wildungen: Schneewittchenhaus in Bergfreiheit
44 Stille hören ist Luxus
Frankenau-Ellershausen: Landhaus Bärenmühle
45 Auf den Stuhl gekommen
Frankenberg an der Eder: Altstadt
46 Weltnaturerbe
Vöhl: Nationalpark Kellerwald-Edersee
47 Die hessische Hansestadt
Korbach: Stadtspaziergang
48 So viele Gäste können nicht irren
Willingen: Streifzug durch die Stadt zum Hochheideturm
49 Das Melkerlebnis
Willingen: Upländer Milchmuhseum in Usseln
50 Klein, aber sehr fein
Bad Arolsen: Rundgang durch die Stadt
Schwalm-Eder-Kreis
51 Rotes Käppi, böser Wolf
Schwalm-Eder-Kreis: Das Rotkäppchenland
52 Die Stadt der Bartenwetzer
Melsungen: Streifzug durch die Altstadt
53 Reformationsstadt Hessens
Homberg an der Efze: Rundgang durch die Stadt
54 Der Freizeitschatz am Silbersee
Frielendorf: Silbersee-Park
55 Trommelt für Grimm und die Stadt
Gudensberg: Erkundung der Trommlerstadt
56 Die Eiche und der Missionar
Fritzlar: Dom und historischer Stadtkern
57 Bergbaureminiszenz in der Provinz
Borken: Hessisches Braunkohle-Bergbaumuseum
58 Tradition und Avantgardismus
Bad Zwesten: Kulturdorf Niederurff
59 Tischlein deck dich
Schwalmstadt: Sagenhafter Spaziergang durch Treysa
60 Malerkolonie in der Schwalm
Willingshausen: Kunstmuseum Malerstübchen
61 Tradition im malerischen Fuldatal
Morschen: Kloster Haydau und Handwerk-Erlebnisroute
Kreis Hersfeld-Rotenburg
62 Hexenkraut und Fuldabock
Rotenburg an der Fulda: Spaziergang durch die Altstadt
63 Ruine, die die Welt bedeutet
Bad Hersfeld: Festspiele rund um die Stiftsruine
64 Wortreiche Werte
Bad Hersfeld: Sprachmuseum Wortreich
65 Kali, Salz und Geschichte
Philippsthal: Kaliberg und Schloss
Werra-Meissner-Kreis
66 Der Zipfel und die deutsche Einheit
Wanfried: Dorf Heldra und Heldrastein
67 Der Perlen- und Beerenwicht
Wanfried: Suche nach dem Brombeermann
68 La Paloma auf dem Baggersee
Eschwege: Freizeitparadies Werratalsee und Werranixe
69 Eskiniwach oder Eschen am Wasser
Eschwege: Rundgang durch die Stadt
70 Das Holleum blickt hinter die Kulisse
Hessisch Lichtenau: Frau-Holle-Museum
71 Frau Holle lässt es schneien
Meißner: Hoher Meißner
72 Leckerer Urgeschmack
Großalmerode-Weißenbach: Jausenstation Weißenbach
73 Alles Salz? – Die Sole hat’s!
Bad Sooden-Allendorf: Erkundung der Stadt
74 Gedenken hautnah
Asbach-Sickenberg: Grenzmuseum Schifflersgrund
75 Raubrittertum und Jugendbewegung
Witzenhausen: Burg Hanstein und Burg Ludwigstein
76 Das Kirschenkönigreich
Witzenhausen: Rundgang durch die Kirschenstadt
77 Grüne Gedanken im Dschungel
Witzenhausen: Tropengewächshaus
78 Reise ins Mittelalter
Witzenhausen: Schloss Berlepsch
Karte 1
Karte 2
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Man walking to the sky von Jonathan Borofsky vor dem Kulturbahnhof Kassel
Kassel, Nordhessen und die Vorurteile
Vorwort: Ein Abriss
Die Textzeile »Nie Mallorca, immer nur Kassel« in einem Schlager von Paul Kuhn sorgte für Heiterkeit, als ich im Jahr 2004 von Süd- nach Nordhessen zog. Als Nordhesse hatte man es nicht leicht. Wer nach Kassel zog, dem war das Mitleid all derer gewiss, die sich gerne vom Vorurteil leiten ließen, man befände sich in »Hessisch-Sibirien«.
In all den Jahren hat sich in Nordhessen viel verändert. Die Stadt Kassel gilt nicht mehr als strukturschwach. Es ziehen Menschen zu. Der Wirtschaftsraum Nordhessen hat eine Positivbilanz. Die Anerkennung des Bergparks Wilhelmshöhe als Weltkulturerbe führt immer mehr Besucher in die Region. Was sich leider nur bedingt geändert hat, ist das immer noch mangelnde Selbstbewusstsein der Bewohner. Immer noch fühlt man sich benachteiligt und zurückgesetzt. Warum? Weisen doch die Geschichte der Stadt und die Bauwerke aus großen Zeiten auf die Bedeutung der Region Hessen-Kassel hin, wenn auch die Historie manch Vorurteil befördert hat.
Der Satz »Ab nach Kassel!« steht für Verbannung. Er wird immer noch der unfreiwilligen Rekrutierung von Söldnern aus Hessen für den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg durch die Briten zugeschrieben. Historisch ist das nicht belegt. Mit weitaus höherer Wahrscheinlichkeit dürfte der Spruch zu einer Karikatur aus der Zeit nach der Festnahme von Napoleon III. im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 gehören, als er in Kassel-Wilhelmshöhe interniert war. Diese Karikatur zeigt Bismarck und Moltke. Sie stehen neben einem Wegweiser mit der Aufschrift Kassel und der Untertitel gibt diese schöne Schlagzeile wieder.
Die Verkettungen und Unglücke hielten auch in der jüngeren Geschichte an. Kassel, einst mit einer wunderschönen Innenstadt geschmückt, wurde im Zweiten Weltkrieg zu fast 80 Prozent zerstört. Die notwendige Bauwut und der Stil der 1950er-Jahre haben der Stadt nicht gutgetan. Einzig die ziemlich gesichtslose Treppenstraße hat als Deutschlands erste Fußgängerzone Berühmtheit erlangt. Heute allerdings pilgern Architekturinteressierte hierher, um sich mit dem geschlossenen 1950er-Jahre Ensemble zu beschäftigen. Nach Weltkrieg und Mauerbau war Kassel schließlich Teil des Zonenrandgebiets und kämpfte mit wirtschaftlichen Problemen. Nach der Wende 1989 ging die Hoffnung auf einen Aufschwung durch die zentrale Lage im vereinigten Deutschland nicht auf. Dank staatlicher Unterstützung und steuerlicher Abschreibungen fuhren viele Unternehmen direkt an Nordhessens Metropole vorbei, um sich in Thüringen anzusiedeln.
Und trotzdem ging es stetig bergauf: innovativste Stadt Deutschlands 2012, Weltkulturerbe 2013, das spricht für sich. Kassel hat was. Das avantgardistische Kunstfestival documenta sorgt für einen guten Ruf in Fachkreisen. Das Fest findet alle fünf Jahre statt und viele Überreste der vergangenen Spektakel zieren heute das Stadtbild.
Stadt und Region verfügen über Kultur und Geschichte und sind wesentlich attraktiver, als einem das Vorurteil weismachen will. Und vergessen wir eines nicht: Kassel ist zwar nicht der Geburtsort der Brüder Grimm. Jacob und Wilhelm Grimm verbrachten aber viele Jahre ihres Wirkens in der Region und haben hier all das Material gesammelt, das man heute noch in den Kinder- und Hausmärchen nachlesen kann. So trifft man allerorten auf Plätze, die sich Märchen zuordnen lassen, von der Dornröschenburg im Reinhardswald bis zum Frau-Holle-Teich unterhalb des Hohen Meißner. Man ist beim ersten Blick begeistert vom Umland, um auf den zweiten Blick viele attraktive Geheimnisse zu entdecken.
Nun lebe ich schon viele Jahre in der Region. Sie hat sich entwickelt, auch touristisch. Aus Nordhessen wurde die »Grimmheimat Nordhessen«. Die drei Welterbetitel ziehen Besucher an. Die Grimms (Weltdokumentenerbe), der Nationalpark Kellerwald-Edersee (Weltnaturerbe) und der Kasseler Bergpark (Weltkulturerbe) sind die Leuchttürme einer attraktiven Tourismusregion, die sich immer nachhaltiger (Radwege) und familienfreundlicher (Meine Card+) zeigt.
Touristische Tipps finden Sie unter www.grimmheimat.de.
Stadt Kassel
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1 Gehört zum Leben
Kassel: Museum für Sepulkralkultur
Wer an Kassel denkt, denkt automatisch an den Bergpark und den Welterbetitel, den die Stadt seit 2013 besitzt. Vergessen werden dabei schnell die vielen weiteren sehenswerten Museen. Die Neuen Meister ab dem 19. Jahrhundert und viele documenta-Werke sind in der Neuen Galerie zu Hause. Zu den Pflichtstationen zählen zweifelsfrei auch das Hessische Landesmuseum und die Kunsthalle Fridericianum. Der älteste öffentliche Museumsbau Europas konzentriert sich auf neue, raumgreifende Kunst.
Aber sind es nicht die auf den ersten Blick eher »schrägen« Dinge, die Aufmerksamkeit erregen? Das Museum für Sepulkralkultur beheimatet solch besondere Exponate. Vermutlich bekäme das Haus mehr Aufmerksamkeit, wenn die Menschen wüssten, was »Sepulkralkultur« bedeutet. Der lateinische Begriff »sepulcrum« bedeutet »Grablege«. Es geht also um die Kultur des Todes, der Bestattung und des Trauerns. Es mag makaber klingen, aber auch dieser Bereich zählt zur menschlichen Kultur. In Kassel wird er wissenschaftlich erforscht und gleichzeitig in einer Ausstellung öffentlich gemacht.
Kein einfacher Stoff, der von Totentanz bis Leichenwagen und von der Pyramide bis zum Urnengrab reicht. Die Bandbreite ist vor einigen Jahren ergänzt worden um die Trauerriten der fünf Weltreligionen und anderer Glaubensgemeinschaften, die durch Migration heute Teil unserer Gesellschaft sind. Es ist Kulturgeschichte rund um ein Thema, das lange Zeit tabuisiert war. Aufklären sollen dabei auch Führungen, Projekte und Workshops. Sogar ein Kinderangebot gibt es, das von Halloween bis zu mexikanischen Totenkopfförmchen für Schokolade viel bietet. Darüber hinaus präsentiert das Museum auch immer wieder Sonderschauen, in denen die Sepulkralkultur anderer Kulturkreise vorgestellt werden.
Führungen finden jede Woche statt. Veranstaltungen für Kinder- und Jugendliche, bis hin zum Kindergeburtstag, müssen beim Museum angemeldet werden.
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1
Museum für Sepulkralkultur
Weinbergstraße 25–27
34117 Kassel
0561 918930
2 Herkules macht’s möglich
Kassel: Herkules-Skulptur im Bergpark
Er ist die einzige hessische Sehenswürdigkeit, die es in einer Umfrage zu den bekanntesten deutschen Sehenswürdigkeiten unter die ersten 20 geschafft hat. Platz 15 ist ihm gewiss, dem mehr als 8 Meter großen Hünen aus Kupfer. Und er bietet den besten Blick auf Kassel.
Der Kasseler Landgraf Karl war 1699 nach Italien gereist und hatte, dank seiner Einblicke in italienische Gartenarchitektur, den Plan gefasst, den Karlsberg über seiner Residenz in einen Landschaftsgarten zu verwandeln. 1701 ließ er den römischen Baumeister Giovanni Francesco Guerniero antreten. Der kam gern, lebte fürstlich und plante zunächst einen »Tempel der Winde« auf dem Gipfel des 550 Meter hohen Berges. Es entstand eine Säulenhalle mit einem Turm, auf dessen Spitze dann die Figur des Herkules aufgestellt wurde. Den hatte der Landgraf bei einem Goldschmied in Augsburg bestellt, der den Prachtkerl auch 1717 angeliefert hatte. Seitdem steht er da.
Zugegeben, der Zahn der Zeit nagt an ihm und zuletzt wurde vor einigen Jahren der Kopf restauriert. Zudem hatte Guerniero die Statik falsch berechnet. Als er das merkte, machte er sich, unter Mitnahme des erworbenen Reichtums, bei Nacht und Nebel davon. Dieser Rechenfehler beschäftigt die Stadt Kassel finanziell noch heute.
Vom Fuße des Bauwerks hat man einen fantastischen Blick über den Bergpark und Schloss Wilhelmshöhe auf ganz Kassel. Hier an einem lauen Sommerabend auf die Stadt zu schauen, in netter Gesellschaft und mit einer Flasche Wein im Gepäck, lässt einen hervorragend abschalten. Die Bäume rauschen, und wenn man ein paar Meter läuft, ist man fast ungestört, denn die meisten Touristen finden, außer an Tagen der Wasserspiele, den Weg nur vom Parkplatz bis zur Aussichtsterrasse unterhalb des Kasseler Wahrzeichens.
Führungen durch den Bergpark sind jederzeit buchbar bei der Kassel Marketing GmbH unter 0561 707707. Besteigen kann man den Herkules von April bis Oktober. Karten für Bauwerk und Aussichtsplattform gibt es direkt am Eingang zum Herkules.
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2
Herkules im Bergpark
Besucherzentrum
Schlosspark 28
34131 Kassel
0561 31680781
3 Künstliche Natur, natürliche Technik
Kassel: Wasserspiele im Bergpark
Rund 150 Jahre hat es gedauert, das knapp zweieinhalb Quadratkilometer große Gelände zu dem zu machen, was es heute darstellt. Die Hanglage macht’s. Der Herkules schließt den Park auf der Bergseite ab, zur Stadt hin ist es Schloss Wilhelmshöhe. 283 Höhenmeter trennen diese Gebäude. Dazwischen erstreckt sich das, was in einer Mischung aus italienischem und französischem Barockpark begann und heute eher wie ein englischer Landschaftspark wirkt. Die wechselnden Bauherren zwischen 1696 und 1866 haben unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt.
Hauptanziehungspunkt sind die Wasserspiele. Sie basieren noch immer auf der Ursprungstechnik aus dem 18. Jahrhundert und funktionieren seit Anbeginn, ohne Pumpen, nur durch natürliches Gefälle. Das benötigte Wasser wird in Speicherteichen im Habichtswald gesammelt und zwischen Mai und Oktober zweimal pro Woche zu festen Zeiten abgelassen.
Ist es im Bergpark eher idyllisch ruhig, so ändert sich das zur Wasserspielzeit abrupt. Tausende von Menschen warten dann am Fuße des Herkules, um das hervorschießende Wasser zu begleiten über viele Kaskaden, Kanäle, einen Wasserfall bis hinunter zum Schloss. Innerhalb von einer Stunde fließen etwa 1.200 Kubikmeter Wasser durch den Bergpark und enden in einer Fontäne im Schlossteich. Wenn man mit dem ersten Wasserschwall oben startet, erreicht man den Teich vorm Schloss, wenn sich die Fontäne in die Höhe schiebt.
Es ist ein beeindruckendes Spektakel, das an zwei Sommerwochenenden durch das BergparkLeuchten ergänzt wird. Während des Events wird das Gelände illuminiert, beleuchtete Wasserspiele sowie Lichtkunst- und Videoprojektionen verzaubern die Besucher. Die konkreten Termine verrät die Website der Stadt.
Zu den Wasserspielen fährt man am besten mit der Straßenbahn Linie 1 zur Endhaltestelle Wilhelmshöhe. Von dort fährt die Buslinie 23 viertelstündlich zum Herkules.
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3
Wasserspiele Bergpark (Mai–Oktober)
Schlosspark Wilhelmshöhe 22
34131 Kassel
0561 31680123