Kitabı oku: «Die Liste vor der Kiste», sayfa 4
› Die Chancen des Saturnprinzips
Prüfungen durch- und bestehen: Der erste Akt des Abiturs, der sogenannten Reifeprüfung, die so fern von jeder Reife, aber doch nach dreizehn Jahren Schule anstand: ein kurzer Augenblick der Prüfung nach so viel Vorbereitung, ein entscheidender Moment, wenn ich Arzt werden will. Trotz Angst hingehen; erleben, wie mich die Angst anfangs völlig blockierte, dann gelang es mir, aufzuwachen und es noch hinzubiegen. Ähnlich der erste Moment im ersten Staatsexamen, bei dem sieben Jahre oder vierzehn Semester auf den Prüfstand kommen und sich als richtig erweisen müssen. Situationen der Prüfung und Entscheidung; die Angst dabei, aber auch das sehr wache, lebendige Gefühl in der Konzentration. Die Reduktion auf das Wesentliche, die zum Saturnprinzip gehört, so hautnah spüren, wenn alles in einem besonderen Moment zusammenkommt und sich entscheidet.
Sich dem Saturnprinzip zu stellen bedeutet, das Leben mehr und mehr als eine Kette von Prüfungen zu durchschauen, die alle bewältigt und bestanden werden wollen und die dann etwas Aufbauendes bekommen und Entwicklung dokumentieren. Auch Krankheitsbilder sind als eine Art Prüfung zu verstehen. Sie ergeben sich, wenn etwas im Bewusstsein nicht Gelebtes in die Körperlichkeit sinkt. So ließe sich die nächste auftauchende Symptomatik schon einmal beizeiten als Lernaufgabe ins Auge fassen. Dann wird Krankheit als Sprache der Seele erkennbar, die sich mir mitteilen will und mir etwas Wesentliches über mich offenbart. Krankheit als Symbol zu begreifen kann helfen, bisher verweigerte Aufgaben in Angriff zu nehmen, was Entwicklung und weiteren Lebensweg enorm fördert. In Widerstand damit zu gehen und mit den Symptomen die Symbolik mittels Schulmedizin zu unterdrücken führt nicht zu Gesundheit, sondern langfristig zu chronischer Krankheit. Ähnliches gilt generell für Widerstand. Wo immer wir ihn spüren, können wir uns daran stören – oder ihn als Chance begreifen, etwas zu integrieren und uns damit auszusöhnen. Folglich handelt es sich wieder um eine Prüfung.
Ob in Krankheit als Symbol oder in Das Buch der Widerstände, immer sind es Symptome, mit denen wir in Widerstand sind, oder es sind Widerstände, die Beschwerden und Symptome machen und in Krisen führen. Krisen entstehen regelmäßig, wo anstehende Schritte übersehen oder nicht gewagt und Entscheidungen versäumt wurden. Insofern liegt es nahe, auch ihnen zukünftig mit Offenheit zu begegnen. Das chinesische Schriftzeichen für Krise setzt sich aus zwei Zeichen zusammen, dem für große Gefahr und dem für große Chance. Es liegt also in unserer Hand, ob und was wir daraus machen.
› Mein Resümee
Alles in allem ging es um spannende Augenblicke – lebendige Momente, die mich ganz persönlich meinten und forderten und, wo ich sie denn annahm, auch förderten. Daraus lassen sich wichtige Punkte für eine Liste gewinnen und auch Offenheit und Mut entwickeln für jene spannenden Momente, die sich uns schenken. Denn offenbar gibt es – eine gewisse Wachheit vorausgesetzt – auch unverhoffte Listenthemen, um die man sich gar nicht kümmern muss, weil sie von selbst und ungeplant auftauchen. Es verlangt nur Offenheit für ein spannendes Leben, in dem Herausforderungen angenommen werden und man nicht einfach in vermeintlicher Sicherheit verharrt. Wo immer ich mich (meinem Leben) gestellt habe, ergaben sich solche Momente von selbst. Es gab auch Zeiten, in denen ich mich nicht getraut hätte, den Sprung zu wagen. Aber immer wenn ich es tat, etwa auch beim Absprung aus der Schulmedizin, war es unendlich befreiend.
Auch wo ich bewusst geblieben bin und mich durchgebissen habe, etwa in der Medizin, war es in Ordnung. Altes ist nicht an sich schlecht, sondern eine große Chance, sowohl wenn wir es loslassen als auch wenn wir es bewusst annehmen und weiter kultivieren. Uranus, der gewagte Sprung, und Saturn, (wert-)konservatives Bewahren, haben als Götter und Lebensprinzipien sogar große Nähe zueinander und eine spannungsreiche Beziehung. Saturn ist der Sohn, der sich gegen den Vater, den Himmel, auflehnt, ihn entmannt und dabei die Liebe(sgöttin) Venus zeugt.

Je mehr du liest, desto mehr wirst du wissen,
Je mehr du lernst, desto weiter wirst du gehen.
Der amerikanische Kinderbuchautor Dr. Seuss

Was ist das Gemeinsame von Momenten der Lebendigkeit und des Erwachens, von wesentlichen und (lebens-)wichtigen Erfahrungen? Sie werden wahrscheinlicher, wenn wir den Mut aufbringen, vom Gewohnten, scheinbar Sicheren loszulassen, wenn wir erkennen, dass das einzig Sichere der Tod ist. Hilfreich ist, wenn wir zu uns ehrlich sind, unsere innere Stimme nicht verleugnen und immer wieder auf sie horchen, um ihr in (lebens-)entscheidenden Fragen auch zu gehorchen – zumindest es möglichst oft zu tun.
Aus Erfahrung weiß ich, dass das Schicksal uns gerade dann beisteht und hilft, wenn wir Neues wagen – indem Begeisterung erwacht und uns Energie zuströmt, seelisch und körperlich bis auf die Ebene der Neurotransmitter. Im Mainstream ist Sicherheit, aber wenig Leben; man wird geschoben. Aber zu wichtigen, wesentlichen Erfahrungen gelangen wir nicht durch Schiebung, sondern durch Selbstgehen und -springen. Der Mainstream als breiter Trampelpfad der Gewohnheit ist die Autobahn der schweigenden Mehrheit. Sie (ver-)führt nur leider häufig dazu, erstmalig auf der Zielgeraden zum Totenbett zu erwachen. Dem können wir Jahre und Jahrzehnte zuvorkommen, und wir brauchen nicht einmal auf solche Schicksalsschläge zu warten, wie sie die Filmhelden aus Das Beste kommt zum Schluss treffen und nochmals in Gang bringen.
Alle Erfahrungen mit Sterbenden zeigen, dass letztlich nicht das zählen wird, was die archetypisch männliche linke Gehirnhälfte ausgeheckt und erreicht hat, sondern was das Herz berührte und wofür es geschlagen und sich erwärmt hat, wofür es brannte und sich begeisterte. Wenn aber das Herz sich begeistert, verbinden sich Empfindungen und Gefühle mit dem Geist, der vor allem im Gehirn residiert, das tatsächlich auch wieder zwei Abteilungen hat, eine archetypisch weibliche und eine männliche. Und wenn das Bauchgefühl dem noch zustimmt, sind alle mit im Spiel des Lebens. So kann dieses gelingen – von diesem Moment und in jedem weiteren bis zum Ende.
Und wir haben nichts zu verlieren, selbst wenn wir das Leben verlieren. Als mein bester Freund, der sein (Arzt-)Leben oft für andere gewagt hat, wirklich mit seinem kleinen Flugzeug abstürzte, waren Schock und Trauer groß, aber auch die beruhigende Erkenntnis, dass er in seinen fünfzig Jahren viel mehr gelebt hatte, als die meisten in achtzig zu träumen wagen. Wie Abraham Lincoln sagte: »Am Ende sind es nicht die Jahre in deinem Leben, die zählen, sondern das Leben in deinen Jahren.«
Im Umgang mit dem nun folgenden Katalog von Vorschlägen für eine persönliche Liste vor der Kiste sind folgende Fragen hilfreich:
›Könnte mich dieser Punkt auf der Liste richtig wachrütteln, aufwecken, lebendig machen? Anders gesagt: Wobei könnte ich mich so richtig angemacht im Sinne von angeschaltet und elektrisiert und lebendig fühlen?
› Was würde mich (positiv) in Spannung und Erwartung versetzen?
› Was könnte mich begeistern? Denn nur im Zustand der Begeisterung kann sich wirklich etwas verändern und entwickeln bis auf Gehirnebene, wo dann Neurotransmitter der Belohnung aktiviert werden – wie es der Neurobiologe Professor Gerald Hüther so eindrucksvoll belegt.
› Was könnte mein wahres Wesen erblühen lassen, mich von innen heraus erfüllen, um mein Belohnungssystem anzuschalten?
› Wobei könnte ich so richtig aufwachen und für das Leben erwachen? Wobei auf neue Ideen kommen? Ist (mir) das schon einmal geschehen und, wenn ja, wobei?
› Wo und wie könnte ich das Leben – im besten Sinne – wagen? Auch wenn dieses Wagnis nicht leicht erscheint, sondern sich vor allem herausfordernd anfühlt?
› Welche Herausforderungen habe ich bisher noch ignoriert und könnte sie jetzt annehmen?
› Was will das Leben von mir? Wo bin ich persönlich gemeint?
› Habe ich meine Gabe gefunden, die ich – im doppelten Sinne – dem Leben zu geben habe und die durch meine Begabung schimmert?
› Wann ist der Ruf an mich ergangen? Was habe ich daraus gemacht? Ist daraus Berufung entstanden?
› Wo ist meine Lebensfreude geblieben? Wie kann ich sie wiederfinden und in mein Leben einspeisen?
»Wo die Freude nicht ist, ist der Weg nicht«, schrieb mir vor langer Zeit ein mir wichtiger Lehrer ins Stammbuch. Die Umkehrung lautet: »Wo die Freude ist, ist auch der Weg.« Das heißt, Lebensfreude kann uns den Weg weisen, also zum Wegweiser werden. Wer mit Begeisterung lebt, findet überall Verstärkung vom eigenen Gehirn bis zu Mitmenschen und Umwelt. Und Vorsicht bezüglich der (Lieblings-)Ausrede, es sei nun schon zu spät. Für die (lebens-)wichtigen Punkte ist es nie zu spät!
Hier nun eine Auswahl von möglicherweise lohnenden Punkten für Ihre persönliche Liste vor der Kiste. Das entscheidende Lebensprinzip wird bei jedem der folgenden Vorschläge am Schluss nochmals genannt. Wer sich in die zwölf Bausteine unserer Wirklichkeit weiter vertiefen will, um allem im Leben bewusst gerecht zu werden, dem sei das Buch Die Lebensprinzipien empfohlen. Die eigene Liste ließe sich außerdem durchnummerieren, um Prioritäten zu entsprechen und eine individuelle Hierarchie zu finden. Die Länge Ihrer Liste bestimmen Sie natürlich ganz persönlich, abhängig vom bisher Gelebten und Ihren noch offenen Wünschen, Träumen und Visionen.

Sich auf den Weg machen oder Das Leben als Pilgerreise
Im Leben legen wir eine mehr oder weniger lange Wegstrecke zurück, weshalb wir auch von Lebensreise sprechen. Für Wege und Reisen gibt es Fahrzeuge, die wir wählen können; die Tibeter sprechen in diesem Zusammenhang von den yanas (Sanskrit: Fahrzeug, Gefährt), bestimmten Grundhaltungen und Techniken auf dem Weg zur Erleuchtung, ein Beispiel aus dem Buddhismus ist das »Diamant-Fahrzeug« (Vajrayana). Letztlich ist unser Körper das Fahrzeug, mit dem wir uns durchs Leben bewegen. Und es gibt weitere Fahrzeuge von Fahrrädern bis zu Flugzeugen. Auch Pferde und sogar Esel, aber auch Fallschirme und Raketen gehören dazu, mit dem einen Ziel, uns weiterzubringen. Wir können sie nutzen – von den Archaischsten, unseren eigenen Füßen, bis zu den modernsten Jets.
Natürlich gibt es langweilige Reisen aus Pflichtgefühl und spannende Reisen, die von Spaß und Lebensfreude getragen sind. Manche sind vielleicht auch wegen der auf ihnen gesammelten Erfahrungen von Ehrfurcht und Staunen geprägt. Letztlich können wir unser ganzes Leben als Pilgerfahrt begreifen; jeder Tag kann einen Schritt zu neuen Erfahrungen bringen, eine Chance zu innerer Transformation im Hinblick auf das große Ziel des Einswerdens mit allem.
Auf einer Pilgerreise gilt, dass der Weg das Ziel ist, und es kommt darauf an, jeden Schritt so zu machen, als wäre es der Einzige und jede Station die wichtigste. Doch ist das Ziel hier insofern noch bedeutungsvoller, da es die Einheit repräsentiert, einen Ort der (Er-)Lösung. Das war der Tod für alte Kulturen und Traditionen, und er könnte es für uns wieder werden. Damit wird die klassische Pilgerreise zum idealen Abbild des Lebens und des Lebensweges. In diesem Sinne ist – mit Gewinn für die Seele – nicht nur dieses Buch mit seinen Stationen als Pilgerreise zu verstehen, sondern eine konkrete Pilgerfahrt wäre auch ein guter Einstieg für die Neuorientierung Richtung Lebensfreude und damit hier der erste wichtige Punkt. Das kann für Ihre persönliche Liste vor der Kiste bedeuten, eine konkrete Reise zu unternehmen, zum Beispiel auf dem Jakobsweg nach Santiago di Compostela zu pilgern, oder auch die innere Reise einer Psychotherapie anzutreten wie die einen Mondzyklus dauernde Schattentherapie. Eine Fülle von Vorschlägen für alle möglichen Arten und Ziele von Pilgerreisen sind ab Seite 176 zusammengefasst.
Die äußere Pilgerreise lebt natürlich immer davon, auch eine innere zu sein. Es ist der Versuch, über den Besuch des äußeren Ortes in seine innere Kraft zu kommen. Die Frage ist nur, wohin die Reise gehen soll. Ideal wäre ein persönlicher Bezug, aber es kann auch jede beliebige Strecke sein, die als Symbol des ganzen Weges dient und deren Ziel als Symbol der Einheit verstanden wird. Die wichtigere Frage als nach dem Ziel ist jedoch die nach der Motivation: Will ich überhaupt lospilgern? Oder habe ich Wichtigeres oder Angenehmeres zu tun? Gibt es tatsächlich Vorrangiges, oder bringe ich einfach nur Ausreden vor?
Auf die Frage, was ich zu verlieren habe oder was ich gewinnen kann, ist die Antwort einfach: Ich habe nichts zu verlieren und alles zu gewinnen, denn ich könnte mich finden auf dem Weg und an seinem Ziel. Ich lebe vier Wochen im Monat und 12 Monate im Jahr, und wenn ich viel Glück habe, dauert mein Leben 100 Jahre, was dann auf 1200 Monate und 4800 Wochen hinausläuft. Wenn ich mir davon eine Einzige nehme und nicht etwa opfere, sondern mir schenke, ist es eine von 4800, und es bleiben mir noch 4799 andere. Selbst wenn ich mir einen Mondzyklus gönne, wie er sich für Psychotherapie so bewährt hat, ist es nur einer von 1200, und es bleiben mir noch 1199 andere übrig, die von diesem einen ungemein profitieren werden. Auf eine Woche oder einen Monat mehr von meinem Normalprogramm kommt es wohl nicht an, beides wird nichts ändern. Aber es könnte auf diese Woche oder diesen Monat meiner Pilgerreise ankommen; damit könnte sich alles ändern. Jede gewagte, selbst jede enttäuschende Reise ist besser als keine, vermittelt sie doch (Lebens-)Erfahrung und oft sogar bleibende Eindrücke, die etwas bewirken und ändern, die Leben in den Alltag bringen.
Fast jeder kennt das. Man kehrt von einem Seminar zu den zu Hause gebliebenen Lieben zurück, und die Sicht der eigenen Welt und des Lebens hat sich verändert. Man selbst hat die entscheidende Woche erlebt, und die anderen haben eine von zweiundfünfzig normalen Wochen eines normalen Jahres hinter sich gebracht. Die Zuhausegebliebenen sind dann wirklich die Zurück- und Sitzengebliebenen. Ist es denn erstrebenswert, auf Dauer zu den Sitzenbleibern zu gehören? In der Schule, als wir noch jung und dynamischer waren, galt das jedenfalls nicht als Ziel.
Wenn wir aber in dieser besonderen Woche oder diesem uns selbst geschenkten Monat der Pilgerfahrt unseren Weg oder gar uns selbst finden, ist alles gewonnen, und danach bleibt nichts dasselbe. Das Risiko besteht natürlich, von den Daheimgebliebenen zurückgestoßen zu werden, doch das wäre zu riskieren. Und wie es meist ist, wenn wir solche Wagnisse eingehen, werden wir auf neue Art an- und aufgenommen und finden zurück ins Leben.
Bei aller Aufbruchstimmung ist zu bedenken, dass selbst eine mutige Reise nicht mehr alle zuvor vergebenen Chancen zurechtrücken kann, vor allem wenn die Vergangenheit mitreist und dazu führt, die Herausforderungen mit noch so guten und ehrenwerten Argumenten auszuschlagen.
Wir können allein oder mit einem Partner, einem Freund oder in der Gruppe pilgern. Das Miteinandergehen führt dazu, in einen Rhythmus zu kommen, und das verbindet und macht zum Schluss alle zu Freunden. In diesem Sinne kann man miteinander gehend wundervoll Nächstenliebe üben und erleben, sie sich sozusagen ergehen. Deswegen fragt der Junge das Mädchen: »Gehst du mit mir?« Und würden sie mehr miteinander gehen, spazieren, wandern oder gar pilgern, würden sich ihre Chancen, zusammen- und aneinander zu wachsen mit jeder gemeinsamen Wanderung erhöhen.
Resonanz ist das Geheimnis der Liebe, wie es Die Schicksalsgesetze beschreiben, die auch auf diesem Weg wie auf allen anderen Pfaden gelten. Der Lebensweg könnte also zu einem Liebesweg werden, einer großen Resonanzerfahrung. Und die entscheidende Frage vor der Pilgerreise, die unbedingt einen Punkt wert wäre, könnte lauten: Bin ich bereit, in Liebe mit mir zu gehen und offen für die Liebe zu anderen zu werden? Diese Liebe spricht aus den Bestsellerbüchern jener spirituellen Lehrer, die auf dem Jakobsweg pilgerten und sich und vielen anderen dabei näherkamen.
Siddhartha Gautama, der Buddha, fand am Ende seiner Wanderjahre Befreiung, und »seine« Wandermönche folgen ihm nun auf dem Fuße – im übertragenen Sinne und auch konkret – und üben Schritt für Schritt Resonanz und obendrein bettelnd Demut. Christus und seine Jünger wanderten zu Fuß von Dorf zu Dorf, und nur ganz zum Schluss benutzte er den Esel als »Fahrzeug« für die letzte Etappe seiner Pilgerfahrt zum Vater. Laotse schrieb das Tao Te King an der Grenze seiner Heimat, nachdem Zöllner ihn gebeten hatten, nicht auszuwandern, ohne die Essenz seiner Lehre zurückzulassen.
Sicher sind mit dem Fahrrad oder gar Wohnmobil keine vergleichbaren Erfahrungen auf dem Weg nach Santiago oder einem anderen Pilgerort zu machen, obwohl beide Fahrzeuge rascher und bequemer ans Ziel führen. Aber die Frage lautet ja: Was ist das (mein) eigentliche(s) Ziel?
Lebensprinzip: Jupiter (Lebensphilosophie, Sinnfindung), Saturn (den Weg konsequent gehen).

Das Feld von Liebe und Erotik erkunden
Den Zugang, den Bhagwan-Osho zu Erotik und körperlicher Liebe auftat, möchten viele nicht mehr missen, die diesen spirituellen Lehrer miterleben durften. Das hatte vor allem damit zu tun, sich ihm und seinem Feld anzuvertrauen; so war es möglich, sich ganz natürlich zu gönnen, was Spießigkeit und Erziehung, Religionsunterricht und bürgerliche Konventionen in uns verklemmt hatten. Aus dieser Erfahrung kann ich nur raten, sich auch dem Archetyp des Erotischen – der urprinzipiellen Mischung aus Aphrodite-Venus und Ares-Mars, die Eros so wundervoll verkörpert – einmal eine Zeit lang weit zu öffnen und sich entsprechende Träume zu erfüllen, zumindest in der Welt der Fantasie. Aber warum eigentlich nicht auch konkret? Wenig kann uns wieder so an- und einschalten und lebendig machen wie dieses Feld, in das einzutauchen solch eine (Sinnen-)Freude sein kann. Wir kennen es hoffentlich alle vom Verlieben, bei dem dieses berauschende Gefühl zu körperlicher Erotik (ver-)führt.
Aber es geht auch umgekehrt. Das hat die Zeit in Poona in den Achtzigern gelehrt: Von der Erotik führt auch ein Weg dazu, sich in das Leben und seine (Mit-)Menschen zu verlieben. Tatsächlich liefert uns heute sogar die moderne Wissenschaft Belege dafür. Wir wissen alle, wie sehr Verliebtheit zu Herzklopfen führt. Wissenschaftliche Forschungen ergaben nun, dass Herzklopfen auch Verliebtheit fördert. Eine der amüsantesten mir bekannten Studien offenbart Folgendes: Versucht ein attraktiver Mann auf einer Brücke, die über eine Schlucht führt, mit Frauen zu flirten, die diese Brücke passieren, bleiben seine Chancen überschaubar. Macht er dasselbe auf einer wackeligen Hängebrücke über dieselbe Schlucht, wo man sowieso schon Herzklopfen hat, steigen seine Chancen dramatisch und statistisch signifikant. In der Praxis erklärt das, warum sich intelligente, gebildete Frauen immer wieder in einfach strukturierte Skilehrer verlieben, während durchschnittlich gebildete Tennislehrer diesbezüglich viel weniger Erfolg haben. Auf steilen Skipisten neigt sie einfach mehr zu Herzklopfen als auf ebenen Tennisplätzen.
Das Feld der Erotik ist grundsätzlich mit Herzklopfen verbunden und deshalb geeignet, Verliebtheit auszulösen. Was auch nicht verwundert, da dies die Aufgabe von Eros ist, die er in Angriff nimmt, wenn er mit Pfeil und Bogen, den Kriegswaffen seines Vaters Mars, die Liebe, das Anliegen seiner Mutter, in die Herzen der Menschen schießt. So können wir mit der erotischen Liebe die Vereinigung der Gegensätze im Sinne der Polarität üben, das heißt, mit der Freundschaftsliebe (Philia) die Nächstenliebe üben und mit der Mutterliebe die selbstlose göttliche Liebe (Agape). Für alle drei Arten der Liebe war das Poona von Bhagwan ein Kraftort. Es wäre einen Punkt auf der Liste wert, in einer entsprechenden Gruppe oder Gemeinschaft ein Feld der Liebe zu finden oder zu schaffen.
Lebensprinzip: Venus/Eros (Lust und Liebe).

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