Kitabı oku: «Frauenfalle Orient»

Yazı tipi:

Ruth Broucq

Frauenfalle Orient

(und der Muezzin ruft zum Gebet)

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Spezialmassage

Oriental -Lover

Abzocker und Parasiten

Business, Drinks und Joints

Rattenlöcher und Schmarotzer

Orientalische Hochzeit

Chaos und Geldgier

Glück und Leid

Geben und nehmen

Neid und Intrigen

Zukunftspläne

Deutschlektion und Eifersucht

die Töchter

Undank ist der Lohn

Kulturschock

Doppeltes Spiel

Tempo orientalisch

11. September- der Umbruch

Neue Wege

Planänderungen

Partnerschaften

kuriose Vorschriften

Böse Überraschung

Zirkusreif

Leidensgenossen

Verlassen

klägliches Versagen

Frauenhandel

überaschende Wendung

Impressum neobooks

Spezialmassage

Titel

Frauenfalle Orient --

Untertitel

(.. und der Muezzin ruft zum Gebet)

Impressum

Copyright by:…. Ruth Broucq

42699 Solingen

Autorin3@gmail.com

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung der Autorin unzulässig.

Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

INDEX:

Reiselust

Spezialmassage

Oriental – Lover

Abzocker und Parasiten

Business, Drinks und Joints

Rattenlöcher und Schmarotzer

Orientalische Hochzeit

Chaos und Geldgier

Glück und Leid

Geben und Nehmen

Neid und Intrigen

Zukunftspläne

Deutschlektion und Eifersucht

Die Töchter

Undank ist der Lohn

Kulturschock

Doppeltes Spiel

Tempo orientalisch

11. September – der Umbruch

Neue Wege

Planänderungen

Partnerschaften

Kuriose Vorschriften

Böse Überraschung

Zirkusreif

Leidensgenossen

Verlassen

Klägliches Versagen

Frauenhandel

Überraschende Wendung

Vorwort:

Dieses Buch möchte ich allen Frauen widmen, die ähnliche Erlebnisse hatten und vor allen Dingen, allen alleinreisenden Frauen als kleinen Ratgeber mit auf den Weg geben.

Denn, wie wir alle längst wissen, ist das Gefühlsleben der Geschlechter, in Sachen Liebe, so grundverschieden, dass speziell die Alleinstehenden unter meinen Geschlechtsgenossinnen, meist mit offenem Herzen und geschlossenen Augen, in die romantische >Liebesfalle< gewissensloser Herzensbrecher und Ausbeuter stolpern, bevor sie merken an welch Exemplar Mann sie geraten sind.

Auch mich, die meinte, genügend Menschenkenntnis zu besitzen, hat das exotische Urlaubsfeeling, die Sonne, das Meer und die orientalische Freundlichkeit und Wärme gegen die Realität geblendet, wurde ein Opfer meiner Gefühle, Gutgläubigkeit und Hilfsbereitschaft, verwechselte Sex mit Liebe und Habgier mit Zukunftsinvestition.

Auch ich musste einsehen, dass ich vorsätzlich getäuscht, ausgenutzt, belogen und betrogen wurde. Dass ich nicht daran zerbrochen bin, liegt allein an meiner psychischen Stärke und der Fähigkeit, mich zu befreien und gegen mein Herz zu entscheiden, wenn mein Verstand mir sagt, dass ich mir selbst wichtiger bin.

Da ich zum Glück erkannt hatte, dass mein Weg der Falsche war, hat mich meine Willenskraft noch rechtzeitig zur Umkehr bewegt, so dass ich den drohenden Konkurs, mit einer gewaltigen Portion Optimismus, grade noch verhindern konnte.

Viele Schicksalsgenossinnen hatten nicht die Kraft dazu.

Ich will mir nicht anmaßen, Irgendjemand vor seinem Schicksal bewahren zu können, aber ich hoffe, dass die Leserinnen meiner Erlebnisse, zumindest mit klarem Blick und Vorsicht die orientalischen Urlaubsfreuden genießen werden.

Reiselust

Einer der vielen, nervenden, aber ach so weisen, mütterlichen Sprüche

war: „Nur die dümmsten Kälber suchen sich ihren Schlächter selber.“ Ich kann mich nun langsam der Einsicht nicht mehr verschließen, dass ich zu deren Spitze gehöre, oder gar das Heer der Dummen zur Schlachtbank anführe. Wenn es doch wenigstens zuträfe, was meine selige Mutter weiter erwähnte: „Selbsteinsicht ist der erste Schritt zur Besserung.“ Aber ich muss mir eingestehen, sobald sich meine Brillengläser rosarot gefärbt haben, tappe ich wieder in die gleiche Falle: Ich lasse mich fressen mit Haut und Haaren. Bilde mir dabei ein, aus dem Kelch der Liebe zu trinken, bis ich feststellen muss, dass der Liebestrank immer bitterer wird und am Ende nur ein schaler Geschmack und bodenlose Leere übrigbleibt. Werde ich denn niemals klüger?

Nun bin ich fast im Rentenalter, bei Beziehung Nummer sieben angelangt, und das Schema ist wieder das gleiche. Nein, so kann es nicht weitergehen. Denn wenn ich das Ganze Revue passieren lasse, liegt die Schuld eindeutig bei mir, ich hatte nie anderen die Schuld gegeben. Eingesehen hatte ich meine Fehler immer, um dann gleich in den nächsten hinein zu stolpern. Suchte ich die `Härtefälle´? Stand mir ein `F´ auf der Stirn geschrieben? (für Freier?) Dabei weiß ich genau, was die Leute denken: Klarer Fall – Alternde Frau nimmt sich jungen, knackigen Gespielen – also muss sie Zugeständnisse machen – zahlen. — Möglich, dass ein Körnchen Wahrheit darin steckt, aber ganz so einfach ist das Dilemma sicher nicht. Eher: Junger, gutaussehender Mann, ohne Zukunftsaussichten- nimmt sich ältere, gutsituierte Frau, zwecks Verbesserung seiner Lebensbedingungen.

Ohne Überheblichkeit kann ich von mir behaupten, dass ich noch eine attraktive Frau bin, woran, zugegeben, mehrere gute Schönheits - Chirurgen maßgeblich beteiligt sind. Sodass man mir mein Alter nicht widerspruchslos abnimmt. Auch von meiner zierlichen Figur, dem gepflegten Äußeren und meiner modernen, manchmal etwas zu jugendlichen Kleidung her gesehen, werde ich oft um mehr als zehn Jahre jünger geschätzt. An der Intelligenz, die man mir, zeit meines Lebens, bescheinigte, zweifle ich allerdings, in manchen Situationen, ein wenig. Da ich aber (für eine Frau) ein beachtliches Erfolgsleben hinter mir habe, von dessen Früchte ich meinen selbst gewählten Vorruhestand in Freuden genießen könnte, kann ich eigentlich nicht die Dümmste sein.

Wie also ist es möglich, dass meine Lebenslage immer schwieriger wird? Obwohl ich doch eigentlich einen Teil meines Traumes schon verwirklicht habe. Dass ich immer wieder an den gleichen Typ Mann gerate? Ist es einfach die natürliche Sehnsucht nach Geborgenheit und Zweisamkeit, oder weibliche Naivität gepaart mit einer großen Portion Optimismus? Dass ich damit nicht alleine ausgestattet bin, habe ich in vielen ähnlichen Fällen beobachten können.

Es begann vor fast drei Jahren. Nachdem ich, nach einigen Diskussionen und Querelen, mit dem fünften Lebensabschnittsgefährten, diese Gemeinschaft nach zehnjähriger Dauer beendete, krempelte ich mein Leben total um. Ich verkaufte mein Mehrfamilienhaus an meinen Sohn, erwarb eine bekannte Gastroimmobilie mit Wohnanbau, und ließ das gesamte Objekt nach meinen Vorstellungen umbauen, so dass ich Geschäft und Wohnung in einem Haus hatte. Und was für mich sehr wichtig war, ich ließ mich liften. Bei dem wohl bekanntesten, aber sicher auch teuersten Schönheitschirurgen, dem Perser Dr. A., in Düsseldorf, leistete ich mir ein Halbface – Lifting. Zwei Eingriffe hatte er schon erfolgreich an mir vorgenommen. Die Korrektur der Oberlider (Schlupflider) und die Straffung der Unterlider, mit Entfernung der Tränensäcke. Das Ergebnis, der dritten Operation war auch zu meiner Zufriedenheit. Entschlossen setzte ich für mein weiteres Dasein neue Prioritäten. Ich hatte mir vorgenommen, in den nächsten fünf Jahren, das Geschäft derart in Schwung zu bringen, dass die damit verbundene Wertsteigerung mir erlauben würde, nach dem Verkauf der gesamten Immobilie, meinen Altersruhesitz im Süden zu wählen. Fast zwei Jahre war mein Lebenssinn und –Zweck, nur Geschäft, Haus und meine jüngste Tochter. Es wurde eine schweißtreibende, Mannlose Zeit, die mir aber schon deshalb Spaß machte, weil ich ohne Rücksichten schalten und walten konnte und durch den geschäftlichen Erfolg, mein finanzieller Reservespeicher sich beachtlich füllte.

Am Anfang des Jahres 2001 beschloss ich, meine florierende Table – Dance - Bar über Karneval zu schließen. Diese unfruchtbare Zeit für Betriebsferien zu nutzen. Die zahlreichen Stammgäste maulten, doch meine Mitarbeiter stimmten erfreut zu. Barkeeper Mario, seines Zeichens der Ex – Ehemann meiner ältesten Tochter, schlug mir vor, mit ihm und seiner Freundin Marina, unserer portugiesischen Tänzerin, nach Ägypten zu fliegen. Das lehnte ich jedoch ab, weil ich weder Bock auf Betriebsausflüge, noch auf dieses Land hatte. Denn von zwei Reisen nach Ägypten, war von der Urlaubserinnerung, mit meinem Ex in Hurghada, nur gähnende Langeweile übrig geblieben. Wogegen allerdings die Nilkreuzfahrt mit meinem Vater eine meiner schönsten Reisen war. Auf der Suche nach einem klimafreundlichen Urlaubsort, (im Februar) fand sich leider wenig Auswahl. Für eine weitere Reise reichte die Zeit nicht und die Kanaren kannte ich, zum Erbrechen, in- und auswendig. Also beschloss ich dann doch eine Nilkreuzfahrt zu buchen, während Mario und Marina Badeurlaub am roten Meer bevorzugten.

Mein Flug von Düsseldorf, via München endete in Hurghada und von dort sollte es mit dem Bus nach Luxor weitergehen, um auf dem Kreuzschiff Nile Smile einzuchecken. Nicht gerade ein Kurztrip, der Tag wurde sehr lang. Aufenthalt in München, Pause in Hurghada, 4 Stunden Busfahrt im Konvoi durch die Wüste, mit zwei Pinkelpausen in schmuddeligen Rasthäusern, entpuppte sich nicht unbedingt als vergnügliche Reise. Doch das änderte sich schon im Reisebus. Dort erwartete mich der orientalische Charme. Nämlich die naiv – offene Anmache des ägyptischen Tourleaders. Er half mir galant in – und aus dem Bus, so dass ich mir leicht behindert vorkam. Er schlich sich ständig in meine Nähe, bis er beim ersten Päuschen neugierig fragte, ob ich verheiratet sei. Eigentlich pflegte ich darauf immer recht schnodderig zu antworten: ich sei 25 Jahre glücklich geschieden und ich wolle auch glücklich bleiben. Aber ich war so perplex, dass ich ehrlich verneinte. Worauf er verkündete: „Da bin ich aber froh!“ Warum war er darüber froh? Die Erklärung folgte umgehend. Ungeniert, ohne Rücksicht auf die umherstehenden Mitreisenden sagte er, laut und deutlich: „Ich finde Sie sehr hübsch.“ Die Mithörenden lachten amüsiert.

Mir fehlten die Worte. Dann stammelte ich: „Danke.“ Wie peinlich. Aber geschmeichelt fühlte ich mich dennoch. Mein Versuch, dem Galan aus dem Weg zu gehen, ihn zumindest zu ignorieren, misslang in der Enge des Busses kläglich. Achmed war beharrlich. Als Tourleader hatte er neben dem Fahrer den besten Platz, während ich ziemlich hinten einen Sitz belegt hatte. Was mich bei der Fahrt durch die stockfinstere Wüste nicht störte. Auch in dem schwachbeleuchteten Bus sah man kaum die Hand vor Augen. Die meisten Reisenden schliefen.

Kaum war Ruhe eingekehrt, glaubte ich meinen Ohren nicht zu trauen. Ungeniert nutzte der Charmeur das Mikrofon und verkündete lauthals: „Ich habe hier vorne einen gemütlichen Sitzplatz, für eine bestimmte schöne Dame, anzubieten. Möchten Sie mir nicht Gesellschaft leisten? Kommen Sie doch zu mir.“ Mein Sitznachbar kicherte und nickte mir aufmunternd zu. Ein Glück dass es dämmrig war, denn ich fühlte das Blut hoch steigen. Wie unangenehm. „Hallo, schöne Frau, was ist? Warum kommen Sie nicht? Ich warte!“ ließ Achmed nicht locker. Unruhe verbreitete sich um mich. Die Schlafenden fühlten sich gestört. Mein Nachbar nickte wieder in meine Richtung.

Kam ich der Aufforderung nur nach um die Ruhe der Anderen nicht weiter zu stören, oder weil das schmeichelnde Werben des jungen Orientalen mich langsam neugierig machte? Sicher von allem ein wenig. Denn obwohl der große, stabile Achmed, rein optisch, nicht gerade mein Traummann war, hatte er zumindest das, was ich seit langem bevorzugte, er war jung.

Diese kleine Macke entwickelte sich nach Vollendung meines dreißigsten Lebensjahres von Beziehung zu Beziehung stärker. Nach meinem um zwei Jahre älteren Ehemann, waren meine Partner erst fünf, dann zehn, 16 und zuletzt 17 Jahre jünger als ich. Was bei meiner ältesten Tochter sowie manchen Bekannten und Unbekannten Leuten deutliche Missbilligung, bei mir jedoch Gefallen hervorrief. Ich lebte einfach nach dem Motto: ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert. Die ersten drei, waren Katastrophen – Beziehungen. Die vierte ein nettes Zwischenspiel und nur die letzte, mit dem 17 Jahre jüngeren Darkan, eine angenehme Zeit, die nur ein besseres Ende verdient gehabt hätte. Etwas jedoch hatten alle meine Beziehungen gemeinsam, ich habe dabei immer Federn gelassen und sie dann, vernünftigerweise, rechtzeitig beendet. Aber mein Hang zu jüngeren Männern blieb unübersehbar. Mir war schon seit Langem klar geworden, dass ich auf junge Männer eine eigenartige Anziehungskraft ausübte, während ich bei Herren meines Alters deutliche Ablehnung, ja fast Angst hervorrief.

`Warum eigentlich nicht?` dachte ich, als ich mich langsam durch den schaukelnden Bus nach vorn kämpfte. Obwohl ich ein spontanes Wesen und sexuell immer aktiv war, hatte ich von One – Night –Stands oder Urlaubsflirts nie etwas gehalten. Deshalb auf meinen vielen Urlaubsreisen auch nie Gebrauch davon gemacht, obwohl ich massenhaft Gelegenheit sowie Angebote gehabt hatte. In dem Bereich brauchte ich, zeit meines Lebens, die Kennenlern- und Aufwärmphase, bevor ich mich diesen Gelüsten hingeben konnte. Aber nun, nach zweijähriger Enthaltsamkeit, die nur ein wirklich schönes One Night – Erlebnis und 3 kläglich misslungene Beziehung-Anbahnungs – Versuche beinhaltete, könnte ein kleiner Urlaubsquicki sicher nicht schaden.

`Ägypter, das wär doch mal ´ne ganz neue Erfahrung. Also, gib Gas Ruthchen. Genieß den Trip voll und ganz! Das hast du dir verdient!` machte ich mir selbst Mut.

Galant nahm Achmed meine Hand, half mir auf den Reiseleitersitz und ließ sich neben mir auf dem Boden des Ganges nieder. Bei Tageslicht hätte ich sicher eine Super Aussicht gehabt, aber in der Dunkelheit sah ich nur die Rücklichter der vorausfahrenden Fahrzeuge. Die Schwierigkeit eine Unterhaltung zustande zu bringen, nahm Achmed mir ab, indem er munter erzählte. Mit Rücksicht auf die schläfrigen Fahrgäste, sprach er sehr leise. Ich konnte nur vermuten, dass er mir seinen Lebenslauf berichtete, denn das monotone brummen des Motors ließ mich kaum etwas verstehen. Außer: Hm – ja – aha – ach – und soso, blieb mir keine Möglichkeit zu antworten. Ihn schien das nicht zu stören und ich konnte mir eine Gesprächsbeteiligung, mangels Interesse am Thema, sparen. Schließlich brauchte ich keinen Mann fürs Leben, vielleicht Mal fürs Bett. Schon nach kurzer Zeit ermüdete sein Redefluss. Schweigend saßen wir nebeneinander. Ich gemütlich, er unbequem. Was sein hin – und her Gerutsche deutlich machte. Als Zeichen seiner Zuneigung oder unserer Vertrautheit, was immer es auch bedeuten mochte, nahm er plötzlich mein kleines Händchen in seine recht Große und hielt sie schweigend fest. ´Wo will denn der Bär mit dem Kätzchen hin?`

Gut dass er, bei der schwachen Beleuchtung, mein ironisches Grinsen nicht sehen konnte. Dennoch überließ ich ihm gutmütig das Eroberte. Nach einiger Zeit wurde die Haltung meines Armes unbequem und meine Handfläche feucht, von seinem Schweiß. Abrupt beendete ich die ungemütliche Situation, erhob mich: „Bis später.“ Wartete eine Antwort gar nicht erst ab und trollte mich zu meinem eigentlichen Platz.

Alles schlief, im Fahrgastraum, außer mir. Ich war zu aufgedreht. Um mir die Langeweile zu vertreiben, griff ich zum Handy und sandte SMS an meine Töchter Ramona und Rabea, sowie Sohn Renee.

– Reise lang und anstrengend, bin im Bus – unterwegs durch die Wüste nach Luxor, - bald am Ziel, Gruß Mama. –

Dann ritt mich wohl der Teufel und ich schrieb an die Anderen Ägypten – Urlauber:

- Netter Trip – interessantes Land – neue Erfahrung – kaum angekommen, schon die

erste Eroberung gemacht – Achmed sehr charmant – glaube, heut wird noch gepoppt.- Gruß Ruth. –

Umgehend kam die Antwort: So kenn ich dich wieder, Chefin. Endlich wieder die Alte. Viel Spaß. Mario.-

Ich lachte auf. Mein Nachbar brummelte vor sich hin und versuchte vergeblich eine bessere Schlafposition zu finden. Vor uns wurde es heller. Die Lichter von Luxor. Das Ziel rückte näher.

Der Anblick der `Nile Smile´, am Pier des Nil, weckte die Erinnerung an die schöne Reise, sieben Jahre zuvor, mit meinem, inzwischen verstorbenen, Vater. Lächelnd trottete ich in Gedanken versunken hinter den Mitreisenden her. Doch zu meinem Erstaunen führte Achmed uns auf einen anderen Kreuzer mit einem unaussprechlichen ägyptischen Namen. Was sollte das? Ich konnte deutlich auf meinem Urlaubsticket `Nile Smile´ lesen, so wie ich es auch gebucht hatte. An Bord wurden wir in den Speisesaal geführt und gebeten erst Mal Platz zu nehmen. Zwei Herren, mittleren Alters, stellten sich als zuständige Reiseleiter, dieser Tour, vor und erklärten die Situation. Wegen `Überbuchung´ sei man gezwungen gewesen, ein zusätzliches Schiff zu ordern, deshalb müsse man uns hier einchecken. Es sei, mit Sicherheit, kein Unterschied zu dem eigentlich vorgesehenen Dampfer. Auf Grund unserer langen Reise und wegen der vorgeschrittenen Uhrzeit, habe die Küche einen kalten Imbiss für uns vorbereitet. Nach der Mahlzeit werde man uns die Kabinen zuweisen. Guten Appetit!

Der Fraß war nicht wesentlich besser, als das unappetitliche Angebot in den schmutzigen Wüstenrasthäusern. Doch der Hunger war wohl, nicht nur bei mir, stärker. Lediglich das leise knurrig klingende Gemurmel im Saal, bestätigte mir, dass allgemeine Unzufriedenheit herrschte. Nachdem ich versucht hatte, das Beste raus zu picken, was sich als recht wenig entpuppte, war meine Magenleere etwas reduziert. Im Raum umsehend, konnte ich mir den lang verblichenen Glanz des Kreuzers ungefähr vorstellen. Das konnte ja heiter werden, sähen die Kabinen auch nur ähnlich aus.

Meine dunklen Vorahnungen wurden bei weitem übertroffen. Schon auf dem Gang im Unterdeck stolperte ich über den abgewetzten Bodenbelag, und der Ölgeruch wurde zunehmend penetranter, die Motorgeräusche bei jedem Schritt lauter. Meine Kabine im untersten Deck, unweit des Maschinenraumes, war alles andere als anheimelnd. Zerschlissene, schmuddelige Vorhänge, ein Bett mit durchgelegener Matratze, dessen Bezug dringend eine Wäsche nötig hatte , ein Wandschrank ohne die eigentlich dazugehörige Tür, war mehr als eingestaubt, der ehemalig schöne Teppichboden wies ein futuristisches Lochmuster auf, aber der Gipfel der Boshaftigkeit war das Bad. Wenn man die Kabine schon nicht als groß bezeichnen konnte, so war in der Enge des Bades kaum eine Drehung um sich selbst möglich. In dieser Mini Dusche würde der eklige, dreckige Vorhang mit Sicherheit am Körper festkleben. Das war doch wohl der Höhepunkt der Dreistigkeit, diesen alten vergammelten Pott mit der eleganten luxuriösen ´Nile Smile´ vergleichen zu wollen!

´Nein, meine Herren, nicht mit mir! Ich lasse mir von niemand, auf die Art und Weise, meinen Urlaub versauen! Das wollen wir doch mal sehen!´ Aufgebracht düste ich Richtung Oberdeck, wobei ich an dem irritiert glotzenden Achmed vorbei rannte, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Erst viel später fiel mir auf, dass er nicht mehr an Bord war. Ich sah ihn nie wieder. Begab mich auf die Suche nach den zuständigen Ansprechpartnern. In der Bar saßen einige Gäste bei ihrem ersten Drink und warteten wohl auch auf die Gesprächsmöglichkeit mit den Reiseleitern. Diese waren von Beschwerdesüchtigen umlagert. Sie machten bereits einen ziemlich frustrierten Eindruck. Also reihte ich mich mal erst in die Warteschlange ein.

Die beiden jungen Frauen, an deren Tisch ich mich niedergelassen hatte, teilten meine Empörung. So habe man sich das Schiff aber nicht vorgestellt, weil es im Prospekt doch viel besser ausgesehen habe. Das konnte ich nur bestätigen, erzählte von meiner Reise auf der ´Nile Smile`. Berichtete begeistert von der eleganten Ausstattung, dem köstlichen Buffet mit der reichlichen Auswahl und dem perfekten Service durch das zuvorkommende Personal. „Ich finde, Sie übertreiben ein wenig, Madam. Ich kenne das Schiff und soviel besser als dieses hier, ist es nun wirklich nicht.“ Erklang die Stimme eines der Reisebegleiter hinter mir.

Auf meinen Protest, er wolle lediglich von der Misere ablenken, indem er sich negativ über den anderen Kreuzer äußere, bot er uns an, das neben dem unseren liegende schwimmende Hotel zu besichtigen. Die beiden Damen stimmten sofort zu. Also dackelten wir zu dritt los.

Schon das noble Entree und freundliche Entgegenkommen des Rezeptionisten, uns durch das Schiff zu führen und letztlich auch noch die Kabinen zu zeigen, obwohl er betonte, dass man ausgebucht sei, beeindruckte meine Begleiterinnen zutiefst. Auf dem Rückweg zu dem Auslaufmodell waren wir einer Meinung. Man hatte uns verarscht. Nun war guter Rat teuer. Was konnten wir tun? Protestieren, Verlegung verlangen. Aber wohin? Das Gebuchte war voll belegt. „Wir werden sehen. Hier bleib ich jedenfalls nicht!“ sagte ich bestimmt. Die Damen nickten. Sie auch nicht. Endlich konnten wir mit einem unserer Betreuer reden. Er bedauerte die Situation sehr, gestand uns aber ein, dass er keine Möglichkeit sehe, uns auf einem anderen Schiff unterzubringen. Wegen Überbuchung, zurzeit keine Plätze frei. Konsequent verlangte ich, dann solle er mir ein Zimmer in einem guten Hotel in Hurghada buchen und mich dort hinbringen lassen. Bevor ich auf diesem `Dreckskahn` bliebe, zöge ich Badeurlaub am roten Meer vor. Er versprach, sein möglichstes zu tun, bat mich um Geduld bis zum nächsten Morgen. Ich war vorerst zufrieden.

Nach einer traumlosen Nacht erwachte ich, dank der deformierten Matratze, mit üblen Rückenschmerzen. Weil es recht spät war, musste ich mich mit einer Katzenwäsche begnügen, um die Frühstückszeit nicht zu verpassen. Das karge Speisenangebot trug nicht zur Hebung meiner miesen Laune bei. Zu allem Überfluss schmeckte der Kaffee verbrannt. Auch das noch! Toller Urlaub! Ich war dem Platzen nahe.

Beim Verlassen des Speisesaales prallte ich mit dem, meiner Meinung nach, Verantwortlichen zusammen. Bevor ich schimpfen konnte, legte der Ägypter seinen Arm um meine Schultern und erklärte mir mit strahlendem Lächeln: „Sie habe ich gesucht. Ich habe zwei Nachrichten. Eine gute und eine weniger gute. Welche wollen sie zuerst hören?“ Ohne meine Antwort abzuwarten redete er weiter: „Leider konnte ich keinen freien Platz auf einem anderen Schiff finden. Aber dafür habe ich ein wunderschönes Hotel in Hurghada gefunden, das noch ein Zimmer für Sie zur Verfügung stellen kann. Wenn Sie wollen, lasse ich Sie noch heute dort hinbringen. Allerdings wird das ein paar Stunden dauern, weil erst extra für Sie, ein Wagen geschickt werden muss. Na, was sagen Sie, schöne Frau? Wollen Sie? Oder möchten Sie lieber hier, bei mir, bleiben?“ dabei sah er mir tief in die Augen und sein Gesicht kam mir so nah, dass ich den Minzegeruch seines Kaugummis riechen konnte.

Die eben noch schlechte Stimmung war wie weggeblasen. Unmöglich seinem Charme zu widerstehen. Bevor ich wusste wie mir geschah, strahlte ich zurück, bedankte mich artig und nahm das Verlegungsangebot an. ‚Auch nicht schlecht´ dachte ich, ´den würd ich auch mal gerne vernaschen´. ´Was haben diese Ägypter nur an sich? Ich steh doch gar nicht auf Opi´s. Der Knabe ist doch bestimmt Mitte 40. Aber das muss ich ihm lassen, er hat ´nen unverschämten Charme. Unfassbar. Ruthchen, du überrascht mich. Da sieht dir so`n Daddy nur mal tief in die Augen und du bist heiß wie ´ne Bratkartoffel. Was ist los mit dir, Mädchen?` redete ich gedanklich mit mir selbst. Dabei hüpfte ich beschwingt die Treppen zu meiner Kabine runter. Ausgiebig widmete ich mich der Körper- und Schönheitspflege, wobei ich den klebrigen Duschvorhang einfach ignorierte. Bei meinem Haarstyling und dem dezenten Make up gab ich mir besonders viel Mühe. Für die ganze Prozedur benötigte ich ganze 2 Stunden. Nun ja, schließlich dauert es etwas länger, einen alten Rembrandt zu restaurieren. `So, fertig. Auf in den Kampf der Geschlechter. Wollen doch mal sehen was der Knabe so drauf hat. Heiß genug bin ich ja schon seit gestern. Hm, seltsam, der gestrige war zwar jünger, aber bei weitem nicht so sexy wie der ältere.` brachten mich meine Gedanken zum grinsen. Ein Kontrollblick in den Spiegel zeigte mir das Ergebnis meiner Arbeit. Eine zierliche Frau mit schulterlangem, leicht gelocktem, dunkelrot gefärbten Haar, schmalem Gesicht und braunen Augen. In eine schwarze Tuchhose und weißem Pulli gehüllt, unter dem man, mangels Büstenhalter, deutlich genug die wohlgeformten, mittelgroßen Brüste sehen konnte. (Dank der Bruststraffung ein Jahr zuvor und die nächste OP würde zwei Tage nach diesem Urlaub wieder von Chefarzt Dr. G. im Herz-Jesu-Krankenhaus in Münster-Hiltrup vorgenommen werden.) Alles zusammen ein durchaus zufriedenstellendes Bild. ´Nicht schlecht, Frau Geheimrat. Dann wollen wir mal testen, wie die Chancen stehen.`

Auf dem Weg zu den oberen Decks meldeten sich leichte Zweifel an. Woher wollte ich wissen, ob er überhaupt interessiert war? Seine schmeichelnde Art nicht einfach sein Naturell oder gar nur rein geschäftlich war? `Heißes Teil` schalt ich mich selbst, `nimmt dich so´n Typ kameradschaftlich in´s Ärmchen, da springst du ihm fast mit den Beinen zuerst um den Hals. Schäm dich und benimm dich. Wo bleibt denn da die Dame?` Die unbequemen Zweifel einfach beiseite schiebend, ging ich auf Suche nach dem Opfer meiner sexuellen Phantasien. Doch zu meiner Enttäuschung konnte ich ihn nirgendwo finden. Leicht frustriert genehmigte ich mir einen Cocktail in der Bar. Saß eine Weile dumm rum, bis ich mich letztlich entschloss, meine Langeweile mit Koffer packen zu vertreiben. Als ich die letzten Stufen zum Rezeptionsdeck hinunter kam, sah ich den Gesuchten. Er saß, mit zwei Herren im Gespräch vertieft, auf der kleinen Sitzgruppe im Empfang. Blickte kurz in meine Richtung, um dann mit einem breiten Grinsen, ruckartig aufzustehen und mich ungeniert von oben bis unten zu mustern. Seinem Gesichtsausdruck konnte ich entnehmen, dass ihm gefiel was er sah. Selten war es mir so schwer gefallen, die letzten Schritte auf jemanden zuzugehen.

„Hallo, Madam. Schön Sie zu sehen. Kommen Sie, nehmen Sie bitte Platz.“ Er machte eine einladende Handbewegung, wandte sich seinen Gesprächspartnern zu, sagte etwas arabisches, worauf die Beiden sich sofort verabschiedeten. Wir waren allein. „Es ist zu schade, dass Sie nicht bleiben wollen“, bedauerte er. „Wir hätten sicher eine sehr schöne Zeit miteinander verbringen können. Ich hoffe sehr, es wird Ihnen später auch leid tun.“ Wieder vertiefte sich sein Blick, diesmal in meinen Ausschnitt, und dabei meinte er: „Ja wirklich, sehr schade, aber vielleicht kommen Sie noch mal wieder an den Nil? Und vielleicht sehen wir uns dann wieder? Ich möchte Ihnen gern meine Handynummer geben, natürlich nur wenn sie wollen. Dann können Sie sich bei mir melden. Zu schade, dass Sie heute gehen!“ Er löste seine Augen von meinem Brustansatz und schrieb ein paar Zahlen auf ein kleines weißes Kärtchen.

Ich lächelte etwas unsicher, suchte ungeschickt in meiner Handtasche nach meiner Brieftasche, fischte eine Visitenkarte heraus und während ich ihm diese reichte, ließ ich ihn wissen: “Ganz sicher, werde ich wiederkommen. Vielleicht schon in 2 oder 3 Monaten. Für alle Fälle gebe ich Ihnen auch mal meine Rufnummer. Aber Moment mal, ich muss noch meine Handynummer draufschreiben, da steht nur die Nummer von meinem Geschäft.“ Wir tauschten die Karten und lasen beide interessiert.

„Oh ha, Madam Ruth,” rief er deutlich überrascht. „Das ist ja mehr als interessant. Ruth´s Puppenhaus. Table – Dance – Bar. Donnerwetter. Wir sollten wirklich in Verbindung bleiben. Vielleicht können wir auch noch gute Geschäfte zusammen machen.“ Was er mit ´auch noch´ meinte, war unschwer zu erraten, zumal er dabei zart über meine Hand streichelte.

Seine Anspielung ließ mich leicht erröten, die Berührung ein wenig erzittern. „Aber Ihren Namen kann ich kaum lesen, von aussprechen ganz zu schweigen,“ versuchte ich meine Befangenheit zu vertuschen.

„Ganz einfach, sag einfach Sobeih, scharfes S, nach dem E eine kleine Pause, dann hi. Guck mal auf meine Lippen, ich mach es dir vor. So-be-hi.“ ging er, wie selbstverständlich, zum Du über. Beugte sich vor und spitzte ein wenig die Lippen um den Namen noch mal zu wiederholen.

Ich starrte fasziniert auf seinen Mund, unfähig ihm nachzusprechen, weil ich eine elende Trockenheit in dem Meinen fühlte. Unsere traute Zweisamkeit wurde unsanft unterbrochen, als just in diesem Moment der zweite Tourleader auftauchte. Der Zauber des Augenblicks war verflogen.

Ich stotterte: “Also, dann bis demnächst mal.“ Als ich die Flucht ergreifen wollte, rief Sobeih mir nach: “Wir sehen uns gleich noch, Ihr Wagen kommt erst gegen fünf. Bis nachher.“

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