Kitabı oku: «Taxi nach Paris», sayfa 2
Sie nahm die Hände herunter und legte den Kopf auf die Seite. Ihre Augen waren verhangen. Sie kam aus einem Albtraum. Sobald sie mich erkannte, drehte sie ihren Kopf weg. »Bitte geh jetzt.« Sie sprach gegen die Wand. »Du hast keinerlei Verpflichtung mir gegenüber.« Sie machte eine Pause. »Natürlich brauchst du nicht zu bezahlen.« Ihr Ton war bitter. »Und natürlich kann ich dich nicht daran hindern, es weiterzuerzählen.« Sie holte tief Luft.
Zuerst wollte ich wütend widersprechen. Dann beherrschte ich mich. Das würde weder ihr noch mir etwas nützen. Ich griff nach der Bettdecke und zog sie über ihren nackten Körper.
Sie rollte sich überrascht auf die Seite und stützte ihren Kopf in die Hand. »Danke«, sagte sie. Ihr Tonfall war neutral. Sie ließ ihren Blick kühl über mich gleiten. »Es ist wirklich besser, du gehst jetzt.«
Ich setzte mich behutsam auf die Bettkante. »Das glaube ich nicht.« Ich hatte eigentlich nur widersprochen, weil mir das alles zu schnell ging und ich ungern einen Schauplatz verließ, ohne die Regeln zu kennen und die Zusammenhänge zu verstehen, aber ihre Reaktion war heftig.
Ihre Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Sie glitzerten wie pures Eis. »Ach so«, sagte sie gedehnt. »Du bist keine von denen, die mit dem halben Kuchen zufrieden ist, wenn man ihr den ganzen versprochen hat. Das hätte ich mir denken können.« Mit einer schnellen Bewegung griff sie nach mir und zog mich auf das breite Bett. »Du sollst die andere Hälfte bekommen. Ich halte meine Versprechen immer. Und jetzt, nachdem ich dir die Bezahlung erlassen habe, ist es sogar umsonst.« Sie lachte höhnisch. »So billig kommst du nie wieder zu einer Nummer mit einer Klassenutte wie mir!«
Ich ließ sie gewähren. Die Verzweiflung, die ich in ihr spürte, machte mich hilflos. Ich hoffte nur, dass sie mir nicht allzu sehr wehtun würde. Im Schmerzenertragen war ich noch nie gut gewesen. Und heute hatte ich schon einmal feststellen müssen, dass sich diese Fähigkeit eher noch verschlechtert hatte.
Sie sah mir meine Befürchtungen an. »Ach, jetzt hast du Angst?« Sie unterstrich ihre Worte mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Ich habe doch gesagt, ich halte mich an meine Versprechen, oder?«
Ich nickte, um sie nicht noch mehr aufzubringen. Ob ich mich in ihrem Zustand allerdings auf ein solches Versprechen verlassen konnte, schien mir mehr als zweifelhaft.
Sie griff grob nach meinem Arm. Ich unterdrückte einen Schmerzenslaut. Das würde einen schönen blauen Fleck geben! Sie drückte mich rückwärts auf das Bett und legte sich halb auf mich. Rücksichtslos wie am Anfang drang sie mit ihrer Zunge in meinen Mund ein. Aber sie ging nur so weit, wie sie versprochen hatte. Und sie hielt meine Hände nicht fest.
Ich hob sie langsam und fuhr ihren Rücken entlang. Sie stöhnte tief in ihrer Kehle auf. Jetzt wusste ich, dass ihre Reaktion vorhin wirklich echt gewesen war. Ich streichelte ihren Rücken immer weiter, und sie keuchte immer heftiger in meinem Mund. Ich merkte, dass sie durchaus bereit war sich gehenzulassen. Doch zuerst ließ sie plötzlich meinen Mund im Stich. Mit einer heftigen Bewegung riss sie meine Beine auseinander. Mindestens noch zwei blaue Flecken!
Sie ließ sich zwischen meine Beine fallen und hob sie an. Sie drückte sie noch weiter auseinander und noch höher hinauf. Es tat weh, aber es war zu ertragen. Mit derselben Heftigkeit, mit der sie in meinen Mund eingedrungen war, drang sie jetzt zwischen meinen Beinen ein. Kein Vorspiel, keine Vorbereitung, nicht einmal ein kurzes Streicheln. Das Spiel ihrer Zunge war dafür umso heftiger und fordernder.
Während sie meine Beine noch mehr auseinanderdrückte – mein Gott, gleich würde ich doch vor Schmerz schreien müssen! –, biss ich die Zähne zusammen und wartete, dass sie sich an mir befriedigen würde. Ihre Zunge traf auf ihrer wilden Jagd die Mitte aller Empfindungen. Ich stöhnte auf. Wenn die Schmerzen in meinen Schenkeln nicht gewesen wären, hätte ein nettes Gefühl dabei herauskommen können. Ich seufzte.
Sie hatte eine kleine Pause eingelegt und ruhte sich aus. Dann fing sie vorsichtig wieder damit an, meine Mitte mit ihrer Zunge zu umkreisen. Sie flog darüber hinweg wie ein Schmetterling. Ich zuckte jedes Mal zusammen. Allmählich wurden meine Empfindungen intensiver. Sie würde sicher gleich aufhören. Alles, was sie wollte, war ihre eigene Befriedigung, zu der ich beitragen sollte. Als ich anfing, ihr mein Becken entgegenzuheben und zu stöhnen, stellte sie ihre Bewegungen ein. Aha, das war’s. Ich versuchte, meine Erregung zurückzudrängen.
Plötzlich schrie ich auf. Sie drang mit ihrer Zunge so tief in mich ein, wie es noch nie zuvor eine Frau getan hatte. Diese lange Zunge, die mir in meinem Mund so viel Schwierigkeiten bereitet hatte, bereitete mir hier nur pures, ekstatisches Vergnügen. Sie stieß vor und zurück und spielte zwischendurch kurz hinter dem Eingang herum. Sie kannte wirklich jeden Punkt! Es war mir plötzlich egal, ob meine Beine schmerzten, ob es mir bei jedem Stoß meiner Hüften wie mit glühenden Nadeln bis in die Zehenspitzen fuhr.
»Komm«, murmelte sie kaum hörbar zwischen meinen Schenkeln. Sie stieß noch einmal ihre Zunge in ihrer vollen Länge in mich hinein. Dann zog sie sie heraus und fuhr wieder mit ihren Schmetterlingsschlägen über die hervorstehende Perle. »Komm«, flüsterte sie noch einmal drängend.
Ich explodierte in langen, tosenden Wellen. Ich hörte mich schreien, aber es war, als ob der Schrei nicht aufhören würde, während die Wellen kamen und gingen, kamen und gingen. Ich versuchte sie zu zählen, aber es waren zu viele. Nach einer Ewigkeit fiel ich zusammen und rang erschöpft nach Atem. Ich würde nie wieder normal atmen können!
Sie kam nach oben und nippte an meinen Brüsten. Ich war noch nicht wieder zu Atem gekommen, als sie sich neben meinen Schultern abstützte und ihre Beine zwischen meine schob. Nachdem sie so auseinandergerissen worden waren, tat mir alles weh. Ich stöhnte vor Schmerz auf, bevor ich es verhindern konnte. Sie lag sofort ganz ruhig.
Ich hob die Hand und strich ihr die schweißnassen Haare aus der Stirn. Sie lächelte angestrengt auf mich hinab. »Mach weiter«, sagte ich leise. »Du tust mir nicht weh.«
»Wirklich nicht?«, fragte sie zweifelnd.
»Nein.« Ich strich ihr noch einmal zärtlich die Haare aus dem Gesicht. »Wirklich nicht.«
Sie begann, sich wieder vorsichtig zu bewegen. Dann wurde sie immer schneller. Nach kurzer Zeit keuchte sie erregt. Ich spürte, wie sie alle Muskeln anspannte. Zwischen meinen Beinen vibrierte es. Sie kam in kurzen Stößen und stöhnte. Sie hatte die Augen geschlossen.
Ich schob meine Hand zwischen ihre Beine. Als sie das merkte, riss sie die Augen weit auf. »Ich will nicht . . .«
»Doch, du willst.« Mit der anderen Hand hielt ich sie auf mir fest. Viel Überredungskunst brauchte ich allerdings nicht. Sie fing sofort wieder an zu stöhnen, als ich sie berührte. Ich drang vorsichtig in sie ein.
»Ja . . .« Aus ihrer Kehle drang ein tierischer Laut. Sie stieß gegen meine Hand, als wollte sie sie ganz in sich aufnehmen. Sie erstarrte. Ein kleiner Schrei entrang sich ihrer Kehle. Völlig erschöpft ließ sie sich fallen. Sie rollte sich von mir herunter. Immer noch schwer atmend lag sie neben mir.
»Das war . . . nicht . . . nötig«, stieß sie abgerissen hervor.
Ich richtete mich auf dem Ellbogen auf und lächelte auf sie hinab. »Doch, das war es. Und ich glaube, es ist sogar noch mehr nötig.«
Sie presste die Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf. Lange war sie nicht mehr so widerstandslos. Ich glitt schnell an ihr hinab. Sie protestierte schwach. Sie versuchte, ihre Beine zusammenzupressen, aber sie hatte ihre Kraft noch nicht wiedergefunden.
Mit beiden Händen drückte ich sie auseinander und legte mich dazwischen. Sie war so wunderschön da unten, wie sie es auch als ganze Frau war. Ich sagte es so laut, dass sie es hören konnte.
»Komm sofort wieder hoch!«, fauchte sie als Antwort.
»Ganz sicher nicht!« Ich lachte über ihre Verärgerung. Langsam begann ich, mit meiner Zunge einen großen Kreis zu verfolgen. Sie seufzte und ich merkte, wie sich ihre Schenkel entspannten. Immer enger zog ich den Kreis. Sie folgte meiner Zunge mit ihren Hüften.
»Du machst mich verrückt«, flüsterte sie so leise, dass ich es kaum verstehen konnte. Ich machte weiter. Sie griff mit den Händen in meine Haare. »Ich kann nicht mehr . . . bitte . . .« Ich ließ sie nicht aus meinem Mund. Sie flehte um Erlösung. »Ich halte es nicht mehr aus! Bitte . . . lass mich . . .« Heiser und verlangend kam ihre Stimme zu mir herunter. Ich nahm sie ganz in mich auf und ließ sie ihren eigenen Rhythmus finden. Sie kam diesmal in einem langanhaltenden Schrei und einer Unzahl von Zuckungen. Als ihr Orgasmus verebbte, lag sie da wie tot. Ich glitt an ihr hinauf und küsste sie. Sie war schweißüberströmt.
Als sie wieder sprechen konnte, lächelte sie entspannt. »Was hast du nur gemacht?«
»Ich? Gemacht? Gar nichts.« Die Unschuld vom Lande war nichts gegen mich.
Sie lachte amüsiert. »So hat es sich aber gar nicht angefühlt.«
Sie griff auf ihren Nachttisch und nahm eine lange, schlanke Zigarette aus einer langen, schlanken Packung. Sie zündete sie mit einem schön ziselierten silbernen Feuerzeug an und nahm einen tiefen Zug. Das Klischee in Reinkultur. Sie sah mich an. »Oh, entschuldige, willst du auch eine?« Ihre Hand wanderte schon zum Nachttisch zurück.
»Nein danke«, schmollte ich. »Ich hasse es, direkt danach mit Rauch eingenebelt zu werden.«
»Ich tue das sonst auch nicht direkt danach. Aber heute . . . Du bist selbst schuld. Wenn du mich nicht so fertiggemacht hättest . . .« Sie schob zärtlich die Hand unter eine meiner Brüste, beugte sich darüber und küsste sie. »Mhm«, machte sie genießerisch. »Süß wie Champagner.« Sie blickte mich genau an. »Wie die ganze Frau«, sagte sie dann. Sie lehnte sich in ihr Kissen zurück und rauchte.
Sie hatte sich also für den Augenblick entschieden, mich zu mögen – oder vielleicht nur mich zu dulden? Ich beobachtete sie von der Seite. Sie saß entspannt da, eine wunderschöne Frau, hielt die Zigarette mit einer Eleganz, die ich nie für vorstellbar gehalten hätte, und der Rauch kräuselte sich ebenso elegant – als ob er sich von ihrer Haltung dazu verpflichtet fühlte – gegen die Decke.
Sie ignorierte mich. Jedenfalls tat sie so, als wäre ich gar nicht da. Was erwartete sie jetzt von mir? Unsere Geschäftsbeziehung war ja nun eindeutig beendet. Ich schüttelte mich innerlich. Ich wollte nicht darüber nachdenken, aber ich musste. Wie war ich nur in diese Situation geraten? Sollte ich einfach gehen? Aber das war ja genau das, was ich nicht wollte. Ich wollte bei ihr bleiben, ich wollte sie kennenlernen. Sie berührte mich tief. Ihre Verletzlichkeit, die sie hinter unzähligen Schutzwällen zu verstecken suchte. Ihre Angst, und dass sie ausgerechnet das zu ihrem Beruf gemacht hatte . . .
Ich sah sie forschend an. Sie drückte ihre Zigarette aus und sah zu mir herüber. Als sie meinen Gesichtsausdruck bemerkte, verzog sie leicht die Mundwinkel. »Lass dich nicht abhalten.«
»Wovon?«, fragte ich etwas irritiert.
Sie zog die Bettdecke über sich und bedeckte ihre Brüste. »Du willst doch wissen, wie und weshalb ich das geworden bin, was ich bin, oder etwa nicht?«
In einer anderen Situation hätte sie mich mit diesen kalt glitzernden Augen glatt rückwärts aus dem Raum getrieben. So, wie sie es betont hatte, war es eine geradezu obszöne Frage, die ich sicher nicht stellen würde. Ich schwieg.
Sie zog die Augenbrauen hoch. Wenn sie das noch einmal tat, würde ich sie küssen, und wenn ich dafür bezahlen müsste! »Alle wollen das wissen. Du bist sicher keine Ausnahme.« Sie sah zum Fenster hinaus. »Fast immer, wenn ich mit einer neuen Kundin das erste Mal zusammen war, stellt sie die gleiche Frage.«
Ich zuckte zusammen. Eine ›neue Kundin‹ wollte ich eigentlich nicht sein. Und so fühlte ich mich auch nicht.
Sie sah mich gleichgültig an. »Willst du es wirklich nicht wissen?« Ich schüttelte den Kopf. »Na ja, es macht eh keinen Unterschied. Ich beantworte die Frage nie.«
Ich merkte, dass sie mich los sein wollte. Sie fing an, unruhig zu werden. Gleich würde ihr eingefallen sein, womit sie mich am schnellsten loswerden konnte. Und da war es auch schon!
»Und – hast du den Gegenwert bekommen, den du erwartet hast?« Sie sah mich ganz geschäftsmäßig an. Ich erwartete fast, sie würde hinzufügen: »Darf’s ein Viertel mehr sein?«
Ich musste schmunzeln. Instinktiv – oder vielleicht auch ganz überlegt – hatte sie das Thema gewählt, das mich unter normalen Umständen sicher am meisten abschrecken würde. Aber was waren schon ›normale Umstände‹ im Zusammenhang mit ihr? Dieser ganze Abend und die ganze bisherige Nacht waren mit nichts zu vergleichen, was ich je erlebt hatte. Und diese Frau würde mich nicht so einfach loswerden!
Sie wurde ungeduldig. »Warst du zufrieden?« Sie maß mich mit einem prüfenden Blick. »Oder habe ich etwas falsch gemacht?« Mein Schweigen machte sie nervös. »Ich weiß, es ist nicht alles so gelaufen, wie du es dir vorgestellt hattest.« Sie machte ein zerknirschtes Gesicht. Gut konnte sie das! Ich wettete, die Frauen schmolzen reihenweise dahin, wenn sie diese Show abzog. Sie griff nach einem Terminkalender auf dem Nachttisch. »Wir können einen Termin ausmachen, der dir passt, und du sagst mir, was dir nicht gefallen hat.« Sie schlug das schwarze Lederbändchen auf und blätterte durch die Seiten.
Das war wirklich nicht zu fassen – sie bot mir eine Nachbesserung an!
»Wovor hast du Angst?«, fragte ich.
Sie blieb mitten in der Bewegung stecken. Ihre Augen sagten mir deutlicher als ihre Reaktion und alle Worte, dass ich einen wunden Punkt getroffen hatte. Sie zog sich auf ihr ureigenstes Terrain zurück, um sich wieder zu fangen. »Sollen wir also keinen Termin ausmachen?«, fragte sie ziellos blätternd. Sie wandte mir wieder ihr Gesicht zu.
Ihre Augen hatten jetzt diesen Ich-weiß-gar-nicht-was-du-willst-Ausdruck. Sie erinnerten mich an die großen Limousinen mit den Scheinwerfer-Wisch-Waschanlagen. Eben noch dreckbespritzt – ein Wisch, und sie waren wieder klar.
Jetzt lächelte sie verständnisheischend. »Wenn du Grund hast, dich zu beklagen, ist das schlechte Publicity. Und schlechte Publicity ist schlecht fürs Geschäft.«
Ich fühlte mich an ein Gespräch mit einem Autoverkäufer erinnert, das ich kürzlich geführt hatte. Er hatte sich ganz ähnlich ausgedrückt. Allerdings hatte er mir ein Auto verkaufen wollen und nicht seinen Körper.
»Du kannst mich auch anrufen.« Sie zog eine Karte hervor.
»Oh nein!«, stöhnte ich. »Jetzt gib mir nicht auch noch deine Geschäftskarte!«
Sie lachte vergnügt. Es hörte sich ziemlich echt an. »Ich wusste, dass du das hassen würdest«, sagte sie. Sie nahm einen Stift und schrieb etwas auf die Karte. Sie reichte sie mir. Es war eine elegante weiße Karte aus Büttenkarton. Sie war völlig leer bis auf die großen geschwungenen Zahlen in der Mitte. Kein Name, keine Adresse, nur die Zahlen. Das war wirklich das Äußerste an Diskretion.
Ich sah sie an. In ihren Augenwinkeln kräuselten sich die Lachfältchen. »Geschäftskarten sind in meiner Branche nicht üblich«, erklärte sie immer noch vergnügt. »Tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen.«
Da saßen wir, zwei nackte Frauen, die vor Kurzem miteinander geschlafen, hatten in einem Bett, und sprachen miteinander, als säßen wir gemeinsam beim Kaffeetrinken auf der Kö oder sonst einer Prachtstraße.
»Möchten Sie noch etwas Zucker?«
»Ach nein, lieber noch einen kleinen Orgasmus. Aber nicht zu stark, ich muss heute noch zum Friseur.«
Es kam mir unwirklich vor.
Ich hatte keinen Grund mehr zu bleiben, so sehr ich mich auch vor der Erkenntnis verschloss. Aber ich wollte sie wiedersehen. Wie konnte ich das? Als ihre Kundin? Niemals! Hatte ich dann überhaupt eine Chance? Ich blickte noch immer auf die Karte in meiner Hand. Langsam wurde es mir ungemütlich in diesem Bett. Und es hätte so gemütlich sein können. Gemeinsam einschlafen, gemeinsam aufwachen, ein bisschen Schmusen, ein bisschen Sex . . . Ich spürte das Kribbeln neu erwachen.
Sie beobachtete mich. Ich schielte aus den Augenwinkeln zu ihr hinüber. Nein, das würde sie niemals tun, entschied ich. Und ich musste jetzt möglichst schnell weg von hier.
Sie musterte mich immer noch. Bevor ich über weitere Schritte nachdenken konnte, sagte sie: »Ich gehe jetzt unter die Dusche. Möchtest du vielleicht zuerst . . .?« Ihre höflich-professionelle Zuvorkommenheit kaschierte es nur schlecht: Das war der endgültige Rausschmiss. Ich schüttelte stumm den Kopf, ohne sie anzusehen. Sie stand auf. Ich sah ihr nach. Dieser anmutige Gang – jede ihrer Bewegungen war ein Genuss.
Als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, sprang ich aus dem Bett. Ich zog mich schnell an. An der Tür drehte ich mich noch einmal um. Ich hörte das Wasser rauschen und sah auf das Bett. Diese Nacht würde ich sicher nicht so schnell vergessen.
Mein Büro wartete am nächsten Morgen um acht auf mich wie jeden Tag. ›Projektmanagerin‹ stand unter meinem Namen an der Tür. Zusammen mit zwei anderen Namen, denen meiner beiden männlichen Kollegen. Wir waren der sogenannte ›Projektleiterpool‹.
Meine Arbeit war mehr Teil meines Lebens, als ich es mir oft eingestehen wollte. Ich fühlte mich unwohl, wenn ich mich allzu lange davon fernhalten musste, zum Beispiel durch Urlaub oder Krankheit. Danach war ich oft wieder richtiggehend froh, wenn ich an meinen Schreibtisch zurückkehren konnte. Und oft hatte mir einzig und allein die Arbeit über meine privaten Krisen hinweggeholfen.
»Wo soll ich bloß anfangen? Guck dir das an!« Mein Kollege Markus ließ sein übliches Lamento los, sobald er mich sah.
Ich musste unwillkürlich lächeln. Auch wenn ich privat so gut wie nichts mit meinen Kollegen zu tun hatte, konnte ich mich doch nicht enthalten, sie auf eine gewisse Art zu mögen. Dass wir uns gut verstanden, erleichterte vieles.
»Ach, Markus, du bist doch nicht der Einzige, der viel zu tun hat. Wir sind schließlich alle mit Arbeit bis über die Ohren eingedeckt.« Meine Antwort entsprach seinen Erwartungen ebenso wie meinen üblichen Verhaltensweisen.
Es war schon ein eingespieltes Ritual. Er hörte mir nur mit halbem Ohr zu ebenso wie ich seine über den ganzen Tag verteilten ständigen Bemerkungen halb ignorierte oder automatisch beantwortete. Das gab uns ein Gefühl von Zusammengehörigkeit und lenkte uns nicht zu sehr ab. Arbeitsmäßig waren wir mit völlig verschiedenen Projekten beschäftigt, sodass ein inhaltlicher Austausch kaum stattfand.
Mein zweiter Kollege kam in seiner üblichen ruhigen Art durch die Tür und sah mich. »Guten Morgen«, sagte er, was – wie ich wusste – nur die Einleitung zu einem Arbeitsgespräch sein konnte. Ich hatte mich nicht getäuscht. »Hast du schon gesehen, was ich dir auf den Schreibtisch gelegt habe?«
Ich drehte mich um und sah seinen Bericht auf einem Berg anderer Papiere liegen, mit denen die Schreibtischunterlage bedeckt war. Ich schüttelte den Kopf. »Nein, habe ich nicht. Ich bin gerade erst gekommen.« Ich ging zum Schreibtisch und blätterte schnell durch die Seiten. »Du hast die Planung angepasst, wie wir es gestern besprochen hatten?«
Er nickte. »Und ich habe die Änderungen ins Konzept aufgenommen, die du wolltest. Ich glaube, damit wirst du das Projekt um 20-30 Personentage verkürzen. Das siehst du in der Planung. Ich habe einen neuen Ausdruck gemacht.«
»Okay.« Ich lächelte ihm etwas zerstreut zu, weil mein Blick schon auf das nächste Papier fiel, das unter seinem zum Vorschein gekommen war. Meine Gedanken wanderten ab zu Variantenvorschlägen und Lösungen. Ich hatte mit der Arbeit begonnen.
Sie lenkte mich den Tag über auch wirklich gut von dem Erlebnis der letzten Nacht ab. Danach jedoch war der Rest des Tages nur noch eine einzige Tortur. Wo ich ging und stand, sah ich ihr Gesicht vor mir. Ihre Augen, wie sie mich angeblitzt hatten, und manchmal ihre Hände, wie sie . . . Bloß nicht darüber nachdenken! Ich sehnte mich nach ihr, ich konnte sie nicht vergessen. Körperlich kam ich mir vor wie eine Süchtige auf Entzug. Ich hätte mich nicht gewundert, wenn mir auf dem Nachhauseweg jemand Dope angeboten hätte. Verliebt in eine Nutte – na wunderbar!
Ich hatte es mir so gesittet vorgestellt, unser nächstes Wiedersehen. In ein paar Wochen würde ich durch die Stadt gehen. Zufällig würde ich sie treffen. Wir würden uns freundlich begrüßen, im Eiscafé einen Bananensplit zusammen essen, über unsere gemeinsamen Erlebnisse plaudern – Weißt du noch, damals, als ich dich so schön befriedigt habe? – und uns für den nächsten Kaffeeplausch verabreden. Eine richtig nette, unkomplizierte Freundschaft. Das konnte ich in den Wind schreiben! In ein paar Wochen würde ich tot sein.
In der letzten Nacht hatte ich kaum geschlafen, auch nachdem ich zu Hause angekommen war. Den Tag über hatte ich vor lauter Arbeit nicht bemerkt, dass mein Appetit erheblich nachgelassen hatte, aber jetzt registrierte ich, dass ich selbst das übliche gemeinsame Mittagessen mit meinen Kollegen hatte ausfallen lassen. Kein Essen, kein Schlaf – wie lange hielt das ein Mensch wohl aus? In der irren Hoffnung, sie heute schon ›zufällig‹ zu treffen, rannte ich nun nach Feierabend ziellos durch die Stadt. Den Bananensplit aß ich auch – man muss dem Schicksal ja schließlich eine Chance geben.
Als es dunkel wurde, gab ich auf. Zu Hause in meinem Bett warf ich mich ruhelos herum. Ich hatte den Eindruck, ich hätte kein Auge zugetan, aber plötzlich war es Morgen. Ich kochte Kaffee, trank ihn, kochte noch mal Kaffee und trank auch den. Meine Nerven dankten es mir mit unterschwelligem Zittern. Seit vorgestern hatte ich nichts als diesen vorweggenommenen Bananensplit gegessen.
Ich rief in der Firma an und meldete mich ab. In diesem Zustand war ich nicht arbeitsfähig. Ich wollte nicht in die Stadt gehen, das würde mich wieder dazu verleiten, sie zu suchen. Also lief ich wie eine wildgewordene Tigerin im Käfig in meiner Wohnung herum. Vom Balkon zum Fenster, vom Fenster zum Balkon.
Ich sah auf die Uhr. Es war acht Uhr morgens. Viel zu früh, um jemanden wie sie anzurufen. Bis neun hielt ich es aus. Dann nahm ich die Karte mit der Telefonnummer hervor. Um Viertel nach neun rief ich sie an. Wahrscheinlich würde sie noch schlafen, bei den langen Nächten . . .
Sie meldete sich mit ihrer Nummer. Sie hörte sich ziemlich wach an.
Ich meldete mich auch, mit meinem Namen und weniger wach.
»Ja?«, fragte sie abwartend.
»Ich möchte . . .« Was sollte ich nur sagen? »Kann ich . . .?« Ich wollte doch keinen Termin von ihr, jedenfalls nicht ›offiziell‹.
»Du möchtest kommen?«, fragte sie ruhig.
»Ja.« Das war Schwerstarbeit. Ich atmete heftig aus.
»Wann?«, fragte sie wieder im selben ruhigen Ton.
Am liebsten sofort! Aber so konnte ich ihr das natürlich nicht sagen. »Heute?«, fragte ich deshalb, indem ich ihren Ton zu imitieren versuchte. Aber sie konnte es wesentlich besser.
»Ja, das geht. – Um elf Uhr?« Sie wartete auf meine Antwort.
»Ich wollte eigentlich jetzt gleich in die Stadt . . .«
»Nein.« Sie lehnte sehr bestimmt ab. »Vorher habe ich keine Zeit.«
Das hieß, sie hatte wahrscheinlich jetzt eine Kundin bei sich oder wartete auf eine! Kann man auf eine Nutte eifersüchtig sein? Ich konnte! Um antworten zu können, schluckte ich den Kloß in meinem Hals herunter. Mit halbwegs normaler Stimme – so hoffte ich wenigstens – sagte ich: »Gut. Also dann um elf.«
Sie legte auf. Ohne ein Wort. Sie war sicher nicht allein gewesen! Meine Phantasie gaukelte mir quälende Bilder vor. Während sie mit mir telefoniert hatte, hatte die andere Frau sie bereits ausgezogen, sie gestreichelt und geküsst. Aber hätte ich das nicht merken müssen? Ihre Stimme hatte so ruhig geklungen. Mach dir nichts vor! Sie ist eine Nutte – sie empfindet nichts dabei! So? Das hatte ich aber ganz anders in Erinnerung!
Der Minutenzeiger der Uhr schien auf Stunden eingestellt zu sein. Jedes Mal, wenn ich hochblickte, schien es mir, als hätte er sich kaum bewegt. Ich zog mich mindestens fünfmal um. Obwohl in meinem Kleiderschrank nicht allzu viel Abwechslung herrschte.
Hemden und Hosen in verschiedenen Variationen. Röcke oder Kleider besaß ich eh nicht. Zuerst erschien mir die Jeans zu leger, dann wieder die Bundfaltenhose zu fein. Das karierte Flanellhemd war zu rustikal und das seidene zu empfindlich bezüglich Schweißflecken.
Was glaubst du denn, was dich erwartet? Ach, lass mich doch! Du tust so, als würdest du zu einem Rendezvous gehen. Ach ja? Ich konnte mich nicht entscheiden, wie ich dieses Treffen einordnen sollte. Es stimmte, ich benahm mich wie bei einem Rendezvous, ich empfand es auch so, aber mein Kopf hatte recht: Es war keins. Es war eine Verabredung zu bezahltem Sex.
Endlich war es Viertel vor elf. Sie würde es nicht besonders mögen, wenn ich zu früh kam, und sie wohnte quasi bei mir um die Ecke. Also wartete ich noch fünf Minuten. Als ich vor ihrer Tür stand, war es eine Minute vor elf. Ich klingelte. Einen kurzen, entsetzten Moment lang dachte ich, sie hätte mich versetzt und wäre nicht zu Hause. Dann hörte ich Schritte. Was, wenn das ihre Kundin war, die sie verabschiedete? Nein, das würde sie nicht tun! Und wenn doch?
Die Tür öffnete sich. Sie war es. Sie hielt die Tür auf und trat zur Seite. »Komm rein«, sagte sie.
Ich ging an ihr vorbei. Ein dezentes Parfum streifte mich. Sie schien noch größer als das letzte Mal. Kein Wunder, bei den hochhackigen Schuhen! Sie war offensichtlich für ihre Kundinnen angezogen. Sie trug einen kurzen schwarzen Lederrock, Schuhe, die sie fast zehn Zentimeter größer machten, und eine Lederweste, unter der sie offenbar nichts anhatte. Es war nichts eindeutig Nuttiges. Viele Frauen auf der Straße waren so angezogen, aber ich stellte mir vor, wie die Frau, die vor Kurzem noch hiergewesen sein musste, diese Kleidung als aufregend empfunden hatte, wie sie die Weste aufknöpfte . . .
Sie ging ein paar Schritte – dass sie überhaupt auf diesen Schuhen laufen konnte! –, dann deutete sie auf das Sofa. »Setz dich doch und nimm dir was zu trinken.« Sie lächelte. »Ich glaube, du hättest es lieber, wenn ich mich umziehe.«
Ich sah ihr nach, wie sie durch eine Tür nach links verschwand. Mir wurde klar, dass ich bis jetzt angenommen hatte, dies sei ein Ein-Zimmer-Appartement. Weil das Bett hier stand. Aber natürlich – das war berufsbedingt. Sie hatte noch ein Schlafzimmer, in dem sie wirklich schlief – allein.
Was würde ihr Umziehen zutage fördern? Ein durchsichtiges Negligé – Strapse? Was glaubte sie, dass ich erwartete? Ich hatte mich eindeutig als Kundin angemeldet, und sie würde mich dementsprechend behandeln. Zum Teufel damit! Aber was hätte ich anderes tun sollen?
Die Tür öffnete sich, und sie kam wieder herein. Mit Negligé und Strapsen hatte ich mich verschätzt. Sie trug einen bodenlangen weißen Morgenmantel, etwas, das jede gute Ehefrau in ihrem Kleiderschrank hätte haben können, wenn auch vielleicht nicht in dieser Luxusausführung aus Seide.
Sie sah mich an. »Hast du nichts gefunden?«
Zuerst wusste ich nicht, was sie meinte. Dann bemerkte ich ihren Blick in Richtung Bar. »Ich mache mir nicht viel aus Alkohol«, sagte ich schnell.
Sie lachte und ging hinüber. »Ich auch nicht, aber ich habe auch Nicht-Alkoholisches.« Sie goss etwas in ein Glas, kam herüber und blieb vor mir und dem Sofa stehen. »Willst du mal probieren?« Sie bot mir ihr Glas an.
Ich sah zu ihr hoch. Ich wollte etwas ganz anderes probieren!
Sie sah, dass ich nichts trinken würde, und nahm einen Schluck. Dann stellte sie das Glas auf den Couchtisch und setzte sich neben mich auf das Sofa. Sie schlug die Beine übereinander. Der Morgenmantel klaffte ein wenig auseinander.
Ich sah ihre langen Beine. Sie waren nackt. Der Morgenmantel enthüllte nichts Unzüchtiges, aber ich nahm an, dass sie nichts darunter trug. Mein Mund wurde trocken. Ich begehrte sie so sehr, dass ich ihr am liebsten den Stoff vom Leib gerissen hätte. Ich griff nach dem Glas und trank einen Schluck. Es war Apfelsaft. Ich musste grinsen. Das erste Mal – zumindest offiziell – bei einer Nutte und dann Apfelsaft!
Sie saß immer noch da und lächelte mich an. Es war nicht das Lächeln, das sie das letzte Mal aufgesetzt hatte, um mir zu zeigen, wie nuttig sie sein konnte. Es war ein freundliches, fast liebevolles Lächeln. Wenn nicht diese Hitze in meinem Körper gewesen wäre, hätte ich mir einbilden können, sie wäre eine alte Freundin. Ich wünschte mir so sehr, sie zu berühren, dass ich die Empfindung ihrer Haut schon an den Fingerspitzen spürte. Aber ich wollte keine Kundin sein!
Sie merkte, dass ich nicht anfangen würde. »Magst du Musik?«, fragte sie.
Oh je, auch das noch! Irgendeine Schmuseplatte zur Einstimmung. Aber warum eigentlich nicht? Deshalb war ich schließlich gekommen. Ich musste dazu stehen. »Ja.« Mehr brachte ich nicht zustande.
Sie stand auf und ging zu einer kleinen Stereoanlage hinüber. Sie legte eine CD ein, drückte auf den Startknopf und drehte sich um. Die Vier Jahreszeiten. Ich sah wohl ziemlich erstaunt aus. »Ich glaube, du magst Klassik«, sagte sie. »Aber ich kann auch etwas anderes auflegen, wenn du möchtest.« Sie blieb abwartend stehen.
»Nein, nein – das ist genau richtig. Ich mag Vivaldi.« Selbst wenn sie Heavy Metal aufgelegt hätte, hätte ich ihr wahrscheinlich nicht widersprochen, aber in diesem Falle stimmte es sogar.
Sie kam wieder herüber und setzte sich neben mich. Also jetzt folgte dann wohl die große Verführungsszene. Aber nichts dergleichen. Sie blieb einfach sitzen. Ich starrte auf ihre Beine, die sie wieder übereinandergeschlagen hatte. Züchtiger hätte keine Hausfrau dasitzen können. Nur ein Hauch von Luxus und Erotik. Es trieb mich. Ich musste sie einfach fragen. »Hast du . . .« Meine Stimme versagte. Ich versuchte es noch einmal. »Hast du darunter etwas an?«