Kitabı oku: «Wechselgeld für einen Kuss», sayfa 4
8
»Da ich nicht genau wusste, ob dein Fahrrad in mein winziges Halbauto passt«, Lian grinste und lehnte sich gegen ihr Cabrio, neben dem sie lässig wie James Bond stand, »dachte ich, ich erwarte dich gleich bei dir zu Hause.«
Nicola wäre zwar tatsächlich fast vom Rad gefallen, als sie um die Ecke bog und Lians Auto vor der Tür stehen sah, aber sie beherrschte sich und tat so, als wäre ihr das völlig egal. In gewisser Weise hatte sie Lians Auftauchen auch fast schon erwartet. Nach der Vorstellung im Laden heute Vormittag.
»Ach ja?« Sie schwang sich erst auf den letzten Metern vom Sattel auf die Pedale und sprang dann geschmeidig ab. Eigentlich hatte sie etwas weniger spektakulär absteigen wollen, weil sie sich noch nicht so gut fühlte, aber wenn sie schon kein Cabrio hatte, musste sie doch wenigstens auf diese Art in puncto Lässigkeit mit Lian mithalten. »Und was versprichst du dir davon?«
»Einen Kaffee vielleicht?« Lian hob die Augenbrauen und kam auf sie zu. »Zu dem ich dich gern einladen würde.«
»Deine Einladungen nehmen überhand in letzter Zeit«, entgegnete Nicola spitz. »Das kann ich doch gar nicht annehmen.«
»Warum nicht?« Wie fast zu erwarten hatte Lian auch einen Plan B. »Falls du dich nicht von mir in ein Café einladen lassen willst«, sie zog ein Päckchen hinter dem Rücken hervor, »habe ich hier alles mitgebracht, damit wir bei dir Kaffeetrinken können. Kaffee, Milch, Zucker, Kuchen. Und Sahne. Für den Kuchen oder für den Kaffee. Was dir lieber ist.«
Sie grinste wie ein Honigkuchenpferd. Es war ganz klar, dass sie sich nicht abwimmeln lassen wollte, egal was Nicola vorschlug. Wer wusste, was sie noch alles in ihrem Cabrio versteckt hatte, wenn Nicola auch diesen Vorschlag ablehnte?
»Ich bin eigentlich ziemlich müde . . .«, setzte sie an.
»Da gibt es doch nichts Besseres als Kaffee, um die Müdigkeit zu vertreiben.« Lian stand schon neben ihr an der Tür.
»Und Zucker nehme ich auch nicht in den Kaffee.« Es klang selbst in Nicolas eigenen Ohren schwach, wie sie nach Ausreden suchte.
»Dann ersetzt das den Zucker, den du deiner Nachbarin geliehen hast«, sagte Lian.
»Den hat sie schon zurückgebracht.« Seufzend zog Nicola ihren Schlüssel aus der Tasche. »Aber ich sage dir eins: Ich bin keine gute Gesprächspartnerin heute. Und außerdem bin ich sowieso immer noch sauer auf dich wegen dem, was du heute Vormittag im Laden abgezogen hast.« Sie steckte den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn herum, um aufzuschließen.
Laut und höchst vergnügt lachte Lian auf. »Was ich im Laden abgezogen habe?« Sie wurde kurz ernst. »Hat deine überspannte Chefin das an dir ausgelassen? Das täte mir leid.« Echt bekümmert wie es schien verzog sie das Gesicht.
»Nein, nein.« Nicola winkte ab und drückte die Tür auf, wobei sie gleichzeitig versuchte, ihr Fahrrad hineinzuschieben.
»Warte, ich halte sie auf.« Sofort sprang Lian ihr zur Seite.
So konnte Nicola ihr Zweirad ganz bequem in den breiten Gang neben dem Treppenhaus befördern, wo schon andere Räder standen. Sie stellte ihres an einen leeren Platz an der Wand. »Danke«, sagte sie.
»Keine Ursache.« Lian grinste wieder und ließ die Haustür ins Schloss fallen. »Ehrlich gesagt hätte ich wirklich große Lust auf einen Kaffee. Ich will nur die Zeit verkürzen, bis ich ihn bekomme.«
»Bis du einen Kaffee bekommst?« Nicola schüttelte den Kopf und ging die Treppe hinauf. »Ich glaube, das ist nur eine verkappte Bezeichnung für etwas anderes.«
»Für Sex, meinst du?« Lian lachte.
»Psst!« Ruckartig drehte Nicola sich um und hielt einen Finger über ihre Lippen. »Hier im Treppenhaus kann man jedes Wort verstehen.«
»Denkst du wirklich, deine Nachbarn wüssten nicht, was diese . . .«, Lian machte eine genüssliche Pause, »Lieblingsbeschäftigung der meisten erwachsenen Menschen ist?«
»Schon«, sagte Nicola. »Aber man spricht nicht darüber. Zumindest nicht im Treppenhaus.«
»Ah. Eine Regel, die ich noch nicht kannte.« Lian tat, als würde sie diese Information ernsthaft abspeichern. »Werde ich mir merken.«
»Du machst dich nur über mich lustig«, sagte Nicola, blieb auf dem Treppenabsatz stehen und sah auf Lian hinunter, die noch zwei Stufen unter ihr stand. Auf diese Art war Nicola wenigstens ein einziges Mal größer. Das hob ihr Selbstbewusstsein. »Und dabei vergisst du wohl, dass du noch nicht in meiner Wohnung bist. Ich könnte dir immer noch die Tür vor der Nase zuschlagen, dich gar nicht erst reinlassen.«
»Das würdest du machen?« In gespielter Verzweiflung legte Lian eine Hand auf ihr Herz. »Könntest du mir das wirklich antun? Wo ich mich so nach einem Kaffee verzehre?« Sie lachte wieder. »Und der Kuchen ist auch nicht zu verachten. Ich kaufe den eigentlich nur in dieser einen Bäckerei. Die haben eine tolle Konditorin. So etwas Gutes gibt es kein zweites Mal in der Stadt.«
»Ach, du hast die Konditorin schon . . . probiert?«, bemerkte Nicola süffisant, während sie die letzten Stufen bis zu ihrer Wohnung hochstieg. »Was auch sonst?«
»Nicht die Konditorin. Ihren Kuchen«, korrigierte Lian ganz ernsthaft. »Sie wirklich nicht. Kannst du mir glauben.«
»Na, was man dir glauben kann . . .« Nicola schloss auf und stieß die Wohnungstür nach innen. Dann drehte sie sich um und sah Lian an. »Ich könnte dich immer noch hier stehenlassen«, sagte sie.
»Dann nimm wenigstens den Kuchen«, erwiderte Lian und streckte ihr das Päckchen hin. »Der verträgt die Hitze draußen nicht so gut. Wenn du ihn jetzt nicht essen willst, kannst du ihn ja in den Kühlschrank tun.«
Kurz überlegte Nicola noch, dann nahm sie das Päckchen und ging hinein. »Na ja, wenn du schon mal da bist . . .«, gab sie gnädig nach. »Kaffee hätte ich mir jetzt sowieso gekocht.« Sie stellte das Päckchen auf den Küchentisch und ihre Tasche daneben. »Aber ich lege gleich die Beine hoch, das sage ich dir. Ich habe praktisch den ganzen Tag gestanden, und Frau Wrede zur Mühlen war heute auch mal wieder ein ganz besonderer Genuss.« Sie rollte die Augen.
»Wrede zur Mühlen?« Verwundert hob Lian die Augenbrauen. »So heißt deine Chefin?«
»Ja, so heißt sie.« Nicola seufzte und ging zur Kaffeemaschine hinüber. »Dorothea Wrede zur Mühlen. Möglicherweise hieß sie vor ihrer Hochzeit Doris Schulze, aber dann hat sie Herrn Wrede zur Mühlen geheiratet und wurde aufgewertet.«
»Aber nur äußerlich, oder?«, bemerkte Lian ironisch. »Innerlich kommt sie mir mehr wie ein Bauerntrampel vor.«
»Meine Güte, was bist du fies.« Strafend blickte Nicola sie an, doch dann musste sie schmunzeln. »Aber leider hast du recht.«
»Sie war doch nicht meinetwegen so ungenießbar, oder?«, fragte Lian, anscheinend tatsächlich besorgt. »Das wollte ich nicht. Ich hatte nur das Gefühl, man darf ihr nicht zu viel Spielraum lassen.«
»Ihr und mir?«, fragte Nicola spitz. »Denn hauptsächlich hast du ja mich mit deinen . . . Wünschen traktiert.«
»Dafür entschuldige ich mich«, sagte Lian und verbeugte sich leicht. »Aber du warst so . . . abweisend. Als ob ich nichts dort zu suchen hätte. Und das macht mich immer ein bisschen . . .«, sie grinste, »rebellisch.«
»Du hattest nichts dort zu suchen«, betonte Nicola, während sie das Durchlaufen des Kaffees startete. »Du hättest das Kleid für deine . . . Bekannte auch in jedem anderen Laden kaufen können. Warum ausgerechnet bei uns?«
»Weil ich dich vom Schaufenster aus gesehen habe«, sagte Lian. »Und die Boutique sah genau so aus, wie ich mir ein Geschäft vorgestellt hatte, in dem ich genau das richtige Kleid für . . . meine Bekannte finde.«
»Na, dann freut es mich, dass du es gefunden hast«, entgegnete Nicola trocken. »Hat es ihr gefallen?« Ganz beiläufig fügte sie das hinzu, aber sie spitzte kräftig die Ohren.
Lian zuckte die Schultern. »Weiß ich noch nicht. Ich habe es ihr noch nicht gegeben.«
»Ach? Nicht?« Vorsorglich nahm Nicola zwei Tassen aus dem Schrank und stellte sie neben die Kaffeemaschine. »Ich dachte, du wärst sofort zu ihr geeilt, um es ihr zu überreichen. Ganz sicher hätte sie sich doch auch gern sofort dafür . . . bedankt.« Sie ließ das letzte Wort anzüglich in der Luft hängen.
»Das kann man nie wissen«, sagte Lian. »Frauen sind da manchmal komisch.«
»Wie? Solche Frauen kennst du? Das hätte ich jetzt nicht gedacht.« Mit zuckenden Mundwinkeln stellte Nicola die Tassen auf den Tisch. »Du hast den Kuchen noch gar nicht ausgepackt? Ich dachte, du wolltest dich sofort darauf stürzen.«
»Auf den Kaffee«, berichtigte Lian. »Kuchen ist weniger mein Ding. Aber ich dachte, vielleicht deins.« Sie lachte. »Und wenn nicht, schmeckt er bestimmt deiner Nachbarin. Sie sieht nicht so aus, als ob sie dem süßen Leben abgeneigt wäre.«
»Marlies? Garantiert nicht«, bestätigte Nicola. »Wenn ich nicht aufpasse, versorgt sie mich jeden Tag mit Grießpudding. Oder irgendetwas anderem in der Art.«
Vorsichtig entfernte sie das Papier von dem Päckchen, in dem ein kleiner Karton mit Kuchen, eine Handvoll Zuckertütchen und abgepackte Milchportionen, wie man sie im Café zum Kaffee bekam, und eine Sprühflasche mit Sahne enthalten waren.
»Sprühsahne?« Ungläubig schüttelte sie den Kopf.
»Nicht gut?« Lian sprang zur Tür. »Soll ich schnell zum Supermarkt fahren und richtige Sahne holen?«
Das brachte Nicola ohne dass sie es wollte zum Lachen. »Nein, nein.« Sie winkte ab und musste gegen ein Kichern ankämpfen. »Sprühsahne ist in Ordnung. Ich kaufe sie nur nie, weil sie so viel teurer ist als normale Sahne. Na ja«, sie zuckte die Schultern, »auch die habe ich schon lange nicht mehr gekauft.«
Wie ein gut erzogener Ehemann ist sie losgesprintet, dachte sie innerlich glucksend. Das hätte ich ihr gar nicht zugetraut. Und das, wo sie Lian doch so gut wie alles zutraute. Aber eben nicht unbedingt in dieser Beziehung.
»Warum nicht?«, fragte Lian. »Magst du keine Sahne?« Sie lächelte und ließ ihren Blick über Nicolas Figur schweifen. »Auf Kalorien brauchst du ja wohl nicht zu achten.«
Nicolas Gesicht verschloss sich. »Ich kann mir keine Sahne leisten.« Noch mehr pressten ihre Lippen sich zusammen. »Ich habe sehr wenig Geld.«
Zu wenig Geld für ein bisschen Sahne? Das stand fast in Lians Gesicht geschrieben, aber sie sagte es nicht. »Dann ist es ja gut, dass ich welche mitgebracht habe«, verkündete sie stattdessen lieber fröhlich, als ob sie Nicola damit aus ihrer schlechten Stimmung reißen wollte. »Wollen wir jetzt den Kuchen essen?«
»Ich dachte, du magst keinen Kuchen?« Nicola hob die Augenbrauen.
»In deiner Gegenwart . . .«, Lians charmantes Lächeln warf Nicola fast um, »schmeckt mir alles.«
Nicola spürte, dass sie trotz allem, was sie sich verstandesmäßig vorgenommen hatte, die Gefühle, die Lians Charme in ihr auslöste, nicht so ganz wegdrücken konnte. Lian flirtete heftigst mit ihr, zeigte eindeutig Interesse, und wenn das vielleicht auch alles nur auf ein einziges Ziel gerichtet war, es tat Nicola gut. Ja, Lian hatte sie heute Morgen im Geschäft ziemlich vorgeführt, aber auf der anderen Seite hatte sie sich auch dafür entschuldigt. Und das hatte sogar ehrlich geklungen.
Allerdings konnte man da nie so sicher sein. Tally hatte auch – Sie brach ihre eigenen Gedanken ab, weil sie sich nicht mehr damit beschäftigen wollte. »Ich liebe Kuchen«, sagte sie, und merkwürdigerweise fiel es ihr gar nicht schwer zu lächeln. »Also wenn du dein Stück nicht willst, esse ich das auch noch.«
Sie setzte sich zu Lian an den Tisch, verteilte den Kuchen auf zwei Teller und öffnete dann die Sprühsahne. Als sie versuchte, die Sahne auf den Kuchenstücken zu verteilen, wollte die jedoch nicht so richtig, und sie musste sehr fest zudrücken, um die Versiegelung zu überwinden. Und es kam, wie es kommen musste: Die Sahne verteilte sich auf allem Möglichen, inklusive Lian und Nicola.
Lian lachte auf, und Nicola ließ sich davon anstecken, lachte einiges der Anspannung weg, die sie sonst jeden Tag am Boden hielt, bei der Arbeit wie zu Hause.
»Du hast Sahne auf der Nase«, bemerkte Lian neckisch, hob die Hand, wischte die Sahne von Nicolas Nase ab und hielt einen Finger wie eine Siegestrophäe in die Luft. »Das Krönchen der schaumgeborenen Aphrodite«, verkündete sie. »Und jetzt ist es weg.« Sie steckte sich die Fingerspitze in den Mund und schleckte sie ab. »Hm, lecker.« Ihre Augen blitzten vor Freude und Vergnügen, und wie zu erwarten blitzte auch noch etwas anderes darin.
Davon wollte Nicola jedoch im Moment nichts wissen. Sie konzentrierte sich auf die Kuchenstücke und versah sie nun mit einem wirklich gezielten Krönchen Sahne. Dann gab sie statt Milch auch noch eine Portion Sahne in ihre Kaffeetasse und schaute Lian an. »Du auch?«
»Nein, danke.« Lian schüttelte den Kopf. »Ich trinke meinen Kaffee immer schwarz.«
»Na, so richtig bist du aber nicht für das süße Leben«, bemerkte Nicola, während sie ihre Gabel aufnahm und ein Stück von dem Kuchen abstach. »Das hätte ich nicht gedacht.«
»Es gibt süßes Leben und . . . süßes Leben.« Lian grinste fast, während sie Nicola eindeutig in den Ausschnitt schaute. »Einen Teil davon mag ich schon sehr gern.«
»Es wäre mir nie in den Sinn gekommen, das zu bezweifeln.« Nicola schmunzelte, obwohl sie eigentlich hatte ernst bleiben wollen, aber Lians Gegenwart hatte einfach etwas so Aufheiterndes, was sie sehr genoss. »Aber ich würde vorschlagen, wir konzentrieren uns jetzt erst einmal auf den Kuchen. Bevor er warm wird. Und die Sahne auch.«
»Na, so warm ist es hier drin ja nicht.« Lian lachte auf. »Dass gleich die Sahne zerfließen würde.«
Aber ich vielleicht, dachte Nicola, sah Lian nicht mehr an, sondern versuchte, ihren Blick ganz nah an der Linie zwischen Kaffeetasse und Kuchenteller zu halten.
Was war das nur mit Lian? Sie kannte sie überhaupt nicht. Und Lian hatte sich heute Morgen Nicola gegenüber wirklich nicht sehr nett verhalten, Entschuldigung hin oder her. Trotzdem stellte sie sich jetzt schon vor, wie es sein würde, mit Lian zu schlafen. Wenn sie sie küsste, wenn sie sie streichelte, wenn Nicola sich endlich einmal wieder fallenlassen konnte, ohne viel über die Konsequenzen nachdenken zu müssen.
Aber das schlug sie sich besser ganz schnell aus dem Sinn. Frauen wie Lian waren vielleicht lustig und unterhaltsam, aber mehr auch nicht. Da musste sie sich gar nichts einbilden. Solche Frauen waren nicht dafür gemacht, Sicherheit zu bieten, dauerhafte Sicherheit, oder auch nur Gefühle, auf die man sich verlassen konnte. Ganz zu schweigen davon, dass solche Frauen niemals eine Ein-Frau-Veranstaltung waren. Die hatten an jedem Finger zehn. Und mit so etwas wollte Nicola sich nicht herumschlagen.
»Wirklich sehr lecker, der Kuchen.« Sie versuchte Lians Blicke weiterhin zu ignorieren. »Kannst du deiner Konditorin sagen. Wenn du sie das nächste Mal siehst.«
Lian lachte. »Du denkst immer noch, ich hätte etwas mit ihr, nicht wahr? So ist es aber nicht. Habe ich doch gesagt.«
»Was du sagst und was du meinst oder was wirklich die Wahrheit ist, das sind wohl verschiedene Dinge«, entgegnete Nicola mit hochgezogenen Augenbrauen und nahm einen Schluck Kaffee, wobei sie die Sahne genüsslich von ihren Lippen schleckte. »Aber macht nichts. Der Kuchen ist so gut, dass er das fast wieder wettmacht.«
Seit Nicola sich die Lippen abgeleckt hatte, schien Lian ihren Blick nicht mehr davon abwenden zu können. Sie war wie hypnotisiert von Nicolas Mund, in dem nun das nächste Stückchen Kuchen verschwand. »Du bist eine faszinierende Frau«, sagte sie leise. »Du faszinierst mich ungeheuer.«
Kurz stutzte Nicola, dann lachte sie trocken auf. »Du meinst, du willst mit mir schlafen.«
Lian nickte. »Ja, das will ich. Das streite ich gar nicht ab.« Sie griff nach Nicolas linker Hand, hielt sie leicht fest und streichelte mit dem Daumen den Handrücken. »Ich kann kaum mehr klar denken, weil ich das will. Aber dazu gehören immer zwei.«
Am liebsten hätte Nicola die Augen geschlossen, weil das Streicheln, das Lians Daumen so sanft auf ihrem Handrücken vollführte, ganz andere Regionen in ihr zum Kribbeln brachte. Aber darauf würde sie nicht mehr hereinfallen. Sex war zwar etwas Schönes, aber diesmal würde sie durch dieses Bedürfnis nicht ihren Verstand ausschalten lassen und es für Liebe halten.
Sie versuchte, sich trotz des Kribbelns und Sehnens, das ihren ganzen Körper durchströmte, auf das Wesentliche zu konzentrieren. Zuerst einmal entzog sie Lian ihre Hand wieder, damit sie besser denken konnte. »Schau, Lian«, sagte sie dann so sachlich wie möglich, »ich würde auch gern mit dir schlafen. Dazu habe ich wirklich Lust.« Sie atmete tief durch. »Aber danach . . .«, sie räusperte sich, »hätte ich gern, dass du gehst. Also mach dir bitte keine weiteren Hoffnungen. Ich bin nicht auf der Suche nach einer festen Beziehung. Das kommt nicht in Frage.«
»Nur Sex, sonst nichts?«, fragte Lian.
»Genau.« Nicola nickte. »Nur Sex, sonst nichts. Wenn dir das nicht genug ist –«
»Oh, das ist mir genug.« Lian grinste. »Mehr will ich auch nicht. Schön, dass wir uns da so einig sind.«
»Dann ist ja alles geklärt.« Nicolas Augen ruhten auf Lian, und sie hoffte, dass sie eine kühle Ausstrahlung hatten, nicht dass sie die Unsicherheit zeigten, die sie spürte. Sie hatte das sagen müssen. Sie hatte das unbedingt sagen müssen. Und doch wusste sie, dass es gelogen war. Sie hätte so gern mehr von Lian gewollt. Aber diesmal würde sie nicht annehmen, dass es umgekehrt genauso war. Sie musste sich schützen.
Langsam stand Lian auf und beugte sich zu ihr. Ihre Lippen trafen die von Nicola wie sanft fallende Schneeflocken, die leise zu Boden segelten, um dort zu schmelzen.
So viel Zurückhaltung hätte Nicola gar nicht von ihr erwartet. Irgendwie hatte sie so die Vorstellung gehabt, gleich würden hier Teller und Tassen klirrend auf den Fliesen zerschellen, und Lian würde sie im nächsten Moment auf dem Tisch nehmen. Oder vielleicht war das auch einfach nur die Leidenschaft, die sie sich wünschte.
Lians Hand wanderte zu ihrer Brust, blieb dort wie eine schützende Schale liegen, tat sonst aber nichts.
Nicola spürte, wie ihre Brustwarze sich erhob und sich steif von innen gegen die Handfläche stemmte. Sie seufzte leise auf. Das konnte sie gar nicht unterdrücken. Unwillkürlich schloss sie die Augen und lehnte sich leicht auf dem Stuhl zurück. Sie wollte nicht mehr sehen, wo sie war, und sie wollte auch nicht mehr kontrollieren, was passierte. Sie wollte nur noch fühlen, nicht denken.
Wie in Zeitlupe schob Lians Hand sich zur Seite, und ihr Daumen fuhr so sanft über die Brustwarze, die sich durch BH und Bluse presste, wie er vorher über Nicolas Handrücken gefahren war.
Nicola schnappte nach Luft, weil sofort heiße Blitze nicht nur durch ihre Brust und durch ihren Bauch, sondern auch zwischen ihre Beine schossen. Unwillkürlich öffnete sie ihre Schenkel etwas und seufzte leise auf.
Lian schob mit ihrer anderen Hand den Tisch zur Seite und ging vor dem Stuhl, auf dem Nicola saß, auf ein Knie, holte ihre zweite Hand zurück und legte sie an den Saum von Nicolas Kleid, das jetzt noch so unschuldig auf ihrem Schenkel lag. Dann schob sie den Saum langsam hoch, bis ihre Hand an Nicolas Slip stoppte.
Nicola konnte gar nicht anders. Sie spürte, wie ihre Brüste fast explodierten, wie ihre Schenkel zitterten, und hob sich leicht an, um ihren Po ganz nach vorn an die Kante des Stuhls zu schieben. »Lian . . .«, hauchte sie, während ihre Hände herabfielen und sich in die Seiten des Stuhls krallten. »Bitte . . .«
Es schien aber, als ob Lian alle Zeit der Welt hätte, während Nicola sich wünschte, sie würde endlich das tun, weshalb sie gekommen war. Nur ganz vorsichtig schob Lian einen Finger oberhalb von Nicolas Schritt in ihren Slip hinein, streichelte die weichen Härchen.
Erneut musste Nicola aufseufzen, diesmal lauter. Das Seufzen verwandelte sich in ein Stöhnen. Sie fühlte, wie ihre Schamlippen von Blut gefüllt wurden, anschwollen, sich öffneten, von allen Textilien befreit und Lian in sich aufnehmen wollten, wie ihr Innerstes mehr und mehr Nässe produzierte, damit das ganz leicht vonstattengehen konnte.
Doch Lian ließ sie warten. Sie hob sich leicht an und küsste Nicola erneut, diesmal reizte sie jedoch ihre Brustwarze unter dem Stoff noch mehr und erstickte Nicolas Stöhnen fast, indem sie ihre Zunge weit in ihren Mund schob, alles dort erforschte, als wollte sie sicher sein, dass sie auf dem richtigen Weg war.
Nicola konnte nur noch durch die Nase atmen und riss die Augen auf, weil sie für einen Moment das Gefühl hatte, sie bekäme so nicht mehr genug Luft. Da beendete Lian den Kuss jedoch auch schon, ließ sich zurück auf ihr Knie sinken, reizte jetzt Nicolas andere Brustwarze, als ob sie sie nicht vernachlässigen wollte, und gleichzeitig schob sich ein zweiter Finger in Nicolas Slip, um sich einen Weg hinunter in ihr nasses Paradies zu bahnen.
Warum zieht sie mich nicht aus? dachte Nicola. So geht es doch nicht. Sie wünschte sich so sehr, dass Lian in sie eindrang, sie richtig nahm, nicht nur angezogen, als wäre es ein kleiner Quickie auf einer Toilette, nach dem man wieder ins Restaurant zurückging.
Ungeduldig schob sie ihren Po noch weiter vor, bis er fast keinen Halt mehr auf der Stuhlkante fand. So musste Lian ihr den Slip doch ausziehen können.
Tat sie aber nicht. Sie änderte weiterhin nichts an Nicolas angezogenem Zustand, doch ihre langen Finger hatten kein Problem, Nicolas Schamlippen jetzt zu öffnen und sich ein wenig dazwischenzuschieben.
Erneut stöhnte sie auf. Die Muskeln an ihrem Eingang zogen sich ganz automatisch zusammen und öffneten sich wieder, wollten Lian ganz umschließen. »Bitte . . . Lian . . .«, flüsterte sie drängend. »Das ist nicht gerade die bequemste Position.«
»Okay.« Lian lachte. »Dann machen wir es uns doch bequemer.« Schwuppdiwupp war sie aufgestanden und hatte Nicola hochgehoben, trug sie die paar Schritte zum Sofa hinüber, das nachts auch ihr Bett war. »Besser?«, fragte sie, als sie sie darauf niedersinken ließ und sich über sie beugte. »Ich möchte wirklich nicht, dass du dir wehtust.«
Das klang wenig anteilnehmend, mehr wie ein Witz oder eine ironische Neckerei, und ihre Augen blitzten auch entsprechend.
Augenblicklich wurde Nicola wütend. »Du kannst sofort gehen, wenn du so weitermachst!« Sie hob die Arme und stemmte sie gegen Lians Brust.
»Aber nicht doch . . .« Von einer Sekunde auf die andere wurde Lians Stimme ganz sanft. »Wir waren doch noch gar nicht fertig.« Als hätte sie die ganze Zeit nur darauf gewartet, schob sie Nicolas Kleid bis auf ihre Taille hoch und zog ihr fast in derselben Bewegung den Slip aus.
Ein Lufthauch strich auf einmal ungehindert zwischen Nicolas Schenkeln hindurch und ließ sie erzittern. Aber nicht, weil ihr kalt war. Es war warm genug hier im Raum. Schließlich war Hochsommer, und die letzten Tage hatten mit Temperaturen über dreißig Grad nicht gespart.
Ohne weitere Verzögerung drang Lian in sie ein, mit so vielen Fingern, wie Nicola aufnehmen konnte, genau zählen konnte sie sie nicht, denn Lians Stöße ließen ihr keine Zeit dazu.
Nicola warf den Kopf auf dem Sofa in den Nacken, soweit das möglich war, spannte sich an, hob ihre Hüften Lian entgegen und stieß zurück, merkte, wie Lian denselben Rhythmus suchte und fand, wie sie immer tiefer in sie eindrang und plötzlich neben der Couch kniete, um Nicolas Perle gleichzeitig mit ihrer Zunge zu stimulieren, wie ein kleiner Derwisch um den steifen, angeschwollenen Knopf herumzufahren und darüberzuwischen, als wäre der Tanz immer noch nicht wild genug.
Nicola stöhnte nur noch, warf ihren Kopf hin und her, fühlte, wie sich Lians Bemühungen auf ihren ganzen Körper auswirkten, alles in ihr erblühen und erzittern ließen. In ihrem zuckenden Unterleib zog es, krampfte sich zusammen, kitzelte, kribbelte, quälte sie mit einem süßen Verlangen, das nicht enden wollte.
Die Gefühle wurden immer stärker, überschwemmten sie, als läge sie an einem Sandstrand, wo die Wellen des Ozeans sie zuerst nur streichelten, die Flut dann jedoch immer höher stieg und sie ganz einhüllte, sie völlig in sich versinken ließ. »Das ist so schön . . .«, hauchte sie fast in andere Sphären entrückt. »So schön . . .«
Wie schön es wirklich war, hätte sie niemals in Worte fassen können. Es war, als ob Lian jeden geheimsten Winkel ihres Körpers kannte und ihn auch erforschte, überall nach neuen Quellen der Lust für Nicola suchte und sich freute, wenn sie sie gefunden hatte, sie bis zum letzten Tropfen ausschöpfen konnte.
So etwas hatte sie schon lange nicht mehr erlebt, vielleicht noch nie. Denn es schien, als ob es Lian nur um Nicola ging, nicht um sich selbst. Sie genoss Nicolas Erregung und ihre Höhepunkte, als wären es ihre eigenen.
Endlich konnte Nicola das Versinken in der Flut in eine hohe Welle verwandeln, die sich immer weiter aufbaute, sie weit über den Strand erhob und dann wieder herunterfiel, sie sanft und erschöpft landen ließ.
Lian nutzte die Zeit, die Nicola zur Erholung brauchte, um die Schlafcouch schnell auszuziehen, obwohl Nicola darauf lag, und das Ganze in ein Bett zu verwandeln, in das sie dann neben Nicola schlüpfte.
Sie war nackt, das bekam Nicola noch mit, so wie sie auch mitbekam, dass sie gleich darauf selbst nackt war, aber dann hörte ihre Erinnerung auf, zuverlässig zu sein. Sie konnte das, was in den nächsten Stunden geschah, kaum noch abspeichern.
Nur eins brannte sich fast in ihr Gehirn hinein: schön. Wie schön das alles war, wie zärtlich, wie sanft und doch so wahnsinnig leidenschaftlich, so erfüllend.
Lian war das alles, und Nicola versuchte, ihr genau das zurückzugeben, bis sie beide das Bett in eine zerwühlte Landschaft verwandelt hatten und sie sich in Lians Arm kuscheln konnte, um einzuschlafen.
»Lian . . .«, flüsterte sie weich. »Lian . . .« Als ob allein der Name schon genug wäre. Weil es nichts anderes brauchte als diesen Tonfall, um auszudrücken, was sie für Lian empfand.
»Meine Süße«, flüsterte Lian zurück und streichelte lächelnd ihr Haar. »Schlaf ruhig. Du hast es verdient.«
»Du aber auch«, nuschelte Nicola noch, aber da war sie wirklich schon halb eingeschlafen.
Sie musste eine ganze Weile geschlafen haben, denn es war dunkel, als sie erwachte.
Immer noch lag sie auf ihrer Bettcouch, Lian hatte das Laken über sie gezogen, damit sie nicht fror, aber als Nicola sich umsah, war Lian nicht mehr da. Sie lauschte, hörte aber nichts.
Nun ja, sie hatte Lian gesagt, dass sie danach gehen sollte. Und das hatte sie offensichtlich auch getan. Sie hatte sich genau an Nicolas Wunsch, an ihre Anweisung gehalten.
Sie atmete tief durch und seufzte. Und das war richtig gewesen. Absolut richtig. Obwohl sie sich wünschte, sich jetzt immer noch in Lians Armbeuge kuscheln zu können. Das war so schön gewesen, so beruhigend. Schon lange hatte sie sich nicht mehr so geborgen gefühlt.
Als sie aufstehen wollte, um ins Bad zu gehen, stieß ihr Fuß an etwas Hartes. Lehnte da ein Stuhl an der Couch? Sie runzelte die Stirn. Warum? Normalerweise stand da nichts.
Doch jetzt stand da etwas. Sie zog ihre Beine an und schwang sie daran vorbei über die Sofakante, aber sah nur einen Schatten. Also stand sie auf und schaltete das Licht an.
Der Karton. Der Karton mit dem Kleid. Den sie selbst verpackt hatte. In dem exquisiten Geschenkpapier und mit der Schmuckapplikation.
Eine Karte war daran festgesteckt.
Das Kleid ist für dich, stand da. Es steht dir so gut wie keiner anderen Frau. Du solltest es unbedingt tragen. Und wieder die beiden großen verschlungenen Ls, die Lians Markenzeichen waren.
Sie starrte die Karte an, dann wieder den Karton, das bunte Papier, die ganze an die Couch gelehnte Frechheit.
Ungläubig stemmte sie die Hände in die Hüften. Das konnte ja wohl nicht wahr sein! Da schenkte Lian ihr ein Kleid, das eigentlich für eine andere Frau gedacht gewesen war, und erwartete wahrscheinlich noch, dass sie sich darüber freute? Oder sollte es vielleicht so etwas wie eine Bezahlung sein für die vergangenen Stunden?
Sie stieß wütend die Luft aus. So eine Unverschämtheit! Dafür gab es ja schon gar kein Wort mehr. Aber das war Lian von Anfang an gewesen: unverschämt. Das war ihre Art. Nicola hatte es gewusst und sich trotzdem darauf eingelassen. Aber was sollte sie jetzt mit dem Kleid tun? Sie betrachtete es noch einmal nachdenklich.
Wenn sie gewollt hätte, hätte sie das Kleid verkaufen und davon wahrscheinlich ein Jahr leben können oder sogar noch länger, so teuer war es. Vielleicht sollte sie das tun. Dann wäre sie Dorothea Wrede zur Mühlen los.
Aber so gern sie das auch gehabt hätte, alles in ihr sperrte sich dagegen. Nein, das würde sie nicht tun! Aufgebracht warf sie die Karte auf die Couch. Sie würde das Kleid nicht auspacken. Sie würde es Lian, so wie es war, zurückgeben. Damit sie es der Frau gab, für die es ursprünglich gedacht gewesen war.
Sie warf noch einen letzten Blick auf den Karton, der so unschuldig und vielversprechend und doch wie eine einzige Ohrfeige für Nicola dastand.
Dann drehte sie sich um und marschierte wütend ins Bad.
Ücretsiz ön izlemeyi tamamladınız.