Kitabı oku: «Die Schlacht von Terria», sayfa 3

Yazı tipi:

Das Mädchen erzählt ihre Erinnerung. ”Ich habe einen Hügel gesehen, und es waren ganz viele Männer dort und sie kämpften, glaube ich. Und dann war da ein ganz helles Licht. So hell, dass ich die Augen zukneifen musste. Und der Mann hat immerzu gesagt, kämpfe Lilly! Kämpfe und beschütze deinen Vater! Und deswegen”, sie schniefte wieder: ”habe ich mich im Wagen versteckt, damit ich bei Papa sein kann.”

Es war totenstill. Alle Augen waren auf Elmar gerichtet, der seine Tochter schweigend umarmte.

”Was soll denn jetzt geschehen?” fragte Sonji schließlich im Namen aller. ”Jemand muss sie zurück nach Adria bringen.”

”Nein”, Lilly schrie auf: ”Lasst mich mitgehen!”

Ihr Vater tadelte sie. ”Deine Mutter wird sich zu Tode ängstigen, hast du daran gedacht?” Die Kleine schüttelte den Kopf. ”Mein Freund Orisch weiß wo ich bin. Ich habe ihn gebeten, Mama Bescheid zu sagen, sobald ich lang genug weg bin.” Sie sah ihn triumphierend an, sehr stolz auf ihren schlauen Plan.

Die Männer jedoch waren erschüttert. Viele kannten die jüngste Tochter ihres Hauptmannes und wussten wie lieb, aber auch abenteuerlustig, die Kleine war. Keiner wollte das Kind in Gefahr wissen und keiner der Männer konnte sich vorstellen, das Mädchen mit auf den Feldzug zu nehmen.

Olan war tief in Gedanken versunken. Im Gegensatz zu den anderen Männern, sah er in Lillys Erzählung nicht unbedingt nur einen Kinderalptraum.

In diesem Moment ließ ein fürchterliches Geräusch sie alle auffahren. Es war unmenschlich, grässlich. Ließ ihnen die Haare zu Berge stehen. Ein dumpfes Grollen und Fauchen. Die Erde bebte.

Alle hatten die Waffen erhoben. Waren die Darker schon dabei über sie herzufallen? Sie starrten in die Dunkelheit. Die Pferde wieherten angstvoll und zerrten an ihren Leinen. Elmar hielt Lilly fest an sich gedrückt und umklammerte sein Schwert.

Dann kam es über sie. Eine schwarze, kolossale Masse. Klauen und Zähne, stinkender Atem. Als das Feuer die Kreatur erhellte, schrien alle gleichzeitig auf.

Ein riesiger Bär verwüstete das Biwak. Eine ungeheure Kreatur, wie sie wohl nie zuvor eines Menschen Auge erblickt hatte. Er wich auch keineswegs vor den Flammen zurück, sondern kam furchtlos und geradewegs auf sie zu. Auge in Auge standen sich Mensch und Tier gegenüber.

Ein solches Monster mit einem Schwert oder einer einzelnen Axt besiegen zu wollen schien unmöglich.

Prinz Hendrik gab den Männern ein Zeichen und gemeinsam rückten sie vor, versuchten die Bestie einzukreisen. Doch der Bär war schlau. Wich seitlich aus und schlug seine fürchterlichen Krallen in Elmar, der sich schützend über Lilly geworfen hatte. Offenbar war sie das erklärte Ziel des Ungetüms. Lilly schrie und hob abwehrend eine Hand in Richtung des Ungetiers. Die Männer stöhnten auf. Das kleine Mädchen war dem Tod geweiht und keiner konnte ihr helfen.

Sonji rammte dem Bären das Schwert in die Seite. Wig hatte seine Keule auf ihn niedersausen lassen. Das Tier gab einen fürchterlichen Laut von sich, der ihnen das Blut in den Adern gefrieren ließ. Mit einem Ruck befreite er sich von allen Angreifern, stieg auf zu fürchterlicher Größe. Machte auf den Hintertatzen kehrt und verschwand mit Gebrüll in der Dunkelheit.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Elmar und Lilly lagen am Boden. Eine Blutlache breitete sich unter ihnen aus. Eine Schrecksekunde standen alle wie erstarrt, unfähig die beiden anzurühren. Überwältigt von dem Unglück, das über sie hereingebrochen war. Da durchbrach ein leises Röcheln die Stille, Elmar bewegte sich! Sofort streckten sich ihm zwanzig Hände entgegen um ihm aufzuhelfen.

Sonji beugte sich hinunter und hob die bewegungslose Lilly auf, aus den Armen ihres Vaters. Die Kleine lebte! Deutlich sah er, wie sich ihr Brustkorb hob und senkte. Der Hauptmann sank auf die Knie, überwältigt von dem Glücksgefühl, das ihn plötzlich durchströmte. ”Lilly?”

Das Kind hob den Kopf. Mit weit aufgerissenen Augen sah sie ihn an. ”Onkel Sonji?” Sie drehte sich in seinen Armen: ”Papa?” Ängstlich suchte sie das Gesicht ihres Vaters. Der stand schon wieder auf seinen Füßen. Wackelig zwar, doch offenbar nicht tödlich verletzt. Sein Hemd hing in Fetzen. Blut quoll aus seiner Wunde an der Schulter hervor und er war leichenblass. Er taumelte. Fing sich wieder, um dann gegen Sonji zu kippen, der noch immer am Boden kniete. Elmar streckte die Arme nach seiner Tochter aus. Die Kraft, sie hochzuheben, hatte er nicht. Lilly befreite sich aus Sonjis Umarmung und umklammerte Elmars Beine: ”Papa!” Die Männer jubelten. Das Kind hatte nicht einen Kratzer. Es war unglaublich!

Olan bahnte sich einen Weg durch die Männer. Elmar sank wieder auf den Boden. Das stehen war zu anstrengend. Der Weise begann ihn zu versorgen. Aus seiner riesigen, abgeschabten Ledertasche förderte er eine Kräutersalbe und reines Leinen zu Tage. Er ließ sich rasch heißes Wasser bringen. Tröpfelte einige Tropfen einer trüben Tinktur hinein und begann die Wunde auszuwaschen. Elmar kommentierte es mit deftigen Flüchen hinter zusammengebissen Zähnen. Als Olan schließlich die letzten Streifen Verband anlegte, war Elmar vor Schmerz schon wieder halb besinnungslos.

Lilly war keine Sekunde von der Seite ihres Vaters gewichen. Tapfer hatte sie seine Hand gehalten. Immer nur auf die verwüstete Fleischmasse gestarrt, die einmal Elmars Schulter gewesen war. Sonji hatte versucht sie wegzuholen, doch sie hatte sich geweigert.

Jetzt, als Elmar in seinem Zelt lag und in einen unruhigen Schlaf gefallen war, wandte der Weise sich dem Mädchen zu. ”Wie hast du das gemacht, Lilly?”

Sie starrte ihn mit großen Augen an. Sie wusste jedoch, dass er den Vorfall mit dem Bären meinte. ”Ich weiß nicht. Ich habe mir nur ganz fest gewünscht, dass er weggeht.”

Hendrik schüttelte unwillig den Kopf. ”Was soll das? Die beiden haben Glück gehabt. Wir haben das Vieh wohl gerade rechtzeitig erwischt.”

Olan widersprach: ”Ein Bär dieser Größe und mitten im Angriff? Den stört es nicht, wenn man ihn verwundet. Das weißt du ebenso wie ich. Es muss etwas anderes gewesen sein, was ihn in die Flucht geschlagen hat.”

Der Prinz zuckte mit den Schultern. ”Das Glück war mit ihnen, ungeheureres Glück.” Olan war nicht überzeugt. ”Ich spüre eine seltsame Aura um das Kind. Als ob eine große Macht sie begleitet.”

Wig mischte sich ein: ”Wir sind alle sehr verwirrt von den Ereignissen. Aber das Kind kann nicht hier bleiben. Gleich morgen früh bringen wir sie zurück. Würdest du das tun, Wamba?” Er wandte sich an seinen gewichtigen Freund. Der verzog das Gesicht, kam jedoch gar nicht zu einer Erwiderung.

”Nein!” schrie Lilly: ”Nein, ich will mitkommen. Ich MUSS mitkommen!”

Sonji schüttelte den Kopf: ”Auf keinen Fall.” Auch die Männer ringsum starrten Lilly abweisend an. Ein Kind dieser Gefahr auszusetzen, erschien ihnen völlig unsinnig.

Prinz Hendrik schließlich kniete sich hinunter zu dem weinenden Kind. ”Schau, du kannst einfach nicht bei uns bleiben. Es ist zu gefährlich. Wir ziehen in den Krieg. Kleines, dort passieren viele schlimme Dinge. Das ist nichts für ein Mädchen. Wir bringen dich zurück zu deiner Mami, das willst du doch sicher?”

Das Kind hörte auf zu schluchzen und sah Hendrik an, als sei er nicht ganz richtig im Kopf. ”Heim zu meiner Mami? Ich bin doch kein Baby mehr. Ich komme mit!” Sie stampfte mit dem Fuß auf: ”Ich muss Papa beschützen. Ich weiß es einfach. Der Bär ist bloß weggegangen, weil ich es ihm gesagt habe!“ Sie sah sich Hilfe suchend um: ”Ich muss Papa beschützen” wiederholte sie eigensinnig. Hendrik stand kopfschüttelnd auf. Er hatte nichts mehr dazu zu sagen.

Olan trat an das Mädchen heran und musterte sie fasziniert. Er suchte eine tiefergehende Erklärung. ”Sieh mich an Lilly! Versenke dich tief in meine Augen...” Eine ganze Weile standen die beiden so da und starrten sich gegenseitig an. Ab und zu gab der Weise seltsam gurrende Töne von sich und wippte auf den Zehenspitzen. Lilly dagegen war stocksteif und gab keinen Laut von sich. Schließlich lächelte der Weise und nickte: ”Lasst sie bleiben.”

Entrüstung machte sich breit. ”Aber sie ist ein kleines Mädchen, sie kann nicht bleiben, es ist zu gefährlich.”

Doch Olan lächelte als hätte er etwas besonders Schönes gesehen. ”In ihr wohnt eine große Kraft. Sie wird uns helfen diesen Krieg zu gewinnen. Lasst sie bleiben, sage ich!”

Die Männer murmelten missbilligend, doch keiner begehrte hörbar auf. Olan der Weise war von allen angesehen. Jeder wusste, wie viel Wissen und Magie in dem kleinen alten Mann schlummerte. Daher wagte es keiner ihm offen zu widersprechen.

Am nächsten Morgen versuchte Hendrik noch einmal Lilly und den Weisen zu überzeugen. Doch beide schüttelten nur beharrlich die Köpfe und setzten eine entschlossene Miene auf.

Hendrik gab auf. Und so hob Sonji die Kleine auf einen der Wagen. Auf dessen Ladefläche lag schon Elmar und Olan der Weise hielt die Zügel in den knorrigen Händen.

Da ihr Vater von dem heilsamen Tee, den Olan ihm eingeflößt hatte fast immer schlief, kletterte Lilly nach vorn auf den Kutschbock. Dort schwirrte ihr kleiner Finger immer wieder, aufgeregt wie ein Kolibri, umher. Zeigte auf alles ihr unbekannte um sie herum: ”Und was ist das und jenes?” fragte sie Olan ständig Löcher in den Bauch.

Der Weise hatte die große Energie und helle Aura um Lilly gespürt. Als einzigem war ihm klar, dass Lily nicht nur ein gewöhnliches Mädchen war.

Die Götter selbst hatten die Kleine auf diese Reise geschickt. Auch wenn Olan noch nicht begreifen konnte, worin Lillys Aufgabe liegen würde. Jedenfalls würde er sein Möglichstes tun, dem Mädchen so viel Wissen wie möglich zu vermitteln.

Ob der Vorfall mit dem riesigen Bären, der so gezielt auf Elmar und Lilly losgegangen war, mehr als ein Zufall war, war ihm nicht ganz klar. So wie es die guten Kräfte gab, gab es auch die Bösen.

Vielleicht war dies schon der erste Angriff, um dem Bösen den Sieg zu sichern?

Wendorra entgegen

Sie marschierten schnell. Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, ohne Pause. Wamba hatte sich längst Blasen gelaufen und fuhr bei Olan und Lilly im Sanitätswagen mit. Der rundliche Mann war ein lustiger Reisebegleiter, der das Mädchen zum Lachen brachte. Er nahm dem Kind die Anspannung, so dass in der Nähe des Wagens bald fröhliches Gelächter zu hören war. Es tat der Stimmung gut, wenigstens manchmal zu vergessen dass sie in kriegerischer Mission unterwegs waren. Immer nur zu grübeln und den Tod zu erwarten, war ein wesentlich schlechterer Begleiter.

Elmar hatte sich geweigert weiter liegen zu bleiben und sich zu schonen. Da er das schnelle Marschtempo jedoch noch nicht durchhalten konnte, hatte er sich überreden lassen auf eines der Pferde umzusteigen. Eine brave Stute, die vorher immer abwechselnd mit einem anderen Tier einen der Wagen gezogen hatte, wurde ihm zugeteilt. Sogleich übte er das auf- und absteigen, was ihm mit seiner verletzten Schulter die größten Schwierigkeiten machte. Als das einigermaßen klappte, begann er mit den Reitübungen. Erst ganz langsam im Schritt, dann stetig schneller. Elmar war zufrieden mit den Fortschritten und gab sich Mühe, um, wie er sagte, diese neue „Kampftechnik”, zu erlernen. So ritt er nun also neben Prinz Hendrik und besprach unablässig Schlachtpläne mit ihm. Nur selten stiegen sie ab, weil es zu steil bergauf ging oder die Pferde bergab den Halt zu verlieren drohten.

Olan und Lilly sprachen über andere Dinge. Das Mädchen versetzte den alten Mann in pures Erstaunen. Sie redete nicht mehr wie ein Kind. Seit dem Vorfall mit dem Untier auf dem Berg war sie wie ausgewechselt. Es war, als hätte der Weise eine jüngere Ausgabe von sich selbst gegenüber. Er versuchte ihr so viel wie möglich beizubringen. Lehrte sie die tödliche oder nützliche Wirkung der Pflanzen und Kräuter, die sie zu sehen bekamen. Er erzählte ihr von den Mächten des Guten und Bösen. Manchmal sprachen sie auch über die Vergangenheit von Almach und allen Ländern die Olan kannte. Er erzählte ihr Legenden und Geschichten und Lilly saugte alles Wissen begierig auf; wie ein trockener Schwamm das Wasser.

Lilly war völlig überwältigt von den vielen neuen Eindrücken und Erkenntnissen. Obschon sie erst so kurze Zeit mit den Männern auf reisen war, war sie merklich gereift. Die Dinge, die Olan ihr erzählte, erschienen ihr so viel wertvoller als alles, was sie bisher in der Schule oder im Elternhaus gelernt hatte. Lilly war zum ersten Mal außerhalb Andrias unterwegs. Es gab so viel zu sehen. Allein die vielen neuen Eindrücke und Erlebnisse waren aufregend und auch etwas erschreckend.

Der Angriff des schrecklichen Bären, der ihren Vater verletzt hatte. Die Sorge der vielen Männer, die sich in grenzenloser Aufmerksamkeit ausdrückte. Es fehlte ihr an nichts und Lilly war gespannt darauf, was sie noch erwartete.

Nachts träumte sie von nie gesehenen Landstrichen. Von Kämpfen und Göttern, von Licht und Dunkelheit. Es war verwirrend. Doch um keinen Preis der Welt hätte sie dieses Abenteuer missen mögen.

Das Mädchen war bereit ihre Aufgabe zu erfüllen. Gleich was die Götter und das Schicksal für sie vorgesehen hatten. Denn dass sie eine Aufgabe hatte, war Lilly nach den Gesprächen mit Olan völlig klar. Wieso gerade sie, als Kind und auch noch als Mädchen, dafür bestimmt war, wusste aber auch Olan ihr nicht zu erklären.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Am vierten Tag hatten sie die großen Berge hinter sich gelassen. Es war kein leichtes Unterfangen gewesen. Die Wagen, die Pferde und fast tausend Männer über das Gebirge zu bringen, war schon eine Leistung. Oft waren die Tiere auf den holprigen Pfaden gestrauchelt. Die schweren Versorgungswagen mussten aufwärts geschoben und abwärts gebremst werden. Einige Männer waren verletzt worden, als sie einen Steinschlag auslösten. Doch zu guter Letzt hatten sie es geschafft. Sie hatten das Tal jenseits des Gebirgszuges erreicht.

Erschöpft ließen die Männer sich auf die warme Erde sinken. Hendrik erlaubte ihnen eine Pause. Auch die Tiere sollten ausruhen und ein paar Räder an den Karren ausgebessert werden.

Es war ein guter Lagerplatz. Ein paar hohe Bäume spendeten Schatten und in der Nähe gluckste eine Quelle, wo sie frisches kühles Wasser fanden. Es war Zeit kurz Luft zu holen und Kräfte zu sammeln.

Sonji spritzte sich Wasser ins Gesicht und betrachtete sein bärtiges, abgespanntes ich, das ihm entgegen blickte. Er schüttelte sich wie ein Wolf und Wassertropfen flohen aus seinem zottigen Bart. ”Wir müssen Wachen aufstellen”, knurrte er und gab sogleich die Befehle. Schließlich konnten die Darker bereits in ihrer Nähe sein. Als Edelmann und Hauptmann der Armee war es seine Pflicht, zuerst an die Sicherheit der Männer zu denken. Und natürlich an Lilly.

Das Mädchen bereitete ihm das größte Kopfzerbrechen. Wie sollte er Missa je wieder unter die Augen treten, wenn ihr etwas zustieß? Sie waren auf einem Kriegszug, zogen Tod und Verderben entgegen. Wie sollte das Kind da keinen Schaden nehmen? Sein Freund Wamba tat sich da leicht. Er war immer ein Optimist gewesen und nahm jede Aufgabe wie sie kam. Grübelte nie vorher nach, was sein könnte. Er lachte und scherzte mit dem Kind, als wenn sie zu einem Picknick aufgebrochen wären. Andererseits hatte Wamba vielleicht recht mit seiner leichten Art. Wem nutze es, immer nur das schlimmste zu befürchten und zu erwarten? Vielleicht meinten es die Götter ja gut mit ihnen. Das Schicksal war unberechenbar, warum nicht zur Abwechslung hoffen?

Olan nutzte die Zeit um nochmals Elmars Verbände zu wechseln. Lilly stand neben ihm und sah genau zu. Dank der Tinkturen und Kräuter war die Wunde bereits gut verheilt und hatte sich auch nicht entzündet. Der Weise war sehr zufrieden. Elmar begann die Muskeln vorsichtig zu bewegen und nickte befriedigt: ”Es ist fast wie ein Wunder. Bis zur Schlacht werde ich hoffentlich wieder völlig in Ordnung sein. Wie hast du das nur geschafft?”

Olan lächelte stolz. ”Zu deinem Glück konnte ich bei meinem letzten Aufenthalt im Tannenwald meinen Vorrat an Lucius aufstocken. Ein schneller, überaus wirksamer Wundheiler. Und ein paar Beschwörungsformeln mögen das ihre getan haben.” Der Heiler verschwieg, dass er beinahe jede Nacht lange Zeit mit Gebeten an die Götterwelt verbrachte. Stundenlang kniete er oft auf der harten Erde und flehte um ein gutes Gelingen der Unternehmung.

”Wo wächst Lucius?” fragte Lilly wissbegierig. ”Das ist schwer zu erklären. Es sind magische Orte. Lucius wächst nur an Stellen, wo vorher Schlangen entlang gekrochen sind und die Erde ganz von Moos bedeckt ist. Außerdem sprießt er nur bei Vollmond. Er blüht silbrig in der gleichen Nacht und verdorrt sofort wieder. Man hat nur wenige Stunden ihn zu ernten. Aber es lohnt sich. Bei tiefen Wunden gibt es nichts Wirksameres als Lucius!”

Lilly nickte zufrieden, sie hatte wieder etwas Wertvolles gelernt. Sie wusste nicht, ob sie je Kranke oder Verletzte heilen musste. Sie wusste auch nicht, was die Götter sonst mit ihr vorhatten, ob sie überhaupt je das Alter erreichen würde um einen Beruf auszuüben. Es gab nur das hier und jetzt. Und so, lernte sie so viel sie konnte. Vielleicht war es eines Tages wertvoll.

Die Ungewissheit verunsicherte sie etwas. Sie war doch noch ein Kind, so jung an Jahren und Lebenserfahrung. Wieso hatten die Götter gerade sie ausgewählt um das Schicksal zu beeinflussen? Wie sollte sie denn in einem Kampf bestehen und ihren Vater schützen, wie sie es geträumt hatte?

Elmar hatte sich damit abgefunden, dass sie ihn begleitete, aber niemals würde er das kämpfen mit ihr üben, soweit kannte sie ihren Vater.

Er fing ihren grübelnden Blick auf und lächelte sie an. „Es wird schon, meinte er, „bald ist alles wieder gut, mein Kleines.“

Lilly lächelte zurück. Ihr Vater hatte recht, es würde schon alles gutgehen.

~~~~~~~~~~~~~

Als Elmar versorgt war, ließ Olan seine Schülerin bei ihrem Vater zurück.

Der Weise wanderte durchs Lager um zu sehen, ob seine Dienste sonst noch von jemand gebraucht wurden. Manche der Männer litten unter Durchfall, hatten kleinere Verletzungen erlitten oder sich, wie Wamba, wunde Füße gelaufen. Es gab immer etwas für den Heilkundigen zu tun.

Das Mädchen dagegen nutzte die Pause um Zeit mit Elmar zu verbringen. Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange und setzte sich nahe zu ihm in den Schatten. Man musste einfach den Augenblick genießen. Wer wusste schon, was noch auf sie zukommen würde?

Wamba humpelte auf sie zu und brachte ihnen etwas zu essen. ”Es ist nur Dörrfleisch und Brot, aber ihr solltet etwas zu euch nehmen”.

Er strich Lilly über den Kopf. ”Ihr müsst bei Kräften bleiben. Wer weiß, was uns noch bevorsteht!” Er seufzte und begann Unmengen von Fleisch und Brot in sich hinein zu schaufeln. Wenn er sich sorgte, musste er einfach essen. Und im Moment sorgte er sich sehr. Es war Wahnsinn das Kind mit auf den Feldzug und womöglich auch noch mit in die Schlacht zu nehmen. Er hoffte, dass er Elmar und Olan in Wendorra dazu überreden konnte, Lilly in der Hauptstadt sicher unterzubringen und dort zu belassen. Er hatte die Kleine wirklich lieb gewonnen und wollte sie beschützt und sicher wissen.

Lilly aß ein kleines Stück von dem salzigen Gebilde. Als sie nach dem Brot greifen wollte, war es verschwunden. Sie blickte Wamba strafend an: ”ich dachte, ich soll auch etwas essen, wieso hast du das ganze Brot aufgefuttert?” Wamba sah sie verständnislos an: ”Ich habe dir ein halbes Brot gegeben und nicht angerührt! Glaubst du, ich esse einem Kind etwas weg?” schnaufte er empört.

”Aber es ist weg! Ich habe es hier neben mich ins Gras gelegt und jetzt ist es weg.” Wamba zuckte nur die Schultern. Lilly jedoch war aufgesprungen und besah sich den Untergrund. Sie zerrte an einem Grasbüschel und stieß einen Laut der Überraschung aus. ”Seht euch das an!”

Elmar und Wamba rückten näher und blickten auf das Loch hinunter, das der Eingang zu einer Erdhöhle war. ”Ein Tier”, lachte Wamba.

”Hast du schon mal ein Tier gesehen, das Tisch, Stühle oder Schüsseln benutzt?” Elmar hatte genauer hingesehen und die Einrichtung in der Höhle entdeckt.

Wutgeschrei ertönte und ein kleines seltsames Wesen schoss aus einem Gang heraus in die kleine Grotte. ”Was soll das?” piepte es. ”Niemand hat euch eingeladen. Was soll das?” Das Ding hüpfte zornig auf und ab und schrie.

Lilly riss Mund und Augen auf und starrte das Geschöpf mit den überlangen Armen und den großen Glubschaugen an. ”Wer bist du? Was bist du?” hauchte sie. Inzwischen hatten noch andere Männer bemerkt was dort vorging. Sie waren mit gezückten Waffen um das Loch versammelt. Alle staunten hinunter auf das merkwürdige sprechende Ding. ”Geht weg, geht weg”, kreischte es angstvoll.

”Hab keine Furcht”. Olan hatte sich einen Weg an den Rand der Erdhöhle gebahnt: ”Wir tun dir nichts”, sagte er beschwichtigend.

”Was ist das?” raunten die Männer, die das Wesen erblickt hatten ihm zu.

”Ich weiß nicht genau. Ich glaube, es ist ein Murr. Ich habe schon von Ihnen gehört“ zischte er den Männern leise zu. „Hab keine Angst”, wiederholte er zu dem Wesen gewandt.

”Sag ihnen, sie weggehen, alle!” quiekte es. Olan gab den Männern ein Zeichen zurückzutreten. Er dagegen setzte sich, um weniger bedrohlich zu wirken, und ließ die Beine in das Wohnzimmer des Murrs hängen.

”Verzeih dass wir dich gestört haben”, sagte er höflich. ”Wir würden gern mit dir sprechen. Ich bin Olan und dies ist meine Schülerin, Lilly”, er deutete auf das Mädchen. Lilly stand immer noch völlig gebannt neben ihm.

Der kleine Kerl schlenkerte wild mit den Armen, die ihm bis zu den Knien hingen. ”Ihr könnt mich Salem nennen. Das ist nicht wirklich mein Name”, beeilte er sich mit hochgezogenen buschigen Augenbrauen hinzuzufügen.

”Aber ihr könnt mich nennen so. Was ihr wollen hier?”

Olan strich sich über ein paar zu lange Haare am Bart. ”Wir führen einen Feldzug gegen die Darker, hast du welche gesehen?”

Salem kreischte wieder angstvoll auf: ”Darker böse!” Sein kleines, braunes Gesicht war schreckverzerrt. ”Sehr böse. Salem laufen weg.”

”Wann hast du welche gesehen?” Olan beugte sich interessiert vor.

”Nicht lange her. Zwei Nächte. Sie schlichen hier vorbei, wollten Salem fangen.” Er schlenkerte wieder wild mit den Armen: ”Aber Salem schlau, nicht erwischen. Ich habe sie belauscht”, seine riesigen Augen leuchteten auf: ”Salem kennt alle Geheimnisse.”

Olan sah ihn neugierig an: ”Du sprichst ihre Sprache?”

”Salem schlau”, wiederholte der Murr.

”Was sind das für Geheimnisse? Was haben sie gesagt?” fragte der Weise ihn. Doch Salem starrte nur auf seine unbeschuhten schmutzigen Zehen.

”Sag es uns bitte”, drängte Olan ihn. ”Sie mich vielleicht dann töten”, würgte dieser schließlich hervor. Doch der Weise hatte die Spielchen satt: ”Das werden sie sowieso, wenn sie dich erwischen. Hilf uns bitte, sag uns was du weißt! Bitte, es ist wichtig!“”

Ücretsiz ön izlemeyi tamamladınız.

₺148,95

Türler ve etiketler

Yaş sınırı:
0+
Hacim:
221 s. 20 illüstrasyon
ISBN:
9783847636731
Yayıncı:
Telif hakkı:
Bookwire
İndirme biçimi:
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre