Kitabı oku: «Die drei Steine der Macht», sayfa 4

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Die andere Art der Fortbewegung

Max wurde unsanft durch heftiges Rütteln geweckt.

„Wassislos?“, murmelte er noch halb im Schlaf.

Plötzlich fiel ihm der gestrige Tag wieder ein. Augenblicklich hellwach setzte er sich mit einem Ruck auf. Sofort zog er die Decke bis zum Kinn. Anemone sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.

„Die Sonne ist gerade aufgegangen, wir müssen uns beeilen!“, sagte sie und verließ das Zimmer.

Max ließ die Decke wieder sinken. Er fühlte sich wie gerädert. Sein Rücken schmerzte, sein rechter Arm war eingeschlafen und kribbelte nun heftig. Als er seinen Kopf bewegte, knackte es erschreckend laut. Er stöhnte auf und begann mit der linken Hand seinen steifen Nacken zu massieren. Wie konnten die Leute in dieser Welt nur auf solchen Foltergeräten erholsamen Schlaf finden? Er schob die Decke komplett zur Seite und stieg aus dem Bett. Es dauerte ein paar Augenblicke, bis er sich komplett aufgerichtet hatte. „So fühlt man sich wohl, wenn man 70 ist!“, schoss es ihm durch den Kopf, während er mit Hilfe seiner Hände sein Rückgrat geradedrückte. Dann kleidete er sich mühsam an und kämpfte eine halbe Ewigkeit mit dem Strumpfersatz, bis er keine Falte mehr unter den Sohlen spürte. Fußwickel hatte Anemone diese Lappen genannt. Für ihn blieben es einfach umfunktionierte Windeln. Und wenn er sie nicht täglich waschen würde, würden sie bald wie die benutzte Variante riechen.

Er hievte sich den Rucksack auf die Schultern, und die schmalen Riemen schnitten ihm sofort schmerzhaft ins Fleisch. Das würde er auf gar keinen Fall den ganzen Tag aushalten. Kurzerhand wurden zwei Fußwindeln zu Schulterpolstern umfunktioniert. Wie vielseitig einsetzbar diese Lappen doch waren.

Als Max seine schwere Tasche in den Flur neben den Eingang zu den anderen Taschen stellte, deckte Anemone bereits den Tisch. Mimbelwimbel hatte Brot, Käse und Wurst geholt und sogar Butter aufgetrieben.

Schweigend saßen sie am Tisch und aßen alles bis zum letzten Krümel auf, denn der Tag würde wieder anstrengend werden. Und warm. Obwohl die Sonne noch nicht allzu hoch stand, war ihre Wärme schon deutlich zu spüren. Max würde den Strohhut, den er in einer der Werkstätten hatte hängen sehen, wohl am besten mitnehmen.

Als sie fertig waren, stellten sie das Geschirr zu dem vom Vortag. Unschlüssig stand Anemone davor.

„Du denkst doch wohl nicht daran, jetzt noch abzuwaschen!“, fragte Mimbelwimbel sie in einem vorbeugend protestierenden Tonfall.

Anemone zuckte mit den Schultern.

„Hast ja recht.“

Sie drehte der Küche den Rücken zu, ging zu den Taschen und rief Hund zu sich. Max holte sich den Hut und setzte ihn probehalber auf. Mimbelwimbel betrachtete ihn kritisch.

„Mach lieber das Band ab und zerdrücke ihn ein wenig. Wäre blöd, wenn im nächsten Dorf jemand den Hut erkennt. Er ist recht auffällig.“

Max nickte und folgte Mimbelwimbels Vorschlag. Ohne Band und der darin steckenden Feder wirkte der Hut gleich viel unscheinbarer. Er warf einen nachdenklichen Blick auf seine Kleidung. Dann rieb er sich die Hände mit dem Staub vom Hof ein und klopfte sie an Hose und Hemd ab. Nachdem er diese Prozedur ein paar Mal wiederholt und den Stoff mit den Händen gedrückt und zerknittert hatte, sah er aus, als ob er in den Klamotten schon einige Tage unterwegs wäre. Ein Stein über das Leder der Stiefel gerieben und das Bild war perfekt. Mimbelwimbel nickte zufrieden. Anemone hatte Hund seinen Beutel auf den Rücken gebunden und ließ sich nicht im Geringsten von seinen zutiefst traurigen Augen und den hängenden Ohren erweichen. Max belud sich ebenfalls mit seinen Taschen. Und als die ersten Sonnenstrahlen über das Dach des Wohnhauses krochen, traten sie durch das Tor hinaus auf den Weg, der in die große Nord-Süd-Straße mündete.

Wie am Tag zuvor war Mimbelwimbel ihnen schnell wieder ein Stück voraus.

„Ein Wunder, dass bei seiner Art sich fortzubewegen nichts zu Bruch geht“, meinte Max zu Anemone, die daraufhin kurz auflachte.

„Das habe ich mich auch schon oft gefragt, aber offensichtlich hat er alles bruchsicher verpackt.“

Hund hatte sich mit seiner Last abgefunden, schnüffelte nach alter Hundemanier den Wegrand ab und hob hin und wieder das Bein. Max schritt, seiner Meinung nach, kräftig aus, aber Anemone hielt problemlos mit. Mit dem Durchschreiten des Tores, mit dem sich erneut auf den Weg machen, hatte er akzeptiert, dass eine Rückkehr in sein gewohntes Leben so einfach vorerst wohl nicht möglich war. Aber die Angst blieb und auch die Frage, was passiert war und warum.

Er warf Anemone einen Blick von der Seite zu. Sie hatte die Augen auf den Horizont gerichtet und summte im Takt ihrer Schritte leise vor sich hin.

Sie musste wohl Max´ Blick auf sich gespürt haben und sagte:

„Das haben wir immer gesungen, wenn wir früher in den Wald Pilze und Beeren sammeln gegangen sind.“

„Früher?“, fragte Max.

„Als ich älter wurde, musste ich mehr im Haus helfen, spinnen, weben und nähen lernen. Lauter solche Sachen, die eine Frau so können sollte, du weißt schon.“

Man sah ihr an, dass sie keinen Spaß dabei gehabt hatte.

„Bist du deswegen von zu Hause weggelaufen?“, fragte Max, bevor er sich an Anemones abwehrende Haltung von gestern erinnerte.

„Nein, nicht direkt.“

Sie lächelte gequält und Max fragte nicht weiter, obwohl die Neugier immer größer wurde.

Der Weg stieg leicht an, und Max musste sich nun ganz schön anstrengen, um mit Anemone, der die Steigung überhaupt nichts ausmachte, Schritt zu halten. Auf der Kuppe saß Mimbelwimbel wartend auf dem Grasstreifen am Wegrand. Unter ihnen erstreckte sich entlang der großen Nord-Süd-Straße ein Dorf. Auf den umliegenden Feldern konnte man Menschen bei der Arbeit sehen. Die Erntezeit stand an, und es war viel zu tun. Hundegebell, das Muhen der Rinder auf der Weide und das Wiehern der Pferde vor den Karren drang zu ihnen herauf. Mimbelwimbel war aufgestanden und schaute mit ihnen auf das Treiben.

Fensterläden wurden aufgeklappt, Türen geöffnet und Kinder zum Wasserholen geschickt. Das Dorf war schon einige Zeit wach.

„Weizendorf.“

Mimbelwimbel nickte in Richtung der Häuseransammlung.

Mit seinen vielleicht dreißig Häusern hätte Max es nicht mal Dorf genannt. Dort unten wohnten vielleicht 200 Menschen.

„Es ist einer der größeren Orte an der großen Nord-Süd-Straße. Hat sogar einen Gasthof!“, fuhr Mimbelwimbel fort.

Max fragte sich, wie groß Altseeburg wohl war, wenn das hier schon als größerer Ort bezeichnet wurde.

Gemeinsam stiegen sie den Hügel hinunter ins Dorf. Während sie die Hauptstraße entlang an den Häusern vorbeigingen, beäugten die Bewohner sie misstrauisch. Die wenigen, die nicht auf den Feldern waren, hielten in ihrem Tun inne, um sie zu beobachten. Selbst den Kindern, die eigentlich fröhlich herumtollen sollten, schien in der angespannten Atmosphäre das Lachen vergangen zu sein.

„Wirklich offen und freundlich sind die hier ja nie gewesen, aber heute scheinen sie ja alle ihre schlechte Laune ausgepackt zu haben“, knurrte Mimbelwimbel stirnrunzelnd. „Was ist denn bloß los?“

Er schaute sich um. Der Töpfer, der gerade den Ladentisch vor seinem Fenster heruntergeklappt hatte und dabei gewesen war, die ersten Stücke daraufzustellen, starrte sie mit zusammengekniffenen Augen abschätzend an. Rasch senkte er den Kopf, als seine und Mimbelwimbels Blicke sich trafen. Auch Hund hatte die seltsame Spannung, die in der Luft lag, bemerkt und hielt sich dicht bei ihnen.

„Glaubst du, das hat mit dem Überfall auf den Bauernhof zu tun?“, fragte Anemone den kleinen Mann flüsternd.

Max fühlte sich ausgesprochen unwohl. Er spürte die unfreundlichen Blicke in seinem Rücken.

„Vielleicht, aber wir sehen ja nun wirklich nicht wie ein paar Söldner in Überfallsstimmung aus“, entgegnete Mimbelwimbel ebenso leise auf Anemones Frage. „In den anderen Dörfern war die Stimmung ähnlich. Erinnerst du dich? Voller Angst.“

Anemone nickte nachdenklich.

Das Wirtshaus war das vorletzte Gebäude, an dem sie vorbeigingen. Die Tür stand einen Spalt offen, und sie konnten das Gesicht des Wirtes sehen, der sie ebenfalls beobachtete. Max erwiderte den prüfenden Blick des Mannes, worauf dieser mit einem Schnappen die Tür schloss.

„Mir gefällt das nicht“, wisperte Max.

Die anderen Beiden nickten nur zustimmend. Automatisch beschleunigten sie ihre Schritte in dem Wunsch, den misstrauischen Blicken zu entkommen.

Erst als ein Hügel zwischen ihnen und Weizendorf lag, fühlte Max sich wieder wohler. Als es hinter der Bergkuppe verschwand, blieb Max stehen und schaute sich noch mal um.

„Was, meint ihr, hat ihnen so viel Angst eingejagt?“, fragte er die anderen Zwei, die ebenfalls stehen geblieben waren.

„Ich frag mich das schon seit dem Frühjahr“, antwortete Mimbelwimbel und setzte seinen Rucksack ab. „Da war es auch schon so. Und dann diese ganzen Ganoven, die über den Winter wie Pilze aus dem Boden geschossen sind. Es ist fast, als ob sie etwas suchen.“

Er hatte bei seinen Worten seinen Wasserschlauch hervorgeholt und trank nun ein paar Schlucke.

„Was meinst du damit, sie suchen etwas?“

Die Angst, die Max gerade ein wenig in den Hintergrund gedrängt hatte, war wieder da. Was, wenn sie nicht etwas, sondern jemanden suchten?

Mimbelwimbel ließ seinen Wasserschlauch sinken. Wassertropfen glänzten in seinem Bart.

„All diese Entführungen und Überfälle auf Gruppen, die offensichtlich nichts Wertvolles bei sich haben. Nicht nur, was ich selbst mitbekommen habe, sondern auch das, was andere Reisende mir so erzählt haben.“ Er setzte den Wasserschlauch wieder an die Lippen, trank noch etwas und stöpselte ihn dann wieder zu. „Früher sind auch mehr Leute um diese Zeit unterwegs gewesen. Es scheint sich einiges verändert zu haben.“

Er steckte seinen Wasserschlauch wieder in seinen Rucksack.

„Glaubst du, dass sie vielleicht eine Person suchen?“

Anemone sprach Max´ Gedanken aus. Mimbelwimbel hievte sich seinen Rucksack auf die Schultern und schnallte ihn fest.

„Du meinst, sie suchen ihn?“ Er nickte in Max´ Richtung. Anemone zuckte mit den Schultern. „Woher sollen sie wissen, dass er da ist? Wir wussten es ja selbst nicht, bis er direkt vor uns gelandet ist.“ Er dreht sich um. „Lasst uns weitergehen.“

Er sprang los, und Hund lief ihm hinterher.

„Los, komm.“ Anemone zog Max leicht am Ärmel, und er setzte sich in Bewegung. „Es wird schon nichts passieren“, sagte Anemone wohl in der Absicht ihn aufzumuntern.

Er lächelte sie fröhlicher an, als ihm zumute war.

„Na klar, ich weiß ja selbst nicht, wo ich bin, wie soll es dann jemand anderes wissen.“

Himmel, war das gerade dämlich. Anemone lächelte ihn nur an.

Bald brannte die Sonne wieder heftig auf sie herab. Max war froh um seinen Hut. Auch Anemone hatte sich eine Kappe herausgeholt, die sie nun auf dem Kopf trug. Mittags machten sie Rast unter einem der Bäume am Wegrand. Den Bäumen am Horizont, die sie von den Kuppen der seichten Hügel aus sehen konnten, waren sie schon näher gekommen. Heute Abend würden sie wohl den Wald erreichen.

Max sehnte sich nach dem Schatten. Aber im Angesicht der Gruselgeschichten, die er gehört hatte, war es vielleicht keine gute Idee, darin zu übernachten. Mimbelwimbel und Anemone schienen sich da allerdings keine Gedanken zu machen.

Am frühen Abend erreichten sie den Wald. Der entpuppte sich als ungefähr fünfzig Meter breiter Streifen aus Bäumen und Büschen, den man wohl kaum Wald nennen konnte. Er trennte wohl die Felder des einen Dorfes von den Feldern des nächsten. Max konnte bereits entlang des Weges die nächsten Felder sehen. Er glaubte sich zu erinnern, dass in seiner Welt Felder auf die gleiche Art begrenzt wurden, obwohl nicht ganz so massiv. Knick nannte man das. Sein Opa hatte einen Kirschbaum in seinem Garten. Knickkirsche hatte er ihn genannt, weil der Baum aus so einem Knick stammte. Er hatte Max das mal erklärt, weil Max den Namen so wunderlich gefunden hatte.

Sie schlugen etwas abseits vom Weg ihr Lager auf. Mimbelwimbel grub mit einem dicken Ast eine Feuergrube in den lockeren Boden und macht sich dann daran, Feuerholz zu sammeln. Max war nur noch dazu in der Lage, sich hinzusetzten und die Füße zu entlasten. Er hatte das Gefühl, dass sie heute mindestens hundert Kilometer gelaufen sein mussten. Nicht weit von ihrem Lagerplatz entfernt floss ein kleiner Bach entlang. Max pellte seine Füße aus den Stiefeln, setzte sich ans Ufer und kühlte seine brennenden Sohlen in dem kalten Wasser.

„Es ist doch eine elende Art sich fortzubewegen“, sagte er zu sich selbst.

„Wie willst du denn sonst vorwärtskommen?“ Er hatte Anemone nicht bemerkt. Sie füllte ihre Wasserflasche nach und betrachtete ihn dabei neugierig, fast spöttisch. „Pferde sind teuer. Sie nur zum Reiten zu nutzen, können sich nur sehr reiche Leute leisten. Und mit einem Esel kommt man auch nicht viel schneller voran als zu Fuß.“

Sie stöpselte ihre Flasche zu, dann zog sie ebenfalls ihre Schuhe aus und setzte sich neben Max.

„Vom Reiten tut einem irgendwann auch bloß der Arsch weh. Ist auch nicht besser“, meinte er mürrisch und Anemone lachte.

„Wie würdest du dich denn fortbewegen wollen?“

Sie sah ihn an, als ob sie nicht vorhatte, ihm zu glauben, egal, was er ihr erzählen würde. Max zuckte mit den Schultern.

„Mit einem Auto natürlich. Der Weg ist breit und eben genug. Wir würden locker fünfzig Kilometer die Stunde schaffen, ohne bis auf die Knochen durchgeschüttelt zu werden.“

Er sah Anemone an, als ob er davon ausging, dass sie genau wusste, wovon er sprach und hatte unheimlich Freude an ihrem verstörten und verwirrten Gesichtsausdruck.

„Was ist ein Auto?“

Max unterdrückte ein Grinsen. Das Wort klang aus ihrem Mund irgendwie seltsam.

„Das weißt du nicht?“

Er bemühte sich erstaunt zu klingen. Anemone verschränkte die Arme und kniff den Mund zusammen. Max lachte sie aus. Es dauerte nur eine Weile, bis sie ihre böse Miene nicht mehr aufrechterhalten konnte und mitlachte.

„Also, was ist nun ein Auto?“, fragte sie noch mal.

„Mhh ... Es hat vier Räder, man kann darin sitzen. Es gibt sie mit und ohne Dach ...“

Anemone unterbrach ihn: „Das kenne ich, das ist eine Kutsche ... aber man braucht trotzdem etwas zum ziehen ...“

Max lächelte.

„Ja, in etwa. Nur ein Auto braucht keine Pferde oder ähnliches, es fährt sozusagen von alleine.“

Anemone zog die Augenbrauen hoch, stand dann auf, während sie ihm einen bösen Blick zuwarf. Ohne zurückzublicken, die Schuhe in der Hand, stapfte sie beleidigt davon.

Max kicherte noch eine Weile über seinen Spaß leise vor sich hin. Wahrscheinlich war Anemone immer noch davon überzeugt, dass er sich nur den Kopf gestoßen und sein Gedächtnis verloren hatte.

Max bewegte seine Füße im Wasser. Seine Zehen spielten mit den Algen, die auf den Steinen wuchsen. Schließlich rief Mimbelwimbel ihn zum Lager. Neben dem Loch lag ein Stapel trockenes Holz und Mimbelwimbel wollte ihm zeigen, wie man Feuer macht.

Fasziniert schaute Max zu, wie die aufeinander geschlagenen Steine Funken sprühten und trockenes Gras entzündeten.

„Das nächste Mal bist du dran!“, bestimmte Mimbelwimbel.

Max verkniff sich den Kommentar, dass sie dann wohl sehr lange auf das Feuer warten müssten, es würde sich ja von selbst zeigen. Mimbelwimbel fütterte die zarten Flammen geschickt mit mehr Holz, ohne sie gleich wieder zu ersticken. Die entstehende Glut schob er an den Rand, damit Max seine Töpfe darauf stellen konnte. Kartoffeln und Mohrrüben waren schnell gekocht und danach noch mit etwas Schinken gebraten. Hund hatte beim Anblick von dem Gemüse nur die Nase gerümpft, sich ein Kaninchen gefangen und verschlang es nun gierig. Max beobachtete ihn dabei angeekelt, aber auch nachdenklich. Mimbelwimbel folgte seinem Blick.

„Zur Abwechslung hin und wieder mal nicht schlecht.“

Max nickte. Sie würden sich in drei bis vier Tagen wieder mit Proviant versorgen müssen. Anemone und Mimbelwimbel beruhigten ihn. Sie hatten etwas Geld dabei, und die meisten Bauern waren gastfreundlich genug, um einem müden Reisenden eine Mahlzeit und eine Schlafgelegenheit anzubieten. Und momentan in der Erntezeit war so viel zu tun, dass man für ein paar Stunden Arbeit auf dem Feld als Gegenleistung ein paar Lebensmittel bekam. Max bemühte sich redlich nicht zu zeigen, dass ihm die Aussicht auf schwere körperliche Arbeit gar nicht passte. Als ob es nicht schon reichte, dass sie zu Fuß gehen mussten. Und dann auch noch nach fünfzehn, zwanzig Kilometer Fußmarsch ein paar Stunden auf dem Feld schuften? Nein, danke!

Seine Abneigung musste sich doch in seinem Gesicht widergespiegelt haben, denn Mimbelwimbel fragte amüsiert:

„Du scheinst ja von dem Gedanken an Arbeit nicht sehr begeistert zu sein. Womit verdienst du denn deinen Lebensunterhalt?“

„Wie bring ich es dem Kind nur bei?“, dachte sich Max.

Im Detail von seiner Arbeit zu erzählen, würde die Zwei nur verwirren.

„Ich habe gelernt, Häuser und andere Bauwerke zu konstruieren.“

Das traf die Sache wohl am ehesten. Mimbelwimbel zog die Augenbrauen hoch.

„Konstruieren? Was heißt konstruieren?“

Bevor Max zu einer Erklärung ansetzen konnte, warf Anemone verwirrt ein: „Hast du nicht gesagt, dass du deiner Mutter beim Kochen in ihrem Gasthaus hilfst?“

Max unterdrückte einen Seufzer, dann zuckte er mit den Schultern.

„Ja, hab ich gesagt. In meiner Freizeit. Aber ich habe nicht Koch als Beruf gelernt.“

Mimbelwimbel knurrte nur und winkte ab.

„Solange du hier bist, bleibst du besser dabei, dass du Koch bist, das ist glaubwürdiger. Das andere erwähnst du lieber gar nicht erst!“

Max öffnete beleidigt den Mund um zu protestieren, schließlich war er stolz auf seinen Beruf, aber Anemone wechselte kurzerhand das Thema.

„Es wird Zeit, schlafen zu gehen. Wer übernimmt die erste Wache?“

Sie packte betont ihre Decke aus, was den anderen Beiden klar machte, dass sie auf jeden Fall erst einmal schlafen wollte.

Max war todmüde, aber er war sich sicher, dass seine Gedanken ihn noch eine Weile wach halten würden, also meldete er sich freiwillig. Mimbelwimbel erklärte ihm kurz, wie er anhand des Mondstandes erkennen konnte, wann seine Wache vorbei war. Auf Max´ Frage, was sie machen würden, wenn Neumond oder der Himmel bewölkt sei, zuckte Mimbelwimbel nur mit den Schultern.

„Dann muss man es halt nach Gefühl machen“, sagte er und rollte sich ebenfalls unter seiner Decke zusammen.

„Oder gar nicht.“

Hund hatte den Kopf gehoben und ließ grinsend die Zunge hängen. Kurz darauf fing Mimbelwimbel leise zu schnarchen an.

Max legte Holz nach und suchte sich einen Baum, an den er sich halbwegs bequem anlehnen konnte. Im zwielichtigen Mondschein sah er überall unheimliche Schatten. Hier und da blitzte etwas Helles auf, gefolgt von einem Rascheln. Das flackernde Licht, welches das knackende Feuer verbreitete, machte die Umgebung noch unheimlicher. Seine Augen, an die Helligkeit der Flammen gewöhnt, konnten die Dunkelheit zwischen den Bäumen und Büschen nicht durchdringen. Bei jedem lauteren Knacken zuckte er zusammen. Das Seufzen der Blätter im Wind klang wie leise Stimmen, die sich wispernd unterhielten.

Das Zirpen der Grillen auf den Feldern verstummte allmählich, und die Schreie eines Uhus hallten durch die Nacht. Max war nun mal ein Stadtkind, und in dem Zeltlager, das er in seiner Kindheit in den Ferien immer besucht hatte, herrschten ausreichend andere Geräusche, um die Laute der Natur zumindest so weit zu übertönen, dass sie nicht mehr furchterregend waren und man einschlafen konnte. Max war sich sicher, dass er bei diesen leisen, unheimlichen Lauten kein Auge zubekommen würde. Zumindest heute nicht. Er nahm sich seine Decke und wickelte sich darin ein, denn es wurde allmählich kühl. Der Bach plätscherte und untermalte harmonisch Mimbelwimbels regelmäßiges Schnarchen.

Entgegen seiner Befürchtung, nicht schlafen zu können, musste Max nun doch gegen seine Erschöpfung und Müdigkeit ankämpfen. Ständig drohten ihm die Augen zuzufallen. Er nickte immer wieder ein, schreckte hoch und schaute sich um. Alles war ruhig. Der Mond bewegte sich schrecklich langsam von der Stelle, und beinahe verpasste es Max, Mimbelwimbel zu wecken, hätte Hund ihn nicht angestupst. Der Einzige, der wirklich aufpasste, war der Vierbeiner. Max rüttelte Mimbelwimbel wach und suchte sich erleichtert ein bequemes Stück Boden. Ohne auch nur eine Sekunde auf die Geräusche der Nacht zu achten, schlief er ein.

Türler ve etiketler
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Litres'teki yayın tarihi:
22 aralık 2023
Hacim:
440 s. 1 illüstrasyon
ISBN:
9783943172379
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