Kitabı oku: «My Best Friends Guy», sayfa 3
„Sean!“
Aus meinen Gedanken gerissen, sehe ich mich völlig perplex um. Ich habe mittlerweile die Asphaltstraße verlassen und bin ein gutes Stück durch den Park gerannt.
„Sarah?“, stoße ich völlig erstaunt aus, als sie – ebenfalls in Sportsachen – zu mir aufschließt. Ich drossele mein Tempo und schaue sie fragend an. Ich kann sehen, dass sie außer Atem ist, doch sie lächelt tapfer.
„Klasse, dass ich dich doch noch treffe. Ich konnte nicht schlafen und da ich vor einer Weile mit dem Laufen angefangen habe, dachte ich, ich nutze die ruhige Morgenstimmung.“
Innerlich muss ich laut lachen. Irgendwie bin ich auch geschmeichelt.
„Du meinst, du hast mich die Treppen runter gehen hören und weißt, dass ich genau diese Strecke am liebsten laufe.“
Sarah kichert atemlos, zu mehr reicht ihre Luft nicht.
„Ja, so könnte man es auch sagen.“
Da sie nun schonmal da ist und ich gestern Abend klar gesagt habe, dass ich kein Interesse an ihr als potenzielle Partnerin habe, laufe ich für den Rest der Strecke in einem gemächlichen Tempo. Und eines muss man Sarah zu Gute halten. Sie hält mit mir Schritt, obwohl sie zu kämpfen hat und wahrscheinlich schon nach den ersten fünf Kilometern aufgeben wollte. Zum Schluss sprechen wir gar nicht mehr und ich genieße es, dass wir neben den Tieren im Park die einzigen Menschen hier sind. Als wir schließlich nach Hause kommen, kippt sie einfach auf der Wiese neben der Einfahrt um. Mit geschlossenen Augen und rotem Gesicht lasse ich sie liegen. Als ich ihr schließlich eine kalte Flasche Wasser gegen die Wange drücke, stöhnt sie dankbar auf. Als die erste Flasche leer ist, gebe ich ihr meine noch nicht angerührte Flasche und endlich öffnet sie die Augen.
„Ich glaube, du solltest es langsamer angehen lassen. Oder deinen Stolz runterschlucken und keine so große Strecke in einem Tempo laufen, das dir noch nicht liegt.“
„Und ich glaube“ japst Sarah „du hast recht.“
Ich grinse von einem zum anderen Ohr.
„Ich weiß. Ich habe meistens recht, weißt du?“
Sarah lacht und ich helfe ihr auf die Beine.
„Geh du zuerst unter die Dusche oben. Ich kann warten. Es sei denn, du möchtest runter zu Kane gehen und dort die Dusche nutzen.“ Mit noch immer hochrotem Gesicht schüttelt sie den Kopf und sagt: „Ist okay, ich beeile mich und nehme die Dusche oben. Kane braucht seinen Schlaf.“
Ich muss mir ein Grinsen verkneifen, denn schließlich weiß ich ja, dass die beiden nicht wirklich zusammen sind. Selbst wenn Kane das Ufer gewechselt hätte, dann hätte er mich niemals geküsst. Denn so war Kane schon immer, geradlinig und fair. Er würde nie betrügen. Das plötzliche Verlangen, etwas zu malen überkommt mich. Also nehme ich kurzerhand den Gartenschlauch, spritze mir den Schweiß zumindest oberflächlich vom Körper und hole aus dem Wohnzimmer mein Zeichenbuch und die Stifte. Meistens arbeite ich am Tablet, aber bestimmte Zeichnungen erfordern richtiges Papier. Ich setze mich auf einen Stuhl neben Mums Rosen in den Schatten. Am Rande nehme ich wahr, dass Sarah mir von der Terrasse aus zuwinkt, frisch geduscht mit nassen Haaren und einem knappen Minikleid, aber wenn ich einmal in meiner Zeichenblase bin, dann braucht es so einiges, mich da wieder herauszuholen.
„Das ist…“ Kane räuspert sich und ich falle vor Schreck fast von meinem Stuhl. Erschrocken presse ich mir die Hand aufs Herz. Dabei merke ich, dass meine Kleidung trocken ist und ich wohl eine ganze Weile beim Malen verbracht habe.
„Entschuldige, ich wollte dich eigentlich weitermalen lassen. Aber ich war neugierig und na ja…das ist ein Bild von mir.“
Kane sieht leicht zerzaust aus. So, als sei er gerade aus dem Bett aufgestanden. Seine Brille betont seine Augen, die nun etwas verlegen dreinschauen und doch habe ich das unbestimmte Gefühl, dass er gerade in diesem Augenblick nichts mehr will, als mich zu küssen. Als habe er meine Gedanken erraten, schweift sein Blick über mein enganliegendes Sportshirt und weiter nach unten. In der schwarzen Sporthose ist kaum zu verbergen, dass mich sein Blick nicht kaltlässt. Meine Erektion bettelt um Aufmerksamkeit und das ist gerade keine günstige Zeit dafür. Zum Glück gibt es Mütter, die einem bei solch einem Problem schnell helfen können. So wie meine, die genau in diesem Augenblick aus dem Haus tritt und anfängt zu strahlen, als sie Kane sieht.
„Kane, wie schön, dass du kommen konntest. Ich habe dich schon so lange nicht mehr gesehen. Komm her, lass dich drücken.“
Kane schluckt hörbar und erwidert die Umarmung meiner Mutter. In meinem Innersten tobt ein Sturm, der mich sentimental zurücklässt.
„Schön dich zu sehen, Pauline.“
„Hast du schon von unserem gestrigen Tag gehört? Ich war im See tauchen. Hach, es ist perfekt, dass du genau heute kommst.“
„Warum? Was genau hast du denn heute geplant?“ Da, meine Stimme funktioniert. Auch wenn sie etwas dünn ist. Kane sieht mich mit seinen sanften Augen an und wie schon so oft zuvor vermittelt er mir ein Gefühl der Ruhe. Schon im College war er mein Fels gewesen. Wie dumm und blind ich damals war.
„Das wirst du nachher sehen. Lass mir die Freude der Überraschung. Ich habe das schon eine ganze Weile geplant.“
Meine Mutter, die heute einen sehr klaren Tag zu haben scheint, geht wie ein Schulmädchen kichernd davon.
„Das Grauen steht dir gerade ins Gesicht geschrieben.“
„Ha ha, lach nur. Aber du weißt, wie verrückt sie werden kann. Und hast du ihren Blick gesehen. Fast hätte sie mir zugezwinkert.“
„Von irgendwem musst du ja deine verrückten Ideen haben.“
Ich kann nicht anders als mitzulachen. Als ich mir die Tränen aus den Augen reibe, sage ich noch immer glucksend: „So viel gelacht, wie in den letzten zwei Tagen, habe ich schon lange nicht mehr.“ Kane sieht mich ernst an und die Intensität seines Blickes beschert mir glatt eine Gänsehaut.
„Es tut mir leid, dass wir so lang getrennt waren. Ich habe es zu meinem festen Ziel erklärt, dich so oft wie möglich wieder zum Lachen zu bringen.“
Mir wird so warm in meiner Brust, dass ich aufspringe und mein Buch zuschlage. Kane grinst wissend, als ich es auf meinen Stuhl schmeiße und ihn an der Hand hinter mir herziehe. Mein Ziel ist die Schuppenrückwand. Dort kann uns niemand sehen.
„Sarah hat uns aus den Augen gelassen“, flüstere ich, während ich mich an ihn drücke. Sein heißer Blick lässt keinen Zweifel daran, dass er ebenfalls an unser Gespräch denkt.
„Wenn ich einmal herausgefunden habe, was ich möchte, bin ich nicht schüchtern“, flüstere ich so dicht an seinem Ohr, sodass ich spüre, wie er erschauert. Und endlich greift er in meine Haare und bringt mich in Position, um über meinen Mund herzufallen.
Eine Welle der Leidenschaft erfasst mich. Keiner meiner Küsse mit Frauen kommt an das hier heran. Kane verschlingt mich mit Haut und Haaren. Ich lehne mich so nah an ihn, wie es nur geht. Als er uns umdreht und ich plötzlich mit dem Rücken am Schuppen lehne, keuche ich auf. Sein Bein schiebt sich zwischen meine Oberschenkel und er verschluckt mein Stöhnen, als der Druck auf meinen Schwanz einen Schauer der Ekstase durch mich hindurch jagt. Ich halte mich davon ab, mich wie eine läufige Katze an seinem Bein zu reiben. Aber verdammt ist das schwer. Wir lassen erst voneinander ab, als wir Luft holen müssen.
„Was? Wie?“ Ich schüttele fassungslos den Kopf. „Wie geht das? Hast du irgendein Aphrodisiakum erfunden?“ Ich spüre das Beben mehr in seiner Brust, als dass ich es höre. Kane lehnt seine Stirn an meine und schließt die Augen.
„Ich kann immer noch nicht ganz glauben, dass das hier gerade passiert. Die Chemie zwischen uns stimmt einfach. Also nein, kein Aphrodisiakum. Nur du. Du und ich zusammen, um genau zu sein.“ Kane stiehlt sich einen weiteren Kuss, ehe er sich offensichtlich wiederstrebend von mir löst.
„Ich muss jetzt arbeiten fahren. Ich bin in sechs Stunden wieder da. Und irgendwann in den nächsten Tagen werden wir uns mehr Zeit nehmen. Versprochen.“ Während er weggeht, fluche ich laut vor sexueller Frustration. Doch als ich Kanes Lachen höre, als er schon um den Schuppen herum gegangen ist, grinse ich von einem Ohr zum anderen. Als ich schließlich ins Haus gehe, um endlich unter die Dusche zu springen, finde ich Sarah zusammen mit meiner Mutter in der Küche vor.
„Schatz, beeil dich. Das Frühstück ist gleich fertig.“
„Okay Mum.“ Ich gebe ihr einen Kuss auf die Wange. Einfach, weil ich ihr zeigen will, wie viel sie mir bedeutet. Und um einen genauen Blick auf sie zu bekommen, ob ihr klarer Moment noch anhält und sie Sarah von Kane erzählt hat. Damit wäre Ihre Farce aufgeflogen. Aber beide Frauen scheinen keine Sorgen zu haben, also will ich so schnell wie möglich unter die kalte Dusche.
„Du scheinst dich gut mit Kane zu verstehen. Obwohl ich nach eurer Rückkehr gestern von eurem Bootsausflug das Gefühl hatte, da ist etwas vorgefallen zwischen euch. Mir liegt viel daran, dass ihr euch versteht.“ Sarahs Worte bringen mich zum Stehen, noch ehe ich die Küche ganz verlassen konnte. Wobei sie mich mit einem kuriosen Blick bedenkt. Meine Hände fangen an zu schwitzen und ich suche fieberhaft nach einer Antwort, die nichts verrät und sie doch zufriedenstellt.
„Natürlich verstehen sich die Beiden. Sie sind seit dem Kindergarten die besten Freunde. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass sie an der Hüfte zusammengewachsen sind. Wenn einer in Schwierigkeiten steckte, dann war der andere nicht weit.“
Ups, da war die Katze aus dem Sack. Doch Sarah lächelt meine Mutter nur sanft an und sagt: „Das hört sich nach einer großartigen Freundschaft an.“
Innerlich danke ich Sarah dafür, dass sie einer der nettesten Menschen ist, die ich kenne. Wahrscheinlich denkt sie, dass meine Mum Kane mit meinem besten Freund K verwechselt, den sie selbst ja noch nie gesehen hatte.
„Ja, wir verstehen uns wirklich gut.“ Und noch ehe jemand etwas sagen kann, verlasse ich die Küche, um unter die Dusche zu springen. Nach dem Frühstück, das zum Glück ohne weitere Fragen auskam, verziehe ich mich zum Arbeiten in mein Zimmer. Ich müsste eigentlich erst im Herbst mit meinem nächsten Projekt anfangen, aber es kann nie schaden, sich vorher schon Gedanken zu machen. Ich zeichne nicht nur für Verlage und Kinderbücher, sondern auch für verschiedene Marketingfirmen, die Bilder für ihre Kampagnen brauchen. Und gerade hierfür werden meistens mehrere Versionen benötigt, von denen sich die Kunden dann für eine Variante entscheiden. Durch das College und meine Praktika in verschiedenen Firmen habe ich mir ein gutes Netzwerk aufgebaut. Und ich habe mir mit Absicht den Sommer Zeit genommen. Irgendwann grummelt mein Magen und ich beschließe, ein zweites Frühstück oder ein frühes Mittagessen zu mir zu nehmen. Das Haus ist ruhig, aber noch während ich die Kühlschranktür öffne, schweift mein Blick durch das Fenster in den Garten. Wodurch mir wortwörtlich die Kinnlade nach unten klappt. Im Garten auf dem Rasen sehe ich vier Frauen, die den herabschauenden Hund praktizieren. Ich würde es nie zugeben, aber ich habe tatsächlich an ein oder zwei Yogastunden teilgenommen. Meiner Mutter zuliebe, natürlich. Doch neben meiner Mutter und der Lehrerin haben Sarah und meine Freundin Any ihre Matten auf dem Rasen platziert. Ich taste in meiner Hosentasche nach meinem Handy und öffne meine Chat App.
Ich: Was genau machst du in meinem Garten?
Als ich aus dem Fenster schaue, kommt meine Nachricht gerade an. Any streckt sich und greift nach ihrem Handy, das neben ihrer Matte auf dem Boden liegt. Ohne sich umzudrehen, tippt sie eine Antwort. Mein Handy vibriert und ich lese ihre Antwort.
Any: Yoga
Ich beiße die Zähne zusammen und tippe.
Ich: Ha ha
Ich füge noch ein Smiley mit herausgestreckter Zunge hinzu. Ich mache mir ein Sandwich, während ich auf das Ende der Yogastunde warte. Aus Erfahrung weiß ich, dass Any mir nur antworten wird, wenn ich rausgehe und sie zur Rede stelle. Da ich aber keine Szene machen will, übe ich mich in Geduld. Und eigentlich freue ich mich, meine Freundin zu sehen. Any hat Kane und mich auf dem College getroffen. Sie war Schauspielerin und spielte am Theater einige Hauptrollen, die ihrer Künstlernatur entsprachen. Das waren ihre Worte, nicht meine. Meines Wissens nach müsste sie jetzt in London sein. Diese Woche gestaltet sich bis jetzt sehr kurios mit vielen offenen Fragen. Any beendet als erste den Kurs, packt ihre Sachen zusammen und kommt geradewegs zum Haus. Als ob sie hier zu Hause wäre, legt sie die Matte auf der Terrasse ab. Noch ehe ich den letzten Bissen meines Sandwiches runterschlucken kann, umarmt sie mich stürmisch. Ich bin nicht überrascht, als sie mich am Arm packt und die Treppen nach oben zieht. Ich schließe meine Zimmertür, um unerwünschte Zuhörer auszuschließen, während sie sich mitten auf mein Bett wirft.
„Du fühlst dich hier richtig zu Hause, oder?“, stichele ich.
„Ja, das war schon immer so. Deine Mutter hat mich übrigens erkannt.“ Anys Stimme war warm und voller Zuneigung. Ihre eigene Mutter hatte mit dem stürmischen und verrückten Wesen ihrer Tochter oftmals nichts anfangen können. Sie war gegenüber ihrer Tochter immer so reserviert gewesen, dass ich sehr wohl wahrnahm, wie viel Glück ich mit meiner Mutter habe. Im Laufe der letzten Jahre hat Any uns immer wieder besucht oder ich schleppte Any einfach mit, wenn ich meine Mutter besuchen ging. In der Zeit, ich der ich noch eine kleine Einzimmerwohnung bewohnte und der Gedanke noch weit in der Ferne lag, das meine Mutter einmal Hilfe benötigen würde.
„Okay, bring mich auf den neuesten Stand. Dann erzähle ich dir, was ich über die Planung des heutigen Tages herausgefunden habe.“
Gut, jetzt hatte sie meine Aufmerksamkeit. Ich runzelte die Stirn und versuchte Any so zu taxieren, wie Kane es immer bei mir tat. Immerhin wirkte der Blick bei mir, warum also nicht auch bei Any. Doch diese hob nur eine Augenbraue an und wartete spöttisch grinsend ab.
„Komm schon, sag mir, was du weißt.“
„Nope, erst bist du dran. Ich will Details und hoffentlich Geschichten vom Knutschen und rummachen und…“
„Anyta!“
Meine Freundin kicherte wie ein Schulmädchen und warf mein Kissen nach mir.
„Sean, komm schon. Mein Liebesleben ist derzeit ziemlich langweilig. Ich möchte hören, dass da was bei dir passiert. Ich warte schon so lange darauf, dass du und Kane euer Happy End bekommt.“
Ich ließ mich auf mein Bett fallen und lehnte mich mit dem Rücken an die Wand. Innerhalb von zwei Sekunden lagen Anys Beine in meinem Schoß und aus alter Gewohnheit heraus fing ich an, ihre Füße zu kneten.
„Als du mir meine erste Fußmassage gegeben hast wusste ich, dass du schwul bist.“ Sie räkelte sich genüsslich auf meinem Bett, was mich tatsächlich an unsere erste Fußmassage erinnerte.
„Ich fühlte mich in deiner Nähe so wohl, dass ich gar nicht weiter drüber nachgedacht habe. Du hattest damals nur deinen Sport BH an und diese engen Leggins. Noch während du dich auf meiner Luftmatratze geräkelt hast, wunderte ich mich, dass mich das nicht im Mindesten interessierte.“
Any grinste breit und sagte: „Lass mich raten, du hast es einfach darauf geschoben, dass ich eine gute Freundin war.“
Ich spürte, wie ich errötete und schwieg. Das war wohl Antwort genug.
„Hast du jemals Kane eine Fußmassage gegeben?“
„Nein. Ich meine, sowas tun Kerle nicht.“
„Na ja, beste Freunde mit gewissen Vorzügen schon.“ Sie stupste mich mit dem Fuß ins Bein, den ich gerade nicht durchknete und sah mich erwartungsvoll an.
„Also gut. Ja, es gab Küsse. Zwei, um genau zu sein.“
„Und das wars? Ihr hattet zweieinhalb Tage Zeit und habt es nicht weitergebracht?“
„Hey, wir lassen es eben langsam angehen. Außerdem ist er im Moment Sarahs offizieller Freund. Und ich musste sicher gehen, dass er nicht mehr mit Pete zusammen ist.“
„Natürlich ist er das nicht, sonst hätte er dich nicht geküsst.“
Ich erzählte Any von Kanes Geständnis in Bezug auf Pete und sie bekam sich kaum ein vor Lachen.
„Der Arme. Da wollte er einem Freund helfen und du spielst deine Spielchen mit ihm. Der Kerl gefällt mir, wenn er Kane dazu bringt, dich ins Wasser zu schmeißen.“
„Du solltest eigentlich auf meiner Seite sein, findest du nicht?“
„Ich bin eigentlich auf Kanes Seite. Denn immerhin bist du nicht gerade der Blitzmerker in eurer Beziehung.“
Ich stieß ihre Füße von meinem Schoß und schaute sie gespielt böse an.
„Du hättest mir ja schon vor Jahren sagen können, dass ich mehr auf Männer stehe als auf Frauen.“
„So einfach ist das nicht, Sean. Es gibt Leute, die sind bisexuell und es gibt Leute, die sexuelles Interesse nur dann entwickeln, wenn sie jemanden sehr gut kennen. Da gibt es einige Fachbegriffe. Und du hast dich immer nur mit Mädchen verabredet. Alle mögen dich, weil du lustig und schlau bist. Du bist der beste Freund einer Frau und in der Rolle hast du dich auch wohl gefühlt. Es ist dein Gefühlsleben, also musst du schon selbst draufkommen, in welche Richtung deine Interessen gehen.“
Ich kaute nachdenklich auf meiner Unterlippe herum. Stimmte das? Das ich recht ahnungslos war, das gebe ich ja zu. In meiner damaligen Welt war ich damit zufrieden, Kanes Freund zu sein. Doch wenn ich ganz ehrlich mit mir bin, dann war da schon immer dieses Interesse. Und diese Eifersucht, wenn ein Mann ihn länger als drei Sekunden betrachtete. Und dann gab es die Erektionen in den ungünstigsten Momenten, die ich auf meine Hormone geschoben habe. Ja klar, ich weiß, Freud lässt grüßen. Es gibt viele Ausreden, wenn man nach welchen suchen möchte. Diese Überlegung, ob meine Gefühle für ihn wirklich nur freundschaftlich sind. Aus Angst, das Besondere zwischen uns zu verlieren, habe ich diese Gedanken gar nicht erst zugelassen. So ähnlich hatte Kane es auch formuliert. Er ist mir nicht gleich nach der desaströsen Party gefolgt, bei der Pete im Pool gelandet ist, weil er Angst um unsere Freundschaft hatte. Ich habe ein paar Frauen gedated. Doch sobald es in eine ernste Richtung ging, machte ich immer einen Rückzieher. Ich hatte Frauen geküsst und es auch genossen. Vielleicht hieß das, das es für mich tatsächlich nicht nur schwarz und weiß gab. Wenn ich ein Label brauchte, dann wohl Bi. Bi mit einer Neigung zu einem gewissen männlichen Freund.
„Vielleicht hast du recht. Ich habe mich immer wohl in der Gegenwart meiner Dates gefühlt. Für Sarah habe ich sogar so etwas wie Liebe gefühlt. Wobei ich mir jetzt ziemlich sicher bin, dass ich eher geschwisterliche Gefühle für sie habe. Aber das war es auch schon.“
„Weißt du noch, als du damals diesen Typen in meinem Theater gefragt hast, ob er schon mal eine Frau geküsst hat?“
Ich nicke. Oh man, der arme Kerl lief rot an und konnte seine Antwort nur stammeln.
„Seine Antwort war: Oh Gott, nein. Das könnte ich nicht ertragen.“
Any nickt zustimmend.
„Siehst du, bei ihm war es vielleicht schwarz und weiß, aber eben bei dir nicht. Du hast es zwar nie laut ausgesprochen, aber ich vermute, du hattest auch noch nicht oft Sex mit einer Frau.“
Ich spüre regelrecht, wie ich bis an die Ohrspitzen erröte. Sie hat recht. Anders als viele meiner Freunde auf dem College hatte ich nicht das Bedürfnis gehabt, so viele Partner zu haben, bis ich mir meine Hörner abgestoßen habe, bevor ich mich festlege. Was auch immer dieser Spruch mit den Hörnern wirklich bedeuten soll. So nahe ich Any auch stehe, unangenehm ist mir diese Unterhaltung trotzdem. Doch sie hat mir schon so viele ihrer tiefsten und dunkelsten Geheimnisse verraten, dass ich mir blöd vorkäme, wenn ich diese simple Frage nicht beantworten würde.
„Nein, hatte ich nicht.“ Um die Stimmung aufzulockern füge ich hinzu: „Und mit einem Mann noch nie, wenn du es genau wissen willst.“ Da war es wieder, das Any-Kichern. Sie hat so eine ganz eigene Art an sich.
„Na siehst du, dann ist es vielleicht gut, dass Kane es langsam angeht. Immerhin will er dich bestimmt nicht verschrecken. Ich meine, das erste Mal kann wehtun und…“ Sie lacht so laut, dass sie weder das Kissen stört, dass ich in ihr Gesicht werfe, noch die aufgehende Tür meines Zimmers. Zum Glück ist es nur meine Mutter.
„Sean, Any, macht euch langsam fertig. In einer Stunde verlassen wir das Haus.“
„Machen wir“, antworten Any und ich gleichzeitig. Meine Mutter wirft uns einen kuriosen Blick zu, schließt aber die Tür hinter sich. Any prustet erneut los und ich nehme das Kissen, um sie damit zur Ruhe zu bringen.
„So, jetzt verrate mir, was genau meine Mum geplant hat.“
Any schüttelt den Kopf und steht, noch immer lachend, auf.
„Ich habe es mir anders überlegt. Ich finde, du solltest dich überraschen lassen. Deine Mutter hat sich damit wirklich Mühe gegeben und jetzt da ich weiß, dass du und Kane euch langsam in die richtige Richtung bewegt, ist es bestimmt interessant, euch heute zu beobachten.“
Ich stöhne frustriert auf und kassiere dafür ein Tätscheln auf meinem Kopf.
„Mach dich chic, ja? Zieh eine gute Hose und ein Hemd mit Knöpfen an.“ Die nächste halbe Stunde verbringen wir damit, meinen Kleiderschrank zu durchsuchen. Letztendlich ziehe ich eine lange aber dünne schwarze Hose an, die bei der warmen Temperatur draußen gerade noch ertragbar ist und ein blaues Hemd, das – wie Any sagt – meine Augen betont. Pft, da kann ich froh sein, mit Kane männliche Unterstützung in diesem Haushalt zu haben. Nachdem sie aus dem Bad kommt, in ein elegantes türkises Kleid gekleidet und mit frisch frisierten Haaren, frage ich: „Warum genau bist du denn nun eigentlich hier? Ich dachte, dein Vertrag geht noch bis Ende des Monats.“
„Wir legen durch die Hitze eine Pause ein. Die Klimaanlage im Theater ist ausgefallen. Wir haben die Termine für diese Woche ans Ende der geplanten Vorstellungen gelegt. Ich habe davon erfahren und bin sofort zum Flughafen gefahren. Und tada, da bin ich.“
Ja, Any ist nicht wie andere Frauen. Sie ist spontan und manchmal genauso verrückt wie ich. Als wir beide mein Zimmer schließlich verlassen, hat Sarah eine neutrale Miene aufgesetzt. Sie mustert Anys Erscheinung und ich hätte schwören können, dass da eine Steifheit in ihrem Benehmen war, die ich so nicht kannte. Ich sehe zwischen ihr und Any hin und her, doch Letztere lässt sich nichts anmerken und macht fröhlich Konversation. Als Kane aus dem Keller kommt, ebenfalls in eine lange Hose und ein Hemd gekleidet, spielt Any die perfekte ahnungslose Freundin, die ihn heute zum ersten Mal sieht. Any hat ihren Job im Theater wirklich verdient.
„Mum, du siehst toll aus“, sage ich zu gleichen Teilen schmeichelnd und erstaunt. Sie trägt einen Jumpsuit und hat sich die Haare hochgesteckt. Sie genießt die Komplimente aller Anwesenden, ehe sie uns nach draußen scheucht. Any fährt mit Mum und mir, während Sarah und Kane in Sarahs Wagen hinter uns herfahren.
„Okay, wo soll ich hinfahren?“, frage ich schließlich, als sich alle angeschnallt haben.
„Die Hauptstraße hoch und dann in Richtung Park“, antwortet meine Mutter.
„Warum haben wir uns zurecht gemacht, wenn wir in den Park fahren?“ Ich bin verwirrt und werde zunehmend nervöser.
„Ich habe nicht gesagt, dass wir in den Park fahren.“
Ich schaue in den Rückspiegel und sehe, dass Any grinst. Ich grummele etwas vor mich hin, folge aber weiterhin den Anweisungen. Wir enden schließlich auf der anderen Seite des Sees. Ein großes Restaurantgebäude erhebt sich über einem Parkplatz, der bereits zu dreiviertel vollgeparkt ist.
„Wir gehen essen?“, frage ich hoffnungsvoll, als wir aus dem klimatisierten Auto in die Hitze aussteigen. Immerhin habe ich heute tatsächlich noch nicht viel zu Essen gehabt und mein Magen grummelt schon aufgeregt, als ich die Frage laut ausspreche. Kane hat es anscheinend gehört, denn er wirft mir einen wissenden Blick zu.
„Ja, aber das ist nicht alles.“
Meine Mutter stellt sich vor uns allen auf und erklärt: „Ich habe für das Restaurant La Viva vor einigen Jahren die Inneneinrichtung übernommen. Seitdem bin ich mit dem Besitzer in Kontakt geblieben. Vor einigen Monaten erzählte er mir, dass er ein neues Konzept ausprobieren möchte.“
Any neben mir kichert, aber so leise, dass nur ich es hören kann.
„Und zwar das Speeddating. Allerdings nicht wie im herkömmlichen Sinne. Das Konzept ist aber recht einfach. Es gibt acht Tische. Die Teilnahme geht nur mit Anmeldung. Die Hälfte der Teilnehmer bleibt sitzen, die andere Hälfte wechselt alle fünf Minuten hin und her. Hier sollen sich nicht nur Liebespaare kennenlernen, wobei es egal ist, welche Geschlechter sie haben, sondern es können sich auch Freundschaften bilden, da sich jeder mit jedem unterhält. Am Ende bekommen alle einen Fragebogen mit den Namen der Teilnehmer darauf. Die beiden mit der höchsten Punktzahl bekommen heute Abend ein Candle Light Dinner mit einem Partner ihrer Wahl.“ Any grinst so breit, dass ich Angst habe, dass sie es nie wieder aus ihrem Gesicht bekommen würde. Sarah hingegen bemüht sich, nicht allzu aufgeregt zu erscheinen. Und da formt sich ein Gedanke in meinem Hinterkopf. Ich habe meiner Mutter von den Gefühlen für Kane erzählt. Doch durch ihre Krankheit hat sie schlichtweg vergessen, dass es ihn gibt. Wenn sie das Ganze hier aber schon vor Monaten geplant hat, dann ist das bestimmt ihre Art, mir und Kane zu helfen. Denn für sie stand fest, dass er in ihrer Geburtstagswoche hier sein würde. Bis auf das letzte Mal hat er keine dieser besonderen Wochen ausgelassen. Sarah, die davon nichts weiß, nimmt vermutlich an, dass meine Mum das für sie und mich geplant hat. Was ihr Strahlen erklärt. Während alle sich zum Eingang des Restaurants bewegen, hält Any mich etwas zurück und flüstert: „Ich denke mal, du hast Sarah nicht verraten, warum genau du nie Interesse an ihr haben wirst, oder?“
„Ich habe ihr gesagt, dass sie eine gute Freundin und wie eine Schwester für mich ist.“ Any schüttelt den Kopf und beeilt sich, zur Gruppe aufzuschließen. Ich beschimpfe meine Dummheit innerlich, denn mit den Worten `Sarah, ich stehe auf Männer` hätte ich ein für alle Mal Klarheit geschaffen. Doch das kann ich schlecht jetzt machen. Nicht hier und vor Allen. Also ergebe ich mich meinem Schicksal und trotte den anderen hinterher.
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