Kitabı oku: «Lost Spirit», sayfa 3

Yazı tipi:

„Nach dem Sport lade ich dich zu einem Eisbecher ein und du erzählst mir genau, wie es dazu kam, dass Pete dich markiert hat.“

„Wir haben jetzt Sportunterricht?“, fragte Maddie freudig erregt. Auf Cassys verwirrten Blick hin fügte sie hinzu: „Ich habe meinen Stundenplan verlegt, glaube ich.“

„Seit wann stehst du auf Sport? Zumal heute Ausdauerlauf dran ist.“ Cassys Verwirrung sagte ihr, dass sie als Mensch wohl ein Sportmuffel war. Aber jetzt musste sie sich richtiggehend auf die Lippen beißen. Rennen war ein super Training und sie konnte etwas überschüssigen Stress loswerden. Dummerweise hatte sie nicht damit gerechnet, dass das noch einigen mehr auffallen würde. Um genau zu sein, der gesamten Klasse und der Lehrerin. Nach der zwanzigsten Runde um den Platz musste sie sogar so tun, als atmete sie schwer. Milena sah sie giftig an, immer dann, wenn Maddie sie überholte. Es juckte sie in den Füßen, schneller zu laufen und wie früher einen kleinen Wettstreit zu beginnen. Aber sie zügelte sich und zehn weitere Runden später musste sie nicht mehr vortäuschen, dass das Rennen sie anstrengte. Schweiß lief ihr den Rücken hinunter. Und eine weitere Erkenntnis traf sie wie ein Schlag. Sie hatte sich gestern Nacht nicht sehr lang verwandeln können. Heute war ihre Wölfin da, aber etwas trennte sie. Man könnte es wohl als eine Art Vorhang bezeichnen. Und das hatte Auswirkungen auf ihren Körper. Sie roch noch immer gut, sah besser im Dunkeln, als es ein Mensch konnte. Doch ihre Kraft war nichts im Vergleich zu vorher. Durch ihre Gedanken abgelenkt, bemerkte sie nicht, wie sich der Himmel verdunkelte. Erst als die Schüler vor ihr stehen blieben, verlangsamte sie ihr Tempo, bis sie neben Cassy stehen blieb. Die Schule befand sich am Waldrand und bot einen guten Blick über die Baumwipfel. Von dort hörten sie knackende Geräusche, Vögel stoben kreischend in den Himmel und sie sahen, dass einige der größten Bäume im Wald einfach umfielen. Ein gellender Schrei zerriss die angespannte Luft. Kurz darauf rannten einige Schüler aus dem Wald auf den Sportplatz zu. Die zuvor gerauchten Zigaretten hatten sie wohl auf ihrer Flucht fallen lassen. Maddie und alle anderen auf dem Platz sahen dabei zu, wie eine Staubwolke aus dem Wald auf sie zurollte.

„Was ist das?“, fragte Cassy zu Tode erschrocken. Doch anders als die Menschen um sie herum spürten die Wölfe, dass diese Wolke nicht normal war. Maddie riss Cassy auf den Boden, zur gleichen Zeit, als sich auch die Wandler auf den Boden warfen. Die Menschen folgten ihrem Beispiel nur wenige Sekunden später. Für einen Mitschüler war das jedoch zu spät. Er war der Wolke am nächsten und wurde durch geballte Energie in die Luft geschmissen. Er flog so dicht an Maddie vorbei, dass sie im liegen nach seiner Hand griff. Das Motto ihrer Mutter lautete, dass niemand zurückgelassen wurde. Und genau das ging ihr durch den Kopf, als sie die Hand zu fassen bekam und mit einem kräftigen Ruck dafür sorgte, dass der Junge auf dem Boden aufschlug. Er trug noch die Überreste einer Brille auf der Nase, doch ohne Gläser. Energie rollte über sie hinweg, presste sie auf den Boden oder riss sie mehrere Meter fort. Der Junge schrie, was Maddie nur an seinem offenen Mund erkannte, als er etwa drei Meter nach hinten geschleudert wurde. Mit der Hand klammerte er sich schließlich am Zaun fest. Maddies Wölfin heulte aus der Tiefe ihrer Seele und ihr gesamter Körper zitterte. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis die Energie so schwach wurde, dass die Lehrer sie schreiend aufforderten, ins Schulgebäude zu laufen. Ohne zu murren und zu meckern folgten alle den Anweisungen. Noch während sich das Schultor hinter Maddie schloss, sank sie neben Cassy an der Wand auf den Boden. Ihre Haare waren zerzaust und ihr Körper wies überall Schrammen auf. Ihr malträtierter Körper protestierte, als sie sich die Haare aus dem Gesicht strich, während sie die Menschen und Wandler um sich herum musterte. Allen schien es abgesehen von dem Schreck gut zu gehen. Sie selbst war wohl mehr mitgenommen, weil sie noch vom Kampf mit dem Wolf im Wald gezeichnet war.

„Was im Namen der Orakel ist das da draußen?“, wiederholte Cassy ihre Frage von vorhin. Maddie schaute aus einem Fenster, dass extra dick war, um der Kraft junger Wandler standzuhalten.

„Magie“, flüsterte Maddie als Antwort, während sie vor dem Fenster Funken, Tische und fast bis zur Unkenntlichkeit zerstörte Stühle fliegen sah.

Kapitel 3

„Liebe Schüler, der Magiesturm ist mittlerweile soweit verschwunden, dass wir euch guten Gewissens nach Hause schicken können. Mehrere Orakel bestätigen, dass ihr sicher seid. Die Lehrer öffnen nun die Türen und wir bitten euch, nacheinander

gesittet das Schulgebäude zu verlassen.“ Laute Jubelrufe ertönten und sobald sich die Tore in die Außenwelt öffneten, stürmten die Schüler ungeachtet der Worte ungestüm und laut johlend nach draußen. Maddie bekam eine Gänsehaut, als warme Luft über ihre nackten Arme strich. In ihr war noch deutlich die Magie zu spüren, die eine sichtbare Verwüstung mit sich gebracht hatte. Noch immer sah Maddie Funken in der Luft, doch Cassy schien davon keine Notiz zu nehmen. Einige Meter entfernt verließ Flynn das Gebäude. Ein kurzer Blick in ihre Richtung, bei dem er sich versicherte, dass es ihr gut ging und schon war er verschwunden. Cassy stieß ihr den Ellbogen in die Seite, was sie richtiggehend zusammenzucken ließ. Immerhin hatte sie dort ein paar blaue Flecken. Es könnten auch noch Bisspuren vom Vortag sein, aber ihr Körper heilte zum Glück noch überdurchschnittlich gut.

„Ist das dein Ernst? Du schmachtest diesem Orakel nach, nachdem wir fast dem Tode entkommen sind und du von einem Wolf markiert wurdest?“

„Du übertreibst. Ich glaube nicht, dass wir wirklich in Gefahr waren. Und außerdem schmachte ich nicht. Ich habe nur geschaut, ob es Flynn gut geht.“ Ihre Stimme klang defensiv, was Cassy dazu bewegte, mit den Augenbrauen zu wackeln und ihr wiederrum die Röte ins Gesicht trieb.

„Mir kannst du nichts vormachen, Pearson. Du hattest da gerade einen Blick, den habe ich das letzte Mal in der ersten Klasse bei dir gesehen, als du ein Auge auf Vincent geworfen hattest.“ Maddie konnte nicht anders und lachte. Vincent war eine Klasse höher als sie gewesen und die Schwärmerei hatte genau eine Woche lang gehalten. Immerhin war sie ziemlich jung und voller Flausen im Kopf gewesen. Als Mensch hatte es den Jungen ziemlich irritiert, dass sie sich immer in ihrer Wolfsform an ihm gerieben hatte. Es war schön, dass zumindest ein Teil ihrer Vergangenheit auch hier gegenwärtig war. Auch wenn sie darüber mit Milena gelacht hatte. Doch, wenn Cassy so wie jetzt ganz normal mit ihr umging und sich offensichtlich um sie sorgte, konnte man erkennen, dass sie wirklich Freunde zu sein schienen.

„Glaub mir, mein Leben ist gerade ziemlich kompliziert. Ich habe keine Zeit, ein Auge auf irgendjemanden zu werfen.“ Die beiden Mädchen liefen gerade in Richtung Hauptstraße, als ein Auto hupend neben ihnen hielt. Das Fenster wurde heruntergekurbelt und Maddie sah ihre Mutter, die sie wiederum besorgt musterte.

„Geht es euch beiden gut? Kommt, steigt ein, ich fahre Cassy nach Hause.“ Maddie konnte sich nicht daran erinnern, wann ihre Mutter sie jemals von der Schule abgeholt hatte, seit sie die Alpha Wölfin des Rudels geworden war. Also stieg sie kommentarlos ein.

„Uns geht es gut“, antwortete sie schließlich auf die Frage ihrer Mutter. Debbie fuhr ihr durch die wirren Haare, die dringend einen Kamm benötigten, und stieß ein erleichtertes Seufzen aus. Schweigend fuhren sie durch die Stadt, bis sie vor einem Haus hielten, das offensichtlich durch den Sturm beschädigt worden war. Erst hier schreckte Maddie aus ihren Gedanken auf. Einzelne Blumenkästen, die zuvor an den Balkonen angebracht waren, lagen nun auf dem Rasen und dem Gehweg herum. Dachziegel und weitere undefinierbare Holzstücke hatten es sogar bis auf die Straße geschafft.

„So sieht es fast überall aus. Die Leute sind schreiend in die Häuser gerannt. Ich habe gehört, zwei der ältesten Gebäude in der Stadt sind zusammengestürzt. Zum Glück wurde niemand ernsthaft verletzt. Der Alpha hat angeordnet, dass heute Abend alle zu Hause bleiben sollen. Niemand darf auf die Straße, bis die Orakel nicht geklärt haben, was genau da passiert ist. Das gleiche gilt für morgen.“ Debbies Stimme klang angespannt, doch als sie Cassys ängstlichen Gesichtsausdruck sah, versuchte sie dem Mädchen aufmunternd zuzulächeln.

„Schau mal nach deinen Eltern Cassy. Sie machen sich bestimmt Sorgen um dich.“

„Ist gut. Maddie, melde dich heut Abend bei mir, ja?“ Maddie nickte, dann sprang Cassy aus dem Wagen. Auf dem Heimweg schwiegen Mutter und Tochter. Nachdem Debbie den Wagen in der Einfahrt parkte, setzte Maddie schließlich zum Sprechen an. Doch ihre Mutter drehte mit zitternden Händen den Schlüssel im Zündschloss um und stieg aus. Mit hängenden Schultern folgte Maddie ihr ins Haus.

„Geh am besten erst einmal nach oben, dich frisch machen. Ich habe das Essen warm gestellt, du kannst dir also Zeit lassen.“ Es tat ihr in der Seele weh, ihre Mutter so angespannt und auf eine merkwürdige Weise unsicher zu sehen. Warum nur war sie in dieser Welt gelandet? Da Debbie einfach in Richtung Küche verschwand, nachdem sie ihr ein unsicheres Lächeln geschenkt hatte, ging Maddie die Stufen nach oben hinauf. Sie kannte jedes Knarzen der Stufen und es half dabei, ihre eigene innere Unruhe zu besänftigen. Wie gern hätte sie sich jetzt verwandelt, um bei einem Lauf durch den Wald ihren Kopf frei zu bekommen. Auch ihre Rudelmitglieder fehlten ihr. Milena war zum Greifen nahe, doch so bald würden sie wohl keine Wettrennen mehr veranstalten. Egal ob in menschlicher oder in ihrer Wolfsform. In ihrem Zimmer schloss Maddie die Tür ab, ehe sie sich mit dem Kopf voran aufs Bett warf. Zuerst kitzelte sie der fremde Geruch in der Nase. Wäre sie nicht so mit sich selbst beschäftigt, hätte sie es sofort beim Eintreten bemerkt. Zögernd drehte sie sich um, nur um einen Blick auf ein kleines Fellbündel neben der Tür zu erhaschen.

„Da sitzt nicht wirklich ein Hund in meinem Zimmer, oder?“ Natürlich antwortete ihr Niemand. Doch als sie sich aufsetzte und sich stöhnend mit den Händen übers Gesicht fuhr, war das Tier noch immer da. Ein kleiner Hund mit weißem Fell und braunen Flecken schaute sie aus treuen Augen heraus an. Er schien ihre Wölfin bemerkt zu haben, denn er blieb lieber in sicherem Abstand. Normalerweise waren Wölfe und Hunde nicht gerade die besten Freunde. Ihr Handy vibrierte in ihrer Hosentasche. Nachdem sie es langsam, ohne eine hektische Bewegung herausnahm, sah sie eine Nachricht ihrer Mutter im Display.

Bei dir ist es so ruhig da oben. Freust du dich nicht? Du hast dir schon seit Jahren einen Hund gewünscht und ich dachte, zur Feier deiner Ehrung bekommst du endlich einen. Ich habe ihn aus dem Tierheim und erst jetzt mit nach Hause bekommen, weil er noch diverse Impfungen und Wurmkuren brauchte.

„Wurmkuren?“, wiederholte Maddie laut. Die ganze Situation war so absurd, dass sie anfing zu lachen. Anscheinend klang es selbst in den Ohren des Hundes eine Spur zu überdreht, denn er zog sich weiter winselnd zurück, bis er in einer Ecke landete. Maddie hörte augenblicklich auf, schloss die Augen und zählte bis zehn. Ihre Wölfin war ruhig und hatte anscheinend keine Lust, das kleine Bündel als Feind anzusehen. Langsam glitt Maddie vom Bett und hielt ihre rechte Hand nach vorn.

„Keine Angst, ich tue dir nichts. Und fressen werde ich dich auch nicht. Ich habe nur keine Ahnung, was ich mit dir anfangen soll.“ Sie hatte sich nie einen Hund gewünscht. In dieser Welt, als Mensch, aber anscheinend schon. Und ihre Mutter hatte ihr diesen Wunsch erfüllt. Das war eine positive Sache, also musste sie zusehen, dass sie sich mit der Situation arrangierte. Nach den letzten zwei merkwürdigen Tagen fand sie es nicht einmal mehr merkwürdig, dass der Hund langsam aus seiner Ecke herauskam, vorsichtig mit dem Schwanz wedelte und tatsächlich an ihrer Hand schnupperte. Doch es überraschte sie, dass er sich schließlich auf ihrem Schoß zusammen rollte und sie aus großen dunklen Augen ansah. Sie hätte erwartet, dass ihre Wölfin protestierte, doch nichts geschah. Stattdessen hörte sie den Wiederhall eines Heulens in ihren Gedanken. Wenn auch sehr schwach.

„Verrückte Welt“, flüsterte Maddie leise, bevor sie das Fell des Hundes streichelte.

„Maddie?“, hörte sie da die Stimme ihrer Mutter.

„Na komm, lass uns runter gehen. Vielleicht kriegst du sogar was vom Essen ab. Ich habe aber keine Ahnung, ob es schmeckt. Ich habe glaube ich noch nie etwas Selbstselbstgekochtes von meiner Mutter gegessen.“ Der Hund ließ sich bereitwillig auf den Arm nehmen und so lief Maddie die Treppe wieder hinunter in die Küche. Sie fand ihre Mutter am Herd stehend vor. Debbie hatte merklich an den Fingernägeln gekaut und als sie Maddie zusammen mit ihrem Geschenk sah, stahl sich ein Lächeln auf ihr angespanntes Gesicht.

„Wie heißt er?“, fragte Maddie.

„Im Tierheim hat er keinen Namen bekommen. Er ist noch sehr jung, aber zumindest schon stubenrein. Sie meinten, es wäre besser, wenn du ihm einen Namen gibst.“ Es kostete sie etwas Überwindung, doch Maddie ging zu ihrer Mutter und gab ihr einen Kuss auf die Wange.

„Danke.“ Debbie nickte und fing augenblicklich an, die Teller zu befüllen, die bereits neben dem Herd standen. Der Hund rollte sich bereitwillig unter dem Tisch zusammen, allerdings mit dem halben Körper auf Maddies Füßen.

„Das ist lecker“, stieß sie nach den ersten zwei Bissen erstaunt hervor. Debbie lachte und schüttelte verständnislos den Kopf.

„Warum klingst du so erstaunt? Das ist doch nicht das erste Mal, dass dir etwas schmeckt, was ich koche. Ich gebe ja zu, das ist ein neues Rezept, aber so überrascht musst du nun auch wieder nicht tun.“

Achselzuckend aß Maddie weiter, bis auch noch der letzte Rest von ihrem Teller verschwunden war. Debbie war es schließlich, die kleine Stückchen Fleisch unter den Tisch fallen ließ. Eine wohlige Wärme breitete sich in Maddies Innerem aus, als ihre Mutter eine Tasse Tee vor ihr abstellte. Das war das erste Mal, dass sie sich tatsächlich entspannte und das Zusammensein mit ihrer veränderten Mutter genoss.

„Willst du mir langsam mal erzählen, was heut vor diesem seltsamen Sturm passiert ist?“ Die Stimme ihrer Mutter legte nahe, dass sie eigentlich gar nicht mehr viel zu erzählen brauchte. Auf den Boden der Tatsachen zurück geholt antwortete sie trocken: „Na das scheint sich ja schnell herum gesprochen zu haben.“ Debbie stand so schnell auf, dass ihr Stuhl nach hinten umfiel und der Hund unter dem Tisch erschrocken davonrannte.

„Denkst du, das alles ist ein Spiel? Glaubst du, dass es nichts zu bedeuten hat, wenn dich der Sohn des derzeitigen Alphas markiert?“ Das war das erste Mal in ihrem gesamten Leben, dass Maddie ihre Mutter schreien hörte. Debbie war so außer sich, dass sie sich die Haare raufte. Und auch wenn das hier eine ganz andere Welt als ihre war, stand Maddie auf und schloss die Arme um ihre Mutter.

„Nein, das denke ich nicht. Ich suche fieberhaft nach einem Ausweg. Das ist nicht das, was ich wollte. Er hat mich überrumpelt.“ Debbie zitterte, doch dann legte auch sie die Arme um ihre Tochter. Sie war fast einen Kopf größer als Maddie und konnte so ihre Wange an das Haar ihrer Tochter schmiegen.

„Maddie, du bist etwas ganz Besonderes. Gerade erst dachte ich, dass du schon erwachsen wirst und im nächsten Moment ist die Neuigkeit, dass der Sohn des Alpha sein Weibchen gewählt hat, das Stadtthema Nummer eins. Ich habe Angst um dich. So machtlos wie jetzt habe ich mich mein ganzes Leben nicht gefühlt. Nicht einmal, als dein Vater uns verlassen hat.“ Maddie lehnte sich etwas zurück und strich ihrer Mutter eine Träne von der Wange.

„Du hast recht, ich werde langsam erwachsen. Das muss ich auch. Und das bedeutet, dass ich mit diesem Schlamassel irgendwie selbst klarkommen muss. Ich werde tun, was ich muss.“ Ihre letzten Worte waren zweideutig gemeint, denn Debbie wusste nichts davon, dass sie mit Flynn und dem geheimen Tempel eine Möglichkeit hatte, herauszufinden, warum genau ihr ihr Wunsch erfüllt worden war. Ein Wunsch, der von einem Mädchen in einem unbedachten Moment geäußert wurde. Den Rest des Abends verbrachte sie mit ihrer Mutter vor dem Fernseher. Der Hund traute sich nach einem vorsichtigen Blick um die Ecke auch wieder in den Raum und Maddie zwang sich dazu, die gemeinsame Zeit mit ihrer Mutter zu genießen. Denn die war es, die ihr in den letzten Jahren so gefehlt hatte. Doch langsam schlich sich die Erkenntnis bei ihr ein, dass die gänzlich andere Richtung auch nicht das war, was sie sich wünschte. Denn die Zuversicht ihrer Mutter hatte ihr immer ein Gefühl der Sicherheit gegeben. Und jetzt, da sie sah, wie ein anderer Alpha über die Stadt und die Orakel herrschte, wurde ihr erst richtig bewusst, was für eine Verantwortung Debbie in Wirklichkeit trug. Erst, als sie sich sicher war, dass ihre Mutter tief und fest schlief, schlich sie sich nach Mitternacht aus dem Haus. Die Stadt glich einer Geisterstadt. Alle Rollläden waren heruntergezogen und keine Menschenseele war auf den Straßen anzutreffen. Der Ruf ihrer Wölfin war nun schwächer als noch einen Tag zuvor. Sie konnte nicht wiederstehen und machte einen Abstecher zu ihrem See im Wald. Die Wasseroberfläche spiegelte friedlich die Sterne am Nachthimmel wider. Doch auch hier, rings um das Ufer herum, sah man die Verwüstung des Magiesturms. Sie strich gerade liebevoll über den Wasserspeier, als sich ihre Wölfin meldete. Gleichzeitig knackte es im Unterholz ein paar Meter rechts von ihr. Maddie drehte sich so schnell um, dass ihr ihre Haare für wertvolle Sekunden die Sicht nahmen. Doch als ihr der Geruch nach Wolf und Schweiß in die Nase stieg, wusste sie, dass sie in der Falle saß.

„Na sieh mal einer an. Das kleine Menschlein ignoriert einfach die Anweisung des Alphas.“

„Und was machen wir mit Menschen, die nicht hören können, Dash?“ Zwei Männer, die Maddie als die Gorillas wiedererkannte, die Pete auf Schritt und Tritt folgten, kamen breit lächelnd auf sie zu. Zum Glück hatte sie sich nicht bereits verwandelt, doch die beiden Kerle waren ihr offensichtlich feindlich gesinnt. Ihre Wölfin winselte und knurrte abwechselnd. Das Rauschen in ihren Ohren ignorierend, wich Maddie langsam zurück.

„Ich wollte nur ein wenig frische Luft schnappen.“ Das war eine ziemlich lahme Ausrede und bellendes Gelächter war die Antwort. Ein Schauer der Angst fuhr ihren Rücken hinunter.

„Du glaubst also, dass wir Rücksicht nehmen, weil du die zukünftige Misses Pete Daemon bist?“, fragte der Typ, der anscheinend Dash hieß. Seine Muskeln spielten unter seinem Shirt und seine Finger streckten und zogen sich abwechselnd zusammen. Sie wollten ihr Angst machen und das Schlimmste war, sie hatten Erfolg. Im Stillen betete sie, dass Flynn nicht durch einen dummen Zufall zu ihrer kleinen Gruppe stieß. Denn das würde die Sache definitiv noch verschlimmern. In ihrer menschlichen Gestalt kam sie gegen diese Grobiane nicht an, da gab sie sich keinerlei Illusion hin. Sich verwandeln kam als letzte Möglichkeit in Frage. Noch während sie daran dachte, verwandelte sich einer der Kerle. Nur in letzter Sekunde streifte er noch seine Kleidung ab. Sein Wolf besaß eine schmutzige braune Färbung und auch hier waren die Muskeln deutlich zu sehen.

„Aber das werden wir nicht. Denn du bist nur ein Mensch. Schwach und eines zukünftigen Alphas nicht würdig. Ich kann deine Angst riechen“, sagte Dash höhnisch.

„Und glaube mir, wenn wir uns etwas Spaß mit dir erlaubt haben, dann werden wir Pete alles berichten. Und nun, kleines Mädchen, lauf. Renn in den Wald und wir geben dir einen Vorsprung.“ Maddies Gedanken spielten Roulette. Es war Wahnsinn, seiner Aufforderung nachzukommen. Immerhin waren die Beiden darauf aus, Beute zu erlegen. Und der Jagdtrieb würde erst recht angeheizt werden, wenn sie vor ihnen davonrannte. Wenn sie einfach stehen blieb, unterschrieb sie aber vielleicht ihr Todesurteil.

„Na los, lauf“, zischte Dash. Ihre Beine bewegten sich einfach nicht und Maddie traf eine Entscheidung.

„Nein.“ Sie wusste nicht, wie weit die Gorillas gehen würden, um sie in ihre Schranken zu weisen. Vielleicht würden sie sie aus Versehen lebensgefährlich verletzen. Vielleicht auch nur dafür sorgen, dass sie im Rollstuhl landete. Sie traute ihnen nicht so viel Verstand zu, dass sie es bei einer Verwarnung beließen. Also hieß es, die Art des Kampfes zu wählen. Ihre Hände waren schweißnass, aber nachdem sie ihre Entscheidung getroffen hatte, beruhigte sich ihr Herzschlag wieder. Dieses Rudel war gnadenlos und verhielt sich Menschen gegenüber nicht fair. Wenn sie den nächsten Morgen noch erleben wollte, musste sie sich verwandeln. Und genau das tat sie. Ihre Wölfin folgte winselnd ihrer Aufforderung und schneller als der braune Wolf veränderte sie schließlich ihre äußere Erscheinung. Ihre Sachen zerrissen, während menschliche Haut wich, um dichtem Pelz Platz zu machen. Dash klappte im wahrsten Sinne des Wortes die Kinnlade herunter, doch als sie abwehrend knurrte, übernahm sein Instinkt die Oberhand. Er rannte auf sie zu und riss sich das Shirt vom Kopf. Für die Hose hatte er allerdings keine Zeit mehr. Er setzte zum Sprung an und vollendete seine Verwandlung. Durch ihren eigenen Überlebensinstinkt sprang Maddie zurück und wich den Klauen aus, die auf ihren Hals gerichtet waren. Nun kam der andere Wolf und verbiss sich in ihrer Flanke. Die Luft war geschwängert von dem Duft eines Kampfes, der die Urinstinkte in allen drei Wölfen weckte. Maddie war etwas größer als die beiden männlichen Wölfe. Sie sprang, biss und zerrte, bis Dash derjenige war, der wimmerte. Ein bösartiger Biss in ihre rechte Hinterpfote brachte sie zu Fall. Und während sich der andere Wolf in ihrer Kehle verbiss, veränderte sich etwas in ihr. Ihre Wölfin wandte und drehte sich, bis sie sich aus der tödlichen Umklammerung befreit hatte. Sie zog die Lefzen nach oben und stellte ihr Fell auf dem Nacken auf. Sie hätte sich blindlings auf die beiden Männchen geworfen, hätte ein Heulen sie nicht davon abgehalten. Es war noch etwas entfernt, doch je näher die Töne kamen, desto mehr nahm Maddie auch den Geruch wahr. Als der braune reinblütige Wolf aus dem Unterholz gesprungen kam und sich neben Maddie stellte, hätte sie nicht erstaunter sein können, wenn er mit einem Mal angefangen hätte zu sprechen. Seine Rippen stachen nach wie vor unangenehm hervor und sein verfilztes Fell stank genauso, wie es aussah. Er rührte sich nicht vom Fleck, als sie ihn anstarrte. Stattdessen knurrte er nun die zwei Wandler an, die genauso überrascht wie Maddie waren. Noch seltsamer war, dass sich drei Weibchen ebenfalls langsam auf die Gruppe zubewegten. Sie nahmen hinter Maddie und dem Braunen Stellung. Die Wölfinnen sahen nicht ganz so schlimm aus, aber ein Schnuppern in der Luft verriet Maddie, dass sie genauso hungrig und verzweifelt wie der Rüde waren. Gegen vier Wölfe und eine Wandlerin, die bewiesen hatte, dass man sie nicht so einfach durch die Gegend schubsen konnte, zogen die beiden Wandler die Schwänze ein, nur um winselnd das Weite zu suchen. Maddie setzte sich hin, legte den Kopf schief und erlaubte ihren Sinnen, alle Eindrücke um sich herum aufzunehmen. Die anderen Wölfe legten sich hin, nur der Rüde schaute sie wachsam an, als erwartete er, dass sie ihn wegjagen würde. Es klebte immer noch Blut in seinem Fell. Diese Verletzung hatte Maddie ihm beigebracht, als sie Flynn verteidigt hatte. Was sollte sie nun tun? Anscheinend erwarteten die Wölfe etwas von ihr. Vorsichtig schnupperte sie am Hals des Rüden und der kleinere Wolf hechelte dabei nervös. Er stank nach allem Möglichen und Maddie drehte sich leicht der Magen um. Ihrer Wölfin gefiel sein Zustand ganz und gar nicht. Endlich traute auch Flynn sich aus seinem Versteck.

„Du hast schon lange gewusst, dass ich da bin, oder?“, fragte er vorsichtig. Maddie nickte.

„Und sie werden mir nichts tun, oder?“ Die Wölfinnen stellten nervös die Ohren auf, der Rüde sah Flynn jedoch relativ desinteressiert entgegen. Maddie schüttelte die Ohren, stieß aber ein warnendes Knurren aus, was die Wölfe ohne Probleme verstanden.

„Sie sehen ziemlich mitgenommen aus.“ Flynns Stimme war das Mitleid anzuhören und Maddie fand, dass es ihn noch sympathischer machte. Immerhin hatte einer dieser Wölfe versucht, ihn zu erlegen. Was angesichts des großen Hungers kein Wunder war. Sie hätte sich zurück verwandeln können, doch ein seltsamer Gedanke ging in ihrem Kopf herum. Konnte es sein, dass die Wölfe sich nicht getraut hatten, Beute zu erlegen, weil sie das Daemon Rudel fürchteten? Immerhin war vieles anders in dieser Welt und Maddie hätte nicht sagen können, ob neben dem Pearson Rudel noch ein Rudel reinrassiger Wölfe im Wald lebte. Bisher hatte sie sich dafür nicht sonderlich interessiert, um ehrlich zu sein. Natürlich waren ihr Wölfe begegnet, die braunes oder sogar graues Fell wie die Wölfinnen besaßen. Aber sie hatte nie darüber nachgedacht, ob sie zu einem Rudel gehörten, das ganz in ihrer Nähe lebte. Jetzt schämte sie sich dafür. Maddie stieß Laute aus, die Flynn nicht verstehen konnte. Die Wölfe allerdings schon. Nun legte sich auch der Rüde hin und Maddie ging rasch zu Flynn. Sie konnte nicht wiederstehen und rieb ihren Kopf an seinem Bein. Flynn lachte überrascht auf und fuhr mit zitternder Hand und zögernd durch ihr Fell. Seine Berührung fühlte sich gut an und Maddie musste sich dazu zwingen, ihrem Wohlwollen nicht Ausdruck zu verleihen. Stattdessen sah sie Flynn in die Augen und hoffte, dass er wusste, dass sie gleich wiederkommen würde. Während sie in das Dickicht rannte, hörte sie Flynn etwas flüstern, verstand aber die Worte nicht. Es dauerte nicht lang, und der erste Hase war erschnüffelt und erlegt. Sie hatte schon lang nicht mehr gejagt, immerhin war sie selten hungrig und ihre menschliche Seite bevorzugte gebratenes Fleisch aus der Pfanne. Schließlich trottete sie zurück zu ihrem besonderen Platz im Wald, wo alle auf sie warteten. Da der Rüde eindeutig der Anführer der kleinen Gruppe war, legte sie den Hasen vor ihm ab. Nach einem kurzen auffordernden Nasenstupser machte er sich über das erlegte Tier her. Flynn stieß ein Würgen aus und drehte sich um. Maddie lachte, was in ihrer Wolfsform wirklich seltsam klang. Dann verschwand sie wieder. Das Ganze wiederholte sie noch ein paar Mal, bis alle Wölfe ihren Hunger stillen konnten. Um ihre Schnauze vom Blut zu befreien, watete sie ins Wasser hinein. Die Kühle störte sie nicht und erst im Wasser entspannten sich ihre angespannten Muskeln. Die Wölfe beobachteten sie eine Zeitlang und auch Flynn hatte sich mittlerweile auf der Erde niedergelassen. Augenscheinlich fand er die ganze Situation faszinierend. Doch nach kurzer Zeit folgten die Wölfe ihrem Beispiel. Sie rannten ins Wasser und balgten bald wie Welpen herum. Maddie hatte genug und trottete aus dem See heraus.

„Dort hinten liegen Sachen für dich. Ich habe sie in einem Versteck gefunden.“ Seine Stimme nahm eine andere Klangfarbe an und Maddie legte den Kopf schräg, während sie Flynn musterte. Als Mensch wäre ihr das wahrscheinlich gar nicht aufgefallen. Flynn schaute wieder zu den Wölfen, sodass Maddie zu der Stelle trottete, die er ihr gezeigt hatte. Schnell zog sie sich an und wuschelte durch ihre nassen Haare, nachdem sie sich verwandelt hatte. Anschließend setzte sie sich neben Flynn. Eine Weile schwiegen sie, dann sagte Maddie leise: „Jetzt stecke ich noch mehr in der Klemme.“

„Wie kam es zu eurem Zusammentreffen?“ Maddie erzählte ihm, wie die Gorillas sie überrascht hatten und ihr eine Lektion erteilen wollten. Flynn blieb still, doch sein Zähneknirschen war nicht zu überhören. Erst zum Ende des Kampfes hin hatte sie ihn wahrgenommen. Dankbarkeit durchströmte sie bei dem Gedanken, dass er nicht versucht hatte, ihr zu helfen. Denn zum Einen wäre sie abgelenkt gewesen, zum anderen hätte er sich so verraten. Eine angenehme Wärme breitete sich in ihr aus, als sie erkannte, dass er sich wirklich Sorgen um sie machte. Im Nachhinein fühlte sie sich mutiger als jemals zuvor. Und doch lastete die Unausweichlichkeit ihrer Handlung wie ein Stein auf ihr.

„Sie hätten mich vielleicht lebensgefährlich verletzt, wenn ich mich nicht verwandelt hätte. Jetzt werden sie aber schnurstracks zu Pete rennen und ihm alles erzählen“, beendete Maddie frustriert ihre Erzählung. Flynn kräuselte nachdenklich die Stirn, während sein Blick wieder zu den Wölfen schweifte, die sich noch immer im kleinen See befanden. Der Duft nach Herbst zog zu ihnen, als der Wind auffrischte und Wolken vor den Mond geschoben wurden. Trotz des ganzen Desasters konnte sie nicht leugnen, dass sie sich in seiner Nähe sicher und geborgen fühlte. Es half, laut über die Probleme zu sprechen und darauf zu warten, welche Meinung er hatte. Seltsam, dabei kannte sie ihn eigentlich gar nicht richtig und auch nur wenige Stunden lang.

„Ja, das werden sie. Aber im Grunde genommen hast du Glück, dass Pete dich nicht mit eigenen Augen gesehen hat. Denn er wird seinen Schlägern nicht glauben. Wahrscheinlich wird er in ein paar Stunden vor deiner Tür auftauchen und überprüfen, ob er einen Wolf in dir wahrnehmen kann.“

„Das wird er nicht. Am Tag spüre selbst ich sie kaum.“ Ihre Stimme klang traurig und seine Hand zuckte. So, als wolle er sie trösten und sich zusammenreißen, seine Hand nicht nach ihr auszustrecken. Doch nach einem kurzen Räuspern zeigte Flynn auf den See.

„Wie kommt es, dass sie nicht gegen dich gekämpft haben und Futter angenommen haben? Ich meine, das ist ziemlich ungewöhnlich, oder?“ Maddie nickte und kaute auf ihrer Unterlippe herum. Den Blick auf ihren Mund, den Flynn nicht verhindern konnte, bemerkte sie gar nicht.

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Serideki Birinci kitap "Lost Spirit - Found Soul"
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