Kitabı oku: «Ardeen – Band 10 | Teil 1», sayfa 4
Allerdings gab es gewisse Regelmäßigkeiten, wie Magier üblicherweise vorgingen, wenn sie etwas verbergen wollten. Diese Regeln hatte Eryn bei seiner Ausbildung in Naganor frühzeitig gelernt und später auch oftmals selbst angewendet. Natürlich gab es einen gewissen Spielraum, doch die meisten Magier waren Gewohnheitsmenschen mit einem deutlichen Hang zur Faulheit. Kurzum, man erledigte die Aufgabe der Sicherheit mit einem minimalen Aufwand.
Auf Schatzsuche
Die Arbeit brachte es mit sich, dass sich auf dem Schreibtisch bald ein Haufen Papier angesammelt hatte. Aber nicht nur dort, sondern die Notizen waren auch auf jede andere Ablagefläche in dem Raum gewandert. Kritisch sah sich Eryn um.
Hier sieht es so unordentlich aus wie in Prinz Raidens Wirkungsbereich. Höchste Zeit, etwas Ordnung zu schaffen. Eines Tages habe ich vielleicht auch einen Eryn, der für mich aufräumt. Aber so wie es gerade aussieht, bin ich hier der einzige Eryn. Er seufzte und machte sich an die Arbeit.
Wenigstens ist die Plackerei nicht für jemand anderen und obendrein kann ich meine eigenen Systeme aufbauen.
Nur zu gut erinnerte sich Eryn daran, wie oft ihn Meister Raiden angekeift hatte, dass der eine oder andere Zettel absolut nicht hierhin oder dorthin gehöre. Dabei hatte besagter Zettel zuvor noch auf dem Boden gelegen, wo er sicherlich auch nicht hingehört hatte. Der Abdruck einer Stiefelsohle war der eindeutige Beweis dafür, doch Eryn hatte sich gehütet, seinen Meister darauf hinzuweisen.
Er war unglaublich schlampig, was der ordentliche und organisierte Eryn nicht ist.
Im Handumdrehen verschwanden die Notizen in sauber beschrifteten Mappen und dann legte Eryn eine Aufstellung an. ‚Eryns direkte magische Adressen‘ schrieb er auf das Deckblatt. Kurz zögerte er und fügte schließlich noch den Titel Meister vor seinem Namen ein.
Alles muss seine Richtigkeit haben, den Titel habe ich mir redlich verdient.
Dann begann er seine Notizen durchzusehen. Dort hatte er jede Adresse akribisch notiert, wann immer er in letzter Zeit eine Stadt bereist hatte. Und nun übertrug er die magischen Formeln in das neue Buch. Eine große Stadt in den Wegen zu finden, war einfach, denn nirgendwo sonst in der Natur gab es so unglaublich viele viereckige Steine, die sich auch noch ein Stück weit in den Himmel erhoben. In welcher Stadt er letztendlich gelandet war, fand er aber meistens erst heraus, wenn er aus den Wegen ins Freie trat.
Es dauerte nicht lange, da waren drei Seiten in Meister Eryns Adressbuch eng beschrieben, während die Notizen entweder ins Feuer wanderten oder auf den Stapel ‚Da steht noch was anderes Wichtiges drauf‘. Als der Ordnung Genüge getan war, nahm sich Eryn seine Aufzeichnungen zur Schatzsuche zur Hand und kam zu dem Schluss:
Ich kann die Muster der Zauber in den Wegen tatsächlich finden, allerdings tauchen sie erst auf, wenn ich mich in der näheren Umgebung befinde. Eryn hatte die Distanz mehrfach gemessen und kam so an die 30-Meter-Marke heran. Das war nicht das Ergebnis, welches er sich erhofft hatte, denn es zwang ihn, sich schon sehr nahe an einem Schatz zu befinden, bevor er die Magie sehen konnte. Womit ich kaum weiter wäre als zuvor.
„Habe ich dir nicht gleich gesagt, dass das nichts wird?“ Diesmal war der große Zweifler nicht Ador, sondern Vedi, der dann auch noch leise hinzufügte: „Das Forschungsobjekt Nummer eins hat doch nicht allen Ernstes gedacht, es könne es dem Forscherdrachen gleichtun und große Schätze finden.“ Dabei bewegte Vedi seine Lippen, als würde er die Worte formen.
„Seit wann kann ein Drache wie ein Mensch reden? So ganz ohne Golem?“, tat Eryn den Einwand ab, da er sich durch die Illusion im Augenblick gestört fühlte. Die Trugbilder ad absurdum zu führen, ließ sie schneller wieder verschwinden, doch wer, wann und wie auftauchte, konnte Eryn nicht kontrollieren.
Ob das jemals wieder aufhört? Zumindest kamen diese ungebetenen Besuche inzwischen seltener, was er durchaus als hoffnungsvolles Zeichen deutete.
Eryn richtete seine Gedanken wieder auf die Schatzsuche. Vielleicht muss ich dieses Unterfangen anders angehen. Wo findet man üblicherweise Schätze? In Gräbern, in Höhlen, auf versunkenen Schiffen und in alten Ruinen. Nach dem Prinzip des Städtesuchens waren versunkene Schiffe am einfachsten zu finden, denn Holz und Eisen kamen auf dem Meeresboden üblicherweise nicht vor.
Das könnte klappen. Und Eryn machte sich auf den Weg zu seinem Experimentierfeld. Dort begann er seine Suche. Weil Schiffe meistens im Bereich der Küste auf Grund liefen, bezog er diesen Umstand in seine Überlegung mit ein. Als Erstes fand er ein altes Fischerboot, welches keine 100 Meter entfernt an den Klippen zerschellt war. Eryn tauchte nicht einmal in die reale Welt ein, um zu wissen, dass dieses Wrack keine Schätze barg.
Bei der unbestimmten Suche scheint die Zeit mit der Entfernung zusammenzuhängen, allerdings gilt das auch nicht immer. Die Wege sind wahrlich komplexe Systeme. Sein nächster Versuch brachte ihn zu einem gesunkenen Handelsschiff. Er trieb am Rand der Barriere, um das Wrack genauer zu untersuchen. Im Schiffsrumpf befanden sich Fässer und Amphoren, die die Prägung von Weinreben erkennen ließen. Allerdings waren sie größtenteils zerbrochen.
Der ist sicherlich nicht mehr gut, witzelte Eryn und ging weiter. Doch plötzlich tauchte vor ihm eine graue Wand auf. Was ist das? Er suchte in den Wegen nach Mustern der Magie, doch da waren keine. Dann glitt er an der grauen Wolke entlang, bis er sie ganz umrundet hatte. Sie verdeckte ungefähr die Hälfte des Schiffes und hatte eine annähernd runde Form.
Ein spezieller Zauber, der einen geheimen Schatz verbirgt? Jetzt wollte er es genau wissen, doch das bedeutete, dass er in die reale Welt hinaustreten musste.
Ich muss mir sofort eine Luftblase zaubern. Also entfernte er sich zwei Schritte von der seltsamen Nebelwand, bereitete den Zauber vor und verließ dann das Tor. Die schützende Kugel aus Magie hüllte ihn sogleich ein und drängte das Wasser beiseite. Einmal draußen, verbarg keine seltsame Nebelwand mehr den Blick und Eryn konnte deutlich sehen, was vor ihm lag. Als er noch damit beschäftigt war, sich alles genau anzusehen, zerplatzte seine Magie plötzlich und sofort stürzten die Wassermassen auf ihn ein. Dummerweise wurde er dann auch noch nach vorne gedrückt und landete in jenem Bereich, den er von den Wegen aus nicht hatte einsehen können. Instinktiv wollte er eine neue Schutzhülle erschaffen, doch das war nicht möglich und dann wurde ihm schlagartig schlecht. Scheiße, Unhaer.
Panik drohte ihn zu übermannen, denn jemand mit seiner Begabung konnte im Unhaer nicht lange überleben – mal ganz abgesehen davon, dass er ohne jegliche Art von Magie auch nicht unter Wasser atmen konnte. Er bekam ein Geländer zu fassen und zog sich mit hektischen Bewegungen in Richtung der Weinfässer. Ihm wurde bereits schwindelig, als seine Magie mit einem Schlag zurückkehrte. Sofort sprang er durch ein Tor, um dann schwer atmend auf seinem Experimentierfeld aufzutauchen.
Bei den Göttern, das war knapp. Ich muss mir unbedingt wieder einen Schutzring gegen das Unhaer anfertigen. Das war eine geradezu gemeine Falle, die mir die Natur hier gestellt hat. Man tritt ahnungslos aus einem Tor und schwupps, zerstört das Unhaer jegliche ehrliche Magie. Mein Schutzschild ist daran wie eine Seifenblase zerplatzt.
Trotz dieses Ereignisses ließ er sich nicht entmutigen und setzte seine Schatzsuche fort. Er arbeitete sich von Wrack zu Wrack und am Ende des Tages hatte er drei Kisten voller Münzen und zwei verzauberte Halsketten geborgen. Die zwei Artefakte waren mit den üblichen Schutzzaubern gegen Gedankenspionage und Manipulation belegt und stellten somit nichts Besonderes dar.
Geldnöte habe ich jetzt keine mehr, doch auf diese Art und Weise komme ich auch nicht an Bücher heran. Auch seltene Artefakte werde ich so kaum finden. Hätte mir eigentlich von Anfang an klar sein sollen. Wer nimmt sein kostbarstes Gut schon mit auf ein Schiff und Bücher überdauern im Wasser sowieso nicht lange. Eryn selbst hatte eine Abneigung gegen diese Art des Reisens, weil er sehr schnell seekrank wurde. Überhaupt schätzte er das Element Wasser nicht sonderlich. Trotzdem hatte er zuerst diese Methode gewählt, weil sich das Auffinden von Schiffen am leichtesten bewerkstelligen ließ.
Doch nun machte er sich darüber Gedanken, wie er Gräber, Höhlen oder Ruinen aufspüren könnte.
Das Muster dieser Orte ist zu unbestimmt. Ein paar bearbeitete Steine können mich zu jedem einzelnen Haus auf dem Kontinent führen. Hohlräume in den Bergen sind genauso aussichtslos und Gräber sind eine Ansammlung von Stein, Erde, Knochen und ein wenig Metall. Dazu ist das Sammelsurium dann meist mit ein wenig Grünzeug überzogen. Das könnte mich auch zu jeder Müllgrube führen, die in den letzten tausend Jahren angelegt wurde.
Etwas ratlos starrte er vor sich hin. Nur gesunkene Schiffe kann ich leicht finden, aber die beherbergen nicht die Schätze, die ich suche. Ich muss dieses Problem anders angehen. Wo verstecken Magier üblicherweise ihr Zeug?
Die Antwort war einfach. In der Nähe ihrer Wohnstätte, damit sie die Dinge schnell zur Hand haben, wenn sie sie doch einmal benötigen sollten. Stichwort ‚Artefaktekammer‘. Und natürlich hat jeder Magier auch seine eigene Bibliothek – außer mir, aber das kann ja noch werden. Nein, das muss werden und dafür sind die Ruinen der geeignete Ort, denn Magier wohnen üblicherweise nicht in Gräbern oder Höhlen.
Sie wohnen bevorzugt in Türmen und solch ein Bauwerk steht üblicherweise auf einem Berggipfel. Außer Naganor, welches am Fuße eines Berges steht, weil die Schwarzen Magier die Welt sowieso mit anderen Augen sehen. Und Gahaeris liegt inmitten eines Waldes, weil die Grünen ein noch absonderlicheres Weltbild haben. Aber die anderen Türme sind auf landschaftlichen Erhebungen errichtet, so wie es sich gehört. Doch diese Türme sind bewohnt und kommen somit nicht in Betracht.
Aber Bauwerke auf landschaftlichen Erhebungen zu finden, kann nicht so schwierig sein.
Und so hatte Eryn einen neuen Plan.
Eryn fühlte sich wie ein Raubvogel, der von den Winden getragen majestätisch über den Himmel glitt und mit scharfem Auge nach Beute am Boden Ausschau hielt. Tatsächlich war sein Auge nur ein magisches und er selbst saß auf einem Vorsprung inmitten einer steilen Felswand, wo ihn nichts und niemand stören würde. Tief unter ihm wand sich ein Fluss durch das breite Tal auf seinem Weg zum Meer. Eryn kannte diese Gegend nicht. Sie lag irgendwo im Südosten des Kontinents – weit weg von Naganor und Elverin. Es dauerte nicht lange und Eryn hatte sich ein weitaus besseres Bild von seiner Umgebung gemacht. Da gab es eine größere Stadt, vier Burgen, zehn Dörfer und ungefähr noch einmal so viele vereinzelte Gehöfte. Aber was Eryn wirklich interessierte, waren die drei Ruinen, die er auch noch entdeckt hatte.
Zeit für einen Feldversuch. Eine innere Anspannung hatte von ihm Besitz ergriffen, als er bei der ersten Ruine auftauchte. Übrig geblieben waren nur die steinernen Überreste eines Säulenganges und ein Teil der Außenmauer. Die Mauerreste waren aber nur mehr so hoch, dass man problemlos darüber hinwegsteigen konnte.
Was mag hier einmal gestanden haben? Vielleicht ein Tempel oder ein größeres Gutshaus. In diesem Moment bedauerte Eryn, dass er nicht in der Vergangenheit lesen konnte, so wie Meister Raiden. Aber im Grunde genommen ist es auch egal, denn ich bin nicht wegen der Historie hier, sondern wegen der verborgenen Schätze.
Er scannte, konnte aber nichts entdecken. Dann glitt er hinüber in die Welt der Wege und suchte nach dem Muster der Verbergungsmagie. Das übliche Grau umfing ihn, doch dann bemerkte er den schwachen Schein von Magie und trieb näher.
Ha, Volltreffer. Da ist etwas. Genau an der Stelle, wo das Muster des Unsichtbarkeitszaubers aufgetaucht war, trat er wieder ins Freie. Direkt vor ihm befand sich eine umgestürzte Säule. Bereits halb im Erdreich versunken, war sie zusätzlich von Pflanzen überwuchert.
Der Schatz liegt genau darunter, vermutete Eryn und untersuchte die Stelle nun eingehend.
Hier liegen Knochen, doch etwas Magisches kann ich nicht entdecken. Darum beschloss er, zu graben. Nicht mit der Hand, sondern wie ein richtiger Magier. Das Gras flog zur Seite, als wäre es mit dem Hieb einer Sense geschnitten worden. Dann folgte eine dünne Schicht Erdreich nach der anderen und Eryn fand den Schädel eines Toten und die Knochen einer Hand. Doch ein größerer Bereich wirkte, als läge dahinter eine leere Kuhle. Eindeutig ein verborgener Bereich. Und dann wusste Eryn plötzlich, wie er dieses Szenario zu deuten hatte und grinste siegessicher.
Toter Nummer eins hat sich mittels eines Artefakts unsichtbar gemacht. Vermutlich handelt es sich um eine Halskette. Er wollte sich vor einer Gefahr verbergen, doch unglücklicherweise ist diese Säule umgestürzt und hat ihn erschlagen. Davor konnte ihn das Artefakt nämlich nicht beschützen. Nach all den Jahren haben sich Kopf und Hand vom Leib getrennt und dadurch sind sie mit dem Rest nicht mehr in einer verbundenen Aura, weswegen ich sie auch ganz normal sehen kann. In Schritt zwei wird Detektiv Eryn den Unsichtbarkeitszauber beenden und somit beweisen, dass er recht hat.
Seine gute Ausbildung in Spionagemagie machte sich nun bezahlt und vor seinen Augen erschien eine mit Rubinen besetzte goldene Halskette, die auf den weißen Rippenknochen eines Skeletts ruhte. Eryn nahm das Geschmeide an sich und ließ die Glieder langsam durch die Finger gleiten.
„Ist zwar kein geheimes Buch, doch immerhin eine wertvolle Halskette und obendrein ein Artefakt mittlerer Güte.“ Man kann nicht gleich den großen Treffer bei der Schatzsuche landen. Aber ich arbeite mich langsam vorwärts und das hier ist bisher mein bester Fund.
Eryn verstaute die Halskette in einer Umhängetasche und nahm sich die nächste Ruine vor. An den darauffolgenden drei Orten fand er nichts, doch in den Überresten eines alten Turmes hatte er erneut Glück und entdeckte ein Geheimfach, in dem sich mehrere Ringe und ein Handspiegel befanden. Er betrachtete sich darin und musste lachen, denn sein Spiegelbild hatte einen langen Bart.
Also den sollte ich mir nicht wachsen lassen. Der aufgeregte Ruf eines Vogels ertönte und Eryn sah sich um, ob von irgendwoher Gefahr drohte. Als er nichts weiter ausmachen konnte, sah er wieder in den kleinen Handspiegel. Der Bart war weg, doch diesmal hatte er lange gelockte Haare.
Ein unglaublich nützliches Artefakt, wie mir scheint, befand er und steckte dann den Spiegel und die Ringe zu der Halskette in die Tasche. Die Ringe sehe ich mir später an. Sind wahrscheinlich auch nicht überragend. Aber eine weitere Ruine habe ich mir für heute noch vorgenommen, dann ist mein Tagewerk getan.
Besagte Stätte ‚Ruine‘ zu nennen, war ein wenig irreführend, denn an dem Ort ragte nur ein einzelner unförmiger Stein in die Höhe. Es war jedoch offensichtlich, dass dieser vier Meter hohe Klotz keine Laune der Natur war und aus der Nähe betrachtet, sah man, dass der Monolith mit einem Muster aus wiederkehrenden Rauten, Kreisen und Strichen überzogen war.
Die Symbole ergeben keinerlei Sinn – zumindest nicht die Magie betreffend. Wahrscheinlich sind sie bloß reine Dekoration. Eryn rätselte weiter über die Bedeutung des Monuments und kam schließlich zu dem Schluss, dass es sich hier höchstwahrscheinlich nur um eine Wegmarkierung handelte.
Deswegen erwartete er auch nicht viel, als er in die Wege eintauchte, um nach magischen Spuren zu suchen. Doch sofort fiel ihm das seltsame Muster auf.
Sieh an, hier gibt es doch etwas. Ungewöhnlich, diese magische Kombination. Was mag das bedeuten?
Er trat wieder hinaus ins Freie und scannte ausgiebig, konnte aber nichts entdecken. Mit den gängigen Verfahren versuchte er die üblichen Verbergungszauber zu beseitigen, doch nichts änderte sich dadurch.
Aber in den Wegen sehe ich es ganz deutlich. Da hat jemand etwas versteckt und dieser Jemand ist gut, denn hier habe ich es nicht mit der üblichen Standardmagie nach Lehrbuch zu tun. Der Ehrgeiz hatte ihn gepackt und er wollte dem Rätsel auf die Spur kommen. Eryn legte seine Hände auf den Stein und schickte diverse Suchzauber los.
Hmm, nichts. Aber in den Wegen sieht es so aus, als wäre genau hier etwas Magisches. Manchmal ist die Wirklichkeit verzerrt und man glaubt vor einem Pfahl zu stehen und hat in Wahrheit einen Turm vor sich. Er ging um das Monument herum und zählte die Schritte. Nur sechs. Das stimmt mit dem Umfang überein. Also ist es doch nur eine Säule ... allenfalls mit einem Geheimfach. Aber wo bist du?
Ein Luftpolster brachte ihn in die Höhe und er zog einen weiteren Kreis um die zweite Hälfte des Monuments.
Auch nur Stein ... oder so verdammt gut verborgen, dass ich keinen Unterschied zum Trägermaterial entdecke. Eryns Zuversicht schwand zusehends und er schwebte nun ganz hinauf, um sich auf die Spitze des Steins zu stellen. Nicht so sehr, weil er sich davon große Erkenntnisse erhoffte, sondern weil man das immer tat. Ob bei einem Turm oder einem Berg, man musste stets ganz nach oben, um dann von dort aus hinuntersehen zu können. Dieser unförmige Stein wurde an der Spitze ziemlich schmal und unter normalen Umständen hätte man dort oben nie Platz zum Stehen gehabt. Aber Eryns Luftpolster machte das Unmögliche möglich. Doch als er direkt auf die Spitze schweben wollte, da prallte er gegen eine unsichtbare Wand. Er kam ziemlich ins Schwanken und schaffte es gerade noch so, sein Luftkissen wieder zu stabilisieren.
Also das Versteck habe ich gerade gefunden ... wenn auch nur zufällig. Aber das muss ich ja keinem verraten. Der große Magier Eryn fand diese seltsame Landmarke, scannte kurz und entdeckte sogleich den verborgenen Bereich an der Spitze – das ist die Version für die Nachwelt. Und dann zerstreute Eryn die Verbergungsmagie und entdeckte eine ganze Artefaktesammlung und eine Bibliothek. So geht diese Geschichte aus. Aber an der Stelle bin ich leider noch nicht.
Eine Stunde später hatte Eryn herausgefunden, dass besagtes Versteck eine Größe von drei auf drei Metern maß und sich ungefähr zwei Meter über der Steinspitze befand. Eine Art Verbindungssäule befand sich dazwischen und an jenes unsichtbare Gebilde war Eryn zuvor gestoßen. Doch weder Raum noch Verbindung ließen sich sichtbar machen und Eryn gingen langsam die Ideen aus.
Verdammt, ich sehe dich weder magisch noch unmagisch und doch bist du da. Denn ich kann dich deutlich fühlen. Es muss einen Grund geben, warum diese Verbindung besteht! Doch nur in den Wegen kann ich überhaupt erkennen, dass hier Magie zugange ist. Die Lösung des Rätsels liegt in den Wegen. Also trat Eryn durch ein Tor. Die Magie war in einem Muster verwoben, welches ihm überhaupt nichts sagte. Und egal wie lange er darauf starrte, er wurde nicht schlau daraus. Vorsichtig probierte er ein paar Zauber aus, doch die Gesetze in den Wegen waren andere als in der realen Welt und seine Zauber glitten einfach hindurch. Nach einer Weile musste er sich eingestehen, dass er auch so nicht weiterkam.
Der große Magier Eryn schaffte es nicht, dieses Rätsel zu lösen, und musste unverrichteter Dinge wieder abziehen. Dieses Ende meiner Geschichte hört sich zu sehr nach Versagen an. Prinz Raiden hätte sicherlich schon längst eine Lösung gefunden. Und diese Vorstellung ärgerte ihn umso mehr.
Ich muss es schaffen – egal wie. In seiner Verzweiflung schoss er ganz unbeherrscht einen Feuerball auf die magische Struktur. Es gab einen Rückstoß, der ihn aus den Wegen beförderte und mit dem Rücken gegen die Steinsäule prallen ließ.
Aua verdammt, das hat wehgetan. Eryn wirkte einen Heilzauber, noch bevor sich ein Bluterguss bilden konnte und glitt dann zurück in die Zwischenwelt. Schließlich wollte er wissen, was seine Aktion bewirkt hatte.
Nichts. Rein gar nichts. Diese blöden Lichtpunkte verhöhnen mich. Trotzig presste er die Lippen aufeinander. Ich springe einfach in diesen geheimen Raum, indem ich den Zauber anwähle.
Das klang abstrus und gefährlich. Doch Eryn glaubte ohnehin nicht, dass es funktionieren würde. Hatten seine anderen Zauber schließlich bisher auch nichts bewirkt.
Wahrscheinlich lande ich sowieso wieder draußen. Aber ich will nicht noch einmal an die Säule klatschen. Darum zog er erst einen Schild um sich herum, bevor er das Tor erschuf. Ein Schritt und das Grau der Wege war verschwunden. Doch Eryn kam nicht draußen bei der Säule heraus, sondern stand plötzlich in einem Zimmer. Da hingen Bilder von Landschaften an den weiß gekalkten Wänden und sofort fielen Eryn die zwei Regalbretter ins Auge, auf denen eine geschlossene Reihe von Büchern stand. Doch bevor er sich über die Lektüre hermachte, sah er sich erst einmal um. Schließlich konnte ihm irgendeine unbekannte Gefahr drohen. Der Raum hatte keinerlei Fenster oder Türen und das Licht kam von drei magischen Leuchtkugeln an der Decke. In einer Ecke stand eine verzierte Kiste und an der Wand gegenüber befand sich ein Bett, welches frisch bezogen war. Der Überzug des Kissens war mit einem Blumenmuster verziert, genauso wie die halb aufgeschlagene Bettdecke.
Sieht aus wie die Kammer einer Frau, dachte sich Eryn zunächst, schränkte seine Einschätzung jedoch sogleich wieder ein. Obwohl, dann müsste noch viel mehr Plunder herumstehen. Blumenvasen, Teppiche, Kommoden mit kleinen Figuren drauf ... Aber hier gibt es nicht viel. Eine Zelle, ohne Ausgänge und ich bin darin eingesperrt. Doch dann verzog er verächtlich die Mundwinkel. Ich kann tunneln und keiner sperrt mich so leicht ein. Truhe oder Bücher, was sehe ich mir zuerst an?
Die Truhe gewann, doch sie barg keine größeren Geheimnisse, sondern enthielt lediglich Kleidungsstücke. Reich verzierte Hemden und Hosen, dazu ein paar Gürtel und Halbstiefel. Sie waren für einen Mann von Eryns Größe gemacht, hatten jedoch keinerlei magische Aufwertung.
Ich nehme das Zeug trotzdem mit, wenn ich hier fertig bin, entschied er, denn auf seiner Insel konnte er alles gebrauchen. Aber jetzt will ich mir erst einmal die Bücher ansehen. Neugierig gespannt ging er hinüber zum Regal und zog wahllos einen Band heraus. Der Einband aus glattem Leder verriet nichts und Eryn schlug die erste Seite auf und las den Titel:
‚Fortgeschrittene Anwendungszauber aus dem Kreis Silber‘. Jawohl, das ist genau das, wonach ich gesucht habe. Wenn die anderen Bücher alle so interessant sind, dann habe ich hier einen wahren Schatz entdeckt. Doch zunächst las er weiter. Aber weil dies im Stehen äußerst unbequem war, ging er hinüber zu der Truhe und setzte sich auf den halbrunden Deckel. Der war mit vier Eisenbändern überspannt und alle Handbreit ragten die Köpfe von Nieten hervor. Obwohl das Buch fesselnd war, rutschte Eryn bald von einer Seite zur anderen, doch es gelang ihm nicht, eine bequeme Position zu finden. Schließlich hob er den Kopf und blickte zu dem Bett hinüber.
Ich könnte mich hinlegen. Es wirkt geradezu einladend und ist sicherlich unglaublich bequem. Also erhob er sich, durchquerte mit drei großen Schritten den Raum, bis er dann vor dem Bett stand.
Es schien ihn verführerisch zu rufen: ‚Leg dich hin und schlafe eine Runde. Das hast du dir verdient, Eryn. Du hast heute schon so viele Schätze entdeckt und der Tag war lang. Eine kleine Rast wird dir guttun.‘
Doch dann blitzte eine Ermahnung des gestrengen Meisters Raiden in seinem Kopf auf: ‚Schlafen ist etwas für Schwächlinge. Ein wahrer Meister übt sich in Disziplin, wenn er die Kunst studiert.‘
Er ist nicht hier und kann mich somit auch nicht tadeln. Die Verlockung des frisch gemachten Bettes war ziemlich groß und Eryn war kurz davor, sich einfach auf die weiche Bettdecke fallen zu lassen. Aber dann siegte die Disziplin über diese wohlige Lust, sich einfach gehen zu lassen. Denn Meister Raiden hatte durchaus recht, auch wenn Eryn das in diesem Moment niemals zugegeben hätte.
Ich nehme mir das Kissen und lege es auf die Truhe, entschied er und schon streckte er seine Hand aus. Aber in dem Moment, in dem er das Kissen berührte, fiel etwas herunter und ein äußerst harter Schlag traf seinen Arm. Dabei wurde er zu Boden gerissen. All das ging unglaublich schnell und Eryn brauchte ein paar Sekunden, um zu begreifen, was da gerade passiert war. Eine Stachelfalle in der Größe des Bettes war von oben heruntergefallen und das, obwohl Eryn zuvor alles genauestens abgesucht hatte. Dabei war ihm nichts Außergewöhnliches aufgefallen. Aber nun lag dieses Gitter mit seinen ellenlangen scharfen Spitzen gut sichtbar auf dem Bett, während ein paar einzelne Daunenfedern noch durch die Luft segelten. Blut lief Eryns Arm herunter, doch es hinterließ keinerlei Flecken und das Bettzeug hatte immer noch den Glanz frisch gewaschener Wäsche. Das schwere Gitter hatte seinen Arm gleich an drei Stellen durchbohrt. Ein spitzer Dorn steckte mitten in der Handfläche, ein zweiter im Unterarm und kurz über dem Ellbogen war der letzte durch seine Haut gedrungen. Gebrochen schien jedoch nichts zu sein, obwohl der Metallrahmen hart auf seinen Oberarm geprallt war, wo sich mittlerweile eine ganz schöne Beule gebildet hatte.
Trotz des Überraschungseffekts behielt Eryn einen kühlen Kopf. Er stoppte zunächst die Blutung und betäubte seinen Arm. Wann habe ich meine Schilde fallen gelassen? Hier ist eine subtile Manipulation am Werk und ich habe nicht das Geringste gemerkt.
Um sich zu befreien, wollte er das Gitter magisch anheben. Aber er merkte sofort, dass da etwas nicht stimmte, denn seine Magie wurde umgehend absorbiert.
Welcher kranke Geist denkt sich so etwas aus? Nicht auszudenken, wenn ich mich tatsächlich auf das Bett gelegt hätte. Dann wäre ich jetzt mit Sicherheit tot.
Just in dem Augenblick erschien neben dem Bücherregal eine schlanke Gestalt. Sie trug eine Robe und hatte die Kapuze über den Kopf gezogen, sodass man ihr Gesicht nicht erkennen konnte. Eryn scannte sofort und seine Magie verriet ihm, dass dies nur ein Trugbild war.
Nicht jetzt auch noch eine dieser dämlichen Illusionen.
„Du kleiner dreckiger Magier mit dem Kreis Gold. Hast du wirklich gedacht, du könntest mich so einfach bestehlen?“ Die Stimme war eindeutig männlich, doch sie gehörte weder Ador noch Prinz Raiden. Darum wunderte sich Eryn:
„Hä, wer bist du?“ Doch der Fremde ignorierte die Frage gänzlich und fuhr einfach fort:
„Widerwärtiges Geschmeiß aus Elverin ist in meine Falle getappt und hat seine gerechte Strafe erhalten. Springst hin und her wie ein Floh, bis man dich fängt und zwischen zwei Fingern zerdrückt. Nun schläfst du gut in diesem Bettchen und wirst keinen anständigen Magier mehr bestehlen.“
Er denkt, ich wäre tot. Falsch, diese Illusion denkt nicht, sondern spult lediglich einen Text ab. Irgend so ein krankes Hirn hat hier eine Falle für einen Magier aufgestellt und verhöhnt nun auch noch den Toten.
„Verrotte in der Hölle, elender Jünger Elverins. Sie springen durch Tore und schnüffeln überall herum. Aber ich bin klüger als diese Kakerlaken. Ich denke, wie sie denken und dann locke ich sie in eine Falle.“ Theatralisch schlug der Mann die Kapuze zurück und rief:
„Ich, der große Meister Tiundor!“
Zum Vorschein kam ein ausgezehrtes Gesicht, eingerahmt von einem langen schwarzen Vollbart. Durch die Mitte des Bartes zog sich eine einzelne weiße Strähne. Die Lippen waren dünn und darüber befand sich eine breite Nase. Unter buschigen Augenbrauen saßen hellbraune Augen und glitzerten irrsinnig. Die langen schwarzen Haare begannen nun in alle Richtungen abzustehen, während die Illusion die Arme hob und wiederholte: „Ich, der große Meister Tiundor!“
Scheiße. Bei dem Namen klingelte etwas in Eryns Gedächtnis. Tiundor, war das nicht dieser verrückte Magier aus Draegnok? Zumindest kann ich sicher sein, dass der inzwischen tot ist, auch wenn ihn seine gehässige Falle überdauert hat.
„Ich, der große Meister Tiundor!“
Die Illusion war nun in eine Endlosschleife der Lobpreisung seiner selbst übergegangen und Eryn ignorierte die harmlose Zauberei. Ich muss mich befreien. Dabei ist äußerste Vorsicht angesagt. Standard nach Lehrbuch wird hier nicht funktionieren. Das habe ich zum Glück schon vorhin bemerkt und der nette Meister Tiundor hat mir diese Vermutung gerade eben auch noch bestätigt. Das Gitter absorbiert magische Energie, um dann einen Zauber zu entfesseln. Vermutlich eine Explosion. Zuerst aufspießen und dann grillen, solch ein teuflischer Plan passt zu diesem Verrückten. Also versuche ich es mit Negation und Absorption.
Eryn löste so die Struktur des Eisens auf und sammelte sie weg, bis die Dornen derart ausgedünnt waren, dass sie wie verrottetes Holz brachen und er seinen Arm endlich herausziehen konnte. Normalerweise nutzte man diese Methode nicht, um sich zu befreien, da in den Wunden dann vermehrt kleine Splitter zurückblieben. Aber darin sah Eryn im Augenblick das geringere Übel. Erschöpft saß er nun auf dem Boden und heilte seine Wunden. Als er damit fertig war, ballte er die Hand zur Faust und öffnete sie wieder, um die Funktion zu überprüfen. Die neue Haut seines geheilten Armes spannte und die Muskeln fühlten sich schwach an. Aber das war nichts Ungewöhnliches.
Ich kann von Glück sagen, dass das nur Fleischwunden waren.
„Ich, der große Meister Tiundor!“, tönte es immer noch beständig und die Lobpreisung zehrte an den Nerven.
Zeit, diesen Geist loszuwerden. Eryn schickte eine Negation auf den Weg, doch die Illusion zeigte sich davon reichlich unbeeindruckt.
Dann soll er halt weiter rumkrakeelen. Zumindest kann er mit seinen Worten niemanden verletzen. Und dann ertappte Eryn sich dabei, wie er schon wieder zu dem Bett hinübersah. Obwohl das Stachelgitter Decke und Kissen durchbohrt hatte, spürte er weiterhin einen gewaltigen Drang, sich einfach hinzulegen.