Kitabı oku: «Als der Efeu sich verliebte», sayfa 3
...Seither sind einige Jahre vergangen, und auch wenn ich kein kleines Mädchen mehr bin wie damals, so blieben die Geschenke der Zwerge in meinem Herzen erhalten.
Hin und wieder wandere ich in den Kristallgarten hinunter, um meinen lieben Freund Hunkapunka zu treffen. Dann zündet er sich seine Pfeife an, und wir erzählen einander, was unter und über Tage vor sich gegangen ist. Später nehmen wir unsere Hämmerchen zur Hand und spazieren über das Kristallfeld, um einige Kristalle an die Oberfläche zu tragen.
Die Liebe der Zwerge zu den Steinen hat sie geprägt. Sie sind genauso wie die Steine, und man sollte sich selbst auch so akzeptieren, wie man ist. Zwerge können ihre Ziele verfolgen, bis sie diese erreichen, deshalb wird ihnen auch ihre berühmte Starrköpfigkeit nachgesagt. Und Zwerge können eine Ewigkeit warten, so wie Steine, sie harren und harren. Es sind dies gute Eigenschaften, denn die Zwerge leben sie ehrlich und offen. Sie sind stolz darauf, so zu sein, wie sie sind. Und das ist, was ich an diesem Volk bewundere.
Hunkapunka erzählt gleich weiter:
Das Element Erde; es ist elementar, lebenswichtig, lebensspendend und wird dabei oft als etwas Selbstverständliches angesehen. Vielleicht liegt es daran, dass es einfach da ist; ruhig und Halt gebend. Nur selten bemerkt man Veränderungen, wenn es nicht Erdrutsche, Erdbeben oder ähnliche Dinge gibt. Sämtliche Pflanzen und Bäume (dazu zählen auch die Wasserpflanzen) „gehören“ zu diesem Element, werden daraus geboren. Alle Lebewesen hier auf unserem Planeten sind auf seine Stütze angewiesen.
Um die Welt aus Sicht der Naturwesen verstehen zu können, muss man nach innen schauen – in den Leib der Erde, den sie auch die gütige Mutter nennen.
Hunkapunka hat sich bereit erklärt uns die „dunkle und leblose“ Erde unter unseren Füssen vorzustellen...
Hunkapunka:
„Wir werden tiefer steigen, als die Kristallgärten und weiter gehen, als ein Vogel fliegen kann. Durch finstere Tunnel, wo das Tageslicht nie hin dringt, vorbei an Kraft- und Wasseradern bis ins Herz – wo alles Leben entspringt und endet.
Vielleicht habt ihr schon bemerkt, dass wir alle gelegentlich einen kleinen Hang zur Dramatik haben. Ohne diesen Hang wäre es uns unmöglich, schöne Dinge herzustellen und ihnen zum Wachstum zu verhelfen.
Meine kleine Freundin – die nun größer ist als ich – gehört auch zu jenen Wesen, die große Träume haben. Wer bereit ist, hinter das Dahinter zu blicken, der wird mit der Endlosigkeit konfrontiert. Andere von euch mögen es lieber sachlich. Jenen begegnen wir auch und informieren sie über Dinge, wie unsere Gestalt und unsere Aufgaben. Was wir hier jedoch vermitteln sind unsere Träume. Träume sind auch Einblicke in die Herzen und Wünsche der einzelnen Wesen. Sie mögen flüchtig sein, machen ein Wesen aber zu dem, was es ist!
Also, Hammer, Pfeife und Tabak liegen bereit. Es kann losgehen. Merkt euch eins; Wasser und Nahrung sind überall zu finden, wenn man weiß wie. Nur guter Tabak, darüber stolpert man nicht einfach so...
Stellt euch jetzt vor, ihr findet irgendwo in der Natur ein Erdloch; sei es unter einem Baum oder Stein, einem Fuchsbau oder einfach ein ganz gewöhnliches Loch. Dort steigt ihr hinein, folgt dem Gang und bereits nach einigen Schritten entschwindet die Welt über euren Köpfen. Das Vogelgezwitscher dringt in den Hintergrund, das Windrauschen verliert an Kraft und nur noch ein gelegentlicher Hauch kitzelt eure Nase. Ein neues Reich breitet sich zu euren Füßen aus. Der feuchte, eher schwere Duft der Erde umgibt euch fortan. Es ist kühl und dunkel. Aus den Gängen kann man das Raunen von allerlei Leben hören; Insekten und Säugetiere, Geister, Wesen und Seelen und natürlich das Herz der gütigen Mutter. Wie eine Trommel schlägt es unablässig; mal leiser, dann wieder lauter, naher und ferner, aber es ist immer da. Bumm. Bumm. Bumm...
Der Weg führt bergab oder besser gesagt erdab. Zieht eure Schuhe jetzt aus, der Boden ist manchmal glitschig und dann wieder trocken, er kann steil abfallen und dann wieder auf große Steine stoßen. Eure Zehen können diese Unebenheiten viel besser wahrnehmen. Solch wundervolle Instrumente, sie gehören nicht in Schuhe eingepfercht. Fühlt ihr, wie sich die Erde unter euren nackten Füssen bewegt? Wie ihr eure Zehen in sie hineingraben könnt?
Weiter geht’s.
Wenn es euch etwas zu dunkel ist, können wir gerne eine Laterne zum Leuchten bringen. In diesem „Zwischenbereich“ bis zu den Steingärten ist es eher finster. Dies hat seine Gründe. Die Pflanzen und Samen wachsen aus der Dunkelheit ans Licht, genau wie ihr Menschen im dunklen Leib eurer Mutter heranwachst. Ihr seht die Nacht und die damit verbundene Dunkelheit oft als euren Feind und als durchtrieben an. Dabei seid auch ihr dem Schwarz entsprungen – dies hat nichts mit eurer Einteilung in Gut und Böse zu tun. Nicht alles, was dunkel ist, bringt Schlechtes und nicht alles, was hell ist, bringt Gutes. Manchmal kann das Licht auch zu grell sein und blendet einen, sodass man blind davon wird...
Der dunkle Zwischenbereich dient zur Speicherung von Nährstoffen und Wasser, aber auch als Erholungsort für uns Naturwesen. Wenn wir Abstand und Ruhe suchen, kommen wir hierher und hören zu, wie das Leben wächst, wie es entsteht und seinen Weg an die Oberfläche findet. Hier sind besonders viele Wasser- und Erdgeister aktiv, einige leben auch in diesem Bereich.
Unzählige Kraftlinien oder Erdlinien durchziehen diesen Ort, kreuzen und ergänzen einander. Bunte Linien, mal flackernd, dann wieder klar und hell, glitzernd, durchsichtig oder trüb. Sie sind wichtig, denn sie verbinden die Erde zu einer Kugel, formen sie so, dass wir auf und in ihr leben können. Aber sie übermitteln auch Informationen rund um den Globus. Sie zeigen an, wo etwas im Ungleichgewicht ist. Es ist das Gehirn von Gaia.
Man kann auch auf den Linien wandern, so wie wir Naturwesen es tun. Ihr müsst dabei nicht besorgt sein sie zu beschädigen, sofern ihr sie mit Achtung betretet. Sie können nur zerstört werden durch Undankbarkeit und rohe Gewalt oder aber durch Schadstoffe.
Es steht euch jederzeit frei, auf einer Linie zu wandern und von ihr zu lernen, denn sie alle haben eine Menge zu berichten.
Wenn wir nun weiter hinab steigen, werdet ihr schnell merken, dass die Luft entgegen allen Vorstellungen nochmals etwas kühler wird. Die Kühle wird von den vielen Steinen ausgestrahlt, denn hier kommen wir zu den Steingärten. Seht sie euch an; all die funkelnden Edelsteine, wie sie strahlen und lachen. Ihre Gegenwart belebt die Luft, vertreibt die Schwere aus ihr und mischt ihren feucht-steinigen Geschmack darunter.
Hier wollen wir uns nicht zu lange aufhalten, denn ich habe euch von diesem Platz bereits etwas erzählt. Wir verlassen die Steingärten und steigen tiefer hinab. Bleibt aber trotzdem einmal stehen und atmet tief. Riecht ihr es? Der Geruch ist herber geworden. Ihr seid den süßlichen Duft auf der Oberfläche gewohnt, der von den Blumen und Bäumen stammt. Hier unten begegnen wir auch fast keinen Tieren mehr. Einzelne Insekten hausen hier, aber ansonsten ist dies das Reich der Steinzwerge. Wir haben unsere Häuser gleich unter den Steingärten angelegt, manchmal leben auch einige darüber. So aber können wir die Löcher in den Steinhallen über uns als Lichtquellen nutzen.
Wie unsere Häuser aussehen? Nun, das ist schwer zu erklären. Jeder Zwerg baut sich sein eigenes, kleines Heim. Manche graben sich ein geräumiges Loch in die Erde, andere errichten Steinhäuser, ähnlich wie ihr sie habt. Einige aber wollen nur ein buntes Zelt, so dass sie das Licht der Edelsteine sehen können. Ihr seht, wir sind alle verschieden und doch leben wir in Harmonie.
Mein Haus ist aus Steinen gebaut. Ich mag die Bauten eurer Schlösser im Mittelalter. Die meisten von uns bevorzugen solche Heime - jedenfalls mein Volk der Kristallzwerge. Dies mag auch an der Form der Kristalle liegen, wer weiß...
Aber genug davon, schließlich haben wir noch ein kleines Stück Weg vor uns, ehe wir in der Mitte ankommen.
Wir durchqueren nun „Kristallstadt“, denn der weitere Abstieg befindet sich am anderen Ende unserer Stadt. Unsere Straßen bestehen meist aus flachgestampfter Erde. Nur selten verspüren wir das Bedürfnis, Wege zu pflastern, denn so bringt man die Erde darunter zum Ersticken. Überall glitzern Kristalle, sogar der Boden ist teilweise mit ihnen geschmückt. Und doch ist unsere Heimat weniger pompös, als ihr vielleicht gedacht habt. Wir lieben die einfachen Dinge von Mutter Erde.
Beim Verlassen von Kristallstadt fällt euch sogleich auf, dass die Luft wärmer geworden ist. Es erinnert einen schon beinahe ein wenig an die Tropen – bloß ohne Sonnenlicht. Keine Angst, wir sind noch nicht bei der Lava angelangt. In diesem Bereich werden viele Feuergeister geboren, um dann eines Tages an die Erdoberfläche zu stoßen. Wir wollen sie nicht stören, sie sind Wanderern gegenüber zwar freundlich, aber es gilt zu bedenken, dass wir ohne ausdrückliche Einladung kommen! Wir wollen das Feuer schließlich nicht wecken, sonst könnten wir womöglich noch einen Vulkanausbruch auslösen – also psst...
Gleich unter den Behausungen der Feuergeister beginnt die sogenannt hohle Erde, oder Agharta. Langsam kommt es in das Bewusstsein der Menschen, dass es eine Welt in der Welt gibt. In Agharta fanden viele Menschen aus alten Kulturen Zuflucht und konnten somit ihre Weisheiten bewahren. Hier unten gibt es sogar eine Zentralsonne. Es wird erzählt, dass die Sonne aus Liebe zu einem uralten und leider längst ausgestorbenen Volk ein Stück von sich selbst geopfert habe, so dass die Nachfahren jenes Volkes hier unten überleben konnten. Von jenen Wesen lebt niemand mehr, aber die Erinnerungen sind geblieben.
Zwischen Himmel und Erde existieren noch eine Menge Dinge und Geschichten aus der Vergangenheit, die noch in den Schatten verborgen liegen. Es wird der Tag kommen, da sich alle erinnern. Dies ist unser großer Traum...
Agharta ist eine kleine Perle und ähnelt der Erdoberfläche in fast allem. Nur seine Bewohner unterscheiden sich optisch ein wenig und handeln bisweilen etwas anders. Auch sind die Temperaturen hier fast immer sommerlich.
Wenn wir Agharta, die Innenwelt, verlassen, stoßen wir nach einer Weile auf den wahren Kern von Mutter Erde. Es ist dies eine Art Hohlraum. Ich kann es euch nicht genau erklären, denn dieser Hohlraum ist „aufgefüllt“ mit dem Wesen, der Seele von Gaia und einem ständigen Wandel unterworfen. Die Energien in der Mitte sind so stark, dass sich der Erdkern ungeheuer erhitzt und so auch die Lava erschafft (Über die genauen Vorgänge hierzu möchte ich mich nicht weiter auslassen, denn das würde zu viel Zeit in Anspruch nehmen). Hier drinnen kommen alle fünf Elemente zusammen; die Erde als Ummantelung, das Wasser, das verbindet, das Feuer, welches wärmt, die Luft, welche durch die beiden Pollöcher hinabsteigt und somit den Äther in sich trägt. Dies ist es, dass Herz unserer Welt, das Zentrum. Wenn solch mächtige Energien aufeinandertreffen, erscheint einem oftmals das Bild einer Feuerwand. Es entsteht aber auch ein unablässiger Sog, ein Austausch, als Pulsieren hörbar – der Herzschlag.
Es ist dies die Kraft, welche unsere Erde bewohnbar macht und dafür sorgt, dass sie sich dreht und ihren Platz im Universum einnimmt. Es ist hier, wo die Magnete sich drehen, ihre Polarität erhalten und somit auch Ebbe und Flut auslösen und die Schwerkraft herstellen.
Wir können nun nicht näher herangehen, denn die Hitze würde uns schaden. Manchmal, wenn die Erde zu viel Wärme hat, kommt es zu einem Vulkanausbruch. Aber selbst wir Naturwesen können uns dieser Energie nicht zu lange aussetzten, sonst würde sie uns in sich aufnehmen, und wir würden aufhören, als Individuen zu existieren. Wir wären nicht tot, nur könnten wir den Kern nicht mehr verlassen. Es gibt manchmal einige von uns, die diesen Weg wählen. Leider kann ich euch nicht sagen, wie es ihnen dabei erging, denn wie gesagt, sie sind dann ein Teil des Ganzen.
Die Feuerwesen halten sich hier besonders gerne auf. Die Wagemutigen unter ihnen leben sogar hier. Aber selbst wenn die Feuergeister den Energien hier am nächsten kommen, so sind auch für sie zu stark. Und nebenbei bemerkt könnte es katastrophale Auswirkungen haben, würden alle Feuerwesen so nahe am Kern lebten.
Kommt nun, meine Lieben, Zeit zu gehen. Wir werden wieder hochsteigen, erdauf. Aber dieses Mal werden wir auf einer Erdlinie reisen. Wie ihr sehen könnt, gibt es diese überall. Sie durchdringen die ganze Erde, wie ein Gitternetz und umschließen ebenfalls den ganzen Planeten; als Schutz, als Ausgleich und als Formgebung.
Seht nur, hier ist eine gute Linie. Sie wird uns an die Oberfläche führen. Wie schön sie funkelt, grün-gelb-weiß.
Bevor ihr nun eure Füße drauf setzt, bittet die Linie um sicheres Geleit nach oben und dankt ihr, für ihr Tun. Es wird ein kurzes Aufflammen der Farben geben. Die Linie hat euch gehört und ist bereit, euch hochzutragen. Jetzt dürft ihr aufsteigen. Wenn ihr das erste Mal auf einer Kraftlinie reist, solltet ihr euch vielleicht hinsetzen. Und nun, lasst euch tragen...
...zurück durch Agharta und vorbei an all seinen Wundern. Weiter durch das tropische Reich der Feuergeister. Ihr dürft ihnen ruhig zuwinken, sie sind keineswegs böswillig, sondern haben nur ein flammendes Temperament. Dann geht es vorbei an meiner Heimat, der Kristallstadt. Wir kommen der Oberfläche näher. Der letzte Abschnitt ist jener Zwischenbereich, wo man das Pulsieren der Kraftlinien am stärksten fühlen kann. Und dann kommt euer Ausgang... Steigt nun von der Linie herab. Ich bleibe noch eine Weile sitzen und sehe nach, wohin sie mich führt. Rauche eine Pfeife und genieße die Schönheiten. Es hat mich gefreut. Geht nun mit der Erde im Herzen...“
Als der Efeu sich verliebte
Vielerorts wird der Efeu als „Schmarotzerpflanze“ angesehen. Eine Pflanze, die nicht ohne einen Wirt überleben kann. Einerseits mag dies sicherlich zutreffen, denn der Efeu haftet sich oft an Bäumen fest und seine Wurzeln wachsen sowohl ober- wie auch unterirdisch. Was dabei aber in Vergessenheit geraten ist, sind die wahren Qualitäten des Efeus. Er schützt den Wald nämlich auf besondere Weise: vor den Auswirkungen bestimmter Frequenzen, wie sie auch von technischen Geräten ausgestrahlt werden.
In vielen der alten Kulturen zählte der Efeu zu den heilbringenden Gewächsen. Vor allem im Keltentum war er hoch angesehen.
Symbolisch steht der Efeu unter anderem für ewiges Leben (er ist immergrün), Beständigkeit, Bescheidenheit, Selbsterkenntnis und Liebe. Auch eine große, weibliche Kraft wird ihm nachgesagt und so verwundert es nicht, dass viele Feen zwischen seinen starken Blättern hausen.
Mich hat der Efeu schon immer fasziniert, und ich werde jedes Mal traurig, wenn die Menschen ihn als Parasiten betrachten. Ähnlich ergeht es wohl den Naturwesen, denn es war ein kühler Tag, als ich auf einem Spaziergang einer Sidhe begegnete.
Als Sidhe werden die Feen in Irland bezeichnet. Sie unterscheiden sich von den Feen, die in unseren Gebieten leben. Es mag unter anderem an ihrer helleren Haut und den oftmals roten Haaren liegen, aber auch an ihrer Körperhaltung. Unsere Feen hier halten sich um einiges gerader und schweben mehr, als dass sie gehen. Die Sidhe wirken etwas unruhiger und hüpfen gerne von Blatt zu Blatt oder von Stein zu Stein. Sie sind um einiges ungestümer und können bisweilen zu drastischen Maßnahmen greifen, wenn sie mit jemandem unzufrieden sind.
So also hat mich diese lustige Sidhe aufgesucht, um mir eine Geschichte aus Irland zu erzählen. Es ist die Geschichte der Sidhe Ailansja, der ersten Fee, welche in einem Efeu wohnte.
„In einer Zeit, die noch keinen Namen hatte und auch nie einen tragen wird, als Naturwesen und Tiere Mutter Erde bewohnten und die Pflanzenfeen noch keine Flügel besaßen, lebte Ailansja. Sie war eine wunderschöne Fee von solch zartem und lieblichem Wuchs, dass viele sich fürchteten, sie beim Anfassen gar zerbrechen zu können. Doch ihr feines Äußeres täuschte, denn Ailansja besaß eine innere Kraft, die stärker als bei vielen ihrer Verwandten war.
Niemand weiß, ob Ailansja die Erste der Sidhe war, aber sie war sicherlich die Erste, die in einem Efeu wohnte. Die schöne Fee hatte Mitleid mit dem unscheinbaren Gewächs, denn niemand wollte sich seiner annehmen. So wurde Ailansja die erste Efeufee.
Es mangelte der Sidhe an nichts, den der Efeu war eine dankbare und widerstandsfähige Pflanze. Nach und nach teilte der Efeu seine Geheimnisse mit der Fee. Die zarte Ailansja kam aus dem Staunen nicht mehr hinaus, denn der Efeu ist von Mutter Erde aus einem ganz bestimmten Grund geboren worden; die Pflanze steht für den ewigen Kreislauf des Lebens. Immergrün und blühend während der Herbstzeit, soll der Efeu die Erdbewohner daran erinnern, dass alles miteinander verbunden ist, in einer endlosen Spirale des Seins. Und so schlängelte sich der Efeu tapfer über den Boden und gleichwohl, dass ihn alle niedertraten, richtete er sich stets munter auf und kroch weiter. Er war und ist noch immer eine stolze und andächtige Pflanze.
Frühling, Sommer, Herbst und Winter wechselten sich beständig ab und Ailansja wurde mit jedem neuen Tag selbstsicherer. Trotz ihres jungen Alters war sie bald für ihre Weisheit anerkannt, und die Geister kamen von nah und fern, um sich bei ihr Rat zu holen. Zu Beginn war die schöne Ailansja verwundert über das Vertrauen, welches die Fragenden ihr entgegenbrachten. Sie teilte ihr Verblüffen mit dem Efeu, konnte sie sich ihr Wissen doch nicht erklären. Da aber musste der Efeu lächeln und antwortete ihr vertrauensvoll: „Die gütige Mutter hat es mir geschenkt, und ich gebe es an dich weiter.“
Ailansja war verwirrt. „Was hat sie dir geschenkt, lieber Freund?“
Die Sidhe hörte, wie der Efeu sich räusperte. Es klang als ob der Wind durch seine Blätter fahren würde. Ein Geräusch, welches Ailansja zu lieben gelernt hatte.
„Nun“ begann der Efeu geheimnisvoll, „hör gut zu, denn dies ist, was die gütige Mutter mir sagte, als sie mich gebar:
„Ohne Größe und Wert und
ohne sichtbare Eigenschaft, wirst Du sein.
Um zu bedecken, was Schutz braucht und
um zu stützen, was stirbt.
Ein Leben ohne Stolz, in Demut und Stille geführt,
Selbsterkenntnis soll Dein Lohn sein.
Aus der Tiefe meines Herzens
entspringen die Geheimnisse und
als heilige Krone zierst Du mein Haupt,
umschmeichelt von der Ewigkeit des Seins.“
Es lief der zierlichen Ailansja ein Schaudern durch den Körper, als der Efeu wieder schwieg. Sie musste sich setzen und konnte dabei nur ungläubig den Kopf schütteln. Der Efeu wartete geduldig bis seine liebe Freundin sich wieder gesammelt hatte.
„Die große Mutter“ sagte Ailansja schließlich leise, „hat auch zu mir gesprochen. Ich erinnere mich noch gut an ihre sanfte Stimme und die Freude, welche ich damals empfand:
„Unscheinbar wird Dein Schaffen sein
und hoch Dein Streben,
nach den Sternen greifend.
Ein Leben ohne Stolz, in Demut und Stille geführt,
Selbsterkenntnis soll Dein Lohn sein.
Aus der Tiefe meines Herzens
entspringen die Geheimnisse und
als Tochter zierst Du meine Krone,
gesandt von der Ewigkeit des Seins.“
Da lächelte der Efeu liebevoll und seine kräftigen Blätter strichen der Sidhe über die Wange.
„Du siehst, liebe Ailansja, ich habe schon lange auf dich gewartet. Die groß e Mutter hat mir gesagt, dass du eines Tages kommen würdest. Nun bist du hier.“
Die Sidhe war verwirrt. „Aber, wieso hast du es mir nicht früher erzählt?“
Der Efeu ließ seine Blätter rascheln, als würde er mit den Schultern zucken. „Weil es noch nicht an der Zeit war. Du warst noch nicht soweit...“
Ailansja seufzte tief und stützte ihr feines Kinn auf den Händen ab. „Ich muss gerade erkennen, dass du damit richtig liegst.“
Leise lachte der Efeu. „Wir liegen beide richtig, denn wir sind nun Eins.“
Tiefe Zufriedenheit machte sich in der Sidhe breit, und sie nickte leicht. Der Efeu sprach wahr, sie konnte es in ihrem Herzen fühlen – sie hatte ihren Platz gefunden und war glücklich.
Es vergingen Zyklen, Tage und Nächte, warme und kalte Zeiten und stets waren die beiden Wesen füreinander da. Ailansja führte ein fröhliches Leben, und es mangelte ihr an nichts. Sie wurde mit jeder neuen Blüte klüger, und die Geister ersuchten ihren Rat in noch tiefgründigeren Fragen.
Eigentlich konnte es nicht besser sein und doch war Ailansja unglücklich. Selbst wenn sie den Efeu liebte und sich keinen anderen Gefährten mehr vorstellen konnte, blieben sie doch stets am Erdboden haften. Immer aufs Neue kämpften sie sich über den Waldboden. Gelegentlich über kleinere Felsen, und ihre Blätter wurden wie zuvor niedergetreten. Das Problem lag in der Natur der Sidhe. Wie alle ihre Verwandten liebte Ailansja den Himmel, das Funkeln der Sterne und die Freiheit, hoch über dem Boden schweben zu können. Damals aber trugen die Sidhe noch keine Flügel und waren ganz an das Gewächs gebunden, welches sie als ihr zu Hause auserkoren hatten. So blieb der schönen Ailansja nichts anderes übrig, als die Sterne vom dunklen Boden aus zu bestaunen. Aber auch dies war nur im Winter möglich, wenn die Bäume ihr Laub abgeworfen hatten. Das Herz der zarten Fee wurde schwer, ihre Augen entrückten in die Ferne, folgten ihren Träumen hoch in den endlosen Himmel.
Dem Efeu war die Trauer seiner lieben Freundin nicht entgangen. Und nicht nur das, der Efeu hatte sich auch in die schöne Ailansja verliebt, und es schmerzte ihn nun sehr, als er sie leiden sah. Vieles unternahm der Efeu, um die einst lustige Sidhe zurückzuholen, nichts half. Am Ende sah die ewige Pflanze nur noch einen Weg, seine Liebste wieder glücklich zu machen.
Es wird gesagt, dass niemals wieder eine Pflanze eine Sidhe so sehr geliebt hatte, wie der Efeu seine schöne Ailansja. Er widersetzte sich den Regeln von Mutter Erde und begann in die Höhe zu wachsen. Schnell begann er sich auszubreiten, schlängelte sich an Bäumen und Felsen empor, nahm abgestorbene Dinge als Stütze um immer höher hinauf zu gelangen.
Während Ailansjas Blick weiter in der Ferne verloren war, hatte die große Mutter sehr wohl mitbekommen, was ihr Schützling tat. Aber anders, als der Efeu und alle anderen Wesen erwartet hatten, war Mutter Erde glücklich darüber. Sie hatte immer gehofft, dass der Efeu der Schwerkraft eines Tages trotzen möge. Eine Krone sollte man schließlich auch als Krone erkennen.
Als der Efeu nach mühevoller Arbeit seine Ailansja holte, musste die Sidhe weinen. Eine Sidhe weint fast nie. Einige von ihnen leben sogar viele tausende Zyklen, ohne jemals Tränen vergossen zu haben. Ailansja weinte aus Freude und Liebe. Der Efeu führte sie hoch, bis ans äußerste seiner grünen Blätter und zeigte ihr die Sterne.
„Liebste Ailansja“ sagte er da leise und zeigte in die Nacht hinaus, „ich kann dir nicht die Sterne vom Himmel holen. Das kann nicht einmal die große Mutter, aber ich kann dich ihnen näher bringen als je zuvor.“
Und seit jenem Tag wächst der Efeu noch immer in die Höhe. Seine Geliebte Ailansja weilt schon lange nicht mehr unter uns, wurde sie doch von der Ewigkeit gesandt, um ihn zu lieben. Und wie alle Dinge war auch ihr Sein hier auf Erden vergänglich. Es wird aber erzählt, dass Ailansjas Seele aus der Ewigkeit immer noch über ihren Liebsten wacht. Also streckt der Efeu seine Blätter weiterhin dem Himmel entgegen und des Nachts, unter dem Licht der Sterne, reicht ihm Ailansja ihre Hand aus der Unendlichkeit. So bleiben die beiden Liebenden auf ewig miteinander verbunden. Sie tanzen, umgarnen und umschmeicheln einander bis zum Ende der Welt und darüber hinaus...“
Bei den Sidhe und den Feen weltweit, ist dies eine beliebte Geschichte. Muss es fast auch, denn es geht um die Liebe. Naturwesen können manchmal hoffnungslose Romantiker sein, vor allem die Feen und Elfen, sowie Nymphen und Sylphen. Das Bild der ewigen Liebe ist bei ihnen ein höchst erstrebenswertes Ziel, welchem sie mit ganzem Herzen folgen. Vielleicht lässt gerade dies ihre Erscheinungen so zart und durchscheinend wirken? Vielleicht fühlen wir Menschen uns gerade deshalb so stark zu diesen schönen Wesen hingezogen? Das Gute daran ist, wir wissen es nicht und werden es wohl nie erfahren, denn dies ist ihr Geheimnis.
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