Kitabı oku: «Violet - Verfolgt / Vollendet - Buch 6-7», sayfa 3

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»Wie du hier sehen kannst, handelt es sich nicht um Bakterien oder Viren«, sagt sie und streicht einmal von hinten nach vorne über ihre kurzgeschorenen, violetten Stoppeln.

Ich kann es nicht sehen, trotzdem nicke ich wieder. Asha projiziert auf einem zweiten und dritten Screen Zellstrukturen, damit ich besser verstehen kann, wie sie ihre Schlussfolgerungen herleitet. Ich bin leider jetzt schon hoffnungslos überfordert.

»Ihre Zellen produzieren Proteine, die ihren gesamten Organismus verändern und verwandeln«, sagt sie und vergrößert das Muster auf dem ersten Screen. »Sieh hier. Bestimmte Genstränge sind aktiv und andere schlummern. Ihre Gene erhalten eine Information, die die Produktion von Proteinen anstößt, die zur Folge haben, dass sich ihre Zellen umprogrammieren und Trish verwandeln. Mal davon abgesehen, dass das eine erstaunliche Erkenntnis ist, weiß ich aber leider nicht, wo die Information herkommt. Ich finde keinen Träger. Nichts, wo ich ansetzen kann. Keinen Botenstoff.«

»Was meinst du mit erstaunlicher Erkenntnis?«

»Diese Genstränge, diese Schablonen waren schon immer vorhanden. Sie wurden bisher nur nie aktiviert. Die Schatten-Trish und die menschliche Trish haben die gleiche DNA. Es ist, als würden sich ihre Zellen entschließen, aus Wrackteilen etwas Neues zu erschaffen. Ihre alten Zellen sterben ab, aber aus den Ruinen wird sich etwas anderes erheben, ein Schatten, der den überlebenden Zellen erlaubt, aus der Asche zu entkommen und eine andere Welt zu erleben. Irgendetwas wirkt bei diesem ganzen Prozess wie ein Klebstoff, um das neue Wesen zusammenzubauen.«

»Aha.«

»Freija, das bedeutet, dass nicht die Gene uns zu dem machen, was wir sind. Die Gene sind einfach nur Schablonen, Anlagen, die auf eine Information warten, damit sie repliziert werden und Proteine erzeugen, die uns entweder hübsch machen oder groß.«

»Oder stark, schnell oder uns befähigen Bestien zu sehen.«

Asha sieht mich an. Ich lese Angst und Traurigkeit in ihren Augen, die sich in nichts von meinen unterscheiden.

»Oder in Zombies verwandeln. Freija, wenn wir das nicht aufhalten können, dann werden wir sie töten müssen. Das Risiko, dass sie einen von uns infiziert, ist zu groß. Jeder von uns kann sich in einen Schatten verwandeln.«

»Ich werde mit Flavius darüber sprechen«, sage ich nüchtern und nehme meine kleine, bebende Schwester in die Arme. »Ich kann nichts für sie tun. Ich kann es nur hinauszögern. Es tut mir so leid«, weint sie plötzlich.

Ich wische ihre Tränen von den Wangen und flüstere: »Schscht, kleine Maus. Alles wird gut. Am Ende wird alles gut. Du wirst eine Lösung finden. Habe einfach Geduld und gib nicht auf.«

Asha vergräbt sich noch tiefer in meiner Brust, während ich den frischen Duft ihrer violetten Stoppeln aufsauge und wahrnehme, dass sich noch ein anderer Duft mit dem ihren vermischt. Es ist der Geruch von knackendem Eis, einer kühlen Herbstbrise, die mich gefangen nimmt. Es ist Adam. Ich werfe einen Blick über meine Schulter, ohne Asha loszulassen und sehe ihn, wie er vom Einstieg der Höhle zu uns hersieht.

Er lächelt unwiderstehlich charmant und die psychische Last, unter der wir alle drohen zerquetscht zu werden, ist ihm kaum anzumerken. Wie ich ihn für diese hoffungsvollen, geschwungenen Lippen liebe. Es ist unaussprechlich. Wärme hüllt mich ein und daran ist allein Adam schuld. Etwas verbindet uns. Etwas, das mehr ist, als eine bloße Liebesbeziehung. Es ist ein unsichtbares Band zwischen unseren Körpern gespannt, das uns ständig zueinander hinzieht. Ich lächle, weil es sich so gut anfühlt, wenn er sich in meiner Nähe befindet und ich verdränge die Gedanken an den Fluch der liebenden Symbionten, was mit ihm passieren würde, wenn das Band zerschnitten würde. Das sind nur Gedanken. Nicht an die Zukunft denken. Nur Gedanken. Das was zählt, ist der Moment.

Seltsam, wie schwach ich mich jedes Mal in seiner Nähe fühle. Fühlen darf, denke ich, denn wenn es darauf ankommt, würde ich zu einer reißenden Bestie werden, um uns und vor allem Adam zu beschützen. Adam kommt näher. Oh Gott, ich kann seiner Aura nicht widerstehen, würde ihm am liebsten um den Hals fallen, aber ich muss Asha festhalten.

»Ich muss mit dir sprechen, sobald du dich losmachen kannst.« Das ist alles, was er sagt, dann geht er wieder, ohne Kristen eines Blickes zu würdigen. Ich kann ihre Enttäuschung spüren und dann, als Adam verschwunden ist, ihren Hass fühlen, der nur ein Ventil und ein Ziel kennt. Mich.

Kapitel 3

»Du kannst mich wieder loslassen. Geh zu ihm.« Ich küsse Ashas Stirn. »Du hast natürlich recht. Wir werden das schon schaffen. Trish wird es schaffen«, sagt sie dann tapfer, aber ihre Augen sprechen über eine andere Zukunft. Eine, in der es für Trish keine Rettung gibt.

Ich gehe Adam suchen, kann ihn aber nirgends finden. Sollte ich zu Ashas Schlupfwinkel, der Hütte, zurückgehen, die uns allen seit ein paar Wochen Schutz vor der nächtlichen Kälte und der Dunkelheit bietet? Zu mehr wird die Hütte nicht in der Lage sein, sollten die Schatten uns entdecken. Aber dann nehme ich Adams Schwingungen, unsere Verbindung, war. Sie lockt mich in die andere Richtung. Weiter hoch und tiefer in den Wald. Jetzt weiß ich, wo er hin ist und in Gewissheit dessen, was er vorhat, muss ich lächeln. Ich folge seiner Spur bis zu einem mir lieb gewonnenen Platz. Eine Stelle, moosbewachsen, umgrünt, beschützt. Ein Ort, der nur Adam und mir gehört.

Ich nähere mich lautlos durch das Unterholz. Mache mich unsichtbar, weil ich es kann und weil ich es liebe, Adam zu überraschen, oder vielleicht auch, weil es mich fasziniert, ihn aus dem Verborgenen zu beobachten. Ich bin da, spähe aus meinem Versteck durch die Büsche auf den romantischsten Fleck dieser Erde. Saftiges Moos verwandelt den Boden zu einem himmlisch weichen Bett. Bizarre Pilze und Farne wirken jedes Mal aufs Neue exotisch und einzigartig. Adam sitzt im Schneidersitz in der Mitte und blickt direkt in meine Richtung. In meine Richtung?

Jetzt lächelt er, so wie nur er es vermag. Ich stürme aus dem Versteck, schubse ihn um und werfe mich auf ihn.

»Du Schuft! Kannst du mich etwa sehen?« Adam lacht.

»Nein, das nicht, aber ich kann es auch spüren, wenn sich der Abstand zwischen uns verringert.« Ich streiche ihm eine Strähne aus dem Gesicht. Küsse ihn auf den Mund.

»Was soll das heißen, du spürst es auch?«

»Weil du es fühlen kannst.«

»Bist du etwa der erste männliche Symbiont auf diesem Planeten, wenn du so fühlen kannst wie ich? Oder hast du hellseherische Fähigkeiten?« Er zieht mich an sich.

»Nein, ich bin nur unsterblich in dich verliebt. Willst du mich küssen?«

Ja. »Nein.«

Er lacht. »Lügen haben kurze Beine«, sagt er, faltet seine Hände hinter dem Kopf und seine Augen funkeln. Jetzt würde ich ihn gerne mit etwas bewerfen, doch dann wirbelt er mich herum, weil ich es zulasse, es mittlerweile verstehe, meine Kräfte einzuschätzen und mich im richtigen Moment zu entspannen. Ich befinde mich unter ihm und unter seinen Küssen, mit denen er mich tausendfach eindeckt. Meine Stirn, Augen und Mund. Dann meinen Hals und Schlüsselbein und während er mich auszieht, auch meine Brüste und die sensible Haut um meinen Bauchnabel herum. Er sucht alle meine Tattoos und findet sie mit seinen weichen Lippen. Plötzlich kann sich keiner von uns beiden noch länger zurückhalten und wir reißen uns gegenseitig so schnell die Kleider vom Leib, dass es mir vorkommt, als könnte jeden Moment die Welt untergehen und wir würden keine Zeit verlieren, um uns ein letztes Mal zu lieben.

Er verschlingt meinen Körper mit seinem gierigen, wundervoll zärtlichen Mund und ich muss atmen, um nicht daran zu ersticken. Seine Hände erkunden meine nackten Beine, meine Oberschenkel.

Und seine Lippen! Ich bin nicht fähig, seinen Küssen stand zu halten und atemlos zu ertragen. Ich fühle mich mehr denn je wie ein Mensch, wie eine Frau. Und jede einzelne seiner himmlischen Liebkosungen fühlt sich an, als wäre er imstande mich mit ihr umzubringen. Ich bin völlig überfordert, hilflos und halte es nicht mehr aus, dränge mich an ihn, um ihn noch näher zu spüren. Nie mehr wird es ein viel zu nah zwischen uns geben.

Adam ist so einfühlsam und ich erwidere sein Begehren aus ganzem Herzen. Wir lieben uns mit einer Zärtlichkeit, als würden sich ganze Sonnensysteme zusammentun und neue Galaxien daraus entstehen. Wir vereinen uns, halten uns so fest aneinander, als hätten wir einen Tsunami zu befürchten, der den Partner wegspülen würde, würde sich die Umklammerung nur für einen winzigen Bruchteil einer Nanosekunde lockern.

Und dann löschen wir beide unseren feurigen Durst, unseren Hunger aufeinander und die Gefühle laufen über, schweben hinauf in den siebten Himmel und wir liegen uns in den Armen und Wärme und unbeschreibliche Liebe strömt zwischen uns hin und her. Hin und her.

Es fühlt sich an, als verginge eine Unendlichkeit, bis wir ganz ruhig werden, daliegen und still den Tieren im Wald und dem Wind lauschen, der die farbigen Blätter zum Rascheln bringt.

Ich lege mein nacktes Bein über seine Oberschenkel, mein Ohr liegt auf seiner Brust und dort lausche ich dem Rhythmus seines Lebens, das ich mir jedes Mal, immer wieder aufs Neue, schwöre, bis zu meinem letzten Atemzug zu verteidigen.

»Danke«, flüstert Adam. Ich blicke in sein errötetes, glückseliges Gesicht, streichle seine Haut.

»Wofür bedankst du dich?«

»Dass du mir keine Knochen gebrochen hast«, flüstert er mit einem durchtriebenem Grinsen.

»Oh, du Schuft!« Ich schlage ihm aufgebracht auf die Brust, aber nur so stark, dass ihm für einen Moment die Luft wegbleibt. Er lacht amüsiert. »Du unverbesserlicher Kerl.« Ich lege mein Ohr erneut ab, um dem Klopfen seines Herzens zu lauschen, das jetzt etwas schneller schlägt. Das bilde ich mir zumindest ein.

»Was wolltest du mir eigentlich sagen? Weshalb sollte ich dir hierher folgen? Du wolltest doch nicht nur mit mir schlafen?«, frage ich ihn.

»Doch.«

»Adam!«

»Okay. Nun, zum einen, dass ich dich klug und stark und wunderhübsch finde und dich sehr liebe.«

»Adam, du bist so wundervoll. Ich mag es, wie ich mich fühle, wenn ich mit dir zusammen bin«, schnurre ich und kuschle mich noch enger an seinen wärmenden Körper. »Es ist so unvorstellbar für mich, dass ich dich einmal töten wollte.«

»Ach Hübsche, das warst nicht du, das waren Kristens Manipulationen deines Gehirns. Das weißt du und das weiß ich.« Ich bleibe ganz ruhig liegen und mir wird bewusst, dass er nichts davon weiß, was ich ihm gegenüber empfunden habe, als ich meine Erinnerungen wiedererlangt habe. Ich denke darüber nach, davon zu erzählen und entschließe mich, es besser sein zu lassen. Adam hat damals mit meinen Gefühlen gespielt, hat mich von meinem Team und Asha fortgeschleppt und hat befohlen, meine Erinnerungen zu löschen. Das allein hat mich so erzürnt, dass ich ihm am liebsten den Kopf abgerissen hätte. Wäre da nicht die unumstößliche Tatsache gewesen, dass ich mich in ihn verliebt habe und dann denke ich an Trish und daran, dass Flavius und sie auch ein recht haben sich zu lieben.

»An was denkst du gerade?«, fragt Adam.

»An nichts.«

»So schlimm?«

»Ja, und was wolltest du mir außerdem sagen?«, beharre ich, weil ich nicht vergessen habe, dass sein Liebesgeständnis nur der erste Punkt von Zweien war. »Ich nehme an, jetzt kommt eine nicht so tolle Nachricht.«

»Leider ja. Kristen und ich haben den Kontakt zu den Datenbanken der Sektionen verloren. Wir sind abgeschnitten.«

»Haben sie dich entdeckt und die Systeme dicht gemacht?«

»Nein, das ist es nicht. Das glaube ich nicht. Wir haben einfach keine Verbindung mehr. Etwas muss mit den Sendern passiert sein. Wir können aus einem uns schleierhaften Grund kein Signal empfangen.«

Uns. Wir. Uns. Ich ertrage es nicht, wenn er so spricht. Von sich und von Kristen.

»Vielleicht senden sie keins mehr aus?«, spekuliere ich.

»Das wäre möglich, ist aber unwahrscheinlich, denn wir zapfen die gleiche Frequenz an, mit welcher sie mit den Drohnen in Kontakt bleiben.«

»Wann hast du dich das letzte Mal in das System einloggen können?«

»Heute Morgen haben wir es zuletzt versucht und dann vor einer Stunde wieder. Leider ohne Erfolg.«

Wie oft sich die beiden sehen!

»Hast du es schon jemandem erzählt? Flavius zum Beispiel?«

»Nur Kristen, du und ich wissen davon.«

»Warum eigentlich Kristen?«

Adams Schweigen ist auch eine Antwort. Diese technischen Dinge gehen sie offensichtlich mehr an als mich.

»Wie kommt Asha voran?«, will er wissen oder lenkt er jetzt vom Thema ab?

»Nicht gut, sie tritt auf der Stelle. Sie meint, Trish hat nur noch wenige Wochen und sie meint, dass wir sie töten sollten, bevor sie zur Gefahr für das ganze Team wird.«

»Es gibt vielleicht noch eine andere Alternative.«

»Ich bin gespannt.«

»Die Gesandten fürchten sich vor den Schatten. Sie sagen, der Virus wäre wieder ausgebrochen und hat die Sektionen im Osten unvorbereitet getroffen und viele Menschen getötet.«

»Hast du das herausgefunden oder Kristen?«

»Das spielt doch keine Rolle.« Für mich schon.

»Auf jeden Fall liegen sie nicht weit entfernt von dem, was wirklich vor sich geht. Aber das ist ja nichts Neues«, sage ich.

»Richtig, aber was du noch nicht weißt, ist, dass sie einen Hilferuf abgesetzt haben. Sie suchen nach fähigen Privilegierten, um sich zusammenzuschließen und gemeinsam ein Heilmittel zu finden.«

»Hat dir das Kristen gesagt?«

Adam schaut mich überrascht an. »Woher weißt du das?«

Sein Blick ist so intensiv, dass ich nicht wegschauen kann. »Ich bin eine Frau, schon vergessen?«

»Kristen meint, dass sich das Zentrum dieser Forschungsarbeit in Sektion 8 befindet. Sollten wir wieder ein Signal empfangen, dann könnten wir uns dort reinhacken und mehr herausfinden und Asha vielleicht wichtige Informationen geben.«

»Auf was willst du hinaus?«

»Wir brauchen wieder Kontakt zu den Datenbanken der Sektionen. Wir müssen herausfinden, was mit den Sendeanlagen passiert ist.«

»Ja, das sollten wir unbedingt tun.«

Adam sagt nichts, streichelt nur gedankenverloren meine Haare.

»Freija, ich kann es spüren, dass etwas in dir arbeitet und außerdem trommeln deine Finger auf mir herum. Was denkst du?« Ich liege da und bin ganz still, schaue seinen Fingern zu, die mit meinen Haaren spielen.

»Was hat Kristen noch gesagt?«

Adam schweigt.

»Was hat sie noch gesagt?«, hake ich unerbittlich nach.

»Dass es noch eine Möglichkeit gibt.«

»Und die wäre?«

»Wenn wir kein Signal mehr bekommen, dann könnten wir uns auch direkt zur Sektion 8 aufmachen und versuchen, uns diesem Forschungsprogramm anzuschließen. Dann bekommen wir Informationen aus erster Hand«, gibt er endlich zu.

Ich denke nach.

Ich fasse es nicht.

Sie will mit Adam abhauen.

»Und wen meint sie mit wir?«

»Das hat sie nicht gesagt.«

Lügner. »Ich glaube dir.«

»Das ist nett.«

»Aber Asha wird nicht begeistert sein, wenn sie erfährt, dass wir das Team verlassen werden«, sage ich jetzt plötzlich.

Adam schaut mich überrascht an. »Wie bitte? Wir verlassen doch nicht das Team.«

»Wenn du kein Signal mehr reinbekommst, dann ist das doch die logische Schlussfolgerung. Aber ich werde mit Asha reden. Sie wird das verstehen«, sage ich und dann verfalle ich in tiefes, nachdenkliches Schweigen.

Irgendwann bricht Adam die Stille: »Freija, was hast du? Da ist doch noch mehr, das dich beschäftigt.« Adam liegt mit seiner Vermutung vollkommen richtig. Aber ich bezweifle, dass er jetzt dazu bereit ist, zu erfahren, wie mein persönlicher Plan aussieht. Ein Plan, der ihn und Kristen möglichst weit voneinander entfernt.

»Es ist in Ordnung, wenn du mir nicht alles erzählen willst. Ich habe dir in der Vergangenheit vieles nicht gesagt, was dich brennend interessiert hat, aber ich habe dich nie belogen. Wir verdienen es nicht uns anzulügen. Keiner verdient das. Und sei es auch nur eine unwesentliche Kleinigkeit oder eine Notlüge. Bitte Freija, versprich mir, dass du mich niemals anlügen wirst und sag mir, was du vorhast.«

Aus irgendeinem Grund scheint ihm das sehr wichtig zu sein. Obwohl ich davon überzeugt bin, dass er mir nicht in jeglicher Hinsicht die Wahrheit sagt, was zwischen ihm und Kristen läuft, weiß ich doch eins. Adam gehört mir!

Ich setze mich auf seinen Schoß, umfasse seine Taille mit meinen Beinen, stütze mich auf meine Unterarme und schaue ihm tief in seine faszinierenden Augen.

»Ich verspreche es, dass ich dich niemals anlügen werde«, hauche ich.

»Gut, und was hast du vor?«

»Ich werde Sektion 8 einen Besuch abstatten«, sage ich und küsse ihn.

»Das habe ich geahnt. Wann brechen wir auf?« Er grinst vergnügt.

»Nicht wir. Nur ich, Hope und Kristen. Du bleibst hier, weil ich es mir nie verzeihen könnte, wenn dir etwas zustößt.« Das Lächeln verblasst, dann streiche ich die gerade entstandenen Falten auf seiner Stirn glatt und bevor er mir widersprechen kann, unterbreche ich seine Worte mit meinen Lippen, die ich auf seine presse. Erst wehrt er sich, vergebens, ich bin zu stark. Dann gibt er nach und seine Hände wandern zu meinem Po und ziehen mich noch näher. Er deckt meinen Hals und mein Schlüsselbein mit Küssen ein und ich lasse mich auf ihn sinken.

Im Unterholz knackt ein Ast.

Adam und ich erstarren.

Adam angelt sich sein Gewehr unter den Kleidern hervor und entsichert es. Ich springe blitzschnell hinter den ersten Baum und drücke mich mit dem nackten Rücken an seine Rinde. Adam geht in die Hocke und zielt ins Grüne. Im Kopf zähle ich bis drei und weiß, dass Adam genau das gleiche tut. Auf drei werfe ich einen Blick über die Schulter und Adam macht einen schnellen Schritt bis zu den Farnen.

Ein brauner Bär sucht sich weiter unten seinen Weg durch den Wald. Er hat uns gewittert und nähert sich in der Hoffnung auf eine leichte Beute. Die Muskeln von Adams Unterarmen entspannen sich. Ich bin erleichtert.

»Bin gleich zurück«, grinse ich, froh darüber, dass es nur ein Bär ist. Schnell überwinde ich die fünfzig, sechzig Meter, die mich von dem imposanten Waldbewohner trennen. Ich stehe direkt vor ihm und er, der Bär, weiß nicht so recht, wo ich herkomme.

Ich bin nicht darüber überrascht, als er versucht, mir mit seiner riesigen Pranke eins überzuziehen. Geschmeidig ducke ich mich unter seinem Hieb durch, springe hinter ihn und verpasse ihm einen gutmütigen Klaps auf sein zotteliges, borstiges Fell. Empört wendet er sich mir erneut zu, versucht mir mit beiden Pranken und ausgefahrenen Krallen zu zeigen, wer hier der Chef im Wald ist. Kinderleicht tauche ich ab, rolle mich zur Seite und stehe schon wieder, als er wütend brüllt und mich ein weiteres Mal versucht zu schnappen. Dieses Mal mit aufgerissenem Maul. Für mich ist es nicht mehr wie ein Spiel und ich benötige nur ein paar Minuten, um ihn von Adam und dem Zufluchtsort unseres Teams wegzulocken. Dann ziehe ich mich zurück und lasse den alten Brummbär frustriert von dannen ziehen.

»Das war sehr sexy«, sagt Adam als ich wieder zurück bin. Mir entgeht nicht, dass er die Zeit nicht etwa genutzt hat, um sich wieder anzuziehen und sein Grinsen gibt mir eindeutig zu verstehen, dass wir genau dort fortfahren sollten, wo wir unterbrochen wurden.

Wir lieben uns ein zweites Mal, weil uns danach ist. Doch jetzt fallen wir nicht animalisch wie zwei wilde, ausgehungerte Tiere übereinander her, sondern gehen unendlich zärtlich, langsam und einfühlsam aufeinander ein.

Kapitel 4

Alle Versuche herauszufinden, was mit dem verschollenen Signal passiert ist, waren in den vergangenen Tagen, seitdem mir Adam davon berichtet hat, vergebens. Und jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, um das Gespräch mit meiner Schwester zu suchen. Ich erzähle ihr davon, was mir Adam über Sektion 8 gesagt hat und Asha versteht schnell, auf was ich hinaus will.

»Du wirst nicht so bald zurückkehren. Habe ich recht?«, fragt sie. Ihre Augen sind aquamarinblaue Ozeane. Ruhig und wunderschön.

»Besitzt du nun schon die Fähigkeit, meine Gedanken zu lesen?«

»Nein, das ist nicht nötig. Ich beobachte dich schon seit Tagen. Du zappelst herum wie eine Kaulquappe. Etwas quält dich und ich denke, es ist der Abschied. Du hast dich noch nie gerne verabschiedet.«

»Es hat also keinen Sinn, es zu leugnen.«

»Hattest du denn vor, mir deine wahren Absichten bis zur letzten Stunde zu verheimlichen?«

»Wenn ich ganz ehrlich bin, dann hatte ich keine Ahnung ob ich den Mut aufbringen würde, mit dir darüber zu sprechen.«

»Wieso das?«

»Aus Furcht, ich könnte mich dazu entschließen, doch hier bei dir und den anderen zu bleiben.«

»Was wäre daran denn so schlimm?«

»Gar nichts. Ich liebe es, in deiner Nähe zu sein. Endlich sind wir alle wieder zusammen. Die einzige Familie, die wir haben.«

»Unsere Brüder gehörten auch irgendwie zur Familie.«

»Das war eine andere Zeit. Vielleicht sogar ein anderes Universum. Aber sie sind der Grund, weshalb ich gehen muss. Sie sind der Grund, warum sich hier unsere Wege erneut trennen werden.«

»Ich verstehe das, Freija. Meine Aufgabe ist es, hier zu bleiben und Trish zu helfen. Und du? Wirst du sie verfolgen und töten?«

»Ich denke, genau das ist meine Bestimmung. Die Schatten breiten sich wie ein Lauffeuer über diesen Kontinent aus und wie lange wird es dauern, bis die ganze Welt betroffen sein wird? Ich muss sie stoppen, damit es nicht soweit kommt und damit es vielleicht doch einen Neuanfang geben kann.«

»Du wirst es also beenden, so wie es in der Prophezeiung steht?«

»Das hoffe ich. Das ist es doch, was die Prophezeiung meint. Es heißt: Im Anfang ist das Ende und das Ende ist der Anfang. Und dann schaffen wir eine gerechte Weltordnung. Du weißt, was dein Name bedeutet.«

»Ja, Asha die Gerechte.«

»Du bist die Hoffnung für ein neues Zeitalter.«

»Ich bin noch ein Kind.«

»Sind wir das nicht alle? Folge der Stimme deines Herzens und du wirst deiner Bestimmung folgen«, sage ich, aber es hört sich nicht wie meine eigene Stimme an, sondern wie die aus der Astralwelt.

Plötzlich nimmt sie mich in den Arm und hält mich so fest, dass ich befürchte, sie will mich nie mehr loslassen.

»Werde ich dich wirklich wiedersehen?«

»Ich verspreche es dir.« Asha lächelt. Es ist nicht das erste Versprechen dieser Art und wir wissen beide, dass es dieses Mal unendlich viel schwieriger sein wird, es einzulösen.

»Und was ist mit Adam? Weiß Adam Bescheid?«

Ich denke darüber nach, wie seltsam sich Adam seit meinem Entschluss verhalten hat. Wie viel mehr Zeit er mit Kristen verbracht hat, um doch noch ein Signal zu bekommen. Dass wir seit jenem Tag nicht mehr miteinander geschlafen haben.

»Ja, ich habe es ihm gesagt«, sage ich.

»Und Kristen? Was sagt sie dazu? Wenn es zwei Menschen gibt, die sie über alles hasst, dann bist du es und Hope. Warum nehmt ihr nicht Gouch mit? Er kann den Helikopter fliegen und außerdem steht er auf unserer Seite.«

»Kristen ist auch auf unserer Seite, sie kann es nur nicht ertragen, dass ich mit Adam zusammen bin.« Und ich kann es nicht ertragen, sie in seiner Nähe zu sehen, denke ich.

Am Ende dieser Woche verkünde ich dem ganzen Team, dass Hope, Kristen und ich sie für eine Mission verlassen werden.

Trishs Zustand hat sich die letzten Tage dramatisch verschlechtert. Asha ist mit ihren Fähigkeiten am Ende angelangt und Hopes heilende Hände konnten den Jungs helfen, aber nicht Trish. Adam und Kristen haben nun seit einer Woche keinen Kontakt mehr zur Außenwelt und auch Flavius‘ und Gouchs technisches Wissen und die Erkundungsflüge mit dem Helikopter konnten daran nichts ändern.

»Wir benötigen die Hilfe von jemandem, der mit modernster Technik und Forschungsmethoden an einem Heilmittel arbeitet«, erkläre ich und spreche Sektion 8 an, die weit im Osten des Landes liegt. Es ist eine der Bastionen am Meer, die noch nicht von den Schatten überrannt wurde.

Ich habe Adam erzählt, was meine Beweggründe sind, warum ich zur Sektion 8 will. Es geht in erster Linie darum, Trish zu helfen, aber ich habe ihm auch alles andere erzählt. Davon, dass ich in der Forschungsstation Sektion FE 0 in eine andere Dimension vorgestoßen bin, in der eine Stunde so lange dauerte, wie ein Tag in dieser materiellen Welt. Davon, dass ich Visionen habe und seit Tagen fast jede Nacht erneut von der Zukunft träume, weil ich es fertig bringe, für einige Sekunden bewusst in die Astralwelt überzutreten und wieder zurückzukehren.

Ich sehe mich in meinen Träumen, in meinen Visionen in Sektion 8 und fühle instinktiv, dass ich dort hin muss und dass dort etwas ganz Entscheidendes passieren wird. Ich habe Adam erzählt, dass ich mit einer Intelligenz kommunizieren kann, die die ganze Erde und vielleicht auch noch mehr durchdringt.

Und davon, dass mir diese Intelligenz mitgeteilt hat und immer noch mitteilt, dass ich begreifen muss, was es mit der Sieben auf sich hat. Der Zahl oder was auch immer sich dahinter verbirgt. Dass dies ein Schlüssel sein kann, um die Dunkelheit abzuwenden. Ich habe ihm nichts davon erzählt, dass ich wahnsinnig eifersüchtig auf Kristen bin.

Ich weiß, dass Hope sehr gebildet ist. Sie rezitiert Philosophen und sie wird mir helfen können, die letzten Geheimnisse zu lüften, deshalb und weil sie meine beste Freundin ist, muss sie mitkommen.

Wir werden also in die Sektion 8 fliegen, in eine Stadt, die früher New Haven hieß. Dort werden wir diese Universität suchen, wo Menschen ausgebildet werden, die für die Gesandten arbeiten. Keine Vollstrecker, keine Programmierten, sondern eine Gruppe von Menschen, die privilegiert sind, mehr zu wissen als alle anderen. Hope nennt sie deshalb nur die Privilegierten.

Wissen ist Macht und dort wollen wir hin. Wir wollen uns den Wissenschaftlern anschließen und die alten Schriften studieren, die sich dort höchstwahrscheinlich befinden. Weil ich davon überzeugt bin, dass es sich um ein sehr altes Geheimnis handelt, das ich lüften muss. Weil in allen Religionen Hinweise zu finden sind. Hope hat mir von den Indianern erzählt und es hörte sich so an, als würde sie von Symbionten berichten, die in Kontakt mit Tieren und der Natur standen.

Kristen kommt mit, weil uns jemand dort hinbringen muss. Nur Gouch und sie sind in der Lage den Helikopter zu fliegen. Ehrlich gesagt, wäre mir Gouch lieber, aber die Wahl muss auf Kristen fallen, weil ich zum einen nicht will, dass sie mit Adam hier alleine zurückbleibt. Ich bin mir sicher, sie würde alles während meiner Abwesenheit versuchen, um ihn zurückzuerobern. Ich vertraue Adam, aber ich bin nicht so blöd und werde Kristens Verführungskünste unterschätzen. Nicht die natürlichen Rundungen ihres Körpers und auch nicht die chemischen Substanzen, die sie in der Lage ist zu mischen.

Hope kennt meine Befürchtungen und ist einverstanden, diese Reise mit Kristen zu unternehmen, auch wenn sie Gift und Galle gespuckt hat, als sie das erste Mal davon erfahren hat.

Aber der eigentliche Grund, warum wir Kristen dabei haben müssen, ist, dass sie die Einzige ist, mit deren Hilfe wir Zugang in die Sektion 8 erhalten werden, weil sie eine Privilegierte ist. Das ist der eigentliche Grund, rede ich mir immer wieder ein.

Der Plan ist, dass wir drei Überlebende des Capitols sind und in Sektion 8 Zuflucht suchen. Kristen wird Hope und mich als ihre Studenten ausgeben. Wir wollen unsere Ausbildung, die wir im Capitol begonnen haben, fortsetzen, während Kristen versuchen wird, sich mit ihrer Qualifikation dem Forschungsprojekt zur Virusbekämpfung anzuschließen.

Das ist der Plan.

Kristen ist davon überzeugt, dass sie uns aufnehmen werden sobald sie erfahren, dass wir zum einen gesund sind und zum anderen Biomedizin studiert haben. Also genau über dieses Wissen schon teilweise verfügen, nachdem sie fieberhaft suchen.

Asha kommt nicht mit. Ihre Aufgabe ist es, uns alles Notwendige beizubringen, damit wir uns genügend Wissen aneignen, um als glaubwürdige Studenten durchzugehen. Was sie uns bis zur Abreise nicht beibringen konnte, hat sie uns auf das Flexscreen geladen. Der Flug wird viele Stunden dauern, somit haben wir noch Zeit, um zu lernen.

Ich blicke in die Runde. Alle sind sie da.

Vollstrecker.

Junge Männer.

Mein altes Team.

Neo.

Adam und seine Schwester.

Nur Asha ist nicht anwesend, sie arbeitet pausenlos, um eine Lösung zu finden, um Trishs Leben zu verlängern. Wir alle wissen, dass es nicht nur um Trish geht. Wird ein Heilmittel gefunden, dann besteht die Chance, dass wir allen infizierten Menschen helfen können, vorausgesetzt wir schaffen es, das Heilmittel in ihre Körper zu spritzen, bevor sie uns infizieren. Also bevor uns die Schatten in Stücke reißen.

Die Gesichter des restlichen Teams gefrieren bei meiner Ansprache zu Eis. Ich denke, ihnen ist bewusst, dass zwei Symbionten das Schlupfloch verlassen werden und ihnen zwei Kämpferinnen fehlen, wenn der Feind uns in den nächsten Wochen entdecken würde. Ich halte es jedoch für unwahrscheinlich, dass dieser Fall eintritt. Wie auch immer, ich sehe keine andere Möglichkeit, mehr zu erfahren und Trish zu helfen.

Ich schaue zu Boden, will mich dem nicht stellen, wie sie mich jetzt alle ansehen.

»Bringt mir explosiven Lesestoff mit«, sagt Shaco unvermittelt und bricht damit das allgemeine, erdrückende Schweigen. Ich hebe meinen Blick. Ein seltsames Schnaufen ist zu hören. Gouch presst eine Hand auf den Mund, um sein Lachen zu unterdrücken, hebt entschuldigend die linke Hand, schüttelt den Kopf.

»Sorry Leute, das ist wirklich nicht komisch«, grunzt er und dann platzt er vor Lachen. Er entfernt sich ein paar Meter, versucht, wieder die Fassung zurückzuerlangen.

»Wir werden dich nicht vergessen, auch wenn du ein Spinner bist«, schaltet Hope sich schließlich ein, die lebhaft und entschlossen wirkt, die mit Neo auf dem Boden sitzt, ihn im Arm hält und über den Kopf streichelt.

Ücretsiz ön izlemeyi tamamladınız.

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