Kitabı oku: «Küss mich, Libussa», sayfa 3

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Ich streifte mein Höschen ab. Daphne drehte sich um und schaute mir zwischen die Beine. Ich stieg zu ihr in die Duschecke. Das heiße Wasser rann uns durch die Haare, machte sie dunkel und schwer. Ich nahm Daphne die Nagelschere aus der Hand, mit der sie an ihren Muschilocken herumgeschnipselt hatte, und gab ihr einen Kuss, um sie zu beruhigen, weil ich sah, dass ihre Unterlippe wieder bebte.

»So dicht sind deine Schamhaare auch wieder nicht, dass wir sie vorher kürzen müssten«, sagte ich.

Ich ließ Daphne sich an die Kachelwand lehnen und im Stehen die Beine spreizen. Sie keuchte. Als sie so stand, wie ich es wollte, hockte ich mich vor sie auf den Duschwannenrand. Ich strich über ihren Venushügel. Gleich drei Einwegrasierer und eine kleine Dose Rasierschaum lagen zu meiner Rechten.

Ein bisschen wehmütig war ich schon, weil mir Daphnes Muschi behaart sehr gut gefiel. Sie war wie ein Plüschtier, das man beim Einschlafen vermisst, wenn es nicht mit im Bett ist. Andererseits war ich an dem Unterfangen der Rasur sehr interessiert. Bei mir selbst hatte ich es auch immer nur an den Rändern gemacht, und so aus der Nähe hatte ich bei Licht noch nie eine Muschi sehen dürfen, weder rasiert noch unrasiert. Das ist eben der Nachteil, den wir Frauen gegenüber den Männern haben, dass wir unsere eigenen Geschlechtsteile nur umständlich mit einem Spiegel betrachten können. Deshalb braucht jede Frau ganz einfach eine andere Frau, um sich selbst in ihr erkennen zu können, dachte ich.

Ich rieb Daphnes Venushügel mit Schaum ein und machte mich von oben beginnend ans Werk. Während vorher aus Daphnes Busch nur die hellrosa Klitoris hervorgeleuchtet hatte, wenn ich die Haut darüber nach oben zog, strahlten mich nun immer größere Flächen weißer Haut an.

Ich rasierte zuerst mit dem Strich, dann vorsichtig dagegen, bis die Haut vollkommen glatt war. Dabei musste ich den Schaum mehrmals neu auftragen, sodass ich in meiner Naivität Angst bekam, die ganze kleine Reisedose aufzubrauchen. Da mir ohnehin drei Einwegrasierer zur Verfügung standen und da sie eher stumpf als scharf waren, hatte ich zwei bereits verbraucht, noch bevor ich zu den Schamlippen gelangt war. »Nächstes Mal solltest du richtiges Rasiergerät nehmen. Sind die Rasierer für Männer nicht vielleicht besser?«, fragte ich.

»Das habe ich in dem Lesbenforum auch gelesen«, sagte Daphne, »aber mein Bruder verwendet schon immer Frauenrasierer und schwört, dass die besser sind. Ich konnte mich im Geschäft nicht entscheiden. Deshalb Einwegrasierer.«

»Du hast dir ja wirklich Gedanken gemacht.«

Ich gab ihr einen Kuss genau auf die Grenze zwischen rasierter und unrasierter Zone. Ein flüchtiges Zittern huschte über Daphnes dampfenden Körper. Ich ließ sie zuerst das eine Bein heben, um die benachbarte Schamlippe zu rasieren, danach das andere. Sie kam mir vor wie die schaumgeborene Venus beim Bergsteigen. Ich musste lachen. Als ich fertig war, überwältigte mich, wie fein und ganz leicht gewellt die Haut auf ihren äußeren Schamlippen war. Ich strich mit den Fingerkuppen darüber, und spätestens da war ich ziemlich feucht. Ich wollte sie lecken, aber obwohl Daphne mindestens so erregt sein musste wie ich, unterbrach sie mein Vorhaben. »Noch hinten, bitte, wenn du schon dabei bist.«

»Hinten?«, fragte ich.

»Naja, natürlich, am Hintern, du weißt schon, ums Arschloch habe ich auch ein paar Härchen … oder Haare, aber wenn du willst, versuche ich es selber, ich weiß nur nicht wie,« sagte sie ein bisschen hilflos.

Ich nickte. »Natürlich, ums Arschloch, wie schön du das sagst. Dann umdrehen, bitte.«

Ich musste sie auch noch ersuchen, ihre Hinterbacken auseinanderzuhalten. Ich war etwas zittrig. Erstens hatte ich nicht damit gerechnet, diesen Teil meiner Mitbewohnerin auch so genau kennenzulernen. Zweitens hatte ich an dieser Stelle mehr Angst, sie zu schneiden.

Aber ich riss mich zusammen. Ich sagte mir, dass ich doch als Kind immer Chirurgin hatte werden wollen, und das Beben meiner Hand beruhigte sich sofort. Ich führte die Klinge ganz behutsam in alle Richtungen von der Mitte weg, und eigentlich war es ganz leicht. Gerade als ich fertig war, bemerkte ich, dass Daphne schluchzte. »Entschuldige! Hab ich dich geschnitten?«, fragte ich perplex.

»Nein, das ist es nicht …«, murmelte Daphne.

Ich hatte den Rasierer zurückgezogen, und Daphne ließ ihre Hinterbacken los. Trotzig klatschten sie gegeneinander.

»Du verstehst auch gar nichts, oder?«, sagte Daphne.

Sie drehte sich schnell um, duschte sich überall ab, drehte das Wasser ab und stieg über mich hinweg aus der Duschwanne, um sich abzutrocknen und einzucremen. Dafür verwendete sie eine Heilcreme für Babyhaut, die ziemlich rezeptpflichtig aussah.

»Wird sicher ganz samtig«, sagte ich, »aber kraulen kann dich jetzt niemand mehr.«

Mir war nicht danach, auf ihr Geschluchze einzugehen. Sie wischte mit dem Handtuch den Beschlag vom Spiegel und sah sich selbst tief in die Augen, in denen jetzt keine Tränen mehr standen. »Vielleicht magst du mir noch die Haare schneiden? Ganz kurz?«, fragte sie. »Ich habe dafür einen elektrischen Bodygroomer gekauft.«

»Einen Body-was?«, fragte ich.

»Haarschneider. Selber Dumpfbacke, Marie.«

Das war mir jetzt doch etwas zu viel. Daphnes schönes, dunkelrotes Haar abzuschneiden, würde sie aus einer Prinzessin in ein geschorenes Schaf verwandeln, dachte ich. »Wenn ich das tun würde«, sagte ich, »dann hätte ich so einen Schock, dann könnte ich dir nie wieder erlauben, mich anzufassen.«

»Als ob ich das einfach so dürfte«, fauchte Daphne zurück.

»Willst du es denn?«

Daphne antwortete nicht und schlug die Augen nieder. Daher wehte also der Wind. Daphne war beleidigt, dass ich mich nicht unsterblich in sie verliebt hatte und mich benahm, als ob nichts Weltbewegendes zwischen uns passiert wäre. Außer ein bisschen Sex zwischen Freundinnen war ja auch nichts passiert, fand ich. Dass sie meine erste Frau gewesen war, musste sie nicht unbedingt wissen. »Du wirst mich immer anfassen dürfen, aber nur, wenn mir gerade danach ist«, sagte ich ernst.

Sie schwieg. Ich kostete aus, wie sie zappelte, und es tat mir verdammt gut, dass mich eine Frau so leidenschaftlich begehrte. Das war ein guter Ausgleich für meine unerwiderte Liebe zu Libuše.

»Na gut«, rief Daphne, »ich wusste ja, warum ich zu der Mädchenparty gehen wollte. Weil es mit dir keine Zukunft hat!«

Sie stellte den Aufsatz des Haarschneiders auf die zweitkürzeste Haarlänge und schaltete ihn ein. Das Surrgeräusch des Geräts hallte laut in dem kleinen Badezimmer.

»Dann viel Spaß«, sagte ich so gleichgültig wie möglich.

Ich sammelte meine Sachen ein, warf mir ein Handtuch um und huschte über den Gang zurück ins Zimmer. Ich hätte für die Uni noch viel zu tun gehabt, legte mich aber lieber zurück aufs Bett und drehte auf dem Bauch liegend die Heizung auf. Draußen schneite es wieder dichte, große, feuchte Schneeflocken. Die Lampen unten auf der Hauptstraße leuchteten gelb. Ich lag da und fragte mich, woran die Schneekönigin irgendwo da draußen gerade denken mochte und ob sie sich noch an mich erinnerte. Ich fragte mich auch, was ihr überhaupt von mir in Erinnerung geblieben war.

Immerfort spielte ich die Szene am Gang in meinem Gedächtnis ab. Wie ich mir die Schuhbänder band und weder in der Lage war, die Königin zu grüßen, noch die Augen zu heben. Schüchternheit und Liebe machen den Menschen oft ungewollt unhöflich, dachte ich.

Ich sah auf meinem Handy, dass Miloš in der Zwischenzeit noch weitere fünfmal angerufen hatte. Ich drückte auf den Tasten herum, konnte mich aber nicht entscheiden, ob ich ihn zurückrufen oder ihm eine sms schreiben sollte. Daphne stapfte ins Zimmer und zog sich eilig an. Ich beachtete sie kaum, aber immerhin fiel mir auf, dass ihre roten Locken noch die gewohnte Länge hatten. Sie hatte ihren Selbstverschandelungsversuch also doch nicht durchgezogen. Schließlich legte mir Daphne ein Flugblatt aufs Bett, zog sich den Mantel an und schlug wortlos die Zimmertür hinter sich zu.

Mir kamen fast die Tränen. Libuše war weit, und ich war gemein zu Daphne gewesen. Jetzt war ich einsam und verlassen. Als wäre ich eine Marionette, die vom obersten Stockwerk des Plattenbaus durch die Zimmerdecken hindurch gesteuert wurde, setzte ich mich auf. Meine Füße fühlten sich fremd an, als würden sie von mir als lose Fortsätze herabhängen. Ich zog mir meinen Strickpulli über und ging in die Gemeinschaftsküche, um mir eine Schokomilch zuzubereiten. Die Neonröhre über dem Herd surrte. Draußen schneite es ohne Pause, und das Gebäude erschien mir komplett desolat und einsam.

Mein Bauch wühlte sich traurig und zornig um. Warum wollte ausgerechnet Daphne auf eine Mädchenparty gehen? Sie sollte nur mir gehören. Ich wollte sie als mein privates Spielzeug besitzen, um mich an ihrem Körper und ihren Gefühlen abzulenken und auszutoben, wenn mir gerade danach war.

Nun musste ich sie mir vorstellen, wie sie umgeben von vielen anderen hübschen jungen Mädchen an einem bunten Cocktail nippte. Dann stellte ich mir vor, wie Daphne mit einer älteren Frau nach Hause ging. Die beiden würden schmusen, sich die Blusen aufknöpfen, sie würden einander streicheln und sich gegenseitig die Augenlider küssen. In meinen Gedanken sah die Dame, mit der ich mir Daphne vorstellte, immer mehr aus wie die Schneekönigin. Ich ließ die Schokomilch stehen, eilte ins Zimmer zurück, machte mich frisch und rannte atemlos aus dem Studentenheim zur U-Bahn, Daphnes Flugblatt fest in der Faust.

9

Der Flyer war mit leuchtend bunten Sternen bedeckt, die zusammen eine eigenartige Schrift formten und eine große Lesbenparty ankündigten. Das Design sah unerwarteterweise recht vielversprechend aus. Jetzt war ich vorfreudig angespannt und konnte die Ankunft in der Bar nicht erwarten. Ich musste im Schneegestöber mehrmals die angegebene Gasse auf- und ablaufen, bis ich endlich eine unscheinbare, unbeschriftete Tür als Eingang zu meinem Ziel identifizierte. Von nackten Glühbirnen beleuchtete Stufen führten in einen tiefen Keller hinunter.

In der Bar leuchteten bunte Lampen lila und grünlich durch den dichten Zigarettenrauch. Leise, sphärische Musik schuf eine Stimmung, bei der kaum zu entscheiden war, ob sie ermüdend oder anregend wirkte. Harfenklänge und das Pfeifen von etwas wie elektrischen Flöten dienten als Begleitung für einen schweren weiblichen Atem, wahrscheinlich dem einer Schlafenden.

An den vielen großen Wirtshaustischen schienen mir unendlich viele völlig gleich aussehende kurzhaarige Frauen mit gewaltigen Mündern zu sitzen. Keine lächelte, keine grüßte. In der Ecke des Raums stand ein dünnes asiatisches Mädchen. Es war gekleidet wie ein englischer Internatsschüler, dem zu Weihnachten eine verbotene Lederkappe geschenkt worden war, und hantierte mit Schallplatten. Kaugummiflecken bedeckten den Boden. Ich ging an die Bar und bestellte bei einer dürren Alten mit schwarzgefärbtem Haar und einem Ärmel aus Tattoos ein Bier. Ich nahm einen großen Schluck, zündete mir eine Zigarette an und blickte mich noch einmal um. Daphne war nirgends zu sehen. Dafür saßen auf den Barhockern neben mir zwei Frauen mit rosa Zöpfen und Lederkostümen mit verchromten Nieten. Sie sprachen über vegane Rezepte und niemals schienen sie die Hände von ihren Bierkrügen zu lösen, außer um nach einem neuen, vollen Krug zu fassen. Eine Frau zeigte mit dem Finger auf mich. Ich war mir sicher, dass sie sich über mich lustig machte.

»Suchst du wen?«, fragte mich die Alte von der Bar.

Ich wollte nicht antworten, um mit meinem Akzent nicht wie eine Touristin zu wirken.

»Du hast dich wahrscheinlich verirrt.«

Sie wandte sich ab. Als ich wieder in den Raum blickte, erschien wie ein Geist aus dem Nichts ein zartes Mädchen zwischen den Tischen. Die Musik wurde rhythmischer. Das Mädchen, offenbar eine Stripperin, warf eine Kleidungsschicht nach der anderen von ihrem schlanken Körper. Ihr Bauch bildete ein scharfes Dreieck, das sich zwischen ihren Beckenknochen zur Scham hin verengte, die schmal und rasiert war. Aber ihre inneren Schamlippen waren markant und gut sichtbar. Ich stellte sie mir an den äußersten Enden etwas bräunlicher vor.

Die Tänzerin winkelte einmal das eine, dann wieder das andere Bein an und spitzte die Ellbogen. Ihre Wirbelsäule war ein sich im Kreis drehender Bogen, dessen Sehne sich einmal hier, dann wieder dort spannte, um erotische Pfeile nach allen möglichen Richtungen zu verschießen. Mich traf sie jedenfalls.

Sie schlängelte sich zwischen den Tischen hindurch und presste sich an die Knie und die Schenkel der demonstrativ gelangweilten Zuseherinnen. Egal wie schüchtern ich sonst und besonders in Bezug auf Frau Professor Herzová sein mochte, dieses Mädchen wollte ich haben. Mein erstes lesbisches Erlebnis mit Daphne hatte eine Sehnsucht nach mehr in mir geweckt, die meine Zurückhaltung abbröckeln ließ wie eine kaputte Schale. Doch zunächst konnte ich nichts anderes machen, als mir noch ein Bier zu bestellen. Sollte ich sie nach dem Tanz ansprechen? Sollte ich zu ihr hingehen und hoffen, von ihrem glatten, dunkelblonden Haar gestreift zu werden? Das waren alles noch keine wirklich revolutionären Einfälle.

Zum Glück kam sie von selbst zu mir. Ihre Brüste waren klein und noch viel fester als die von Daphne. Viel, viel fester. Die Brustwarzen lagen jeweils fast in der Mitte, aber nicht ganz, sondern ein ganz kleines bisschen nach außen versetzt, und auch sie waren äußerst fest, weil es ziemlich kühl im Raum war.

Als sie sich mir tänzelnd näherte, lächelte sie nicht, verschränkte die Hände über dem Kopf und drückte sich den Oberarm gegen die Wange. Ihre Lippen waren klein, aber voll und rosa. Die blauen Augen, mit denen sie mich fixierte, blinzelten kein einziges Mal über ihrer kleinen, runden Nase, und in ihren dunklen Augenbrauen waren Horizonte von weichen, bewaldeten Hügellandschaften und Sonnenuntergängen verborgen. Sie sah unheimlich kitschig aus.

Meine Blicke wanderten schamlos an ihrem schlanken Körper zu ihrer Muschi hinab, die besser rasiert war, als ich es je hinbekommen hätte, und ich stellte mir vor, mein dichtes Schamhaar an ihre glatte Haut zu pressen. Aber in diesem Moment machte sie überraschend kehrt, wandte sich von mir ab und einer bärtigen Frau im Holzhackerhemd zu, noch bevor ich sie aus nächster Nähe begutachten konnte.

Bald darauf war die Musik zu Ende. Einige der Frauen applaudierten ein wenig, und die Tänzerin fiel aus ihrer Rolle, wurde sie selbst, lachte verlegen, senkte den Blick, schob ihre Oberschenkel nah aneinander und trippelte durch den Raum, um ihre Kleidungsstücke wieder einzusammeln und um schließlich in einem Hinterzimmer zu verschwinden, ohne Trinkgeld zu erbitten. Ich nahm einen kräftigen Schluck und wollte ihr dezent folgen. Dafür setzte ich aus taktischen Gründen einen naiven Gesichtsausdruck auf. Einen noch naiveren, als ich ihn wahrscheinlich sonst auch hatte.

Gerade, als ich mich in Bewegung setzen wollte, öffnete sich oben die Tür. Schneeluft wehte herein. Die Zigarettenschachtel fiel mir aus der Hand. Ich war mir sicher, im nächsten Moment die Schneekönigin die schmalen Stufen herabsteigen zu sehen. Ich erwartete, dass sie mich belächeln oder sogar scharf zurechtweisen würde. Aber stattdessen kam eine riesige Frau in einer schwarzen engen Lederhose und einer weiten, luftigen Bluse die Stiegen herunter. Gefolgt von Daphne, die statt ihrer üblichen bunten Mäntel einen langen Kapuzenpullover trug. Daphne bemerkte mich sofort. Unsere Blicke trafen sich. Ihre Augen brannten wie feuchtes Reisig, das zwar unzählige Funken sprüht, aber gleichzeitig kalt und beißend qualmt.

10

Als erstes fiel mir auf, dass Daphnes Haar nun doch gekürzt war. Statt ihrer langen Locken hingen kurze Stirnfransen unter der Kapuze hervor. Immerhin hatte sie sich nicht zu einer Igelfrisur verstiegen. Ihr helles Gesicht leuchtete durch die Schatten und den Zigarettenqualm. Aber da loderte Daphnes Blick bösartig auf, ihre Wangen verzogen sich wie die Wangen eines Teufels, bevor er drohend grinst. Sie gab mir still ein Zeichen, dass ich nichts sagen und sie nicht beachten sollte, und stellte sich mit ihrer Begleitung ostentativ glücklich an die Bar.

Ich bemühte mich, meiner Mitbewohnerin den Gefallen zu gewähren und mein Staunen zu unterdrücken. Mit dem Handrücken wischte ich die Bierflecken von der Theke. Neben mir unterhielt sich Daphne mit der mir fremden Frau. Ich versuchte, so gut es ging, die Hardrock-Musik auszublenden, die gerade aus den Lautsprechern schrie, und stattdessen das Gespräch der beiden zu belauschen. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie die Frau Daphne die Kapuze zurückschob, und ihr mit den Fingern durch die kurzen Haare fuhr. Daphnes Frisur ähnelte jetzt der eines hübschen, fünfzehnjährigen Knaben, dessen Locken – vielleicht aus Stolz auf ihre Dichte und Schönheit, vielleicht aus jugendlicher Faulheit – etwas zu lang geworden waren.

»Danke fürs Haareschneiden«, sagte Daphne, »es war so ein dichtes Erlebnis für mich. Ich glaube, du hast dabei meine erogenen Zonen gefunden.«

Ich fühlte eine spontane Übelkeit in mir aufsteigen, an der nicht das ausgezeichnete tschechische Bier schuld war.

»Ich bin nicht umsonst im Verzeichnis für lesbische Friseusen. Das sanfte Massieren ist mein Spezialgebiet und ich bringe jede Schere in eine angemessene Stellung«, antwortete die Frau.

Noch nie hatte ich zwei Menschen ein so idiotisches Gespräch führen gehört.

»Ich bin mir nicht sicher, was die Leute von der Technischen Uni sagen werden, nachdem ich mich so sichtbar verändert habe«, sagte Daphne laut und gespielt nachdenklich.

»Dein neuer Look steht dir gut, Laser, du bist jetzt ein neuer Mensch. Man wird dich bewundern«, sagte die Frau.

Ich konnte mich nicht mehr halten und prustete los. »Laser!?«, rief ich und lachte laut auf.

Sollte Daphne in der Prager Lesbenszene tatsächlich unter dem absurden Namen »Laser« verkehren? Ich kam mir vor wie in einem Schulmädchenalptraum.

Daphne und die Frau hielten inne und drehten sich nach mir um. Wenn Daphne – oder Laser – mit ihrer Anmut nicht alle Aufmerksamkeit schon bei ihrem Erscheinen auf sich gezogen hatte, so tat ich mit meinem Aufschrei das Übrige, um die Blicke der gelangweilten Lesben auf unser Dreiergrüppchen zu ziehen. Durch Zufall verstummte für einen Augenblick die Musik. Es war vollkommen still bis auf den Lärm vom Tischfußballtisch, der in einer Ecke des Raums stand, ein unerwartetes Tor fiel.

»Hast du ein Problem mit meinem Namen?«, hörte ich Daphne fragen, und ihre Stimme bebte vor Zorn über meine Einmischung.

»Nein, ich dachte, dass du anders heißt«, sagte ich leise.

»Du musst sie wohl verwechselt haben«, sagte die große fremde Frau verächtlich und entblößte dabei ihre riesigen, gut geputzten Zähne.

Ich schielte nach Daphne. Sie schien zwar noch immer zornig zu sein, aber in ihrer Mimik erkannte ich auch etwas Flehendes. Ich verstand, dass sie für diese Frau tatsächlich Laser hieß, und wenn ich sie nicht vollkommen verärgern, wenn ich sie noch als Mitbewohnerin behalten und vielleicht auch als kleine Sexsklavin verwenden wollte, dann musste ich ihr den Spaß nun lassen und durfte ihre Deckung nicht auffliegen lassen. Ja, ich musste ihr sogar helfen. »Verzeihung, ich habe dich wirklich verwechselt. Ich hielt dich für meine Ex-Freundin.«

Daphne bedankte sich mit dem Ausdruck ihrer Augen. Ich wollte mich wieder wegdrehen, aber irgendwas in mir hielt mich davon ab. Ich streckte die Hand aus. »Marie«, sagte ich, »und Sie sind?«

Die Frau drückte meine Hand so fest, dass meine Gelenke knacksten. »Tereza«, zischte sie.

Die beiden rückten ein Stück von mir weg, um mich nicht mehr bei ihrer Unterhaltung mithören zu lassen. Ich kletterte auf meinen Barhocker zurück, rauchte und trank weiter. In meinem Kopf schienen die Synapsen und die Nervenbahnen vor unterschiedlichen Gedanken zu glühen. Tereza heißt du also, dachte ich, dich werde ich auch noch ausziehen, und dann werde ich deine rasierte Muschi bearbeiten, bis deine buschigen Augenbrauen zucken.

Ich bestellte noch ein Bier. Miloš hatte mir eine Nachricht geschickt. Das war sonst nicht seine Art, denn er hielt sms für anstrengend und unzuverlässig, also musste es wichtig sein. »Liegst du erfroren in der Schneeverwehung?«, stand dort. »Ruf bitte bald zurück. Die Königin hat nach dir gefragt.«

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