Kitabı oku: «Israel»
M E I N E M
G E L I E B T E N
S O H N E L I A S
G E W I D M E T
Wolfgang Sotill
ISRAEL
40 EINFACHE FRAGEN
40 ÜBERRASCHENDE ANTWORTEN
Fotos von Christian Jungwirth
1WARUM 40 FRAGEN? EIN VORWORT
LAND & LEUTE
2WAS SOLLTE MAN WISSEN, WENN MAN NACH ISRAEL FÄHRT?
3WIE GEFÄHRLICH IST EINE REISE NACH ISRAEL?
4WELCHE ORTE SOLLTE MAN UNBEDINGT BESUCHEN?
5SPRECHEN SIE JIDDISCH, HEBRÄISCH ODER ARABISCH?
6WAS MACHT JERUSALEM SO HEILIG, SO SCHWIERIG, SO EINZIGARTIG?
7WER IST DAS ÜBERHAUPT: EIN JUDE?
8WORÜBER LACHEN JUDEN, WENN SIE LACHEN?
9SIND JUDEN INTELLIGENTER ALS NICHTJUDEN?
10WAS HAT EUROPA MIT DEM KONFLIKT IM NAHEN OSTEN ZU TUN?
11WARUM HÖRT MAN VON ISRAEL STÄNDIG IN DEN MEDIEN?
12WANN HÖREN DIE JUDEN ENDLICH AUF, VOM HOLOCAUST ZU REDEN?
13SIND DIE SIEDLER EIN HINDERNIS FÜR DEN FRIEDEN?
14SIND ARABER IN ISRAEL AUCH PALÄSTINENSER?
15WARUM HAT ISRAEL AUSREICHEND WASSER?
JUDENTUM – CHRISTENTUM – ISLAM
16WORAN GLAUBEN JUDEN?
17WARUM IST DER PLATZ DES FELSENDOMS AUCH JUDEN HEILIG?
18WAS BEDEUTEN DIE SYMBOLE DES JUDENTUMS?
19IST DIE SYNAGOGE DIE KIRCHE DER JUDEN?
20WIRD AN DER KLAGEMAUER NUR GEKLAGT?
21WIE BEGEHEN JUDEN DEN SCHABBAT?
22WIE SCHMECKT KOSCHERES ESSEN?
23SIND DIE JUDEN EIN AUSERWÄHLTES VOLK?
24WER IST EIN ORTHODOXER JUDE?
25WAS HAT DAS JUDENTUM FÜR DIE WELT GELEISTET?
26WIE VERSTEHEN JUDEN DIE TORA?
27WIE KANN MAN SICH DAS LAND ZUR ZEIT JESU VORSTELLEN?
28WIE VIELE KINDER LIESS HERODES IN BETLEHEM TÖTEN?
29WAR JESUS JUDE?
30WARUM WAR JESUS DEN FÜHRENDEN JUDEN IM WEG?
31WIE VERLIEF DER PROZESS GEGEN JESUS?
32WIE MUSS MAN SICH EINE KREUZIGUNG VORSTELLEN?
33WARUM FÜHLT SICH JESUS AM KREUZ VON GOTT VERLASSEN?
34WARUM LEHNEN DIE JUDEN JESUS ALS MESSIAS AB?
35IST GOLGOTA ALS ORT DER KREUZIGUNG HISTORISCH GESICHERT?
36WARUM VERSETZEN DIE KREUZFAHRER DIE ARABER NOCH IMMER IN ANGST?
37WIE KOMMT ÖSTERREICH ZU EINEM HOSPIZ IN JERUSALEM?
38WARUM IST JERUSALEM DIE DRITTHEILIGSTE STADT IM ISLAM?
39WARUM STEHT ÜBER MARIA IM KORAN MEHR ALS IN DER BIBEL?
ZEITTAFEL
40WAS WAR WANN?
Anmerkungen
Danksagung
Der Autor
WARUM 40 FRAGEN?
EIN VORWORT
EINE FRAGE wird mir bei der Vor- oder Nachbereitung von Reisen und nach Vorträgen immer wieder gestellt: „Welches Buch empfehlen Sie?“ Die Liste der bemerkenswerten Publikationen ist lang, aber kaum jemand findet in der Geschäftigkeit des Alltags Zeit für die Lektüre mehrerer Bücher. Die meisten suchen eine Publikation, die umfassend, fundiert und verständlich Orientierung bietet. Dieses Buch enthält Fragen, die mir Touristen und Pilger während meiner langjährigen Tätigkeit als Reiseleiter wiederholt gestellt haben. Das inhaltliche Spektrum ist dementsprechend breit und reicht vom Nahost-Konflikt bis hin zum jüdischen Witz. Mein Ziel ist es, Fakten zu vermitteln, Zusammenhänge aufzuzeigen und Klischees aufzubrechen.
Die Motive jener, die nach Israel reisen, sind sehr unterschiedlich: Manche kommen als fromme Pilger, denen vornehmlich an den christlichen heiligen Stätten gelegen ist. Andere sehen sich als „kulturell Interessierte“. Für sie ist die Religion oft zur religiösen Kultur geschrumpft, die Glaubensdecke ist womöglich dünn geworden und von vielen Fragezeichen begleitet. Nicht selten suchen sie im Land der Bibel den naiv-vertrauenden Glauben ihrer Kindheit oder eine Bestätigung dafür, warum sie sich von ihrer Kirche distanziert haben. Das eine ist nicht, das andere sehr leicht zu entdecken.
Immer wieder reisen Menschen auch aus politischen Gründen. Sie wollen ihre Solidarität mit einer der beiden Gruppen des Konflikts bekunden. Ihr bevorzugtes Interesse gilt Orten, an denen arabische Selbstmordattentäter viele Juden getötet haben, oder auch den Flüchtlingslagern der Palästinenser. Auch wenn ihr Interesse vordergründig profan und politisch ist, so wollen sie doch die prominentesten Adressen der Religionsgeschichte besuchen: die Grabeskirche, die Westmauer, die großen Moscheen, Betlehem …
Was auch immer der Grund für eine Reise ist – für alle stellt sich der Besuch des Landes als „geistiges Abenteuer“ dar. Sie müssen sich damit auseinandersetzen, Bilder, die sie aus den Tagen ihrer frühen Kindheit von den biblischen Orten in sich tragen, mit der Realität in Einklang zu bringen. Plötzlich ist der Stall der Geburt Jesu kein Stall mehr, sondern eine Höhle. Und der Garten Getsemani, der Ort der Verhaftung Jesu am Ölberg, ist kein lauschiges Wäldchen, sondern nur eine Gruppe von 16 Bäumen. Und selbst die stammen nicht aus der Zeitenwende, sondern wurden von Kreuzfahrern gepflanzt. Man sieht: Die eigenen Vorstellungen erfüllen sich im Land der Bibel oft nicht.
Dazu kommt bei Pilgern die Frage, welchen Stellenwert die Bibel für sie hat. Sind die Psalmen doch mehr als bloß eine wunderbare Dichtung? Und ist das Hohelied der Liebe, in dem es heißt „ein Beutel Myrrhe ist mein Geliebter, der zwischen meinen Brüsten ruht“ (1,13) nicht doch anders zu lesen als nur eine Allegorie des Verhältnisses Jesu zu seiner Kirche? Darf dieses Lied, das König Salomon als Verfasser zugeschrieben wird, erotische Literatur sein, voll Lebensfreude und Zärtlichkeit? Man kann das Land der Bibel bereisen und nur bestätigt sehen, was man auch zu Hause schon gewusst hat. Man kann sein Wissen aber auch erweitern. Das ist einem lebendigen Glauben geschuldet.
Dieses Land ist uns allen irgendwie Heimat und doch hat es viele Seiten an sich, die uns fremd sind und uns verunsichern – etwa: Wie gehe ich mit dem zeitgenössischen Judentum um, das seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil und von allen nachfolgenden Päpsten als göttliche Offenbarungsreligion gehandelt wird? Wie bringe ich diese biblische Sicht in Einklang mit meinem Solidaritätsgefühl, das ich den unter dem Konflikt stark leidenden Palästinensern entgegenbringe? Manche Reiseleiter machen es sich einfach und unterscheiden zwischen den „guten Juden“ in biblischer Zeit und den „bösen Israelis“ der Gegenwart. Das ist schlichtweg falsch.
Schon an diesen wenigen Fragen erkennt man: Israel ist ein ewiges Verwirrspiel des Intellekts und auch der Gefühle. Vor allem dann, wenn man erkennen muss, dass die maschinelle Menschenvernichtung der Shoa nicht nur ein Aspekt der jüdischen Geschichte, sondern auch einer der österreichischen und der deutschen ist. Nach dem Besuch der Holocaust-Memorialstätte Yad Vashem habe ich des Öfteren Gespräche geführt, die sehr persönlich waren: „Was hat mein Vater, der an der Ostfront eingesetzt war, gewusst? War er aktiv an Judenerschießungen beteiligt? Gesprochen hat er über seine Zeit im Krieg jedenfalls nie, sondern die verlorenen Jahre immer nur mit dem Satz zusammengefasst: ,Es war eine schwere Zeit.‘“ Solch ein Resümee lässt viele Deutungen zu.
Ich wiederhole mich, wenn ich sage: Israel ist ein geistiges Abenteuer, ein, wenn man ihn nur zulässt, bereichernder Prozess, der mit einer einzigen Reise freilich nicht beendet ist. Darum sollten Sie verstehen: Auch eine noch so fundiert geführte Tour kann nie der Endpunkt, sondern immer nur der Ausgangspunkt für weitere Fragen sein – egal ob im Bereich des Glaubens oder in der Politik.
Ich war als Student in Jerusalem sehr orientierungslos. Ich hatte arabische Freunde und jüdische. Beide Seiten waren sehr nett, sehr hilfsbereit, sehr kumpelhaft. Zu beiden fühlte ich mich hingezogen, während diese mehr oder weniger strikt gegeneinanderstanden. Lange Zeit hatte ich ein schlechtes Gewissen der jeweils anderen Gruppe gegenüber. In diesem Schlamassel meiner Gefühle suchte ich Rat. Und zwar bei dem Benediktiner Laurentius Klein, mittlerweile verstorbener Abt der deutschen Benediktinerabtei Dormitio Mariae am Berg Zion. Seine Antwort lautete: „Weißt du, je länger ich im Land bin, desto weniger durchblicke ich die politischen Zusammenhänge. Wenn du aber unbedingt eine Antwort hören willst, dann sage ich dir: Mit dem Herzen bin ich oft auf der Seite der Araber, mit dem Kopf aber auf der der Israelis.“1 Diese Antwort ist wahrscheinlich die beste, die ich jemals zum Konflikt gehört habe. Wohl aber auch die schwierigste, weil sie sich unserem Streben nach eindeutigen Kategorisierungen entzieht. Dabei wünschen wir so sehr, Gutes und Böses, Recht und Unrecht klar erkennen zu können. Stattdessen zwingt uns Israel in einer offenen Gedankenwelt zu leben, in der es eben nicht immer nur eine einzige richtige Antwort gibt. Es ist ein Land, in dem man mit Antworten auf Fragen überrascht wird, die man gar nicht gestellt hat.
Israel zwingt seine aufmerksamen Besucher auch in neue Kategorien der Geschichtsbetrachtung. Eines der ältesten Völker der Erde, das wunderbare Leistungen für die Welt erbracht hat – die Idee des Eingottglaubens und der Nächstenliebe und vieles andere mehr –, steht vor der Frage: „Wird es diesen Staat, den einzigen sicheren Hafen für Juden auf der Welt, für unsere Kinder oder Enkelkinder noch geben?“ Eine Frage, die sich in Europa niemand von seinem Land zu stellen braucht. Solch eine permanente Bedrohung lässt Menschen nachdenklicher, aber auch lebensfroher werden. Das ist wohl auch der Grund, warum so viele junge Menschen aus Europa für ein paar Tage nach Tel Aviv fliegen, um dort die Intensität des Lebens in besonderer Weise zu spüren.
Israel wirft Fragen über Fragen auf. Warum aber sind es in diesem Buch ausgerechnet 40? Die Zahl 40 spielt in der Bibel eine große Rolle. 40 Tage dauerte die Sintflut, 40 Tage war Mose auf dem Berg Sinai, um die Gesetzestafeln in Empfang zu nehmen, 40 Jahre dauerte die Wüstenwanderung des Volkes Israel von Ägypten ins gelobte Land, 40 Tage und 40 Nächte ging der Prophet Elias in schwerer Niedergeschlagenheit zum Berg Horeb, 40 Tage fastete Jesus, um sich auf seine Sendung vorzubereiten. Die Zahl 40 steht immer für einen Zeitraum, der eine Wende, eine Umkehr und einen Neubeginn ermöglicht. Ich wünsche mir, dass die Leserin, der Leser nach der Lektüre der 40 Antworten Israel mit neuen Augen sieht. Niemand erwartet eine unkritische Jubelstimmung, aber sehr wohl fundierte Urteile, die keine oberflächlichen Vorurteile mehr sind. Das ist es, was Israel verdient. Nicht mehr und nicht weniger.
LAND
&
LEUTE
WAS SOLLTE MAN WISSEN, WENN MAN NACH ISRAEL FÄHRT?
ES SOLL Sie nicht abschrecken, wenn ich sage: Der Flughafen von Tel Aviv ist der gefährlichste Ort, wenn Sie in einer Gruppe reisen. Dort verschwinden die meisten Leute. Und andere, nach denen der Guide – vermeiden Sie in Israel den Ausdruck „Führer“– nie gesucht hat, tauchen plötzlich auf. Aber der Reihe nach. Die Gruppe war noch vollzählig, als ich sie in der Wartehalle des Flughafens in Empfang nahm. Aber keine zwei Gehminuten später war ein Mann verschwunden. Zugegeben: Ich hätte noch einmal nachzählen müssen, aber da mir von der Ankunftshalle in Ben Gurion bis zu dem davor wartenden Bus noch nie jemand verloren gegangen war, dachte ich gar nicht daran. Wir fuhren ohne ihn los. Der abgängige Herr, ein pensionierter Lehrer, hat sich die Fahrt nach Tiberias mit Zug und Bus schließlich selbst organisiert. „Ich habe Israel schon ein wenig kennengerlernt“, schwärmte er geradezu, als er am Abend im Hotel zur Gruppe stieß. Er sei ganz begeistert von dem Land, denn er habe so viele hilfsbereite Leute getroffen.
Ein anderes Mal habe ich meine Reiseteilnehmer doch gezählt. Mit dem Ergebnis, dass ich eine Person zu viel im Bus hatte. Wie sich herausstellte, war es eine betagte Frau, die die Reise von ihren Kindern zu einem runden Geburtstag geschenkt bekommen hatte. Reiseunerfahren hatte sie sich am Flughafen einer deutschsprachigen Gruppe angeschlossen, von der sie glaubte, es sei die ihrige. Das war unsere Gruppe aber nicht. Auf die Frage, bei welchem österreichischen Unternehmen sie gebucht habe, wusste sie ebenso wenig eine Antwort wie auf jene nach dem Hotel, in dem sie wohnen sollte. Einen so alten Menschen, der die Sprache des Landes nicht versteht und sich nicht zu helfen weiß, kann man nicht einfach seinem Schicksal überlassen. Einige Telefonate später hatten wir ihre Gruppe ausfindig gemacht. In charmantem Kärntnerisch bedankte sich die 80-Jährige mit den Worten: „Eigentlich würde ich gerne bei euch bleiben. Ihr seid so nett!“
Was möchte ich Ihnen damit sagen? Israel ist ein kleines, überschaubares Land mit vielen warmherzigen und hilfsbereiten Menschen. Vieles lässt sich ganz unkompliziert organisieren, selbst wenn es manchmal ein wenig chaotisch zugeht. Diesem Lebensstil, Kleinigkeiten nicht zu problematisieren, sondern sie unkonventionell zu lösen, steht allerdings auch ein striktes staatliches Regelsystem gegenüber, das zur Aufrechterhaltung der Sicherheit – auch Ihrer – dient. So dürfen Sie nur einreisen, wenn Ihr Reisepass vom Tag der Abreise aus Israel zumindest noch sechs Monate und einen Tag gültig ist. Visum braucht man als österreichischer oder deutscher Staatsbürger keines. Bei der Einreise erhalten Sie keinen Stempel in Ihren Pass, dafür aber eine scheckkartengroße Kopie des Passes, die Sie bis zur Abreise aufbewahren sollten.
Schwierig kann sich die Einreise allerdings gestalten, wenn ihr Pass Stempel aus Ländern wie Syrien, Afghanistan oder dem Iran aufweist. Das führt zu ernsthaften Komplikationen. Im Allgemeinen sind die Sicherheitskontrollen aber meist schon nach wenigen kurzen Fragen erledigt. Dramatische Berichte, die immer wieder die Runde machen, die Israelis würden Reisende schikanieren, Koffer auf der Suche nach Waffen und Sprengstoff durchwühlen, Bücher durchleuchten und sogar Früchte durchschneiden, gehören ins Reich der Vergangenheit. Die Sicherheitskräfte sind im Allgemeinen professionell, freundlich und hilfsbereit. Immer wieder bin ich über die Handhabung der Sicherheitsbestimmungen überrascht. So darf man in Israel zum Beispiel Wasserflaschen mit an Bord von Flugzeugen nehmen, was in Europa streng verboten ist.
Manche, besonders ältere oder kranke Menschen, haben Bedenken, was die medizinische Versorgung betrifft. Sie dürfen selbstverständlich alle persönlichen Medikamente im Flugzeug mit sich führen. Wenn Sie medizinisch-technische Geräte, wie etwa zur Atmungsunterstützung, benötigen, empfiehlt es sich, eine Beschreibung des Geräts mitzunehmen. Wer im Rollstuhl reist, muss dies der Fluglinie rechtzeitig bekannt geben. Wenn vor Ort gesundheitliche Probleme auftreten, darf ich Sie beruhigen. Die medizinische Versorgung in Israel ist erstklassig. Es kann allerdings empfindlich teuer werden, wenn man im Krankenhaus behandelt werden muss. Daher sollten Sie mit einer guten Versicherung vorsorgen.
Die meisten Fragen von Reisenden beziehen sich aufs Geld. Es ist nicht notwendig, in Europa israelische Schekel zu schlechten Konditionen zu kaufen. Nehmen Sie Euro mit und wechseln Sie bei einem autorisierten „Moneychanger“. Die Kurse sind meist besser als in den Hotels oder am Flughafen. Niemand, der Geld wechseln will, geht in Israel in eine Bank. Dort ist der administrative Aufwand zu hoch und die Wartezeit zu lang. Sehr viele Geschäfte und Restaurants akzeptieren auch Euro- oder Dollar-Banknoten. Das Netz an Bankomaten ist in seiner Dichte ausreichend. Solche, die in religiös-jüdischen Wohnvierteln aufgestellt sind, funktionieren am Schabbat nicht. Nur schwer zu beantworten ist die Frage, wie viel Geld Sie mitnehmen sollten. Das hängt ganz von Ihren Bedürfnissen und finanziellen Möglichkeiten ab. Ich hatte einmal einen Reiseteilnehmer, dessen Goldene Kreditkarte ihm nach wenigen Tagen den Dienst versagte, weil er hemmungslos Ikonen und auch Diamanten eingekauft hatte. Andere Reisende kommen mit ganz wenig Geld aus.
Ein weiterer schwieriger Punkt ist die Frage nach Trinkgeldern. In Israel wird für diverse Dienstleistungen Trinkgeld erwartet, in einem Restaurant sollten es zumindest zehn Prozent sein. Seien Sie vorsichtig, wenn Sie essen gehen. Die Preise sind sehr hoch und alkoholische Getränke wirklich teuer. Das Wasser mit Minze oder Zitrone, das Ihnen obligatorisch in jedem Restaurant auf den Tisch gestellt wird, können Sie problemlos trinken.
Wenn Sie individuell reisen, kommen Sie sowohl in Israel als auch in den Palästinensergebieten mit Englisch sehr gut durch. Sollten Sie einen Mietwagen nehmen, dann beachten Sie, dass Sie mit einer israelischen Nummerntafel nicht ins Westjordanland reisen können. Auch wenn Sie das Fahrzeug bereits von zu Hause aus bei einer internationalen Agentur gebucht haben, sollten Sie Orte wie Betlehem oder Jericho meiden, da Sie dort keinen Versicherungsschutz haben. Eine Ausnahme stellen die Straßen durch das Jordantal von Galiläa bis zum Toten Meer und jene von Jericho nach Jerusalem dar. Auf diesen Straßenabschnitten sind Sie versichert. Der öffentliche Verkehr ist gut ausgebaut und Sie können das Land auch mit öffentlichen Bussen bereisen. Sammeltaxis, Sheruts genannt, finden Sie an nahezu allen Verkehrsknotenpunkten.
Telefonieren mit dem Handy und die Nutzung des Internets können sehr teuer werden. Immer wieder höre ich diesbezüglich Klagen von Reisenden. Auch wenn Israel im Sport Europa zugerechnet wird, beim Telefonieren ist das nicht der Fall. Erkundigen Sie sich bei Ihrem Anbieter vor der Reise über die entsprechenden Konditionen. Die Internet-Abdeckung ist im ganzen Land hervorragend und WLAN gibt es auch in den meisten Reisebussen.
Das Fotografieren ist beinahe überall erlaubt. Und sollte es einmal verboten sein, dann werden Sie mit Warntafeln darauf hingewiesen. Auch wenn es verlockend ist, am Schabbat an der Westmauer die Kamera zu zücken – verzichten Sie darauf. Respektieren Sie die Privatsphäre und die religiösen Gefühle von Menschen. Es wird auch nicht gerne gesehen, wenn Sie arabische Frauen fotografieren. Es ist ein Gebot der Höflichkeit und des Respekts, zu fragen, bevor man den Auslöser drückt. Wenn jemand bereit ist, sich fotografieren zu lassen, erwartet er/sie eine kleine Gegenleistung, ein Bakschisch. Geschäft ist eben Geschäft.
Noch ein Tipp: Berücksichtigen Sie bei Ihrer Reiseplanung die religiösen Feiertage der einzelnen Religionen. Der Freitag ist der heilige Tag des Islam, am Samstag ist Schabbat und der Sonntag ist der christliche Feiertag. Dementsprechend gestalten sich die Öffnungszeiten verschiedener Sehenswürdigkeiten. Die Westmauer sollten Sie an einem Montag- oder Donnerstagvormittag besuchen, denn dann können Sie dort eine Bar Mitzwa miterleben.
Sie können Israel zu jeder Jahreszeit besuchen, von Anfang Jänner bis Ende Dezember. In den Wintermonaten kann es am See Gennesaret, am Toten Meer und in Eilat durchaus frühlingshafte Temperaturen haben. Regenfälle können zwar sehr intensiv sein, dauern aber selten länger als einen Tag. In den Monaten März, April und Mai und im Herbst ist es angenehm warm, aber nicht heiß und zudem niederschlagsarm. Und im Hochsommer? Da sind nur wenige Touristen im Land, denn es hat sich noch nicht herumgesprochen, dass in Jerusalem die Temperaturen oft angenehmer sind als in Mitteleuropa.
Traditionell beenden Juden den Seder-Abend zu Pessach mit dem Wunsch: „Nächstes Jahr in Jerusalem!“ Vielleicht haben ja auch Sie Lust, sich diesem Wunsch anzuschließen.