Kitabı oku: «Herbstverwesung», sayfa 2

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Eleonora wich erschrocken zurück.

„Nun, ich habe keine Klingel gefunden… Und die Tür war offen. Sie sollten einen Riegel anbringen“, meinte Eleonora um sie abzulenken.

„Das beantwortet nicht meine Frage!“, rief sie aufgewühlt.

Eleonora schluckte. Ihre Hände waren verschwitzt und sie fühlte sich unwohl. Wieso musste sie auch in dieses Schloss eindringen? Sie wurde sauer auf sich selbst. Es war nicht klug gewesen, alleine in einer neuen Stadt in ein angebliches Spukschloss zu laufen, um einer verrückten alten Lady ein paar Fragen zu stellen.

Wie nur konnte Eleonora sie besänftigen? Sie versuchte es mit der Wahrheit und beschloss, diese ein wenig auszuschmücken.

„Nun, um ehrlich zu sein… Wollte ich Sie und ihre Puppe ein wenig kennen lernen. Als Sie sie mir gestern vorgestellt haben, da war ich so hin und weg von ihrer Schönheit. Ich wollte Sie besuchen, und eventuell mein Buch über Sie und ihre Puppe schreiben, wenn das in Ordnung wäre…Ich habe ihnen auch einen Kaffee mitgebracht“, fügte sie hinzu und war erleichtert, dass sich die spröden Lippen von Misses Greenwood zu einem leichten Lächeln formten. Die Puppe war wohl immer ein gutes Thema für sie.

„Ist sie nicht wundervoll?“, lachte sie und strich ihrer Enkelin über die Pausbäckchen.

„Sie ist eine wahre bellezza, eine wahre Schönheit“, entgegnete ihr Eleonora gespielt interessiert.

„Aber sie ist keine Puppe“, meinte die Alte plötzlich und ihr Blick verfinsterte sich.

„Sie ist Ihre Enkelin, ich weiß“, lachte Eleonora und konnte den ironischen Tonfall nicht unterdrücken.

„Sie denken ich bin verrückt!“, rief Misses Greenwood darauf hin. „Sie lebt! Sie versteht jedes Wort was ich ihr erzähle, sie hört mir zu und manchmal, da antwortet sie mir!“

„Die Puppe antwortet Ihnen?“, fragte Eleonora ungläubig. Die alte Frau erzählte das mit einer solchen Überzeugung, dass man es ihr fast abnehmen konnte. Eleonora lief ein Schauer über den Rücken. Sie wollte nach Hause.

„Natürlich antwortet sie mir. Auch wenn sie es nicht mit Worten tut, kann ich mit ihr kommunizieren“, sie schaukelte die Puppe im Arm und sah ihr tief in die Augen, lächelte sie an.

„Hat sie einen Namen?“, forschte Eleonora weiter. Allmählich bekam sie die Informationen zu hören, die sie für ihr Buch brauchte.

„Oh, sie haben alle sieben einen Namen“, antwortete die alte Dame, die Augen nicht ablassend von dem Gesicht des Püppchens.

Sieben? Es gab noch mehr Puppen?

„Das hier ist Isabell, meine Enkelin. Aber sie hat noch Freundinnen. 5 Stück. Und die wohnen alle hier in meinem Schloss“, lachte sie stolz. Eleonora hob entsetzt eine Augenbraue. Es wurde immer verfahrener. Sieben Puppen. Ihr kamen die Worte des Kellners in den Kopf. Misses Greenwood hatte sieben Söhne gehabt. Das konnte doch kein Zufall sein. Sie verwendete also die Puppen als Kindersatz?

Also Isabell und fünf Freundinnen, das waren dann nur sechs.

„Was ist mit der siebten Puppe?“, fragte Eleonora vorsichtig und fürchtete sich ein wenig vor der Antwort.

Misses Greenwood lächelte und neigte den Kopf. Sie schien sich sehr über Eleonoras Interesse zu freuen. „Die siebte Puppe ist Isabells Zwillingsschwester. Sie trägt den wunderschönen Namen Mirabell.“

Eine Zwillingsschwester? Das konnte doch alles nicht wahr sein. Eleonora musste willkürlich die Nase rümpfen. Jetzt wäre es nur noch interessant, wo sich diese sieben Puppen befanden. Vielleicht lagen sie in einem Karton? Oder waren sie in einem Regal aufgestellt?

„Und wo bewahren sie die Puppen auf?“, fragte sie schließlich. Vielleicht würde Misses Greenwood ihr erlauben, einmal einen Blick auf Isabells Genossinnen werfen zu dürfen. Denn mit ein bisschen Inspiration würde sich Eleonoras Buch sicher schon bald wie von selbst schreiben.

„Oh, ich bewahre sie drüben im Wohnsalon auf. Möchten Sie sie sehen?“ Misses Greenwood hatte angebissen und ohne Eleonoras Antwort abzuwarten, griff die Alte sie an der Hand und zog sie durch die Tür in den Wohnsalon.

„Im Moment sitzen sie auf meinem Sofa. Eigentlich wohnen sie in einer Glasvitrine, aber heute Nacht wurde diese von einem Dieb umgestoßen und zerstört!“

„Wieso denken Sie, dass jemand eingebrochen ist?“, Eleonora hatte zwar das Gespräch zwischen Misses Greenwood und dem Polizisten mitgehört, wollte jedoch die Antwort von Misses Greenwood selbst noch einmal hören.

„Oh, mir fehlt ein Ring, Kindchen. Jemand hat ihn mitgenommen. Und außerdem spüre ich es. Letzte Nacht ist etwas Grauenvolles hier auf Red Side geschehen, daran habe ich keinen Zweifel. Und Isabell hat schreckliche Angst seitdem das passiert ist“, sie sah so traurig aus, so mitfühlend mit Isabell, dass Eleonora der Alten beinahe einen Arm auf die Schulter gelegt hätte.

Die beiden näherten sich dem Sofa, und Eleonora konnte sie ganz genau betrachten: Fünf Puppen saßen da. Feinsäuberlich gekleidet, liebevoll frisiert.

Alle aus Porzellan. Alle mit starren Augen, dicken Pausbäckchen und einem Mündchen, in den man ein leichtes Lächeln interpretieren konnte.

Sie strahlten auf Misses Greenwood eine solche Zufriedenheit aus, eine solche Glückseligkeit und auf Eleonora etwas Düsteres. Jede einzelne Puppe, so wie sie da saß mit ihrem leeren Blick, hatte etwas Düsteres.

„Sie erholen sich gerade. Die letzte Nacht war anstrengend für sie. Ein Fremder ist immerhin hier eingedrungen und hat ihre Vitrine zerstört, Gott erbarme sich!“, sie setzte ihre Isabell sanft in die Runde.

„Heute Nacht werden sie dann wieder munter“, erklärte sie und zupfte an Isabells Kleidchen.

„Sie werden munter? Was … was meinen Sie denn damit?“, stockte Eleonora. Ihr war das hier alles zu verfahren, zu verrückt und diese Puppen verwirrten sie.

„Oh, sie laufen umher, tun all das, was Mädchen eben gerne tun“, erzählte Misses Greenwood selbstverständlich.

„Sie laufen umher? Sie meinen, die Puppen laufen dann durch das Schloss?“ Eleonora wurde ganz schwindelig. Sie hätte niemals hier her gehen sollen.

„Oh ja, natürlich. Ich höre sie nachts tanzen. Das tun sie am liebsten.“ Gelassen setzte sich Misses Greenwood in einen Sessel.

Eleonora fehlten die Worte. Sie hatte ein unangenehmes Gefühl. Sie fühlte sich beobachtet, gemustert von den Puppen mit ihren eindringlichen Blicken und es machte ihr Angst, dass sie den Gedanken bekam, an Misses Greenwoods Geschichte könnte etwas Wahres dran sein.

3

Zwei Wochen waren nun seit dem Umzug in die neue Heimat London für das italienische Liebespaar vergangen.

Lorenzo, Eleonoras mio caro verbrachte beinahe täglich den gesamten Tag von früh bis spät in seiner Arbeitsstelle im Bauunternehmen. Eleonora hatte es satt. Sie wollte nicht zu den Frauen gehören, dessen Liebesleben schon vor der Hochzeit in Arbeit erstickt wurde. Deshalb hatte sich Lorenzo einen Tag frei genommen, um seiner principessa in der Wohnung unter die Arme greifen zu können und um einen schönen Tag mit ihr zu verbringen. Eleonora hatte Ablenkung auch dringend nötig. Der Besuch bei Elisabeth Greenwood schlug ihr immer noch auf den Magen. Das düstere Schloss und der Gedanke, dass dort, hinter den dicken Mauern eine alte Lady mit ihren sieben Puppen wohnte, die angeblich nachts durch das Schloss schleichen. Dann der Einbruch. Ein gestohlener Saphir Ring. So viele offene Fragen in nur einem einzigen Schloss. Eleonora hatte es bisher noch nicht geschafft, all diese einzelnen Geschehnisse zusammen zu fügen und zu beginnen, ein Buch zu schreiben. „Heute machen wir uns einen schönen Tag, ma principessa“, lächelte Lorenzo und gab seiner Prinzessin einen Kuss. Gerade hatten die beiden ein paar Möbel aufgestellt, die sie im Internet bestellt hatten. Allmählich wurde die Wohnung fertig und Eleonora begann langsam, zufrieden zu werden und diese Wohnung als ihr neues Zuhause zu akzeptieren.

Das Paar saß zusammen auf der Ledercouch und trank einen Espresso.

Doch Eleonora hatte nur ein Gesprächsthema: Elisabeth Greenwood.

„Ich möchte so gerne ein Buch über sie schreiben. Und über all die Geschehnisse dort. Aber ich weiß nicht, wo ich ansetzen soll. Bei der Puppe? Bei der Greenwood?“, jammerte sie. Es passte ihr ganz und gar nicht, dass Lorenzo eine Arbeit hatte, die ihn glücklich machte und ihn zufrieden stellte, und sie es momentan nicht einmal auf die Reihe brachte, ein paar Seiten zu verfassen, wo es ihr doch früher so leichtgefallen war, zahlreiche Artikel und ganze Berichte zu schreiben.

„Beginn doch mit dem Einbruch. Dass eine unbekannte Person durch ihr Fenster steigt und sie beklaut“, meinte Lorenzo und zuckte mit den Schultern. Er konnte Eleonoras Unzufriedenheit nicht nachvollziehen.

„Durch ihr Fenster…“, überlegte Eleonora laut.

„Ja, so ist es doch passiert, oder nicht?“, Lorenzo nippte an seinem Espresso.

„Mio Dio! Meine Güte!“, schoss es Eleonora durch den Kopf und verschüttete beinahe ihr Getränk, so hektisch sprang sie auf. „Lorenzo! Das ist es!“ Sie schlug die Hände über dem Kopf zusammen.

Lorenzo hob fragend die Augenbraue. „Lorenzo! Ich bin zu Misses Greenwood aufs Schloss gegangen, richtig?“

Lorenzo nickte.

„Und ich konnte einfach durch die Eingangstüre spazieren, es war nichts verschlossen!“

Ihr Verlobter sah sie fragend an. Er konnte ihrem Gedankengang offensichtlich nicht folgen.

„Mia cara, überleg doch mal! Wer steigt denn durch ein Fenster, wenn alle Türen geöffnet sind?“

„Du meinst, der Einbrecher ist einfach durch die Türe hineingekommen?“

Eleonora nickte. „Deshalb hat die Polizei auch keine Spuren am Fenster finden können. Es muss also jemand gewesen sein, der sich auf Red Side bereits ausgekannt hat. Er wusste, dass die Türen nicht abgeschlossen sind.“

Lorenzo grinste. „Dann hast du ja deinen Anfang für dein Buch?“, fragte er.

„Oh ja“, Eleonora nickte zufrieden und konnte endlich ihren Espresso in Ruhe austrinken.

Und an diesem Nachmittag ließ sich auch endlich die Sonne einmal blicken. Ihre Strahlen drückten sich zwischen den Wolken hindurch und die Hirsche im Gloomy Forest reckten ihre Gesichter zum Himmel, um die sanfte Wärme zu genießen. So trieb es auch die Menschen in London auf die Straße, und das junge italienische Liebespaar wollte den freien Tag draußen in der Natur verbringen.

Sie marschierten Hand in Hand am Rande von London entlang und erkundeten die neue Wohnumgebung. Eleonora kannte sich bereits ein wenig aus, sie kannte den Weg zum Red Side Schloss, den Weg zum kleinen Cafe Fresh und auch die Supermärkte würde sie mittlerweile blind finden.

Die beiden waren schon eine ganze Weile unterwegs gewesen, als sie zufällig das Golden Horse Sporthotel erreichten.

Ein glamouröser Ort, ein Ort für teure Wellnessurlaube, für stundenlange SPA Aufenthalte, für Golfspieler und Reiter. Hier übernachteten überwiegend wohlhabende Menschen, die ein paar Tage die Seele baumeln lassen wollten. Jedoch war das Golden Horse Sporthotel auch eine Bleibe für Durchreisende, die nur eine Nacht dort schliefen und sich am nächsten Tag wieder aus dem Staub machten. Hier herrschte ein tägliches Ein- und Auschecken. Kein Wunder, dass Angestellte wie die junge Courtney Black nicht nur sehr viele Menschen kennen lernten, sondern auch einiges über ihre Gäste und deren Leben erfuhren.

Lorenzo und Eleonora beschlossen, sich drinnen im Speisesaal ein Abendessen zu genehmigen. Der Speisesaal des Hotels war sehr nobel. Der Fußboden war aus Marmor, weiße Säulen und Stuck an der Decke zierten den Saal, ein Streichorchester sorgte für romantische Stimmung. Das Paar genoss dort den spontanen Aufenthalt und Eleonora bekam endlich ihre Zweisamkeit, die ihr in den letzten Tagen so gefehlt hatte.

Der Kellner brachte Lorenzo seine Ofenkartoffeln, Eleonora aß eine Gemüselasagne.

Während sie in ihrer Auflaufform herumschnitt, wanderte ihr Blick an den Nebentisch. Da saß ein Mann, ganz alleine. Eleonora hatte ihn schon einmal irgendwo gesehen. Er war groß, gut gebaut, braunes Haar. Es war der Polizist, dem sie auf Red Side begegnet war, als sie Elisabeth Greenwood besucht hatte. Ob er in diesem Fall schon weitergekommen war? Seit sie auf Red Side gewesen war, fühlte sie sich unwohl und ihr geisterten komische Gedanken umher. Sie mochte den Gedanken nicht, dass dort jemand eingebrochen war und nicht für seine Tat bestraft wurde.

Seit sie einen Einblick in Misses Greenwoods Leben bekommen hatte, war es nicht nur der Fall der Polizei. Nein, jetzt ging es auch sie etwas an. Sie wollte helfen, all die Geheimnisse zu lüften.

„Ich komme gleich wieder, mia cara“, Eleonora wischte sich den Mund mit einer Serviette ab und erhob sich.

Sie ging vorsichtig zu dem Tisch des Polizisten, des „Officers“, wie die alte Dame ihn stets genannt hatte.

„Entschuldigung“, Eleonora sah den Mann an. „Darf ich Sie eine Minute stören?“ Der Detective schluckte sein Essen hinunter und nickte.

„Bitte setzen Sie sich“, erwiderte er und deutete auf den freien Stuhl an seinem Tisch.

„Mein Name ist Eleonora Bianchi. Ich bin vor kurzem mit meinem Freund hierhergezogen. Sie erinnern sich wahrscheinlich nicht mehr an mich. Wir sind uns vor kurzem auf dem Red Side Schloss begegnet, bei Elisabeth Greenwood im Hausgang.“

„Doch, Ich erinnere mich“, nickte der Mann. „Ich bin Detective Frank Harris. Was kann ich für Sie tun, Misses Bianchi?“

„Nun, ich habe mir seit meinem Besuch auf Red Side sehr viele Gedanken gemacht. Ich glaube nicht, dass jemand durch das Fenster gestiegen ist“, flüsterte Eleonora verschwörerisch.

„Das glaube ich auch nicht“, nickte Mister Harris und schnitt mit seinem scharfen Messer in sein Lammsteak.

„Als ich Misses Greenwood besucht habe, konnte ich einfach in das Schloss hineinspazieren. Die Türen waren nicht verriegelt. Es muss also jemand dort eingedrungen und den Ring gestohlen haben, der sich auf Red Side auskennt und wusste, dass er einfach durch die Tür gehen kann“, erklärte Eleonora stolz. „Misses Bianchi“, sagte der Polizist trocken und schluckte sein Essen hinunter. „Es gibt eine Überwachungskamera im Innenhof des Schlosses. Wir haben die Aufnahmen überprüft. Es gab keine Auffälligkeiten auf dem Video.“ Es war erniedrigend, dass es für Eleonoras Verdacht so eine einfache Gegenbestätigung gab.

Er schnitt erneut ein Stück von dem Fleisch ab und stopfte es sich gierig in den Mund. Das Fleisch war noch roh und roch sehr intensiv nach Blut. Eleonora ernährte sich vegetarisch und konnte es nicht ausstehen, wenn jemand in ihrer Anwesenheit Fleisch aß. Ungewollt verzog sie ihr Gesicht.

„Sind Sie sicher?“, stutze sie enttäuscht.

„Ja, Misses Bianchi, ich bin sicher. Ich glaube nicht, dass es in jener Nacht einen Einbruch auf Red Side gegeben hat. Eine Fichte wurde vom Wind entwurzelt und ist durch das Fenster gefallen. Deshalb der Schaden.“ Mister Harris legte sein Messer auf den Tisch und schob es parallel zu seinem Löffel.

„Angeblich wurde ein Juwelenring gestohlen“, protestiere Eleonora. So leicht ließ sie sich nicht abwimmeln.

„Es gibt keine Beweise, dass Misses Greenwood überhaupt jemals in Besitz eines solchen Rings gewesen war. Sie ist eine alte Dame. Und sie ist verrückt. Es ist nicht auszuschließen, dass sie ein wenig senil ist und sich diese Geschichte nur einbildet“, er schob sich das letzte Stück Fleisch in den Mund und kaute darauf herum. „Halten Sie sich am besten von dem Fall fern. Und von der Greenwood“, meinte er und schluckte den letzten Happen hinunter. „Ich verstehe…“, nickte Eleonora. „Verzeihen Sie bitte, dass ich sie gestört habe“, nuschelte sie als Antwort. Der Detective nickte verabschiedend und platzierte seine Gabel parallel neben dem anderen Besteck.

Betreten schlich Eleonora zurück zu Lorenzos Tisch. Eine Überwachungskamera? Sie hatte sich so in diesen Fall hineingehängt, sich tagelang Gedanken gemacht und war sich so sicher, dass Sie mit Ihrer Vermutung richtig gelegen hatte. Und jetzt kam auf, dass es eine Überwachungskamera gab, die bewies, dass es keinen Einbruch gab und Misses Greenwood den gestohlenen Saphir Ring erfunden hatte? Eleonora gab sich nicht damit zufrieden.

Unwissend, dass im Speisesaal des Hotels zur selben Zeit, als Eleonora und Lorenzo sich ihr Abendessen schmecken ließen, nur ein paar Tische weiter, jemand saß, der Eleonora intensiv beobachtet hatte, und auch nicht vorhatte, sie aus dem Visier zu nehmen.

Vollmond. Manche Leute erzählten, dass sie bei Vollmond schlecht schlafen würden und vermehrt Albträume hätten.

Glaubt man zahlreichen Märchen, dann verwandeln sich manche Menschen bei Vollmond zu Werwölfen und verlieren ihren Verstand. Hört man auf das, was uns zahlreiche Sagen und Mythen lehren, können viele Menschen ihre Gefühle und Triebe bei Vollmond nicht bändigen und werden in den Wahnsinn getrieben. Ja, über die Nächte, in denen am Himmel der silberne Vollmond steht und über uns Menschen wacht, hat man schon viele grauenvolle und unerklärliche Geschehnisse gehört. Und so ging es auch Eleonora, die in der Nacht wach lag und sich von einer Seite auf die andere drehte. Sie hatte düstere Gedanken im Kopf über den Einbruch bei Misses Greenwood und ihre Puppen, die laut ihrer Besitzerin gerade im Wohnsalon umhertanzten. Vielleicht gab es doch noch einen der sieben Söhne auf Red Side? Sie zerbrach sich den Kopf über das, was der Kellner Lucas im Cafe zu ihr über Elisabeth Greenwoods Söhne gesagt hatte: „Es gibt Gerüchte, dass seine sechs Geschwister im Keller von Red Side in einem Kerker gefangen gehalten werden.“ Und da schoss es Eleonora in den Kopf:

Vielleicht hat es wirklich keinen Einbruch auf Red Side gegeben. Aber vielleicht einen Ausbruch. Eleonora sah keinen anderen Weg: Sie musste zurück in das Schloss. Gleich am nächsten Morgen.

„Du brauchst einen Vorwand, um zum Schloss zu gehen“, meinte Lorenzo, gar nicht begeistert von Eleonoras Plan. Es war ein Freitagmorgen und das junge Paar saß gemeinsam am Küchentisch und trank den morgendlichen Kaffee. Eleonora hatte ihm gleich nach dem Klingeln des Weckers von ihrem Vorhaben erzählt.

„Was denn für einen Vorwand? Ich laufe mittags hin, zu der Zeit, wenn Misses Greenwood im Cafe Fresh ist. Dann laufe ich durch die Türe hinein und suche den Keller. Außerdem muss ich mir diese Puppen noch einmal genauer ansehen“, Eleonora schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, so euphorisch war sie. Der Kaffee schwappte über.

„Du solltest dir auf jeden Fall einen Vorwand überlegen“, wiederholte Lorenzo und nahm einen Lappen, um den Tisch sauber zu wischen. „Für den Fall, dass die Alte früher nach Hause kommt.“ Seine Stimme klang besorgt. Er machte sich Sorgen um seine principessa. Sie war nicht glücklich in London, fühlte sich ungebraucht, langweilte sich, fand keinen neuen Job und steckte ihre kleine Nase deshalb in Angelegenheiten, die sie gar nichts angingen und seiner Meinung nach nicht ganz ungefährlich waren.

„Na gut. Ich sage einfach, ich möchte die siebte Puppe kennen lernen“, Eleonora zuckte mit den Schultern. Vielleicht hatte Lorenzo Recht.

„Bist du sicher, dass du das nicht doch lieber der Polizei überlassen willst?“, Lorenzo nahm einen großen Schluck von seinem Kaffee.

„Das geht nicht. Dieser Frank Harris hat den Fall aufgegeben und die Greenwood als verrückt abgestempelt. Wenn ich ihm erzähle, dass meiner Meinung nach vielleicht ihre Söhne in Gefangenschaft auf Red Side leben und einer womöglich ausgebrochen ist und auch den Ring gestohlen hat, dann lacht der mich nur aus. Ich mache das selbst.“ Sie stand auf und schob zwei Scheiben Toast in den Toaster.

„Na gut. Aber sei vorsichtig. Und vergiss die Überwachungskamera nicht“, Lorenzo gab seiner Prinzessin einen Abschiedskuss. „Ich muss jetzt zur Arbeit. Ich liebe dich“, verabschiedete er sich und verschwand aus der Küche. Nachdenklich holte sie die heißen Toasts aus dem Toaster. Sie mochte sie heiß und dunkel angebrannt. In Gedanken versunken schmierte sie Butter auf ihr Frühstück und beobachtete, wie die weiße Creme auf dem heißen Toast langsam zerfloss. Nach dem Frühstück erledigte sie ihre Pflichten als Hausfrau und machte sich schließlich gespannt auf den Weg zum Schloss. Doch bevor sie die Wohnungstüre hinter sich schloss, lief sie noch einmal zurück in die Küche. Sie öffnete die oberste Schublade und holte ein scharfes Küchenmesser heraus. Sie schluckte. War das wirklich notwendig? Misses Greenwood war bestimmt eine friedliche Frau. Dennoch fand Eleonora ihren letzten Aufenthalt auf Red Side nicht nur verstörend, sondern auch sehr unheimlich. Sie atmete tief durch und verstaute es vorsichtig in ihrer Manteltasche. So sehr es sie auch nach Abenteuern, nach der Wahrheit und den Geheimnissen von Misses Greenwood und des Schlosses dürstete, ein klein wenig war sie auch unsicher. Unsicher und auch ein bisschen ängstlich. Denn hinter den finsteren Mauern von Red Side gab es noch so einiges, womit selbst Eleonora niemals gerechnet hätte.

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Litres'teki yayın tarihi:
25 mayıs 2021
Hacim:
271 s. 3 illüstrasyon
ISBN:
9783962298531
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