Kitabı oku: «Sieben Schritte zur Ewigkeit», sayfa 3
KAPITEL 2
Ich öffnete die Tür zur Baracke und stand Bill gegenüber.
»Guten Morgen, Jim«, sagte er, »du siehst gut aus. Mir gefällt dein neuer Anzug, wirklich sehr schick. Was hast du die ganze Zeit gemacht?«
»Das ist eine lange Geschichte. Ich hätte nie gedacht, dass das Leben nach dem Tod so sein würde. Von so etwas hat mir meine Mutter niemals erzählt. Sie hat in der Kirche völlig andere Dinge gelernt. Wo sind die Schutzengel? Jemand, der noch am ehesten an einen Schutzengel erinnert, ist ein Asiate, der nach Belieben kommt und geht. Aber er ist ein netter Typ und er hat mich gerade eingeweiht.«
»Hast du gerade Asiate gesagt?«, Bill lachte.
»Ja, hab ich«, erwiderte ich. »Was ist daran so komisch?«
Bill hatte sich inzwischen hingesetzt, weil er so heftig lachen musste. »Wenn du fertig bist, erzähl mir den Witz«, befahl ich.
»Also«, sagte er, »wenn du einen Asiaten als Engel haben kannst, dann rate mal, wen ich habe?« »Ich glaube langsam, hier ist alles möglich«, sagte ich. Bill verschluckte seinen Lacher, um sprechen zu können. »Hör dir das an. Mein Führer ist ein Indianer. Er nennt sich Medizinmann und ich kann dir sagen, ich hatte eine nette Zeit mit ihm. Er hat mir versprochen, dass wir später neue Klamotten für mich besorgen. Dann sehe ich so schick aus wie du.«
Diesmal brachen wir beide in Gelächter aus. Wer würde uns glauben, dass ein Indianer und ein Asiate unsere Schutzengel waren? Wir konnten uns vor Lachen kaum halten. Schließlich lachten alle in der Unterkunft mit, obwohl sie nicht wussten, worüber sie lachten. Das ging eine Weile so weiter, bis ich beschloss, mich hinzulegen.
Ich war vergnügt und begann noch einmal über alles nachzudenken. Ich fragte mich, wie lange ich wohl schon hier war; ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Die Erinnerung an meine letzte Schlacht war verblasst. War das einen Tag oder zehn Tage her? Das weiß nur Gott, es ist seither so viel passiert. Ein lauter Krach riss mich aus meinen Gedanken; der Feldwebel stand an der Tür.
Er sah sich um, schüttelte den Kopf und murmelte etwas über unser Aussehen. Mit dieser belustigten Anspielung wollte er uns ein schlechtes Gewissen machen, weil wir keine Uniform trugen. »Also«, sagte er, »es gibt ein Treffen mit dem Hauptmann. Auf die Beine, los.« »Schon wieder«, murmelte ich. Wir betraten den Saal und setzten uns. Bill setzte sich neben mich. Während wir auf die Ansprache des Offiziers warteten, erzählten wir uns ein paar Witze.
»Guten Tag, meine Herren«, ließ sich der Hauptmann vom Rednerpult vernehmen. »Ich habe gehört, dass Sie sich alle so langsam einleben. Das ist gut. Jeder von Ihnen hat seinen persönlichen Führer kennengelernt, der Ihnen das Wirken dieser Ebene vermitteln soll. Ich bin sicher, es war für viele von Ihnen ein Schock, dass Ihre Führer einer anderen Rasse angehören. Alle sind Gottes Kinder und wir alle entwickeln uns auf dieselbe Weise. Ich gebe das Wort jetzt an Ihren Lehrer.«
»Willkommen, meine Freunde«, begann der Lehrer. »Ich überbringe Grüße vom Allerhöchsten, der auf Sie alle liebevoll herabschaut. Ich möchte Ihnen über die Gotteskraft erzählen, die in Ihnen liegt. Für diejenigen unter Ihnen, die im irdischen Leben Agnostiker waren, war es wohl ein Schock, dass sie überlebt haben. Und ein noch größerer Schock, dass es einen Gott gibt. Sie dürfen sich Gott nicht wie einen Mann oder eine Frau vorstellen, der oder die auf einem Thron sitzt und aus großer Höhe herabblickt, um zu überprüfen, ob Sie gut oder schlecht sind. So ist das nicht.
Gott ist der immaterielle Geist hinter allem Leben, seine Kraft ist allgegenwärtig. Gott hat Ihnen ein Leben geschenkt und es mit Bewusstsein gekrönt, denn er wusste, dass dadurch Individualität entwickelt würde. Also kann man sagen, dass unsere Gabe von Gott unsere eigene bewusste Individualität ist, die uns niemand wegnehmen kann. Sie möchten vielleicht wissen, warum Ihnen dies in Ihrem irdischen Leben nicht bewusst war.
Seit Ihrer Geburt waren Sie von materiellen Dingen umgeben, die den materiellen Körper und Verstand erhalten sollten. Als sie älter wurden, umgab sich der materielle Verstand mit einer konkreten Betonmauer, weil Ihre konkreten Gedanken darauf konditioniert waren. Sobald diese Mauer steht, verhindert sie, dass ein Teil des spirituellen Sonnenlichts in Ihr Leben tritt. Sie sind nicht mehr im Stande, irgendetwas jenseits der konkreten Welt zu erkennen.
Auf der irdischen Ebene gibt es ein paar Menschen, die sich bemühen, Gottesqualitäten in sich zu erkennen. Dabei reißen sie langsam ihre Mauern ein, sodass das Sonnenlicht der spirituellen Wahrheit eindringen kann. Wenn dies geschieht, wird ihnen ihr wahres Wesen bewusst. Sie versuchen dann, ihr Wissen über Reinheit und Liebe dafür einzusetzen, um der Menschheit zu helfen, indem sie das Bewusstsein jener, denen sie begegnen, spiritualisieren. Es hat viele erleuchtete Seelen gegeben, die ihr Wissen an eine hungrige Welt weitergegeben haben. Eine davon war Jesus von Nazareth, der die Christuseigenschaften Stärke, Liebe, Güte und Mitgefühl verkörperte. Jedem, mit dem er in Berührung kam, ging es nach dieser Begegnung besser.
Meine Freunde, in Ihnen ruhen dieselben Eigenschaften, auch wenn das Christuslicht nicht so strahlend leuchtet. Sie müssen sich bemühen, dieses Licht zu erkennen, und sich seiner Macht bewusst werden. Durch Ihre eigenen Gedanken werden Sie diese göttliche Macht verzehnfachen. Wir möchten, dass Sie Ihr Potenzial für Gutes und Schlechtes erkennen. Die Macht funktioniert bei jedem gleich.
So wie eine Pflanze oder Blume einen angenehmen oder unangenehmen Duft verströmt, so beeinflusst auch der Mensch seine Umgebung im Guten oder Schlechten. Sie können nicht jemandem begegnen, ohne seine Seele zu beeinflussen. Man wird Ihnen beibringen, Ihre niederen Gedanken zu beherrschen und die höheren auszusenden, denn Sie werden bald mit anderen in Kontakt kommen, die Hilfe benötigen. So wie wir Ihnen jetzt helfen, werden auch Sie anderen die Hand der Freundschaft reichen. Aber Lernen ist für uns alle ein langer Prozess, weil jede Seele einen unterschiedlichen Bewusstseinsgrad hat und sich auf einer individuellen Reise durchs Leben befindet.
Bitte überlegen Sie sich alle einmal, was das Wort ›Leben‹ bedeutet. Ich möchte das genauer erklären. Leben kann man nicht zerstören. Man kann nur seine Ausdrucksform verändern. Den physischen Körper gibt es nach dem Tod nicht mehr, aber die Lebenskraft in diesem Körper wird auf einer anderen Ebene weiterexistieren. Sie hält sich nur an einem anderen Ort auf. Es gibt immer noch einen lebenden Körper und einen denkenden Verstand. Sie haben diesen Übergang selbst miterlebt.
Nun zu der Frage, warum Sie den Tod überlebt haben. Die Lebenskraft, von der ich gerade gesprochen habe, heißt Gott-in-uns. Gott kann sich nicht zerstören, weil er das Naturgesetz ist, das sich über alle Gesetze erhebt, auch über das Gesetz des physischen Todes. Das Gesetz des Lebens ist ständige Bewegung und Veränderung. Nichts kann die Evolution aufhalten, weil sie ein Muss ist, und Ihr evolutionärer Aufstieg in immer höhere Bewusstseinszustände ist Ihr Geburtsrecht, das Ihnen das erhabene Wesen gegeben hat, welches wir Gott nennen. Es genügt fürs Erste, dass wir dieses großartige Mysterium Leben angesprochen haben.«
Der Lehrer machte eine kurze Pause und fragte dann, ob es Fragen gebe. Ich sah, dass viele im Saal die Köpfe zusammensteckten, um über seine Worte zu diskutieren. Die Privatgespräche gingen weiter, bis ein junger Mann aufstand und fragte: »Werde ich ihm jemals begegnen, Sir?«
»Wie heißen Sie, junger Mann?«, wollte der Lehrer wissen. »Und wem möchten Sie begegnen?«
»Nun, natürlich Gott, Sir«, antwortete er. »Ach ja, ich heiße Albert Ford.« Jeder lachte, als der Bursche nervös wurde. Ich wette, er wünschte sich, der Boden würde sich auftun und ihn verschlucken. Aber man musste ihm zugute halten, dass er stehen blieb.
»Es reicht, meine Herren!«, sagte der Lehrer. »Beruhigen Sie sich.«
Stille senkte sich über den Saal und Albert ließ sich auf seinen Stuhl zurückfallen. Der Lehrer fuhr fort: »Albert, Sie lernen Gott kennen, indem Sie sich selbst kennen lernen. Wie ich bereits erklärt habe, ist er in Ihnen. Wenn Sie dies verstehen, werden Sie feststellen, dass Gott in allen Dingen ist und alle Dinge in Gott sind. Es kann nur so sein. Das Geheimnis des Lebens ist das Leben selbst. Sie werden das bald verstehen. Und dann werden Sie sagen: ›Ich bin Gott begegnet.‹ Ich hoffe, Ihre Frage ist damit beantwortet, Albert.«
Sofort schossen mehrere Hände hoch. Der Lehrer suchte noch einen jungen Mann aus, der sich darauf erhob. »Name Tom Adams, Sir. Mein Vater starb vor vielen Jahren. Wenn es für alle ein Leben nach dem Tod gibt, warum habe ich ihn dann nicht gesehen?«
»Wie starb er?«, fragte der Lehrer.
»Vermutlich an Schwindsucht, Sir.«
»Die Art, wie Sie gestorben sind«, erklärte der Lehrer, »hat zu einer Trennung zwischen Ihnen und denen geführt, die vor Ihnen gingen. Da Sie in der Blüte Ihres irdischen Lebens abberufen wurden, muss sich Ihr Geist an seine neue Umgebung gewöhnen. Wenn Sie so weit sind, werden Sie den Menschen, mit denen Sie auf der Erde zusammen waren, näher kommen.
Was Ihren Vater angeht, so ist er wohl jenen begegnet, die ihn liebten. Sie haben ihn begrüßt und sofort mitgenommen, damit er sich von den Umständen seines Todes erholt. Als er wieder bei Kräften war, wurde er so wie Sie jetzt in seine neue Umgebung eingewiesen. Zum richtigen Zeitpunkt wird Ihre Liebe zu Ihrem Vater und seine Liebe zu Ihnen Sie automatisch zusammenführen. Wo es Liebe gibt, kann es keine dauerhafte Trennung geben. Das garantiert das Gesetz der Anziehung.« Ich sah ein Lächeln auf Toms Gesicht, als er sich setzte.
Der Lehrer hatte viele von uns mit seinen Antworten auf unsere Fragen überzeugt und unsere Sorgen zerstreut. Er dankte uns und verschwand so schnell, wie er gekommen war. Nun trat der Hauptmann ans Pult, um zu sprechen. »Ich danke Ihnen, dass Sie gekommen sind, meine Herren. Sie können in Ihre Unterkünfte zurückgehen oder, wenn Sie möchten, einen Spaziergang machen. Gehen Sie nicht zu weit, sonst gibt’s was.« Nachdem alle hinausgeeilt waren, hielt ich nach Bill Ausschau und sah ihn gerade noch zur Unterkunft gehen.
Es war ein so herrlicher Tag, dass ich beschloss, einen Spaziergang zu machen. Ich ließ den Saal hinter mir und kam bald aufs Land. Ich überquerte einige Felder und gelangte dann an einen Fluss. Ein unheimliches Licht tanzte auf dem Wasser. Ich setzte mich hin, um die Lichter zu betrachten, und erfreute mich an ihrem hypnotischen Effekt. Ich stellte fest, dass sich die Lichter, wenn ich meine Gedanken auf sie konzentrierte, zu Bildern meiner Vergangenheit veränderten. Damit vertrieb ich mir eine Weile die Zeit. Als ich genug hatte, fielen mir Chans letzte Worte ein: »Wenn du meine Hilfe brauchst, dann konzentriere deine Gedanken auf mich.«
Sofort formte ich ein Bild von ihm und fügte seinen Namen hinzu. Es vergingen zwei oder drei Minuten und dann erschien ein Nebel. Er nahm die Umrisslinie eines Mannes an und wurde mit jeder Sekunde immer greifbarer. Schließlich stand Chan in all seiner Pracht vor mir. Er sah genauso strahlend aus wie bei unserem letzten Treffen und mir wurde warm ums Herz, als ich sein allwissendes Lächeln erkannte.
»Guten Tag, junger Mann«, sagte er. »Du hast eine sehr gute Konzentrationsstärke. Ich habe deinen Gedanken sofort erhalten und konnte mich an ihm ausrichten. Das System funktioniert sehr schnell, weil die Gedanken ständig auf Reisen sind. Ich war gerade mitten in meiner Meditation, als du mich riefst, und konnte deshalb schnell kommen.«
»Meditation? Was ist das?«, fragte ich.
»Ich glaube, ich setze mich lieber hin«, sagte er, »dafür brauchen wir eine gewisse Zeit.« Mit einer Handbewegung materialisierte Chan einen Stuhl und setzte sich neben mich. »So ist es schon besser«, sagte er. »Ich sehe, du hast gerade die Lichter des Wassers betrachtet. Was hast du von ihnen gelernt?«
»Ich weiß nicht, aber ich fand sie sehr schön.«
»Ja«, entgegnete er, »das war klar, denn es sind die Lichter des abstrakten Denkens. Wenn du dich auf diese Lichter konzentrierst, bist du schon auf dem Weg zur Meditation. Da Meditation ein Schlüssel zum Tor des Himmels ist, möchte ich dir etwas mehr darüber erzählen, wie man sie einsetzt.
Meditation ist eine Möglichkeit, das spirituelle Bewusstsein tief drinnen im innersten Teil deines Seins zu entfalten. Um dieses innere Sein zu entwickeln, muss du es zuerst kennen lernen und sein potenzielles Wachstum erkennen. Meditation unterstützt das Wachstum und hilft, sowohl den Verstand als auch den Geist zu entwickeln. Sie bringt den Körper, den du jetzt hast, und die mentalen und geistigen Körper, die du gerade erschaffst, ins Gleichgewicht. Während deines irdischen Lebens und auch jetzt in diesem Leben hast du den Körper an seine Umgebung gewöhnt. Du musst auch den mentalen Körper gewöhnen. Er muss trainiert und ernährt werden und zu einem geschliffenen Instrument für den Geist werden. Wer breite Muskeln entwickeln will, trainiert, um jede Muskelfaser zu verbreitern. Genauso entwickeln wir den Verstand, indem wir die mentalen Atome trainieren. Du musst deinen Verstand benutzen, um in die Tiefen zu blicken. Je mehr du siehst, desto mehr lernst du. Auch deine Ehrfurcht vor dem Unsichtbaren wird sich vertiefen. Als du auf der Erde warst, war die Astralwelt das Unsichtbare und deine Welt war Realität. Jetzt ist unsere Welt deine Realität und du kannst die unsichtbare Welt, die noch vor dir liegt, nicht erfassen.«
Ich nickte fast ein, deshalb hielt Chan inne und fragte mich, ob mich seine Worte langweilten. »Nein«, sagte ich und riss mich zusammen. Als er weitersprach, lag mehr Autorität in seiner Stimme. »Das Leben wird eine neue Bedeutung bekommen, sobald du deine niederen Gedanken und Emotionen beherrschst. Das erreichst du, indem du dem höheren Verstand Nahrung zum Denken gibst, das heißt natürlich spirituelle Nahrung. Du bemühst dich, eine rein spirituelle Erleuchtung zu erlangen. Dazu brauchst du einen perfekt ausgewogenen Verstand und einen Körper, den du im Griff hast, um die mentalen Schwingungen zur Ruhe bringen, die beständig mit der spirituellen Ebene interagieren. Durch Meditation bringst du diese Kräfte unter Kontrolle, sodass du der Meister und nicht der Sklave wirst. Ist deine Frage damit beantwortet?«
»Ehrlich gesagt, verstehe ich wirklich nicht, wovon du gerade gesprochen hast«, sagte ich. Ich sah, wie sich sein Gesicht kurz verfinsterte, und wartete auf den Rüffel, der sicher gleich folgen würde! »Du hättest aufmerksamer zuhören sollen«, sagte er. »Ich verstehe, wie schwierig es für dich ist, vor allem weil du nicht mit einer östlichen Religion aufgewachsen bist. In meinem alten Land war Meditation eine Lebensart. Ich muss mit dir etwas nachsichtiger sein. Aber versteh bitte, dass diese Unterweisungen zu deinem Vorteil sind.«
Er sah etwas versöhnlicher aus, als wollte er sagen: »Du wirst es schon lernen.« So saßen wir da und unterhielten uns eine Weile und Chan erzählte mir mehr über die Meditation. Diesmal hörte ich genauer zu. Ich hatte viele Fragen, die Chan beantwortete, bis er der Ansicht war, er habe genug zu diesem Thema gesagt.
»Also, mein junger Freund«, sagte er, »das war ein guter Tag und du hast sehr gute Arbeit geleistet. Jetzt muss sich meine Arbeit auf die praktische Seite unserer Unterweisungen konzentrieren. Es wird eine Zeit kommen, da wirst du dich allein hinauswagen und Seelen emporheben, die sich auf einer niedrigeren Schwingungsebene befinden als du selbst. Die Ebene unter dieser hier ist dichter und dort fühlt sich das Böse hingezogen. Die Stärkung deiner Willenskraft ist ein wesentlicher Teil deiner Entwicklung, weil sie dich vor den bösen Einflüssen auf der niederen Ebene bewahren wird. Du hast großes Glück gehabt, dass du bei deinem Tod nicht in die Klauen des Bösen geraten bist. Ich hatte nicht vor, mit dir über die niederen Ebenen zu sprechen, aber da wir nun schon beim Thema sind, werde ich fortfahren.«
Mit einer Handbewegung ließ Chan ein Pergament erscheinen. Er entrollte es und rief mich herbei, damit ich es genau ansah. Er hielt es für gut, mir zu zeigen, wie sich die Ebenen der Astralwelt entsprachen. Die Zeichnung war sehr beeindruckend und ich sah sie mir eine Weile genau an. Aber um ehrlich zu sein, konnte ich sie nicht ganz verstehen und bat Chan, sie mir zu erklären.
»Also«, begann er, »es gibt sieben Ebenen und jede hat eine andere Dichte. Auf jeder Ebene wohnen Seelen, die dieser Entwicklungsstufe angehören. Dies wird von den Schwingungen ihrer Astralkörper bestimmt, die wiederum von ihren manifestierten Gedanken kontrolliert werden. Wie du weißt, ist die Astralebene halbmateriell. Sie besitzt auch so etwas wie Raum und Ortung. Auch die Zeit existiert, jedoch in fließenderer Form als auf der Erde. Jede dieser Ebenen hat viele Parzellen, so genannte Zeitzonen, die Seelen beherbergen, die zu dieser Zeitspanne gehören. Viele dieser Seelen können von einer Zeitzone in die andere reisen, aber die meisten fühlen sich in vertrauter Umgebung am wohlsten.«
Ich unterbrach Chan mit der Frage, ob er in seiner eigenen Zeitperiode lebe. »Ja, wenn ich Gelegenheit dazu habe«, erwiderte er. »Meine Arbeit findet hauptsächlich in dieser Zeitperiode statt. Du wirst feststellen, dass in den Parzellen dieser Ebene die Bewohner auf einer niedrigeren Stufe stehen und nicht so auserlesen sind wie in den höheren Ebenen. Auf dieser Ebene ähnelt das Leben ziemlich stark dem Leben auf der Erde. Dennoch wirst du sehen, dass Menschen unterschiedlicher Nationalitäten mithilfe von Telepathie über abstruse Probleme diskutieren–fast so perfekt wie wir auf den höheren Ebenen. Über zwei Ebenen muss ich noch sprechen. Es sind die beiden niedrigsten, in denen es keine Parzellen gibt. Sie verschmelzen zu einer einzigen. Ich werde ein Beispiel anführen.«
Mit einer neuerlichen Handbewegung materialisierte Chan eine Zwiebel, die für seine Vorführung bestens geeignet war, wie er sagte. Er hielt sie vor mich hin und begann ihre Bedeutsamkeit zu erläutern. »Der Kern in der Mitte ist der dichteste Teil. So musst du dir die Astralebenen vorstellen. Das Zentrum ist die dichteste Form von Materie und nach außen hin werden die Schichten immer dünner und größer.
Die irdische Ebene ist die dritte Unterteilung von uns aus gesehen und das Böse herrscht über die beiden unterhalb der Erde befindlichen. Über die erste Ebene wird oft in euren Kirchen geredet und sie heißt ›Hölle‹. Sie ist eine Leugnung all dessen, was gänzlich gut ist, und ist das Schlachtfeld für die bösen Leidenschaften, die von der Erde aus hier einsickern. Manchmal wird die bloße Kraft dieser bösen Leidenschaften personifiziert. Sie schickt Wurzeln tief in die zweite und dritte Ebene hinein. Diese Wurzeln ernähren sich von den bösen Leidenschaften und dem Hass, den der Krieg hat entstehen lassen. Die Formen, die aus diesem Bösen entstehen, sieht man oft auf dem Schlachtfeld. Eine davon ist der Todesengel. Lebende und Tote sehen ihn als riesige schattenhafte Gestalt, die die Sonne auslöscht, wenn sie das Schlachtfeld bedeckt. Sie wird stärker und größer, je höher die Emotionen im Krieg schlagen.
In Kriegen wie diesem bahnt sich das Böse in seiner niedrigsten Form einen Weg aus der Hölle und fließt in die zweite und dritte Ebene über. Die Wurzeln des Bösen zapfen die Macht des Todesengels an und füllen seine Macht auf, wenn er dazu drängt, andere Ebenen zu beherrschen. Die gerade Getöteten werden ebenfalls von den bösen Elementen benutzt, wenn sie aus dem Höllensumpf heraussteigen.«
Ein Schauer lief mir über den Rücken, als Chan das Böse dieser niederen Ebenen beschrieb. Welch ein Gedanke, dass auch ich hätte benutzt werden können! Mir fiel ein, was Chan zuvor über die Hölle gesagt hatte. »Willst du damit sagen, dass es die Hölle wirklich gibt?«, fragte ich.
»Davon rede ich doch die ganze Zeit«, sagte er. »Ich habe mich nicht in die erste Ebene vorgewagt, aber ich habe an den Grenzen der zweiten Ebene gearbeitet. Und jetzt habe ich genug über dieses Thema gesagt.«
Bevor Chan noch ein Wort sagen konnte, bat ich ihn, mehr darüber zu erzählen. Seine Worte hatten mich gefesselt. Er fuhr fort: »Na ja, wenn du willst, werde ich beschreiben, was ich hier miterlebt habe. Es ist ein Ort, an dem die bösen Sterblichen ihren verschiedenen Sünden der Besessenheit verfallen. Diese Seelen streifen ziellos in dem Morast herum, den sie sich selbst geschaffen haben. Über allem liegt ein dichter Nebel. Es gibt keine Landschaft und keine Gebäude, sondern nur große Canyons, in denen entartete Sterbliche lauern, wenn sie in die Hölle hineinschlittern. Sie leben in glitschigen, dreckigen Behausungen zwischen den Felsen. Dort gibt es keine Tiere, weil Tierseelen nicht so tief sinken können.
Die Seelen sind dort durch eigenes Zutun und aufgrund ihrer eigenen Begierden hineingeraten. Manchmal, wenn das Böse auf dem Vormarsch ist, benutzt es diese entarteten Sterblichen als seine Armee der Finsternis. Die Finsternis kann sich vor den Mächten des Lichts nicht verstecken, aber vor den gerade Getöteten. Es kann sich auch vor den Mächten auf der irdischen Ebene verbergen, indem es sich verkleidet, um von den niederen Emotionen des Menschen zu profitieren. Das ist so, als würde ein Schauspieler sich für jede seiner Rollen in unterschiedlichen Theaterstücken anders anziehen.
Obwohl sie für die irdische Ebene tot sind, sehnen sich diese Entarteten nach den Freuden des Körpers. Sie sind zweifellos lebendig auf der Ebene, auf der sie sich befinden. Ihre Begierden sind viel stärker als damals auf der Erde. Sie sind mit einer Masse gleich gesinnter Seelen verbunden und stellen damit eine starke Triebkraft dar. Diese ergießt sich zum Schluss in die irdische Ebene und macht Jagd auf menschliche Wesen, die noch leibhaftig sind.
Ihre Opfer sind dann Gleichgesinnte. Jene beispielsweise, die schwarze Magie praktizieren, werden Opfer ihrer eigenen Begierden werden. Die, die immer betrunken sind, und die niederen Arten von Verbrechern werden diesen unter Zwang stehenden Seelen zum Opfer fallen. Sie winden sich um ihre Opfer, um ihre eigenen verzehrenden Begierden zu befriedigen. Du siehst, dass viele dieser Wesen in Scharen um Spelunken und übel beleumdete Häuser herumlungern. Sie warten darauf, in die Aura ihrer Opfer einzudringen. Ich weiß, ich habe mit dir noch nicht über Auras gesprochen, aber das kommt noch.«
Ich konnte keinen Muskel rühren. Jeder Teil meines Körpers war starr vor Angst. Chan fragte, ob er weiterreden solle. Ohne zu zögern sagte ich Ja. »Wenn die Entarteten Einlass in die Aura ihrer Opfer finden, bleiben sie dort, bis sie abgeworfen werden. Das kann der Betreffende selbst oder ein Exorzist machen. Gelingt es nicht, sie loszuwerden, übernimmt die Wesenheit die Kontrolle über den irdischen Körper, indem sie die Persönlichkeit der schwachen Seele beherrscht. Diese nehmen sie nun in Besitz und kämpfen darum, sich auszudrücken. Zuerst hört die irdische Seele Stimmen, die ihr Dinge befehlen, die ihr zutiefst widerstreben. Die Stimmen sind so beherrschend, dass der schwachen Seele gar nichts anderes übrig bleibt, als zu gehorchen und ihrem Charakter völlig zuwiderzuhandeln. Wenn die Besessenheit zu schlimm wird, ruft man im Allgemeinen einen Arzt. In ganz schlimmen Fällen wird der Patient vielleicht eingewiesen. Aus Verzweiflung nennen die Ärzte diesen Zustand oft Schizophrenie und machen sich von dem wahren Problem überhaupt keine richtige Vorstellung.
Merke dir unbedingt, dass Menschen, die trinken oder sich körperlichen Genüssen hingeben, nicht immer böse sind. Manche haben einen schwachen Willen und werden von denen geleitet, die selbst vom Bösen beherrscht werden. Meine Aufgabe war es, gemeinsam mit anderen diese verlorenen und verirrten Seelen und finden und ihnen zu erklären, dass sie sich um ein Haar in Umstände hineinmanövriert hätten, die sie nur schwer hätten bewältigen können. Wir versuchen auch zu erklären, dass sie gerade von einer viel böswilligeren Kraft benutzt werden und dass sie in die Hölle gelockt werden, wenn sie ihren Pfad nicht verlassen. Im Allgemeinen gibt ihnen das zu denken. Wir nennen dies das Einpflanzen des Samens, der hoffentlich Wurzeln schlagen wird. Wir möchten, dass sie das Licht sehen und sich selbst finden.
Niemand geht jemals verloren oder kann verloren gehen, weil der Lebensfunke in uns allen ist. Aber er kann so tief sinken, dass er nahezu ausgelöscht wird. Manchmal greifen uns böse Wesen an, wenn sie meinen, wir seien mit einer ihrer Legionen gerade erfolgreich. Deshalb lernst du hier, deine Willenskraft zu beherrschen, denn dein Wille ist es, der dich beschützt und dir Sicherheit bietet. Du wirst lernen, niemals Angst zu haben. Der größte Feind ist die Angst selbst, deshalb musst du auf die Liebe und die Weisheit Gottes vertrauen. Die Finsternis wird dich nicht anrühren, wenn du Licht ausstrahlst. So sind wir durch die Macht des Willens in der Lage, die bösen Wesen auf ihre eigene Ebene zurückzuschicken, damit sie dort in bösen Leidenschaften versinken.
Ich habe dir jetzt etwas über meine Arbeit erklärt, die ich gemacht habe, bevor ich damit beauftragt wurde, für dein Wohlergehen zu sorgen. Das ist auch der Grund, weshalb ich zu deinem Lehrer auserwählt wurde. Auch du hast die Eigenschaft und die Stärke, ein Retter zu werden.«
»Also weiß Gott nicht«, sagte ich und sprang auf, um meine Beine zu strecken. Chan setzte ein breites Grinsen auf. »Na ja, warten wir mal ab«, sagte er. »Möchtest du dich vielleicht auf einen Stuhl setzen?«
»Ja«, sagte ich, »der Boden ist ziemlich hart.« Auf einen Wink erschien ein zweiter Stuhl. Ich bedankte mich und machte es mir bequem.
Er fuhr fort: »Wenn das Böse in die dritte Ebene vordringt, gibt es eine Konfrontation zwischen den Kräften von Gut und Böse. Wir kämpfen, um die bösen Kräfte zurückzudrängen. Manchmal ist das Böse sehr stark und drängt uns zurück, aber nicht lange. Wir rufen höhere Seelen zu Hilfe, die wiederum die Herren des Lichts zu der Auseinandersetzung dazurufen. Mit ihrer Hilfe drängen wir die böse Armee zurück. In dem Durcheinander, das entsteht, wenn sie sich vor dem Licht zu verstecken suchen, bietet ihre Armee ein Bild der Verwüstung, aber das ist noch nicht das Ende. Die Herren des Lichts verjagen sie von der irdischen Ebene in die zweite Ebene. Ihr Licht verwirrt alle, die böse sind, und die geschlagene Armee existiert nicht mehr.
Als du deinen physischen Körper verlassen hast, hast du etwas von der dritten Ebene gesehen. Dort fing deine Geschichte an. Für neue Seelen ist sie ein nebliger Ort von Gedanken und Gründen. Wie gesagt, gibt es noch andere Ebenen. Du befindest dich auf der vierten und in einer Zeitzone, die für dein Wohlergehen geeignet ist. Du lernst hier, dich an dein neues Leben anzupassen. Und je mehr Wissen du erwirbst, desto bewusster wird dir dein wahres Selbst und die dir innewohnende Gotteskraft.
Bald wirst du dich auf deine nächste Daseinsstufe vorbereiten. Je schneller deine mentalen Atome schwingen, desto mehr wird sich dein Astralkörper verändern. Es wird bei dir so sein wie bei einem Schmetterling, der sich aus seinem Kokon befreit, um in eine neue Welt einzutauchen. Bei dir geht es nicht so schnell wie beim Schmetterling, aber deine neue Welt ist ja auch viel verfeinerter. Dieser Prozess findet auf allen Ebenen, von der ersten bis zur siebten, statt. Auf jeder Ebene herrschen genau die Bedingungen, die das Wachstum der Seele fördern.
Ich möchte dir jetzt etwas über die Ebene erzählen, auf der ich lebe. Es ist die sechste, an der Grenze zur siebten, und das heißt, dass ich mich für meine Geburt in die himmlische Sphäre bereit mache. Das ist so ähnlich wie dein Tod auf der physischen Ebene und deine Wiedergeburt auf dieser hier. Durch meine Arbeit wurden andere emporgehoben und ich habe mir ebenfalls die Wiedergeburt verdient. Es gibt nur diesen Weg. Zu gegebener Zeit wirst auch du die richtige Aufgabe finden. Erinnerst du dich an den Schneider?«
»Ja«, antwortete ich, »das war ein sehr hilfsbereiter Mann. Ich wollte dich schon fragen, wer er ist und wo er arbeitet.«
Und Chan erzählte folgende Geschichte: »Diese Seele hat ein Leben lang als Schneider gearbeitet, der seine Arbeit liebte. Er lernte gern Leute kennen und verbrachte deshalb glückliche Tage auf der Erde. Als er hierher kam, wollte er weiterarbeiten. Es wäre nicht gut gewesen, ihm eine andere Beschäftigung zuzuweisen. Man beauftragte ihn damit, neue Seelen einzukleiden, bis sie sich ihre Kleidung selbst erschaffen können. Die meisten Menschen möchten gern noch arbeiten. Doch wenn sie ankommen, ist ihre Reaktion oft: ›Gott sei Dank, ich brauche nicht mehr zu arbeiten.‹ Das dauert aber nicht lange, weil sie ihr Leben lang darauf konditioniert waren, zu arbeiten. Nach einer wohlverdienten Ruhepause führt man sie in eine Arbeit ein, die ihnen viel Freude bereitet. Jeder arbeitet in irgendeiner Weise, aber hier wird die Arbeit ohne Bezahlung erledigt. Sie wird in Liebe gegeben, da die meisten Menschen ihre Arbeit gern tun. Es ist eine Art, um das Gewicht ihrer eigenen Verantwortungen zu tragen.«
»Das verstehe ich«, sagte ich. »Ich würde mich irgendwann langweilen, wenn ich nichts zu tun hätte und den ganzen Tag nur herumsitzen würde. Darf ich dir eine Frage stellen?«
»Keinesfalls«, erwiderte Chan.
Also fragte ich: »Die Läden da, in denen wir waren, wie sind sie dorthin gekommen?«
»Eine gute Frage«, gab er zurück. »Die Stadt und die Läden existieren auf der irdischen Ebene. Wir haben sie kopiert, damit sich die neuen Seelen sofort heimisch fühlen. Es würde ein mentales Ungleichgewicht hervorrufen, wenn wir ihnen Dinge vorenthalten, die sie auf der Erde kannten und verstanden. Deshalb achten wir genau darauf, ein ähnliches Umfeld zu erschaffen wie jenes, das sie gerade verlassen haben. Natürlich gibt es hier großartigere Dinge als Städte, Häuser und Kirchen. Auch dein Land existiert! England ist immer noch England. Auf einer Karte würdest du sehen, dass auch China an der gewohnten Stelle liegt. Der einzige Unterschied zwischen der Erde und hier ist unsere Lebensart.
Ücretsiz ön izlemeyi tamamladınız.