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Gefärbt wie Beckham

Das eigene „wahre Selbst“ kennenzulernen kann kompliziert sein.

Vor Jahren versprach mir ein Friseur, dass er mir einen „Beckham-Look“ verpassen könne, und schon allein dieser Vorschlag – so unrealistisch es auch sein mochte, dass ich dem großen Fußballgott auch nur entfernt ähneln würde – schmeichelte mir genug, um den Friseursalon tatsächlich zu betreten.

Es war das erste Mal seit zehn Jahren, dass ich mich frisurtechnisch in die Hände eines Profis begab, denn bis dahin hatte eine alte Haarschneidemaschine aus dem Nachlass des Friseur-Salons meines Vaters mir immer gute Dienste geleistet. Und eigentlich war ich bis jetzt auch immer gut allein zurechtgekommen, wenn ich mir in der Garage einen Igelschnitt verpasste.

Aber ein Beckham-Look? Bei mir? Ich war bereit, es mich einiges kosten zu lassen.

Als ich schließlich im Stuhl saß, hätte der qualvolle Prozess, mein pechschwarzes Haar platinblond zu bleichen, beinah dazu geführt, dass ich meine Entscheidung bereute. Offenbar habe ich nur eine sehr begrenzte Schmerztoleranz, denn ich fragte mich zwischendurch schon ein paar Mal, ob es wohl auch Salons gibt, in denen die Bleichprozedur mit Narkose angeboten wird.

Als die Typveränderung vollendet war, sah ich dann allerdings kein bisschen aus wie David Beckham, und mein Haar war auch nicht wirklich blond, sondern eher orangefarben.

Doch die Veränderung war wirklich radikal, und ich gewöhnte mich daran.

Ein paar Jahre lang habe ich die neue Farbe so getragen, aber eines Tages bin ich dann wieder zu Schwarz zurückgekehrt. Eine der ersten Personen, die mich nach der Verwandlung sah, sagte ungefragt etwas, worüber ich laut lachen musste: „Ich finde, du solltest lieber wieder zum Blond zurückgehen. Bei dir sieht Schwarz nicht besonders … natürlich aus.“

Manchmal frage ich mich, ob unser Image und unsere Identität so oft bearbeitet und verändert werden, so oft gebleicht und gefärbt, dass die ursprüngliche Farbe nicht mehr zu erkennen ist und nicht einmal wir selbst mehr wissen, wie sie einmal war.

Zur Enttäuschung kommt noch Desillusionierung hinzu, die sich in Schichten auf unser Scheitern und Versagen legt, und am Ende ist unser wahres Selbst so tief vergraben, dass wir gar nicht mehr wissen, wer wir sind.

Das dritte Wort für uns selbst nach dem „Ich bin …“ einzusetzen wird kompliziert, weil wir durch die Brüche in unserer Vergangenheit wandelnde Widersprüche geworden sind. Sind wir die Person, die wir uns immer erträumt haben oder die Person, die wir gerade spielen?

Einerseits denken wir immer noch groß, denn wir wissen, dass Gott uns für größere und kühnere Dinge bestimmt hat, und ganz tief in unserem Inneren flackert diese Berufung auch immer noch hin und wieder ein ganz klein wenig auf.

Es gibt Tage, da geht unsere Phantasie mit uns durch, wenn es um unsere Möglichkeiten für die Zukunft geht und um den Beitrag, den wir auf dieser Welt leisten können. Wir nehmen uns alles Mögliche vor, z. B. mehr schöne Erinnerungen mit den Kindern zu schaffen oder endlich den Garten zu Ende zu gestalten; mehr ehrenamtlich in der Gemeinde mitzuarbeiten, das Klo zu putzen, uns für einen bestimmten Kurs anzumelden, unsere Bauchmuskeln zu trainieren, ein Waisenkind zu unterstützen, ein Buch zu schreiben, eine Fußballmannschaft zu trainieren, die Welt zu verändern …

Aber andererseits werden wir auch realistischer – und zynischer. Manchmal ist das schwer zu unterscheiden.

Unsere Ziele zu erreichen ist schwieriger, als wir gedacht haben. Wir haben es versucht und sind gescheitert, haben es noch einmal versucht … und sind wieder gescheitert. Jetzt sind wir nicht einmal mehr sicher, ob wir überhaupt in der Lage sind, Kinder großzuziehen oder verantwortungsvoll mit unserer Kreditkarte umzugehen, geschweige denn, mit den Veränderungen dieser Welt fertig zu werden.

Vielleicht war es ja nie so gedacht, dass unsere Träume in Erfüllung gehen, oder wir sind einfach nicht stark genug oder nicht mutig genug oder irgendein anderes nicht genug, um sie wahr werden zu lassen.

Vielleicht sind wir ja wirklich unqualifiziert.

Doppelter Zwiespalt

Ich rede ständig mit Leuten, die mit der Diskrepanz zwischen ihren Schwächen und ihren Träumen, zwischen der Realität dessen, wer sie sind, und dem, was Gott sagt, wozu er sie geschaffen hat, zu kämpfen haben. Ihre persönlichen dritten Wörter nach dem „Ich bin …“ enthalten so gut wie immer einen Hinweis darauf, dass sie sich für nicht qualifiziert halten.

Leute wie beispielsweise Jamar, der mir erzählt, dass er die Berufung in sich spürt, etwas im Leben junger Männer zu verändern. Jamar ist ohne Vater aufgewachsen und musste vieles auf die ganz harte Tour lernen. Er träumt davon, anderen jungen Männern die Lebensperspektive und Orientierung zu vermitteln, die er selbst nie bekommen hat. Wenn er nur nicht … so heftig mit seiner Sexsucht zu kämpfen hätte.

Jamar ist Single, sieht gut aus, hat ein umwerfendes Lächeln und ist beruflich ausgesprochen erfolgreich. Er kommt an bei den Frauen, und das weiß er auch.

Es gibt immer wieder lange Phasen, in denen er es schafft, nach Gottes Maßstab zu leben, aber dann erliegt er wieder der Versuchung und entgleist durch sexuelle Verfehlungen. Wie soll er denn anderen ein Vorbild sein, wenn er selbst so viel Hilfe braucht?

Jamar ist frustriert, weil er immer wieder einmal einen Blick auf sein Ideal-Selbst erhascht, aber eine Störung vergiftet und hindert immer wieder seine Entwicklung. Und so kommt er zu dem Schluss: Ich bin … stecken geblieben.

Oder da ist Heather. Heather ist eine großartige Mutter. Das findet jeder außer ihr selbst. Ihre Kinder entwickeln sich prächtig. Sie nehmen nach der Schule an allen möglichen künstlerischen und sportlichen Kursen und Aktivitäten teil, und keines von ihnen ist Crystal-Meth-süchtig. Das ist doch schon mal was. Mehrmals in der Woche kocht Heather abends für die ganze Familie, und normalerweise liest sie jedem der Kinder vor dem Schlafengehen ein Kapitel aus einem Buch vor.

Aber irgendwie ist es nie genug. Wenn die Kinder im Bett sind, sieht Heather nur all das Durcheinander und die Unordnung, die sie nicht zu beseitigen geschafft hat, und alles, woran sie sich erinnert, ist, dass sie wieder mal die Geduld verloren hat und ausgeflippt ist, als sie den Kindern bei den Hausaufgaben geholfen hat. Wie soll sie denn ihren Erfolg als Mutter feiern und genießen bei so viel Chaos und Versäumnissen?

Ihr Pinterest Board ist so vollgestopft mit guten Vorsätzen und Ideen, dass es für mehrere Leben reichen würde, und sie will nach vier verschiedenen Bibelleseplänen auf ihrer Bibel-App die Bibel in einem Jahr durchlesen. Aber wenn sie das in diesem Tempo weitermacht, dann hat sie es vielleicht in zehn Jahren geschafft. Sie ist Sklavin einer endlosen Prioritätenliste, und dabei flüstert ihr eine Stimme in ihrem Kopf ständig zu, dass sie alles viel zu oberflächlich macht, dass sie mittelmäßig ist, dass sie im Leben etwas verpasst. Und all das zusammen führt dann dazu, dass sie überzeugt ist: Ich bin … eine Versagerin.

Oder da ist beispielsweise mein Bruder Max. Ich liebe Max. Aber ich habe sehr lange meinen Teil dazu beigetragen, ihn von Gott fortzutreiben.

Max und ich sind in einer guten Südstaatenfamilie aufgewachsen. Das heißt, dass wir Hühnchen mit Klößen gegessen haben und mindestens einmal in der Woche in die Kirche gingen. Max ist drei Jahre jünger und zwanzig Zentimeter größer als ich, und eigentlich heißt er Matthew. Menschen Spitznamen zu verpassen ist eine schlechte Angewohnheit von mir, und ich habe angefangen, ihn Max zu nennen, als ich sechzehn wurde.

Zufällig war das auch ungefähr die Zeit, als es mir ernst wurde mit dem Glauben an Jesus, und weil ich mich für den schmalen, aber geraden Weg entschieden hatte, wollte ich, dass jeder in meinem Umfeld ihn auch ging, ob er wollte oder nicht – auch Max.

Er war der erste meiner Zwangsbekehrten und Hauptleidtragender meines neugefundenen religiösen Eifers.

Wenn ich ihn zur Schule fuhr, wollte er im Radio immer einen Rocksender hören: 96 WAVE. Aber das kam für mich gar nicht in Frage. Doch nicht in meinem Wagen! Da gab es nur christliche Rockmusik.

Wenn ich ihn bei seiner Schule absetzte, ertappte ich ihn manchmal dabei, wie er einem Mädchen nachschaute. Erwischt bei lüsternen Blicken, dachte ich dann und schimpfte mit ihm, als käme er aus Sodom und Gomorrha.

Wenn ich abends ins Wohnzimmer kam und er sich seine Lieblingsserie Beavis and Butt-Head anschaute, dann schaltete ich rasch um auf den ersten Prediger im Programm, den ich finden konnte.

Ich wollte gar kein gesetzlicher und verurteilender Spinner sein, denn ich liebte meinen Bruder ja. Und weil ich ihn liebte, glaubte ich, dass ich dafür verantwortlich sei, ihn auf den richtigen Weg zu Jesus zu bringen, wenn ich ihn dort hinzerren musste.

Aber anscheinend wollte er nicht, und ich konnte überhaupt nicht verstehen, wieso.

Erst an dem Abend, als mein Vater gestorben war – das war sechzehn Jahre später –, begriff ich, dass ich ihn dadurch genau in die entgegengesetzte Richtung getrieben hatte.

Ich erinnere mich noch ganz genau an diesen Abend. Als die Freunde gegangen waren, die unserer Familie in der schweren Situation beistanden, war es ein Uhr nachts. Es war die längste Woche unseres Lebens gewesen, und wir wollten jetzt nichts als Ruhe, also ließ sich Max im Fernsehsessel meiner Mutter nieder, und ich streckte mich auf dem Sofa aus.

Plötzlich begann Max von den inneren Kämpfen zu erzählen, die er damals durchgemacht hatte. Wie er so gern eine Beziehung zu Gott gehabt hätte, es ihm aber einfach zu schwer erschien.

„Dabei soll es eigentlich gar nicht schwer sein“, erklärte ich ihm.

„So hat es aber für mich immer ausgesehen“, entgegnete er. „Als wir auf der High School waren, habe ich dich beobachtet, und du hattest all diese Regeln, all die Sachen, die du nicht sagen oder anschauen oder nicht anhören durftest. Ich wollte kein geheuchelter, falscher Christ sein, aber wenn richtiges Christsein bedeutete, so zu leben wie du, dann wusste ich, dass ich es nicht schaffen würde. Das war einfach zu schwer für mich.“

Wir redeten eine ganze Weile, und ich entschuldigte mich bei Max. Ich sagte, es täte mir wirklich leid, dass ich den Anschein erweckt hätte, man müsse sich zu Beginn einer Beziehung zu Gott auf jede Menge Einschränkungen und Regeln einlassen. Ich hätte aber im Laufe der Zeit die Erfahrung gemacht, dass es beim Evangelium weniger darum gehe, was Gott von uns will, als vielmehr darum, was er für uns will.

Dieses Gespräch hat dann tatsächlich etwas in Gang gebracht, und zwar nicht nur bei Max, sondern auch bei mir. Ich musste immer wieder daran denken, was er gesagt hatte. Es sei ihm einfach zu schwer vorgekommen. Dieser Gedanke verfolgte mich regelrecht.

Hatte es so gewirkt, wenn ich darüber gesprochen hatte? Zu schwer? Soll es so aussehen? Soll es so sein?

Wie viele Menschen wohl den Gedanken wieder aufgeben, eine Beziehung zu Gott einzugehen, weil sie glauben oder man ihnen gesagt hat, dass sie erst alle möglichen Bedingungen erfüllen müssen, bevor man ihn kennenlernen und mit ihm leben kann?

In mancher Hinsicht ist Glaube ja tatsächlich schwer. Um einen alten Prediger vom Land zu zitieren: „Jesus hat gesagt, wir sollen unser Kreuz auf uns nehmen und nicht unsere Federkernmatratze.“ Das habe ich kapiert. Es kann schon manchmal ein schwieriges Unterfangen sein, auf dieser Welt und in dieser Zeit seinen Alltag mit Gott zu leben. Aber den Menschen den Eindruck zu vermitteln, dass erst etliche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, um überhaupt mit Gott in Kontakt treten zu können, kann unmöglich das sein, was er sich gedacht hat, als er seine Botschaft an uns als „Gute Nachricht“ bezeichnete.

Er hat seine Einladung gegen Ende der Bibel platziert: „Der Geist und die Braut sagen: ,Komm!‘ Und wer das hört, soll auch rufen: ,Komm!‘ Wer durstig ist, der soll kommen. Jedem, der es haben möchte, wird Gott das Wasser des Lebens schenken.“ (Offenbarung 22,17, Hoffnung für alle.)

Also sagt Gott ja offenbar: „Komm, wie du bist“, aber die Botschaft, die wir daraus machen, lautet viel zu oft: „Verändere dich erst mal, dann kannst du kommen.“

Statt meinem Bruder dabei zu helfen, Gott zu finden, hatte ich anscheinend für ein Spannungsfeld gesorgt, das ihn von Gott fernhielt. Ich hatte unabsichtlich die Saat für ein drittes Wort in seine Seele gelegt, ein Wort, das vielleicht das gefährlichste von allen ist: „Ich bin … nicht würdig.“

Welche dritten Wörter füllen Sie bei sich selbst in die Lücke? Sind es eher positive oder negative Wörter? Oder sind sie so durcheinander, dass Sie sie gar nicht einordnen können?

Wenn es Ihnen so geht wie Jamar, Heather, Max und mir, dann drehen sich Ihre dritten Wörter um Ihre Schwächen. Es sind Wörter, die wahrscheinlich in erster Linie damit zu tun haben, was Sie alles nicht sind, was Sie alles nicht können oder was Sie eben nicht tun, aber tun sollten. Und weil Ihr Charakter Risse hat und Ihre Kompetenz zweifelhaft ist, neigen Sie dazu, sich unfähig und unzulänglich zu fühlen.

So denken wir nun mal.

Es ist zwar eine Binsenweisheit, aber ich sage es hier trotzdem noch einmal: Jeder Mensch hat Schwächen. Wir geben ihnen alle möglichen Namen – Macken, Fehltritte, Fehler, Probleme, Sünden, Irrtümer, innere Dämonen, Süchte – aber jeder hat sie.

Die zentrale Frage ist doch, was wir mit unseren Schwächen anfangen sollen.

Dieses Buch ist das Ergebnis meines Ringens mit diesen und ähnlichen Fragen, die mich seit Jahren umtreiben, Fragen zur Selbstannahme, Fragen zur Selbstoptimierung, Fragen zur Diskrepanz zwischen dem, wer ich bin, und dem, als der ich gedacht bin, und wie man die beiden miteinander versöhnen kann.

Ich gestehe, dass es nicht einfach war, dieses Buch zu schreiben, und dabei geht es ja nicht einmal um ein besonders kontroverses Thema. Es war schwer zu schreiben, weil das Thema chaotisch, unschön und schwierig ist.

So wie das Leben eben, wie die Menschheit und wie Sie und ich.

Wenn Sie jemals frustriert waren wegen Ihres Scheiterns und Versagens oder genervt über Ihre Schwächen, dann ist dies ein Buch für Sie. Aber ich warne Sie, ich werde Ihnen nicht fünfzehn Wege aufzeigen, wie Sie sich in nur fünfzehn Minuten täglich optimieren und in Ordnung bringen können. Ich werde Ihnen nicht zehn Regeln zur Perfektion oder sieben Geheimnisse des Erfolgs präsentieren.

Ich möchte etwas tun, das, so hoffe ich zumindest, sehr viel wertvoller ist.

Ich möchte echt und offen sein.

Ich möchte offen und aufrichtig sein in Bezug auf unsere Kämpfe und auch in Bezug auf Sünde. Ich möchte offen und aufrichtig sein in Bezug darauf, wer Gott ist, wer wir sind und wer wir nicht sind, und ebenso in Bezug auf Selbstwertgefühl und Selbsthilfe. Ich möchte offen und ehrlich sein in Bezug darauf, dass wir es anscheinend nicht schaffen, etwas zu beheben und in Ordnung zu bringen … und es ja vielleicht auch gar nicht sollen.

In diesem Buch geht es darum, herauszufinden und sich darauf einzulassen, wer Sie sind angesichts dessen, wer Gott ist. Es ist ein Buch darüber, ins Reine zu kommen mit dem Guten und dem Schlechten und dem Unaussprechlichen in unserem Leben, und darüber, wie wir es lernen können, zuzulassen, dass Gott unser Chaos zu unserem Wohl und zu unserem Besten nutzt.

Dabei soll gar nicht außer Acht gelassen werden, wie komplex unser Leben ist und wie groß die Herausforderungen, vor die es uns stellt. Ganz und gar nicht. Aber es soll darin auch nicht in Selbstmitleid und Niederlage geschwelgt werden.

Es soll in diesem Buch darum gehen, sich in diese Kluft zwischen der Person, die Sie sind, und der, von der Sie spüren, dass Gott Sie so gedacht hat, zu werfen und dort mit Gott in Kontakt zu treten. Es soll darum gehen, den Träumen und Sehnsüchten nachzugehen, die Gott in Sie hineingelegt hat, auch wenn es sich anfühlt, als wären tausend Dämonen losgeschickt worden, um diese Träume und Sehnsüchte wieder zu verscheuchen.

Während ich mich mit meinen eigenen Fragen zu diesen Themen auseinandergesetzt habe, ist mir bewusst geworden, dass ich mich verändere. Ich habe ein paar Dinge über Schwäche erfahren, die ich zuvor nie begriffen hatte, und ich sehe sowohl Gott als auch mich selbst jetzt anders. Dadurch verändert sich wiederum, wie ich mit meinen Kindern umgehe, wie ich Pastor bin und wie ich Gott und das Leben betrachte, und diese Veränderungen gefallen mir sehr.

Hier also meine Frage … eigentlich sind es mehrere Fragen.

Erstens: Wie lauten Ihre dritten Wörter nach dem „Ich bin …“?

Zweitens (und noch wichtiger): Wie lauten Gottes dritte Wörter für Ihr Leben?

Und drittens (und am wichtigsten): Wie um Himmels willen lebt man in dem Zwiespalt dieser doppelten Realität?

Sie werden es gleich erfahren.

DREI
Es ist kompliziert

Immer wenn Sie sich mit den tiefsten Fragen Ihrer Seele beschäftigen, gibt es nur eine Quelle, bei der es mit Sicherheit Antworten gibt: der Film Shrek.

Die Titelfigur Shrek ist ein Oger. Aber er ist kein durchschnittlicher, abstoßender Unhold, sondern er ist kompliziert, innerlich zerrissen und emotional, und deshalb mögen ihn alle. Mir gefällt, wie Shrek sich selbst seinem Kumpel Esel gegenüber beschreibt, indem er sich mit einer Zwiebel vergleicht.

Shrek: Zwiebeln haben Schichten. Riesen haben Schichten … hast du das kapiert?

Beide haben Schichten.

Daraufhin schweift Esel ab und spricht über Schichten, über Schichttorten und Baumkuchen. Ein paar Szenen später treffen wir Shrek in einer Scheune an. Esel steht draußen und schreit ihn an:

Du bist ja so eingepackt in Schichten, Zwiebelboy, du hast Angst vor deinen eigenen Gefühlen!2

Und genau so geht es doch auch vielen von uns. Wir sind eingepackt in Schichten, haben Angst vor unseren Gefühlen und schließen uns im Klo ein.

Okay, das Letzte vielleicht nicht.

Tatsache ist, dass wir vielschichtige Geschöpfe sind. Unsere Persönlichkeit ist eine komplizierte Mischung aus Gefühlen, Erinnerungen, Gedanken, Zielen, Gewohnheiten, Vorurteilen und Philosophien. Wir haben etwas gegen einfache Beschreibungen oder Definitionen.

Ja, wir haben auf jeden Fall Schichten. Mehr Schichten als alle Oger, Zwiebeln, Schichttorten und Baumkuchen zusammen. Das gehört zum Schönen am Menschsein. Und dazu kommt dann ja noch, dass wir keine statischen Wesen sind. Wir sind kein gefertigtes Produkt, kein abstraktes Gemälde von Jackson Pollock, das analysiert, interpretiert und dann geschätzt wird. Wir verändern uns permanent und erfinden uns immer wieder neu.

Und wenn Sie darauf noch nicht selbst gekommen sind, dann sage ich es Ihnen jetzt: Das ist völlig in Ordnung so.

Freskenfiasko

Es gibt viele Bücher, in denen der Versuch unternommen wird, die Menschheit irgendwie zu klassifizieren und zu kategorisieren. Darin werden unsere Neigungen seziert und unsere Persönlichkeit analysiert, und es wird untersucht, wie wir denken, wie wir leiten und wie wir lieben. Darüber hinaus wird der Versuch unternommen, den unergründlichen Einfluss von ethnischer Herkunft, Kultur, Hintergrund, Erfahrungen, Bildung, Hirnstoffwechsel, Trauma, Alter, Sexualität und vielem mehr zu quantifizieren.

Ich bin dankbar für solche Versuche, denn zumindest auf einer Makroebene geben sie Aufschluss über uns selbst und die Menschen in unserem Umfeld und können eine Hilfe dabei sein, uns in unsere Ehepartner, Kinder, Kollegen und Freunde hineinzuversetzen und sie besser zu verstehen.

Doch von einem bestimmten Punkt an funktionieren diese Versuche alle nicht mehr, weil Menschen einfach zu kompliziert sind, um in irgendein Ordnungsschema zu passen.

Mir persönlich ist das aber auch lieber so. Ich möchte nicht mit einem Etikett versehen und mit Millionen von Menschen in einen Topf geworfen werden – nicht einmal mit einem Dutzend von Menschen, die so sind wie ich. Ich habe Freunde, die mühelos die Ergebnisse ihrer Persönlichkeitstests herunterbeten können, und sie schwören auf diese Tests als Raster, das 90 Prozent allen menschlichen Verhaltens vorhersagen kann. Ich habe so einen Test ebenfalls gemacht, sogar einige davon, aber nicht einmal mit einer geladenen Waffe am Kopf könnte ich Ihnen die Ergebnisse sagen. Irgendwie bleibt so Zeugs bei mir nicht hängen. Und wenn jemand versucht, es mir zu erklären, dann höre ich nur Charlie Browns Lehrerin (bla,bla,bla).

Aber irgendetwas in uns sagt uns ja, dass wir einzigartig sind, etwas Besonderes, Originale. Ich möchte ich sein, genauso, wie Sie Sie sein wollen.

Und dieses nebulöse gewisse Etwas, das uns von allen anderen unterscheidet, kommt von Gott. Es ist seine Art, uns in unsere Bestimmung zu bringen. Er hat uns geschaffen und gestaltet, jeden einzeln. Das beschreibt David in seinem berühmten Psalm 139, in dem es um unsere unterschiedliche Persönlichkeit und unsere Bestimmung geht. Mit diesem Psalm werden wir uns im Laufe des Kapitels noch näher beschäftigen.

Du hast mich mit meinem Innersten geschaffen, im Leib meiner Mutter hast du mich gebildet.

Herr, ich danke dir dafür, dass du mich so wunderbar und einzigartig gemacht hast! Großartig ist alles, was du geschaffen hast – das erkenne ich!

(Verse 13-14, Hoffnung für alle)

Das heißt, Gott hat Sie bewusst und absichtlich so komplex geschaffen. Sie sind absichtlich unendlich vielschichtiger und komplizierter als die fünfte Symphonie von Beethoven.

Auf den folgenden Seiten werden wir uns intensiv mit der Frage beschäftigen, wer wir sind. Wir werden uns anschauen, wie unsere Stärken und Schwächen uns beeinflussen und was sie damit zu tun haben, ob wir uns qualifiziert oder unqualifiziert fühlen, fähig oder unfähig.

Dabei gibt es jedoch eine Gefahr. Wenn wir nicht erkennen, wie viel diese angeborene Vielschichtigkeit wert ist, dann können unsere Versuche, das zu beheben, was wir für eine Schädigung halten, am Ende nach hinten losgehen.

Vor ein paar Jahren machte eine Hobbyrestauratorin in Spanien mit genau so etwas Schlagzeilen. Das wollte sie natürlich eigentlich gar nicht, sondern sie wollte nur helfen.

Sie hieß Cecilia Gimènez,3 war achtzig Jahre alt und Mitglied der Heiligen der Gnaden-Gemeinde in Borja, Spanien.

Anfang des 19. Jahrhunderts hatte ein Künstler aus dem Ort an eine der Kirchenwände ein Fresko gemalt, das Jesus darstellte und unter dem Namen Ecce Homo („sieh da, dieser Mensch“) bekannt war. Das Gemälde war für die Gemeinde und die ganze Stadt von großem ideellem Wert, sah aber mittlerweile ziemlich mitgenommen aus. Die Farbe war ausgeblichen und blätterte ab, und an manchen Stellen war das Fresko gar nicht mehr zu erkennen.

Und da kommt Cecilia ins Spiel. Zitat: „Wir haben gesehen, dass alles kaputtging, und da haben wir es wieder in Ordnung gebracht.“

Allerdings war das nicht wirklich der Fall. Was ihr an Talent und Können fehlte, machte sie wett durch die reine Masse an Farbe, die zum Einsatz kam. Das Ergebnis lässt sich am besten als monströs beschreiben. Das „restaurierte“ Fresko sieht aus wie eine Kreuzung aus Bigfoot und Attila, dem Hunnenkönig. Es ist so schlecht, dass es ein Internet-Hit wurde. Statt Ecce Homo wird es jetzt Ecce Mono („siehe da, dieser Affe“) genannt.

So viel also zum Thema Reparatur bzw. Wiederherstellung.

Aber wir machen es manchmal genauso. Wir wollen in bester Absicht etwas in Ordnung bringen, sorgen dadurch aber manchmal nur dafür, dass es noch schlimmer wird.

Eigentlich wollen wir das gar nicht, genauso wenig, wie die übereifrige, irregeleitete Greisin absichtlich aus dem Fresko ein Fiasko gemacht hat.

Wir schauen uns selbst an und geben eine stark vereinfachte Beurteilung darüber ab, was gut und was schlecht, was richtig und was falsch ist, was weg muss und was bleiben darf.

Wir werfen einen flüchtigen Blick in den Spiegel, vergleichen uns mit einer vagen Vorstellung, die wir davon haben, wie wir eigentlich aussehen sollten, und fangen dann an, mit Farbe herumzuklecksen.

Wenn wir allerdings dabei keinen Bezugsrahmen haben, führen unsere Verbesserungsbemühungen zu nichts.

Vergessen Sie nicht, dass Gott unsere Identität nicht bleichen oder mit Sandstrahl reinigen will, sondern Gott ist ein Wiederhersteller, ein Erneuerer, ein Schöpfer und Neu-Schöpfer. Er bringt feine Farbschimmer und intensive Farbtöne zum Vorschein, die unter Schichten von Schmutz und Patina verborgen sind.

Doch das erfordert Zeit, Mühe und Können.

Wir sind ebenso unvergleichlich wie vielschichtig. Wir sind ebenso kostbar wie einzigartig. Es wäre einfach unrealistisch und auch tragisch, unsere Identität stark zu vereinfachen. Bevor wir uns in ein Selbstoptimierungsprogramm stürzen, müssen wir einen etwas genaueren Blick darauf werfen, als wen Gott uns geschaffen hat.

Aber das erfordert Ehrlichkeit, Demut und Sorgfalt. Es bedeutet, ganz genau dem Einen zuzuhören, der uns geschaffen hat.

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Litres'teki yayın tarihi:
22 aralık 2023
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