Kitabı oku: «Im Dialog mit dem Körper», sayfa 4

Yazı tipi:

Kapitel 4
Einstieg in die Körperdialoge

Im Folgenden möchte ich Ihnen konkrete Übungen vorschlagen, mit deren Hilfe Sie Ihre Selbstheilungskräfte aktivieren und einen heilsamen Umgang mit Ihrer Erkrankung finden können. Um die achtsamen Körperdialoge zu lernen, ist es hilfreich, diese Übungen systematisch durchzugehen. Bitte fühlen Sie sich aber frei, zunächst nur die Übungsvorschläge aufzugreifen, zu denen Sie sich momentan auch hingezogen fühlen.

Bei einem konkreten Körperdialog mit einer erfahrenen Focusing-­Begleitung wird es oft so sein, dass verschiedene Übungen und Methoden innerhalb eines einzigen Prozesses zur Anwendung kommen. Man beginnt vielleicht mit der Zielformulierung, dabei könnten schon schwierige Gefühle auftauchen. Dann geht der Freiraum verloren und sollte wiederhergestellt werden oder es bietet sich eine Berührung an. Es ist ein organischer, von der körperlich gefühlten Resonanz auf ein Thema geleiteter Prozess, den wir nicht mit dem Verstand vorausplanen können und bei dem wir vorher nie wissen, wie er sich entwickelt.

Stellen Sie sich das wie beim Tanzen vor. Zunächst zeigt man Ihnen im Tanzkurs einzelne Schritte wie Kreuz- oder Wechselschritt, Drehung oder Chassé. Sie wiederholen diese Schritte immer wieder, bis sie sitzen. Dann gehen Sie mit ihrem Partner in eine Bar, der Disc-Jockey legt eine heiße Scheibe auf, etwas, das gleich in die Beine geht, und auf der Tanzfläche denken weder Sie noch Ihr Partner oder Ihre Partnerin über die einzelnen Schritte nach, sondern Sie lassen alles, was Sie gelernt haben, einfach organisch ineinanderfließen, so, wie es sich gerade stimmig anfühlt. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine guten »Flow«. Das Ganze ist nicht so kompliziert, wie es klingt. Wenn man einfach aufmerksam, präsent und im Raum des Nicht-Wissens verweilt, ergibt sich der nächste Schritt in der Regel wie von selbst.

Kommen wir nun zum ersten Schritt: der Zielformulierung.

Wir beginnen mit dem Ziel

Sobald der Geist auf ein Ziel gerichtet ist,kommt ihm vieles entgegen.

JOHANN WOLFGANG VON GOETHE

Am Beginn einer Reise überlegen wir in aller Regel, wo es hingehen soll. Fahren wir mit dem Auto und besitzen wir ein Navigationsgerät, dann tippen wir zunächst unser Ziel, zum Beispiel »Florenz« ein. Das Gerät errechnet uns die erwünschte Route und leitet uns in aller Regel sicher an den Ort unserer Wahl. Fährt jemand einfach los, ohne sich überhaupt Gedanken darüber zu machen, wo er eigentlich hinmöchte, dann landet man vielleicht an der Nordsee oder irgendwo, wo es ihm gar nicht gefällt.

Vergleichen wir den Weg zur Gesundung mit einer Reise, ist es ebenfalls hilfreich, wenn wir uns zu Beginn unserer achtsamen Körperdialoge Klarheit darüber verschaffen, was eigentlich unser Ziel ist. Wollen wir ein Symptom schlicht loswerden oder seine Botschaften verstehen? Geht es uns darum, mit einer chronischen Erkrankung besser zurecht zu kommen? Oder wollen wir Distanz zu unseren Schmerzen gewinnen? Möglicherweise geht es uns letzten Endes um eine umfassendere Heilung, um das Gleichgewicht von Körper, Geist und Seele?

Finden Sie selbst heraus, was Sie sich von den achtsamen Körperdialogen wünschen und erhoffen. Sobald Sie darüber innere Klarheit haben, stellen Sie an Ihren Körper die Frage: Und wie würde ich mich fühlen, wenn ich das Ziel erreicht habe? Dann warten Sie ab, wie Ihr Körper antwortet.

Wenn wir unser Ziel nicht mit unserem Körperwissen, sondern nur vom Verstand her definieren, besteht die Gefahr, dass dieser uns Konzepte aufdrängt, die mit unserem inneren Erleben möglicherweise gar nicht in Übereinstimmung sind. Wenn wir die Frage nach dem Ziel aber an den ganzen Körper stellen, gehen wir sicher, dass auch unser Bauchgefühl und damit unser Erfahrungswissen mit im Boot sitzen. Auf dieses Weise stecken wir uns nur solche Ziele, hinter denen wir auch wirklich stehen.

Des Weiteren hat unser Körper eigentlich immer eine Ahnung davon, wie er sich fühlen würde, wenn das Problem gelöst wäre oder wir gesund wären. Erlauben wir uns, die Vorstellung unseres Ziels wirklich mit jeder Faser unseres Körpers zu fühlen, so als wenn wir es schon erreicht hätten, dann werden die entsprechenden Wege dorthin mental und physiologisch gebahnt. Leiden wir zum Beispiel unter einer Krebserkrankung und unser Ziel ist es, vollständig gesund zu werden, dann ist es hilfreich, uns zu fragen: »Wie würde ich mich fühlen, wenn ich wirklich geheilt wäre, wenn alle Krebszellen aus dem Körper verschwunden wären, mein Immunsystem stark und gesund wäre, und wenn ich das Leben führen würde, das ich wirklich führen möchte?« Danach warten wir einfach ab und lauschen, was unser Körper antwortet.

Bei kleineren Symptomen kann das Focusing über das Ziel mit der Vorstellung, man sei schon dort, manchmal in sich bereits so heilend sein, dass die Symptomatik vollständig verschwindet. Die Kraft der Vorstellung wirkt auf den eigenen Körper. Bin ich zum Beispiel gestürzt und habe meinen Arm in Gips, kann ich mir täglich vorstellen, die Armmuskulatur mit Hanteln zu trainieren. Ich visualisiere dann, wie ich meinen Arm hebe, tanze, jemanden umarme usw. Tatsächlich wird der Muskelschwund, wenn der Gips abgenommen wird, sehr viel geringer sein als bei jemandem, der nicht »im Geiste trainiert« und seine Wunschvorstellung visualisiert hat. Die gefühlte und gespürte Zielvorstellung bei einem achtsamen Körperdialog gibt uns nicht nur eine klare Richtung vor, sie ist in ähnlicher Weise unmittelbar körperlich wirksam. Unser Gehirn hat die große Fähigkeit zur Veränderung. Dabei spielt unsere Aufmerksamkeit eine wichtige Rolle. Richten wir sie mit Interesse, Ausdauer und Begeisterung auf etwas, so hat das Folgen im Gehirn. Man spricht hier von der sogenannten neuronalen Plastizität. Wir können also mit unserem Bewusstsein körperliche Veränderungen erwirken!

Setzen wir uns zu Beginn einer Be- oder Selbstbehandlung ein Ziel, dann kämpfen wir nicht einfach gegen eine Krankheit an, sondern kreieren eine Vision von dem, wo wir hin möchten.

Im Unterschied zu vielen Visualisierungs- Techniken geben wir dabei möglichst wenig Bilder von außen vor, sondern lassen zu, dass mithilfe unseres Körperempfindens für uns stimmige Vorstellungen entstehen. So können wir sicherstellen, dass die Zielvorstellungen auch wirklich mit unserem inneren Erleben in Übereinstimmung stehen und als heilsam empfunden werden.

ÜBUNG: FOCUSING ZUR ZIELFORMULIERUNG

Beginnen Sie damit, eine angenehme Stelle im Körper zu suchen, den sogenannten Guten Ort.

Verweilen Sie dort für ein bis zwei Minuten und formulieren Sie, wie Sie das wohlige Gefühl beschreiben würden (zum Beispiel wohlig, entspannt und warm).

Lassen Sie auch ein Bild für die angenehme Empfindung auftauchen.

Fragen Sie sich: Was ist das Beste oder Wichtigste an dem Guten Ort für mich?

Ausgehend von dem angenehmen Gefühl fragen Sie sich nun weiter: Wenn ich an die achtsamen Körperdialoge über mein Symptom, meine Erkrankung denke: Was ist genau mein Ziel? Was möchte ich mithilfe von Focusing erreichen oder klären?

Versuchen Sie, diese Frage in Richtung Körpermitte, also Brust- und Bauchbereich hinein zu stellen und warten Sie jetzt einfach für ein bis zwei Minuten, was dort als Antwort auftaucht.

Formulieren Sie Ihre Antwort und prüfen Sie dabei in der Körpermitte, ob sich Ihre Formulierungen stimmig anfühlen.

Lassen Sie sich Zeit, bis Sie eine Antwort gefunden haben, die wirklich passt.

Nun stellen Sie sich vor, dass die bevorstehenden achtsamen Körperdialoge genau das bringen, was Sie von ihnen erwarten, und fragen Sie sich in Richtung Körpermitte: Wie würde ich mich dann fühlen?

Warten Sie wieder ab, wie Ihr Körper antwortet. Lassen Sie ihm Zeit zu antworten.

Was auch immer auftaucht, beschreiben Sie es mit Ihren Worten oder in Bildern.

Verweilen Sie einfach noch ein wenig wortlos bei der Vorstellung, Sie wären gesund oder Sie hätten Ihr selbst formuliertes Ziel erreicht. Kosten Sie diese Vorstellung in allen Facetten aus.

Wie bei einem Navigationsgerät findet unser Körper mithilfe dieser Übung nicht nur unser Ziel, sondern auch die möglichen Staus, also Komplikationen auf dem Weg zur Heilung. Durch die Übung fischen wir mögliche Widerstände gegen eine Heilung–ein weites oft vernachlässigtes Feld–aus dem trüben Wasser unseres Unbewussten.

Eine 52-jährige Journalistin, die an Brustkrebs litt, formulierte zunächst ihre Zielvorstellung: »Vollständig gesund und ohne Krebszellen sein«. Als sie sich diese Vorstellung dann aber fühlen ließ, tauchten Ängste auf: Dann müsste sie ja wieder in ihren Beruf zurück, der sie ihrer Meinung nach krank gemacht habe. Jetzt, wo sie krank sei, habe sie viel Zeit für ihre Freundschaften und endlich die Muße, ihrer Kunst nachzugehen und zu zeichnen, eine Tätigkeit, die sie mit Leidenschaft und Begeisterung erfüllt. Nein, sie sei noch gar nicht dazu bereit, gesund zu werden!

Eine andere Klientin, eine Lehrerin, die an einem Burnout Syndrom leidet, formuliert ihr Ziel zunächst im Alltagsbewusstsein: Sie möchte wieder Kraft haben, das Nichts- Tun Genießen lernen, zufrieden, entspannt und locker werden. Das klingt stimmig und überzeugend. Als ich ihr dann aber vorschlage, sie möge sich mit innerer Achtsamkeit einmal vorstellen, sie sei schon am Ziel, fließen Tränen. Sie habe einen Kloß im Hals. »Ich habe Angst, dass ich das nicht schaffe. Ich fühle mich so erschöpft und kraftlos, dass ich mir im Moment gar nicht vorstellen kann, dass dies einmal anders wird.«

Es macht einen Unterschied, ob wir unser Ziel nur vom Verstand her formulieren, oder ob wir es uns auch mit dem ganzen Körper fühlen lassen. Im letzteren Fall können mögliche Widerstände gegen den Heilungsprozess, aber auch mit der Zielvorstellung einhergehende Gefühle wie zum Beispiel die Angst, es nicht zu schaffen, ins Bewusstsein treten und bearbeitet werden.

Das folgende Beispiel illustriert das ganz anschaulich.

Das Ziel bei Bluthochdruck

Meine Klientin Claudia, eine 45-jährige, selbstständige Unternehmerin leidet seit einigen Monaten an zu hohem Blutdruck (essenzieller Hypertonie) und Herzrasen. Der überweisende Hausarzt vermutete, dass dies mit dem Lebensstil der Patientin zusammenhängt und schlägt Sitzungen bei mir vor. Die Klientin selbst ist auch motiviert, alles zu tun, was in ihrer Macht steht, um ihren Blutdruck zu senken. Ich schlage ihr also vor, erst einmal für sich zu klären, was Sie mit unseren Sitzungen genau erreichen möchte. Dazu lade ich sie ein, zunächst eine angenehme Stelle im Körper zu suchen.

Claudia: Erstaunlicherweise fühlt sich gerade der Rücken sehr angenehm an. Dort habe ich mich eigentlich bisher noch nie gut gefühlt! Jetzt fühle ich mich da stabil und habe das Empfinden von jeder Menge Halt. Ich fühle mich damit frei und offen und meine Stimmung ist geradezu euphorisch!

Ich: Da ist stabiler Halt im Rücken und Sie fühlen sich frei, offen und euphorisch. Was ist das Beste für Sie an diesem guten Gefühl?

Claudia: Ich habe dort Rückhalt und Rundumblick. Ich fühle mich wie an einem Gipfelkreuz!

Ich: Rückhalt, Rundumblick – wie an einem Gipfelkreuz! Ich möchte Ihnen jetzt vorschlagen, sich von diesem Empfinden des Rückhaltes und des Rundumblickes aus zu fragen: »Was ist eigentlich mein Ziel, wenn ich an meinen zu hohen Blutdruck denke?« Richten Sie, wenn Sie mögen, diese Frage an Ihre Körpermitte und warten Sie ab, was dort passiert.

Claudia: In der Körpermitte entsteht jetzt ein Gefühl von Unaufgeregtheit. Dort bin ich frei von Bedrohung und völlig angstfrei … Dazu taucht das Bild einer Almwiese auf. Der Blutdruck soll sich einfach normalisieren!

Ich: Ich schlage Ihnen vor, bei diesen Empfindungen von Unaufgeregtheit, Angstfreiheit und dem Bild der Almwiese noch ein wenig zu verweilen und sich jetzt vorzustellen, Sie seien schon am Ziel. Der Blutdruck habe sich bereits normalisiert. Wenn Sie damit einverstanden sind, dann lassen Sie diese Vorstellung jetzt einfach auf Ihren Körper wirken und warten ab, was passiert.

Claudia: Innerlich wird es stabil, hell und licht, mein Kopf erhebt sich ein wenig. Die Veränderung fühlt sich komplex an. Ich habe eine größere Entscheidungsfreiheit (lacht.) Andererseits erschrecke ich aber auch vor den Konsequenzen. Ich spüre ein Gefühl von Angst im Bauch.

Ich: Sie fühlen sich stabil und hell und etwas in Ihnen hat Angst vor den Konsequenzen. Was genau ist das Beängstigende an der Vorstellung der Konsequenzen für Sie?

Claudia: Ich würde möglicherweise Althergebrachtes über Bord werfen, alte Krusten aufbrechen, neue Wege gehen! Ich spüre gleichzeitig ein Gefühl von Wehmut und Abenteuerlust. Alle Dinge würden auf den Prüfstand kommen. Mein Beruf, meine Partnerschaft, meine Familie. und meine Freunde. Ich würde mich überall fragen, wie ich dastehe. Am wichtigsten wäre es aber, berufliches neu zu prüfen. Das fühlt sich jetzt gut an. Ich muss es ja nicht gleich ändern. Ich prüfe es und kann dann entscheiden.

Ich: Vielleicht möchten Sie jetzt noch einmal zu dem Guten Ort zurückkehren? Mit dem Gipfelblick des Guten Ortes könnten Sie das Berufliche auf den Prüfstand stellen, wenn Sie wollten.

Claudia: (lächelt). Das ist eine gute Idee. Da ist es nicht mehr so übermächtig. Es fühlt sich so an, als ob ich zum ersten Mal die Dinge vom Gipfel aus betrachte. Von dort aus sehe ich, dass ich mich habe formen lassen. Ich denke häufig, ich müsse alles richtig machen, damit mein Betrieb und meine Familie funktionieren. Und wenn ich etwas falsch mache, geht es beiden schlecht. Über diesem »richtig machen wollen« ist mir ganz verloren gegangen – dass ich glücklich sein will! Von dem Guten Ort aus habe ich dieses Gefühl von Stabilität im Rücken und kann sagen: Was ich gemacht habe, habe ich gut gemacht. Das fühlt sich jetzt innerlich richtig gut an. Vom Gipfel aus sehe ich eher, was mir etwas bedeutet, und worauf ich verzichten kann. Es ist Unfug, mich zu schelten. Von da aus gesehen ist alles schlüssig. Das ist ein sehr erhabener Gedanke! Ich spüre ein Gefühl von Frieden und des Ganz-bei-mir-seins. Ich finde es köstlich, an mich zu denken und mich immer wieder zu fragen, was für mich stimmig ist. Das wird sich sicher auch sehr günstig auf meinen Blutdruck auswirken!

Claudia öffnet lächelnd die Augen.

In der kommenden Stunde berichtet sie, dass das Bild des Gipfelkreuzes, von dem aus sie die Dinge prüft, sie noch lange positiv begleitet hat. Die nächsten Sitzungen nimmt sie sich Zeit, vor allen Dingen ihre berufliche Perspektive ganz neu zu überdenken. Mittlerweile hat sie den Standort ihres Geschäfts verlegt, ein für sie zwar mit vorübergehendem Stress verbundener, auf lange Sicht aber wichtiger Schritt zu mehr unternehmerischem Erfolg und zu geringerem finanziellen Druck. Der Blutdruck ist leicht gesunken, das zuvor immer wieder auftretende Herzrasen hat ganz aufgehört. Stresssituationen kann sie mit viel größerer Gelassenheit begegnen. »Ohne die wahrscheinlich angeborene Herzklappen-Insuffizienz könnte ich wohl auf Medikamente ganz verzichten«, schreibt sie einige Monate nach Beendigung der Therapie.

Auch in diesem Beispiel können wir sehen, dass die Zielvorstellung von Heilung nicht immer nur mit vollkommen angenehmen Vorstellungen einher geht. Frau Claudia erschrickt zunächst davor, ihr Leben auf den Prüfstand zu stellen und sich möglicherweise von verkrusteten Gewohnheiten oder Gegebenheiten zu trennen. Das Focusing über die Zielvorstellung hat eben auch die Absicht, solche möglichen Ambivalenzen auf dem Weg zur Heilung aufzudecken und zu formulieren. Alle Anteile im Prozess sind dabei willkommen, selbst diejenigen, die möglicherweise an einer Symptomatik festhalten möchten. Nur wenn alle Teile von uns auch mit ins Boot genommen werden, kann die Heilung umfassend gelingen. Eine Veränderung im Sinne einer Genesung kann, muss aber nicht einen Preis kosten und es ist hilfreich, sich diesen Preis bewusst zu machen. Erst dann können wir wirklich entscheiden, wie wir damit umgehen möchten. Lesen Sie hierzu auch den Abschnitt über den »sekundären Krankheitsgewinn« in Kapitel 9.

Zusammenfassend kann man sagen, dass ein Focusing über das Ziel der Körperdialoge:

 die Richtung für die weiteren Prozesse vorgibt und den Weg dahin »errechnet«,

 unbewusste Anteile, die gegen eine Genesung sprechen, bewusst und damit einer Bearbeitung zugänglich macht,

 die mit der Zielvorstellung einhergehenden Gefühle (Angst, Zuversicht, Hoffnungslosigkeit usw.) ins Bewusstsein treten lässt, so dass diese auch bearbeitet werden können.

 die Erwartung auf Heilung anregt, eine positive Stimmung, Entspannung und Hoffnung erzeugt und damit die Selbstheilungskräfte aktiviert.

Kapitel 5
Die Grundhaltung der inneren Achtsamkeit
Absichtslos zum Ziel der Heilung

Verlange nach etwas, und du wirst es bekommen Gib das Verlangen nach etwas auf,und es wird dir von selbst hinterherlaufen

SWAMI SIVANANDA

Nachdem wir uns nun ganz klar gemacht haben, wohin wir mit den achtsamen Körperdialogen eigentlich wollen, was wir klären oder erreichen möchten, und nachdem wir unser Ziel auch gefühlt haben, lassen wir diese Zielvorstellung am besten wieder los. Wir starren nicht darauf wie ein Kaninchen auf die Schlange, was unseren Blick eng machen würde, sondern setzen einen Schritt nach den anderen und akzeptieren möglichst, was immer uns auf unserem Weg zur Heilung begegnet. Wir verfolgen unser Ziel der Genesung mit einer loslassenden Einstellung.

Mit der Zielformulierung haben wir einen Samen gepflanzt. Jetzt ist es nicht mehr sinnvoll, diesen Samen dauernd auszugraben um zu schauen, ob er schon keimt und gedeiht. Wir lassen den Samen unserer Absicht jetzt einfach ruhen und vertrauen darauf, dass der Körper uns den Weg zur Heilung zeigen wird. Dabei bleiben wir wach, aufmerksam und offen für alles, was uns auf unserem Weg dorthin begegnet. Wir nehmen den jetzigen Moment so an, wie er ist. Und letztlich bleiben wir auch dafür offen, unser Ziel eventuell zu verfehlen.

Achtsame Körperdialoge sind kein ultimatives Kontrollinstrument über unseren Körper oder unser Leben. Viele Kräfte entscheiden über Gesundheit und Krankheit, nicht alle stehen dabei in unserer Macht. Es gehören neben einer klaren Zielformulierung eben häufig auch Geduld, Flexibilität, Ausdauer, Geschick und Demut dazu, unseren persönlichen Weg zur Gesundung zu gehen. Achten wir dabei auf unsere innere Stimme und unsere Körpersignale, bleiben wir uns selbst treu, dann ist das das Heilsamste und Gesündeste, was wir tun können.

In einem Gleichnis von Zhuangzi, einem chinesischen Weisen (365– 290 v. Chr.) reiste der gelbe Kaiser nordwärts, bestieg den Berg Kun-Lun und schaute gen Süden. Auf der Heimreise verlor er seine Zauberperle. Er sandte »Wissen« aus, um sie zu suchen, aber Wissen fand die Perle nicht. Er sandte »Klarsicht« aus, um sie zu suchen, aber Klarsicht fand sie auch nicht. Er sandte »Redegewalt« aus, um sie zu suchen, aber diese fand sie ebenfalls nicht. Endlich sandte er »Absichtslos« aus, und Absichtslos fand sie. »Seltsam fürwahr«, sprach der Kaiser, »dass Absichtslos sie zu finden vermocht hat.«

Was für die Zauberperle des gelben Kaisers gilt, gilt auch für unser inneres Heilungswissen. Nur wenn wir bereit sind, bei unseren Körperdialogen in völliger Offenheit und Absichtslosigkeit zu lauschen, finden wir die Zauberperle des Heilungswissens. Nicht nur der gelbe Kaiser staunte, auch uns erscheint diese Wirkung seltsam, denn wir sind es gewohnt, uns zu bemühen und anzustrengen, um Ergebnisse zu erreichen. Hören wir nicht von allen Seiten, wir sollten uns Ziele setzen, um weiter zu kommen? Und natürlich haben wir ein Ziel: Wir wollen das lästige Symptom endlich loswerden! Diese Haltung ist völlig verständlich, normal und legitim. Es handelt sich aus meiner Sicht um das Paradox von Heilung überhaupt, das für den Verstand nur schwer zu begreifen ist: Veränderung geschieht, wenn ich eine klare Intention habe – und dann alles so sein lasse, wie es jetzt gerade ist!

Den meisten Menschen fällt diese Haltung der Absichtslosigkeit auch beim Begleiten von Körper-Dialogen zunächst einmal schwer. Sie möchten gerne, dass der Prozess ein gutes Ende nimmt, dass das Symptom verschwindet, und sie wollen, dass die oder der Focussierende sich wohl fühlt. Viele wollen als BegleiterInnen helfen oder einfach nur »gut sein«. Ohne es zu merken, üben sie so möglicherweise sanften Druck und Kontrolle aus, statt den Prozess sich in seinem natürlichen Tempo und auf seine eigene Art entfalten zu lassen.

Nur in völliger Offenheit und Absichtslosigkeit können wir uns aber auf die Wirklichkeit dieses Momentes einlassen. Laden wir jemanden dazu ein, bei einer schmerzenden Stelle absichtslos zu verweilen, ohne jede Vorstellung, was zu geschehen habe, entfaltet sich die Bedeutung der Stelle von allein, und es können Heilungsschritte passieren. Es ist enorm wichtig, diesem Prozess nicht mit unseren Konzepten und Zielvorstellungen im Weg zu stehen, sondern ihn im offenen Raum unserer Wahrnehmung möglich werden zu lassen.

In unserer Kultur richten wir unser Augenmerk gerne auf Methoden und Techniken des Heilens. Wir stellen dabei das Sichtbare über das Unsichtbare und achten mehr darauf, was jemand macht, als mit welcher Motivation oder Haltung er oder sie dabei ist. Für die achtsamen Körperdialoge sind die Methoden aber zweitrangig. Viel wesentlicher ist die Qualität unseres Bewusstseins und die Haltung, die wir als TherapeutIn oder PatientIn dabei einnehmen, also unser ganzes Sein. Wir bieten dem Körper und der gesamten Symptomatik eine aufmerksame, interessierte, freundlich akzeptierende und absichtslose Beziehung an. Diese Haltung ist an sich schon zutiefst heilend, da sie die Aktivierung unserer Selbst-Heilungskräfte sofort anregt. Absichtslosigkeit haben wir jetzt erläutert. Hinzu kommen noch loslassendes Zuhören, Präsenz, Akzeptanz, Selbst-Mitgefühl und Anfänger-Geist.

Ücretsiz ön izlemeyi tamamladınız.

₺697,27

Türler ve etiketler

Yaş sınırı:
0+
Hacim:
221 s. 3 illüstrasyon
ISBN:
9783867813600
Yayıncı:
Telif hakkı:
Bookwire
İndirme biçimi:
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre