Kitabı oku: «Sea of Flames», sayfa 6
>> Ist gut. Dann werde ich mal zurück gehen und weiter operieren. Meine Pause ist vorbei.<<
>> Dann warte ich auf deinen nächsten Anruf. Ich freue mich schon darauf. Mach’s gut mein Engel und sei vorsichtig.<<
>> Bin ich und gönn du dir eine kalte Dusche.<< schlug sie mir belustigt vor, woraufhin ich auch grinsen musste.
>> Mal sehen. Also bis dann mein Engel.<<
>> Bis dann.<< verabschiedete sie sich noch, ehe sie auflegte und ich voller Vorfreude an den möglichen Videoanruf morgen dachte. Zufrieden seufzte ich, atmete noch einmal tief durch und setzte mich schließlich wieder an die Fortbildung, um keine Zeit mehr zu vergeuden.
Kapitel VIII
Evelyn
>> Aufgeregt?<< fragte Robert mich mit einem breiten Grinsen, während ich mich streckte und langsam wach wurde.
>> Mhm. Bin sofort fertig.<< gähnte ich und stand schließlich auf, um mich fertig zu machen. Wir waren bereits seit guten zwei Wochen hier, weswegen ich mich so langsam an die Temperaturen und die Zeitumstellung hier gewöhnt hatte. Eigentlich hatte Robert die Safari am Ende unseres Aufenthalts machen wollen, doch da hatte es keine freien Termine mehr gegeben, weswegen wir es heute machten und somit erst morgen Abend wieder hier wären.
Ich hatte mir gestern bereits einen Rucksack mit den Sachen gepackt, die ich bis morgen bräuchte, damit es nun schneller gehen würde, da wir noch eine ziemlich weite Strecke vor uns hatten. Während ich mir noch die Zähne putzte, packte Robert bereits alles in unseren Wagen und drängelte, da er so schnell wie möglich losfahren wollte.
Fünf Minuten später saß ich endlich auf dem Beifahrersitz und trank einen Mango Bananen Shake, den er mir hingehalten hatte, damit ich auch genügend Vitamine zu mir nahm. Die ersten Kilometer fuhren wir schweigend nebeneinander her, da Robert ein absoluter Morgenmuffel war, während ich ihn in Ruhe ließ, dabei die atemberaubende Natur in mich aufsaugte und nicht genug davon bekam.
Ich hatte bisher immer in Seattle gewohnt, höchstens mal in einem Vorort, aber auch dort hatte ich nie viel Natur sehen können. Einzig und allein die kurzen Urlaube mit meinen Eltern in Wäldern oder an Seen waren für mich ein Einblick in die Einzigartigkeit der Natur gewesen, oder auch die Zeit mit Blake in Neuseeland. Das konnte jedoch noch nicht mal im Ansatz mit diesem Ausblick mithalten, wobei Neuseeland schon sehr nah dran war. Dort fehlte lediglich die Artenvielfalt der Tiere.
Weit und breit sah ich kein einziges Haus, was einem die Sicht rauben konnte. Abends gab es keine störenden Lichter, weswegen es überwältigende Sternenhimmel gab, die ich stundenlang anstarrte, während wir ums Feuer saßen und uns unterhielten.
Tiere waren hier nicht hinter Gittern gefangen gehalten, sondern konnten frei leben und sich entfalten, was ich immer noch beeindruckend fand. Einen Elefanten im Zoo zu sehen, der immer nur stupide seinen Kopf schwenkte und auf und abging, war einfach nur traurig, wobei mir das vorher nie aufgefallen war.
Bisher hatte ich eine Elefantenherde beobachten können, als wir morgens aufgestanden waren und sie an unserem Ort vorbeigezogen waren. Wir angewurzelt war ich stehen geblieben und hatte alles um mich herum vergessen, da ich nur noch Augen für diese majestätischen Tiere gehabt hatte.
Auch Giraffen hatten wir kurz gesehen, allerdings nur durch ein Fernglas, da sie doch weiter entfernt gewesen waren, ebenso wie Zebras, was jedoch nicht weniger beeindruckend gewesen war.
>> Alles in Ordnung bei dir?<< fragte Robert mich plötzlich und sah mich dabei nachdenklich an, während ich noch einen Schluck meines Shakes trank und nickte.
>> Die Landschaft ist so atemberaubend schön.<<
>> Das stimmt. Was ich jedoch grade sehe, ist auch atemberaubend schön.<< bemerkte er, während er mich ansah und ich ihm dafür kurz in die Seite stupste.
>> Du bist so ein dummer Affe.<< bemerkte ich genervt, als er plötzlich anfing Affenlaute nachzuahmen, was so komisch klang, dass ich lauthals lachen musste.
>> Schön dich wieder lachen zu sehen. Du hast mir gestern ein wenig Sorgen bereitet.<< bemerkte Robert und lächelte mich kurz warmherzig an, ehe er wieder nach vorne sah und weiter fuhr. Währenddessen dachte ich an den gestrigen Abend, wo ich eine Patientin verloren hatte und mich deswegen ein wenig zurückgezogen hatte. Die anderen hatten wie immer am Lagerfeuer gesessen und den Abend vergnügt ausklingen lassen, doch das wäre für mich undenkbar gewesen, weswegen ich mich ins Bett gelegt hatte.
>> Es geht mir gut. Trotzdem geht das nicht spurlos an mir vorbei, wenn ich eine junge Frau auf dem OP Tisch verliere.<<
>> Du hättest nichts mehr für sie tun können. Sie wusste, dass die Operation ihre letzte Chance ist und die Wahrscheinlichkeit dabei zu überleben gering war. Du hast es immerhin versucht. Ohne Operation wäre sie in wenigen Wochen auch gestorben.<< versuchte er mir ins Gewissen zu reden, wobei ich das schon mit mir selbst ausgemacht hatte.
>> Ich weiß. An sich würde ich das ja auch akzeptieren, aber hier ist es etwas anderes.<<
>> Inwiefern?<<
>> Die Menschen haben hier keinen Staat, der ihnen in solch einer Situation irgendwie unter die Arme greift. Sie war Mutter von drei Kindern. Der Vater muss jetzt allein für die Kinder aufkommen, aber auch irgendwie Zeit für sie haben. Ich finde das hier schwerer als bei uns zu Hause.<<
>> Mag sein, aber auch er lebt in einem Dorf, wo sie sich gegenseitig unter die Arme greifen. Andere Mütter werden auf die Kinder aufpassen, während er weg ist und Nahrung beschafft oder arbeiten geht.<<
Ich nickte nur, ließ es mir durch den Kopf gehen und sah wieder auf die Landschaft. Robert hatte Recht. Der Zusammenhalt hier war wesentlich stärker als in Amerika, wo die Leute in einem Mietshaus sich noch nicht mal vom Sehen her kannten.
Jeder war dort ein Fremder, weswegen manche Leichen auch über Monate nicht bemerkt wurden, weil niemand sich wunderte, wo derjenige war. Hier hielten die Menschen zusammen, sie halfen sich gegenseitig und unterstützten sich, wo es nur ging. Trotzdem hatte ich die Frau gestern nicht mehr retten können, weswegen nun drei Kinder Halbwaisen geworden waren.
>> Weißt du überhaupt, wohin du fahren musst?<< fragte ich Robert schließlich, da er kein Navi hatte und es hier in der Einöde auch keine richtigen Straßen gab.
>> Ich fahre nur in den nächsten größeren Ort. Von da aus werden wir abgeholt. Keine Sorge.<<
>> Dann ist ja gut.<<
Ich schloss kurz die Augen und genoss die Sonne auf meinem Gesicht, die ich sonst immer nur in meinen Pausen genießen konnte, da ich immer nur im OP stand. Das wärmende und prickelnde Gefühl auf meiner Haut heiterte sofort meine Stimmung auf, weswegen ich es ausgiebig genoss, bis Robert schließlich stehen blieb und ich wieder die Augen öffnete.
>> Einmal umsteigen Schneeflocke.<<
Ich nickte, stieg aus, nahm meinen Rucksack und ging zu dem Jeep herüber, wo Robert schon mit dem Fahrer sprach.
>> Guten Morgen.<< begrüßte er mich, was ich sofort erwiderte, bevor ich einstieg und mich auf einen Sitz fallen ließ. Dadurch, dass es hier keine richtigen Straßen gab, war die Fahrt ziemlich holprig, weswegen ich mich ordentlich festhalten musste. Robert war wegen meiner Schwangerschaft sofort wieder besorgt, was mich langsam zur Weißglut brachte, doch ich wollte nicht schon wieder einen Streit deswegen anfangen.
Es dauerte auch nicht wirklich lange, bis die Wege besser wurden und ich meinen Griff lockern konnte. Zudem war das Auto gut gefedert, weswegen ich mich zurücklehnte und weiterhin die Natur genoss.
Als wir endlich am Tsavo-East-Nationalpark ankamen, stiegen wir kurz in einen anderen Jeep um, in dem bereits andere Reisende warteten und begannen unsere erste Tour.
Robert setzte sich natürlich neben mich und schien genauso gespannt zu sein wie ich. Auch wenn er schon des Öfteren in Kenia gewesen war, hatte er sicherlich noch keine Safari unternommen. So wie ich ihn kannte, hatte er rund um die Uhr gearbeitet, operiert und Menschenleben gerettet.
Der Fahrer erzählte uns etwas über die Savanne, über die Steppe, die Felsschluchten und die Akazienwälder, die wir auf unserem Weg bewundern konnten, als wir an einem Fluss vorbeifuhren und die ersten Tiere beobachten konnten. Unser Fahrer fuhr uns so nah wie möglich heran, woraufhin alle ihre Kameras herausholten und fleißig Bilder schossen.
>> Möchtest du kein Foto machen?<< fragte Robert mich verwundert, als auch er aufstand und seine Kamera zückte.
>> Nein, ich möchte es einfach nur genießen.<< seufzte ich, stand auf, um auch etwas sehen zu können und beobachtete die Gazellen und Antilopen, die sich am Ufer tummelten. Einige Reisende unterhielten sich grade darüber, dass sie hofften, dass sich ein Krokodil zeigen und eines der Tiere schnappen würde, während ich versuchte sie zu ignorieren.
>> Schön oder?<< fragte Robert plötzlich und sah gebannt zum Fluss, woraufhin ich nickte.
>> Darf ich mein Kompliment an dich noch revidieren?<< fragte ich und grinste ihn an, während er mich irritiert betrachtete.
>> Welches Kompliment?<<
>> Dass du ein blauer Pfau bist.<<
>> Möchtest du jetzt doch auf einen majestätischen Löwen umschwenken? Da hätte ich nichts dagegen.<< antwortete er amüsiert und drückte mich kurz an seine Seite.
>> Nein, tut mir Leid, aber dieser kleine Kudu dort erinnert mich an dich.<<
>> Allein schon kleiner...<< sagte er verächtlich, doch davon ließ ich mich nicht beirren.
>> So wie der, der da vorne liegt...<< wandte ich ein und deutete auf einen kleinen Kudu, der ein wenig abseits der Herde auf dem Boden lag.
>> Die Weibchen sind alle um ihn herum und er liegt da und beobachtet alle. Als ob die Weibchen alles für ihn tun würden und er sich bedienen lassen würde. Der Schönling macht sich halt nicht schmutzig. Mit seinen hübschen Streifen und den prägnanten Flecken... Und dann erst diese geschwungenen, spiralförmigen Hörner. Was natürlich nur du als Männchen hast, um deinen Weibern imponieren zu können. Du kannst dich da als Männchen ausruhen, weil dir alle Weibchen gehören und dir das nehmen kannst, was du gerne hättest. Die volle Auswahl, jederzeit...<<
>> Und du meinst wirklich, dass ich das möchte? Dass ich so bin?<< hakte er mürrisch nach, während sich alle wieder setzten und unser Fahrer weiterfuhr, um weitere wilde Tiere zu finden.
>> Na ja... egoistisch bist du nicht und du kümmerst dich auch eher um deine Freunde, aber was Frauen angeht... Seit deiner Ex-Frau bist du halt abgestumpft, was ich wirklich gut verstehen kann, aber wenn du eine Frau brauchst und sie dir gefällt, wobei da auch nur die hübschesten in Frage kommen, dann nimmst du sie dir einfach und lässt sie auch ganz schnell wieder fallen.<<
>> Dich hätte ich nicht fallen gelassen, aber du wolltest ja nicht... und ansonsten war einfach noch keine besondere Person dabei.<< bemerkte er, was mich wieder an die Unterhaltung vor einigen Wochen erinnerte, wo er mir erzählt hatte, dass er sich für uns mehr als nur Freundschaft hätte vorstellen können. Allerdings wusste er, dass ich Blake verfallen war und dass das niemals mit uns funktioniert hätte.
>> Ich würde es dir aber wünschen, vor allem auch Lilly. Wenn sie jetzt wirklich bald zu dir zieht und du das Sorgerecht für sie bekommst, dann wäre es für sie vielleicht auch schön wieder einmal das Gefühl einer Familie zu haben. Du sollst es natürlich nicht erzwingen, aber dich einfach mal drauf einlassen und Frauen näher kennenlernen, dich richtig für sie interessieren und nicht nur nach dem Alter und nach Geschlechtskrankheiten fragen.<<
>> Mag sein, aber erst mal braucht Lilly mich und das Gefühl, dass sie bei mir an erster Stelle steht, denn das stand sie bei ihrer Mutter nie.<<
>> Glaub mir, dass sie bei dir an erster Stelle steht, das weiß sie. Egal was sie möchte, du erfüllst es ihr. Wenn sie dich braucht, bist du da, wenn sie irgendetwas hat, dann bist du der erste, der nachfragt, was los ist und wie du ihr helfen kannst... Sie weiß, dass sie auf dich bauen und vertrauen kann. Das musst du ihr nicht mehr beweisen.<< gab ich ihm schmunzelnd zu bedenken, während ich daran dachte, wie sie wirklich die Stellung einer kleinen Prinzessin bei ihm hatte.
>> Löwen!<< rief der Mann auf einmal hinter mir lauthals in mein Ohr, weswegen ich direkt zusammenzuckte. Aufmerksam suchte ich die Richtung ab, in die er zeigte, wobei es einige Sekunden dauerte, bis ich sie fand. Sie waren einfach zu gut getarnt, doch je näher wir kamen, desto besser konnte ich sie sehen.
>> Darauf habe ich gewartet.<< sagte Robert triumphierend, erhob sich und fotografierte, was das Zeug hielt. Er hatte sich vor unserer Reise extra noch eine neue Kamera mit dem passenden Objektiv geholt, um hier die perfekten Bilder schießen zu können.
Sicherlich machte er diese Bilder für sich, aber bestimmt auch für seine Tochter, die verrückt war nach Tieren und am liebsten mitgekommen wäre. Während alle anderen wieder fotografierten und die Augen die ganze Zeit über wieder nur hinter der Linse hatten, um anschließend das Foto zu überprüfen und erneut ein neues zu schießen, lehnte ich meinen Kopf auf der Sitzlehne vor mir ab und beobachtete das Rudel.
Ich bezweifelte, dass die anderen wirklich sahen, wie zufrieden und in sich ruhend die Löwen aussahen. Wie liebevoll die Jungtiere miteinander spielten. Wie einige miteinander kuschelten, während die großen, ausgewachsenen Löwen in alle Richtungen sahen, um auch ja nichts zu verpassen. Wie sie auch uns nicht aus dem Blick ließen und uns genau beobachteten.
Es war traurig, dass die Personen nicht das Erlebnis genießen konnten, sondern alles festhalten mussten. Natürlich konnte man sich so immer wieder daran erinnern, wenn man die Bilder ansah, doch reichten dafür nicht die Erinnerungen im Gedächtnis?
Viele von ihnen machten die Bilder sicherlich nur, um anschließend anderen davon erzählen zu können, um genügend Klicks zu bekommen, um zeigen zu können, was für eine tolle Reise sie gemacht hatten, aber das musste jeder für sich am besten wissen. Ich betrachtete sie und dachte dabei an Marionetten, die von der Gesellschaft und der Anzahl an Klicks gelenkt wurden, worüber ich nur den Kopf schütteln konnte.
Der Fahrer erzählte uns nebenbei wie einige Touristen jedes Jahr hier her kamen, um auf Jagd zu gehen. Wie sie triumphierend mit diesem majestätischen Tier angaben, wenn sie es erschossen hatten, was in mir pures Unverständnis hervorrief.
Wir waren hier in Afrika, in der Wildnis, dort wo die Tiere alles unter sich ausmachten. Fressen und gefressen werden, war hier die große Regel und es war im Gleichgewicht, wenn man sie einfach leben ließ. Die Natur regelte das schon irgendwie von selbst. Also warum musste sich dann auch noch hier der Mensch einmischen?
Und warum überhaupt jagten Menschen solche Tiere wie den Löwen? Wenn wir heute Tiere schlachteten, dann aus dem Grund das Fleisch zu essen, aber bei Löwen? In Afrika? Es würde wohl kaum jemand hier einen Löwen erschießen und anschließend das Fleisch in kleine Portionen teilen, schock gefrieren und mit nach Hause nehmen, um es dann in der Pfanne zu braten.
Dabei ging es sicherlich nur um das Gefühl der Stärkere zu sein, was nicht sonderlich schwer war, wenn man eine Waffe besaß und mit unfairen Mitteln spielte. Die Tiere hatten einem nichts getan, was mich einfach nur wütend machte.
>> Alles in Ordnung?<< fragte Robert mich plötzlich, als ich bemerkte, dass wir wieder los fuhren und die Löwen langsam an meinen Augen vorbei zogen. Ich nickte nur und setzte mich wieder auf, als er mir eine Wasserflasche hinhielt. Dankbar nahm ich sie an und trank einen Schluck, da es immer heißer wurde und die Fahrt noch eine Weile dauern würde.
Kapitel IX
Blake
>> Schön, dass du es doch noch geschafft hast.<< begrüßte mich meine Tante aufrichtig und strahlte mich an, ehe sie mich in ihre Arme schloss und nicht mehr loslassen wollte.
Mary war eine gute Seele, immer freundlich, hilfsbereit und liebevoll gewesen, weswegen ich mir heute einen Ruck gegeben hatte und doch noch hier her gefahren war.
>> Ich hoffe, dass ich nicht all zu spät bin.<< entschuldigte ich mich noch, während wir hineingingen und ich mein Jackett an die Garderobe hing. Schnell nahm ich noch mein Telefon heraus, sah kurz nach, ob ich etwas von Evelyn verpasst hatte, ehe ich es in meine Hosentasche steckte und Mary lächelnd ansah.
>> Sie sind schon da, oder?<< hakte ich nach und sah auf die Jacke meiner Mutter, während sie betroffen nickte.
>> Du schaffst das schon. Ich weiß, wie stark du bist und was für ein großes Herz du hast. Das hattest du schon immer. Sie kann froh sein, so einen tollen Sohn zu haben.<<
>> Ist Elliott denn auch da?<<
>> Nein, Gina hatte angerufen, weil sie heute ausgehen wollte, also sollte er auf die Kinder aufpassen. Er fragte noch, ob er sie mitbringen könne, aber das war mir zu kurzfristig und ich denke, dass es mit deiner Mutter alleine eher in deinem Sinne ist oder?<< bemerkte sie und grinste, wofür ich sie am liebsten noch einmal gedrückt hätte.
Ich war wirklich froh, dass ich nur auf meine Mutter treffen würde und ich das mit Elliott ein andern Mal klären konnte, wenn dann auch noch seine unerzogenen Kinder hier herumgelaufen wären, wäre das ganze eh nichts geworden, da man sich währenddessen keine einzige Sekunde hätte unterhalten können.
Außerdem war ich auf meinen Bruder noch schlechter zu sprechen, als auf meine Mutter, da er Evelyn geschlagen hatte, wobei er sich noch nicht einmal bei ihr oder mir dafür entschuldigt hatte.
>> Du bist die Beste!<< bedankte ich mich, woraufhin sie nickte und mich am Arm packte.
>> Na dann komm. Noch einmal tief durchatmen und dann geht’s los.<<
Sofort gingen wir ins Wohnzimmer, wo Edward und meine Mutter auf der Couch saßen und sich einen Whisky gönnten. Sofort sahen sie Mary und mich an, als wir das Zimmer betraten und hörten sofort auf zu reden.
Edward grinste zufrieden und nickte mir zu, während mich meine Mutter ängstlich ansah. Sie hatte ein enorm schlechtes Gewissen, was auch mehr als gerechtfertigt war. Am liebsten wollte ich wieder gehen, da sie einfach zu viel Mist gebaut hatte, doch dann erinnerte ich mich wieder daran, wie oft Evelyn mir schon vergeben hatte.
Ich hatte selbst so viel falsch gemacht und dennoch hatte Evelyn mir verziehen. Sie hatte sogar ihrem eigenen Vater, der wesentlich Schlimmeres als meine Mutter getan hatte wieder in Teilen verziehen. Also hatte ich es immerhin zu versuchen. Alleine schon wegen unseres Kindes.
Dass mein Vater kein guter Großvater war, das wusste ich, aber meine Mutter war eine tolle Großmutter, auch zu Elliotts Kindern, was ich mir ebenfalls für unseren Nachwuchs wünschte.
>> Guten Abend Andrew, Mutter...<< begrüßte ich die beiden noch ein wenig steif, während ich die letzten Meter zu ihnen ging und sie begrüßte. Andrew umarmte ich kurz, was bei meiner Mutter definitiv kühler ausfiel. Wir nickten uns nur zu, ehe ich mich zu ihr setzte, da Mary neben Andrew Platz genommen hatte.
>> Alles Gute nachträglich. Es tut mir Leid, dass ich nicht zu deiner Feier kommen konnte, aber...<<
>> Kein Problem, das verstehe ich und danke.<< unterbrach sie mich mit Tränen in den Augen, da sie diese Distanz anscheinend nicht ertrug und es mir damit auch wesentlich schwieriger machte.
Verdammt, ich konnte sie nicht leiden sehen. Sie war meine Mutter, die mich groß gezogen und immer hinter mir gestanden hatte. Wusste der Teufel, was sie vor ein paar Wochen geritten hatte, weshalb sie so zu Evelyn gewesen war und unsere Beziehung zerstören wollte, doch das war nicht sie gewesen. Ich kannte sie und das sah ihr nicht ähnlich.
>> Bevor du kamst, hatten wir grade über Erin geredet.<<
>> Was ist mit ihr?<< hakte ich nach, da ich sie schon länger nicht mehr gesprochen hatte. Nach der ersten Trennung von Evelyn war unser Kontakt ein wenig eingefroren.
>> Sie ist wieder mit Jack zusammen. Die Auszeit hat ihnen wohl geholfen und jetzt ziehen sie zusammen und suchen eine Wohnung oder ein Haus.<< klärte mich meine Mutter auf, was mich für meine Schwester freute.
>> Das sind doch gute Neuigkeiten. Wenn sie Hilfe beim Umzug brauchen, sollen sie Bescheid sagen.<<
>> Ich werde es ihr ausrichten.<<
>> Mr. Benton, da ist ein wichtiger Anruf für Sie.<< informierte ihn eine Bedienstete, weswegen Andrew sich entschuldigte und kurz in sein Arbeitszimmer ging.
>> Würdest du uns auch kurz allein lassen Mary?<< fragte meine Mutter sie, weswegen sie nach einem kurzen Zögern aufstand und in der Küche nach dem Rechten sah.
>> Ich schätze, dass es dich eine enorme Überwindung gekostet hat, heute hier her zu kommen und ich rechne dir das hoch an.<< begann meine Mutter, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass wir allein waren.
>> Ziemlich.<< gab ich zu und lehnte mich zurück, um mich hoffentlich ein wenig zu entspannen.
>> Es bedeutet mir viel, dass du heute hier bist... Ich vermisse dich und ertrage die Distanz nicht, aber ich kann dein Verhalten verstehen. Ich habe mich schon versucht zu entschuldigen, wobei ich weiß, dass es keine Entschuldigung gibt für das, was ich getan habe. Deswegen hätte ich nie gedacht, dass du heute hier her kommen würdest. Hat Evelyn dich gar nicht davon abhalten wollen?<<
Diese Frage kränkte mich zutiefst und machte mich gleichzeitig überaus wütend, weswegen ich sie verächtlich ansah.
>> Sie war es, die mich dazu angestiftet hat, heute hier her zu kommen. Was denkst du von ihr? Dass sie dort sitzt und alles versucht, um das Verhältnis zwischen uns weiter zu schädigen? Dass es ihr einziges Ziel ist, uns voneinander zu trennen? Das war eher anders herum, oder nicht? Sie hat dir niemals etwas getan, hat dich immer gemocht und unterstützt...<< antwortete ich fassungslos, während meine Mutter den Kopf eingezogen hatte.
>> Tut mir Leid, dass... dass meinte ich nicht so. Nur sie war diejenige, die alles abbekommen hatte von mir, deswegen dachte ich, dass sie am schlechtesten auf mich zu sprechen wäre.<< verteidigte sie sich leise und trank einen Schluck, wobei ich sehen konnte, wie sehr sie zitterte.
>> Sie möchte nicht unbedingt auf dich treffen und möchte nicht unbedingt im gleichen Raum mit dir sein, nach all den Sachen, aber sie stellt es mir frei mich mit dir zu treffen, da es nichts mit mir zu tun hat. Sie möchte sich nicht dazwischen stellen.<<
>> Sehr erwachsen und bewundernswert... Es... Es tut mir wirklich Leid, was ich getan habe, umso erleichternder finde ich es, dass ihr trotzdem noch zusammen seid. Ich weiß nicht, was mich da geritten hat. Anscheinend habe ich alles, was zu der Zeit schief lief, an ihr ausgelassen, weil ich irgendwo einen Sündenbock gesucht hatte, aber ich weiß wirklich nicht wieso ich das getan habe. Also rückwirkend meine ich. Ich weiß wirklich nicht, was mich da geritten hat...<<
>> Das weiß ich auch nicht.<<
>> Meinst du denn, dass wir das irgendwann überwinden können?<<
>> Das müssen wir wohl, aber es wird dauern. Sehr, sehr lange.<< seufzte ich, woraufhin sie nickte.
>> So lange es eine Chance gibt, kann ich abwarten. Ich möchte nicht noch jemanden aus meiner Familie verlieren. Nach der ganzen Sache habe ich eine Therapie angefangen, die mir sehr gut tut und in der ich grade alles aufarbeite. Den Kontakt zu deinem Vater habe ich komplett abgebrochen. Die Verlage habe ich abgegeben und er hat mir eine Abfindung gezahlt. Ich brauche einfach einen Neuanfang und das geht nicht mit ihm.<< erklärte sie ergriffen, wobei sie einzelne Tränen mit ihrem Taschentuch wegwischte.
>> Das freut mich für dich. Ich habe dir schon immer gesagt, dass die Verlage nicht das richtige sind.<<
>> Ich weiß...<<
>> Und Elliott?<< hakte ich nach, da sie nur von sich gesprochen hatte.
>> Er arbeitet dort noch, allerdings hat er eine Probezeit bekommen. Er hat ein halbes Jahr Zeit, um deinen Vater von sich zu überzeugen. Ich hatte ihm zwar geraten, sich auch etwas Neues aufzubauen, aber er wollte nicht auf mich hören und auch dort halte ich mich nun heraus. Mit Erin treffe ich mich nun häufiger und zu Ava fliege ich nächste Woche.<< berichtete sie mir, was ich wirklich positiv fand. Es war gut, dass sie meinen Vater hinter sich ließ und sich wieder auf ihre Kinder und sich selbst konzentrierte, als sie auch schon weitersprach.
>> Ich möchte nicht deinem Vater für alles die Schuld geben, auch ich habe Fehler gemacht, viele sogar, aber er war zusätzlich noch mal pures Gift für mich und für mein Selbstbewusstsein. Ich musste erst so tief sinken, um endlich aus seinem Schatten heraustreten zu können. Das habe ich erst begriffen, als ich am Boden war und fast allen weh getan hatte, die mir am nächsten standen.<<
>> Manchmal muss man halt erst dort ankommen, um wieder klar sehen zu können. Halte dich von ihm fern und lebe dein eigenes Leben. Du schaffst das und das mit uns kriegen wir auch irgendwann wieder hin.<< redete ich ihr gut zu und nahm sie in den Arm, nachdem ich noch einmal tief durchgeatmet und mir einen Ruck gegeben hatte, da sie nur noch ein Haufen Elend war. So gut konnte sie nicht schauspielern, weswegen ihre Tränen, ihr Zittern und ihr Bedauern echt waren. Kaum hatte ich sie umarmt, schluchzte sie nur noch mehr, weswegen ich ihr ein Taschentuch vom Tisch reichte.
In dem Moment kam Andrew zurück und sah uns zufrieden an, woraufhin er uns ins Esszimmer bat, da das Essen angerichtet war. Wir hatten die Vorspeise bereits gegessen und uns über Mary und Andrew unterhalten, ebenso wie über die Reise meiner Mutter zu Ava, als das Thema nun auf mich gelenkt wurde.
>> Hast du heute schon mit Evelyn geredet?<< fragte mich Andrew, woraufhin mich alle fragend ansahen.
>> Heute noch nicht, aber gestern rief sie noch nach deinem Besuch an.<<
>> Sie ist in Kenia, richtig? Andrew hat mich ein wenig auf den Laufenden gebracht eben.<< hakte meine Mutter nach, woraufhin ich nickte.
>> Ja, sie operiert dort ehrenamtlich die Menschen, die es am dringendsten brauchen und in einer Woche kommt sie zurück.<<
>> Hat sie auch mal Zeit sich das Land anzusehen?<<
>> Nur kurz. Sie wollte mit ihrem Kollegen heute eine Safari machen für zwei Tage, aber mehr nicht, da sie die restliche Zeit wirklich sinnvoll nutzen möchten, damit so vielen Menschen wie möglich geholfen werden kann.<<
Ich aß den ersten Bissen vom Hauptgang, als Andrew die Stille wieder durchbrach und mich entschuldigend ansah.
>> Ich habe Darcy auch von eurer Hochzeit erzählt. Ich meine den Ehering übersieht man kaum.<< gestand er mir, um reinen Tisch zu machen, wobei ich seine Nervosität spüren konnte.
>> Ist schon gut. Kein Problem. Es ist ja auch kein Geheimnis.<<
>> Erzählst du mir wenigstens wie es war, wenn schon niemand dabei war von uns?<< fragte meine Mutter vorsichtig nach, weswegen ich meine Gabel zur Seite legte und noch einmal Luft holte.
>> Wir waren nach der Sache mit den Medien und nach der Sache mit dir nach Neuseeland geflogen. Wir brauchten eine Auszeit, wo wir mal einfach nur für uns sein konnten. Es war, als bekämen wir hier keine Luft mehr, weswegen ich uns dort ein Haus gemietet hatte. Kurz vor dem Abflug hatte ich Evelyn einen Antrag gemacht, den sie angenommen hatte und dann genossen wir die Zeit zusammen. Wir hatten Zeit über alles zu reden und ein ganz normales Paar zu sein, wo sich die Medien nicht um uns scherten. Nach einigen Tagen fuhren wir in die Stadt, um ein Paar Geschenke zu holen, als wir an einer Kirche vorbeikamen, wo Evelyn hineinging. Ich folgte ihr und wir redeten über unsere Beziehung, darüber dass wir verlobt waren und Angst vor der Rückkehr hätten. Da wir dort wieder verfolgt würden, weswegen wir uns dazu entschieden dort zu heiraten. Ganz allein, nur zu zweit, ein Moment der nur für uns wäre. Wir liefen zum Rathaus, um alles in die Wege zu leiten. Evelyn suchte sich dann schnell ein Kleid in der Stadt aus, während ich mich in einen Smoking warf und Eheringe und Blumen holte. Zwei Stunden später wurden wir getraut, gingen am Strand essen und genossen den Sonnenuntergang.<< beschrieb ich es knapp und holte das Foto von uns aus meinem Portemonnaie heraus, was ich ihnen daraufhin zeigte.
>> Ihr seht so wunderschön aus.<< seufzte Mary und drückte mir die Schulter.
>> Danke.<<
>> Vor allem aber unglaublich glücklich. Ich hätte mir das nie verziehen, wenn ich euch das zerstört hätte.<<
>> Hast du ja nicht.<< wandte ich ein und legte das Foto zurück.
>> Wohnt ihr denn jetzt schon zusammen?<< fragte Andrew nach und aß weiter, bevor es kalt wurde.
>> So gut wie. Sie hat zwar noch ihre Wohnung, aber die kündigen wir, wobei wir eh umziehen werden.<<
>> Du möchtest deine Wohnung aufgeben? Wieso?<<
>> Ich suche ein Haus für uns. Nicht mehr in der Stadt, sondern lieber außerhalb, wo es ein wenig ruhiger ist. Mehr im Grünen.<<
>> Das wird schwierig werden, habt ihr denn einen guten Makler?<<
>> Noch nicht. Die, die ich bisher kontaktiert habe, hatten nichts, was mich interessiert. Ich suche also noch.<< gab ich zu und dachte an meine Suche der letzten Tage. Eigentlich hatte ich drei Objekte auswählen wollen, die ich mir dann mit Evelyn ansehen wollte, doch überall missfiel mir etwas, weswegen ich noch kein Stückchen weiter war, als vor ihrer Abreise nach Kenia.
>> Ich rufe morgen mal einen Freund an und gebe ihm deine Nummer. Vielleicht hat er etwas für dich, aber du solltest deine Wohnung nicht aufgeben. Sie hat die perfekte Lage und eigentlich reicht sie doch für euch zwei.<<
>> Aber nicht für drei.<< antwortete ich, ohne nachzudenken, woraufhin ich innehielt und mir fast auf die Zunge biss. Hatte ich das grade wirklich laut gesagt? Vorsichtig hob ich den Kopf und sah in die erstaunten Gesichter meiner Familie.
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