Kitabı oku: «Beyond price», sayfa 8

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Kapitel 6 – Mason

Für einen kurzen Moment kniff ich die Augen zusammen, die vom andauernden in die Kamera schauen und den Strahlen der frühen Abendsonne langsam zu tränen begannen.

»Wir haben’s gleich«, ließ Dave mich wissen. »Wir machen noch eine Fotoserie im Liegen, dann bist du entlassen.«

Im Liegen klang gut, dann schien mir wenigstens nicht die Sonne direkt ins Gesicht. »Da drüben?« Ich deutete auf die einzelne Sonnenliege, die ein paar Schritte fernab vom Pool auf dem gepflegten Rasen stand – und das vermutlich nicht, weil irgendjemand sie einfach so dorthin gestellt hatte.

»Genau. Geh schon mal rüber, ich bringe die Blende mit. Ach und kannst du dich noch mal komplett hart machen?« So nüchtern, wie Dave das sagte und mir dabei keinen einzigen Blick schenkte, sondern mit konzentrierter Miene irgendwelche Einstellungen an seiner Kamera vornahm, hätte man meinen können, er würde über die Konsistenz irgendeines Lebensmittels sprechen und nicht über meinen Schwanz.

Grinsend und mit einem Kopfschütteln wandte ich mich ab und ging zu der vereinzelten Sonnenliege hinüber. Selbstverständlich konnte ich mich noch mal richtig hart machen. Mit meinem Schwanz in der Hand, eben diesen träge wichsend, ließ ich mich auf der Liege nieder und wollte mich schon dekorativ hinlegen, als Dave mich aufhielt.

»Warte, leg dich besser andersrum, rechtsrum und halb auf die Seite, so sieht er besser aus.«

Ja, da sprach der Profi aus Dave. Wessen Penis einen leichten Linksdrall hatte, verlegte die Schwerkraft einfach nach rechts, sodass das gute Stück schön mittig lag – eine ganz simple Rechnung. Mir persönlich war es ja so was von scheißegal, ob mein Schwanz auf den Fotos leicht nach links oder sonst wohin zeigte, aber so funktionierte das Pornobusiness eben: Alles musste perfekt aussehen.

Also tat ich, wie Dave mir geheißen hatte, und legte mich so auf die rechte Seite, dass ich den Kopf auf meinem aufgestützten Arm ablegen konnte, das Becken aber halbwegs gerade war, sodass mein inzwischen wieder praller Penis auf meinem Bauch zum Liegen kam.

»Okay, stell dein linkes Bein noch auf …«

Auch das tat ich.

»… und wenn du jetzt noch deine Eier … Jaaa, genau.« Noch ehe Dave seine Anweisung vollends ausgeführt hatte, schob ich meinen Hodensack ein wenig in Position. Beste Aussicht für potenzielle Website-Abonnenten. Schlafzimmerblick und leicht geöffnete Lippen, die Andeutung eines lasziven Lächelns im Mundwinkel – schon klickte die Kamera.

Auch ohne direkte Sonne im Gesicht war mir ordentlich heiß, ein feiner Schweißfilm hatte sich auf meiner Brust gebildet. Aber vermutlich war dies für die Fotos eher zuträglich als von Nachteil. Nicht selten wurden die Darsteller vor Shootings eingeölt, damit die Haut glänzte. Zumindest das verlief in allen Pornostudios nahezu gleich, ganz egal, ob die Fotos anschließend auf den Servern von CC Cocks, Black Tail oder sonst wo landeten.

Ich verbot es mir, an mein ehemaliges Studio zu denken und vor allem auch daran, wie Steve wohl reagieren würde, wenn er in wenigen Tagen die Ankündigung auf der Startseite von CC Cocks entdecken würde, dass in Kürze der erste Film mit dem neuen Darsteller Mason Reign erscheinen würde. Zwar bezweifelte ich, dass Steve tagtäglich die Websites der Konkurrenz checkte, aber spätestens, wenn die einschlägigen Pornomagazine titelten, dass CC Cocks einen neuen Exklusiv-Star hatte, würde er auf mich aufmerksam werden. Und damit unweigerlich an Angel erinnert werden. Ebenso wie ich tagtäglich an ihn dachte. An ihn … mich … Angel. Und an Steve.

Geistesgegenwärtig griff ich nach meinem Schwanz, sorgte mit ein paar energischen Wichsbewegungen dafür, dass er hart und prall blieb. Auch währenddessen klickte die Kamera unbeeindruckt weiter. Mich störte es nicht. Wegen mir hätte Dave neben den Fotos für meine Sedcard auf der CC Cocks-Website auch gleich noch ein kleines Wichsvideo zur Begrüßung drehen können. Doch der allererste Film, der von Mason Reign ins Netz ging, würde der sein, den ich am vergangenen Tag mit Jayson gedreht hatte.

Dave schoss noch einige Fotos in einer anderen liegenden Position, ehe er sich endgültig aufrichtete, die Kamera sinken ließ und mit sichtlich zufriedener Miene verkündete: »Wir haben’s, danke, Mason.«

»Ich danke dir.« Und ich war ihm wirklich dankbar. Nicht primär für das heutige Shooting, sondern dafür, dass er mir überhaupt die Chance gab, nach beinahe fünf Jahren ins Pornobusiness zurückzukehren. In einer gänzlich anderen Rolle als damals. Nach all der Zeit des Versteckspiels. Obwohl er wusste, dass Steve möglicherweise versuchen würde, Ärger zu machen – der Gedanke jagte mir einen unwohlen Schauder über den Nacken, doch ich schaffte es, ihn von mir zu schieben.

Und obwohl ich HIV-positiv war.

Darsteller, die mit dem Virus lebten, waren in Gay-Porn-Kreisen inzwischen keine Seltenheit mehr. Noch vor einigen Jahren waren Infektionen am Set ein absoluter Skandal gewesen und auch heute noch wäre es ein Desaster, würde sich einer der Darsteller nachweislich bei einem Dreh infizieren. Solchen Darstellern allerdings, die bewusst mit dem Virus lebten und deren Viruslast dank konsequenter medikamentöser Therapie unter der Nachweisgrenze war, wurden inzwischen sehr viel eher Karrierechancen eingeräumt, als es vor wenigen Jahren der Fall gewesen war.

Während Dave die Fotokamera sorgsam in der zugehörigen Tasche verstaute, rappelte ich mich auf der Liege in eine sitzende Position hoch. Mein Blick traf den Daves, ehe dieser in einer eindeutigen Geste in Richtung meines Ständers nickte.

»So, ich sichte das Material in meinem Büro und lass dich allein. Lass dir Zeit.« Auch das sagte Dave in vollkommen nüchternem Ton, dennoch meinte ich, ein vages Schmunzeln in seinen Mundwinkel erkennen zu können. Doch ehe ich dem auf den Grund gehen konnte, wandte er sich ab und schritt über den Rasen zur Terrasse hinüber.

War das gerade die implizierte Aufforderung gewesen, mir in aller Ruhe einen runterzuholen?

Ich wandte meine Aufmerksamkeit von Dave ab, sah stattdessen hinunter auf meinen Schwanz, der noch immer prall vor meinem Unterleib wippte. Wie probeweise legte ich meine Finger um meinen Schaft, aber die halbherzigen Wichsbewegungen entzündeten nicht gerade ein Feuerwerk, sodass ich die Hand zurückzog und mich rücklings auf der Liege ausstreckte. Nicht, dass ich mir nicht grundsätzlich gern einen runterholte und nicht, dass es mich gestört hätte, im Garten der Mansion wie auf dem Präsentierteller zu liegen – ganz egal, ob Dave hoch in sein Büro ging oder nicht. Immerhin zeigten die Fenster dessen in Richtung Gartenanlage. Aber irgendwie war ich gerade schlichtweg zu träge, um es mir selbst zu besorgen. Der gestrige Dreh und vor allem die emotionale Anspannung steckten mir noch in den Knochen und außerdem war ich gar nicht der Typ, der zwangsweise jedes Mal beim Sex abspritzen musste.

Mal abgesehen davon, dass das hier natürlich kein Sex, sondern ein Fotoshooting gewesen war und unbestritten dessen, dass es einfach scheiße unangenehm sein konnte, nicht zu kommen und dann für Stunden mit diesem unbefriedigten Druck herumlaufen zu müssen, war ich durchaus der Meinung, dass Sex auch ohne Orgasmus schön sein konnte. Neben jenem Sex, bei dem es einfach darum ging, schnellstmöglich Druck abzubauen, gab es schließlich auch jenen, bei dem man es genoss, den Partner zu verwöhnen. Im Idealfall endete so etwas in größtmöglicher Lust und somit auch in Erlösung für beide, aber manchmal …

Scheiße, wenn ich weiter über so etwas nachdachte, würde ich mir doch noch einen runterholen müssen. Aber die Sonne brannte trotz anbrechender Abendstunden erbarmungslos vom Himmel, ich hatte Durst und sehnte mich eigentlich nach einer kalten Dusche. Kurz entschlossen schwang ich die Beine von der Liege und erhob mich endgültig.

Von einer der Liegen direkt am Pool fischte ich das Handtuch, welches ich vorhin mit nach draußen genommen hatte, und schlang es mir um die Hüften, verknotete es locker. Pornovilla hin oder her, man musste ja nicht immer und überall splitternackt herumlaufen. Reichte ja, dass jeder, der mir potenziell begegnen könnte, direkt sehen würde, dass ich mit Latte unter dem Handtuch herumrannte.

Und wie es der Zufall so wollte, lief ich im Foyer auch prompt diesem Kerl von gestern über den Weg. Elliot – sein Name war Elliot gewesen, oder?

Beladen mit einer Sporttasche, die ihm so schief über der Schulter hing, dass sie jeden Moment drohte, herunterzurutschen, und mit einer großen Styroporplatte, auf der sich Gebilde türmten, die entfernt an Miniaturhäuser erinnerten, vor sich auf den ausgestreckten Armen balancierend, tappte er wie auf rohen Eiern hinüber zu einer der Sitzbänke neben einer Zierpalme. In Zeitlupe ging er in die Hocke, was mir kurzzeitig beste Aussicht auf seinen Knackarsch in den Cargoshorts bescherte, um das Styroporgebilde vorsichtig auf der Bank abzustellen. Dabei löste sich eine grün bemalte, aber recht fleckige Kugel, purzelte auf den Boden und rollte in meine Richtung.

»Oh, fick dich doch, du Scheißteil!«

Wow, da hatte ja jemand berauschende Laune!

Ich ging dem flüchtigen Objekt entgegen und klemmte es vorsichtig unter meinen Zehen ein, was prompt ein leicht hysterisch klingendes »Nein, nicht!« von Seiten Eliots zur Folge hatte. Beschwichtigend hob ich die Hände.

»Ich trete nicht drauf, keine Panik.« Statt eben dies zu tun, bückte ich mich, hob das Ding auf, das dem Gefühl nach ebenfalls aus Styropor zu bestehen schien, und sah fragend zu Elliot. »Was ist das?«

»Eine Baumkrone.«

»Aha. Und das Ganze da?« Mit der freien Hand deutete ich auf das Gebilde auf der Bank. Im nächsten Moment traf mich ein empörter Blick, der jedoch in Sekundenbruchteilen zu resigniert oder gar ein wenig verzweifelt wechselte.

»Man erkennt es nicht mehr?«

Warum nur hatte ich das Gefühl, dass »Nein« die absolut falsche Antwort sein würde? Also versuchte ich es diplomatischer und trat zwei Schritte näher.

»Nun … es sieht aus wie eine Ansammlung von Häusern. Kaputten Häusern.«

»Ja, eben!« Mit einer theatralischen Geste ließ Elliot sich neben das Gebilde auf die Bank fallen. Die Sporttasche rutschte dabei endgültig von seiner Schulter, blieb an seinem Arm hängen und hätte um ein Haar einem weiteren Baum die Krone heruntergerissen.

»Es ist am Arsch!«, erklärte Elliot lautstark, ebenso lautstark, wie er die Tasche auf den Boden pfefferte. »Ich hab einen Wasserschaden in meiner Wohnung, weil meine Vermieterin oben drüber die Badewanne hat überlaufen lassen. Das Wasser kam durch die Zimmerdecke und hat das Modell zerstört. Und jetzt bin ich genauso am Arsch wie dieses Modell, weil ich es morgen bei meinem Prof abgeben müsste, was ich mir in diesem Zustand auch sparen kann. Und deswegen werde ich durch die Abschlussprüfung des Seminars rasseln und das Seminar nächstes Jahr wiederholen müssen und das ist doppelt Kacke, weil ich dann wahrscheinlich ein ganzes Semester dranhängen muss und dieses verdammte Privatinstitut kostet einen Arsch voll Geld, weswegen ich gleich mal zu Dave gehen und ihn fragen muss, ob er für meinen Arsch noch ein paar mehr Fickjobs hat, denn von allein bezahlt sich die ganze Scheiße ja nicht. Noch Fragen?«

Nein.

Fragen hatte ich erst mal keine.

Oder doch, eigentlich schon. Aber wenn nachzufragen bedeutete, dass Elliot sich womöglich gleich noch einmal so in Rage reden würde, dann verzichtete ich lieber aufs Fragen und stimmte ihm stattdessen einfach zu: »Das ist Scheiße.«

»Sag ich doch.«

Darauf entgegnete ich nichts und auch er schwieg einen langen Moment. Starrte nur resigniert auf das ruinierte Häusermodell neben sich, was mir die Zeit gab, ihn zu mustern.

Theoretisch hatte ich das gestern schon getan. Praktisch allerdings war ich in der Drehpause mit mir selbst und mit Jayson und all dem Drumherum beschäftigt gewesen, sodass ich ihn wohl doch nicht allzu genau betrachtet hatte. Anders konnte ich mir jedenfalls nicht erklären, dass mir erst jetzt auffiel, wie attraktiv er eigentlich war. Dunkle, beinahe schwarze, lockige Haare, die sich wie ein kleiner, wuscheliger Mob auf seinem Kopf türmten. Nicht ganz so dunkle, aber doch sattbraune Augen, die selbst jetzt, wo er so mürrisch dreinblickte, einen sanften Glanz innehatten. Ebenmäßige, aber nicht zu weiche Gesichtszüge mit hohen Wangenknochen, über die sich braune, unglaublich zart wirkende Haut spannte. Volle Lippen, die zum Küssen einluden und dazu ein ebenso einladender, schlanker, aber dennoch trainierter Körperbau, nicht verdeckt, sondern vielmehr dezent in Szene gesetzt von dem schlichten hellblauen Tanktop und den dunkelblauen Cargoshorts, aus denen ebenso trainierte und tief gebräunte Waden herausschauten, bis hin zu Füßen in ebenso schlichten, aber noch recht neu aussehenden Sneakern. Kurzum: Elliot gefiel mir. Rein optisch. Und meinem Schwanz offenbar auch, denn der dachte selbst nach Elliots Redeschwall anscheinend nicht daran, die Hoffnung auf einen Handjob aufzugeben.

Kurz entschlossen überbrückte ich die letzten Schritte bis zu Elliot und reichte ihm die Styroporbaumkrone. Er nahm sie entgegen und sah zu mir auf. Sein Blick streifte auf dem Weg nach oben über meinen Körper und blieb nur kurz, aber doch unverkennbar an meinem Ständer hängen, der sich durch das Handtuch hindurch überdeutlich abzeichnete.

»Was machst du eigentlich hier?«, brachte Elliot mit leicht krächzender Stimme hervor. Er räusperte sich, deutete mit der Styroporkugel in der Hand ungeniert auf meinen Schwanz. »Schon wieder einen Dreh gehabt?«

»Nein. Nur das Shooting für die Fotos für die Website und all diesen Kram.«

»Ah. Und was hast du jetzt vor?«

Die Art, wie er mich von unten herauf anblinzelte, weckte neben einem feinen Kribbeln in meinen Eiern die Ahnung in mir, dass er nicht ganz ohne Hintergedanken fragte. Doch ich verbot es mir, jedweden Gedanken in welche Richtung auch immer zu verfolgen und antwortete einfach wahrheitsgetreu: »Nichts. Duschen, was essen, vielleicht noch fernsehen und dann früh ins Bett.«

»Du bleibst noch in der Mansion?«

»Ja, bis morgen. Nachmittags geht mein Flieger.«

»Und wo geht’s hin?«

»Nach Hause. Jacksonville, Florida.« Noch während ich das sagte, fragte ich mich, weshalb ich Elliot überhaupt so freudig Auskunft gab. Meinen Wohnort publik zu machen war definitiv nicht das, was ich vorgehabt hatte. Auch wenn man ihn sicher ergoogeln konnte.

»Mmh, schön.« Elliot schnurrte beinahe – oder wenigstens erinnerte mich seine Stimmlage in diesem Moment an ein Schnurren, ein genüssliches, um genau zu sein. Auch mein Schwanz schien die Laute in dieser Richtung zu deuten; er drängte sich fordernd gegen den Handtuchstoff.

»Und was genau hast du damit vor?« In einer vielsagenden Geste nickte Elliot zum wiederholten Mal in Richtung meines Schrittes.

Gottverdammt, was sagte es über mich, dass mir prompt ein heißes Schaudern durch den Unterleib floss?

»Nichts«, entgegnete ich knapp, »ignorieren und abwarten.«

»Das wäre allerdings ziemlich schade.« Er zwinkerte mir zu, im selben Moment, da ich einen Schritt zurücktrat, Abstand zwischen uns brachte.

Einen langen Moment maß Elliot mich mit einem forschenden Blick, ehe er mit den Schultern zuckte und sich abwandte. Es wäre der Moment gewesen, in dem ich entweder erleichtert oder enttäuscht hätte aufatmen können. Doch ich tat es nicht. Stattdessen sah ich Elliot dabei zu, wie er sich erhob, die Styroporbaumkrone vorsichtig auf dem Modell ablegte und Anstalten machte, sich dieses wieder auf die Arme zu heben.

»Was hast du jetzt damit vor?« Himmel, warum benutzte ich dieselben Worte, die er eben quasi an meinen Schwanz gerichtet hatte?

Er seufzte tief. »Keine Ahnung. Eigentlich sollte ich versuchen, es zu retten. Kleber, Farbe und so hab ich dabei, aber … Ich werd’s eh nicht schaffen bis morgen und selbst wenn, es wird Kacke aussehen.«

Irgendwie tat er mir leid, wie er da mit hängenden Schultern stand und irgendwie zog er mich an und ich wollte ihn in diesem Moment einfach nicht allein mit seinem ruinierten Modell hier stehen lassen.

»Ich könnte dir helfen.« ›Bitte was könnte ich?‹

Elliots Augen wurden groß. Überrascht sah er mich an und ich überlegte gerade ernsthaft, das spontane und wenig durchdachte Angebot zurückzuziehen, da fing er an zu strahlen. Und Jesus, wie er lächelte!

»Würdest du echt?«

Glückwunsch, jetzt konnte ich auch nicht mehr Nein sagen. Also nickte ich.

~*~*~*~*~*~

Frisch geduscht und nur mit kurzer, weiter Jogginghose, T-Shirt und Flipflops bekleidet, klopfte ich rund eine halbe Stunde später an die Tür zu dem Zimmer, welches Elliot mir als seines genannt hatte, trat auf sein knappes »Ja« hin ein. Ich fand ihn im Schneidersitz auf dem Boden sitzend und über das derangierte Modell geneigt. Um ihn herum lagen unzählige Styroporteile, verschiedene Kleber und Farben verstreut, was mich unweigerlich zu der Frage führte, ob er überhaupt irgendetwas anderes in seiner Sporttasche gehabt hatte als all das. Wechselklamotten zum Beispiel oder eine Zahnbürste.

Vorsichtig, darauf bedacht nicht auf irgendwelche der herumliegenden Sachen zu treten, ging ich zu ihm und ließ mich neben ihm in all dem Chaos nieder. Von der Seite traf mich sein forschender Blick.

»Du bist sicher, dass du mir helfen willst?«

»Ja, natürlich. Warum nicht?«

»Weil vielleicht alles umsonst sein wird. Wenn es nachher immer noch scheiße aussieht …«

»Wird es nicht«, entschied ich energisch und griff nach der Styroporbaumkrone, die vorhin heruntergefallen war und die immer noch lose auf dem Modell herumkugelte.

»Sag an, was genau soll ich machen?«

Einen Moment lang befürchtete ich, Elliot würde sinnbildlich und vielleicht auch wortwörtlich alles hinschmeißen und mir erklären, dass wir uns die Mühe sparen konnten. Doch dann straffte er energisch die Schultern und griff zielsicher nach einem schmalen Holzstab, der ein wenig wie ein Spachtel aussah.

Die folgenden zehn oder vielleicht auch fünfzehn Minuten verbrachte ich damit, aufmerksam Elliots Anweisungen zu lauschen. Er erklärte und erklärte und wahrscheinlich war nicht alles von dem, was er sagte, wirklich relevant für unsere Modellrettungsaktion. Dennoch hing ich interessiert an seinen Lippen und stellte im Stillen amüsiert fest, dass er sich wie vorhin im Foyer ein wenig in Rage redete. Nur dass er nun nicht aufgewühlt, sondern vielmehr ausgeglichen wirkte. Begeistert von dem, worüber er sprach, und ein wenig aufgekratzt, aber dennoch auf angenehme Weise in sich ruhend.

»Das Studium ist voll dein Ding, oder?«, fragte ich irgendwann in eine seiner raren Redepausen hinein, während ich mit dem Holzstäbchen vorsichtig den alten Kleber vom Styropor löste. Aus dem Augenwinkel fing ich Elliots überraschtes Blinzeln ein. Vielleicht verwunderte es ihn, dass in diesem Raum überhaupt jemand außer ihm sprach.

»Hmm, was? Ähm … ja, denke schon. Ich meine, es ist genau das, was ich machen will. Nicht alles davon natürlich, aber im Großen und Ganzen …«

»Und was ist es, das du nicht magst?«

»So was hier.« Er wies in einer ausladenden Handbewegung um sich. »Nicht das Modellebauen an sich, das ist wichtig, um ein Gefühl für Statik, Proportionen und so was zu bekommen. Aber ich würde halt lieber etwas Sinnvolles bauen und nicht so eine Schicki-Micki-Heile-Welt-Familienanlage.«

»Das findest du nicht sinnvoll?«, hakte ich nach und deutete dabei auf den Modellkinderspielplatz.

»Ich fände es sinnvoller, Häuser für diejenigen zu bauen, die es sich nicht leisten können.«

Im ersten Moment klang diese Antwort beinahe ein wenig pathetisch in meinen Ohren, im zweiten jedoch einfach umsichtig.

»Woran denkst du? Ein Hilfsprojekt in Afrika?«

»Vielleicht, ja. Aber man muss ja nicht mal aus dem eigenen Land hinausgehen, um auf diejenigen zu treffen, die kaum mehr haben als ein Wellblech überm Kopf.«

Das stimmte natürlich. Aber irgendwie bekam ich gedanklich den Bogen von einem Architekturstudium, in dem es doch sicher auch viel um Historie, Baukunst und all diesen Kram ging, zu einem Wohnprojekt für Obdachlose noch nicht hin.

»Weißt du«, fuhr Elliot nach einer kurzen Pause fort, »meine Eltern sind vor vielen Jahren aus Mexico eingewandert. Heute lebt der Großteil meiner Familie in Santa Fe. Kennst du die Stadt?«

»Nur vom Hörensagen und von Postkarten«, entgegnete ich vage. Nicht, weil mich nicht interessierte, was er zu erzählen hatte, sondern weil ich mich gerade darauf konzentrieren musste, den neuen Kleber direkt auf die Stelle zu bekommen, die mit einem kleinen X auf dem Styropor markiert war.

»Santa Fe ist eine richtige Künstlerstadt und schon rein optisch mit keiner anderen Stadt dieser Größe zu vergleichen. Es ist Pflicht, jeden Neubau im traditionellen Pueblo-Baustil zu errichten. Nicht nur, dass das ein sehr besonderes Stadtbild ergibt, ich finde diese Bauweise unheimlich faszinierend. Die Pueblos werden noch heute aus Lehmziegeln errichtet, die Tradition der indigenen Völker wird fortgeführt. Das finde ich bewundernswert. Man kann mit vergleichsweise einfachen Mitteln Wohnraum für ganze Generationen schaffen. So ein Pueblo kann bis zu fünf Stockwerke umfassen. Wenn ich könnte, würde ich mir nach meinem Studium einfach einen Pick-up und einen Rucksack schnappen und überall dorthin fahren, wo günstiger Wohnraum benötigt wird. Einmal quer durch die USA, in all die Reservate … Ich meine, Lehm und Sand und ein wenig Stroh oder Tierkot, um durch die Pflanzenfasern die Wärmedämmung zu verbessern, findet man beinahe überall. Gewissermaßen könnte man aus einem großen Haufen Dreck ein kleines Eigenheim bauen. Diesen Gedanken finde ich irgendwie Mut machend.«

Elliot lachte leise, ein wenig verlegen, wie es mir schien, und der Laut weckte ein träges Puckern in meiner Brust. Erst jetzt fiel mir auf, welch verboten lange Wimpern seine Augen umrahmten, als er mich von der Seite forschend musterte.

»Oder findest du den Gedanken … zu idealistisch und naiv?«

»Nein.« Sofort schüttelte ich den Kopf, stellte rasch das Kleberfläschchen beiseite, damit nicht aus Versehen etwas auf den Boden tropfte. »Überhaupt nicht. Ich finde die Idee … sehr schön.« Tat ich wirklich. Mit einem Pick-up durch die Weiten der Reservate zu fahren und überall dort Halt zu machen, wo Menschen Hilfe benötigten … Ich hatte nie zuvor darüber nachgedacht, aber jetzt, wo ich es tat, erschien mir der Gedanke erstrebenswert. Ein bisschen wild-romantisch, ein wenig verrückt, aber auch sehr … erfüllend. Beruhigend.

Elliot lächelte mich an, auf eine unheimlich weiche, zurückgenommene und gleichsam strahlende Weise. In seinen dunklen Augen lag ein ebenso verträumter wie wilder Glanz – oder zumindest bildete ich mir ein, einen solchen zu sehen.

Er überraschte mich.

Ich hatte nicht wirklich ein vorgefertigtes Bild von Elliot im Kopf gehabt – wir kannten einander kaum. Aber ich hatte ihn nicht für so smart gehalten. Hatte nicht angenommen, dass er so verträumte und gleichsam konkrete Ideen hatte, von dem, was er mit seinem Leben anstellen wollte.

»Der Kleber wird zu trocken«, meinte er plötzlich und riss mich damit aus meinen Gedanken. Gedanken über ihn.

Rasch wandte ich den Blick ab und besah mir stattdessen das Modell. »Dorthin?« Ich deutete mit der freien Hand auf ein schmales, im weitesten Sinne baumstammförmiges Styroporgebilde.

»Ja, genau.«

Ohne Elliot anzusehen, machte ich mich daran, dem verwaisten Stamm seine Baumkrone zurückzugeben.

~*~*~*~*~*~

Draußen senkte sich bereits die nächtliche Dunkelheit über die Mansion herab, als Elliot und ich zum ersten Mal beschlossen, dass es endlich Zeit für eine Pause sei. Über all dem Gebastel und Elliots Erzählungen hatte ich nicht mal richtig mitbekommen, wie hungrig ich war. In den letzten Stunden hatte ich mit Sicherheit mehr über traditionelle Bauweisen, indigene Kultur und die Kunstszene Santa Fes gelernt als in den bisherigen siebenundzwanzig Jahren meines Lebens. Und vielleicht auch mehr, als ich jemals wieder darüber hören würde. Irgendwie wäre es schade, sollte es so sein …

Ich hörte Elliot gern zu. Was er zu sagen hatte, interessierte mich mehr, als ich jemals angenommen hatte und außerdem … hörte ich ihm gern zu. Egal, wovon er sprach.

Kopfschüttelnd über diese Feststellung streckte ich im Sitzen meine Beine aus, bewegte die leicht schmerzenden Fußgelenke. Neben mir erhob sich Elliot, seine Bewegungen sahen dabei so hölzern und eingerostet aus, wie sich mein Körper und vor allem meine Beine nach dem stundenlangen Sitzen auf dem Boden anfühlten. Mit Mitte zwanzig war ich wohl zu alt für so einen Scheiß – traurig, aber wahr. Wie alt genau war Elliot eigentlich?

Schmunzelnd sah ich ihm dabei zu, wie er sich streckte. Sein Tanktop rutschte dabei ein Stück nach oben, entblößte einen Streifen nackter, samtig brauner Haut und einen flachen, dezent bemuskelten Bauch. Keine Frage, dass er neben Köpfchen auch einen sehr anziehenden Körper besaß.

Meine Gedanken wurden vom Knurren unserer beider Mägen unterbrochen.

»Mann, hab ich Kohldampf«, stellte Elliot auch prompt fest und ging die wenigen Schritte zum Fenster hinüber, als müsse er sich vergewissern, dass es draußen wirklich bereits dunkelte. »Ich könnte kurz zu dem Asia-Imbiss in der nächsten Querstraße rüberlaufen …«, murmelte er mehr zu sich selbst als zu mir, klang dabei allerdings nicht so, als sei er erpicht darauf, die Mansion heute noch einmal zu verlassen.

»Ich hab noch Sandwiches in meinem Zimmer«, ließ ich ihn daher wissen und erhob mich ebenfalls. Streckte mich und lauschte dem Knacken eines Wirbels in meinem Rücken.

»Echt? Was für welche?«

»Eines mit Hühnchen, Sprossen und Curry und eines mit Carpaccio und Senfsoße.«

»Mega gut, ich hab noch Erdnussbutter da!« Elliot lief quer durch den Raum, rüber zu dem kleinen Kühlschrank. Einen solchen fand man in jedem der Privaträume der Mansion – ein kleiner Luxus und in meinen Augen noch besser als der Spa-Bereich im Untergeschoss. Allerdings …

»Erdnussbutter? Zu Curry oder Senf?«

»Erdnussbutter schmeckt mit allem.«

»Ähm … nein, tut sie nicht.«

»Klar. Ich beweis es dir, wenn du kurz rübergehst und die Sandwiches holst.«

Zwar war ich mir sicher, auf diesen Beweis dankend verzichten zu können, dennoch huschte ich quer über den Flur und hinüber in das Zimmer, welches ich für die Tage, die ich in der CC Cocks-Mansion verbrachte, bezogen hatte. Aus dem Kühlschrank schnappte ich mir neben den Sandwiches noch zwei Flaschen Limo, da ich nicht wusste, ob Elliot etwas zu trinken da hatte.

Als ich wieder in sein Zimmer kam, hatte er es sich auf dem kleinen Ecksofa gemütlich gemacht. Auf dem Tischchen davor standen tatsächlich ein Glas Erdnussbutter und zwei Flaschen Eistee. Vielsagend hob ich die Limoflaschen hoch, während ich der Tür in meinem Rücken einen sanften Tritt verpasste.

»Wusste nicht, ob du was da hast.«

»Ist doch okay, jetzt haben wir Auswahl.«

»Also, was willst du haben? Limo oder Eistee, Hühnchen-Curry oder Carpaccio-Senf?«

Elliot legte den Kopf leicht schief, sodass ihm eine Strähne seiner dunklen Locken so weit in die Stirn fiel, dass sie sich über seinem Auge kringelte. Hätte ich eine Hand frei gehabt, hätte ich vielleicht den Versuch unternommen, sie fortzustreichen, oder … Nein, hätte ich sicherlich nicht. In meinen Fingerspitzen kribbelte es dennoch.

»Limo«, entschied Elliot nach kurzem Grübeln, »und ich schlage vor, wir halbieren die Sandwiches. Und du musst jede Sorte mindestens zweimal mit Erdnussbutter probieren.«

»Warum zweimal?«

»Weil man beim ersten Mal aus Reflex immer alles Neue eklig findet.«

»Ist das so, ja?« Grinsend trat ich näher an das Sofa heran, stellte die Flaschen auf dem Tischchen ab und reichte Elliot eines der Sandwiches. Er rutschte auf dem Sofa etwas zur Seite, sodass ich mich ihm schräg gegenüber niederlassen konnte. Wie er es getan hatte, zog ich ein Bein auf die Sitzfläche hoch. Das Ecksofa war so klein, dass sich unsere Knie berührten.

»Bei mir zumindest ist das so«, bestätigte Elliot über das Knistern der Folie hinweg, als er das Sandwich auspackte. »Als ich das erste Mal Sperma im Mund hatte, hab ich es auch erst mal aus Reflex ausgespuckt. Beim zweiten Mal hab ich geschluckt und fand’s doch ganz geil.«

Schnaufend neigte ich mich vor und griff nach einer der Eisteeflaschen. »Netter Vergleich.« Und sogar irgendwie passend, wenn ich bedachte, dass ich weder den Geschmack von Sperma, noch den von Erdnussbutter so sonderlich mochte. Letzteres allerdings war einer ganz normalen Abneigung gegen Erdnüsse geschuldet, Ersteres … dem Umstand, dass ich mit dem Geschmack von Sperma unweigerlich das Gefühl verband, einen prallen Schwanz bis zum Anschlag in die Kehle gedrückt zu bekommen, festgehalten zu werden, sodass mir keine andere Möglichkeit blieb, als zu schlucken und nach Atem zu ringen.

Mit einem großen Schluck Eistee spülte ich den bitteren Geschmack meine Kehle hinunter. Der schmerzhafte Druck hinter meinen Augäpfeln jedoch blieb und ließ sich auch mit mehrfachem Blinzeln nicht vertreiben.

Ich mied Elliots Blick, verwendete stattdessen viel Aufmerksamkeit darauf, das zweite Sandwich auszupacken. Im nächsten Moment hielt Elliot mir bereits eine Hälfte seines Sandwiches hin. Es war das mit Hühnchen und Currysoße. An einer Ecke hatte er die Erdnussbutter darauf geschmiert.

Kritisch beäugte ich, wie sich bräunliche Butter und gelbliche Soße an den abgebrochenen Broträndern vermischten.

»Jetzt komm, probier mal, ist echt lecker.«

Seufzend legte ich das eben ausgepackte Sandwich, welches noch in einem Stück war, auf der Folie auf dem Tisch ab, ehe ich das halbe von Elliot entgegennahm. So schlimm konnte es schon nicht sein … Herzhaft biss ich zu, kaute, kniff ein Auge zusammen, kaute weiter – und musste zu meiner eigenen Überraschung feststellen, dass es tatsächlich gar nicht so übel schmeckte. Gewöhnungsbedürftig sicher, aber doch irgendwie … gut.

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