Kitabı oku: «Sphärenwechsel – Tagebuch eines inkarnierten Engels», sayfa 7
Erste Erkenntnisse
„In R. im Lokschuppen findet eine interessante Messe über ökologische Baustoffe statt. Ich würde da gern mal hinschauen, hast du Lust mitzukommen?“ fragte Konrad mich.
„Ökologische Baustoffe? Na ja, warum nicht. Klingt zwar nicht so super interessant, kann man sich aber mal anschauen“, überlegte ich laut.
Als ich mit Konrad über die Messe schlenderte (es war meine erste Messe dieser Art), bemerkte ich, dass ich fast alles, was dort ausgestellt wurde, sehr sehr interessant fand. Schon allein die natürlichen Materialien zum Bauen oder für die Wärmedämmung sprachen mich sehr an, obwohl ich ja gar nicht vorhatte zu bauen. Doch lösten sie in mir ein angenehmes Gefühl aus; ich wusste intuitiv, dass das einfach positive Alternativen waren.
Und dann gab es noch viel mehr neue interessante Dinge zu entdecken, wie Salzsteinlampen, Duftöle, Klangschalen, Symbole und jede Menge viel versprechende Bücher. Ich war begeistert, ich probierte alles aus, was es dort so gab. In mir begann ein Sturm zu vibrieren, den ich schon kannte, wenn größere Veränderungen bevorstanden. Und er tobte durch meinen Körper und alle meine Zellen.
‚Was ist das?‘, fragte ich mich. Diesmal stand ja keine sichtbare Veränderung bevor. Im Nachhinein wurde mir klar, dass die Veränderungen in mir selbst in diesem Moment begannen und es mir bewusst wurde.
Konrad und ich wurden von einem Stand besonders angezogen, der Bettdecken aus reiner Kamel – und Schafwolle anbot. Ich probierte natürlich auch das aus und fühlte mich sofort wohl unter der Kameldecke. Wir kamen mit dem Mann dieses Messestandes länger ins Gespräch. Neben uns stand noch ein anderes Paar, einige Jahre älter als wir. Der Aussteller hielt einen Biotensor vor seinen Bauch und sagte dann zu dem Paar neben uns, dass sie eine Disharmonie zwischen sich hätten. Konrad und ich schauten verdutzt zu, was da geschah. Anschließend testete er uns beide und meinte, dass wir beide auf einer Wellenlänge wären. Jetzt schauten wir uns noch verdutzter an. Als der Aussteller hörte, dass ich in einer Apotheke arbeitete, sagte er: „Ach herrje, so viel negative Schwingungen im Umfeld, das ist nicht gut.“ ‚Häh, was soll das denn jetzt heißen?‘, fragte ich mich etwas verwirrt. Ich verstand momentan gar nichts mehr. Zu Konrad meinte der Mann, nachdem er wieder mit dem Tensor getestet hatte: „Sie sind stark übersäuert und es fehlen Vitamin B12 und Zink im Körper.“ Konrad wurde nun auch neugierig und wollte mehr dazu wissen. So kamen wir mit dem Aussteller in ein längeres Gespräch über Ernährung. Dieser Mann vertrat die Meinung, dass alle gekochte Nahrung für den Körper schädlich sei und fast alle Vitamine beim Erhitzen zerstört werden würden. Er empfahl uns ein Buch von Helmut Wandmaker „Willst du gesund sein, vergiss den Kochtopf.“
Dieses Buch und viele Fragen und Gedanken im Kopf nahmen wir mit nach Hause. Beide lasen wir das Buch in Rekordgeschwindigkeit durch und beschlossen dann, nur noch Rohkost zu essen. Die ersten Wochen kamen wir mit der Rohkost noch recht gut zurecht. Zunächst hatten wir beide mehr Energie zum Wandern und beim Sport als vorher. Nach vier Wochen rohköstlicher Ernährung konnte ich auf Dauer meine Brille weglegen. Überflüssige Fettpolster verschwanden nach und nach. Nachts erlebte ich nun wieder gehäuft außerkörperliche Ereignisse und ich nahm verstärkt Geistwesen wahr, besonders zwischen schlafen und wachen, also im Alphazustand. Das war sehr eindrücklich für mich und ich spürte eine zunehmende innerliche Aufregung.
Als Konrad und ich wieder einmal im Wald wanderten und die Sonne von hinten auf meine Hände schien, sah ich plötzlich ganz deutlich einen hellen Lichtschein um meine beiden Hände. Von allen meinen Fingerkuppen gingen senkrecht nach oben weiß leuchtende Strahlen ab. Völlig fasziniert betrachtete ich meine Hände.
‚Was ist das?‘, fragte ich mich. Dann traf mich eine Eingebung wie ein Blitz:
‚Es ist alles wahr!‘
‚Was soll alles wahr sein?‘, dachte ich. In meinem Inneren begann wieder dieser bekannte Sturm durch meine Zellen zu toben. Und jetzt wurde es mir bewusst, womit das zusammenhing. Mir fielen die Dinge von der Messe wieder ein und ich wusste plötzlich, dass das alles wahr war. Und ich hatte zum ersten Mal einen Teil meiner Aura gesehen.
Als ich an einem Nachmittag auf dem Sofa lag, wurde ich urplötzlich schläfrig. Ein Geräusch näherte sich mir, erst ganz leise, dann lauter und immer lauter. Gleichzeitig verspürte ich deutlich einen Sog über meinem Kopf, der mich aus meinem Körper zog. Ich glitt aus meinem Körper heraus und schwebte langsam nach oben zur Zimmerdecke. Dabei hörte ich eine wundervolle liebliche Musik; es war ein durchgehender Ton, wie von einem Orchester gespielt. Da waren sie wieder, die Stimmen des Chores, den ich schon einmal im Skiurlaub gehört hatte. Der Chor sang friedlich und gleichzeitig göttlich erhaben und wurde von der Sphärenmusik umflossen. In mir wurden Glücksgefühle ausgelöst, die ich so in der Art noch nie erlebt hatte ( zumindest in diesem Leben ). Ich gab mich völlig dieser Musik hin und spürte, wie sich mir eine andere Dimension zu öffnen begann, zu der ich mehr und mehr hingezogen wurde. Licht blitzte auf, leuchtete stärker, dehnte sich aus, hüllte mich ein, während ich von der Zimmerdecke auf meinen Körper hinunterschaute. Ich wusste, dass ich nicht träumte, sondern ich erlebte das völlig real.
Da klingelte es an der Wohnungstür. Aaaahh, bumm, ich erschrak und zuckte zusammen, auch mein Körper, und ich krachte wie ein Stein in meinen Körper zurück. Völlig benommen öffnete ich meine Augen und schleppte mich zur Tür. Ich hatte jetzt fürchterliche Kopfschmerzen, da ich zu schnell in meinen Körper gefallen war.
So verfloss langsam der Herbst und ging in den Winter über. Wir aßen immer noch nur Rohkost. Doch ich fror mehr und mehr, da es draußen zunehmend kälter wurde. Manchmal konnte ich nicht mehr widerstehen und kochte mir Reis, den ich schon mein Leben lang über alles geliebt hatte. Das bekam meinem Darm oft besser, der manchmal mit Krämpfen und Hämorrhoiden dagegen rebellierte, alles roh zu bekommen. Ich verlor zwar einige Kilo an Gewicht, aber durch den Reis nicht so gravierend wie Konrad, der fast bis auf die Knochen abmagerte.
Drei Monate hielten Konrad und ich mit der Rohkost durch, und zwar genau bis zu den Weihnachtsfeiertagen. Uns fiel es diesmal besonders schwer, all den gekochten und gebratenen Leckereien und den endlosen Fragen und Diskussionen übers Essen aus dem Weg zu gehen.
Eines Abends kam ich ins Badezimmer von Konrads Eltern und traf ihn dort an. Er stand dort im Dunkeln, hielt sich am Waschbecken fest und zitterte am ganzen Körper.
„Was ist denn mit dir los?“, fragte ich erschrocken.
„Ich kann nicht mehr. Es geht nicht mehr mit der Rohkost, ich höre auf. Ich dachte, dass ich wieder zunehme, so wie ich es in dem Buch von H. Wandmaker gelesen habe, aber stattdessen nehme ich weiter ab. Und ich möchte wieder so essen, wie andere Menschen auch. Das grenzt uns aus, immer dieses Ablehnen bei Einladungen oder so.“
Ich musste plötzlich vor mich hin lächeln.
„Was ist daran so lustig?“, fragte Konrad etwas zerknirscht, weil er es als Niederlage empfand, mit der Rohkost aufzuhören. Für ihn war es wie ein Kampf gewesen, den er verloren hatte.
„Nun ja, weißt du, im Prinzip habe ich schon aufgehört, letzte Woche nämlich, da habe ich mir eine ganze Packung „Schaumküsse“ gekauft und sie mit einem Mal aufgegessen und es war wunderbar köstlich. Ich habe es total genossen. Ja, und Reis gab es bei mir mittags auch öfters, weil ich manchmal so sehr gefroren habe. Deshalb musste ich lachen, weil du jetzt eben auch drauf kommst.“
Und so hörten wir mit der Rohkost auf und aßen nun nur noch gekochtes Gemüse mit irgendeinem Getreide oder Kartoffeln im Wechsel. Ich erkannte für mich, dass nicht alles für jeden Menschen an Ernährungsregeln zutraf, nur weil es in irgendeinem Buch stand oder es von irgendeinem Meister verbreitet wurde. Jeder Mensch war ganz individuell und reagierte völlig unterschiedlich auf Nahrungsmittel oder auch Medikamente. Das wurde mir schlagartig klar, je länger ich darüber nachdachte. Auch in meiner Apotheke hatten sich meine Kolleginnen über mich lustig gemacht, über das, was ich dort manchmal aß. Heute weiß ich, dass reine Rohkost für mich viel zu grob, schwer und hart ist, zu viele Fasern enthält und mir zudem die für mich so wichtige Wärme nicht liefert. Für Rohkost bin ich viel zu sensibel und mein Verdauungssystem auch. Wenn ich heute was Rohes esse, dann ist das zarter grüner Salat, gelegentlich Tomaten oder frisch gekeimte Sprossen und Kräuter zum Würzen.
Aufgrund zu harter Bettmatratzen litt ich zunehmend an Schulter- und Nackenverspannungen. Oft wusste ich nicht mehr, wie ich sitzen oder liegen sollte, obwohl ich mal gehört hatte, dass harte Matratzen so gut für die Wirbelsäule sein sollen. Aber da sieht man wieder mal, dass solche Aussagen eben nicht für alle Menschen pauschal zutreffen, sondern man individuell schauen sollte, was passend und unterstützend wirkt.
In der Apotheke arbeitete manchmal stundenweise eine Frau aus dem Nachbarort als Aushilfe. Als diese von meinen Schulterbeschwerden erfuhr, bot sie mir an, mir die Hände aufzulegen. Ich wurde sofort neugierig und probierte es sogleich aus; ich hatte dabei gleich ein gutes Gefühl bei dieser Sache. Und mein Chef, der das schon kannte, erlaubte es uns, so dass wir es in der Apotheke machen konnten. Die Frau stellte sich hinter mich, zentrierte sich einige Zeit mit geschlossenen Augen und berührte sachte meine Schultern für etwa zehn Minuten. Schon nach einer halben Minute verspürte ich, wie sich ein warmes, wohliges Kribbeln in meinen Schultern ausbreitete und diese sich entspannten. Anschließend ließ die Frau die Energie noch in meine linke Hand, fließen, da wo der Puls zu spüren ist. Hier war das Kribbeln noch deutlicher zu spüren und nach zwei Minuten war die Stelle über dem Puls kochend heiß und verteilte sich als Wärme im ganzen Körper. Das hielt dann sogar für drei bis vier Wochen an, so dass ich nach jeder Sitzung für drei Wochen frei von Schulterschmerzen war. In mir tauchte die Frage auf: ‚Könnte ich das auch, so mit Energien umgehen, oder kann man das erlernen?‘ Auf jeden Fall fand ich es absolut faszinierend und interessant.
Etwa zur gleichen Zeit kam ich mit einem Mann mittleren Alters in ein intensives Gespräch, nämlich über das Thema des Aurasehens. Dieser Mann besaß das Altenpflegeheim im gleichen Ort und holte in der Apotheke, in der ich arbeitete, die Medikamente für die alten Leute aus seinem Pflegeheim. Eines Abends, als ich zum Feierabend aus der Apotheke kam, traf ich ihn vor der Tür. Wieder kamen wir beide ins Gespräch über dieses Thema. Dann lud er mich zu sich nach Hause ein. Zuerst hatte ich Bedenken wegen der Einladung, doch dann siegte der Wissensdurst in mir. Bei ihm in der Wohnung wurden meine Ängste sofort zerstreut, denn der Mann führte mich zu einem Schrank und öffnete ihn. Darin fanden sich ... Bücher über Bücher über die Aura, über Heiltechniken, übers Handlesen, über Klangschalen, über Ernährung und und und. Mir gingen die Augen über, als ich all die vielen interessanten Bücher sah.
„Die kannst du alle mitnehmen, ich brauche sie nicht mehr. Und falls es dich interessiert, in R. im Atrium gibt es eine Buchhandlung, die haben noch viel mehr davon“, sprach er zu mir. ‚ling‘ machte es, während er mir lächelnd zuzwinkerte und mir die Bücher zu meinem Auto trug. Später wurde mir klar, dass er einer der vielen Begegnungen war, die mir immer mal wieder zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Informationen oder Hilfe brachte.
In den nächsten Wochen verschlang ich alle Bücher innerhalb kürzester Zeit, ich saugte alles in mir auf, was mit Schwingungen, Energien, Licht, Aura und Farben zutun hatte. Manche Bücher las ich parallel, das hatte ich vor vielen Jahren auch schon gemacht. Dabei veränderte sich in meinem Inneren etwas, ich wurde nachdenklicher, und wieder tauchten die Fragen zum Sinn meiner jetzigen Arbeit auf. Es waren die gleichen Fragen, die ich schon in München gewälzt hatte, als ich „Sophies Welt“ gelesen hatte. Ja, da waren sie wieder, die vielen Fragen.
Ich begann in meinen Beratungsgesprächen den Kunden mehr pflanzliche, natürliche Mittel zu empfehlen. Doch nach einiger Zeit wies eine Kollegin mich darauf hin, dass es aber besser wäre, eher die Waren anzupreisen, die erstens bald ablaufen würden oder zweitens vom Vertreter wären, da hier die Gewinnspanne größer wäre. Ich fand das etwas merkwürdig. Der Gipfel war jedoch, als eben diese Kollegin sich in ein Kundengespräch von mir einmischte und mittendrin so einen Hustensaft auf den Verkaufstisch hinstellte. Ouhh, ich musste tief Luft holen, damit ich in diesem Moment vor dem Kunden die Fassung bewahrte. Kaum war er aus der Apotheke, brach zwischen mir und der Kollegin eine Diskussion darüber aus. Ich verstand wieder einmal die Welt und auch die Menschen nicht mehr. Sollte das wieder so eine Ernüchterung sein wie schon die Male zuvor? Zählte denn immer nur das Geld und nicht, was den Menschen wirklich nützte? Später zu Hause, dämmerte es mir, das dieser Kollegin ein Dorn im Auge war, womit ich mich seit einiger Zeit beschäftigte. Sie hatte so ähnlich wie mein Vater und seine Frau reagiert. Diese Geschichte wühlte mich ziemlich auf und als ich Konrad davon erzählte, regte ich mich sehr auf darüber. Endlose Gedanken ließen mich an diesem Abend lange wach liegen.
Immer noch aufgebracht, fiel ich erst spät in der Nacht in einen unruhigen Schlaf und wälzte mich hin und her.
Dann kam das Rauschen wieder aus weiter Ferne, hüllte mich ein, floss in meinen Kopf; der Sog zog an mir und entrückte mein Bewusstsein weit fort.
In der Zukunft, 2019 ird. Z.
Ich erwachte im Wald irgendwo zwischen Ruhla und Bad Liebenstein.
Ich rannte durch den Wald und flüchtete vor irgendetwas hinter mir. Ich trug Tarnkleidung und einen Rucksack mit vielerlei Werkzeug darin, oft doppelt und dreifach vorhanden.
Vor mir tauchte ein Aussichtsturm auf, ich stieg hinauf und überblickte den gesamten Wald rund herum. Der gesamte Himmel hatte sich bis zum Horizont blutrot verfärbt, doch die Sonne war nicht zu erkennen. In der Luft lag eine bedrohliche Atmosphäre. Es knisterte regelrecht, Vögel waren keine zu hören. Irgendetwas stimmte hier nicht.
Von hier oben sah ich die Wartburg und die Autobahn, wie sie an der Burg vorbeiführte. Doch was war das?
Es fuhren keine Autos mehr auf der Autobahn. Nur ein Dröhnen war zu hören, dass immer lauter und lauter wurde.
Und dann ... ein Knall und gleich noch einer. Jetzt sah ich Panzer auf der Autobahn, die auf die Wartburg schossen. Eine riesige Rauchwolke stieg auf, die sich langsam verteilte. Wie gelähmt sah ich nun, dass die Wartburg in Trümmern lag. Unzählige Panzer wälzten sich nach Westen weiter.
Ich rannte vom Turm hinunter und weiter in den Wald hinein. Ich stieß auf andere Menschen und wir versteckten uns so lange in Höhlen, bis es Nacht wurde. Am nächsten Tag trafen wir andere Menschen, die uns sagten, dass es kein Geld und keine Zivilisation mehr geben würde.
So lebten wir weiter im Wald und tauschten unser Werkzeug für die Dinge ein, die wir selbst dringend brauchten. Mit der Zeit richteten wir uns mit einigen anderen Menschen in den noch vorhandenen Schutzhütten ein und nutzten die natürlichen Quellen und alles, was der Wald so hergab.“ Klapp, klapp machte es.
Ich erwachte von einem Geräusch im Treppenhaus. Hörte sich an wie Absatzschuhe. Es war schon morgen, doch war ich nach diesem deutlichen Erlebnis, bei dem ich so real beteiligt gewesen war, völlig erschöpft und fiel erst jetzt in einen tiefen Schlaf.
Am nächsten Tag durchforstete ich noch einmal alle Bücher, die ich neu bekommen hatte. Doch in dem Buch über Traumdeutung fand ich nur Traumsymbole. Nichts von dem, was in diesem Buch geschrieben stand, konnte ich konkret zuordnen. Auch auf meine Frage, die sich immer stärker an die Oberfläche drängte, fand ich keine Antwort. Meine Frage lautete, die ich immer wieder dachte: ‚Konnte es möglich sein, das ich ein zukünftiges Ereignis erlebt hatte?‘
Diese Frage ließ mich nicht mehr los, weil ich die Gewissheit hatte, durch die Intensität des Traumes, die genauen Ortsangaben und die deutlichen Details, dass es kein „normaler“ Traum, sondern eine Vorahnung gewesen war.
Als ich Konrad von diesem „Traum“ erzählte, meinte dieser dazu: „Diesen Blick auf die Wartburg gibt es wirklich in jener Gegend und auch den Turm. Es ist der Alexanderturm und wenn man dort oben steht, überblickt man den gesamten Wald und schaut auf die Wartburg. Auch die Autobahn ist zu sehen.“
Als ich das hörte, durchlief es mich heiß und kalt gleichzeitig und eine Gänsehaut überzog meinen ganzen Körper. Das war für mich die Bestätigung.
In einem Telefonat mit meiner Mutter erzählte ich ihr von dem „Traum“ und auch die Episode mit dem Rezept, welches ich in einer Vision „gefunden“ hatte.
Meine Mutter erwiderte darauf: „Ach, das ist ja interessant. Auf dem Alexanderturm war ich einmal in meinem Leben gewesen und zwar, als ich mit dir schwanger war. Ja, und deine Oma hatte auch solche Vorahnungen von Ereignissen, die dann tatsächlich eingetreten sind. Frag sie doch mal danach, wenn du mal wieder hier auf Besuch bist.“
„Oh ja, das werde ich ganz bestimmt tun“, antwortete ich mit freudiger Aufregung. Ich konnte es nun kaum erwarten, nach Thüringen zu fahren und meine Oma danach zu fragen. Meine Oma Elfriede, die mir als Kind immer mein Lieblingsessen gekocht hatte, die kam, wenn ich krank war, die mir Äpfel oder Kekse mitbrachte und mir erlaubte, Limonade zu trinken, soviel ich wollte.
Oma Elfriede lebte nun schon viele Jahre allein in einem Pflegeheim, weil sie und ihr Mann das Haus und den Garten nicht mehr alleine bewältigen konnten und sie ihre Kinder, also meine Mutter und deren Schwester, nicht unnötig verpflichten wollten. Sie lebte sehr gern im Pflegeheim, was sehr selten bei so alten Leuten zu finden war. Mit ihren 88 Jahren war sie geistig noch voll auf der Höhe, sang im Chor mit, hatte regen Kontakt zu den meisten Heimbewohnern und zu den Schwestern immer ein gutes Wort. Kurz gesagt, sie war bei allen Menschen beliebt, die sie kannten.
Jetzt fiel mir wieder etwas ein, als mein Opa vor fünf Jahren gestorben war. Damals hatte ich noch in der Apotheke gearbeitet. Ich wollte mit meiner Mutter für zwei Wochen an die Ostsee in den Urlaub fahren, als der Opa plötzlich im Pflegeheim stürzte und sich den Oberschenkelhals brach und sich anschließend eine Lungenentzündung zuzog. Meine Mutter und ich besuchten Oma und Opa noch kurz vor dem Urlaub; wir saßen in dem Zimmer im Pflegeheim, dass meine Großeltern zusammen bewohnten. Während wir noch überlegten, ob wir den Urlaub absagen sollten oder nicht, sah ich plötzlich neben Opas Bett eine Gestalt stehen. Sie wirkte durchsichtig, stand ganz ruhig und wartete. Mit einem Mal wusste ich, das dort jemand wartete, der meinen Opa mitnehmen wollte und dass es sehr bald geschehen würde. Doch ich sagte nicht, was ich da gerade wahrnahm. Meine Oma flüsterte leise zu mir: „Er wird nicht mehr lange leben, ich kann es fühlen und ich weiß, dass es so ist.“
Mit dem Wissen, dass ich meinen Opa das letzte Mal sah, verließ ich das Zimmer meiner Großeltern.
Am zehnten Tag an der Ostsee kauften wir in einem Supermarkt ein. Neben Lebensmitteln wollten wir auch Windlichter erstehen, da wir am Abend öfters draußen im Vorgarten saßen. Wieder im Quartier angekommen, bemerkten wir, dass wir statt nach Windlichtern nach Friedhofslichter gegriffen hatten. Meine Mutter holte den Kassenzettel heraus, weil sie sie umtauschen wollte. Auf dem Kassenzettel stach uns beiden die Einkaufsuhrzeit mit dem Datum ins Auge: 16.7. 1993, 12 Uhr 45. Wir schauten uns plötzlich wissend an und wir konnten es auch fühlen:
Die Friedhofslichter würden wir nun gleich brauchen, weil der Opa soeben gestorben war.
Zwei Stunden später kam der Anruf von meiner Tante, dass der Opa verstorben war.
Auf dem Totenschein stand neben dem Datum vom 16.7. 1993: Eintritt des Todes festgestellt um 12 Uhr 45. Wieder schauten wir uns an. Das war mit Sicherheit kein Zufall. Irgendwie hatte die Seele von meinem Opa uns dazu veranlasst, Friedhofslichter zu kaufen, dessen waren wir beide absolut sicher.
Bei meinem nächsten Aufenthalt in Thüringen fragte ich meine Großmutter nach ihren Vorahnungen: „Meine Mutter erzählte mir, dass du einige Dinge vorher gesehen hast oder eine Vorahnung hattest. Was war das denn genau, was du da erlebt hast. Mich interessiert das, weil ich wahrscheinlich auch solche Vorahnungen habe und ich mich gerade damit näher beschäftige und es ergründen möchte.“
Meine Großmutter reagierte freudig überrascht auf meine Frage. „Ach ja, darüber habt ihr gesprochen? Na gut, dann werde ich es dir erzählen.“
Und so begann sie ihre Geschichte zu offenbaren:
„Das, was ich dir nun erzähle, wissen bisher nur sehr wenige Menschen. Deine Mutter und ihre Schwester, wissen darüber, einige Nachbarn von damals und natürlich dein Großvater, denn er war ja daran beteiligt. Die Nachbarn haben das längst vergessen, doch ich erinnere mich so deutlich daran, als wenn es erst gestern passiert wäre.
Dein Großvater, also mein Ehemann, galt nach dem zweiten Weltkrieg als verschollen. Ich erhielt eine Nachricht, dass er als Kriegsgefangener in ein Lager verschleppt worden wäre. Niemand konnte mir sagen, ob er noch lebte. Doch ich fühlte es und ich wusste es, dass er wieder nach Hause kommen würde.
Und so wartete ich auf ihn. Einige Jahre später wandelte sich etwas in meiner Wahrnehmung zu ihm, nämlich: seine Position hatte sich verändert. Ich wurde ganz aufgeregt. Ich erzählte es meinen Töchtern, doch so richtig glauben konnten sie es nicht, sie waren noch so jung.
Ich fühlte deutlich, wie er näher und näher kam. Alle paar Tage nahm ich mir bewusst einige Minuten für ihn Zeit. Das ging so etwa zehn Monate lang. Eines Morgens wachte ich schon sehr zeitig auf mit einem riesigen freudigen erwartungsvollen Gefühl. Da war so eine Spannung in der Luft, es knisterte regelrecht. Ich stand auf, zog mich festlich an und setzte mich auf die Bank vor unserem Haus. Meine Kinder und die Nachbarn fragten mich später am Tag:
„Hallo Elfriede, was machst du denn da vorm Haus, und in solchen schicken Sachen?“
Ich antwortete den Nachbarn: „Ich empfange heute meinen Mann aus dem Krieg zurück und da möchte ich für ihn hübsch aussehen.“
Zuerst starrten sie mich fassungslos an. Sie hatten mich ja mit meinen Kindern jahrelang alleine erlebt. Dann murmelten sie leise so etwas wie: ‚Na, jetzt ist sie wohl doch noch verrückt geworden.‘ und gingen kopfschüttelnd in ihr Haus zurück.
Ja, und so wartete ich mehrere Stunden auf meinen Mann vor dem Haus. Ich saß da auf der Bank und lächelte vor mich hin. Ich konnte dabei sehen, wie sich bei den Nachbarn die Gardinen hinter der Fensterscheibe bewegten, weil sie mich beobachteten und insgeheim über mich lachten. ‚Euch wird das Lachen noch vergehen heute‘, dachte ich bei mir.
Am späten Nachmittag war es dann tatsächlich soweit. Mein Mann kam mit einem Stock, auf den er sich stützte, um die Ecke zu unserem Haus gelaufen. Dass ich ihn schon erwartet hatte, registrierte er erst einige Zeit später.
Die Nachbarn konnten sich in ihrem Haus nicht mehr zurück halten und liefen zu uns herüber. Sie waren völlig sprachlos, fanden keine Worte dafür, dass sie meinen Mann an diesem Tag wieder sahen. Aber für mich war es ganz normal gewesen, dass er an jenem Tag wieder nach Hause gekommen war.“
Meine Großmutter hielt kurz inne, um einen Schluck Tee zu trinken, den ich ihr eingegossen hatte. Dann sprach sie weiter:
„Als ich deinem Großvater diese Geschichte erzählte, bestätigte er einige Dinge davon. Ich hatte doch davon gesprochen, dass ich fühlen konnte, dass er sich mit einem Mal zu nähern begann. Das war genau der Zeitpunkt gewesen, als er zusammen mit vielen anderen aus dem Gefangenenlager befreit wurde und er sich nun hunderte Kilometer zu Fuß bis hierher durchschlug.“
Völlig in Gedanken versunken schaute ich vor mich hin. Ich war total fasziniert von dieser Geschichte, die meine Großmutter mir da soeben erzählt hatte.
„Da gibt es noch ein Ereignis, das dich bestimmt auch noch interessieren dürfte“, hub meine Großmutter wieder zu sprechen an.
„Au ja, erzähl es bitte“, freute ich mich jetzt wie ein kleines Kind, dem seine Lieblingsgeschichte vorgelesen wird. In mir hatte wieder dieser Sturm in meinen Zellen zu toben begonnen, so sehr, dass ich vor Aufregung leicht zitterte und zu schwitzen begann.
„Dein Großvater wollte Ende der fünfziger Jahre in der Nähe meines Heimatortes eine Mühle kaufen. Sie wurde ihm versprochen, doch immer wieder wurde der Termin für den Kauf hinausgezögert. Dann stellte sich heraus, dass die Besitzverhältnisse ungeklärt waren. Deswegen gab es eine Gerichtsverhandlung, die sich über Monate hinzog. Auch er war zu einem Termin vorgeladen worden.
An dem Morgen dieses Termins erwachte ich wieder sehr früh und weckte meinen Mann.
„Du brauchst heute nicht in die Stadt zu diesem Gerichtstermin fahren, die Mühle ist heute Nacht abgebrannt“, sagte ich zu deinem Großvater.
Er schaute mich fragend an: „Was sagst du da? Ist das wahr?“
Später am Morgen bekamen wir die Nachricht, dass tatsächlich ein Feuer die Mühle vernichtet hatte.“
Meine Großmutter verstummte und ihr Blick schweifte zurück in die Vergangenheit.
Auch ich blieb still, doch meine Gedanken überschlugen sich und mein Herz klopfte sehr schnell, schneller als sonst.
‚Kann es sein, dass ich, genau wie meine Großmutter, wie in einer Art Traum, Ereignisse vorhersehen kann?‘, fragte ich mich immer wieder.
‚Nur dass sich diese Erlebnisse, auch die außerkörperlichen Erfahrungen, deutlich von den Träumen unterschieden, in denen Erlebnisse vom Tag oder aus der Vergangenheit verarbeitet wurden. Das ist wohl so sicher, wie jeden Morgen die Sonne aufgeht.‘
So saßen wir beide in Gedanken versunken da, bis die Schwester hereinkam und das Abendbrot brachte.
Mit einer neuen Gewissheit in meinem Inneren fuhr ich wieder nach Bayern zurück.
Dieses Gespräch war megawichtig für mich gewesen, da ich nun wusste, dass ich mir diese Erlebnisse nicht einbildete oder zusammen fantasierte.
Obwohl ja die „Einbildung“ die eigene Bildung ist, die aus dem Inneren kommt.
Das, was ich auf der Messe entdeckt hatte, die vielen Bücher vom Inhaber des Seniorenheims und die Erlebnisse meiner Großmutter, das alles stellten für mich wichtige Schlüssel dar, die mir Hinweise über mich selbst gaben, aber auch darüber, dass es noch mehr gab, als nur die reine materielle Welt. Und natürlich war auch Konrad in gewisser Weise nicht nur ein Auftrag, sondern ein Schlüssel.
Ich stand ihm bei, als er in der Rohkostphase verstärkt Aggressionen hatte und anfällig für Diebstahl und fürs Spielcasino wurde. Mehrere tausend D-Mark verspielte er dort. So Manche Lebenspartnerin oder Ehefrau hätte ihn deswegen verlassen. Aber ich konnte das nicht. Das war mein Auftrag.
Dafür hatte er in mir durch das Skilanglaufen die angenehme Seite des Winters geweckt.
Und natürlich das viele Wissen auf der Messe war letztendlich durch seine Neugier mit angeregt worden.
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