Kitabı oku: «DEBORA», sayfa 2

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2. Kapitel

Samstagnachmittag in Hausen im Wiesental. Matthias Brändle gönnte sich ein Bier. Schließlich hatte er gerade die letzte Schubkarre geleert, die in der Wechselmulde vor dem Haus noch Platz fand.

Monate hatte es gedauert, bis er mit dem Aushub für die Erweiterung des Hauses beginnen konnte. Die Baugenehmigung hatte er im Wohnzimmer eingerahmt aufgehängt.

Hinter dem Haus, das seine Eltern kurz nach dem Krieg gekauft hatten, lag ein sehr steiler Abhang mit einer dünnen Humusschicht auf dem rötlichen Sandstein, der sich weiter oben ab und zu zeigte.

Nur deshalb hatte er die Behörden schließlich überzeugen können, dass keinerlei Rutschgefahr bestand.

Matthias war in diesem Haus aufgewachsen. Soweit seine Erinnerung zurückreichte, hinter dem Haus wucherte schon immer diese absolut undurchdringliche Brombeerhecke. Die hatte ihn die letzten zwei Samstage beschäftigt. Seine Frau hatte ihn die ganze Zeit damit geneckt, dass er dahinter wohl ein Dornröschen vermutete.

Ganz zu Ende war der Kampf noch nicht, die Wurzeln der Brombeeren würden ihn noch eine Menge Schweiß kosten. Für eine Baumaschine reichte der Platz einfach nicht aus.

Matthias rechnete damit, dass er auch noch ein Stück Sandstein von Hand abbrechen musste. Jedoch solange er das selbst machte, kostete es schließlich auch nicht viel.

Mit frischer Kraft griff er nach dem Pickel. Es zeigte sich, dass er an den Seiten des Ausbruches, bald auf Stein stieß. Jedoch in der Mitte drang das Werkzeug leicht bis zum Stiel ein. Also begann er dort, die Erde herunterzukratzen. Die herabhängenden Wurzeln bildeten praktisch einen Vorhang, hinter dem er immer weiter eindringen konnte.

Bis zum Abend hatte er so viel Erde gelöst, dass es für eine weitere Wechselmulde ausreichen würde. Zufrieden betrachtete er sein Werk. Wenn man so davorstand, sah es wie ein Höhleneingang aus, ging ihm durch den Kopf.

Nach dem Abendessen, die Sache ließ ihm keine Ruhe, obschon er hundemüde war, versuchte er mit einer langen dünnen Eisenstange, die Tiefe bis zum Fels zu messen. Die Stange fand kaum Widerstand, sie ließ sich einfach immer weiter einschieben bis zu ihrem Ende. Hinter der Erde musste sich ein Hohlraum oder nur noch ganz lockeres Material befinden.

Trotz der Spannung, heute konnte er nicht mehr weitermachen. Gähnend schlurfte er ins Haus zurück. Dornröschen würde bis Montagabend warten müssen.

***

Am Montagabend, Matthias hatte etwas früher Feierabend gemacht, räumte er erst die gelockerte Erde weg, bis ihn ein Gewitter zwang, die Arbeit zu unterbrechen.

Am Dienstagabend war es dann endlich so weit. Schaufel für Schaufel aus der lockeren Mitte landete auf einem Haufen zwischen dem Haus und dem Abhang. Die Neugier verlieh ihm eine Ausdauer, die ihn selbst erstaunte. Die Erde rutschte stets von oben nach, bis sich plötzlich eine Rundung abzeichnete.

Ein Gewölbe aus Sandstein. Das war trotz der schwarzen Schicht deutlich zu erkennen. War es möglicherweise eine Art Dorfbackofen gewesen, ging Matthias durch den Kopf.

Enttäuschung machte sich breit, was sollte in einem alten Ofen schon zu finden sein? Er hatte insgeheim doch auf einen veritablen Schatz gehofft.

Oder zumindest auf verborgene Räume, die seine Nutzfläche zum Beispiel um einen Weinkeller, in dem man auch Partys mit Freunden feiern konnte, erweitert hätten. Nur gut, dass er Margarethe noch nichts davon gesagt hatte. Er wusste, dass sie es nicht böse meinte, aber es traf ihn trotzdem jedes Mal, wenn sie ihn wegen seiner blühenden Fantasie auslachte.

Schluss für heute! Außerdem wollte er zuerst den nervigen Vorhang aus diesen Wurzeln weghaben, die ihm dauernd im Weg hingen. Dazu musste er sich jedoch irgendwo eine Leiter borgen. Und eine kräftige Maschine mit flachem Spitzmeißel besorgen, um dem Wurzelwerk gründlich zu Leibe zu rücken …

Bis Freitag hatte er immerhin die Leiter organisiert, dabei war es jedoch geblieben.

Jetzt, am Samstag, hieb er mit einer alten Axt die Wurzeln, die ihn so lange geärgert hatten aus den Ritzen. Schlag für Schlag legte er den Sandstein bis auf gute zwei Meter Höhe völlig frei. Mühsam war es schon. Die Axt wurde rasch stumpf, die Leiter half zwar aufzusteigen, stand jedoch gleichzeitig auch im Weg.

Trotzdem, bis zum Mittagessen war der Sandstein oben sauber, unten war ein respektabler Wall entstanden. Am Nachmittag würde er eine weitere Mulde mit Erde, Sandsteinstücken und Wurzeln füllen können.

Für den Rest und den Inhalt des "Ofens" würde er noch eine Letzte brauchen, dann waren die Erdarbeiten endlich beendet, schätzte er.

Die Rückwand des neuen Anbaus, eine Mauer aus Zementsteinen, würde auf dem Sandstein guten Halt finden. Zuvor galt es jedoch, eine Entwässerungsrinne in den Stein zu schlagen. Die nächste Knochenarbeit, die auf ihn wartete.

Kurz nach drei, die Mulde war gefüllt, ein Bier getrunken, machte er mit dem Ausschaufeln des Ofens weiter. Schnell wurde die Öffnung oben größer, das Gewölbe schien doch einige Meter in den Fels zu reichen. Außerdem zeigte sich, dass das Loch nicht einfach mit Erde gefüllt war, sondern eher nur an der Außenseite zugeschüttet.

Matthias stellte die geborgte Leiter noch einmal auf, um besser einen Blick ins Innere werfen zu können. Viel war nicht zu sehen, ein dunkles Loch. Matthias warf einen Stein in die Öffnung, deutlich hörte er ein Glas klirren.

Also wohl doch ein Keller.

Mit einer Taschenlampe bewaffnet stieg er abermals auf die Leiter. Jetzt wollte er es genau wissen.

Der Raum maß sicher vier mal vier Meter, stellte er fest. Viel war zwar nicht zu erkennen, an der Rückwand standen Regale, die unter einer dicken Staubschicht lagen. Matthias war trotzdem begeistert. Ein Felsenkeller. Was konnte man da alles aufbewahren. Käse, Bier, Wein und zur Not auch noch Kartoffeln.

Mit neuer Kraft grub er weiter. So schnell wie möglich wollte er in den Raum.

Er brauchte nur genug Platz, um oben durchzukriechen, den Rest der Erde konnte er später noch wegräumen.

Mit den Füssen voran ließ er sich auf der Rückseite des Erdhügels hinuntergleiten. Sofort war er völlig verdreckt, aber das spielte im Moment überhaupt keine Rolle.

Natürlich hatte er Staub aufgewirbelt, zu sehen war trotz der Lampe nur noch wenig. Tastend suchte er den Boden ab, bekam etwas zu fassen, das sich wie ein Besenstiel anfühlte. Er hob es auf, um es genauer zu betrachten.

Das Ding war nicht ganz rund, am oberen Ende war eine deutliche Verdickung zu erkennen. Matthias ließ es entsetzt fallen, als er das "Ding" erkannte. Ein Oberschenkelknochen. Vermutlich war es der einzige Knochen, den er sicher einem Menschen zuordnen konnte. Und ausgerechnet den musste er erwischen, ging ihn durch den Kopf, als er schon wieder draußen war.

Margarethe machte große Augen, als sie ihn sitzen sah. „Wie siehst du den aus, hat es dich verschüttet?“, wollte sie wissen.

Das einzig Erkennbare in seinem Gesicht waren die Augen, der Rest war gleichmäßig schwarz. Immerhin konnte sie deshalb nicht sehen, wie blass er war.

Er schüttelte den Kopf. „Ich war da drin, deshalb.“

„Das wasche ich nicht mehr, das kannst du gleich wegschmeißen!“, schnaubte sie, „und komm ja nicht so in die Wohnung, sonst kannst du etwas erleben!“

Sie machte auf dem Absatz kehrt, laut schimpfend ging sie zurück ins Haus.

Matthias war noch nicht klar, was er tun sollte. Das Loch einfach mit Brettern verschließen, wäre vermutlich das Beste. Aber die Sache würde ihm niemals Ruhe lassen. Vielleicht waren die Knochen schon hunderte Jahre alt, dann wäre es nicht so schlimm.

Schnell verwarf er den Gedanken wieder, die Regale hatten nicht so ausgesehen, als ob sie aus der Steinzeit stammten.

Eine offizielle Grabkammer konnte es auch nicht sein, dann hätte man davon gewusst. Er musste die Polizei verständigen und Margarethe davon erzählen. Dass sie keine Gräber mochte, das wusste er.

Wie sie damit fertig werden würde, dass sie nur wenige Meter von einer Leiche entfernt, jahrelang gewohnt und geschlafen hatte, das würde sich bald zeigen, dachte er.

Brav zog er sich bis auf die Unterhose aus, bevor er die Wohnung betrat. Sie ging ihm sofort aus dem Weg, jedoch sein eigener Anblick im Badezimmerspiegel ließ ihn für einen Moment die Sache vergessen. Frisch geduscht und einigermaßen gefasst schlenderte er zu ihr in die Küche.

Als sie sich schnell aus dem Raum stehlen wollte, packte er sie an den Handgelenken. „Schluss mit dem Theater! Ich muss mit dir reden.“

„Ach ja, über was denn?“, wollte sie wissen.

„Da draußen“, wies er mit der Hand in die Richtung, „habe ich einen alten Keller entdeckt.“

Jetzt hörte sie schon aufmerksamer zu.

„Das ist aber noch nicht alles.“ Sanft schob er sie auf einen Küchenstuhl. „Ich habe einen Knochen gefunden.“

„Einen Knochen“, wiederholte sie.

„Ja, aber nicht irgendeinen, einen Oberschenkelknochen. Da drin liegt eine Leiche!“

Sie brauchte einige Sekunden, um zu verstehen. „Bist du sicher?“, presste sie schließlich hervor.

„Ich fürchte ja“, gab er zurück.

„Dann musst du die Polizei rufen!“

„Ja, gleich, ich wollte es nur dir zuerst sagen.“

„Entschuldige wegen der Wäsche! Ich hatte schon schlechte Laune, das war aber nicht wegen dir. Karin hat vorher ins Bad gekotzt, ich war gerade fertig mit dem Putzen.“

„Schon in Ordnung, mach dir keine Sorgen.“

Matthias hatte schon ein Kabel gezogen und seinen Halogenscheinwerfer installiert, bis zwei Beamte eintrafen, die von Margarethe zur Baustelle geführt wurden.

Der Knochen war deutlich zu erkennen und wenn man wusste, wonach man suchte, konnte man auch den Rest des Skelettes im Staub erkennen.

„Ja, das sind eindeutig menschliche Knochen“, bestätigte der Jüngere der beiden, der als Erster auf die Leiter gestiegen war. „Die dürften allerdings schon eine ganze Weile daliegen“, fügte er noch an.

„Mindestens seit 1948“, bestätigte Matthias, „in diesem Jahr hat mein Vater das Haus gekauft.“

„Der Keller war nicht bekannt?“, fragte der ältere Beamte.

Matthias schüttelte den Kopf. „Ganz bestimmt nicht!“

Der Beamte wandte sich an seinen Kollegen. „Was meinst du, es ist Wochenende? Auf ein oder zwei Tage mehr kommt es jetzt auch nicht mehr an.“

„Denke ich auch. Außerdem ist die Fundstelle gut geschützt. Sie lassen einfach bis Montag niemanden an die Stelle, Herr Brändle. Und am besten behalten Sie das Ganze für sich!“

Matthias nickte.

„Wer weiß bis jetzt davon?“, fragte der Ältere nach.

„Nur ich und meine Frau“, erwiderte Matthias.

„Haben Sie Kinder?“

„Ja.“

„Die haben noch nichts mitbekommen?“

„Nein, aber wenn sie den Streifenwagen gesehen haben, werden sie und die Nachbarn natürlich Fragen stellen“, antwortete Matthias.

„Sagen Sie einfach, wir suchen nach einem angefahrenen Reh“, antwortete der Beamte. „Das fällt nicht auf.“

„Wenn Sie meinen.“

„Am Montag kommen dann allerdings schon eine ganze Menge Leute, nur dass Sie sich darüber klar sind, Herr Brändle.“

„Am Montag muss ich arbeiten“, antwortete er.

„Zumindest am Morgen sollten Sie anwesend sein, sonst riskieren Sie, dass man Sie abholt“, mahnte der Beamte.

Matthias gab sich geschlagen. „Gut, ich bleibe hier.“

„Und verändern Sie bitte nichts mehr!“

„Ich habe versprochen, die Leiter bis Sonntag zurückzubringen“, wand sich Matthias.

„Das ist möglicherweise gar nicht schlecht“, sagte der jüngere Beamte. „Dann kommt auch keiner auf die Idee,

draufzusteigen. Am besten bringen Sie sie heute noch.“

Matthias versprach es, die Beamten verabschiedeten sich, dann war Margarethe auch schon mit dem Abendessen fertig.

Als Matthias später mit der Leiter auf der Schulter die Straße hinabging, waren auffallend viele Nachbarn in den Gärten oder auf ihren Balkonen, die ihn beobachteten. Bald sprach ihn die Erste an. „Was hat denn die Polizei bei Ihnen gemacht?“, wollte sie wissen.

Matthias erklärte, wie geheißen, dass sie nach einem geflohenen, angefahrenen Reh suchten.

Das Interesse verflog sehr schnell, schon nach kurzem Getuschel war fast niemand mehr zu sehen.

Nur einer der Nachbarn, er war nicht draußen gewesen, stützte nachdenklich den Kopf in die Hände. Jetzt war es wohl so weit. Der Tag, vor dem er sich seit bald fünfzig Jahren fürchtete, war heute gekommen.

***

Kommissar Krüger gönnte sich an diesem Freitag etwas früher Feierabend, um seine Partnerin, Elisabeth Graßel von der Arbeit abzuholen. Zu Fuß. Er liebte es mit ihr Hand in Hand durch Freiburg zu schlendern.

Etwas mehr als ein Jahr wohnten sie jetzt zusammen. Sie hatte seine Vorstellung von Frauen völlig verändert, ließ sich nicht einordnen und verlangte ihm viel ab. Trotzdem war Krüger noch nie so glücklich in einer Beziehung gewesen. Egal, was sie wollte, sie war es ihm wert.

Meistens bat er sie unterwegs in ein Café, denn dort hatte er ihre ganze Aufmerksamkeit. Zu Hause blieb sie kaum länger als ein paar Minuten sitzen, immer war noch etwas zu tun, dass sie nicht lassen konnte.

Vor der Stadtbibliothek, wo sie arbeitete, wartete er geduldig, bis sie erschien.

Zusammen mit einer Kollegin eifrig im Gespräch trat sie vor den Eingang, zwinkerte ihm zu, während die Kollegin ohne Pause weitersprach.

Krüger winkte lässig zurück, dann blieben seine Augen an ihrer Begleiterin hängen. Eine auffallend schöne Frau, mit langen gekräuselten roten Haaren.

Sein Blick fiel auf ihre ebenfalls roten Pumps, dann folgten die sehr langen Beine, die unter einem kurzen weißen Rock endeten. Weil die Damen einen guten Meter über ihm oben auf der Steintreppe standen, ließ sich erkennen, dass auch ihr Höschen farblich zu Schuhen und Haaren passte.

Eine äußerst peinliche Situation. Was sollte er tun? Deutlich wegschauen wäre genauso unhöflich, wie sie anstarren.

Wenn er geraucht hätte, dann könnte er sich abwenden und eine Zigarette anzünden, ging ihm durch den Kopf. Ein Taschentuch, um sich umständlich die Nase zu putzen, hatte er auch nicht dabei.

Schuhe binden, fiel ihm ein. Er ging in die Hocke und nestelte an seinen Schuhen herum. Zwischenzeitlich warf er einen Blick nach oben in der Hoffnung, dass sich die Sache von selbst erledigte. Eines war klar. Wenn jetzt jemand zusah, dann würde der oder die denken, dass er das Schuhe binden nur vortäuschte, um noch besser hinsehen zu können. Dass es Elisabeth nicht so empfand, konnte er nur hoffen.

Zum Glück drehte sich die Sirene kurz darauf auf dem Absatz um und verschwand wieder im Gebäude. Elisabeth stieg zu ihm herab. „Du holst mich ab, wie nett von dir.“

Krüger versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. „Ich konnte ja nicht wissen, dass du noch etwas mit einer Kollegin besprechen wolltest. Hattet ihr noch etwas vor?“

Sie schüttelte den Kopf. „Das war nur eine Praktikantin, die noch etwas fragen wollte.“

Sie sah ihn an. „Eine schöne Frau, nicht wahr?“

Krüger spürte, dass er rot wurde. „Ja, nicht schlecht, aber so genau habe ich nicht hingesehen“, schwindelte er.

„Doch sie ist eine wirkliche Schönheit“, beharrte sie, „die gefällt allen. Diese Haare, zweiundzwanzig Jahre alt, Pfirsichhaut und dazu ist sie auch noch klug. Fast zu viel des Guten.“

Krüger bot ihr den Arm, zog sie mit. „Was hast du denn heute gemacht?“, fragte er, auch, um vom Thema wegzukommen.

„Monique, die von eben, hat mich den ganzen Tag begleitet“, antwortete sie. „Monique ist richtiggehend in Bücher verliebt, es macht Spaß, ihr beim Stöbern zuzusehen. Sonst war alles wie immer. Und bei dir?“

Krüger hatte schon wieder ein Bild vor Augen, Monique auf der Leiter. Trotzdem antwortete er gleichmütig. „War ein lockerer Tag, nichts Besonderes. Deshalb konnte ich ja auch so früh Feierabend machen.“

Am ersten Café schlenderten sie noch vorbei, Krüger hoffte insgeheim, dass sie direkt nach Hause gehen würden, um das Gespräch nicht wieder auf die Praktikantin kommen zu lassen.

Beim zweiten erhielt er einen Stups in die Rippen. „Da war doch ein sehr guter Kaffee letztes Mal, wir wollten doch wiederkommen.“

Schon musste Krüger wieder schwindeln. „Ja ja, da wollte ich auch hin, ich bin nur in Gedanken fast daran vorbeigegangen.“

„Was beschäftigt dich denn?“, wollte sie wissen, nachdem sie Platz genommen hatten.

Schon saß Krüger wieder in der Falle, was sollte er antworten. Am besten Flucht nach vorn, er wollte sie nicht anlügen. Ein wenig Schwindel um des lieben Friedens willen war noch vertretbar, aber so richtig bewusst lügen, das würde sich irgendwann rächen.

„Ja, weißt du, die Situation vorhin, das beschäftigt mich“, gab er zu.

„Die Situation“, wiederholte sie. „Welche denn?“

„Ja, du und diese Praktikantin auf der Treppe, ich weiß wirklich nicht, wie ich in so einem Fall, ich meine, wie ich reagieren soll, hinsehen oder nicht?“, versuchte er zu erklären.

„Weshalb solltest du nicht hinsehen?“, fragte sie zurück.

„Also entschuldige“, begehrte Krüger auf. „Dass ihr Frauen das nicht mögt, wenn der Partner einer anderen nachschaut, das ist schon ein Fakt, auch wenn ihr es nicht immer zugebt.“

„Nachschauen ist etwas anderes“, erklärte sie. „Aber hinsehen, darfst du schon.“

Er lachte kurz auf. „Und worin genau besteht der Unterschied?“

„Sobald du zu flirten anfängst, dann ist es nicht mehr in Ordnung“, erklärte sie ernsthaft.

„Ach so“, gab er zurück. „Dann ist ja alles klar.“

„Ja, ist doch ganz einfach.“

„Ja, genauso einfach wie vier Elefanten im Käfer. Zwei vorne und zwei hinten, das war’s“, antwortete er verschmitzt.

Sie machte große Augen.

„Sag nicht, den kennst du nicht?“, fragte er nach.

„Noch nie gehört“, behauptete sie.

„Der ist älter als ich“, brummte er.

„Worum geht’s denn bei diesen Elefanten, wie man sie zusammenbringt?“

„Du treibst wieder einen deiner Späße mit mir“, mutmaßte er.

„Nein!“

„Also bitte, Schatz, ich versuche endlich einmal herauszufinden, wie ein Mann sich verhalten soll, wenn zwei oder noch schlimmer, mehrere Frauen anwesend sind und du nimmst mich auf den Arm.“

„Das beschäftigt dich also. Du möchtest nichts falsch machen, wenn ich dich richtig verstehe?“

„Schön“, brummte Krüger. „Wir machen Fortschritte.“

„Geht es jetzt im Besonderen um Monique?“, wollte sie wissen.

„Ja, könnte man sagen. Ich wäre allerdings auch um eine allgemeingültige Version froh“, erklärte er grinsend.

„Mit Monique hast du ja nicht geflirtet, also alles in Ordnung.

Im Allgemeinen, also, eigentlich, ja, du musst schon die Situation berücksichtigen. Die Laune, die gerade vorherrscht. Ist sie in festen Händen, mag ich sie oder nicht, das spielt alles eine Rolle“, antwortete sie.

„Wichtig ist dabei noch, ist sie dein Typ oder nicht, schaust du nur oder ziehst du sie mit den Augen aus, wirst nervös, verhältst du dich anders als sonst“, zählte sie auf.

Krüger nickte ergeben. „Also war ich schon auf der richtigen Spur, es liegt gar nicht an mir, ihr macht da einfach mit uns, was ihr wollt“, stellte er fest.

„Es gibt natürlich solche Frauen“, behauptete sie, „denen es nur darum geht, den Partner ins Unrecht zu setzen, egal ob er etwas gemacht hat oder nicht.“

Krüger nickte eifrig. „Kenne ich.“

„Ja siehst du, wie du Glück hast, dass ich nicht so Eine bin. Mit so einer Hexe zu leben, muss schwierig sein, das kann ich mir vorstellen“, stellte sie fest.

„Ja, das muss höllisch sein“, antwortete er grinsend.

„Und siehst du, wir können über so etwas ganz normal sprechen. Es ist schon sehr wichtig, dass der andere weiß, was geht und was nicht, findest du nicht auch?“

„Doch, doch“, bestätigte er, „da hast du recht.“

„Jetzt habe ich das Gefühl, dass du mich nicht ganz ernst nimmst?“, fragte sie lauernd.

„Nein, so meine ich das nicht“, besänftigte er. „Ich habe gefragt und du hast geantwortet, ein Stück weit sehe ich klarer, aber so ganz verstanden habe ich, vermutlich noch nicht.“

„Soll ich es noch vertiefen“, fragte sie, fast schon an eine Therapeutin erinnernd.

„Für heute ist es gut“, wehrte er ab. „Es war ja auch nur wegen deiner schönen Kollegin.“

„Du hast sie also doch angesehen“, stellte sie messerscharf fest.

Er hob den Zeigefinger. „Aber ohne zu flirten.“

„Ja das stimmt“, gab sie zu. „Jedoch hat sie einen festen Freund, in den sie sehr verliebt ist. Du hättest ohnehin keine Chance“, fügte sie noch an.

Krüger hatte nicht gerade viele Zitate auf Lager, aber das vom armen Tor, der so klug ist wie zuvor, das ging ihm schon während des ganzen Gesprächs durch den Kopf. Unbekanntes Terrain konnte man es auch nennen oder diesen Streifen Niemandsland der Frauen, der sich jeglicher Kontrolle durch ein männliches Wesen entzog.

Außerdem wusste sie schon intime Dinge über diese Monique, obwohl sie sich heute zum ersten Mal gesehen hatten. Krüger hatte den unbestimmten Verdacht, dass Frauen unter sich ganz locker über ihre Erlebnisse plauderten.

Krüger kannte keinen einzigen Kollegen, mit dem er ein solches Gespräch hätte führen wollen. Auch nach Jahren nicht.

Sie holte ihn aus seinen Gedanken. „Was ist nun mit diesen Elefanten?“, wollte sie wissen.

„Das ist nur ein uralter Witz“, gab er zurück.

„Dann erzähl ihn“, verlangte sie.

„Ja, aber du kennst ja die Pointe schon.“

„Trotzdem, vielleicht kann ich ihn behalten bis Montag“, drängte sie.

„Besser nicht, du würdest dich vermutlich blamieren, weil die meisten ihn schon seit ihrer Schulzeit kennen“, brummte Krüger. „Aber wie du möchtest. Die Frage ist, wie bringt man vier Elefanten in einen VW-Käfer?“

„Ach so. Ja, und wie?“

„Zwei vorne und zwei hinten, wie gesagt“, antwortete Krüger mit einer wegwerfenden Handbewegung.

„Aber die gehen doch gar nicht durch die Tür“, gab sie zurück. „Und wo sollte der Fahrer sitzen?“

„Ja, rutsch rüber“, antwortete Krüger tonlos.

Sie brach in schallendes Gelächter aus, „rutsch mal rüber, der ist gut, den muss ich mir merken.“

Krüger seufzte. Wie so oft bei ihr, eine Antwort warf mindestens drei neue Fragen auf. Ein endloses Labyrinth, in dem er sich mit ganzem Herzen gerne verirrte. Und kein Gedanke daran, jemals wieder herausfinden zu wollen.

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