Kitabı oku: «Lebensmutig», sayfa 2
Nichts ist unlösbar
„Wir laufen zum Fluss und gehen dann auf dem Wasser. Das kann man, man kann alles, was man will!“
Na ja, ganz so einfach wie bei Pippi geht es natürlich nicht. Auch unserem Wollen sind Grenzen gesetzt. Und ich für meinen Teil kann nur sagen: Gott sei Dank ist das so! Was habe ich in meinem Leben nicht schon alles tun und haben wollen, war aber hinterher heilfroh, dass sich die Dinge anders entwickelt hatten. Mein Wollen ist ja nicht immer nur durchdacht, gut und lebensförderlich, sondern enthält auch egoistische, unreife und unbedachte Anteile!
Dennoch: Menschen, die um ihre Selbstwirksamkeit wissen, die vor Hindernissen und Problemen nicht direkt einknicken, sondern zunächst einmal fest davon überzeugt sind, dass sie diese Hürden überspringen können und dass es immer irgendeinen Weg gibt, sind deutlich resilienter als die Pessimisten und Schwarzseher.
Aber kann man Optimismus lernen? Ja, man kann! In diesem Lernprozess geht es nicht darum, sich eine rosarote Brille aufzusetzen und sich fortan immer alles schönzureden, Probleme einfach auszublenden oder den Kopf in den Sand zu stecken. Solch eine blauäugige Lebensführung kann böse enden, weil wir in unserer Unbedarftheit in jede nur erdenkliche Falle tappen, die das Leben zu bieten hat. Nein, es geht vielmehr darum, sich auch angesichts von Problemen und Schwierigkeiten eine positive und bejahende Haltung zum Leben zu bewahren. Wie kann das geschehen? Hier einige Impulse:
Keine Verallgemeinerungen
Ich hüte mich vor Verallgemeinerungen. Nur weil ich gerade an einer Stelle des Lebens Probleme habe, ist nicht gleich alles problematisch. Nur weil ich beispielsweise gerade keinen Job finde oder es in meiner Ehe nicht rundläuft, heißt das nicht, dass alles in meinem Leben immer und nur schiefgeht. Nur weil ich in einem Punkt versagt habe, bin ich nicht grundsätzlich ein Versager. Menschen mit einem Hang zum Pessimismus neigen genau zu dieser Verallgemeinerung. Das kenne ich von mir selbst nur zu gut! Und ich muss mir immer wieder bewusst machen, dass die Probleme, die ich momentan habe, in der Regel nur einen ganz kleinen Teil meines gesamten Lebens ausmachen. Neben dem gibt es viele andere Bereiche, in denen es richtig gut läuft. Mache ich mir das bewusst, gelange ich wieder zu einer ausgewogenen und deutlich optimistischeren Sicht auf mein Leben.
Handlungsfähig bleiben
Ich vermeide eine vorschnelle „Da-kann-man-nichts-machen“-Haltung, die einer Opferstarre gleicht, sondern bleibe handlungsfähig. Das hilft, auch in Situationen, die ich nicht ändern kann, nach Möglichkeiten zu suchen, das Leben dennoch zufriedenstellend zu gestalten. Auch wenn ich „Ja“ sage und annehme, was sich nicht verändern lässt, bleiben ja immer noch genügend Spielräume, Dinge zu ändern, die ich ändern kann. Z. B.:
Ich habe nicht genug Geld, um in den Urlaub zu fahren? O. k. Akzeptiert! Aber was gibt es für Möglichkeiten, vor Ort und ohne großen finanziellen Aufwand für meine Erholung zu sorgen?
Ich habe keinen Partner? O. k. Angenommen! Aber was kann ich auf andere Weise tun, um meinem Wunsch nach Austausch und Gemeinschaft Genüge zu tun? Welche Möglichkeiten gibt es, andere Singles kennenzulernen (unter denen dann vielleicht auch ein potenzieller Partner ist)?
Meine kleinen Kinder lassen mir nicht viel Zeit für mich selbst? Ja! Das ist so! Aber welche Möglichkeiten habe ich, mir trotzdem ein wenig Luft zu verschaffen? Etwa durch einen Babysitter oder bessere Absprachen mit meinem Partner?
In jedem Fall verharre ich nicht in einer Opferstarre, sondern werde aktiv und nehme mein Leben in die Hand! Dieses aktive „Ich-pack-mein-Leben-an“ holt uns aus dem sich selbst bedauernden Pessimismus heraus und gibt uns einen deutlichen Schubs Richtung Optimismus. Und je mehr wir entdecken, dass diese kleinen, aber höchst aktiven Schritte Erfolg haben, umso mehr wächst in uns eine optimistische Lebenshaltung.
Durchhaltevermögen entwickeln
Ich bleibe dran! Kann sein, dass die ersten Schritte Richtung positive Lebensgestaltung nichts bringen. Jetzt bloß nicht in eine „Siehste-hab-ich-doch-gleich-gesagt-dass-ich-keine-Chance-habe“-Haltung zurückfallen. Der Optimismus sagt: Das ist normal! Viele Dinge klappen nicht auf Anhieb, sondern erst beim zweiten oder dritten Anlauf. Ich versuche es deswegen noch einmal, und wenn es sein muss, auch noch ein weiteres Mal. Irgendwann wird es klappen! „Man kann alles, was man will“, sagt Pippi und meint damit, dass wir an den Dingen, die uns wirklich wichtig sind, mit Biss und Durchhaltevermögen dranbleiben müssen, um zum Ziel zu kommen. Ansonsten war unser „Wollen“ nur eine Farce.
Vertrauen in die Selbstwirksamkeit stärken
Ich stärke mein Selbstvertrauen und das Zutrauen in meine Selbstwirksamkeit. Das kann ich tun, indem ich allen verunsichernden und mich selbst kleinmachenden Gedanken Einhalt gebiete und ihnen nicht so viel Aufmerksamkeit schenke. Stattdessen fange ich an, mir etwas zuzutrauen: „Du schaffst das!“ Darüber hinaus distanziere ich mich von Menschen, die mich runterputzen, verunsichern und geringschätzen, und umgebe mich viel mit Menschen, die mich ermutigen, loben, mir etwas zutrauen, an mich glauben und mich fördern.
Wie enorm wichtig das ist, habe ich gerade erst erfahren. Vor ein paar Wochen nahm ich an einem Chorworkshop teil: Zwei Abende und einen ganzen Tag lang wurde geprobt, dann sollte das Konzert stattfinden. Als ich am ersten Abend die Fülle der einzuübenden Musikstücke sah, dachte ich nur: Never! Niemals kriegen wir das alles in dieser kurzen Zeit in unseren Schädel! Aber die Chorleiterin war dermaßen überzeugt von uns und unserer Lernfähigkeit, dass ich mich an ihre Überzeugung drangehängt und blind darauf verlassen habe, dass sie uns realistischer (und besser) einschätzt als wir selbst. Und sie hatte mit ihrer Wahrnehmung absolut recht. Da war viel, viel mehr! Entscheidend war allerdings auch, dass sie mit ihrer geballten Kompetenz dabei war und uns souverän und sicher führte. Auch und gerade in schwierigen Passagen brauchten wir sie nur anzuschauen und uns an ihre Sicherheit dranzuhängen.
Anhand dieses Beispiels habe ich hautnah erlebt, wie wichtig andere, positive Menschen für die Entwicklung unseres eigenen Optimismus und unseres Selbstvertrauens sind.
Genauso wichtig ist Gott für mich! Die Bibel ist voll mit Geschichten, die davon erzählen, dass er Menschen Ungeheuerliches zutraut. So ungeheuerlich, dass diese Menschen immer zunächst einmal die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen und völlig überfordert gequiekt haben: „Das kann ich nicht! Such dir doch bitte, bitte jemand anders!“ Aber Gott sagt jedes Mal: „Du schaffst das, weil ich doch bei dir bin!“ Dem Josua, der die Führungsrolle von Mose erbte, sagt er z. B.: „Sei stark und mutig! Hab keine Angst und verzweifle nicht. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin bei dir, wohin du auch gehst“ (Josua 1, Vers 9)! Ist das nicht genial? Gott traut uns ganz viel zu, verzieht sich dann aber nicht wieder, sondern bleibt mit seiner Stärke und Kompetenz bei uns. Wir brauchen ihn nur anzuschauen und können uns an ihn dranhängen!
Gelassenheit einüben
Ich erwarte, dass das Leben und mein Inneres Lösungen und Wege finden werden. Das braucht manchmal etwas Zeit und Geduld. „Gut Ding will Weile haben“ oder „Schlaf erst mal eine Nacht drüber – morgen sieht die Welt schon wieder ganz anders aus“ oder „Abwarten und Tee trinken“ sind Lebensweisheiten, die sich schon mehr als einmal bewährt haben. Das Wort „Optimismus“ vermittelt ja eine gewisse Leichtigkeit. Und darum geht es neben unserer konkreten Mitarbeit auch: mit Leichtigkeit und Gelassenheit dem nächsten Tag entgegenzublicken in der Erwartung, dass sich manche Knoten wie von selbst lösen werden.
Duck dich nicht weg!
„Lass dich nicht unterkriegen; sei frech und wild und wunderbar.“
Friedrich Nietzsche war es, der den berühmt-berüchtigten Satz „Was mich nicht umbringt, macht mich stark“ gesagt hat. Dieser Satz, der im Laufe der Geschichte in der Kindererziehung für so manch unangemessene Abhärtungsmaßnahme gesorgt hat, enthält aber dennoch eine Wahrheit, die sich auch in der Resilienzforschung bestätigt hat: Herausforderungen, die wir angenommen haben, bewältigte Probleme, überwundene Schwierigkeiten und überstandene Krankheiten schwächen uns nicht, sondern machen uns stärker, selbstbewusster und mutiger. Wer sich dagegen immer in Watte packt oder in diese hineingepackt wird, fühlt sich zwar im Moment wohler, weil er die Strapazen einer Herausforderung nicht bewältigen muss, wird aber auf Dauer geschwächt und deswegen zunehmend lebensuntauglich.
Tendenziell neigen die meisten Menschen zunächst dazu, sich wegzuducken, sich drumherumzumogeln, den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen, die bequemere Version zu wählen, auszuweichen und zu hoffen, dass sich die Dinge von selbst erledigen. Das ist auch nicht immer verkehrt und kann im Einzelfall die einzig mögliche Bewältigungsstrategie sein. Wer das „Wegducken“ aber durchgängig zu seinem Lebensmotto erklärt, der schwächt seine Resilienz. Denn das ermutigende Erfolgserlebnis, der Stolz, es geschafft zu haben, das begeisterte „Wer-hätte-gedacht-dass-ich-zu-so-was-in-der-Lage-Bin?“ fehlt dann eben auch. Mit der „Wegduckermentalität“ bombardieren wir unser Inneres permanent mit Botschaften wie: „Ich kann das nicht!“, „Ich trau mir das nicht zu!“ oder „Ich bin dem Leben und seinen Anforderungen nicht gewachsen!“. In unserem Inneren schwingt dann immer die bange Frage mit: „Werde ich überhaupt mit dem Leben fertig, wenn ich mit seinen harten Seiten konfrontiert werde? Werde ich zurechtkommen, wenn ich auf mich allein gestellt bin und die unangenehmen Dinge nicht mehr auf andere abwälzen kann?“ Uns fehlen ja durchweg die positiven Erfahrungen, die zeigen, dass wir es schaffen!
Also ran an die nächste Herausforderung! Nicht unterkriegen lassen, sondern den Stier bei den Hörnern packen und das Thema bzw. das Problem angehen. Der Alltag bietet genügend große und kleine Gelegenheiten, zu üben und dadurch resilienter zu werden.
An kleinen und großen Herausforderungen wachsen
Sie hätten schon längst den nächsten Termin beim Zahnarzt oder für eine gänzlich unangenehme, aber leider auch notwendige Untersuchung vereinbaren müssen? Schluss mit Drumherummogeln, ran ans Telefon und einen Termin gemacht! Denken Sie an das erleichterte Gefühl, das sich nach überstandener Untersuchung einstellt: „Super, ich hab’s geschafft! Jetzt hab ich Gewissheit, dass alles in Ordnung ist, und ich kann die nächsten Schritte einleiten!“
Ihr Chef sucht nach jemandem, der für das anstehende Meeting eine kleine Präsentation vorbereitet? Bis jetzt haben Sie sich vor dieser Herausforderung immer erfolgreich gedrückt. Aber jetzt ist Schluss mit wegducken und kleinmachen in der Hoffnung, dass es Sie nicht trifft. Jetzt gehen Sie in die Offensive und sagen: „O. k., ich mach’s!“ Denken Sie an das stolze Gefühl, was sich nach vollbrachter Leistung einstellen wird. Und: Sie brauchen in Zukunft keine Angst mehr zu haben, wenn der spannt bleiben, weil Sie sich selbst bereits bewiesen haben, dass Sie der Herausforderung gewachsen sind.
Ihnen ist schon seit längerer Zeit klar, dass Sie dringend ein klärendes Gespräch mit einer Kollegin, einem Nachbarn, Ihrem Partner oder mit einem Ihrer Kinder führen müssten? Die Art und Weise, wie der- oder diejenige sich Ihnen gegenüber verhält, können Sie auf gar keinen Fall länger hinnehmen. Dieses klärende Gespräch schieben Sie aber immer auf die lange Bank. Dabei merken Sie, dass Sie sich selbst und Ihre Position zunehmend schwächen und von dem anderen mehr und mehr als Opfer gesehen werden. Das wird sich jetzt ändern! Sie werden sich nicht unterkriegen lassen, sondern bei nächster Gelegenheit das Gespräch suchen. Gut vorbereitet werden Sie Ihr Anliegen vorbringen, Position beziehen und unangemessenem Verhalten durch klarformulierte Grenzen den Riegel vorschieben. Denken Sie an das Gefühl von Stärke, das sich nach solch einer Neupositionierung bei Ihnen einstellen wird!
Sie müssen gerade noch geschwind ein paar Zutaten fürs Abendessen besorgen? Normalerweise nehmen Sie aus Bequemlichkeit immer das Auto. Aber eigentlich könnte man diese kurze Strecke bis zum Supermarkt auch mit dem Rad fahren. Und da es draußen weder in Strömen gießt, noch arktische Temperaturen herrschen, Sie keine Pollenallergie, Knieverletzung oder sonstige Gebrechen aufweisen können, da Ihr Fahrrad nicht geklaut wurde, die Bremsen funktionieren und Sie leider auch keinen Platten haben, werden Sie das jetzt auch tun! Denken Sie daran, dass Sie durch das Mehr an Frischluft, Bewegung und Stressverminderung eine Menge für Ihr körperliches und seelisches Immunsystem getan haben!
An diesen Beispielen sehen wir: Das Leben bietet genügend kleine und große Herausforderungen, an denen wir unsere Widerstandskraft stärken, uns abhärten und damit unsere Resilienz trainieren können!
Flexibel bleiben
„Warum ich rückwärtsgegangen bin? Leben wir etwa nicht in einem freien Land? Darf man nicht gehen, wie man will?“
Resiliente Menschen, so hat man in zahlreichen Untersuchungen festgestellt, verfügen über ein hohes Maß an psychischer Elastizität und Anpassungsfähigkeit. In ihren Reaktionsmustern sind sie nicht starr, sondern flexibel. Siegfried Santura, ein deutscher Ingenieur und Autor, formuliert es so: „Wer auf die Nackenschläge des Lebens nicht agil reagiert, verliert Lebensmut und findet – wenn überhaupt – erst nach langem Ringen wieder Zuversicht und Stabilität.“ Was agil (meint: wendig und beweglich) ist, was biegsam und nachgiebig sein kann, bricht nicht so leicht entzwei. Und Lebewesen, die anpassungsfähig sind, kommen mit veränderten und vielleicht sogar eher ungünstigen Lebensbedingungen besser zurecht als die, die nur existieren können, wenn sie in einem stets gleichbleibenden, für sie optimalen Umfeld leben. Mit dieser hohen Flexibilität und Anpassungsfähigkeit gelingt es resilienten Menschen schneller, sich auf neue Situationen und veränderte Bedürfnisse (sowohl eigene als auch fremde) einzustellen. Bei dieser hohen Flexibilität geht es aber auch darum, eine gute Balance zu wahren. Man kann sich biegen, man kann nachgeben, man kann sich ausdehnen, verliert dabei aber nicht die eigene Mitte. Zu dieser Mitte findet man dann eben auch immer wieder zurück. Ausbalanciert bedeutet, dass man sich, wenn das Leben es fordert, ganz weit nach rechts oder links, nach vorne oder hinten ausstrecken oder biegen kann. Dabei fällt man aber weder an der einen noch an der anderen Seite vom Pferd und rutscht auch nicht in irgendwelche Extreme.
Flexibel sein und werden
Heißt: Ich kann mal richtig mies drauf sein, aber ich fange mich auch bald wieder und führe mich zu einer lebensförderlichen Grundhaltung zurück.
Ich kann mich emphatisch mit den Nöten anderer Menschen beschäftigen und alles geben, damit ihnen geholfen wird, aber ich merke auch, wenn es mir zu viel wird und ich drohe, vor lauter Mitleiden selbst umzukippen. Dann balanciere ich mich wieder aus, setze meiner Fürsorge Grenzen und investiere wieder mehr Zeit in die Selbstfürsorge.
Ich kann meine Emotionen benennen und zulassen, lasse mich von ihnen aber nicht beherrschen, sondern bin in der Lage, sie zu leiten und vorübergehend hintanzustellen, wenn sie stören.
Ich kann richtig viel Stress, Rummel, viele Menschen, Aktionen und Termine aushalten, mache das aber nicht zu einem Dauerzustand, sondern kann auch wieder herunterfahren und weiß genauso gut mit mir allein etwas anzufangen.
Ich kann Menschen vertrauen und alles geben, damit Beziehungen gelingen, werde aber nicht zum Alleinunterhalter einer Beziehung und kann auch erkennen und Grenzen setzen, wenn andere mich ausnutzen oder mir schaden wollen.
Ich weiß, wer ich bin und was ich kann, aber auch, was mir gar nicht liegt. Ich weiß um meine Bedürfnisse und um das, was ich brauche, um mich im Leben wohlzufühlen. Dafür – dass es mir gutgeht und mir mein Leben passt – setze ich mich immer wieder aktiv ein. Gibt es an dieser Stelle aber vorübergehend Abweichungen und komme ich streckenweise mal nicht zum Zug, kann ich das aushalten und mich bejahend einklinken, ohne meine Grundausrichtung zu verlieren.
Wie man in diesem Bereich seine Resilienz trainieren kann?
Indem Sie sich (in der erwähnten guten Balance) auf neue Herausforderungen einlassen und mal etwas ausprobieren, was Sie bisher noch nie (so) gemacht haben!
Indem Sie sich etwas trauen, was Ihnen auch ein bisschen Angst macht!
Indem Sie nicht gleich aus dem Hemd springen, wenn etwas nicht so läuft, wie Sie es sich vorgestellt haben und wie Sie es seit jeher gewohnt sind!
Indem Sie auch mal über ihren Tellerrand hinausblicken, sich für anders denkende und anders lebende Menschen interessieren und bereit sind, von ihnen zu lernen.
Auf diesem Weg entdecken Sie, dass andere ihr Leben völlig anders gestalten kann, als Sie es tun – und trotzdem glücklich und zufrieden sind. Sie trainieren damit gedankliche Flexibilität, von der Sie dann im Ernstfall zehren können.
Indem Sie neugierig auf das Leben sind und bleiben!
Indem Sie mal … rückwärts statt vorwärts laufen!
Lernfähig sein
„Das haben wir noch nie probiert, also geht es sicher gut!“ Albert Einstein meinte dazu: „Verrückt ist der, der immer die gleichen Dinge tut, aber andere Ergebnisse erwartet.“ Ein Mensch mit hoher Resilienz tut genau das nicht. Er ist eher wie ein Boxer, der im Ring zu Boden geht, angezählt wird, aufsteht und danach seine Taktik grundlegend verändert. Hier geht es also nicht nur um Flexibilität, die uns wie bei einem Gummiband hilft, uns auszudehnen und dann wieder in unsere Ausgangsposition zurückzubegeben. Nein, hier geht es um grundsätzliche Veränderung unserer Lebenstaktik, weil wir lernfähig sind und kapiert haben, dass unsere bisherige Vorgehensweise dazu führt, dass wir im Ring des Lebens zu Boden gehen. Wer dagegen nicht bereit ist, zu lernen, der steht nach einer Niederlage wieder auf und … macht dann genauso weiter wie zuvor! Dann bekommt er vom Leben wieder eins auf die Nase und noch einmal und noch einmal, denkt aber selbst dann nicht daran, seine Denk- und Reaktionsmuster, seine Grundüberzeugungen und Verhaltensweisen zu überprüfen. Er bleibt beharrlich bei dem, wie er es schon immer gemacht hat. Das nennt Einstein „verrückt“. Zu Recht!
In diesem Bereich resilienter zu werden bedeutet: Verantwortung übernehmen! Dieses Thema wird Ihnen in diesem Buch öfter über den Weg laufen, denn es ist das Kernthema eines lebensmutigen Menschen. Tatsächlich ist es manchmal das Leben selbst, das uns ohne unser Zutun eins auf die Nase gibt. Aber spätestens, wenn uns das an derselben Stelle oder in ähnlichen Situationen noch einmal und noch einmal passiert, kann man eigentlich nicht mehr ausschließlich vom Leben, den Umständen oder dem Umfeld als Verursacher sprechen.
Sie sind halt ein Pechvogel? Glaub ich nicht! Sie ziehen Krankheiten, unglückliche Liebesbeziehungen, miese Chefs und mobbende Mitarbeiter eben wie ein Magnet an? Mag sein, aber dann scheint irgendetwas mit Ihnen und Ihrem Magnetismus nicht zu stimmen! Dieses „irgendwas“ gilt es nun zu klären. Was kann dabei helfen?
Analysestärke und Reflexionsfähigkeit entwickeln
Resiliente Menschen huschen über Niederlagen oder über Situationen, die „blöd gelaufen“ sind, nicht einfach nur hinweg, sondern schauen hin, wie es dazu kommen konnte und was sie zum Misslingen der Situation beigetragen haben. Für dieses unkluge und fehlerhafte Verhalten übernehmen sie, wie bereits erwähnt, Verantwortung (für nicht mehr und nicht weniger!) und setzen genau an dieser Stelle an, um ihre Taktik zu korrigieren und zu verbessern. Manchen Menschen wurde diese Analysestärke mit in die Wiege gelegt, andere müssen sie sich erst aneignen. Aber auch das kann man trainieren! Sagen Sie also nicht nur: „Das Gespräch (die Veranstaltung, die Situation usw.) ist irgendwie blöd gelaufen!“, sondern schauen Sie hin, was denn da blöd gelaufen ist. Sagen Sie nicht nur: „Meine Ehe ist im Eimer“, „Ich komme mit meinen Kollegen nicht klar“ oder „Ich werde andauernd krank“, sondern analysieren Sie die Ursachen und die Zusammenhänge. Was könnte das mit Ihrer Person und Ihrem Verhalten zu tun haben? Und: Was könnten Sie verändern (und werden das demnächst auch tun!), um zu einem anderen Ergebnis zu kommen?
Korrekturbereit sein
Um diese Veränderung auch tatsächlich vornehmen zu können, müssen Sie korrekturbereit sein! Ein wunderbar kluger Satz aus der Bibel lautet: „Wer die Zurechtweisung missachtet, schadet sich nur selbst; wer sie aber annimmt, gewinnt Einsicht“ (Sprüche 15, Vers 32). Es gibt schwierige Situationen, bei denen Sie Ihre Anteile erkennen, aber dennoch entscheiden, dass Sie richtig gehandelt haben (es vielleicht auch gar nicht anders konnten) und genau so auch jederzeit wieder handeln würden.
Wenn Sie beispielsweise jemandem, der sich Ihnen gegenüber permanent sehr unangemessen verhält, endlich Grenzen setzen, es dadurch zu einem Eklat kommt und derjenige sich von Ihnen distanziert, werden Sie vermutlich zu dem Ergebnis kommen, dass Ihr Schritt trotzdem richtig und dringend notwendig war. Auch wenn Ihr Verhalten der Auslöser war, dass diese Beziehung nun auf Eis liegt: Zu korrigieren gibt es Ihrerseits nichts!
Weitaus häufiger sind aber die Situationen im Leben, in denen wir ganz genau wissen, dass wir falschgelegen haben und uns verändern müssten, es aber … trotzdem nicht tun! Weil wir zu stur, zu bequem oder zu stolz sind. Letzteres gilt vor allem für jene Situationen, in denen der andere uns auch noch auf unser Fehlverhalten aufmerksam macht. Jetzt bloß nicht dem anderen den Triumph gönnen und ihm recht geben! Der oben zitierte Bibelvers macht aber deutlich, dass dieses Verhalten höchst unklug ist, weil wir uns mit unserer Unbelehrbarkeit selbst am meisten schaden. Wenn Sie Ihre Resilienz und damit Ihren Lebensmut trainieren wollen, dann werden Sie bereit, sich von anderen etwas sagen zu lassen und auch sich selbst zu korrigieren!
Wenn Sie also das nächste Mal zum wer-weiß-wie-vielten Mal angezählt am Boden liegen, dann machen Sie es wie ein guter Boxer: Stehen Sie auf, überlegen Sie, wo der Fehler lag, und gehen Sie mit einer veränderten Taktik wieder an das Leben dran. Und tun Sie es mit Zuversicht! So wie Pippi, die sagt: „Das haben wir noch nie probiert, also geht es sicher gut!“