Kitabı oku: «Zwischen Himmel und Herde», sayfa 3

Yazı tipi:

Das Wesen des Pferdes


Natur ist echt.

Unsere Natur ist echt.

Nur Natur ist echt.


Und wer daran erst einmal geschnuppert hat, will ab jetzt kein Theater mehr. Denn wir alle wissen, dass es geht – echtes Leben! Alle Resultate sind erarbeitbar, und zwar auch ohne Bestechung, ohne Deal und vor allem auch ohne Brechstange. Es ist zwar anstrengender, benötigt mehr Aufraffen von unserer Seite und bedarf noch mehr Disziplin und Motivation, doch das Resultat, das am Ende entsteht, ist wahrhaftig und echt – und dies nährt uns in der Tiefe unserer Sehnsucht. Es hat eine viel höhere Bedeutung und sättigt nicht nur kurz unser Ego, sondern nährt für immer als Erfahrung unsere Seele und unser Herz.

Das Pferd hat sich über die Jahrhunderte der Domestizierung und der Zuchtauswahl seinen Instinkt und seine Intuition bewahrt. Das allein halte ich für ein Wunder! Da es von Beginn seiner Entwicklung an mehr als 50 Millionen Jahre mehr als wir Menschen in seinem Speicher trägt, ist es nicht so einfach aus der Bahn beziehungsweise aus seiner Natur zu werfen. Bis auf wenige Ausnahmen habe ich bisher in meiner Praxis nur Pferde kennengelernt, die sich rasant und dankbar zurück zu ihrer Natur entwickelten und wieder vollkommen natürlich werden, wenn wir ihnen diese Möglichkeit bieten. Alle, die die Chance bekommen, sich in natürliche Herden zu integrieren – selbstverständlich mit genügend Platz und natürlicher Annäherung, ebenso wie in der Natur –, tun das. Alle widmen sich sofort den gleichen inhaltlichen Lebensthemen: Begegnung, Struktur und Ordnung in der Gruppe herstellen, den eigenen Platz im Gefüge finden, miteinander grasen, trinken, ruhen, pflegen, spielen, toben, für den Ernstfall trainieren, den hormonellen Zyklus erleben und sich demnach präsentieren und zeigen. All jene, die die Wahl haben, kümmern sich ausschließlich um diese natürlichen Bedürfnisse. Ein natürlicher Tag ist damit ausgefüllt. Und wenn doch noch etwas Zeit übrig ist am Tag? Dann ruhen sie wieder. Oder grasen. Oder kraulen sich sozial gegenseitig das Fell. Oder spielen. Sie brauchen keine Ablenkung oder Aufgaben zum Zeitvertreib, wenn Herde und Umfeld stimmen. Pferd sein bedeutet Natur zu sein. Pur. Sonst nichts. Und das reicht!


Das Faszinierende an der Natur der Pferdeseele ist ihre Reinheit. Eine Art natürliche Einfachheit. Dabei hat Einfachheit nicht das Wort „primitiv“ zum Ursprung, sondern „Einheit“. Und Einheit ist das, was der Natur am nächsten kommt, einfach, unmissverständlich, unkompliziert, miteinander verbunden und natürlich – und keinesfalls primitiv.

Die gesamte Natur ist einfach und folgt einfachen Grundgesetzen. Wer die missachtet, erntet Komplikationen. So hat die Natur Dinge geschaffen, die mehr Aspekten des Lebens dienlich sind als ausschließlich einem.

Über die Jahre meiner sehr intensiven Tätigkeit lernte ich die Seele eines Pferdes immer deutlicher und klarer von seiner Pferdepersönlichkeit zu unterscheiden. Durch meine Arbeit habe ich den Eindruck, dass die Seele des Tiers oft mit der Psyche verwechselt wird – was vielleicht im täglichen Umgang auch gar nicht weiter schlimm ist, denn wir sollten dafür sorgen, dass es beiden Anteilen gleich gut geht. Und schließlich ist psychisches Wohlbefinden der Schlüssel zur Seele. Doch sogar die Gelehrten der vergangenen Jahrhunderte bis in unsere heutige Zeit hinein sind sich nicht einig, wie sich das mit der Seele nun so richtig verhält. Wie lässt sich Seele des Pferdes definieren und wie ist es möglich, es verständlich zu formulieren? Selbst Winston Churchill schrieb darüber, dass „das Pferd etwas hat, das gut für das Innere des Menschen ist“. Das sehe ich ganz genauso, durch jede einzelne Pferdebegegnung bestätigt. Und viel komplizierter muss es auch gar nicht ausgedrückt werden.

Ich glaube, dass genau wie bei uns Menschen Seele und Psyche nicht gleichzusetzen sind, obwohl es sicher Überschneidungen äußerer Anzeichen gibt. Ich schreibe hier ausschließlich über meine eigenen Sinneseindrücke und Erfahrungen – und lege bestimmt keinen Wert darauf zu behaupten, dass ich schon am Ende meiner Weisheit angelangt bin. Ich möchte lediglich einen kleinen Eindruck meiner Erlebens- und Denkweise schildern, der auf meinen intensiven Beobachtungen der letzten Jahrzehnte beruht. Vielleicht ist es mir erlaubt, hier und da einen Anstoß zum Denken zu liefern, um die Beziehungen und den Umgang miteinander zu erleichtern. Wenn Sie Lust haben, sich auf diese Denkweise einzulassen, freut sich Ihr Pferd vielleicht mehr, als Sie sich vorstellen können. Probieren Sie es aus. Sie können dabei nichts verlieren.

Über viele Jahre lebe ich nun mit Pferden zusammen und durfte nach und nach Teil der Pferdeherde werden und sein. Gemeinsam konnten wir in unserem Pferdehilfsprojekt Hunderten von Pferden helfen, wieder zurück zur Natur zu finden und sich wieder natürlich zu verhalten. Der Schlüssel zum Erfolg ist immer die reine Seelenpflege. Das Tier dort abzuholen, wo es emotional und körperlich steht, ihm in die Augen zu schauen und zu spüren, was das Wesen dieses einzigartigen Lebewesens ausmacht, ist ein essentieller und vollkommen ausreichender Ansatz. Das Pferd in dem zu unterstützen, was es in Wirklichkeit ist: einzigartig! Und sich dabei selbst gewiss zu sein, dass kein einziges Pferdewesen so ist wie das andere. Und sich ebenso gewiss zu sein, dass jedes Pferdewesen bereits bei der Geburt Unterschiedlichstes mitbringt und seinen ganz eigenen, persönlichen Lebensweg zu beschreiten hat. Diesen zu begleiten oder auch nur punktuell zu unterstützen ist für mich die höchste Ehre, die ich persönlich erhalten kann. Und um dies zu erreichen, musste ich „nur“ lernen, mich auf das Wunderwerk Pferd einzulassen – ohne etwas von ihm zu wollen. Ohne etwas an ihm ändern zu wollen oder etwas Besonderes aus ihm machen zu wollen. Denn es ist schon etwas Besonderes. Vielleicht sind seine Besonderheiten im Moment der Begegnung nicht vollkommen und vielleicht nicht sichtbar, das heißt aber nicht, dass sie nicht schon da sind. Die Hilfe, die gute Pferdearbeit nach der Definition Essentieller Pferdearbeit anbieten kann, ist Hilfe zur Selbsthilfe. Wir wollen dem Pferd dienlich sein, es unterstützen, um es in seine bestmögliche Form zu begleiten und vollkommen es selbst zu sein. Diese Form dann zu stärken und zu festigen ist ein dankbares Ziel, denn man kann währenddessen Zeuge davon werden, wie ein Lebewesen in seine Kraft kommt, selbstbewusster wird, aufblüht und das Wesen Pferd mehr und mehr beginnt, sich selbst zu verkörpern. Vollkommene Natur. Unkonditioniert. Und somit unverfälscht und unmanipuliert.


Je mehr die Seele des Pferdes zu Hause bei sich in seinem Pferdekörper ankommt, kommt das Lebewesen Pferd in seine Mitte. Es ist eine Art, zu sich zu finden. Dort in der Mitte findet es Ruhe. Absolute Ruhe. Erdung. Zufriedenheit. Zentrierung. Balance. Verbundenheit mit allem, was ist. Wenn ein Pferd seine Mitte gefunden hat und mit sich im Reinen ist, können wir im Zusammensein mit ihm den Himmel erobern und gleichzeitig eine tiefe innere Verbundenheit mit der Natur und so mit Mutter Erde spüren. Die Seele kann sich entfalten, wenn das Pferd sich absolut natürlich und sicher fühlt. Sehen können wir das Phänomen der Beseelung in den Augen der Pferde nur durch bewusstes Schauen mit dem Herzen. Wir können in solchen Momenten tief blicken und unendliche Ruhe und Weisheit erkennen. Wir sehen die Persönlichkeit in seinem klaren, ausdrucksstarken, ruhigen Blick. Der Weg in diese hohen Qualitäten und Eigenschaften, die nur die Seele mit sich bringt, scheint dann offen und für uns lesbar wie dieses Buch. Dafür müssen dann weder wir uns noch das Pferd sich anstrengen. Wenn die Seele zu Hause ist, erkennen wir auch unsere eigene Seele sich spiegelnd im Auge des Pferdes – und fühlen uns umgehend friedlich und ruhig beseelt. Alle Ängste sind verflogen, die Gedanken an die Vergangenheit kommen zur Ruhe. Die Zukunft spielt noch keine Rolle. Balance stellt sich ein und der Körper kommt in seine Kraft und in das Gefühl, dass Zeit und Raum sich auflösen. Und auf einmal wird alles Gesellschaftliche, jeder Zwang, jeder Druck und jede Not vollkommen unwichtig. Dann gibt es nur diesen Moment.

In diesem „Nachhausekommen“ sind die Pferde viel besser als wir. Durch ihre hohe Sensibilität spüren sie genau, wann und wo es der Seele erlaubt ist, sich vertrauensvoll vollkommen auf das Leben und die Umgebung einzulassen. Man muss ein Pferd schon sehr verstört haben, wenn es sich gar nicht mehr traut, bei sich anzukommen und sich zu beseelen. Doch in unserer überzivilisierten, leistungsorientierten Hochgeschwindigkeits-Hightech-Welt kann es gerade bei so empfindsamen Wesen wie einem Pferd schnell passieren, dass es durch Stress, Hektik, emotionalen oder impulsiven Überschuss an Reaktionen von den Menschen und vielen, vielen Dingen, die es von Natur aus nicht verstehen kann, verunsichert, verängstigt oder seelisch belastet ist. Durch die Rückführung zur Natur kann die Pferdeseele dann wieder heilen und das Pferd findet in seine Kraft zurück. Meistens. Doch die Bedingungen für jedes Pferd müssen stimmen. Sie müssen individuell und vor allem von Herzen und orientiert an der Natur geschaffen werden und vollkommen echt sein, denn sie müssen der Entwurzelung entgegenwirken, unter der es leidet. Es ist eher das Herstellen einer Lebensatmosphäre – keine zu absolvierende Übung oder Lektion und auch keine vorübergehende Entlastung. Denn das zentrale Thema des Bei-sich-Ankommens ist das Abbauen und Loslassen von Stress, Entfremdung und Ängsten. Sie können sich vorstellen, wie schwer das einem Fluchttier mit (wiederholter) negativer Erfahrung in unserer Welt fällt.


Ein kleiner Exkurs zur Definition des Wortes „Stress“. Ich habe mir viele Jahre Gedanken gemacht, was Stress eigentlich ist. Und sowohl bei den Menschen als auch bei den Tieren habe ich Parallelen beobachten können, die mich ermutigt haben, diese eigene Definition von dem Wort Stress zu vertreten. Stress hat meiner Meinung nach etwas mit „von sich selbst abgekommen sein“ zu tun. Immer dann, wenn ein Lebewesen nicht seiner Intuition folgen und einfach naturgemäß individuell handeln kann, sondern eine Sache anders macht, als seine Intuition ihm sagt, entsteht Stress. Die Seele ist nicht eins mit der Handlung. Menschen benutzen dann das Wort „eigentlich“. „Eigentlich wollte ich es anders machen, aber weil diese oder jene Gegebenheit anders ist, habe ich mich umentschieden …“ Stress entsteht also immer dann, wenn wir unserem Fühlen selbst nicht treu bleiben können und anderen Dingen Vorrang gewähren. Mit der Zeit entsteht eine Art Selbstverbiegung. Erst innerlich und dann äußerlich. Das ist der Punkt, an dem übermäßiger Stress sichtbar wird. Und sowohl Mensch als auch Tier begegnet der Stress dann immer häufiger im eigenen Körper: Der Nacken, die Schultern und der Lendenwirbelbereich beginnen zu schmerzen und die natürliche Balance und Beweglichkeit gehen verloren. Der Körper wird fest und steif, die Knie werden unbeweglich, die Hüften tun weh. Haare und Hufe oder Nägel wachsen nicht mehr gut nach. Wenn Mensch und Tier dann wieder voll und ganz bei sich ankommen können, verschwinden diese Schmerzen und Symptome nach einiger Zeit von ganz allein. Wenn die Seele wieder ankommen kann und man wieder frei man selbst sein kann, kommt auch die Leichtigkeit zurück und mit ihr die Flexibilität und Belastbarkeit auf allen Ebenen.

Eins sei noch zum Thema Stress erwähnt, denn es gibt auch den „guten“ Stress. Das ist diese Art Stress, die uns motiviert, etwas zu tun oder erreichen zu wollen. Doch da vor allem wir Menschen Probleme mit der Dosierung haben, bleibt es oft nicht bei einem erreichbaren und sinnvollen Nahziel, für das wir uns gefordert und angestrengt haben. Punktuell „guter“ Stress zeichnet sich dadurch aus, dass am Ende ein Erfolgserlebnis steht und darauf eine erholsame Pause folgt. Diese Kriterien stehen für eine Form von natürlichem, motivierendem, grenzverschiebendem, sich selbst herausforderndem und deshalb förderlichem Stress.

Machen Sie gern einmal selbst den Test: Sie nehmen sich Zettel und Stift zur Hand, halten einen Moment lang Einkehr und notieren sich dann 20 Faktoren, die Sie negativ stressen. Auf der anderen Seite notieren Sie sich 20 Faktoren, die Sie nicht im negativen Sinne stressen, sondern eher anspornen. Dort steht am Ende all das, was Sie herausfordert, aktiviert oder antreibt – und zwar zum Positiven. Welche Seite auszufüllen ist für Sie leichter? Die mit Dingen, gegen die Sie sich eventuell wehren müssen, oder die, auf die Sie gern anspringen? Stress ist für uns alle zum Leben dazugehörig und normal. Sie selbst entscheiden über die Qualität. Der einzige Weg, zu entstressen und zur eigenen Wahrhaftigkeit zurückzufinden, ist meiner Meinung nach daher nicht Therapie – sondern Natur. Wir sollten nicht gegen eine bestimmte Sache anarbeiten, sondern uns lieber für die richtige Art und Weise, wie wir leben, einsetzen. Je natürlicher wir leben, umso weniger Stress haben wir überhaupt, weil wir uns an nichts anpassen müssen, was uns nicht entspricht. Mensch und Pferd sind daher meist nur von für sie ungünstigen Lebensumständen betroffen, die sie zu sehr stressen. Und die kann „mensch“ ja ändern – und bitte bedenken Sie auch die Pferde! Solch sensible Wesen reagieren so schnell auf Stress und fressen ihn in sich hinein, ohne dass sie ihn deutlich ausdrücken können. Wenn ein Pferd sich als vom Weg abgekommen zeigt, ist es meist schon eine Weile her, dass der natürliche Pfad verlassen wurde …




Vollkommen beseelt haben auch die Pferde einen Lebensweg, dem sie folgen. Sicher ist er nicht schicksalhaft fest und unveränderbar verankert. Doch Themen, Neigungen, Sympathien oder Lernaufgaben scheint das Pferd intuitiv, also in Verbindung mit seiner Seele, seinem „höheren Selbst“, zu folgen. Jede Seele strebt nach Verwirklichung. Welche Verwirklichung das ist, das lässt sich nicht voraussagen und ist von außen nicht zu sehen. Schließlich gehört jeder einzelne Lebensschritt und jeder Lebensabschnitt zu einem Weg dazu, von dem wir als Außenstehende nicht wissen können, wohin er führt oder auch führen soll. Ein Lebensweg ist daher von außen weder bewertbar noch beurteilbar. Jeder Lebensweg ist individuell und frei. Das macht das Leben ja so aufregend und spannend!

Meine eigene Überzeugung und Einsicht durch empathische Beobachtung über viele Jahre lassen mich erahnen, dass die Seele sich verkörpern und verwirklichen möchte mit dem Ziel, zu lernen und zu reifen. Sie möchte sich erleben. Und um Leben zu erfahren, braucht es einen physischen Körper. Naturgemäß zieht dann jedes Lebewesen genau das an, was es zum Thema seiner Selbstverwirklichung braucht. Je dringlicher ein Thema nach Reifung und Entwicklung strebt, umso stärker wird die Herausforderung im wahren Leben sein. Und umso größer ist die Aufgabe, die es scheinbar magisch anzieht. Je mehr Themen sich aufdrängen, sowohl in zeitlicher Abfolge als auch in der Intensität, umso weiter scheint das Pferd von dem Punkt entfernt zu sein, der seine Mitte ausmacht. Oder umso größer ist das, was die Seele zu erleben und zu erfahren anstrebt. So reifen dann auch Pferde an kritischen Situationen, an Unfällen, Krankheiten oder ungünstigen Lebensumständen und lernen über die Bewältigung dieser Probleme ihrer Mitte wieder näher zu kommen und sich dort fest zu verankern. Und es ist nötig, dass wir ihnen zum positiven Gelingen zur Seite stehen und ihnen helfen – ebenso, wie sie es für uns tun. Das macht man so innerhalb einer guten Verbindung – innerhalb einer Familie. Die Seele steuert die Lebensvorgänge, die die Entwicklung vorantreiben und bestenfalls im Herzen enden – mit Liebe und Vertrauen.

Das ist es, was als eine starke Parallele zwischen Mensch und Pferd besteht und beide Wesen wahrscheinlich für immer miteinander verbindet. Unsere Seelen sind auf der gleichen Suche: nach Mitte, innerer Ruhe, Einssein, Balance, danach, endlich wieder bei sich angekommen zu sein. Wir alle suchen irgendwie den Frieden mit uns selbst, um wieder mit uns und der Natur im Einklang zu sein, und zwar ohne uns groß zu verbiegen. Aus der vermittelten und gestärkten Position heraus ist die Seele des Wesens dann bereit für den nächsten Schritt, die nächste Entwicklungsphase, die nächste Herausforderung oder das nächste Abenteuer.

Das fühlt sich an wie eine Seelenverwandtschaft und wir können unsere Wege ein Stück, oder, wenn es passt, einen weiteren Weg zusammen gehen. Vielleicht – ich würde sagen wahrscheinlich – sind wir auf der Ebene der Seele gar nicht unterschiedlich … aber wer weiß!?

Naturgesetze – Das Gesetz der Anziehung

Das Gesetz der Anziehung ist ein natürliches, neutrales und universelles Urprinzip des Lebens. Überall in der Natur ist dieses Prinzip zu finden. Es gibt kein Lebewesen und keinen Ort auf der Welt, der frei davon ist. Es ist so wenig wegzudenken wie das Gesetz der Schwerkraft. Das Gesetz der Anziehung bedeutet, einfach ausgedrückt, dass Gleiches Gleiches anzieht. Täglich beobachte ich in der Pferdewelt die Resonanzen von Anziehungen zwischen Pferd und Halter, Pferd und Reiter, Pferd und Herde und vielem mehr:

Halter und Reiter erzählen mir:

„Jetzt habe ich schon das dritte (vierte, fünfte …) Pferd in fünf Jahren …

… und wieder wendet es sich gegen mich und schmeißt mich runter.“

… und wieder habe ich genau das erwischt, das Hufrehe bekommt.“

… und wieder ist es ein Schimmel, obwohl ich gar keinen Schimmel wollte.“

… und wieder haben wir Struktur- und Dominanzprobleme.“

… und wieder hat es nach kurzer Zeit keine Lust mehr auf Dressurlektionen.“

Oder:

„Immer wenn es mir nicht gut geht, sieht mein Pferd traurig aus.“

„Immer wenn wir eine gute Phase hatten, werden wir danach beide krank.“

„Immer wieder ist das Feuer der gegenseitigen Liebe erst groß und erlischt dann schnell.“

All dies sind Erfahrungen aus den natürlichen Gesetzen der Resonanz, die sowohl die Menschen als auch die Pferde in sich tragen. Zum einen ziehen sich unmittelbar die beiden Lebewesen an, die auf einer gleichen Schwingungsfrequenz leben, also eine gleiche Wellenlänge haben. Zum anderen kann ein Lebewesen nur mit wahren Gefühlen auf ein anderes reagieren, wenn bei beiden diese Schwingung vorhanden ist, der eine die Schwingung des anderen also in etwa kennt. Da ist dann etwas Vertrautes.

Einfach ausgedrückt:

Ansonsten wäre man sich gegenseitig egal. Gibt es keine gegenseitige Wellenlänge, die dieses Vertraute in uns anspricht, würden wir im Verkaufsgespräch versehentlich an der Pferdebox mit dem Pferd, um das es gerade geht, vorbeirauschen. Ohne es zu bemerken, denn es herrscht keine übereinstimmende Resonanz und damit keine Anziehungskraft, die wir mit „magisch“ betiteln würden. Es ist, als wäre das gegenseitige Existieren für den anderen nicht von Bedeutung. Es „macht nichts“ mit einem. In solch einer Situation landet man meist bei einem anderen Pferd in einer anderen Box. Das ist dann Anziehung. Die meisten von Ihnen kennen das. Wenn ich meine Kunden frage, wer wen gekauft hat – das Pferd sie oder sie das Pferd –, ist die Antwort oft eindeutig. Irgendeine magische Kraft stand im Raum, die sich weder fassen noch erklären ließ. Und so sei es. Erfreulich und schicksalhaft.


Ich habe einmal selbst ein Pferd gekauft, zu dem ich absolut keinerlei Resonanz verspürte. Damals dachte ich, dass es vielleicht ein Weg sei, um in der Begegnung mit einem Pferd nicht selbst tagein, tagaus mit meiner eigenen, sehr emotionalen und intensiven Lebensweise konfrontiert zu sein. Ich glaubte dieses „sachlich nüchterne Gefühl“ wäre ein Weg für mich. „Vielleicht eine Resonanz, die ich noch gar nicht kenne, eine Seite von mir, die noch erschlossen werden muss, einfach mal etwas Neues, was anderes …?“, war die rein logische (!) Hoffnung in mir, meinem eigenen Schlamassel zu entfliehen. Aber weit gefehlt: Wir konnten vom ersten Tag an überhaupt nichts miteinander anfangen. Das Einzige, das uns am Ende wahrhaftig miteinander in Einklang gebracht hat, war der Wunsch, sich zu trennen, und das dann auch zu tun. Endlich hatten wir die Gemeinsamkeit gefunden. Von diesem großartigen Pferd, „Four Winds Dexter“, habe ich viel gelernt und bin ihm zutiefst zu Dank verpflichtet. Ich habe gelernt, dass es nicht möglich ist, die eigene Resonanz zu umgehen und damit Naturgesetze außer Kraft zu setzen. Ich habe gelernt, dass sich Sympathie, die einzig und allein auf einer gleichen Wellenlänge beruht, nicht herstellen lässt, wenn keine naturgesetzesmäßige Anziehung da ist. Ich habe gelernt, dass es einem Pferd nicht reicht, wenn man „nur“ eine höfliche Trainerin mit guten Manieren ist und einen außer Sachlichkeit und gutem Willen rein gar nichts miteinander verbindet. Ich habe gelernt, welche Resonanzen in mir sind. Und vor allem habe ich gelernt, welche nicht. Jedenfalls zu dem Zeitpunkt. Und ich habe gelernt, dass ich das Recht habe, zu meinen Wahrnehmungen zu stehen und die Trennung einzuleiten – was zu der Zeit für mich neu und kaum denkbar war. Bis dahin war es eines meiner inneren Gesetze gewesen, dass jemand, der unsere Familie bereichert, für immer da sein wird. Sein Wohl hat der zarte Wallach jedoch viel besser an einem anderen Ort gefunden. Denn auf meinem Hof gab es zu der Zeit eine empathische junge Reitschülerin, die mit ihm viel mehr verband als nur eine zu lernende Reittechnik. Dexter war für sie zur rechten Zeit am rechten Ort. So konnten sie sich gegenseitig in der Entwicklung unterstützen und sich sowohl in der Aufarbeitung von Uraltthemen eine große Stütze und Herausforderung sein als auch gemeinsame neue Ziele miteinander anstreben. Beide wären ohne einander sicher noch nicht die Persönlichkeiten, die sie heute sind.

Seit der Begegnung mit Dexter, den ich immerhin fünf Jahre auf unserem Hof an meiner Seite hatte, weiß ich, wie wichtig es ist, sich all dessen bewusst zu sein oder zumindest ehrlich und aufrichtig miteinander zu sein. Er hat meinen Weg unterstützt, mich nicht zu verbiegen, denn wahre Resonanzen lassen sich weder spielen noch vortäuschen oder gar unterdrücken – nicht einmal sich selbst gegenüber.

Danke, Dexter!


Und nun zu der anderen Seite der Medaille, der wohl für uns alle interessanteren: Wie in dem Beispiel oben beschrieben, wird es interessant und spannend, wenn es eine gleiche Schwingung in beiden Wesen gibt. Denn die Schwingungsresonanz lädt ein, sich mit dem anderen auseinanderzusetzen, sich miteinander zu beschäftigen und sich zu entwickeln. Beide Lebewesen, Pferd und Mensch, sind sich in dieser Weise gleich: Um weiterzukommen, braucht es Impulse von außen. Außerdem fühlen wir uns doch als Mensch bei jemandem am meisten geborgen, wenn wir uns verstanden, ernst genommen und gesehen fühlen. Also, warum sollte es den Pferden anders gehen? Jede Seele findet Ruhe im Vertrauten.

Anziehungskraft kann von Gedanken gesteuert sein. Gedanken kommen aus dem, woran wir glauben. Damit sind nun keine Religion und kein Gott gemeint. Mit Glauben bezeichne ich hier meine innersten Vorstellungen und Glaubenssätze. Meine Überzeugungen. Eine Art Struktur, wie ich gestrickt bin. Es beginnt sozusagen bei dem, wofür ich morgens aufstehe.

Vieles in unserem Glauben hat mit unserer Herkunft, Prägung und Erziehung zu tun. Die Ereignisse auf unserem Lebensweg haben diese Muster gefestigt oder korrigiert. Das, was am meisten wehgetan hat, hat bei den meisten von uns wie auf einer Schallplatte den tiefsten Schliff hinterlassen, wie zum Beispiel die Hand auf dem heißen Herd. Dem entgegen stehen einige wunderbare Erfolgserlebnisse. Alles Dinge, die uns durch Erfahrung gelehrt haben, nicht nur zu wissen, sondern auch zu glauben. Glauben hat eine viel höhere Schwingung als über durch den Verstand gelerntes Wissen und kann uns daher viel leichter und schneller beeinflussen. Glauben kann Wege öffnen – und genauso verschließen. Es kommt darauf an, wie bewusst wir mit unserem Glauben umgehen und wie viel wir über uns und unser eigenes „Strickmuster“ wissen. Diese Art Glauben könnte man auch mit dem Wort „Gewissheit“ versehen, die viel mehr ist als bloßes Wissen. Das Wissen entsteht im Kopf, ist dort gespeichert und verankert. Der Glaube entstammt unserer natürlichen Tiefe. Für mich persönlich ist der Glaube eine seelische Kompetenz.

Viele von Ihnen wissen bereits, dass zutiefst innen liegende Glaubensstrukturen (von denen wir uns vielleicht wünschen, sie geheim zu halten) in unserem Körper ohne Weiteres für andere sichtbar werden. Wenn zum Beispiel jemand fest daran glaubt, dass er und seine Reitkunst nicht gut genug sind für einen Pferderücken, wird sich sein Glaube in jeder seiner Zellen in genau der verheißenden Wellenlänge befinden. Verkrampft mit flacher Atmung, wenig Vertrauen zum Pferd, an den Zügeln festhaltend wird es kein Wunder sein, wenn dieses Pferd als Fluchttier eine Resonanz darauf verspürt und sich auf seinen Instinkt verlässt. Ohne Rücksicht rast es los oder wirft seinen Reiter ab und befreit sich von all dem, was ihm selbst am meisten Angst macht: Kontrolllosigkeit, Ohnmacht, Misstrauen und Zweifel. Die Wellenlänge des Zwiespalts. Aus meiner Perspektive der Gesetze der Anziehung darf man im Grunde dem Pferd dafür nicht einmal einen Vorwurf machen. Es reagiert doch nur auf das, was die Körpersprache des Reiters ihm über seinen Glauben und seine Vorstellungen sagt, und weckt das Verhalten, das beiden das Innerste aufzeigt, wie eine Bestätigung: „Ich will hier oben nicht sein“, „Das wird nicht gut gehen“, oder: „Ich hätte viel mehr üben müssen – das kann ich nicht.“ Dieses eine Gefühl kann mit unendlich vielen Sätzen versehen werden. Sprache ist sehr kreativ und wandelbar. Aber das Gefühl bleibt das Gleiche.

Ein praktisches Beispiel: Wenn ich Menschen habe, die Stunden mit mir und einem meiner Pferde buchen möchten, um an der Angst vor dem Reiten zu arbeiten, erkläre ich ihnen diese einfachen Grundgesetze der Natur. Solange der Mensch über sich fühlt und denkt, was er fühlt und denkt, hat er dort oben nur die Resonanz auf seine eigene Schwingung zu erwarten. Sicher können sich manche Pferde besser zusammenreißen als andere – und nicht jedes Pferd hat mit der Resonanz dieses Reiters direkt zu tun. Doch als Fluchttier ist die Resonanz nicht weit und kann weder aberzogen noch ausgetrieben werden. Es ist Natur. Die Lösung für diese Menschen ist innere Arbeit: Es gibt die Möglichkeit, „essenziell“ miteinander zu arbeiten. Das bedeutet, dass sich Mensch und Pferd zuerst einige Stunden am Boden miteinander beschäftigen und sich kennenlernen. Ängste sind allzu oft nur Angst vor dem Unbekannten. Sie unterstützt uns, zu sehen, welchen Situationen wir uns nicht gewachsen fühlen. Angst schützt uns vor zu großem Risiko. Das hat zumeist etwas mit Einschätzbarkeit einer Situation und eines Gegenübers zu tun. Wenn ich dann aber nach einer Zeit des Miteinanders mein Gegenüber, das Pferd, kenne wie meine Westentasche, entsteht neben Wissen über das Pferd oder Pferde allgemein Vertrauen. Eines Tages kann das Vertrauen so gewachsen und gereift sein, dass es viel stärker ist als die Angst. Der Angst stehen nun Wissen und Erfahrungen gegenüber. Vertrauensaufbau braucht Zeit und geht bei Raubtieren wie uns viel schneller als bei Fluchttieren. Die Zeit, die wir Menschen also brauchen, um einem Fluchttier zu vertrauen, sollten wir dem Fluchttier Pferd meines Erachtens sowieso einräumen, um dem Raubtier Mensch zu vertrauen. Alles andere wäre paradox. Erst dann ist das Unternehmen Reiten von wirklichem Erfolg begleitet und ist mehr als das Überstehen von sich selbst überfordernden, angstbeladenen Situationen, Zwang und Leistungsanspruch (da ist er wieder!). Wer seinem Pferd nicht traut, weil er Angst hat, sollte daher zuvor mit sich und seiner Angst arbeiten und danach mit dem Pferd. Dann erst wird er zum Reiter werden. Der Weg dauert vielleicht länger, das Resultat jedoch ist tausendmal schöner.

Das Gesetz der Anziehung ist sehr genau und präzise und wirkt überall. Es ist funktional und gibt uns im Außen ständig Rückschlüsse über uns selbst. Es macht daher als Pferdehalter und Reiter immer Sinn, sich mit sich selbst und seinen Überzeugungen zu beschäftigen. Wer es schaffen kann, seine Überzeugungen bewusst zu überdenken und positive Gedanken, Gefühle und Bilder zu erzeugen, befindet sich im aktiven Teil der „Essentiellen Pferdearbeit“ und ist damit in der Lage, seine Entwicklung und die seines Pferdes positiv zu beeinflussen. Wäre es nicht großartig und einfach, wenn wir einzig und allein uns selbst beobachten und unsere Ecken und Kanten im Fühlen, Denken und Glauben aufstöbern müssten, um zum Beispiel ein junges Pferd in einer friedvolleren, harmonischeren Art und Weise einzureiten? Vertrauen aufbauen, Prinzipien klären, Erfahrungen machen? Sich gegenseitig und angemessen fordern und fördern? Natürliche Geschwindigkeit in der Entwicklung akzeptieren? Sich bewusst NICHT überfordern? Es stellt sich die Frage, ob es „Einreiten“ dann überhaupt noch gibt? Meine Erfahrung zeigt immer öfter das erstaunliche Gegenteil. Das ist der Weg der Einfachheit, der bedeutet, eins zu sein miteinander und sich wirklich miteinander zu verbinden. Dafür müssen wir erst eins mit uns selbst sein. Ohne Überforderung. Und dann brauchen wir Zeit. Selbstehrlichkeit. Und dann die Hingabe, sich selbst als Schüler des Lebens zu begreifen und sich für stetiges Lernen zu öffnen.


Molly lernt Tanja kennen.

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