Kitabı oku: «Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Achter Band: enthaltend Kapitel 15 und 16.», sayfa 19

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Wilhelm unzufrieden mit den kirchlichen Einrichtungen in Schottland

Der König war mit der Art und Weise, wie die kirchliche Verfassung Schottland’s geordnet worden, nur theilweis zufrieden. Er meinte die Episkopalen seien hart behandelt worden, und fürchtete sie könnten noch härter behandelt werden, wenn das neue System erst vollständig organisirt sei. Er hatte dringend gewünscht, daß die Acte, welche die presbyterianische Kirche als Staatsreligion einführte, von einer andren Acte begleitet sei, welche Nichtmitgliedern dieser Kirche gestattete, ihre religiösen Versammlungen ungehindert zu halten, und er hatte Melville speciell beauftragt, dafür zu sorgen.273 Einige populäre Prediger aber haranguirten in Edinburg so heftig gegen die Gewissensfreiheit, die sie das Mysterium der Unbilligkeit nannten, daß Melville den Instructionen seines Gebieters nicht nachzukommen wagte. Der Entwurf einer Toleranzacte wurde dem Parlamente durch ein Privatmitglied vorgelegt, aber kalt aufgenommen und fallen gelassen.274

Zusammentritt der Generalversammlung der schottischen Kirche

Wilhelm war jedoch fest entschlossen es nicht zuzugeben, daß die herrschende Religionspartei ihre Verfolgungsgelüste befriedigte und er nahm sehr bald Gelegenheit, diesen seinen Entschluß kund zu thun. Die erste Generalversammlung der neueingeführten Landeskirche fand bald nach seiner Zurückkunft aus Irland statt. Es war nothwendig, daß er einen Commissar ernannte und ein Handschreiben erließ. Einige eifrige Presbyterianer hofften, daß Crawford dieser Commissar werden würde, und die edinburger Geistlichen veröffentlichten eine Schrift, in der sie sehr verständlich andeuteten, daß dies ihr Wunsch sei. Wilhelm wählte jedoch Lord Carmichael, einen Edelmann, der sich durch Einsicht, Humanität und Mäßigung auszeichnete.275 Das königliche Schreiben an die Versammlung war höchst verständigen Inhalts und in sehr eindringlicher Sprache abgefaßt. „Wir hoffen,” schrieb der König, „Ihr Benehmen wird von der Art sein, daß wir keine Ursache haben zu bereuen was wir gethan. Wir konnten nie der Meinung sein, daß Gewaltthätigkeit der Ausbreitung wahrer Religiosität förderlich sei; auch haben wir nicht die Absicht, unsre Autorität jemals zum Werkzeuge der zügellosen Leidenschaften irgend einer Partei werden zu lassen. Mäßigung ist es was die Religion vorschreibt, was die Nebenkirchen von Ihnen erwarten und was wir Ihnen anempfehlen.” Die Sechzig und ihre Genossen würden wahrscheinlich gern in einer Sprache geantwortet haben, ähnlich derjenigen, welche, wie einige von ihnen sich noch recht wohl erinnern konnten, der Klerus gegen Karl II. während seines Aufenthalts in Schottland geführt hatte. Aber sie hatten eben erst erfahren, daß man in England entschieden für die gemißhandelten Curaten eingenommen sei und daß es unter solchen Umständen von einer Körperschaft, welche die presbyterianische Kirche repräsentirte, Wahnsinn gewesen sein würde, sich mit dem Könige zu verfeinden.276 Die Versammlung gab daher eine dankende und ehrerbietige Antwort auf das königliche Schreiben und versicherte Sr. Majestät, daß sie zu viel von Unterdrückung gelitten hätten, um jemals Unterdrücker werden zu können.277

Lage der Dinge auf dem Continent

Unterdessen bezogen die Truppen auf dem ganzen Kontinent ihre Winterquartiere. Der Feldzug war überall unentschieden geblieben. Der Sieg, den Luxemburg bei Fleurus erfochten, hatte keinen erheblichen Eindruck gemacht. Am Oberrheine hatten große Armeen einander Monate lang gegenüber gestanden, ohne einen Schlag zu thun. In Catalonien waren einige kleine Festungen genommen worden. Im Osten Europa’s waren auf einigen Punkten die Türken, auf anderen die Christen siegreich gewesen, und das Ende des Kampfes schien ferner zu sein als je. Die Coalition hatte im Laufe des Jahres ein werthvolles Mitglied verloren, und ein andres gewonnen. Der Herzog von Lothringen, der geschickteste Feldherr in kaiserlichen Diensten, war nicht mehr. Er war gestorben, wie er gelebt hatte: als ein umherirrender Verbannter, und hatte seinen Kindern nichts als seinen Namen und seine Rechte hinterlassen. Man pflegte zu sagen, die Coalition hätte eher dreißigtausend Soldaten entbehren können als einen solchen General. Doch die verbündeten Hofe hatten kaum Trauer um ihn angelegt, als sie durch die Nachricht getröstet wurden, daß ein andrer Prinz, an Macht ihm überlegen und weder an Feldherrntalent noch an Muth ihm nachstehend, dem Bunde gegen Frankreich beigetreten sei.

Der Herzog von Savoyen schließt sich der Coalition an

Dies war Victor Amadeus Herzog von Savoyen. Er war noch jung, aber schon wohl erfahren in den Künsten, in denen sich die Staatsmänner Italiens seit dem 13. Jahrhunderte stets ausgezeichnet hatten, den Künsten, durch welche Castruccio Castracani und Franz Sforza zu Macht und Ansehen gelangten und welche Macchiavel in ein System brachte. Kein Souverain im modernen Europa hat mit einem so kleinen Ländchen während eines so langen Zeitraums einen so großen Einfluß ausgeübt. Mit einem Anschein von Freudigkeit, aber mit geheimem Widerwillen und Groll hatte er sich eine Weile dem französischen Einflusse gefügt. Als der Krieg ausbrach, erklärte er sich für neutral, knüpfte aber in der Stille Unterhandlungen mit dem Hause Oesterreich an. Wahrscheinlich würde er sich noch lange verstellt haben, bis sich ihm eine Gelegenheit dargeboten hatte, einen unerwarteten Schlag zu führen, wären seine schlauen Pläne nicht durch Ludwig’s Entschiedenheit und Energie vereitelt worden. Ein französisches Armeecorps unter den Befehlen Catinat’s, eines Offiziers von großem Talent und Muth, rückte in Piemont ein. Der Herzog erfuhr, daß sein Verhalten Verdacht erweckt habe, den er nur durch Zulassung fremder Besatzungen in Turin und Vercelli beseitigen könne. Er überzeugte sich, daß er entweder der Sklave oder der offene Feind seines mächtigen und herrschsüchtigen Nachbars sein mußte. Seine Wahl war bald getroffen, und es begann ein Krieg, der sieben Jahre lang einige der besten Generäle und besten Truppen Ludwig’s beschäftigte. Ein außerordentlicher Gesandter Savoyen’s begab sich nach dem Haag, ging von da nach London, überreichte im Bankethause seine Accreditive und hielt an Wilhelm eine Anrede, welche sofort in mehrere Sprachen übersetzt und in allen Theilen Europa’s gelesen wurde. Der Redner wünschte dem Könige Glück zu dem Gelingen des großen Unternehmens, welches England seine frühere Stellung unter den Nationen wiederverschafft und Europa aus seinen Ketten befreit habe. „Daß mein Gebieter,” sagte er, „es endlich wagen darf, Gesinnungen auszusprechen, die er seit langer Zeit in den Tiefen seines Herzens verbarg, ist ein Theil der Schuld, die er Eurer Majestät abzutragen hat. Sie haben ihm, nach so vielen Jahren der Knechtschaft, mit der Hoffnung auf Freiheit beseelt.”278

Es war beschlossen worden, daß im Laufe des herannahenden Winters ein Congreß sämmtlicher Frankreich feindlich gesinnten Mächte im Haag gehalten werden sollte. Wilhelm konnte es kaum erwarten, sich dahin zu begeben. Aber er mußte zuvor eine Parlamentssession halten. Anfang October versammelten sich die beiden Häuser wieder in Westminster. Die Mitglieder waren durchgehends in guter Stimmung gekommen. Diejenigen Tories welche überhaupt zu gewinnen waren, waren durch die Begnadigungsacte und durch den großen Antheil, den sie von den Gunstbezeigungen der Krone erhalten hatten, gewonnen worden. Diejenigen Whigs, welche überhaupt für Lehren empfänglich waren, hatten aus der Lection, welche Wilhelm ihnen gegeben, viel gelernt, und erwarteten nicht mehr, daß er vom Range eines Königs zu dem eines Parteiführers herabsteigen werde. Whigs wie Tories waren mit wenigen Ausnahmen durch die Aussicht auf eine französische Invasion beunruhigt und durch die Nachricht von dem Siege am Boyne erfreut worden. Der Souverain, der für ihre Nation und ihre Religion sein Blut vergossen hatte, stand in diesem Augenblicke in der öffentlichen Achtung höher als zu irgend einer Zeit seit seiner Thronbesteigung. Seine Thronrede erzwang sich den lauten Beifall der Lords und der Gemeinen.279 Beide Häuser votirten dem Könige für seine Thaten in Irland und der Königin für die Umsicht, mit der sie während seiner Abwesenheit England regiert hatte, ihren Dank.280 So begann eine Session, die sich unter den Sessionen dieser Regierung durch Eintracht und Ruhe auszeichnete. Es ist kein Bericht über die Debatten auf uns gekommen, man müßte denn ein längst vergessenes Libell, in welchem einige von den am ersten Tage gehaltenen Reden in Knittelversen persiflirt werden, einen Bericht nennen.281

Steuerbewilligungen

Die Gemeinen scheinen ihre Zeit hauptsächlich mit der Erörterung von Fragen hingebracht zu haben, welche aus den Wahlen des vergangenen Frühjahrs erwuchsen. Die zur Bestreitung der Kriegskosten nöthigen Gelder wurden, obwohl sie sehr bedeutend waren, gern bewilligt. Die Anzahl der regulären Truppen wurde für das nächste Jahr auf siebzigtausend festgesetzt, wovon zwölftausend Reiter oder Dragoner sein sollten. Der Kostenaufwand für diese Armee, der größten, welche England je unterhalten hatte, betrug zwei Millionen dreihunderttausend Pfund, die Unterhaltungskosten der Flotte ungefähr achtzehnhunderttausend Pfund. Die Kosten der Artillerie waren in diesen Summen mit inbegriffen und wurden auf ungefähr ein Achtel des Flotten- und ein Fünftel des Militäraufwandes geschätzt.282 Die Gesammtsumme der dem Könige bewilligten außerordentlichen Gelder belief sich auf mehr als vier Millionen.

Die Gemeinen waren mit Recht der Ansicht, daß die außergewöhnliche Liberalität, mit der sie die Regierung unterstützt, sie auch berechtige, außergewöhnliche Sicherheiten gegen Verschwendung und Unterschleif zu verlangen. Es wurde eine Bill eingebracht, welche neun Commissare ermächtigte, die öffentlichen Rechnungen zu prüfen und festzustellen. Die Neun waren in der Bill genannt, und sie waren sämmtlich Mitglieder des Unterhauses. Die Lords traten der Bill ohne Amendements bei und der König genehmigte sie.283

Mittel und Wege

Die Debatten über die Mittel und Wege zur Aufbringung der bewilligten Summen füllten einen beträchtlichen Theil der Session aus. Es wurde beschlossen, daß sechshundert und funfzigtausend Pfund durch eine directe monatliche Grundsteuer aufgebracht werden sollten. Ferner wurden die Accisabgaben auf Ale und Bier verdoppelt und die Eingangszölle auf rohe Seide, Leinwand, Bauholz, Glaswaaren und einige andere Artikel erhöht.284 Soweit fand geringe Meinungsverschiedenheit statt. Bald aber wurde der ruhige Geschäftsgang durch einen Vorschlag gestört, der bei weitem populärer war als gerecht und human. Obwohl Steuern von noch nicht dagewesener Höhe ausgeschrieben waren, konnte man doch mit gutem Grunde zweifeln, ob diese Steuern ausreichen würden. Warum, fragte man, sollten nicht die irischen Insurgenten die Kosten des irischen Kriegs tragen? Die ganze Welt wisse, wie diese Insurgenten in ihrem Schattenparlamente gehandelt hätten, und es sei nicht mehr als recht und billig, daß man ihnen mit ihrem eigenen Maaße messe. Sie müßten so behandelt werden, wie sie die sächsische Colonie behandelt hätten. Jeder Acker Land, den die Ansiedlungsacte ihnen gelassen, müßte vom Staate confiscirt werden, um die Geldausgaben zu bestreiten, die ihr Ungestüm und ihre Verkehrtheit nothwendig gemacht hätten. Es ist nicht zu verwundern, daß ein Plan, der zu gleicher Zeit den Nationalgroll befriedigte und eine pekuniäre Erleichterung hoffen ließ, mit großer Freude begrüßt wurde. Es ward eine Bill eingebracht, die nur zu große Aehnlichkeit mit einigen von den jakobitischen Gesetzgebern in Dublin erlassenen Gesetzen hatte. Diese Bill bestimmte, daß das Eigenthum eines Jeden, der sich gegen den König und die Königin seit dem Tage ihrer Proklamation aufgelehnt, eingezogen und der Erlös desselben zur Fortführung des Kriegs verwendet werden sollte. Eine Ausnahme war zu Gunsten derjenigen Protestanten gemacht, die sich nur überlegener Gewalt gefügt hatten; gegen die Papisten aber wurde keine Nachsicht geübt. Das königliche Begnadigungsrecht wurde beschränkt. Zwar durfte der König, wenn es ihm gefiel, das Leben seiner besiegten Feinde schonen; aber es war ihm nicht gestattet, den geringsten Theil ihres Vermögens der allgemeinen Confiscation zu entziehen. Es sollte nicht in seiner Macht stehen, eine Capitulation zu bewilligen, welche den irischen Katholiken den Genuß ihres erblichen Grundbesitzes sicherte. Ja, er sollte sogar sein Wort gegen Diejenigen nicht halten dürfen, die er bereits zu Gnaden angenommen, die seine Hand geküßt und aus seinem Munde das Versprechen des Schutzes erhalten hatten. Es wurde ein Versuch gemacht, eine Klausel zu Gunsten Lord Dover’s einzuschalten. Dover, der bei allen seinen Fehlern nicht ohne einige Gefühle für England war, hatte sich durch Vertheidigung der Interessen seines Geburtslandes in Dublin sowohl den Irländern als den Franzosen verhaßt gemacht. Nach der Schlacht am Boyne war seine Lage traurig geworden. Weder in Limerick noch in Saint-Germains durfte er hoffen gut aufgenommen zu werden. In seiner Verzweiflung warf er sich Wilhelm zu Füßen, versprach ruhig zu leben und erhielt die gnädige Zusicherung, daß er nichts zu fürchten habe. Obgleich diesem unglücklichen Manne das königliche Wort verpfändet zu sein schien, beschlossen die Gemeinen dennoch mit hundertneunzehn gegen hundertzwölf Stimmen, daß sein Eigenthum von der allgemeinen Confiscation nicht ausgenommen sein solle.

Die Bill kam vor die Peers; aber die Peers waren nicht gemeint, sie ohne erhebliche Abänderungen anzunehmen, und zu solchen Abänderungen war jetzt keine Zeit. Zahlreiche Erben, Anwartschaftsinhaber und Gläubiger baten das Oberhaus flehentlich, Klauseln einzuschalten, welche den Unschuldigen gegen jede Gefahr, mit dem Schuldigen zu leiden, sicher stellten. Einige Bittsteller verlangten durch das Organ ihres Anwalts gehört zu werden. Der König hatte alle Vorbereitungen zu einer Reise nach dem Haag getroffen, der Tag, über welchen hinaus er seine Abreise nicht verschieben konnte, rückte immer näher, und so wurde die Bill zum Glück für die Ehre der englischen Legislatur in das dunkle Repositorium verwiesen, in welchem die abortiven Statuten vieler Generationen einen Schlaf schlafen, der nur selten von dem Geschichtsschreiber oder Alterthumsforscher gestört wird.285

Verfahren gegen Torrington

Eine andre Frage, welche die Ruhe dieser kurzen Session vorübergehend, aber auch nur vorübergehend störte, entsprang aus der unglücklichen und schimpflichen Schlacht von Beachy Head. Torrington war unmittelbar nach dieser Schlacht in den Tower geschickt worden und saß noch darin. Es hatte sich eine technische Schwierigkeit bezüglich des gegen ihn einzuleitenden Verfahrens erhoben. Einen Lord Großadmiral gab es nicht, und ob die Commissare der Admiralität befugt waren, das Kriegsrecht auszuüben, darüber waren manche Juristen nicht völlig im Klaren. Die Mehrzahl der Richter meinte, die Commissare seien competent; um aber jeden Zweifel zu beseitigen, wurde eine Bill im Oberhause eingebracht, und gegen diese Bill opponirten mehrere Lords aus höchst nichtigen Gründen. Das vorgeschlagene Gesetz, sagten sie, sei ein rückwirkendes Strafgesetz und lasse deshalb Einwendungen zu. Wenn sie dieses Argument aus Ueberzeugung geltend machten, so kannten sie die ersten Anfangsgründe der Gesetzgebungswissenschaft nicht. Ein Gesetz deshalb machen, um etwas zu bestrafen, was zu der Zeit wo es gethan wurde, nicht strafbar war, widerstreitet jedem gesunden Prinzipe. Ein Gesetz aber, das lediglich das Strafverfahren änderte, kann vollkommen schicklicherweise auf vergangene sowohl wie auf zukünftige Vergehen angewendet werden. Es würde die gröbste Ungerechtigkeit gewesen sein, dem Gesetz, welches den Sclavenhandel für Felonie erklärte, eine rückwirkende Kraft zu geben. Aber es lag nicht die geringste Ungerechtigkeit in der Verordnung, daß der Centralcriminalgerichtshof Felonien untersuchen solle, welche lange vor dem Bestehen dieses Gerichtshofes begangen worden waren. In Torrington’s Falle blieb das substantielle Gesetz das was es stets gewesen war; die Definition des Vergehens und das Strafmaß blieben unverändert. Die einzige Aenderung bezog sich auf die Form des Verfahrens, und die Legislatur war vollkommen berechtigt, diese Aenderung rückwirkend zu machen. Man kann in der That kaum glauben, daß einige von Denen, die sich der Bill widersetzten, durch den Trugschluß verblendet worden sein sollten, von dem sie Gebrauch zu machen sich herabließen. Der Kastengeist war bei den Lords sehr stark und es dünkte ihnen eine Erniedrigung ihres ganzen Standes, daß einer der Ihrigen durch einen aus Plebejern bestehenden Gerichtshof auf Tod und Leben gerichtet werden sollte. Wenn ihr hochgeborner College sich vergangen hatte, so mußten Anklageartikel gegen ihn aufgesetzt werden; Westminster Hall mußte hergerichtet werden, seine Peers mußten sich in ihrem Richterornate versammeln und auf ihr Ehrenwort ihren Wahrspruch abgeben; ein Lord Oberrichter mußte das Urtel verkündigen und den Stab zerbrechen. Es war vorbei mit dem Privilegium, wenn ein Earl durch Theerjacken, welche um einen Tisch in einer Schiffskajüte saßen, zum Tode verurtheilt werden konnte. Diese Gefühle äußerten einen solchen Einfluß, daß die Bill im Oberhause mit einer Majorität von nur zwei Stimmen durchging.286 Im Unterhause, wo die Würden und Immunitäten des hohen Adels nicht mit freundlichem Auge betrachtet wurden, herrschte nur geringe Meinungsverschiedenheit. Torrington verlangte vor der Schranke gehört zu werden und sprach daselbst sehr ausführlich, aber schwach und verworren. Er rühmte sich seiner Dienste, seiner Opfer und seiner Wunden und schmähte die Holländer, die Admiralität und den Staatssekretär. Doch die Bill durchlief ohne Abstimmung alle Stadien.287

Torrington’s Prozeß und Freisprechung

Zu Anfang Decembers wurde Torrington unter Eskorte den Strom hinab nach Sheerneß geschickt. Hier versammelte sich das Kriegsgericht an Bord einer Fregatte, der Kent genannt. Die Untersuchung dauerte drei Tage, und während dieser drei Tage war die Aufregung in London groß. An der Börse, in den Kaffeehäusern und selbst an den Kirchthüren hörte man von nichts als von Torrington sprechen. Alle Parteien waren heftig aufgeregt, es wurden ungeheure Wetten gemacht, jede Stunde kamen Gerüchte zu Lande oder zu Wasser, und jedes Gerücht wurde unterwegs übertrieben oder entstellt. Von dem Tage, an welchem die Nachricht von der schimpflichen Schlacht eintraf, bis zum Vorabende der Prozeßverhandlung war die öffentliche Meinung dem Gefangenen sehr ungünstig gewesen. Gleichzeitige Pamphletisten erzählen uns, daß sein Name fast nie ohne eine Verwünschung genannt wurde. Als aber der Augenblick, in welchem sein Schicksal sich entscheiden sollte, heranrückte, trat eine Reaction ein, wie dies in unsrem Lande sehr häufig geschieht. Man erinnerte sich aller seiner Verdienste, seines Muthes, seiner Gutherzigkeit, seiner treuen Anhänglichkeit an den protestantischen Glauben in den schlimmen Zeiten. Daß er in Trägheit und Genußsucht versunken war, daß er um seiner Vergnügungen willen das wichtigste Geschäft vernachlässigte und daß er einem Zechgenossen oder einer Maitresse nichts abschlagen konnte, war unmöglich zu leugnen; aber man fand Entschuldigungen und milde Bezeichnungen für diese Fehler. Seine Freunde wendeten ohne Bedenken alle Mittel an, welche ein Nationalgefühl zu seinen Gunsten erwecken konnten, und ihre Bemühungen erhielten eine mächtige Stütze durch die Nachricht, daß der Haß, den man in Holland gegen ihn empfand, sich in Unanständigkeiten gegen einige seiner Landsleute Luft gemacht habe. Das allgemeine Geschrei war, ein tapferer, lebenslustiger, freigebiger englischer Gentleman, dem man nichts Schlimmeres nachsagen könne als daß er Wein und Weiber liebte, sollte erschossen werden, um den Rachedurst der Holländer zu stillen. Der Verlauf des Prozesses war ganz geeignet, das Volk in dieser Ansicht zu bestärken. Die meisten Zeugen, welche gegen den Gefangenen auftraten, waren holländische Offiziere. Der holländische Contreadmiral, der die Rolle des Anklägers übernahm, vergaß sich soweit, daß er die Richter der Parteilichkeit beschuldigte. Als endlich Torrington am Abend des dritten Tages für nicht schuldig erklärt wurde, schienen Viele, die noch vor kurzem sein Blut verlangt hatten, sich über seine Freisprechung zu freuen. Er kehrte frei und mit dem Degen an der Seite nach London zurück. Als er auf seiner Yacht die Themse hinauffuhr, salutirte ihm jedes Schiff, an dem er vorüberkam. Er nahm seinen Sitz im Hause der Lords ein und wagte es sogar, bei Hofe zu erscheinen. Aber die meisten Peers begegneten ihm mit Kälte, Wilhelm ließ ihn nicht vor sich und befahl ihn seines Dienstes zu entheben.288

273.Der König an Melville, 22. Mai 1690 in den Leven and Melville Papers.
274.Account of the Establishment of Presbyterian Government.
275.Carmichael’s gute Eigenschaften werden von den Episkopalen vollkommen anerkannt. Siehe die Historical Relation of the late Presbyterian General Assembly and the Presbyterian Inquisition.
276.Siehe in den Leven and Melville Papers die Briefe, welche Melville damals aus London an Crawford, Rule, Williamson und andere heftige Presbyterianer schrieb. Er sagt: „Die vertriebenen und zu uns herübergekommenen Geistlichen beschweren sich laut, und Viele hier ermuthigen sie dazu und freuen sich darüber. Es bedarf jetzt der größtmöglichen Besonnenheit und Mäßigung, wenn wir uns nicht der Gefahr eines allgemeinen Umsturzes aussetzen wollen; nehmen Sie dies in vollem Ernste und nicht als bloße Hirngespinnste und leere Befürchtungen.”
277.Principal Acts of the General Assembly of the Church of Scotland held in and begun at Edinburgh the 16the day of October 1690, Edinburgh, 1691.
278.Monthly Mercury; London Gazette vom 3. und 6. Nov. 1690.
279.Van Citters an die Generalstaaten, 3. (13.) Oct. 1690.
280.Lords’ Journals, Oct. 6. 1690; Commons’ Journals, Oct. 8.
281.Ich weiß nicht, ob dieses Libell je gedruckt worden ist. Ich habe es nur in zwei gleichzeitigen Handschriften gesehen. Es ist betitelt: The Opening of the Session, 1690.
282.Commons’ Journals, Oct. 9. 10. 13. 14. 1690.
283.Commons’ Journals vom December 1690, namentlich vom 26.; Stat. 2 W. & M. sess. 2. c. 11.
284.Stat. 2 W. & M. sess. 2. c. 1, 3, 4.
285.Burnet II. 67. Siehe die Protokolle beider Häuser, besonders die der Gemeinen vom 19. Dec. und die der Lords vom 30. Dec. und 1. Januar. Die Bill selbst findet man in den Archiven des Hauses der Lords.
286.Lords’ Journals, Oct. 30. 1690. Die Zahlen sind in den Protokollen der Lords niemals angegeben. Daß die Majorität nur zwei Stimmen betrug, wird von Ralph versichert, der vermuthlich eine Quelle hatte, die ich nicht habe ausfindig machen können.
287.Van Citters an die Generalstaaten, 14. (24.) Nov, 1690. Rede des Earl von Torrington vor dem Hause der Gemeinen, 1710.
288.Burnet II. 67, 68.; Van Citters an die Generalstaaten, 20. Nov. (1. Dec.), 9. (19.), 12. (22.), 16. (26.) Dec. 1690; An impartial Account of some remarkable Passages in the Life of Arthur, Earl of Torrington, together with some modest Remarks on the Trial and Acquitment, 1691; Reasons for the Trial of the Earl of Torrington by Impeachment, 1690; The Parable of the Bearbaiting, 1690; The Earl of Torrington’s Speech to the House of Commons, 1710. Daß Torrington von den Peers kalt aufgenommen wurde, ersah ich aus einem Artikel in den Noticias Ordinarias vom 6. Februar 1691, Madrid.
Yaş sınırı:
12+
Litres'teki yayın tarihi:
10 ağustos 2018
Hacim:
330 s. 1 illüstrasyon
Telif hakkı:
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