Kitabı oku: «Nassbert, der Wannenwichtel», sayfa 2
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Ich bin ein Troll
Heute schreibe ich endlich mal auf, was mich sehr bewegt. Ihr wisst schon: seltsame Sachen, vielleicht die eine oder andere Sorge.
Das Aufschreiben klappt fast immer. Ich denke, heute auch! Meine Freunde beneiden mich darum, vermute ich. Sie können aber anderes besser als ich! Jedenfalls muss ich mir manchmal echt viele Gedanken machen und sie dann aufschreiben. Heute ist eben so ein wichtiger Tag. Es kommen mir viele gute Gedanken, über die ich mich freue! Die können immer wieder kommen.
Weiter geht’s. Ich sitze hier, weiß nicht genau wo. Aber es geht mir prima. Irgendwie fühlt es sich nass an, wo ich sitze. So ein bisschen heiß ist es! Das macht mir aber nichts aus. Viele sitzen ja, wie ich gehört habe, manchmal in solchen komischen Dingern. Was ist denn das hier?
Schon seit vielen, vielen Jahren soll das so sein! Es ist unglaublich. Aber wo ich genau sitze, das weiß ich eben wirklich nicht – noch nicht! Ich muss es herauskriegen. So schnell wie möglich. Nein, eigentlich nicht so schnell wie möglich, denn eine Menge Zeit habe ich! Aber die Zeit vergeht ziemlich schnell.
Ihr müsst wissen, dass ich kein Mensch bin, sondern ein Troll! Das ist die Wahrheit. Ich kann nichts dafür. Auf der Erde bin ich zuhause, obwohl ich so ein kleiner Mann bin. Seit einigen Jahrzehnten habe ich auf der Erde meinen Aufenthalt. Den hat mir mein Großer König erlaubt. Das finde ich heute noch ganz toll! Er erlaubt das nicht jedem Troll. Ich freue mich, dass es meinen König gibt! Er soll hochleben!
So ein Troll – klein, rot, sehr schnell und ebenso gelenkig – bin ich von Geburt an! Keine Fee oder Hexe hat mich verzaubert. Ich bin einfach so ein urkomischer, quirliger kleiner Bursche! Und auch super klug! Ich habe ein paar Schulen besucht. Auf meinem Heimatplaneten Exxus. Ihr müsst auch wissen, Trolle gibt es viele auf der Erde, aber einen wie mich nur ein einziges Mal! Das steht jedenfalls fest. Ich bin ein besonderer Troll, weil ich angefangen habe, die Menschen auf der Erde zu mögen. Ganz ehrlich! Alle meine anderen Trolle haben darüber gestaunt. Ich will immer alles von den Menschen lernen.
Und der Große König vom Troll-Planeten Exxus meinte kürzlich per Strahlen-Post zu mir, dass ich noch viele Jahre auf der Erde bleiben müsse, was mich gefreut hat. Ja, ich habe sogar gejubelt! Glaubt mir, Leute!
Wir Trolle werden auf Exxus geboren, können dort bleiben. Der eine oder andere von uns will jedoch mal auf einen anderen Planeten, zum Beispiel die Erde. Hier können wir, was ich eben sehr wichtig finde, von den Menschen lernen. Die haben nämlich viel gearbeitet, viel aufgebaut. Ich finde sie ziemlich toll, ich Troll!
Hier sitze ich momentan ganz ruhig, natürlich halte ich meinen Stift ... Wie wohl ich mich dabei fühle! Noch viel länger möchte ich in diesem länglichen Ding bleiben! Ich schreibe so gern, in dem länglichen Ding macht es mehr noch mehr Spaß als sonst.
Aber ich habe in den letzten Minuten ein paar Mal geglaubt, dass ich spinne. Draußen vor dem Fenster – ich kann gerade so rausschauen – laufen irgendwelche Menschen herum. Keine Ahnung, warum sie das tun. Übrigens befinden sich draußen auch Häuser – ich habe gehört, dass diese Menschen die Dinger so nennen! Ich kann’s kaum fassen. Laufen, laufen ... laufen!? Was soll das blöde Laufen?
„Bleibt doch mal stehen, guckt euch in Ruhe um, Menschen!“, habe ich vorhin nach draußen gerufen. Ob mich einer gehört hat? Ich weiß es nicht. Keiner hat auf mich reagiert.
Manches bei den Menschen verstehe ich einfach nicht, obwohl ich so klug bin. Es kann mir auch keiner helfen, sie besser zu verstehen. Ich kenne nämlich keinen einzigen Menschen persönlich. Schade. Vermutlich brauche ich viel mehr Zeit und noch viele Gelegenheiten, um welche kennenzulernen.
Vor ein paar Augenblicken hat wieder jemand für mich Wasser in das längliche Ding eingelassen, in dem ich sitze. Ich habe nicht gesehen, wer es gewesen ist. Es ist jetzt ganz heiß. Vielleicht hat mir Troll Sebastian, der mein bester Freund von den Trollen auf der Erde ist, was Gutes tun wollen. Den kenne ich schon ewig lang. „He Sebbi!“, habe ich gerufen. Ich kann das jetzt noch hören.
Es ist mir gerade eingefallen, wie das längliche Ding heißt, in dem ich immer noch sitze: Badewanne. Das klingt interessant. Es ist eine tolle Erfindung der Menschen oder etwa der Trolle? Derartiges können eigentlich nur die Trolle erfinden, glaube ich!
Wozu ist die Badewanne da? Zum darin Sitzen oder Liegen. Das ist klar. Weil es so schön ist, darin zu sitzen – oder zu liegen! Und sonst? Ich glaube, es geht auch darum, dass Menschen sich gerne sauber machen. Wer in der Badewanne sitzt oder liegt, der wäscht sich einfach mit einem Lappen den Körper sauber.
Menschen haben Körper, Menschen sind auch schmutzig! Deshalb brauchen sie Wasser, um sich sauber zu machen! In einer Badewanne zu sein, ist deshalb wichtig, wichtiger als vieles andere!
Ich sitze hier brav und schreibe diese Sätze, mache mich aber nicht sauber. Dazu habe ich einfach keine Lust. Ich bin ja auch kein Mensch. Gleich ... lasse ich mein Notizbuch ins Wasser fallen ...
„Wasser, ja Wasser heißt das!“
„Welches Wasser, Berti-Jon?“, kriege ich Antwort von vor der Tür, wo Troll Sebastian steht. Seine Stimme habe ich genau erkannt. Vielleicht will er mich nerven.
Meinen Stift habe ich wieder in der Hand und ich schreibe einfach weiter, höre dann: „Waaassser!!!“
Das hat nämlich wieder dieser Troll Sebastian gerufen, heute meine Nervensäge.
Kay Ganahl ist Diplom-Sozialwissenschaftler und vielseitig schriftstellerisch tätig. Häufig sind es Probleme der Alltagswelt, mit denen er sich auseinandersetzt, zum Beispiel mit der Macht über Menschen. Er ist Vorstandsmitglied und Kommunikationsbeauftragter im FDA-NRW.
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Der Geist im Abflussrohr
Ich war mir sicher gewesen, dass ich ihn reden hörte, wenn ich auf der Toilette saß oder meine Zähne putzte und das Wasser aus dem Wasserhahn lief. Im Abfluss unserer Badewanne lebte ein Hausgeist. Natürlich verstand ich nicht genau, was er sagte. Er gluckerte und gluckste vor sich hin. Manchmal gurgelte er auch. Besser hören konnte ich die Geräusche, die er machte, wenn der Stöpsel neben dem Abfluss lag, doch dann stank es manchmal. Wahrscheinlich immer, wenn der Geist einen Pups gelassen hatte.
Mit acht Jahren kann man schon sehr überzeugt sein von etwas, an das man glaubt. Ich weiß es noch genau, auch wenn ich jetzt mit siebzehn darüber grinsen muss.
Das Bad und natürlich die Badewanne teilte ich mir mit meiner großen Schwester. Es hat mich damals viel Mühe gekostet, sie zu überzeugen, dass das Baden in der Wanne ab sofort verboten sei. Die Geschichte mit dem Geist im Abfluss der Wanne wollte sie nicht glauben. Deswegen erzählte ich ihr, dass sich gefährliche Gase im Bad verteilen würden, sollte man den Abfluss öffnen. Zum Glück war sie schon immer ängstlich und duschte nur noch. Da die Wanne offensichtlich nicht benutzt wurde, machte meine Mutter sie auch nicht sauber, also bestand für den Geist keine Gefahr.
Das erste Mal hörte ich ihn, als ich mir beim Waschen meines Gesichtes laut eine Frage stellte, die man mit Ja oder Nein beantworten konnte. Nachdem ich den Wasserhahn geschlossen hatte, gluckerte eindeutig ein Ja aus dem Abflusskanal der Badewanne.
Damals war die wichtigste Frage meiner Grundschulzeit, ob Marie in mich verknallt sei. Der Badewannengeist gab mir die Antwort.
Ermutigt von dem eindeutigen Ja des Geistes wich ich nicht mehr von ihrer Seite. Marie schien ziemlich genervt von mir, doch ich schob das darauf, dass sie schüchtern war. Manchmal schwieg der Geist auf meine Fragen. Dann wusch ich mich schnell und stellte die Frage noch einmal. Kurz darauf tönte eine Antwort aus dem Kanal. Ich dachte mir, dass der Geist nur mit mir sprach, wenn ich gewaschen war.
Die Antworten gab er auch nur, wenn die Frage mit Ja oder Nein zu beantworten war. Ansonsten verstand ich sein Gegrummel und Gemurmel nicht, das manchmal aus dem Rohr tönte. Geistersprache vermutete ich.
Meine Schwester hielt mich für verrückt, wenn ich am Waschbecken stand und mit der Badewanne sprach. Ich machte mir nichts draus. Ich dachte, Frauen können das nicht verstehen.
Ich freute mich über den Geist. Er war immer da, um mir zuzuhören, und gab Antwort auf meine Fragen. Natürlich erzählte ich meinen Freunden nichts von ihm. Ich hatte das Gefühl, sie hätten mir nicht geglaubt.
Bis der schlimme Tag kam, an dem der Geist aus der Badewanne vertrieben wurde. Morgens grummelte er noch vor sich hin, als ich am Waschbecken stand und meine Zähne putzte. Ich wunderte mich, wie aufgeregt die Töne an diesem Tag klangen. Wie immer verabschiedete ich mich von ihm und wünschte ihm einen schönen Tag.
Den sollte er aber wohl nicht bekommen. Als ich von der Schule heimkehrte, sah ich das Auto eines Sanitärbetriebes vor der Haustür stehen. Meine Mutter war in der Küche und kochte das Mittagessen. Über uns rumpelte und krachte es.
„Ist jemand oben Mama?“, fragte ich erstaunt.
„Ja, der Installateur“, meinte sie.
„Und was macht der?“
„Unser Abwasserrohr war verstopft. Dreckiges Wasser ist aus den Abflüssen herausgelaufen. Er reinigt die Rohre“, erklärte sie.
Erschrocken rannte ich die Treppe hinauf, nahm gleich zwei Stufen auf einmal. Die Tür zu meinem Bad stand offen.
Ein fremder Mann in grauer Latzhose kniete gerade vor meiner Badewanne.
Entsetzt schrie ich ihn an: „Nein, Halt. Das dürfen Sie nicht. Da wohnt mein Geist!“
Er hatte eine lange, graue Bürste und stocherte im Abflussrohr. Erstaunt sah er auf: „Wer wohnt wo?“
„Na in dem Rohr! Mein Geist“, rief ich und riss an seinem Arm, der wieder die Bürste in den Abfluss schob.
„Sachte, sachte Junge. Hier war niemand!“, versuchte mich der Mann zu beruhigen.
„Der spricht doch auch nur mit mir“, flüsterte ich leise, während mir dicke Tränen über die Wangen kullerten. „Bestimmt haben Sie ihn verletzt!“
Der Mann zog die graue Bürste aus dem Abfluss und sagte: „So ein Quatsch. Außerdem bin ich hier sowieso fertig.“ Er steckte das Werkzeug in einen Eimer, nahm seinen Metallkoffer und ging hinaus.
Schluchzend saß ich vor der Badewanne. Nach einer Weile erhob ich mich langsam und trat ans Waschbecken. Ich stellte die wichtigste Frage des Tages: „Geist, bist du noch da?“ Dann öffnete ich den Wasserhahn und wusch mein verweintes Gesicht. Als ich das Wasser abgestellt hatte, wartete ich gespannt auf eine Antwort.
Es kam kein Geräusch aus dem Abfluss. Nicht einmal ein Flüstern. Kein Grummeln oder Gluckern war zu hören. Ich hatte es geahnt. Dieser dumme Installateur hatte meinen Geist vertrieben. Der, der mir so viele Fragen beantwortet hatte, war nicht mehr da. Tage danach lauschte ich ins Bad hinein, hoffte, dass Töne aus dem Abfluss kamen, dass der Geist wieder eingezogen war, doch es war vergebens.
Ab diesem Tag musste ich ohne den Geist auskommen und meine Entscheidungen selber treffen.
Mich hätte nur interessiert, in welches Haus er eingezogen ist, doch das erfuhr ich nie.
Klaudia Gräfin von Rank wurde 1967 geboren und lebt mit ihrem Mann und drei Kindern im Frankenland. Um ihr langjähriges Hobby zu intensivieren, absolvierte sie ein zweijähriges Fernstudium als Kinder- und Jugendbuchautorin. Etliche ihrer Werke wurden bereits publiziert.
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Die Abenteuer der dicken Bertha
Bertha erinnerte sich nur noch verschwommen an die Zeit, als sie als junge Badewanne, strahlend weiß emailliert, in dieses schöne Badezimmer auf dem Bauernhof gekommen war. Bestimmt war es Jahrzehnte her – sie hatte Generationen von Kindern aufwachsen sehen, die in ihrem wuchtigen Körper geplanscht hatten.
Gerade träumte sie von den verschiedensten Entchen und Wasserfahrzeugen, mit denen die Mädchen und Jungen beim Baden gespielt hatten, als zwei Männer ins Badezimmer kamen und sich an ihr zu schaffen machten.
„Huch“, erschreckte sie sich, „die schrauben ja meinen Abfluss ab.“ Dann wurde sie hochgehoben und aus dem Zimmer getragen.
„Mann, ist die schwer“, keuchte der jüngere der beiden Männer.
„Das ist Gusseisen und mindestens 70 Jahre alt, noch beste Qualität“, entgegnete der ältere Handwerker. Bertha wäre errötet vor Stolz, wenn sie das gekonnt hätte.
„Ich bin beste Qualität“, dachte sie, „dann haben sie etwas Besonderes mit mir vor. Vielleicht stellen sie mich in ein Schloss, wo die Wasserhähne golden sind und die Böden aus Marmor.“ Sie hatte immer gelauscht, wenn die kleinen Mädchen beim Baden von Prinzen und Schlössern geschwärmt hatten.
Die Handwerker trugen Bertha ächzend eine Treppe hinunter, dann durch die Haustür ins Freie und setzten sie neben dem Hühnerhof ab.
Das neugierige Federvieh, allen voran der Hahn, kam sofort heranstolziert, um den unbekannten Gegenstand zu beäugen.
„Was ist das?“, gackerte Tusnelda.
„Das ist bestimmt unsere neue Tränke, von der der Bauer gesprochen hat“, meinte Esmeralda.
Da reckte sich Heinrich, der Hahn, empor und krähte laut: „Keine Ahnung, diese Weiber, das Ungetüm ist ein Eisbär. Seht euch die vier Beine an, richtige Eisbärbeine und dann das dicke weiße Fell!“
Doch Tusnelda musste das letzte Wort haben und gackerte schrill: „Deine Augen sind nicht mehr die besten, Heinrich, dein schöner Eisbär hat Dackelbeine. Vertraue meinen Hühneraugen, das dicke Ding ist ein Futtertrog!“
Nun war Bertha aber beleidigt: Eisbär, Futtertrog und Hühnertränke, dazu noch Dackelbeine, das ging zu weit. Sie war stets zufrieden mit ihren zierlichen geschwungenen Beinen gewesen. Die hatten ihren schweren Körper immer sicher getragen, auch als die Jungen Seeräuber gespielt und sich an ihren Rand gehängt hatten, um sie wie ein Schiff zu erobern.
„Dumme Hühner“, dachte sie und wurde gleich darauf von einem lauten Tuckern abgelenkt, das immer näher kam und schließlich mit ohrenbetäubendem Lärm vor Bertha halt machte. Stinkender blauer Qualm hüllte sie ein und dann spürte sie, wie sich vier eiserne Stangen unter ihren Bauch schoben und sie langsam hochhoben.
„Ich schwebe“, jauchzte sie, „welch ein Abenteuer!“ Immer höher wurde sie gehoben, und dann setzte sich das Gefährt langsam in Bewegung. Bertha schaute in ein gewaltiges Blau in dem riesige weiße Wattebäusche, die ständig ihre Form veränderten, vorbeizogen. „Ich fliege“, dachte Bertha begeistert, „bestimmt fliege ich nun zu einem wunderschönen Schloss.“
„Seht mal, der dicke Futtertrog wird im Frontlader des Traktors fortgebracht“, gackerte Tusnelda gehässig.
Der Flug war schnell zu Ende. Am Rande einer Wiese setzte der Bauer die dicke Bertha ab und fuhr fort. Da stand sie nun ganz allein und verlassen und wusste nicht, was mit ihr geschehen würde.
Es wurde dunkel und unheimlich, Bertha fürchtete sich. Sie vermisste die Kinder, die in ihr geplanscht und gelacht hatten. Sie dachte mit Wehmut an die Frau, die sie so liebevoll mit dem Lappen gestreichelt hatte. Sie fühlte sich schmutzig und nutzlos.
Am nächsten Morgen näherte sich das rhythmische Tuckern wieder. Bertha schöpfte Hoffnung, bestimmt gelangte sie heute zu dem Schloss. Doch der Bauer hatte ein großes Fass mit Wasser gebracht und ließ das kalte Nass in Berthas Bauch laufen.
„Will er hier baden“, dachte sie verwundert. Aber der Bauer fuhr mit dem leeren Wasserfass fort. Bertha war enttäuscht und traurig.
Da vernahm sie plötzlich ein neues Geräusch: trapp, trapp, trapp. Sie spürte ein leichtes Vibrieren unter ihren Füßen. Kurz darauf spiegelte sich ein langes braunes Gesicht in ihrem Wasser, ein Gesicht, das sie nicht kannte. Der Kopf beugte sich tiefer und beschnupperte mit riesigen Nasenlöchern die Wasseroberfläche, große runde Augen, über denen ein fransiger Pony hing, blickten hinab. Vorsichtig nahm ein samtiges Maul einen Schluck Wasser auf.
„Wer bist du?“, fragte Bertha neugierig.
„Ich heiße Almerito und bin ein berühmtes Springpferd“, war die wiehernde Antwort. „Mein Boss sagt, ich wäre jetzt zu alt für die Turniere, ich soll hier das Gnadenbrot fressen, dabei weiß ich noch nicht einmal, wie Gnadenbrot schmeckt. Bisher bekam ich immer Heu und Hafer, natürlich auch Gras, aber Gnadenbrot ist mir unbekannt. Übrigens, danke für das Wasser, wie ist dein werter Name?“
„Ich heiße Bertha, aber alle nennen mich dicke Bertha, weil ich so schön bauchig bin. Ich musste das Badezimmer verlassen, in dem ich so viele Jahre treu der Sauberkeit gedient habe.“
„Dann wurden wir ja beide ausgemustert, bekommst du auch Gnadenbrot?“ Da schüttelte sich Bertha, dass das Wasser überschwappte. Ihr gefiel die neue Bekanntschaft gut, die so höflich und gesprächig war. Außerdem waren die beiden ja nun Leidensgenossen, alt und aussortiert.
„Wollen wir Freunde sein?“, fragte Bertha mutig. Als Antwort nahm Almerito Anlauf und sprang hoch über die volle Länge seiner neuen Freundin hinweg, ohne ihren Rand zu berühren.
„Toll“, rief Bertha begeistert. Darauf vollführte Almerito sein Kunststück gleich noch einmal.
Der kleine Freddy war auf dem Weg zur Schule, als er das übermütige Treiben auf der Wiese sah. Er informierte seine Klassenkameraden und am Nachmittag stand eine Horde Kinder am Zaun und feuerte Almerito an.
„Spring“, riefen sie, „spring noch einmal über die Wanne!“ Und der Hengst ließ sich nicht lange bitten. Er machte auch allerlei lustige Sachen, hielt seinen Schweif in Berthas Wasser und spritzte die Kinder damit nass. Er tänzelte auf seinen Hinterhufen wie ein Zirkuspferd und wieherte dazu. Wenn die Kinder klatschten, dann knickte Almerito sein rechtes Vorderbein ein und verbeugte sich.
Es war ein ausgelassenes Spiel und die dicke Bertha hatte ihren Spaß dabei. Sie war so glücklich wie früher im Badezimmer, denn sie hörte die Kinder lachen.
Am Abend liefen die Kinder nach Hause, aber vorher versprachen sie, wiederzukommen.
Die dicke Bertha war nicht mehr allein. Almerito legte sich ganz nah an ihrem Körper nieder, er war müde und erschöpft von der Springerei, schließlich war er nicht mehr der Jüngste. Aber vorher stillte er seinen Durst mit dem Wasser aus dem Bauch seiner Freundin.
Bertha hatte sich mit ihrem Schicksal ausgesöhnt, denn sie stand nun nicht mehr allein und nutzlos auf der Wiese herum. Sie war zufrieden mit ihren neuen Aufgaben als Tränke und Springhindernis für Almerito, ihrem Freund. Am glücklichsten aber machte sie das Lachen der Kinder.
Maria Volkermann ist 63 Jahren alt. Sie arbeitet gerne in ihrem Garten und liebt die Natur, die sie beim Wandern und Radfahren genießt. Seit einigen Jahren schreibt sie Kurzgeschichten für Erwachsene, von denen bereits einige veröffentlicht wurden.
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VomWannenrand ins GlücK!
Herr Miefi war ein kleiner Mann,
der Wasser gar nicht leiden kann.
Ach! Meist stank er so widerlich,
dass man ihn mit dem Vieh verglich.
Er lebte einsam ohne Frau,
ein jeder wusste ganz genau,
dass er kaum zu ertragen war.
Ach Kinder, es klingt sonderbar.
Doch plötzlich kam die Fee herbei,
ihr war der Mann nicht einerlei.
Sie sprach: „Fass’ endlich neuen Mut!
Die Badewanne tut dir gut!“
Er wollt’ der Fee nun recht vertrau’n
und sprang ins Bad mit reichlich Schaum,
ließ Trixi schon das Wasser ein.
„Hex!Hex! Bald wirst du sauber sein!“
Sie schrubbte flott mit Bürst’ und Schwamm
den Dreck vom eitellosen Mann,
der sich von Wohlgeruch verwöhnt,
schon bald nach Trixis Nähe sehnt.
Den Wunsch hat er kaum ausgedrückt,
da war die Trixi schon verzückt,
und hüpft betört vom Wannenrand
zu Karl, der Dankbarkeit empfand.
Gemeinsam war’n sie nun zu dritt,
denn auch ein Entchen schwamm noch mit,
das quietschvergnügt den Frohsinn sah
und sprach: „Ich seid ein schönes Paar!“
Verdutzt ein Herz das and’re fand,
das Quietscheentlein hat’s erkannt.
Wer reinlich ist, den lockt im Schaum
das reine Glück, man glaubt es kaum.
Thomas Volkermann erblickte 1969 in Kamen/Nordrhein-Westfalen das Licht der Welt und ist stolzer Vater von Töchterlein Jessica. Er hat bereits in einigen Anthologien Kurzgeschichten und Gedichte veröffentlicht.