Kitabı oku: «Rebeccas Schüler», sayfa 7

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»Kann ei­ner von euch, viel­leicht Ce­d­ric oder Eme­ly, die bis­her gar nichts ge­sagt ha­ben, die Über­schrift er­klä­ren. Was ist denn ein ›durch­lauch­ti­ger Ty­rann‹?«, for­der­te Rebecca auf.

Ce­d­ric fühl­te sich ge­nö­tigt zu ant­wor­ten: »Ein Ty­rann ist je­mand, der an­de­ren sei­nen Wil­len auf­zwingt.«

Ge­schicht­li­che Kennt­nis­se schien er kei­ne zu be­sit­zen. He­le­na griff ein: »Ich glau­be, es geht hier um Al­lein­herr­schaft. In der An­ti­ke gab es sol­che Men­schen.«

Rebecca be­jah­te. »Und durch­lauch­tig? Was be­deu­tet das, Ce­d­ric?«

Er zuck­te mit den Schul­tern. Auch hier muss­te He­le­na die Auf­lö­sung ge­ben: »Ich den­ke, das ist ein an­de­res Wort für Ad­li­ger.«

»Ge­nau. Das Wort kommt von ›durch­leuch­ten‹. Eme­ly, war­um wählt denn Bür­ger die­sen Wi­der­spruch?«

Auch sie zuck­te, ge­nau wie Ce­d­ric, un­wis­send mit ih­ren Schul­tern. Was sol­che Schü­ler im Leis­tungs­kurs Deutsch zu su­chen hat­ten, er­schloss sich Rebecca nicht. Wie­der war es He­le­na, die sag­te: »Der Dich­ter zeigt schon in der Über­schrift die Kri­tik am Adel auf. Da­her das Pa­ra­do­xon.«

»Ich habe das Ge­dicht nicht um­sonst aus­ge­sucht. Wenn wir uns die ›Räu­ber‹ an­se­hen, wer­den wir in der Per­son des Franz von Moor auch auf einen Ad­li­gen tref­fen, der alle Macht an sich reißt.«

Es klin­gel­te zur Pau­se.

»Gut, ich sehe ja Lara und Ju­lia heu­te noch­mal.« Die Schü­ler pack­ten zu­sam­men. Ce­d­ric knall­te das Blatt mit dem Ge­dicht auf sei­nen Tisch und räum­te dann al­les ein. Wie­der wa­ren es bloß Li­nus so­wie ein paar Mäd­chen, die sich von ihr ver­ab­schie­de­ten.

In der vier­ten Stun­de er­schien Lara zum Ge­spräch bei Rebecca. Ob­wohl sie drei Mi­nu­ten zu spät dran war, ent­schul­dig­te sich nicht da­für. Bei­nah ar­ro­gant plumps­te sie in den Stuhl.

»Hal­lo Lara, schön dass du da bist«, be­grüß­te Rebecca sie freund­lich, was ihr nur ein kur­z­es Zu­cken ih­res Mund­win­kels ab­nö­tig­te. Viel zu we­nig, um als Freu­de durch­zu­ge­hen.

Die Schü­le­rin kam schnell zur Sa­che, er­klär­te aus frei­en Stü­cken, was Rebecca von ihr hö­ren woll­te, so­dass sich das Ge­spräch viel zu flink dem Ende nä­her­te. Weil Rebecca von Eme­ly wuss­te, dass Lara eng mit Ce­d­ric be­freun­det war, woll­te sie wis­sen: »Hast du einen Freund?« Lara be­jah­te. Jetzt zu fra­gen, ob es Ce­d­ric war, wäre zu auf­fäl­lig ge­we­sen. »Er­zähl doch mal von ihm«, bat sie sie da­her.

»Ja, mein Freund heißt Ken­neth«, sag­te Lara fast ge­lang­weilt. Eine ir­gend­wie ge­ar­te­te Lei­den­schaft war bei Wei­tem nicht in ih­rer Stim­me zu hö­ren.

»Klingt exo­tisch der Name«, ver­such­te Rebecca sie aus der De­ckung zu lo­cken.

»Er ist Ame­ri­ka­ner. Wir füh­ren eine Fern­be­zie­hung.«

»Klingt span­nend. Wie funk­tio­niert das in der Pra­xis?«

Lara eine Emo­ti­on zu ent­lo­cken, stell­te sich als schwie­rig her­aus. Sie ver­zog kaum einen Mund­win­kel. Ihre was­ser­stoff­blon­den Haa­re, die ihr knapp über die Schul­tern hin­gen, glänz­ten fast grau und lie­ßen sie ab­ge­klärt und reif wir­ken.

»Na ja, wir ha­ben uns im In­ter­net ken­nen­ge­lernt und chat­ten mit­ein­an­der.« Rebecca muss­te je­den Satz­bro­cken müh­sam aus ihr her­aus­kit­zeln. Von Kit­zeln konn­te al­ler­dings kei­ne Rede sein. Lara ließ sich zu kei­nem un­ge­zwun­ge­nen Plausch her­ab.

»Habt ihr euch schon mal live ge­se­hen? Be­sucht er dich manch­mal?«

Lara schüt­tel­te den Kopf. Trotz­dem glaub­te das Mäd­chen of­fen­bar, dass eine sol­che Be­kannt­schaft von Dau­er sein könn­te.

»Wir sky­pen.« Und das war auch das Letz­te, was Lara sag­te, be­vor sie vor­gab, sich auf eine Leis­tungs­kon­trol­le vor­be­rei­ten zu müs­sen. Ohne dass sie Rebecca vor­her die Ge­le­gen­heit gab, zu ent­schei­den, ob sie ge­hen durf­te, stand Lara auf. Freund­lich­keit und Re­spekt schien sie aus ih­rem El­tern­haus nicht mit­be­kom­men zu ha­ben.

Beim Auf­ste­hen be­merk­te Rebecca, wie dürr ihre Schü­le­rin war. Sie trug le­dig­lich ein schul­ter­frei­es Top mit Spa­ghet­ti-Trä­gern, so­dass sich die Kno­chen an ih­rem Schlüs­sel­bein un­ge­sund nach vorn wölb­ten. Ihre Arme gli­chen Zahn­sto­chern. Vor al­lem der Knö­chel, der den Über­g­ang zwi­schen Hand­rü­cken und Arm bil­de­te, stach her­vor. Erst jetzt fiel Rebecca auf, dass auch ihr Ge­sicht furcht­bar dünn wirk­te. Ob Lara un­ter Ma­ger­sucht litt, zu viel Sport be­trieb oder ein­fach nur von Na­tur aus sehr schlank war, er­schloss sich ihr nicht.

Über­haupt wa­ren vie­le Mäd­chen an die­ser Schu­le un­glaub­lich fi­xiert dar­auf, ih­ren Kör­per fit zu hal­ten. Da hier mehr Sport als üb­lich ge­lehrt wur­de, war es kein Wun­der, dass lau­ter ath­le­ti­sche Jun­gen- und Mäd­chen­kör­per durch die Schu­le lie­fen.

»Ciao«, sag­te Lara ge­lang­weilt, als sie den Raum ver­ließ und sich nicht noch ein­mal zu Rebecca um­dreh­te.

Das Bes­te kommt im­mer zum Schluss. Nach ei­ner Wo­che, in der Rebecca voll­auf mit der Vor­be­rei­tung der Kurs­fahrt und den Ge­sprä­chen mit ih­ren Kurs­schü­lern be­schäf­tigt war, stand am Frei­tag­nach­mit­tag die Un­ter­hal­tung mit Ce­d­ric an. Rebecca hat­te sich ex­tra für die­sen Tag, oder viel­mehr für die­sen Mo­ment, einen knap­pen Rock und eine enge wei­ße Blu­se an­ge­zo­gen. Sie saß mit zu­sam­men­ge­schla­ge­n­en Bei­nen am Lehrer­tisch und war­te­te ge­spannt auf ih­ren hei­ßen Schü­ler. Sie stell­te sich im Geis­te vor, wie er in den Raum kommt, einen Mund­win­kel di­a­bo­lisch hebt und mit sei­nen un­ver­hoh­le­nen Bli­cken ih­ren Kör­per scannt. Al­lein beim Ge­dan­ken an Ce­d­ric ge­ri­et ihr Blut in Wal­lung. Sie dreh­te sich so auf ih­rem Stuhl her­um, dass er einen di­rek­ten Blick auf die ho­hen Schu­he hat­te, wenn er den Raum be­trat.

Ce­d­ric er­schien den Er­war­tun­gen zum Trotz über­pünkt­lich. Er er­weck­te beim Ein­tre­ten in den Kurs­raum den Ein­druck, schon gänz­lich im Ita­li­en­fie­ber zu sein. La bel­la ita­lia. Nächs­te Wo­che um die Zeit wür­den sie hof­fent­lich wie­der in Deut­sch­land sein.

Läs­sig schlen­der­te Ce­d­ric in den Raum hin­ein, ohne sei­ne Au­gen durch­drin­gend auf Rebecca zu hef­ten. Er spür­te nicht die Fun­ken, die sie aus­sand­te, son­dern setz­te sich ma­cho­gleich auf den Stuhl, der ge­gen­über vom Lehrer­tisch stand. Dort hock­te er breit­bei­nig und hin­ter­ließ nicht den Ein­druck, sich auf das Ge­spräch mit ihr vor­be­rei­tet zu ha­ben.

»Schön, dass du da bist. Du weißt, wor­über wir re­den wol­len?«, hauch­te Rebecca mit ei­ner be­son­ders dunk­len, ero­ti­schen Stimm­la­ge in sei­ne Rich­tung.

»Äh ja, ich den­ke schon«, sag­te er, sprach aber nicht wei­ter.

Rebecca rich­te­te sich ver­füh­re­risch in ih­rem Stuhl auf und stemm­te die Faust un­ter ihr Kinn. So pu­sh­te sie ihre Brüs­te.

»Dann er­zähl mir mal et­was von dir.« Wie­der un­ter­strich sie die Wor­te durch eine dunk­le Ton­la­ge.

»Na ja, ich bin Ce­d­ric Wei­se, bin acht­zehn Jah­re alt …«

Rebecca streck­te die Hand aus, um ihn zu un­ter­bre­chen. »Das weiß ich doch al­les. Viel­leicht kannst du mal auf die Fra­gen zu­rück­kom­men, die ich euch als Zet­tel aus­ge­teilt habe.«

»Wel­chen Zet­tel?«, woll­te Ce­d­ric igno­rant wis­sen. Er spür­te rein gar nicht die auf­ge­heiz­te At­mo­sphä­re, die Rebecca fühl­te. Und nun muss­te sie ihm das Blatt mit den Fra­gen zu­schie­ben. Ins­ge­heim hat­te sie ge­hofft, er wür­de sich auf die Un­ter­hal­tung mit ihr vor­be­rei­ten. Aber so, wie er sei­ne stahl­grau­en Au­gen über das Pa­pier wan­dern ließ, be­trach­te­te er das Schrei­ben zum ers­ten Mal.

»Na ja, ich bin schon seit der fünf­ten Klas­se hier. Mei­ne Lieb­lings­fä­cher sind Sport und … Ja Sport. Ich will mein gan­zes Le­ben schon Pro­fi­fuß­bal­ler wer­den.« Wie naiv er über sei­ne Lei­den­schaft sprach! Als wäre es ein Leich­tes, ei­ner sol­chen An­stel­lung nach­zu­ge­hen. Sei­ne Aus­füh­run­gen gli­chen de­nen ei­nes Zwölf­jäh­ri­gen, nicht de­nen ei­nes Zwölft­kläss­lers. Rebecca frag­te sich, ob sich Ce­d­ric je­mals über »rich­ti­ge« Ar­beit Ge­dan­ken ge­macht oder ob er le­dig­lich sei­nem Traum ge­frönt hat­te.

Rebecca muss­te ein­se­hen, dass er sie nicht als sei­ne Beu­te be­trach­te­te, son­dern als das, was sie war: sei­ne Leh­re­rin und Tu­to­rin. Ihr sexy Out­fit, ihr auf­ge­setz­tes Be­neh­men, die ero­ti­sche Stim­me – nichts da­von fruch­te­te bei die­sem ar­ro­gan­ten Kerl.

Zehn Mi­nu­ten lang zog sie Ce­d­ric eine Info nach der an­de­ren aus sei­ner wun­der­schö­nen Nase, einen Wort­fet­zen nach dem an­de­ren aus sei­nem an­be­tungs­wür­di­gen Mund. Sie hat­te ge­hofft, dass die Aus­sa­gen aus ihm her­aus­spru­deln wür­den, aber da irr­te sie sich. Nach ih­rem feuch­ten Traum vor etwa ei­ner Wo­che hat­te sie auf ein Fun­keln ge­hofft. Auf ein Pri­ckeln, das die Luft durch­misch­te. Aber da war nichts zwi­schen ih­nen. Die Un­ter­hal­tung war ge­nau­so sprö­de und lang­at­mig wie die mit Lara.

Rebecca stör­te die­ser Um­stand mas­siv. Sie woll­te ihn aus der Re­ser­ve lo­cken, ihn rei­zen und fer­tig­ma­chen. Wie gern hät­te sie jetzt den Lehrer­tisch um­run­det und sich auf sei­nem Schoß nie­der­ge­las­sen. Sie fan­ta­sier­te, wie sie ihm den Reiß­ver­schluss öff­ne­te und ihm eine Erek­ti­on ver­schaff­te.

»Hast du eine Freun­din?« Ein letz­tes Mal ver­such­te sie mit ih­rer but­ter­wei­chen Stim­me ihn zum Schmel­zen zu brin­gen.

»Nein«, war die Ant­wort und ein klei­nes Grin­sen stahl sich auf sein Ge­sicht.

»Nein?«, hak­te sie pro­vo­kant nach und ver­hak­te ihre Au­gen mit sei­nen. Mal se­hen, wer zu­erst weg­bli­cken wür­de. Am liebs­ten hät­te sie ihn ge­fragt, ob bei ei­nem sol­chen Aus­se­hen über­haupt ein Sin­gle­le­ben mög­lich war. Aber sie un­ter­ließ den Kom­men­tar, da sie nicht un­pro­fes­si­o­nell er­schei­nen woll­te.

»Nein«, er­wi­der­te Ce­d­ric und ver­eng­te die Au­gen zu schma­len Schlit­zen. Nun war er es, der es auf Pro­vo­ka­ti­on an­kom­men und sei­nen Mund­win­kel nach oben zu­cken ließ. Dann fuhr sei­ne Zun­ge über die Ober­lip­pe, in die Rebecca so­fort hin­ein­ge­bis­sen hät­te. Sie woll­te ihn ver­schlin­gen, auf­es­sen und sich in ihn ver­bei­ßen. Die­ser selbst­herr­li­che Kerl hat­te et­was der­art An­zie­hen­des an sich, dass Rebecca die Scha­mes­rö­te ins Ge­sicht stieg.

»Nein, wirk­lich nicht«, be­kräf­tig­te Ce­d­ric er­neut.

Die Ant­wort ge­nüg­te Rebecca, um mit an­re­gen­den Fan­tasi­en an ihn ins Wo­chen­en­de star­ten zu kön­nen.

Kapitel 7

Auf­re­gung durch­rausch­te Rebeccas Blut, als sie am spä­ten Sonn­tag­nach­mit­tag, mit ih­rem größ­ten Rei­se­kof­fer be­waff­net, auf dem Bus­bahn­hof stand und da­bei zu­sah, wie alle Schü­ler der Kur­s­s­tu­fe 12 nach und nach ein­tru­del­ten. Die we­nigs­ten wur­den von ih­ren El­tern be­glei­tet. Der Groß­teil ih­rer Schü­ler leb­te im In­ter­nat und kam da­her die we­ni­gen Me­ter ge­lau­fen.

Ro­bert war be­reits da, war­te­te auf die An­kömm­lin­ge und zähl­te die Schü­ler sei­nes Kur­ses durch. Ins­ge­samt muss­te er auf neun­zehn kom­men. Sa­bri­nas Kurs be­stand aus sieb­zehn Ju­gend­li­chen. Der Rei­se­bus war noch nicht da. Rebecca stell­te sich ne­ben Ro­bert, der auf­ge­regt von ei­nem Bein auf das an­de­re tän­zel­te und wir­re Din­ge vor sich her plap­per­te. Er klär­te Rebecca dar­über auf, wie vie­le Schü­ler noch fehl­ten. Dann er­zähl­te er von sei­ner letz­ten Kurs­fahrt nach Eng­land und dass er fast sei­nen Rei­se­pass auf dem Schiff ver­ges­sen hät­te. Da­nach kam er auf sei­ne letz­te pri­va­te Rei­se nach Schwe­den zu spre­chen. »El­che ha­ben wir auch ge­se­hen. Soll­test mal hin­fah­ren«, sag­te er un­wirsch und über­prüf­te er­neut die An­zahl der be­reits an­we­sen­den Ju­gend­li­chen sei­nes Kur­ses, in­dem er wie auf ima­gi­näre Knöp­fe tipp­te.

Sa­bri­na ließ sich von ih­rem Mann her­brin­gen. Er stieg aus dem viel zu klei­nen ro­ten Auto aus, um­run­de­te den Wa­gen und hiev­te das Ge­päck sei­ner Frau aus dem Kof­fer­raum. Ihr Mann be­saß eben­so viel Schwung­mas­se wie Sa­bri­na. Beim Küs­sen prall­ten ihre di­cken Bäu­che an­ein­an­der. Dann setz­te er sich ins Auto und ver­schwand um die nächs­te Ab­bie­gung aus Rebeccas Sicht­feld.

»Ihr freut euch doch ge­nau­so sehr wie ich auf die zwan­zig Stun­den Fahrt, hab ich recht?«, flö­te­te Sa­bri­na, als sie sich Ro­bert und Rebecca nä­her­te. Ein di­ckes Grin­sen nahm fast die kom­plet­te Ge­sichts­par­tie ein und un­ter­mal­te ihre spöt­ti­sche Fra­ge.

»Und, sind alle aus mei­nem Kurs da, Ro­bert?«, woll­te sie wis­sen. »Du zählst doch wie im­mer flei­ßig für mich mit.«

Rebecca glaub­te, es han­del­te sich um einen Gal­gen­witz. Tat­säch­lich aber fass­te Ro­bert ak­ku­rat zu­sam­men, wer noch nicht er­schie­nen war. So­gar Schü­ler aus Rebeccas Kurs nann­te er, so­dass sie einen ge­nau­en Über­blick dar­über be­kam, nach wem sie Aus­schau zu hal­ten hat­te. Es fehl­ten nur noch Lara und Ce­d­ric.

Rebecca kann­te die Na­men ih­rer Kurs­schü­ler noch nicht si­cher, ob­wohl sie die Ju­gend­li­chen jetzt et­was mehr als zwei Wo­chen im Un­ter­richt vor sich sit­zen hat­te. Nach der Fahrt wür­de sie be­stimmt alle iden­tisch aus­se­hen­den Mäd­chen aus­ein­an­der­hal­ten kön­nen. Wenn sie ih­nen im Schul­haus be­geg­ne­te, um­ringt von min­des­tens fünf­hun­dert an­de­ren Ge­sich­tern, hat­te sie Mühe, ihre Schü­le­rin­nen zu er­ken­nen. Vor al­lem die Mäd­chen, die ähn­lich ge­stylt wa­ren, konn­te sie nur schwer von­ein­an­der tren­nen. Sie tru­gen alle die glei­che Fri­sur. Alle be­sa­ßen sie ähn­lich lan­ge glat­te Haa­re mit ei­nem per­fekt sit­zen­den Mit­tel­schei­tel oder ei­nem sty­lisch aus­se­hen­den Pony. Bei je­dem zwei­ten Mäd­chen schwang ein ge­wal­ti­ger Pfer­de­schwanz um den Nacken.

Wäh­rend sie nach den feh­len­den Schü­lern schiel­te, roll­te ein di­cker, dop­pel­stö­cki­ger Rei­se­bus um die Ecke und ver­deck­te den Blick­win­kel auf die Stra­ße. Er ran­gier­te eine Wei­le, bis er sich um­ständ­lich in die rich­ti­ge Po­si­ti­on ma­nö­vriert hat­te und alle ihre Kof­fer ab­le­gen und ein­stei­gen konn­ten. In fünf­zehn Mi­nu­ten soll­te die Fahrt be­gin­nen.

Rebecca sah zu, wie die Tee­n­a­ger ihre schwe­ren Ruck­sä­cke und Kof­fer in das In­ne­re des Bus­ses ver­stau­ten. Man­che Mäd­chen hat­ten so­gar zwei Hart­schal­ten­kof­fer da­bei. Rebecca frag­te sich, ob sie drei Wo­chen Ur­laub in Ita­li­en ma­chen oder gleich ins War­me aus­wan­dern woll­ten. Ein wirk­lich ver­lo­cken­der Ge­dan­ke, ein­fach al­les hin­ter sich zu las­sen und ein neu­es Le­ben in ei­nem fer­nen Land zu be­gin­nen. So schön die Vor­stel­lung war, aber das Hier und Jetzt er­for­der­te Rebeccas gan­ze Kon­zen­tra­ti­on. Sie war die Letz­te, die ei­nem der Bus­fah­rer ihr Rei­se­ge­päck überg­ab. Der Mann mit dem kan­ti­gen Ge­sicht qualm­te, wäh­rend er die Kof­fer ein­räum­te, eine Zi­ga­ret­te.

Nur noch die Leh­rer stan­den ne­ben dem Bus. Die Schü­ler hat­ten ihre Plät­ze be­reits ein­ge­nom­men und kra­kel­ten durch das In­ne­re des Ge­fährts, das die nächs­ten Stun­den ihr Zu­hau­se war.

Rebecca be­hielt eine klei­ne Ta­sche für die Fahrt bei sich. Ihre Fin­ger krall­ten sich in das schwa­r­ze Le­der, als es hieß, dass der Bus ab­fahr­be­reit war. »Wir neh­men den Vie­rer­platz ganz vorn«, sag­te Sa­bri­na und wuch­te­te ih­ren schwer­fäl­li­gen Kör­per als Ers­te durch die enge Vor­der­tür. Der Bus mach­te einen Satz Rich­tung Bo­den, als Sa­bri­na auf die Stu­fen stieg und sich ins In­ne­re zwäng­te. Rebecca moch­te sie, konn­te aber nicht nach­voll­zie­hen, wie man so ab­fäl­lig mit sei­nem Kör­per um­ge­hen und dem ei­ge­nen Aus­se­hen so gleich­gül­tig ge­gen­über­ste­hen konn­te. Sie selbst be­trieb ex­zes­siv Sport, seit­dem sie um­ge­zo­gen war. Mit Paul war sie nur hin und wie­der jog­gen ge­gan­gen.

»N’ Abend«, er­tön­te Ce­d­rics Stim­me hin­ter Rebecca. Ne­ben ihm stand Lara, die da­bei war, ih­ren Kof­fer in die Abla­ge zu stem­men. Ein Bus­fah­rer hat­te sich be­reits hin­ter das Lenk­rad ge­setzt, der an­de­re half den Schü­lern mit ih­ren Kof­fern.

»Ihr kommt reich­lich spät«, mahn­te Rebecca.

Ce­d­ric und Lara schie­nen ab­so­lut un­ge­rührt. Er er­wi­der­te breit­spu­rig: »Wir sind recht­zei­tig da.«

Das ab­fäl­li­ge Grin­sen, das sei­ne Ant­wort un­ter­mal­te, hät­te ihm Rebecca am liebs­ten aus sei­nem hüb­schen Ge­sicht ge­schleu­dert. Noch lie­ber hät­te sie es aus ihm her­aus­ge­vö­gelt.

Aber sie ver­dreh­te le­dig­lich die Au­gen

Ce­d­ric sag­te zu Lara: »Hof­fe, Yan­nick hat uns den Platz frei­ge­hal­ten. Ich sitz’ auf kei­nen Fall auf den un­coo­len Plät­zen un­ten.« Dann dreh­ten sie sich weg und lie­fen die Trep­pen nach oben. Rebecca stieg vorn ein und hör­te, wie Lara und Ce­d­ric von den Mit­schü­lern laut­stark joh­lend emp­fan­gen wur­den.

»Bei uns sind alle Schü­ler da. Hast du durch­ge­zählt? Fehlt je­mand bei dir? Kön­nen wir star­ten?«, frag­te Ro­bert auf­ge­kratzt. Die Auf­re­gung ver­wan­del­te ihn in ein Ge­spenst sei­ner ei­ge­nen Per­son.

»Ich glau­be schon«, sag­te Rebecca.

»Zähl durch! Nicht dass wir einen ver­ges­sen », riet ihr Sa­bri­na.

»Kommst du mit, Ro­bert? Be­stimmt über­se­he ich aus Ver­se­hen mei­ne Schü­ler«, bat Rebecca. Ro­bert er­hob sich und trab­te hin­ter ihr her ins obe­re Ver­deck des Bus­ses. Dort war die Par­ty be­reits in vol­lem Gan­ge. Die Bäs­se schnö­der Rap-Mu­sik flu­te­ten den Lärm­pe­gel, der be­reits auf ei­nem un­er­träg­li­chen Höchst­stand an­ge­kom­men war. Das wil­de Durch­ein­an­der­re­den be­las­te­te Rebeccas Oh­ren. Vor al­lem Ce­d­rics Stim­me über­tön­te die oh­ne­hin schon be­ängs­ti­gen­de Laut­stär­ke.

Rebecca und Ro­bert zähl­ten sich müh­sam durch die Rei­hen, ka­men aber auch nach zwei­ma­li­gem Durch­mar­schie­ren nur auf elf Per­so­nen. »Hast du Li­nus ge­se­hen?«, frag­te Rebecca an Ro­bert ge­wandt.

Sie zwäng­ten sich durch die en­gen Sitz­rei­hen hin­durch, fan­den den Neun­zehn­jäh­ri­gen aber auch beim zwei­ten Durch­lau­fen nicht.

»Un­ten?«, mut­maß­te Ro­bert. Das konn­te un­mög­lich wahr sein und doch – als sie die en­gen Trep­pen­stu­fen hin­ab­glit­ten, fan­den sie einen in der hin­ters­ten Rei­he vor den Toi­let­ten sit­zen­den Li­nus vor. Er hör­te Mu­sik und starr­te ge­dan­ken­ver­lo­ren aus dem Fens­ter.

Rebecca stups­te ihn an der Schul­ter an, so­dass er auf­ge­schreckt her­um­fuhr. »War­um sitzt du nicht oben bei den an­de­ren Schü­lern?«, woll­te sie von ihm wis­sen. »Da sind noch Plät­ze frei.«

»Weiß ich, aber oben ist es mir zu laut und zu eng. Hier habe ich mei­ne Ruhe.« Er lä­chel­te scheu. Woll­te er in ih­rer Nähe oder tat­säch­lich al­lein sein? So ganz konn­te Rebecca das nicht er­grün­den.

Sie schäl­te sich in ih­ren Sitz. Zwei Mi­nu­ten spä­ter setz­te sich der Bus trä­ge in Be­we­gung und hin­ter­ließ einen ver­wais­ten Park­platz. Hier wür­de sie in fünf Ta­gen wie­der ste­hen. Ge­setzt den Fall al­les lief glatt.

Eine Un­eben­heit auf der Fahr­bahn riss Rebecca aus dem Däm­mer­schlaf. Die Welt um sie her­um war in na­he­zu schwa­r­ze Fins­ter­nis ge­taucht. Ihre Bei­ne fühl­ten sich matt und schwer an, zu we­nig durch­blu­tet. In ih­rem Kopf häm­mer­te ein dump­fer Schmerz, der ihr auf die Au­gen drück­te. Ihr lin­kes Hand­ge­lenk war ein­ge­schla­fen. Tau­send win­zi­ge Na­del­sti­che krib­bel­ten über die Haut. Sie re­gis­trier­te, dass sie fuhr. Seit ei­ni­gen Stun­den wa­ren sie un­ter­wegs nach Nor­d­i­ta­li­en. Selbst die Lich­ter des Ar­ma­tu­ren­bretts mar­ter­ten ihre Au­gen. Das Fahr­ge­räusch tön­te mo­no­ton durch den Bus. Au­ßer dem gleich­mä­ßi­gen Rau­schen war nichts zu hö­ren. Ob­wohl die Luft sti­ckig roch und es aus­rei­chend warm im Bus war, fror Rebecca. Sie zog da­her ihre Ja­cke fest um ih­ren Kör­per.

Ge­gen­über saß Sa­bri­na, die zwei Plät­ze für sich ein­nahm. Ihr brei­tes Ge­sicht lehn­te an der Kopf­stüt­ze an. Sie hat­te die Au­gen ge­schlos­sen, aber ihr Mund stand reg­los of­fen, als wür­de er ein anor­ma­les »Oh« for­men wol­len. Ro­bert kau­er­te auf dem Vie­rer­platz zu ih­rer Lin­ken. Er hat­te die Bei­ne auf den Sit­zen ihm ge­gen­über aus­ge­streckt und gab leich­te grun­zen­de Lau­te von sich.

Als sich Rebecca auf­rech­ter hin­set­zen woll­te, weil sie spür­te, dass je­den Mo­ment auch ihr Hin­tern ka­pi­tu­lie­ren wür­de, durch­zuck­te ein grau­en­vol­ler Schmerz ihre rech­te Wade und schnell­te sie von ih­rem Sitz. Das ab­rup­te Auf­ste­hen weck­te ihre Kol­le­gin, die schlaf­trun­ken die Li­der hob.

Der Krampf drang mit ei­ner sol­chen Wucht in ihr Bein, dass Rebecca die Wor­te im Mund ste­cken blie­ben und nur ein qua­l­vol­les Keu­chen ihre Lip­pen ver­ließ. Sie ver­such­te mit al­ler Ge­walt, die Füße zu be­we­gen, doch sie ka­men ihr wie er­starrt vor. Blind vor Schreck, reg­los vor Schmerz. Sie fühl­te sich zu­tiefst hilf­los und woll­te nur noch, dass die­se stum­me Pein ein Ende nahm.

Sie streck­te die Bei­ne nach dem Gang aus und we­del­te mit ih­nen in der Luft her­um, um sich Lin­de­rung zu ver­schaf­fen. Of­fen­bar ver­stan­den ihre Bei­ne das als Ein­la­dung, mit ei­ner wei­te­ren Ver­span­nung zu re­a­gie­ren, denn blitz­ar­tig schoss eine zwei­te Schmer­z­wel­le durch ihre Wade.

»Hast du einen Krampf?«, mur­mel­te Sa­bri­na vor sich her. Wenn sie ge­konnt hät­te, wäre sie ih­rer Kol­le­gin für die­se idi­o­ti­sche Fra­ge an die Keh­le ge­gan­gen. Die Qua­len, die Rebecca ausstand, sum­mier­ten sich zu ei­ner un­er­träg­li­chen Tor­tur.

Ro­bert be­kam da­von nichts mit, denn er schlief tief und fest. Er be­merk­te noch nicht ein­mal, dass Rebecca stamp­fend auf dem Gang her­um­pol­ter­te und im schau­keln­den Bus ver­such­te, ih­rer Höl­le Herr zu wer­den. Hum­pelnd be­weg­te sie sich von Sitz zu Sitz. Sie krall­te sich an den Grif­fen fest, um Halt zu fin­den. Das In­fer­no, das durch ihr Bein wü­te­te, leg­te sich erst nach et­li­chen Mi­nu­ten, in de­nen sie den Bus ei­ni­ge Male durch­schrit­ten hat­te.

Sie lief im­mer wie­der an Li­nus vor­bei, der wie ein Knäu­el ein­ge­kau­ert in sei­nem Sitz schlief. Sein Rü­cken hob und senk­te sich beim Ein- und Aus­at­men. Als Rebecca zum vier­ten Mal an sei­nem Platz an­kam, er­wach­te er und sah schläf­rig auf. »Frau Pe­ters«, nu­schel­te er lei­se. Schwer er­ho­ben sich sei­ne Li­der vor den Au­g­äp­feln und san­ken im­mer wie­der trä­ge nach un­ten. »Was tun Sie da?«

»Ich habe einen Krampf im Bein«, ge­stand Rebecca, Stirn und Mund­win­kel schmerz­ver­zerrt. Wie­der hin­k­te sie in das vor­de­re Ende des Bus­ses, lahm­te zu­rück und kam wie­der an sei­nem Platz vor­bei. Nur lang­sam ebb­te die Woge ab.

Li­nus hat­te sich ein Stück auf­ge­rich­tet. Mit dem El­len­bo­gen stütz­te er sich auf sei­nem Sitz ab. Eine Ja­cke ver­deck­te sei­ne Bei­ne und sei­nen Un­ter­leib. »Geht es Ih­nen bes­ser?«, mur­mel­te er für­sorg­lich, als er be­merk­te, dass sich die An­span­nung in Rebeccas Ge­sicht leg­te. Sie nick­te nur leicht, weil sie be­fürch­te­te, je­den Mo­ment wie­der von ei­ner neu­en Schmer­z­wel­le durch­flu­tet zu wer­den.

Reg­los ver­harr­te sie an sei­nem Platz. In der spär­li­chen Be­leuch­tung des Bus­ses ver­wo­ben sich ihre Au­gen mit­ein­an­der, ohne dass ei­ner von ih­nen einen Ton sprach. Da wa­ren nur das gleich­mä­ßi­ge Rau­schen des fah­ren­den Bus­ses, ihr Herz und Li­nus’ schwer­fäl­li­ge At­mung. Rebecca schau­te nach vorn zu Sa­bri­na und Ro­bert, die bloß schwach zu er­ken­nen wa­ren. Bei­de schlum­mer­ten of­fen­sicht­lich.

Sie senk­te ih­ren Kör­per auf den Sitz ne­ben Li­nus nie­der. Sie fühl­te sich wohl bei ihm. In sei­ner Nähe emp­fand sie so et­was wie Ge­bor­gen­heit. Wo­her die­ses Ge­fühl kam, konn­te sie nicht ein­ord­nen.

»Freu­en Sie sich auf die Tage mit uns?«, frag­te Li­nus lei­se und streck­te un­er­war­tet eine Hand nach Rebecca aus. Er streif­te sie am Bein. Es war of­fen­sicht­lich, dass er ihre Nähe such­te.

Sie schmun­zel­te leicht und leg­te ihre Hand auf die von Li­nus. Es war nur ein kur­z­er Hän­de­druck, der ihm zei­gen soll­te, dass sie da war. Ihr Schü­ler lä­chel­te zag­haft zu­rück. Ein Ge­spräch ent­wi­ckel­te sich nicht. Statt­des­sen schau­te Li­nus sie bloß an.

»Schlaf wei­ter«, wis­per­te Rebecca, als sie be­merk­te, dass sei­ne Ge­dan­ken weg­drif­te­ten und sei­ne Au­gen­li­der mat­ter wur­den. Ohne et­was dar­auf zu er­wi­dern, roll­te sich Li­nus auf die Sei­te. Sie er­hob sich, blieb einen kur­z­en Mo­ment an sei­nem Platz ste­hen und lausch­te sei­nen Atem­zü­gen, die von den Fahr­ge­räu­schen er­stickt wur­den.

Am frü­hen Mor­gen er­reich­ten sie ihr ers­tes Aus­flugs­ziel. Die Son­nen­strah­len knall­ten in den Bus und reiz­ten Rebeccas Au­gen. Die lan­ge Nacht wirk­te mäch­tig in ih­rem Kopf nach. Ein dump­fer Druck poch­te ge­gen ihre Schä­del­de­cke und riss ihre schlaf­fen Au­gen­li­der im­mer wie­der nach un­ten. Ge­ra­de als sie glaub­te, ein­schla­fen zu kön­nen, wur­de durch Ro­bert für alle laut hör­bar ver­kün­det, dass in we­ni­gen Mi­nu­ten Pa­dua er­reicht wer­den wür­de. Ihr Kol­le­ge saß auf dem Not­sitz und han­tier­te mit dem klo­bi­gen Mi­kro­fon her­um, das im­mer wie­der sei­nen Dienst quit­tier­te, wenn Ro­bert nicht sach­ge­mäß den Knopf ge­drückt hielt.

Aus der obe­ren Eta­ge schall­ten Stim­men durch den Bus. Ein untrüg­li­ches Zei­chen, dass es den an­ge­hen­den Ab­itu­ri­en­ten gut ging. An die stän­di­gen Hal­te wäh­rend der Nacht konn­te sich Rebecca nur spo­ra­disch er­in­nern. Da nur we­ni­ge Schü­ler den Bus ver­lie­ßen, gab es für sie kei­nen Grund, im­mer­fort zu zäh­len, wel­che Schü­ler da wa­ren und wel­che fehl­ten. Si­cher­lich wäre be­reits je­mand bei ihr ge­we­sen, wenn ein Platz un­be­setzt ge­blie­ben wäre.

Schwupp. Wie­der wa­ren Rebeccas schwe­re Au­gen zu­ge­fal­len.

»… die Stät­te des Hei­li­gen An­to­ni­us von Pa­dua. Die Ba­si­li­ka, die wir gleich be­su­chen wer­den, stammt aus dem drei­zehn­ten Jahr­hun­dert …« Ro­bert lang­weil­te mit ge­schicht­li­chen De­tails über die Stadt und die Kir­che. Rebecca rich­te­te den mü­den Blick nach drau­ßen. Sie fuh­ren auf ei­ner Art Au­to­bahn, da im­mer wie­der dich­ter Ver­kehr ko­lon­nen­wei­se am Bus vor­bei­zog. Die Häu­ser stan­den sehr eng, wes­halb sich kein wirk­li­ches me­di­ter­ra­nes Am­bi­en­te ein­stell­te.

Wie­der nick­te Rebecca kurz weg. »… Ma­gno­lie wer­det ihr se­hen, wenn ihr im Kreuz­gang …« Ro­bert fa­sel­te und fa­sel­te. Nur Satz­bro­cken er­reich­ten ihr Ge­hirn.

»Ich bin ja mal aufs Ho­tel ge­spannt«, be­gann nun auch Sa­bri­na mun­ter vor sich her zu phi­lo­so­phie­ren. »Wenn wir wie­der so eine Ab­stei­ge krie­gen wie in Eng­land, dann kön­nen wir uns frisch ma­chen«, sag­te sie und setz­te ein mun­te­res Gute-Lau­ne-Mor­gen-Ge­sicht auf. Sie muss­te doch se­hen, dass Rebecca kei­ne Kom­mu­ni­ka­ti­on an­streb­te.

»Schaut doch mal nach links aus dem Fens­ter«, kräh­te Ro­bert ins Mi­kro­fon, »da seht ihr …«.

Rebecca dach­te nicht an­satz­wei­se dar­an, ih­ren schwer­ge­wich­ti­gen Kopf auch nur einen Mil­li­me­ter in die an­de­re Rich­tung zu dre­hen. Über­haupt über­fiel sie Be­klem­mung, als sie dar­an dach­te, jetzt gleich auf­ste­hen und durch Pa­dua lat­schen zu müs­sen. Wie­der drif­te­te sie mit ih­ren Ge­dan­ken mi­nu­ten­wei­se da­von. Wie­der er­wach­te sie durch die wü­ten­den Son­nen­strah­len. Wie­der blök­te Ro­bert ins Mi­kro­fon. Wie­der säu­sel­te Sa­bri­na et­was Un­wich­ti­ges vor sich her. Sie woll­te, dass die­ser Alp­traum ein Ende nahm und gleich­zei­tig fürch­te­te sie sich da­vor, der Bus kön­ne an­hal­ten und sie aus­spu­cken. Er hielt auch, al­ler­dings an meh­re­ren Am­peln. Über ihr brüll­te ein Schü­ler et­was Be­lan­g­lo­ses.

»Schaut doch mal da, da seht ihr …« Ro­bert als Stadt­füh­rer. Rebecca woll­te we­der hin­hö­ren noch hin­se­hen. War­um ver­stand nie­mand in die­sem La­den, dass sie kei­ne Un­ter­hal­tung brauch­te?

»Du bist ziem­lich müde, was?«, stell­te Sa­bri­na un­nö­ti­ger­wei­se fest. Lag das nicht auf der Hand? »Lan­ge kannst du nicht mehr pen­nen. Wir müs­sen gleich raus«, deu­te­te ihre Kol­le­gin an und reck­te den Kopf von links nach rechts.

Sei doch end­lich still!

Da sie ver­kehrt her­um auf dem Vie­rer­platz saß, dreh­te sich ihr fül­li­ges Ge­sicht im­mer wie­der in Fahrt­rich­tung. Die wuls­ti­ge Mas­se ih­res Hal­ses ging naht­los in das Kinn über. Ein­zig die röt­lich schim­mern­den Haa­re zeig­ten an, dass sich et­was in ih­rem Nacken­be­reich be­weg­te.

Der klot­zi­ge Bus schwenk­te in einen Park­platz ein. Be­hä­big fand er sei­ne Po­si­ti­on und kotz­te einen Schü­ler nach dem an­de­ren aus. Nur müh­sam fand Rebecca ihre Be­herrscht­heit. Schwä­che war jetzt nicht an­ge­mes­sen, sonst wür­den es ihr die Schü­ler nach­ma­chen und eben­falls schlech­te Lau­ne vor­täu­schen, um nicht die Kir­che be­sich­ti­gen zu müs­sen. Wenn bei den Schü­lern et­was zog, dann war es die nach dem Kir­chen­be­such an­ge­setz­te Frei­zeit, die zum Shop­pen in Pa­dua ein­lud.

Es war ge­ra­de ein­mal kurz nach zehn, doch beim Ausstei­gen traf eine Wand an­ge­stau­ter Hit­ze auf Rebeccas aus­ge­zehr­ten Kör­per. Sie wür­den sich auf ein paar hit­zi­ge Tage ein­stel­len müs­sen, wenn die Son­ne wei­ter­hin so gna­den­los ihre Kraft zeig­te.

Die Bus­fah­rer war­te­ten im gut kli­ma­ti­sier­ten Ge­fährt, wäh­rend eine trä­ge Mas­se an Schü­lern Rich­tung Zen­trum lief. We­der roch Pa­dua auf­fäl­lig nach Stadt noch be­läs­tig­te dich­ter Ver­kehrs­lärm Rebeccas Ohr. Ein­tö­nig wur­de der Kor­so aus Ju­gend­li­chen, der auf dem Geh­weg lief, von den Au­tos über­holt. Der Weg bis zur Ba­si­li­ka war nicht be­son­ders weit und trotz­dem fühl­ten sich Rebeccas Bei­ne auf­grund der un­ge­müt­li­chen Nacht­ru­he blei­schwer an. Der nächt­li­che Krampf in der Wade war zwar passé, sen­de­te aber trotz­dem noch Si­gna­le durch ihre Ner­ven­bah­nen und ge­mahn­te dar­an, je­der­zeit wie­der ein­set­zen zu kön­nen.

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9783754176450
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Serideki İkinci kitap "Rebeccas Schüler"
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