Kitabı oku: «... weil Hunde wahre Helden sind», sayfa 2
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Der Nachwuchs meines Schwagers
Gaia ist gar nicht mein Hund, sondern der kleine Liebling meines Schwagers. Aber da mein Schwager berufstätig ist und viele Termine hat und Gaia nicht den ganzen Tag alleine bleiben soll, haben meine Kinder und ich den kleinen schwarzen Welpen kennen- und lieben gelernt. Ich habe von ihm auf eine sehr lustige Weise erfahren. Mein Schwager und seine Freundin wollten etwas Wichtiges bei einem Familienfest ankündigen, dann hörte ich etwas über Nachwuchs. Ich freute mich riesig, dass es bald schon noch ein Baby in unserer Familie geben würde. Ich sprang voller Freude von meinem Stuhl auf, um den beiden zu gratulieren, als sie sagten: „Ja, wir bekommen einen Hund! Eine französische Bulldogge.“
Bitte! Den Hund als Nachwuchs ankündigen! Ich wusste erst einmal nicht, was ich dazu sagen sollte, und war sichtlich enttäuscht. Freute ich mich etwas später aber auch mit den beiden, da ich Tiere liebe, und lieber ein Hundenachwuchs als überhaupt kein Nachwuchs!
Wir besuchten Gaia daraufhin, als sie mit acht Wochen bei meinem Schwager eingezogen war. Als wir das Haus meines Schwagers betraten, sahen wir ein kleines schwarzes Hundebaby, das auf uns zugelaufen kam und uns mit dem Lecken unserer Hände und Gesichter freundlich begrüßte. Ich bemerkte aber sofort bei meinem Schwager, dass er etwas besorgt war. Ihm war wohl vonseiten des Züchters gesagt worden, dass die ersten Lebensmonate entscheidend im Leben eines Hundes seien. Seine Sorgen und Ängste waren aber völlig unbegründet, da er zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, wie es zwischen mir und Gaia funktionieren würde. Ich hatte als Erwachsene noch nie einen Hund und mich natürlich bereit erklärt, auf den Familienzuwachs aufzupassen, wenn der Hundepapa Termine hätte. Ich selbst sah das völlig entspannt und freute mich schon jetzt auf diese gemeinsame Zeit.
Meine Kinder gingen sehr liebevoll mit dem Welpen um. Sie streichelten ihn, boten ihm das Hundespielzeug an und nach einer Weile fühlten wir uns als, ob wir den Hund schon immer gekannt hätten.
Gaia ist der Nachwuchs einer Bulldoggen-Familie. Ihr Vater ist schwarz-weiß und die Mutter klein, eigentlich sehr klein im Vergleich zum Vater, der übrigens eine schwarz-braune Fellfarbe hat. Gaia ist eines von vier Geschwisterchen, die alle einen römischen Namen bekamen. Gaia ist ganz schwarz, nur an ihrem Hals trägt sie eine kleine weiße Krawatte. Ihre dicken Pfoten sind mit den Beinchen eines Babys vergleichbar, das seine ersten Schritte macht.
Ganz süß ist sie, nein, zuckersüß. Besonders schön sind ihre Augen, schwarz und groß wie die eines Rehs. Bei diesem Anblick kann ich nur schwer Nein sagen, denn diese Augen gucken einen so liebevoll an ... schon ist es um mich geschehen!
Oje, die Erziehung eines Hundes ist keine leichte Sache! Meiner Meinung nach ist sie mit der Erziehung eines Kindes vergleichbar. Die Gefühle stehen uns im Weg. Ich muss wohl lernen, auch beim Hund konsequent zu sein. Als der kleine Welpe zum ersten Mal zu uns kam, war er noch sehr verspielt und ungehorsam. So versuchte der kleine Schlingel, unser Sofa mit seinen kleinen Zähnchen zu bearbeiten. Zum Glück hatten wir einen Früchtebaum im Hof stehen und gaben Gaia einen kleinen leckeren Ast davon – unsere Couch war erst einmal gerettet.
Ich war glücklich mit der neuen Situation und war von Anfang an jedes Mal voller Vorfreude, wenn ich auf diesen süßen Fratz aufpassen durfte. Jedes Mal, wenn die kleine Maus zu uns gebracht wurde, war sie ein Stück gewachsen und konnte immer wieder etwas Neues.
Zu Beginn war sie natürlich noch nicht stubenrein, sie erleichterte sich, wo sie gerade wollte, und machte da auch keinen Unterschied, ob es unser Parkettboden, der Teppich oder eine Wolldecke war, die meine Kinder auf dem Boden immer mal wieder einfach liegen ließen. So hatte ich die nächsten Wochen plötzlich nichts mehr anderes zu tun, als Gaia im Auge zu behalten, unter den Arm zu klemmen und schnell nach draußen zu bringen.
Für mein Gefühl dauerte das eine halbe Ewigkeit – und unser Parkett und der ein und andere Teppichboden litten ganz schön –, bis sich dann doch ihr Verhalten änderte und unser kleiner Freund vor mit bettelndem Blick vor der Tür stand: „Lass mich doch raus, ich glaube, ich muss mal.“ In unserem Garten konnte sich die Kleine wunderbar austoben. Am meisten gefiel mir, wie sie lernte, von der Couch zu springen und die Treppen hoch- und runterzulaufen. Wie ein Blitz! Beim Flug von unserer Couch kann ich sie nur mit einer Rakete vergleichen, die mit voller Kraft ins All schießt.
Jedes Mal, wenn sie zu uns kommt, wird auch aus dem dunkelsten ein sonniger Tag, unser Haus füllt sich mit Freude, wir lachen und spielen viel mit dem Hund. Heute kann ich viele einsame Menschen und einfach alle Tierfreunde verstehen – es ist so unbeschreiblich schön, neben sich eine kleine Fellnase zu haben!
Gaia hat übrigens immer Hunger. Sie würde, wenn man es zulassen würde, den ganzen Tag etwas in sich reinstopfen. Mein Schwager sagt immer, dass sie den gefüllten Futternapf in wenigen Sekunden weginhallieren würde und er das Gefühl habe, dass sie die Futterschüssel als Nachtisch gleich mit vertilgen wolle. Anschließend sage ihr Blick jedoch immer: „Oh, ich habe heute noch gar nichts im Magen gehabt. Gib doch noch ein bisschen ... sonst verhungere ich.“
Ich führte einige Gespräche mit meinem Schwager, da ich der Meinung war, dass die Portionen viel zu klein wären und die kleine Dame tatsächlich immer Hunger habe. Er erklärte mir aber, dass inkonsequente Hundebesitzer, die viel zu viel Futter gäbe, ihrem Tier schaden würden, denn zu viel Liebe bedeute auch zu wenig Erziehung und wo zu wenig Disziplin sei, dort würde ein krankes Tier mit zu viel Speck am Körper aufwachsen. Wir wissen es ja aus eigener Erfahrung – dick wird man schnell, aber abzuspecken dauert sehr, sehr lange. Gaia hat zum Glück sehr konsequente, aber auch liebevolle Besitzer.
Schon nach wenigen Wochen konnte sie mehrere Kommandos ausführen. Zur großen Freude meiner Kinder! Nun muss der Hund liegen, stehen, Pfote geben. Wieder stehen, liegen, Pfote geben.
„Schluss damit“, sage ich nach einiger Zeit immer zu meinen Kindern. „Jetzt braucht Gaia ihre Ruhe.“ Wir gehen alle aus dem Zimmer. Und Gaia streckt sich auf ihrer Kuscheldecke und schläft ein. Ein Hundeleben kann wohl sehr schön sein!
Mittlerweile ist Gaia sieben Monate alt. Im Laufe der Zeit hat sie viel gelernt: Sie geht nur noch draußen ihr Geschäft verrichten. Sie führt einige Kommandos ohne Probleme aus und hört richtig gut auf ihr Herrchen. Spazieren gehen ist sehr entspannt und es macht uns allen eine riesen Freude, mit ihr die so große Welt zu entdecken. Aber am allerwichtigsten ist, dass sie sehr freundlich, lieb und vertrauensvoll ist. Wir genießen die Zeit mit ihr und hoffen, dass es noch viele schöne Momente geben wird, wenn Gaia mal wieder bei uns ist.
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Voll aus dem Leben
In über fünfzig Jahren haben wir bisher mit sieben Hunden zusammengelebt, oft gehalten als Einzelhund und zweimal im Doppelpack. Meist haben wir älteren Vierbeinern ein Zuhause gegeben, bis auf zwei Ausnahmen, auch wenn diese schon mehr als fünf Jahre auf dem Buckel hatten, hat uns dies nicht davon abgehalten. Unser derzeitiger Begleiter war, da wir selbst auch nicht mehr die Jüngsten sind, bei der Übernahme zehn und ist jetzt mittlerweile dreizehn Jahre alt – und das bei einem Gewicht von fünfzig Kilogramm.
Alle unsere Hunde haben wir immer aus Tierheimen geholt, etwas anderes kam für uns nie infrage. Alle hatten ihre Macken, wurden aber immer zu Freunden und wunderbaren Familienhunden. Bei einigen mussten wir einen Hundetrainer zurate ziehen, aber das immer nur so lange, bis wir selbst unsere Lektion mal wieder gelernt hatten. Von den beiden Hunden, die uns am intensivsten in Erinnerung geblieben sind, möchte ich erzählen:
Da gab es den Riesenschnauzer Blanka, die rassige Schwarze aus dem Tierheim Frankfurt, damals ungefähr zwei- bis dreijährig, reinrassig, vom Tierschutz aus einem Trinkerhaushalt gerettet und dann zu uns gekommen.
Der Anfang war schon kurios. Im Auslauf befanden sich vier Hunde, dabei Blanka, eine Domina. Als ich am Zwinger vorbeiging, rührte sich keiner. Na ja. Als mein Mann am Auslauf vorbeikam, sprang Blanka von ihrem Hochsitz, ran ans Gitter, wedelte mit ihrem Stummelschwanz, als hätte sie einen alten Bekannten getroffen, und lief direkt zur Tür – sie wollte mit. War es Liebe auf den ersten Blick? Wir nahmen sie mit und haben es nie bereut, über zehn Jahre lang.
Zu Hause angekommen, wir wohnten damals in einem Bungalow mit offenem Wohnbereich, hatten wir für Blanka den Eingangsbereich als Schlafzone angedacht. Von wegen! Da ja Türen fehlten, hatten wir vor unser Schlafzimmer mit Decken und Kissen eine provisorische Absperrung gebaut. Kaum waren wir im Bett, hörten wir ein herzzerreißendes Winseln vor unserem Schlafzimmer, die gedachte, unüberwindbare Deckenhürde war genommen. Die nächste Barrikade war vermeintlich stabiler: Stühle, Tisch, Blumentöpfe und so weiter. Nach kurzem Krach und lautem Scheppern war auch diese Hürde überwunden. Die Domina legte sich sofort – und von da immer – in unser Schlafzimmer und war zufrieden. Sie hatte sich wohl zur Aufgabe gemacht, uns von nun an zu bewachen. So war unser erster Tag, wir haben diesen Tag nicht bereut.
Nach einigen Jahren, wir wohnten nun im ersten Stock einer Doppelhaushälfte, wurde der Balkon der Nachbarn renoviert. Plötzlich raste Blanka aus der Küche in Richtung Wohnzimmer, von dort kam ein lauter Hilfeschrei. Der Maler war in der Absicht, den Balkon zu streichen, wohl von dem einen Balkon auf unseren geklettert und stand jetzt mit den Pfoten von Blanka auf seiner Schulter eingekeilt in der Balkonecke, zitternd und totenbleich, aber sonst unversehrt. Auf Befehl ließ Blanka natürlich sofort von ihm ab. Ich bin noch heute davon überzeugt, dass der Maler nach dieser Begebenheit nie mehr zum Einbrecher wurde.
Blanka hat damals wiederum Rudelsorge bewiesen, besonders ausgeprägt zeigte sie diesen Zug bei unseren regelmäßigen Wanderungen im Pfälzer Wald. Blanka war da absolut in ihrem Element, egal wie groß die Gruppe auch war, und wenn sie Hunderte Meter auseinandergezogen war – Blanka lief Runde um Runde, zählte wohl unentwegt ihre Schäfchen. Als höfliche Hundedame brachte sie dabei jedes geworfene Stöckchen dem Werfer zurück, um sich jedes Mal bei mir ein Lob zu holend, und dann zur nächsten Runde losspurtend. Abends lag sie erschöpft auf ihrem Hundebett, selig und wahrscheinlich im Traum die abgelaufenen Runden zählend. So war Blanka – sportlich, zäh, um ihr Rudel immer besorgt, eine liebevolle Hundekameradin.
Wir haben sie geliebt. Wir haben sie vermisst.
Ihr Nachfolger war ein afghanischer Riesenschnauzer-Mix, hochbeinig, riesig, schnell wie der Wind und, wie sein Name Strolch schon sagt, ein wahrer Schelm. Ebenfalls aus dem Tierheim und damals bereits sechs Jahre alt. Er verlebte bei uns noch sehr rüstige weitere fünf Jahre.
Strolch liebte das Autofahren, aber nur, wenn er – und wenn es zweihundert Kilometer waren – ununterbrochen Bellen durfte bis zum Erbrechen. Einer Erlaubnis bedurfte es dazu selbstverständlich nicht. Sonst war er lautlos, mit einer Ausnahme – und das war seine zweite Macke, über die das Tierheim informiert hatte: Er mochte keine roten Frauenkleider, auch nicht an Schaufensterpuppen. Bei roten Kleidern sah er sicher rot, setzte sich auf die Hinterläufe und heulte wie ein ganzes Wolfsrudel, sehr lange und lang anhaltend.
Interessant eine weitere Macke: Küssen verboten! Demonstrativ setzte er sich in solchen absehbaren Fällen zwischen meinen Mann und mich, harmlos zwar, aber aus war es.
Strolch konnte mit seiner Schnauze unsere Wasserhähne aufdrehen, aber nicht wieder zu. Um die Wasserrechnung nicht ins uferlose steigen zu lassen, konnten wir ihn nie lange alleine im Haus lassen.
Unsere Freunde beschwerten sich, dass unser Telefon des Öfteren, ein Apparat mit Hörer aus dem letzten Jahrhundert, beim Anrufen zwar abgenommen wurde, aber niemand sich meldete, sie hörten noch ein Tapp … Tapp … dann nur noch Stille. Zusätzlich meldete sich noch die Telefongesellschaft, um uns darauf aufmerksam zu machen, dass unser Telefon wiederholt ausgehängt blieb und somit auf Dauer das örtliche Netz gestört würde. Unsere Überprüfung ergab: Unser Schelm war ein höflicher Hund, beim ersten Klingelton hob er ab und reservierte schon Mal den Anruf für uns. Wir konnten nur Abhilfe schaffen, indem wir zukünftig das Telefon in gut zwei Meter Höhe deponierten. Der Schelm konnte alle nicht verschlossenen Türen öffnen und so auch ab und an Nachbarn alleine besuchen.
Ein Höhepunkt war eines Tages die eigene Futterversorgung. Den Futtereimer – mindestens fünf Kilogramm schwer – schleppte er per Schnauze vom Keller in die Küche, und zwar dorthin, wo er normalerweise gefüttert wurde, haute sich den Magen voll und wurde anschließend von uns so aufgefunden: voll, satt, schlafend, den Schlaf des Gesättigten. Man konnte ihm aber nicht böse sein, er lebte eben als unser Schelm auf dieser Erde. Für seine Größe erreichte er ein wackeres Alter, dem Schelm sei Dank. Wir lachen noch heute oft über seine Schelmereien.
Wir haben ihn geliebt. Wir haben ihn vermisst.
Der Abschied all unserer sechs Hunde war stets traurig für uns. Tröstung brachte in etwa die Verantwortung für den neuen Hund. Maggy, die ungarische Hirtenhündin, Blanka, unsere Domina, Strolch, unser Schelm und stolzer Afghane, Lady, die rabenschwarze Labrador-Dame und von keinem Wasser zu halten, Tinto, der fröhliche Flat Coated Retriever, Luzi, die blütenweiße, elegante irische Wolfshündin. Alle hatten ihre Macke. Alle waren makellos, beste Freunde, liebevolle Begleiter in unserem Leben. Wir haben sie geliebt, sie bleiben alle unvergessen.
Jetzt leben wir mit Simba, er ist ein polnischer Herdenschutzhund, glücklich zusammen, ein Bursche, eigensinnig von Rasse, massiv, immer besorgt um uns, dabei mit 13 Jahren selbst schon nicht mehr der Jüngste. Hunde sind glücksbringende und bis zum letzten Tag unendlich dankbare Gefährten.
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Ein Geschenk der Götter
... oder in unserem Fall wohl eher ein Göttinnen-Geschenk. Denn bei unserem Hund Filou hatten sowohl Glücksgöttin Fortuna als auch Jagdgöttin Diana ihre Hand im Spiel. Zuerst durften wir uns glücklich schätzen nach einem alten, kranken Hund wieder einen quicklebendigen, temperamentvollen Welpen um uns zu haben, der schnell lernte und recht guten Gehorsam zeigte. Von seinem Niedlichkeitsfaktor, der uns viele bewundernde Blicke einbrachte, ganz zu schweigen. Die Tatsache, dass der kleine Kerl als Border Terrier ein lupenreiner Jagdhund war, haben wir fürs Erste auf die leichte Schulter genommen. Welcher Hund hat denn bitteschön keinen Jagdtrieb? Auch den leicht verdrucksten Hinweis der Züchterin, im Wald könne man diese Hunde wohl nur an der Leine halten, konterten wir im Geist auf Terrier-Art: „Red du mal ...“
Jagdgöttin Diana brachte sich ziemlich schnell ins Spiel. Filou befand Angebote zur Beschäftigung als zu langweilig, sprich kein Bordertainment, sorry, und verschwand lieber im Gebüsch oder tauchte im Dachs- und Karnickelbau ein, wo er ein umgebundenes Brustgeschirr erfolgreich versenken konnte. Der Abenteuerlustige brauchte hierbei kein Vorbild, sondern brachte sich alles selbst bei. Unser Hund ging nicht als Begleiter zum Latschen und Tratschen in den Wald, sondern um etwas zu erleben. In der Rüpelphase zwischen anderthalb und drei Jahren lief der Border dann total aus dem Ruder. Nach glorreichen Szenen im Wildschweindickicht und uns zugetriebenen Schwarzkitteln sowie einem besonders glanzvollen Weihnachtsfest, an dem wir in der Dämmerung des Heiligabends mithilfe der Feuerwehr einen Fuchs aus seinem Bau gesprengt hatten, sahen wir auch ein, dass ein bisschen Welpenschule bei unserem Hund nicht ausreicht.
Wir suchten uns fachliche Unterstützung und lernten dazu. Nicht zuletzt auch, dass man allzu oft unwissentlich die Triebe unterstützte, die man gar nicht so gern haben wollte. Siehe Weihnachtsabend: Den Hund hatten wir dazu animiert, durch eine Röhre zu laufen, bis er nicht mehr zurückkam. Sein Fiepen hatten wir missdeutet und bei heftigen Wasserspülgeräuschen waren wir dann doch ein wenig in Panik geraten und hatten den Terrier zum Durchhalten ermutigt. Bei einbrechender Dunkelheit beschlossen wir, die Feuerwehr zu Hilfe zu rufen.
Aus Sicht der Jagdgöttin Diana also alles richtig gemacht mit diesem Traumhund für einen Jäger.
Aus Sicht der Trainerin für Menschen mit Hund eine bleibende Herausforderung für Leute, die eigentlich einen unkomplizierten Begleiter haben wollten, den man fast überallhin mitnehmen kann. Anstatt Laisser-faire trainieren wir nun unsere mentale Muskulatur, lernen unseren Hund besser zu lesen, versuchen, ihn nicht allzu sehr zu vermenschlichen, und leben gut und gern mit ihm – bessere Beschäftigungsangebote inklusive. Hundeprofi Martin Rütter befand bei einem kurzen Kennenlernen Filou als den einzigen ihm bekannten Border, der „nicht total daneben ist.“
Hunde können ihre Halter ganz schön aufs Kreuz legen.
Jetzt fragen sich bestimmt viele, warum tun sich immer mehr Menschen so etwas an?
Vielleicht, weil es sehr hilfreich im Leben ist, mehr Gelassenheit, Humor und eine gewisse Sturheit zu entwickeln? Bestimmt aber, weil die Freundschaft mit einem Hund eine der schönsten ist, die man im Leben haben kann. Auch wenn sie kein ganzes Menschenleben dauert. Verlieben kann man sich immer wieder in diese Lieblinge der Götter, die ganz einfach ein Gottesgeschenk sind.
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Das Rudel
Das Rudel ist eine Gruppe von fünf Hunden, die gemeinsam mit ihren Besitzern Gassi gehen. Alle verstehen sich gut und freuen sich, regelmäßig einander abzuholen. Fast jeder dieser Hunde hat ein Leben vor der Zeit mit seinen jetzigen Besitzern hinter sich und hat es erst jetzt gut getroffen. Endlich haben sie eine Familie gefunden, bei denen sie ihr Hundeleben verbringen können, bis sie irgendwann einmal über die Regenbogenbrücke gehen müssen.
Angefangen hat es mit unserer Beaglehündin Eliza. Als mein Mann Eliza im Internet auf der Homepage einer Tierschutzorganisation entdeckte, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Tieren ein dauerhaftes Zuhause zu suchen, war noch nicht klar, ob überhaupt ein Hund bei uns einziehen würde. Denn mein Mann und mein Sohn waren eigentlich auf der Suche nach einer Katze. Mein Sohn wollte zwar im Sommer vor sechs Jahren aus unerfindlichen Gründen einen Beagle bei sich aufnehmen, aber nachdem wir uns kurz über die Rasse informiert hatten – Beagle sind sehr gute Jagdhunde –, stellten wir fest, dass das nicht zu den beiden anderen Haustieren passte: zwei Kaninchen, die den ganzen Garten schon als ihr Revier betrachteten. Also entscheiden sie sich für eine Katze. Da ich aber ein Hundemensch bin und wir in meiner Kindheit und Jugend immer einen Familienhund hatten, begann ich, zuerst meinen elfjährigen Sohn zu überzeugen und schließlich auch meinen Mann, dass ein Hund ein schönes neues Familienmitglied wäre.
Die dreijährige Eliza machte auf dem Foto keinen sehr glücklichen Eindruck und auch beim Besuch im Tierheim war sie sehr zurückhaltend. Mein Sohn verliebte sich jedoch gleich in sie. Als ich noch darüber nachdachte, ob ein Welpe einer Beaglezüchterin vielleicht als erster Hund die bessere Alternative wäre, anstatt einen Hund aus dem Tierschutz zu nehmen, war für meinen Sohn schon klar, dass es Eliza sein musste. Nach drei Spaziergängen hatte auch mich ihr entspanntes, gelassenes Wesen überzeugt. Sie ging brav, ohne zu ziehen, an der Leine und war verträglich mit allen Hunden und Kindern, denen wir begegneten. Nichts brachte sie aus der Ruhe. Sie wedelte nur fröhlich mit dem Schwanz.
„Wer hat denn so einen tollen Hund im Tierheim abgegeben?“, fragte ich nach. Ich erfuhr: Eliza war in Ungarn aus einer Hundezucht gerettet worden. Dort sind die Hunde in Kellern an Rohre gekettet oder in kleinen Boxen untergebracht. Sie fiel schon bei der Rettung durch ihr freundliches Wesen auf.
„Die neuen Besitzer ihrer Mutter sind auch sehr begeistert“, bekam ich zur Antwort.
„Na, wenn die Mutter so ein Superhund ist, kann ja die Tochter nicht verkehrt sein“, dachte ich mir. So beschlossen wir, Eliza aus dem Tierheim zu holen.
Sie war gar nicht dafür, in unser Auto gehoben zu werden. Es glich eher einer Entführung. Auf der Fahrt beruhigte sie sich aber recht schnell und kuschelte sich an meinen Sohn. Sie zeigte schon bei der ersten Autofahrt, dass sie entspannt im Auto mitfahren konnte.
Zu Hause lief sie erst stundenlang im Kreis, bis sie endlich im neuen Körbchen einschlafen konnte. Gerochen hat sie anfangs nicht so gut und nach dem Baden und einigen Wochen mit kleinen Infekten kam sie dann bei uns an, fühlte sich immer wohler und wollte uns nicht mehr verlieren. Die Kaninchen beobachtete sie respektvoll und dachte wohl: „Die wohnen halt hier.“ Getan hat sie ihnen nie etwas.
Eliza ist ein Beagle und das sind ganz spezielle Hunde. Die Nase ist immer auf dem Boden und Fressbares, selbst ein vertrocknetes Reiskorn, entgeht ihr nicht. Sobald im Erdgeschoss nur eine Tüte knistert, saust sie sofort von oben nach unten und steht erwartungsvoll bereit. Ihr Jagdtrieb ist nicht ausgeprägt, das heißt, sie kann frei laufen. Sie ist gelehrig und für Leckerlis macht sie alles. Zum Glück ist sie selten stur und eigenwillig, wie man es dem Beagle nachsagt. Zu Beginn kannte sie außer Stopp kein Kommando.
Wir versuchten, mithilfe eines ungarisch sprechenden Schulfreundes unseres Sohnes zu testen, ob sie etwas Ungarisch versteht, aber ohne Erfolg. Sie hatte also keine Hundeerziehung nach unseren Maßstäben kennengelernt.
Kurz nachdem sie eingezogen war, gingen wir mit unserer Nachbarin und ihrem alten Jagdhund spazieren. Eliza liebte deren Leckerli mehr als den Hund, aber sie freute sich, wenn andere Hunde beim Spazierengehen mitgingen. Dieser Jagdhund ist leider mittlerweile verstorben und an seine Stelle ist ein temperamentvoller junger englischer Setter namens Bertie getreten. Eliza ist er etwas zu ungestüm und sie sucht Schutz zwischen den Menschen, wenn er mit vollem Schwung vor dem Stehenbleiben eine Runde um die Gruppe dreht. Aber er gehört eben zu ihrer Freundin, unserer Nachbarin, die immer freundliche Worte und einen kleinen Hundekeks für sie hat, und so hat sie ihn akzeptiert.
Der dreijährige Bertie stammt von Mallorca, wo er aus einer Tötungsstation gerettet wurde. Er hält sich selbst noch für einen Welpen und ist sehr aufmerksam. Es entgeht ihm kein Vögelchen, wenn er auf zwei Beinen Ausschau hält. So hält er seine Leute auf Trab. Dazu hat er ein sehr liebes verträgliches Wesen und jetzt auch ein schönes Zuhause, wo er schon viel gelernt hat.
Zum Rudel gehören noch die Hündinnen Orelia und Saphi. Die weiße Orelia gehört einem Ehepaar aus unserer Straße. Sie wurde in Spanien als Welpe gefunden und lebte verlassen mit ihrer Mutter und den Geschwistern auf einem Bauernhof. Sie hat das weichste Fell, das ich je gefühlt habe, ist gut erzogen und die Vornehmste von allen. Doch sie hat es faustdick hinter ihren zarten Öhrchen. Sie ist eine große Katzenjägerin und verteidigt ihr Grundstück gegen diese mit großer Begeisterung.
Saphi gehört zu Orelia, nachdem ihre Besitzer sie aus Altersgründen nicht mehr versorgen konnten. Saphi freut sich über alle Menschen und Hunde und begrüßt jeden immer freundlich. Leider versteht das nicht jeder gleich richtig, denn durch ihre Größe und ihr zotteliges braunes Fell sieht sie erst einmal ein bisschen wild und bedrohlich aus. Im Wald wurde sie von einer älteren Dame schon einmal für ein wildes Tier gehalten.
Seit kurzer Zeit gehört noch der schwarze Pudel Salty zum Rudel. Er wohnt bei Orelia und Saphi. Seine Besitzerin ist immer wieder sehr schwer krank und so kommt er immer öfter für ein paar Wochen zu Besuch. Er ist ein echt lustiger Kerl. Er ist der kleinste, aber lauteste Hund und kann prima mithalten, wenn gerannt wird. Zur großen Freude der männlichen Gassigeher, der beiden Ehemänner, kann Salty Bälle holen und apportieren. Dann rennt er, sodass seine Beine durch die Luft zu fliegen scheinen.
Bevor der gemeinsame Rudelspaziergang beginnt, kündigen sich alle schon durch lebhaftes Gebell und fröhliche Stimmen an. Eliza hebt den Kopf, ich hole die Leine, ziehe Schuhe und Jacke an. Vor dem Tor winseln Saphi und Orelia – und Bertie und Salty bellen. Dann geht es durch die Straße ins Feld, wo alle energiegeladen ausströmen. Die gemütliche Eliza ist dabei eher darauf bedacht, den Futterbeutel unserer Nachbarin nicht ganz aus den Augen zu verlieren. Denn wenn Bertie zurückgerufen und anschließend belohnt wird, bekommen alle etwas. Danach nimmt das Rudel wieder Witterung auf. Mal werden Nachbarhunde begrüßt oder auf dem Weg ist etwas Interessantes zu entdecken. Für den Heimweg werden alle wieder angeleint, auf Bertie warten wir immer etwas länger, da er noch eine Extrarunde dreht. Zufrieden kommt jeder Hund wieder in seinem Zuhause an. Unser Rudel besteht aus prima Hunden, die alle aus dem Tierschutz kommen. Wir können nur empfehlen, Tierschutzhunden eine zweite Chance zu geben.