Kitabı oku: «... weil Hunde wahre Helden sind», sayfa 3
*
Meine Jahre mit Emma
Einen Hund zu besitzen, war schon immer mein Traum. Dass er schließlich 2014 wahr wurde, hätte ich nie für möglich gehalten. Doch wie kam es dazu? Das Internet machte es möglich. Auf einer Geschäftsplattform entdeckte ich das Profil eines Mannes, den ich vor dreißig Jahren zum letzten Mal gesehen hatte. Binnen kurzer Zeit bahnte sich zwischen uns ein enger Kontakt an. Ein Besuch bei ihm in Berlin im Jahr 2013 sollte meine zukünftige Lebensweise stark verändern. Er stellte mir seine Hundedame Emma vor, ein Schäferhund-Labrador-Mix. Emma besaß eine respektvolle Größe, wog rund 30 Kilogramm und zeigte sich bei unserer ersten Begegnung sehr zugänglich. Die Folge: Sowohl Emma als auch ihr Herrchen eroberten mein Herz. Eine Geschichte wie aus einer Fernsehserie. Doch gleichzeitig auch eine Geschichte, wie sie das Leben schreibt.
Denn mit meinem neu gewonnenen Freund entwickelte sich eine Fernbeziehung. Und Emma mitten dabei. Ein Hundeumzug von Berlin nach Rheinhessen. Das Problem von damals ist schnell beschrieben. Mein Freund ist beruflich viel in der Welt unterwegs. Daher stand er stets schweren Herzens vor der Wahl, das Tier wegzugeben oder es oft wochenlang in eine Hundepension einzubuchen. Nun überlegte ich, wie ich Emma in mein Leben integrieren könnte. Ich war bereit, Emma mit allen Verpflichtungen zu übernehmen. Ich hatte viel Glück, dass einige Parameter passten. Mein Arbeitgeber akzeptierte auf Nachfrage flexiblere Arbeitszeiten und auch meine Wohnungsnachbarn äußerten keinerlei Einwände. Und so geschah es, dass Emma von Berlin zu mir nach Rheinhessen umzog. Für ihr Herrchen war dieser Schritt eine geniale Lösung.
Emma, inzwischen zehn Jahre alt, war sehr gut erzogen, sozusagen in sich ruhend und eine Sympathieträgerin. Sie machte mir die Eingewöhnung sehr leicht und ihre Körpersprache war für mich bald gut zu verstehen. Es war erstaunlich, wie viele unterschiedliche Gesichtsausdrücke sie zeigen konnte. Manchmal herzzerreißend, dann wieder liebevoll schauend bis hin zu fordernden, auch skeptischen Blicken. Emma besaß einen sehr freundlichen Charakter Menschen und ihren Artgenossen gegenüber. Wenn andere Hunde aufdringlich wurden, ertönte zunächst ein unmissverständliches Bellen, dann wandte sie sich ab. Die Hunde in unserer Umgebung waren in der Mehrheit gut verträglich und es gab nur wenige Hunde, von denen sich Emma fernhielt. Die gemeinsamen, oft stundenlangen Spaziergänge gestalteten sich stressfrei. Aggressionen waren Emma fremd. Kinder mochte sie besonders, zumal sie als Welpe zusammen mit Kindern aufgewachsen war.
Emma muss es in Rheinhessen von Anfang an gut gefallen haben. Auch die Anpassung an das neue Frauchen, eine andere Bezugsperson, hat sie locker hingekriegt. Die Hündin veränderte offenbar ganz einfach die Rangfolge in ihrem häuslichen Rudel. Denn nach einer Eingewöhnungszeit von nur drei Monaten war sie mein Hund geworden und ich rutschte in ihrem Verhalten an die erste Stelle, ihr ehemaliger Hundehalter, der inzwischen mein Partner war, rückte auf den zweiten Platz. Damit war für sie alles geregelt und auch mit den häufigen Besuchen ihres ehemaligen Herrchens kam sie bestens klar. Etwa alle drei Wochen kam mein Partner von Berlin nach Rheinhessen. Ich packte Emma kurzerhand ins Auto, für sie eine tolle Sache, denn sie fuhr leidenschaftlich gerne Auto. Bei den Autotypen war sie wenig wählerisch. Obwohl ich nur einen kleinen Fiat fuhr und sie darin die komplette Rückbank füllte, hopste sie jedes Mal mit freudigem Schwanzwedeln aufs Polster. Irgendwann war ihr klar, dass da bald jemand ins Auto steigen würde. Als dann die Heckklappe nach oben schwang und mein Freund seinen Koffer verstaute, freute sie sich immer sehr. Ihr Rudel war wieder komplett.
Wenn jedoch nach einer Woche die Zeit des Abschieds nahte, konnten wir an ihrem Verhalten ablesen, dass sie diese Situation nicht witzig fand. Schon beim Kofferpacken kam bei Emma Unruhe auf. Ich nahm sie daher zur Verabschiedung immer wieder im Auto mit. Jedes Mal, wenn dann mein Partner das Auto verließ, legte sie sich mit beleidigter Miene auf der Rückbank ab und schmollte. Ein immer gleiches Ritual. Ich fuhr meist dann zügig nach Hause und unternahm stets gleich einen Spaziergang. Oft richtete ich mir den Tag schon vorab so ein, dass ich meinen Job von zu Hause aus erledigen und den restlichen Tag mit ihr verbringen konnte. Auf diese Weise fand Emma recht schnell wieder ihre Routine und ihren inneren Frieden. Ein Hund ist ja schließlich auch nur ein Mensch!
Bisweilen kam Emma auf schräge Ideen, insbesondere dann, wenn sie ihrer Neugierde nachgab. Vor wenigen Jahren verbrachten wir unseren Urlaub auf einem Reiterhof an der holländischen Nordseeküste. Emma genoss die langen Spaziergänge ohne Leine am Strand, fraternisierte mit allen Hunden und freute sich des Lebens.
Unmittelbar neben unserer Ferienwohnung führte ein Flur zu den Privaträumen der Vermieter. Wie verlockend! Irgendwann hatten wir Emma aus den Augen verloren. Zielstrebig entwischte sie uns durch die geöffnete Wohnungstür unserer Vermieter und nahm die Innenausstattung der noch reichlich unbekannten Räume sorgfältig in Augenschein. Ein Fehler! Denn dort residierte bereits eine recht resolute Hauskatze, allerdings alt und zahnlos. Plötzlich stürzte die Katze sich zur Verteidigung ihres Terrains auf den Eindringling der Gattung Hund und schlug ihre nicht vorhandenen Zähne in den dicken Fellhintern unserer Emma.
Geschmerzt hat sie der Katzenbiss ganz sicher nicht, aber unsere Hundedame hat doch einen gewaltigen Schreck davongetragen. Die nächsten Tage jedenfalls hielt sie von der Katze deutlichen Abstand. Der Dachtiger war ihr offenbar nicht ganz geheuer.
Emma kann im Rückblick übrigens als hoffnungslos korrupt bezeichnet werden. Wer auch immer ihr eine Scheibe Schinken oder ein Stück Fleischwurst vor die Nase hielt, war sofort ihr allerbester Freund. Auch eine gewisse Experimentierfreudigkeit bei allerlei Spezialitäten konnte man ihr nicht absprechen. Stichwort Weihnachtszeit! Irgendwann hatte ich passend zum abendlichen Fernsehgenuss in einer Glasschale leckere Schokolade auf den Couchtisch gestellt. Bisweilen naschte ich davon und bot sie auch meinem Freund an.
Der wiederum schüttelte den Kopf. „Nee, danke! Ich mach mir nichts daraus. Iss du mal!“
Ich ließ die Gebäckschale stehen. An diesem Abend verließen wir das Haus noch zu einer Veranstaltung, Emma indessen musste alleine zu Hause bleiben. Nach drei Stunden kamen wir zurück. Erst fiel es mir nicht auf, doch einige Zeit später traute ich meinen Augen nicht. Das Tellerchen mit der Schokolade war leer!
In Kürze war ich ausgesprochen sauer und nahm meinen Freund fest in den Blick: „Also, das ist ja ein dickes Ding! Mir flunkerst du vor, keine Süßigkeiten zu mögen. Aber kaum drehe ich mich um, fällst du über die Schokolade her.“
„Wie bitte? Was soll ich getan haben?“ Seine Entrüstung machte sich lautstark Luft. „Wahrscheinlich hast du zwischendurch davon genascht und hast es nur vergessen!“
In der Folge entwickelte sich ein heftiger Disput. Und als unsere Stimmen lauter wurden, zog sich Emma zurück und verkroch sich im Schlafzimmer unters Bett. Alle Versuch, sie wieder hervorzulocken, scheiterten. Da hellte sich die Miene meines Freundes plötzlich auf. Er lief ins Wohnzimmer zurück und begutachtete die gläserne Gebäckschale. „Aha, die Ordnungswidrigkeit ist aufgeklärt, jedes Leugnen ist zwecklos!“
Kein Zweifel! Unter dem Licht waren eindeutig die Spuren von Emmas Schlabberzunge zu sehen. Als weiteren Beweis der Untat hatte unsere Hündin sogar noch Pfotenabdrücke auf dem Sofa hinterlassen. Sie muss die Schokolade wirklich genossen haben! Bei allem Gelächter waren wir doch etwas besorgt um ihre Gesundheit, aber wir hatten Glück. Sie hatte die Nascherei gut überstanden, bis auf etwas Verstopfung.
Mit Emma habe ich unzählige Spaziergänge unternommen und durch ihre offene, freundliche Art unglaublich schnell Kontakt zu wildfremden Menschen bekommen. Ich erinnere mich an zahlreiche Momente im Dorf, als völlig unbekannte Menschen bei der Straßenüberquerung spontan stehen blieben und uns zuschauten oder mir zuriefen, was das für ein hübscher Hund sei.
Da passte auch eine andere Begegnung in einem Landgasthof gut ins Bild. Mein Freund und ich saßen an einem Ecktisch, unter dem sich Emma gemütlich ablegen und den Rest des Schankraums hervorragend beäugen konnte. Im Laufe des Abends nahm am Tisch gegenüber Claus Klever, ein bundesweit bekannter TV-Moderator und Journalist, mit seiner Begleitung Platz.
Als wir bezahlten und gehen wollten, stand Emma auf und stellte sich demonstrativ vor den Moderator, als ob sie ihn erkannt hätte. Claus Klever, selbst Hundebesitzer, stand mitten während des Essens auf, kam auf unsere Hündin zu, kraulte sie stürmisch und eröffnete ein Gespräch mit uns. Es war schon erstaunlich, welche Aufmerksamkeit Emma auf sich zog.
So war es dann irgendwann für mich klar, dass ich diese schöne Zeit in professionell gemachten Fotos festhalten wollte. Ich unterzog Emma einer Fellreinigung, bürstete sie und fuhr zu einer Fotografin. Das Shooting bereitete uns riesigen Spaß, zumal sich Emma anfangs grundsätzlich mit ihrem Hinterteil zur Kamera präsentierte. Doch nach einiger Zeit ließ sie sich mit einigen Tricks sehr gut in Szene setzen. Dabei sind tolle Bilder entstanden.
Emma zeigte am Abend beim Zubettgehen immer das gleiche Verhalten. Wenn sie beobachtete, dass ich ins Bad ging, blieb sie meist noch kurze Zeit auf ihrem Hundeplatz im Wohnzimmer liegen. Ertönte aber das Gesumme der elektrischen Zahnbürste, kam sie langsam angetappt, blieb einige Sekunden an der Badezimmertür stehen und drehte dann den Kopf zu mir.
„Geh schon vor, ich komme auch gleich!“
Kaum ausgesprochen, ging sie weiter und legte sich auf ihre Hundematte, die direkt auf dem Fußboden vor meinem Bett platziert war. Emma brauchte also immer eine solche Aufforderung, ohne die sie nicht aktiv wurde.
Vor dem Napf wartete sie auch häufig auf ein: „Guten Appetit!“, bevor sie sich mit großer Inbrunst über ihr Futter hermachte.
Leider stürzte Emma im September 2018 in der Wohnung so unglücklich, dass mein Freund und ich beschlossen, sie einschläfern zu lassen. Wir hatten schon etliche Monate zuvor beobachtet, dass sie sich bei jedem Spaziergang quälte, sehr unregelmäßig fraß und auch ihre inneren Organe immer öfter versagten. Wir wussten auch, dass sie Schmerzen in ihren Hüftgelenken hatte. Wir wollten die treue Seele nicht weiter leiden lassen. Für uns beide ein sehr schwerer Entschluss.
Ich erinnere mich immer wieder gerne an die bereichernde Zeit mit Emma. Alles hat seine Zeit! Noch immer werde ich beim Spaziergang auf Emma angesprochen. Ja, sie fehlt mir, sie fehlt uns! Es hat einige Zeit gedauert, bis ich verinnerlichte, dass mein Tagesablauf jetzt wieder ohne sie geplant werden kann.
Zum Abschluss meiner Geschichte sei verraten, dass mein Partner und ich nun einige Reisen planen können, auf die wir früher – Emma zuliebe! – verzichtet haben. Wer weiß, vielleicht haben wir irgendwann wieder Interesse, erneut einen Hund in unser Leben zu integrieren.
Wir sind überzeugt davon, dass alles im Leben zum richtigen Zeitpunkt geschieht. Daher können wir auch jetzt den neuen Lebensabschnitt genießen.
*
Was ist denn das für ein Ding?
„Nein, es gibt keinen Hund! Jeder will einen, aber wer kümmert sich dann drum? Die Mutti! Da hab ich keinen Bock drauf, es bleibt dann eh alles an mir hängen!“
O-Ton jeder zweiten Mutter, die diese Aussage trifft, nachdem sie von den riesengroßen, bettelnden Augen ihrer Kinder hypnotisiert wurde. Dies waren Anfang des letzten Jahres auch noch meine Worte. Ich – glücklich verheiratet und Mutter eines 16-jährigen Sohnes namens Marcio und einer 14-jährigen Tochter namens Marijana.
Marijana verbringt fast ihre komplette Freizeit mit ihrem Pflegepony, einem Mini-Shetty, und dem dazugehörigen Kleintierzoo: Hunde, Katzen und so weiter. Wie viele andere Mädels auf dem Land auch.
So viel zu uns. Als sie dann aber im Herbst 2017 mit einem – ich nenne es mal, spitzgedackeltem kleinen Mops, unser Pseudonym für einen gut gemixten Straßenhund – in unserem Esszimmer stand und das kleine, etwa dreijährige, schwarze Etwas da an der Leine hatte, war die erste Aussage meines Mannes und mir: „Was ist das denn für ein Ding?“ Und: „Gibt es das auch in schön?“ Ich weiß, das war wirklich nicht nett!
Zur Erklärung: Sehr liebe Bekannte von uns sind die Ponybesitzer unseres Pflegeponys – und auch Hunde- und Katzenbesitzer. Sie hatten sich tierisch noch mal vergrößert, eben genau um dieses kleine, schwarze Ding, was jetzt bei uns im Esszimmer stand, Lumpi hieß und uns anwedelte. Aus Ungarn importiert, quasi eine Rettungsaktion für Straßenhunde.
Unsere Tochter nahm sich nach Schulschluss dieses kleinen Hundes an, um manchmal mit ihm Gassi zu gehen und ihm auch erste kleine Kommandos beizubringen. Wir bekamen davon, ehrlich gesagt, wenig mit. Bis uns der kleine Lumpi wirklich alle überraschte!
Zeitsprung in ein Wochenende im April 2018: Mein Mann und ich befanden uns mit Freunden im Urlaub im Allgäu und ließen es uns bei strahlendem Sonnenschein gut gehen. Unsere Kinder wurden zu Hause von Opa, welcher direkt gegenüber wohnt, gut versorgt. Bis eines Morgens beim Frühstück in der Ferienwohnung mein Handy klingelte und ich unsere Mieterin am Telefon hatte. Da denkt man zuerst an einen Wasserrohrbruch im Haus und sonstige Katastrophen, aber bestimmt nicht an die Aussage: „Da sitzt ein Hund vor eurer Tür!“
„Hä? Welcher Hund?“
„Na, der, mit dem eure Tochter immer mal spazieren geht! Der kleine Schwarze.“
„Oookayyyy?!? Ich sage Opa Bescheid, er soll ihn erst mal zu sich holen. Und wenn die Kids aus der Schule kommen, bringt Marijana ihn dann nach Hause zu den Besitzern zurück.“
Dazu muss man wissen, dass der Wohnort von Lumpi von unserem schon eine große Strecke entfernt liegt und nicht ganz ungefährlich ist: aus der Wohnung in einer alten Mühle raus, über die Hauptstraße rüber, ein paar Mal rechts und links abbiegen, dazu geht es noch bergauf und schließlich gibt es auf unserem Gelände nicht nur eine Haustür, sondern gleich vier! Aber Bingo: Lumpi hatte genau die richtige getroffen! Nur noch kurz eine Anmerkung zu seiner Ausbruchmöglichkeit: Lumpi wohnte unter anderem noch mit einer dreibeinigen roten Katze zusammen, welche durch eine ausgeklügelte und äußerst raffinierte Technik manchmal die Klinke der Haustüre so anspringt, dass die Tür sich öffnet.
Nachdem dann alles geklärt war und Lumpi am Abend wieder wohlbehalten bei seinen Besitzern abgeliefert war, dachten wir nur: „Alles gut! Thema erledigt!“
Dachten wir. Da hatten wir die Rechnung aber ohne das Fellknäuel gemacht. Ein paar Tage später, als wie wieder zu Hause und im Alltag zurück waren, kam erneuter ein Anruf. Lumpis Besitzer meldeten sich mit folgender Aussage: „Lumpi frisst und trinkt nicht mehr richtig und sitzt den ganzen Tag fiepend vor der Tür. Wir glauben, er vermisst euch. Wollt ihr ihn nicht adoptieren?“
So, und jetzt sag als Mutter mal: „NEIN!!!!!“ Zumal Lumpi sich bis dahin vorzüglich in die Herzen der Kinder, in das von Opa und meinem Mann, der gesamten Verwandtschaft und sogar der Nachbarschaft geschlichen hatte. Clever, das Kerlchen! Ich will jetzt nicht als Spielverderberin dastehen, ich bezeichne mich eher als Realistin, daher lautete mein Vorschlag auch: „Lumpi auf Probe! Das heißt, wir binden ihn im Alltag mit ein, er wohnt bei uns, wir kümmern uns um alles und sehen dann in ein paar Monaten weiter.“
Und, was soll ich sagen? Die sogenannte Probezeit ging von April bis September und Lumpi erhielt von mir ein 1a-Führungszeugnis! Er bellte so gut wie nie, vertrug sich mit allen Hunden, war gleichermaßen kuschel- und spielfreudig, Seelentröster, lernte viel – und das auch noch schnell! Also war die Sache klar, Lumpi wurde adoptiert, fiderallala!
Dies geschah im Oktober 2018.
Seitdem ist er nicht mehr wegzudenken und bereitet uns jeden Tag viel Freude, bringt uns zum Lachen und versorgt uns quasi bei Spaziergängen mit viel frischer Luft. Er bekam von uns einen Hundepersonalausweis als Hundemarke, sogar mit Passbild ans Halsband, und wurde somit endgültig zum Familienmitglied.
Marijana besucht mit ihm regelmäßig einen Agility-Kurs, wo wir auch immer gerne zuschauen, da er dort oft der Kleinste ist, aber mit seinen Hüpfern die Hindernisse prima überwindet. Dabei fliegen ihm die Schlappohren nur so um die Ohren und er praktiziert den Grashüpferstyle, was zum Schießen aussieht!
Mein Mann nannte ihn nach den ersten Hindernissen sogar Lumpi, die schwarze Gazelle, was für viele Lacher sorgte. Unser Sohn Marcio bringt ihm zwar sinnlose, aber witzige Tricks bei, wie bei Peng auf die Seite zu fallen und sich einmal rumzurollen.
Des Weiteren haben wir uns vor ein paar Tagen gewundert, welcher Hundebesitzer denn da wieder sein Tier nicht im Griff hat, so lautes Gebell war draußen zu hören! Und da wir nicht wirklich wissen, wie Lumpi sich anhört, wenn er bellt, sahen wir auch keinen Grund, um mal nachzusehen. Bis wir mitbekamen, dass er mit unserem Sohn zur Tür raus war und – Achtung Klischee – den armen Postmann fast gefressen hätte, so wild hatte er gebellt und Haus und Hof bewacht. Nur damit mal sich das mal optisch vorstellen kann: Lumpi ist eine Mischung aus Dackel und Cocker Spaniel. Von uns auch manchmal liebevoll als Lebberwoscht bezeichnet. Also schwarz, klein, langer Körper, kurze Beine und nicht wirklich Furcht einflößend. Als er nach seinem Wachhundangriff wieder zurückkam, sah er aus wie implodiert: fast rund und doppelt so dick, so sehr hatte er die Nackenhaare gestellt. Ich sage nur: LUMPINATOR!
Ach ja, aktuell hat er einem Vertreter vor die Füße gekübelt, der gerade vor unserer Haustür stand und klingeln wollte, als ich den würgenden Lumpi nach draußen schickte. Der gute Mann war sichtlich irritiert, so etwas wäre ihm ja noch nie passiert. Aber was soll ich sagen: Lumpi fand ihn wohl zum Kotzen und, ehrlich gesagt, hab ich Lumpi danach sogar noch belohnt. Aber Pssst, bitte nicht weitersagen!
Bei uns hat sich der Spruch Der Hund hat sich seine Familie ausgesucht! ganz klar bewahrheitet! Wir genießen jede Minute mit dem kleinen, süßen Kerl und wünschen allen Tierbesitzern ebenso viel Freude und Spaß mit ihren Tieren, denn dann gewinnt jeder, ob Mensch oder Tier. Und natürlich bin ich diejenige, die am meisten mit Lumpi spazieren geht.
Aber wissen Sie was? Es macht sogar Spaß.
*
Männerfreundschaft
Max, der Golden Retriever, war sieben Jahre alt, als er über Umwege von einem spanischen Tierheim und einer Tötungsstation nach Deutschland zu uns kam. Er war ein Traum von einem Hund. Sein Charakter ließ nichts zu wünschen übrig. Er wollte es uns immer recht machen, er war bildschön, freundlich, gehorsam, leise, kinder- und katzenlieb, nicht wählerisch im Essen. Er war uns von Anfang zugetan, kurzum, er war ein gewichtiger, 42 Kilogramm schwerer Hundeschatz. Er war ein Hund, wie es ihn nicht oft gibt. Ich hätte ein Neugeborenes zu ihm auf seine Decke gelegt. Nicht einmal seine schwierige Vergangenheit hatte seinem guten Charakter geschadet.
Unsere Nachbarn, schon sechs Jahre stolze Besitzer eines quirligen Parson-Jack-Russel-Terriers namens Franz, von Beginn seines Lebens in Wohlstand behütet lebend, sehr genau wissend, wie man seine Familie um den kleinen Finger wickeln konnte, hatte eine andere Startposition in seinem Hundeleben. Sein Charakter war ebenso gut, er biss nicht, war nicht falsch. Auch er mochte Kinder und Katzen. Er hatte nur einen Feind, das war der Briefträger, der gehörigen Respekt vor dem kleinen Hund hatte und übertriebener Weise die Post beim Nachbarn auf der gegenüberliegenden Straßenseite deponierte. Mit den Nachbarn verbindet uns bis heute eine sehr freundschaftliche und vertraute Beziehung. Nachdem Max sich bei uns eingelebt hatte, beschlossen wir, dass nicht nur die Menschen in Freundschaft verbunden sein sollten, auch die Hunde sollten es sein. Mit Besuchen hin und her lernten sich die Vierbeiner kennen, respektieren, schätzen und lieben. Gemeinsam wurde beschlossen, dass eine Verbindungstür zwischen den Gärten, uns und den Hunden den Kontakt und das Besuchen erleichtern sollte. Nach vollendetem Einbau war es dann so weit. Der behäbige Max wartete auf der einen Seite, der flinke Franz auf der anderen Seite des Gartentors. Beide Ruten wedelten erwartungsvoll. Und dann wurde das Tor geöffnet!
Ohne sich eines Blickes zu würdigen, rannte Franz zu uns in die Küche, um diese nach Leckereien zu überprüfen. Max machte sich zielsicher auf zu Franz Spielsachen, um sein Lieblingsspielzeug, eine große Giraffe, zu uns in den Garten zu tragen. Abends brachte ich die Giraffe zurück, denn Franz überprüfte seine Spielsachen gewissenhaft. Ein Fehlen hätte er sofort bemerkt und um den Schlaf gebracht.
Dieses liebenswerte Spiel wiederholte sich Morgen für Morgen. Im Laufe des Tages, wenn es die jeweiligen familiären Gegebenheiten zuließen, blieb das Tor geöffnet und die Hunde konnten nach Belieben ihren Aufenthaltsort wählen. Meistens blieben sie zusammen.
Es war für Hunde und Menschen eine wundervolle Zeit, ein wundervolles Abkommen. Ein Dream-Team hatte sich nicht gesucht, aber gefunden. Eine echte Männerfreundschaft war entstanden.
Eines Tages, es war Winter und der Schnee lag für unsere geografischen Verhältnisse außerordentlich hoch, war es erforderlich, dass mein Mann und ich das Haus verlassen mussten. Da es durch die Wetterbedingungen unklar war, wann wir wieder zu Hause sein würden, baten wir die Nachbarn um Tagesasyl für unseren Max. Dieser Bitte wurde gerne entsprochen. Max’ Futter wurde abgefüllt, Halsband und Leine bereitgelegt und schon durfte er seinen Hundefreund besuchen. Den Vormittag verbrachten die Hunde in Harmonie und schlafend. Am Nachmittag, der Schneefall hatte mittlerweile aufgehört und die Sonne strahlte vom Himmel, entschloss sich die Nachbarin, mit beiden Hunden gleichzeitig einen Schneespaziergang zu machen.
Das Führen der beiden sollte nicht problematisch werden, sie waren leinenführig und krakelten nicht mit anderen Hunden. Franz trug bei schlechtem Wetter ein entsprechendes Hundemäntelchen. Max als Golden Retriever war vom lieben Gott mit ausreichend Fell ausgestattet und war daher ganzjährig unbekleidet.
Auf einem ruhigen Feldweg, zwischen Wiesen und Feldern, ließ die Nachbarin beide Hunde von der Leine. Franz lief etwas vor, er versank fast im Schnee und hatte richtig viel Spaß. Er wälzte sich von einer zur anderen Seite und genoss den Winter. Nur sein weißer Kopf war noch zu sehen. Die Nachbarin hielt sich in der Mitte auf und Max bildete die Nachhut.
Dieser blieb nach einer Weile zurück und stöberte im Schnee. Rufe ignorierte er, völlig untypisch für ihn. Dann trug er, den Kopf stolz im Nacken, die Rute wehend in der Winterluft, etwas Dunkles in seinem Maul. Die Nachbarin bekam einen Schreck, sie dachte, Max hätte eine Krähe oder einen anderen Vogel gefangen. Sie wartet und bemerkte, dass Max auf sie zukam. Er hatte sie fixiert und nichts schien ihn von seinem Weg zu ihr von seinem Vorhaben abzubringen. Er lief, als wäre er an einer Schnur gezogen. Beim Näherkommen erkannte sie, was Max im Maul trug. Es war der Wintermantel von seinem Hundefreund Franz. Max, diese treue Seele, hatte den Mantel gefunden, den Franz beim Wälzen verloren hatte.
Max, dem selten klar war, dass ihm als Retriever das Apportieren im Blut lag, konnte nicht zulassen, dass der Geruch, der ihn so intensiv an seinen Freund erinnerte, in einem weißen Grab von Schnee liegen blieb. Eine echte Männerfreundschaft eben. Die Nachbarin, ganz gerührt von so viel Feingefühl, lobte Max überschwänglich. Als ich später davon erfuhr, platze ich fast vor Stolz.
Mittlerweile gibt es das Dream-Team nicht mehr. Franz hat uns ein Jahr vor Max verlassen. In einigen Tagen jährt es sich zum fünften Mal. Franz’ letzte Ruhestätte ist direkt neben der Verbindungstür. Ein anderer Platz wäre für beide Familien nicht infrage gekommen. 13 Monate, nachdem Franz gestorben ist, ging auch Max seinen letzten Weg, nachdem er unser Leben fast sechs Jahre unendlich bereichert hatte. Er liegt auf der anderen Seite der Tür, seine Blickrichtung geht zu Franz.
Sie sind sich nach wie vor ganz nah.
Ücretsiz ön izlemeyi tamamladınız.