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Die überlebenden Söhne Hans (+1783), Ruprecht (+1785) und Michael (+1744) blieben zunächst im Spital. Sie starben alle ledigen Standes und hinterließen keine Nachkommen.
1 Die Salzburger im Giengener Spital
Was wissen wir heute noch über die im Spital aufgenommenen Salzburger? Viele stammten aus der Gegend um St. Johann im Pongau, so auch die beiden ältesten Ehepaare.
Der Taglöhner Ruprecht Rücksberger und seine Ehefrau Maria haben 1698 geheiratet. Der älteste Sohn Peter blieb als Bauernknecht im Salzburgischen zurück, über die Hochzeit von Tochter Katharina und deren Weiterreise nach Preußen wurde bereits berichtet und Tochter Rosina diente in Gussenstadt als Magd bei Pfleger Welchen.
Maria bekam einen großen und schmerzlichen Schaden an der Brust, so auf den Krebs sich angelassen. Sie starb Ende 1735 mit 69 Jahren.
Ruprecht starb ein halbes Jahr später im biblischen Alter von 94 Jahren und ward auf Ohnkosten des Hospithals, mit Gesang und Klang und Predigt auf dem bürgerlichen Kirchhof begraben.
Ruprecht und Margaretha Durchholzer haben bereits 1687 geheiratet. Ihre beiden Töchter Sybilla und Barbara waren mit ihnen aus der Heimat gezogen. Die drei Söhne sind offenbar dort zurück geblieben.
Ruprecht Durchholzer, ein Holzhauer und Taglöhner, erkrankte 1735 an der Engbrüstigkeit (Asthma oder Herzinsuffizienz) und starb schließlich an einem Steckfluss (Bronchitis). Er wurde mit Klang, Gesang, auch einer Leichenpredigt auf dem inneren oder bürgerlichen Kirchhof begraben.
Tochter Sybilla Durchholzer diente als Magd im Spital. Ende 1739 bekam sie eine Geschwulst an ihrer Brust, die wie von der Wasenmeisterin offenbar erfolglos behandelt wurde. 1742 starb sie mit nur 28 Jahren.
Ein halbes Jahr später, im Juli 1743, starb ihre Mutter Margaretha im Alter von 81 Jahren.37 Todesursache war, wie bei ihrem Ehemann, Engbrüstigkeit und Steckfluss.
Matthias und Magdalena Knabel hatten noch vor der Vertreibung im Radstädter Gebiet geheiratet. Matthias war Bauernknecht und Taglöhner. Ihre drei erwachsenen Kinder sind im Salzburgischen zurück geblieben.
Magdalena lebte mit ihrem Mann 46 Jahre in großer Armuth und Dürftigkeit. Ende August 1737 erlitt sie einen Schlaganfall, an dessen Folgen sie noch am gleichen Tag im Alter von 66 Jahren starb.
Matthias lebte noch vier Jahre lang als Witwer im Spital, wurde jedoch immer baufälliger und starb 82-jährig Mitte Juli 1742.
Der Witwer Johannes Schmidt stammte aus der Gegend Saalfelden, wo er als Kleinbauer und Taglöhner, aber auch als Holzhauer und Zimmermann arbeitete. Die Giengener Einwohner hatten ihn als demütig und dankbar beschrieben. Auch dass er fleißig und andächtig den Gottesdienst besuchte, wurde bemerkt. Er erkrankte, wie so manche andere, an Engbrüstigkeit und starb schließlich am Steckfluss.
Christina Zitterauer war eine Taglöhnerstochter aus Rauris. Mit 43 Jahren verheiratete sie sich mit einem Schmelzer bei den Schwefel- und Kupferbergwerken in Großarl. Dort blieb auch ihr Sohn als Köhler zurück, als sie, inzwischen verwitwet, das Land verlassen musste. Sie bekam 1739 das hitzige Fieber und starb schließlich mit 72 Jahren.
Maria Winkler wurde in Goldegg bei St. Veit geboren. In jungen Jahren diente sie an unterschiedlichen Orten bey den Bauren. Sie blieb ledig und starb in Giengen an Altersschwäche im 76. Jahr ihres Alters.
Barbara Kreuzberger kam als Witwe nach Giengen. Ihr Ehemann arbeitete als Bergknappe im Fischbacher Bergwerk zu Wagrain. Offenbar war sie als einzige der Emigranten des Lesens mächtig. In Giengen kannte man sie als frommes christlich geduldiges Weib, friedlich und fleißig in dem Gebett und bey dem öffentlichen Gottesdienst. Sie starb Ende 1745 als letzte der 1732 im Spital aufgenommenen Salzburger.
Alle diese im Spital aufgenommenen alten und kränklichen Salzburger wurden dort bis an ihr Lebensende versorgt und verpflegt. Dies bedeutete, dass nicht nur ihre Zimmer mit Betten ausgestattet, sondern vor allem auch sie selbst mit Kleidung versehen wurden. Sehr wichtig wurde auch die Krankenfürsorge genommen.
In den sieben Jahren, bis Ende 1745 die letzte der im Spital aufgenommenen Salzburger verstorben war, hatte die Hospitalstiftung rund 410 Gulden zu deren Unterstützung aufgebracht. Mehr als ein Drittel davon war für die persönliche Ausstattung (je hälftig für Kleidung und Schuhe), ein knappes weiteres Drittel für die Krankenpflege und ein Fünftel für die anständige Beerdigung der Verstorbenen ausgegeben worden. Nachfolgend werden diese drei Bereiche genauer vorgestellt.
1 Die persönliche Ausstattung
Alle Salzburger wurden entsprechend ihren Bedürfnissen mit Kleidung und Schuhen ausgestattet. Das reichte von Stoff für Halstücher, Hemden, Röcke und Schürzen, über Hauben und Hüte bis hin zu einer Pelzkappe für den im Spital aufgenommenen und alten Emigranten.
An Stoffen wurden insgesamt 133 Ellen Tuch und 8 Ellen Filz beschafft. Dazu kamen, neben vielen Schusterarbeiten, 14 Paar Strümpfe, 9 Paar Schuhe und 1 Paar Handschuhe.
Bei den Ausstattungen die sich namentlich zuordnenden lassen, sind Unterschiede erkennbar. So erhielt die 64-jährige Witwe Christina Zitterauer38 in den sieben Jahren, die sie im Spital lebte, 1 Paar Schuhe und Strümpfe sowie einen alten blauen Schurz.
Dagegen wurde die 18-jährige Sybilla Durchholzerin vergleichsweise üppig ausgestattet. Sie erhielt einen schwarzen Rock, ein Brüstlein aus zwei Ellen schwarzem Tuch und ein Paar Schuhe. Diese bessere Behandlung hing wahrscheinlich mit ihrer Arbeit im Spital zusammen. 1735 ging sie zwar als Dienstmagd nach Augsburg, kam jedoch Ende 1738 wieder nach Giengen zurück. Sie diente wieder im Spital und erhielt bald einen sauberen schwarzen Rock, im Winter arbeitete der Kürschner an ihrem Pelz und außerdem bekam sie vier Ellen schafbraunes Flanell sowie ein Paar Strümpfe. Im übernächsten Frühjahr erhielt sie dann braunes halbwollenes Zeug für einen Rock und im folgenden Winter erneut ein Paar Strümpfe.
1 Die Krankenpflege
Die Sorge um die Gesundheit der Spitalbewohner wurde sehr ernst genommen. Dies zeigt sich an dem relativ großen Ausgabenanteil für Arzt- und Baderkosten sowie für die verordneten Medikamente. Letztere machten 12 Prozent der Kosten aus, fast der ganze Rest wurde für die Arbeit der Chirurgen39 ausgegeben.
Zu deren Aufgaben gehörte auch das Haare schneiden und Rasieren sowie das Aderlassen und Baden. Ihre Spezialität war jedoch das Behandeln und Kurieren von Krankheiten. Sie waren regelmäßig im Hospital und verarzteten auch etliche Salzburger, so z.B. einen bösen Fuß, eine böse Brust, so auf den Krebs sich angelassen, oder einen Wirbel.
Der aufwendigste ärztliche Eingriff war sicherlich die Bruchoperation bei dem zwölfjährigen Ruprecht Brandner am 20. November 1742.
Hierbei wurden weder Kosten noch Mühen gescheut. Der Giengener Chirurg Enßlin forderte deshalb den Laichinger Schnitt- und Wundarzt Narcissus Keller an, der offenbar ein Spezialist war. Dieser war bereits am Vortag in Begleitung seines Sohnes nach Giengen geritten, wo die beiden in der Herberge „zum Greifen“ übernachteten. Am nächsten Vormittag machte er sich mit Enßlin auf ins Hospital. Während der ohne Betäubung durchgeführten Operation wurde der Knabe von Enßlin und Kellers Sohn festgehalten. Nach dem erfolgreichen Ausgang nahmen alle ein Mittagessen bei der Greifenwirtin ein, zu dem auch die Geschworenen des Baderhandwerks eingeladen waren.
Die nächsten drei Wochen blieb der junge Keller in Giengen. Er kümmerte sich um den Patienten, versorgte und pflegte ihn, wobei er immer wieder selbstgemachte Heilverbände anbrachte. Danach überließ er den Patienten dem Giengener Chirurgen Enßlin, der ihn bis Januar 1743 weiterbehandelte. Die Gesamtkosten betrugen knapp 33 Gulden, was dem Verdienst eines Gesellen von vier Monaten entsprach.
Anzumerken bleibt noch, dass der junge Ruprecht nicht an den Folgen der Operation starb, sondern erst 42 Jahre später an Auszehrung.
1 Die Beerdigungen
Auf eine würdige Beerdigung wurde von Seiten des Spitals großer Wert gelegt. Die verstorbenen Salzburger wurden auf dem inneren bürgerlichen Kirchhof begraben. Im Gegensatz dazu begrub man fremde, kranke Personen meist bei St. Peter.
Die Beerdigung der verstorbenen Salzburger Emigranten wurde üblicherweise von Stadtpfarrer Schnapper durchgeführt, der auch eine Leichenpredigt hielt. Sechs Träger trugen den Sarg, begleitet von den beiden Schullehrern sangen zehn bis zwölf Schüler beim Leichenzug und am Grab. Dort sprach dann noch der Seelentröster oder Zusprecher. Bezahlt wurden außer dem Sarg noch Mesner, Toteneinnäher und Totengräber. Insgesamt kam meist eine Summe von etwa 6 Gulden zusammen.
Auch darin wurde die Wertschätzung der Glaubensflüchtlinge sichtbar, denn bei einfacheren Beerdigungen, z.B. eines Leprosen bei St. Peter, wurde außer einem sehr schlichten Sarg nur noch der Zusprecher und der Totengräber bezahlt, was zusammen knapp 1½ Gulden ausmachte.
Vergleich von Beerdigungskosten:
Sybilla Durchholzer | Leproser bei St. Peter | |
fl. xr. | fl. xr. | |
Pfarrer | 1 00 | |
Präzeptor | 0 20 | |
Provisor | 0 15 | |
Mesner | 0 15 | |
10 Schulknaben | 0 20 | |
6 Träger | 1 00 | |
Schreiner | 1 20 | 0 20 |
Totengräber | 0 40 | 0 20 |
Toteneinnäher | 0 30 | |
Hebamme | 0 20 | |
Zusprecher | 0 30 | 0 20 |
Summe | 6 10 | 1 20 |
Barbara Creuzberger, geb. Schattauer starb im Dezember 1745 im Alter von 78 Jahren. Pfarrer Schnapper schrieb ins Totenregister: „Diese Schattauerin ist die letzte gewesen von denen Salzb[urgischen] Emigranten, die Ao. 1732 zu uns anhero kommen, und vom Magistratu nostro in hiesigen Spital aufgenommen und versorget worden. Waren zwölff Personen: Gott erweke sie einst alle mit Freuden.“
Noch bis 1785 lebten die Kinder der beiden Familien Reutter und Brandner in Giengen. Sie hinterließen jedoch keine weiteren Nachkommen.
1 Salzburger Emigranten in Giengener Akten
1732 | ||
12. Februar | 10 | ledige Männer von Ulm kommend, aus dem von dortig kommenden ersten Zug. |
7./8. April | 274 | in 12 Fuhren; 200 davon nehmen zwei Tage Aufenthalt in Giengen. |
27. April | 29 | von Ulm und Geislingen kommend; Weiterreise am 24. Mai. |
12./29. Juni | 9 | mit 21 Pferden nehmen zwei Tage Aufenthalt. |
17. Juli | 298 | nehmen zwei Tage Aufenthalt. Davon bleibt eine Haushaltung mit Mann, Frau und vier Kindern hier in Giengen |
27. Juli und 9./27./28. Aug | 10 | Emigranten insgesamt. |
2. August | 368 | mit neun Wagen erhalten 36 Vorspannpferde (d.h. an jeden Wagen kamen vier Pferde). |
30. September | 19 | kamen von Ulm über Langenau nach Giengen. |
4. Dezember | 2 | Schwestern; Weiterreise am 9. Dezember wegen Kälte, Schnee und Fieber. |
1733 | ||
9. Februar | 2 | kamen von Memmingen. |
Gesamtanzahl: | 1.023 | Salzburger, die durch Giengen zogen. |
1 1. Einträge in den Ratsprotokollen
Ratsprotokoll Band 35
S.664 -665 5. Februar 1732 (Dienstag)
Die Stadt Ulm gibt Nachricht von denen daselbsten ohnelängsten eingetroffenen Salzburgischen Emigranten, welchen auch noch 2 Trouppen von 20 u. 10 Persohnen gefolget, und wie sie solchen zum Theil den Aufenthalt und Verpflegung bißhero gegeben, theils aber und 32 davon über Blaubeuren nacher Tübingen, 20 daselben nach löbl. Stadt Eßlingen u. auf Begehren der l. Factorie, 13 nach Königsbronn abmarchiert. Weillen aber ihro der Stadt Ulm ohnmögl. falle die große Anzahl der übrigen Emigranten allein unterzubringen, alß möchte man diese auch einige dieser armen und umb das Evangelii willen vertriebenen Leüte, aufnehmen, und in Antworth berichten, wieviel sie davon meistens starcken, und zum arbeiten tauglichen Persohnen hiehero schicken allenfalls sollen. Worüber in gehaltener Umbfrage beschloßen, aus christl. Liebe gleichwohlen 10 dieser neüen Glaubensgenoßen über sich zu nehmen, der Stadt Ulm aber zu erkennen zu geben, daß selbige solche Leüte herunter schicken möchten, die auch was zu arbeiten begehrten.
S.674 8. Februar 1732 (Freitag)
Ingleichen wäre das an die Stadt Ulm überlaßene Antw.schreiben, wegen der Salzburgischen Emigranten zu approbieren; die zehen beschribene Männer aber darvon, so bald sie anhero gekommen seyen werden, bis auf weitere Verordnung, in einige Würthshäuser zu logieren u. so dann wegen des Glaubens Unterricht mit dem Ministerio zu conferieren. Worauf nach der Hand in Vorschlag kommen, daß diese Leüth biß auf weiters anstatt in der Sonnen zusammen logiert u. alldorten zusammen verpflegt werden sollen.
S.693 -695 15. Februar 1732 (Freitag)
Sonsten geschahe von H. Amtsbürgermeister die Anzeige, daß wie zwar schon bekannt, zehen der Salzburgischen Emigranten letztern dienstags [12. Februar] von Ulm mit einem Canzley-Bothen anhero gekommen, darauf bey der Sonnen einlogiert worden, und alldorten nöthige Speiß und Tranck, auch von der Bürgerschaft schon zieml. Gutthaten genoßen. Da indeßen er ihnen gleichwohlen auf 2 Tag jedem tägl. 6 xr. reichen laßen; es werde aber auch davon zu reden seyn, wie diese Leüte, welche von 2en Geistlichen aus Ulm gutes Zeugnus mittelst zweyer an hiesigen H. Pfarrer aufgehabter Brieffe, mit sich gebracht, weiters unterbracht, und vornehml. in der wahren Evangel. Religion unterrichtet werden mögen. Worauf, in gehaltener Umfrage, beschloßen, forderist besagt diese Salzburg. Emigranten denen beeden hiesigen H. Geistl. zu fleißiger Information des morgens etwa eine Stund zu recommendieren, u. des abendts beede Schulbediente Praeceptor u. Provisor in solcher Absicht zu ihnen gehen zu laßen. Dann wäre ihnen in dem Gang bey der großen Kirchenthür ein Sitz zu machen, u. jetzt unter ihnen, biß sie unterkommen, ferne ex publico tägl. 6 xr. zu reichen, mit der Collecte hingegen mittelst Aufstellung eines Beckens noch etwas zu differieren, da sodann auf beschehenden Fall, ein Decretum von der Canzel abzulesen, um samtl. Bürgerschaft zu einer desto größeren Gutherzigkeit gegen diese arme Glaubensgenoßen, zu bewegen.
Nomina der obigen Salzburg[ischen] Emigranten, so alle ledigen Standes:
Jacob Nidermoser, 45 Jahre alt Rupprecht Schlamminger, 30 Jahre
Jacob Brandstätter, 30 Jahr Martin Gerspacher, 24
Urban Harbrücker, 37 Andreas Grün, 24
Johann Kalcher, 32 Jacob Reütter, 22
Matheus Herbrücker, 25 Augustin Ebner, 22
NB. Sind alle 10 aus dem Thal St. Joh[ann].
S.725 4. März 1732 (Dienstag)
Auf Angeben der Diener, wie ärgerl. und ganz ohnverwantworthl. Reden Hans Österlen, Schmidt zu Hürben, in dem Greyffen allhier wider die Salzburgischen Emigranten ausgestoßen, wie man nehml. dem ersten von selbigen eine Kugel vor den Kopf schießen sollen, indeme es Leüthe wie die Ochsen, und nichts als Theurung mit das Landen bringen, und benebst darüber grausam geflucht, wurde er subsidiarie anhero citiert; ist auch dato vor Einung erschienen, u. hat obiges alles bekennet, hinzusetzend, er hette es auch auf solche Arth, von einem anderen auf dem Weg von Langenau her, erzehlen hören.
Concl[us] (Beschluss): Ötterlen wäre 8 Tag in das Blumenhäußlen zu legen, u. mit Waßer u. Brod zu speisen.
S.821 4. April 1732 (Freitag)
Auf die von Ulm erhaltene weitere Privatnachricht, daß von denen neü ankommenden Salzburg. Emigranten wohl eine Anzahl von 200 biß 300 den March über Giengen nehmen dörfften, wurde resolviert, auf selbige ein paar Malter Feesen und Roggen mahlen zu laßen, u. so gut als es mögl. ihnen 1 oder 2 Tag allhier Quartier zu geben.
S.832-837 7. April 1732 (Montag) extraord.
Nachdeme nicht nur allein durch Privat-Correspondenz die Nachricht eingeloffen, welchergestalten abermahlen 800 Salzburg. Emigranten würckl. auf der Herausreyße begriffen, davon ein Transport von 250 Seelen den March über hiesige Stadt nehmen werde, sondern auch vorgestern samstags von wohllöbl. Stadt Ulm durch einen mit einem Schreiben expressé anhero geferttigten Einspinninger die Notification selbsten geschehen, daß selbige albereit, über wohllöbl. Städt Memmingen u. Biberach, in dero Gegend angekommen, sontags darauf Rasttag halten, des folgenden Tags aber in circa 250 ihrer Route über Giengen fortzusetzen werden, auch daß solchen erbarmungswürdigen Glaubensgenoßen weiters fortgeholffen werden möchte, recommendiert worden. So wurde hierauf, weillen in dem Ulmischen Schreiben, wohin solche Leuthe weiters fortgeschickt werden sollten, gar nichts enthalten gewesen, ein expresser Reüttender dahin noch selbigen Abend, umb sich des aigent. wohin die weitere Route diesen Leuthen abzuweisen, schriftl. zu erkundigen, abgeschicket, welcher dann gestern Abendt in Widerantworth mitgebracht, daß kein anders Absehen seye, dann daß diese arme Leüthe den March weiters in Franken, u. allenfallß weiters nehmen werden, da sodann nicht zu zweifflen, sie werden an allen Evangel. Orthen, wo sie herkommen gerne passiert, und nothdürftig verpflegt werden. Welchem zufolge dann ein Concept gleichmäßigen Notifications- und Recommendantions-Schreiben an w.löbl. Stadt Nördlingen ohnverzüglich begriffen, abzuschicken, auch benebst Weiters resolviert worden, daß denen heüte ankommenden Emigranten indeßen der Schultheiß, neben einem Reutter, entgegen gehen, und in die Stadt hereinbegleiten solle, bey ihrer beschehenen Ankunft aber wären selbige sowohl unter die gesamte Rathsverwandte, nach der ad protocollum gethanen Declaration sowohl, alß unter die Bürgerschaft umbzulegen eine Persohn, 20 davon in den Hospithal zu verpflegen, heute und morgen allhier zu behalten, und bey deren mittwochs nehmenden Abmarch ihnen eine Deputatum ans E. E. Raths Mittel (darzu H. Teller erbetten) nebst 2en anderen Reuttenden und benebst jedem Kopff groß und klein 20 xr. mitzugeben, auch mit denen benöthigten Fuhren biß nacher Nördligen fortzuhelfen. Wobey ad perpetuam rei memoriam gegenwättigem Protocollo nach mit wenigem anzufügen ist, daß, obzwar wohl eine Reparation wegen der übrigen Emigranten gemachet werden wollen, selbige doch darumben nicht zustande gekommen, weillen die Bürgerschaft aus aigener Bewegnus und mitleydigem Gemüthe diese arme Leüthe, sobald sie in die Stadt herein gekommen, theils unterwegs, theils aber auf dem Marckt vor dem Rathhaus hinweg, und zu sich genohmen, auch liebreich verpflegt; wie alles des mehrern aus denen Actis zu erhohlen, anbey aber auch zu ersehen ist, in wie vielen Seelen diese Emigranten bestanden; samt deren Nahmen, als welche des abendts nach ihrer Ankunfft von Quartier zu Quartier aufgeschrieben. Wie nun aber E. löbl. Stadt Nördlingen durch ein ertheiltes Recepisse solche Leüthe gantz des mittwochs darauf zu erwarthen, doch, daß sie solchen Abendt in Nördlingen eintreffen möchten sich erkläret; also wurde auch zur Beförderung die Anstalt und daß sie samtl. des dienstags [8. April] eine auf ihren Zustand gerichtete Predigt anhören sollten, die Verordnung gemacht, mit dem ferneren Schluß, daß von denen gar alten und elenden, auch krankhen Leüthen eine Persohn 12 oder 15 aus Barmherzigkeit allhier behalten werden möchten.
S.841 15. April 1732 (Dienstag)
So wurde auch abgelesen was die Stadt Nördlingen, wegen des dahin beschehenen Transports der hier durch marchierten 250 Salzburg[ischen]. Emigranten, sowohl, alß in Sachen der Borttenmacher Differenz geantworthet, [...]
H. Teller hat, alß gewesener Deputation zu dem Transport der Salzburg. Emigranten, wegen seiner Relation sich theils auf dz Nördtl[ingische] ihme aufgegeben Antworth-Schreiben beruffen, theils aber selbsten referiert, wie nehml. man diesen armen Leüthen unterwegs zu daßigen keinen Tropfen Bier zu kommen; auch selbige weiter hin ein zu Klein-Örlingen, ein Lied welches sie anfangen wollen, nicht singen laßen.
S.846-847
Die von dem neul. Transport allhier behaltene 10 alte u. zum Theil kränkl. Salzburg. Emigranten so biß anhero von der Stättr[echnerey] in der Herberg zum Weißen Löwen verpfleget worden, wären in den Hospithal zu nehmen, u. dahero denen H. Pflegern zu recommendieren, daß die ihnen gewidmete Stuben, u. was weiters ohnumgängl. nöthig, bäldigst zustand kommen u. mithin die Besorgung geschehen möge, daß diese arme Leüthe ohne langen Anstandt daselbsten aufgenohmen werden können.
S.862-863 22. April 1732 (Dienstag)
Wegen der von dem letztern Transport allhier verbliebenen [Salzburg.] Emigranten wurde dato ferner resolviert, daß die gar alte u. zum arbeiten untaugliche Persohnen in den Hospithal genohmen, u. allda mit der Nothdurft verpflegt werden sollen, der Mann aber, welcher unter ihnen ein schwangeres Weib u. 2 Kinder hat [Familie Brandtner ?], wäre in das Reüterhaus einzulogieren, u. ihme etwas Gewisses zu reichen, sonsten aber sich, wegen der in Augspurg angekommen sein sollenden großen Collecte zu erkundigen.
[Die in der Chronik unter dem 29. April 1732 verzeichneten 29 Emigranten, sind im Ratsprotokoll Band 35 nicht zu finden]
Ratsprotokoll Band 36
S. 56 Freitag, 6. Juni 1732
Weillen dem Verlaut nach wieder 1400 Salzburg. Emigranten in dem Anzug seyn sollen, so wäre des aigentl. und wohin solche Leüthe ihren March nehmen werden, sich zu erkundigen.
S. 63-64 Dienstag, 10. Juni 1732
Und gleichwie nun auch durch Privat Correspondez ferner weit bekannt worden, daß von denen Salzburg. Emigranten abermahlen ein in 2 Colonnen u. zwar in circa 1500 Persohnen bestehender Transport, von welch beeden eine, wie man vermuthet, auf Memmingen und Ulm kommen, u. von dar durch diseitige Stadt ihren weitern March in das Königl. Preüßische fortsezen dörfften, so viel Leüth aber allhie aufzunehmen, u. mit Roß und Wagen ihnen weiters fortzuhelffen, die Unmöglichkeit fürwalten will; also wäre hierunter an ged. Stadt Ulm die benöthigte vorläuffige Vorstellung derentwegen zu machen; Allermaßen auch noch durante sessione40 ein Concept Schr. dahin begriffen u. das selbiges mundirt u. abgeschickt werden solle, beschloßen worden.
S.112 13. Juli 1732 (Sonntag)
extraord. nach dem Mittagl. Gottesdienst
Und Statt Ulm wurde schriftl. Notification gethan, wegen der auf den 14. Julii bey____ einen ____ u. in 860 Seelen bestehenden Salzburg. Emigranten, doch mehrerntheil kleinen ___en Transport u. dabey angefügt, daß der an eine Partheyen auf Heidenheim und Giengen gehen, auch ihren weiteren March in Preussen nehmen werde. Und faviert mit dem H. Vogt zu Heidenheim zu communicieren, u. anbey an zu ___ _______ werden, daß man under ein tert. nicht a____ kenne.
S.113 15. Juli 1732 (Dienstag)
Wurde allerforderist der nahmenstl. Vogt zu Heidenh. erhaltener Antword u. Anlag referiert, daß weillen selbiger bekandt gemacht, des H. Amtmann ___ von Natth. dieses anruckende Emigranten Marchs halber zu intiqitieren, u. allenfalls ____ zu gehen ____ werden, zu hier auch der Adjuncten sich dahin begeben, beschlossen Rückkunft das Weitere zu vernehmen.
Nächst diesem wurde abgelesen, was solchen Marches oder Transportes halben an die l. Statt Nördlingen ____ch geschrieben werde.
S.117 15. Juli 1732 (Dienstag)
Den ankommenden Emigranten were bey ihrem Abmarsch diese den Kopff khin u. sonsten 12 xr. zu verehren, Sonsten aber wurde geschlossen, das bey ihrer Ankunfft durch beede H. Geistliche neben der Schuljugendt samt den Herren diesen entgegen, bis zu dem Ziegelstadel gegangen in dem Hereinzug ein geistlich Lied gesungen, wardt mit dem Gebeth zugleich aber in die Kirch gelitten undt eine Predigt gehallten werden solle.
Nicht weniger were die Wache unter denen Thoren zue verstärckhen.
S.118 18. Juli 1732 (Freitag)
Wurde wegen der Anwesenheit der Emigranten u. gehalltenem Gottesdienstes nicht Rath gehalten.
S. 119 Dienstag, 22. Juli 1732
Was der Adjunctus Lit. Honold vorige Wochen zu Ulm u. Langenau, und neben H. Teller lezten Sams- und Sontag wegen der 864 Salzburg. Emigranten, welche durch sie beede zum Theil naher Nördlingen begleitet worden, verrichtet, u. dato referieret, ein solches ist bey denen Salzburg. Emigranten Actis besonder notirt zu finden, ihnen Deputirten von E. E. Rath, wegen gehabter Mühe, Dank gesagt worden.
S. 123-125
Andreas Meyer, Hospithal Thorwarth hat vor Ainung angezeigt, deß kurz vor dem Anmarch der verschienenen Donnerstag hiehero gekommenen Salzburgischen Emigranten der Mousquetier Kleibert sich freventl. auf der Wache vernehmen laßen, da beede HH. Geistl. mit dem Gesang jenen entgegen gegangen: Jetzt werde der Teüffel, u. sein ganzer Anhang herein kommen, welche gottlose und höchststraffbare Worthe auch der Hannß Jerg Frohnmeyer, Johannes Honold, und Paulus Büchelen mit angehört, welche es allen falls mit attestiren werden. Cum addito, daß der Führer Mysko den Kleibert darauffhin bey Seit genommen, u. mit ihme heiml. gesprochen, so sie nichts gehört.
Jedeme nun aber weder der Beklagte, daß er solche Worth außgestoßen, noch seine Beystand der Führer, selbige mit angehört und ihne Kleibert darüber beyseit genohmen zu haben bekennen wollen, so wurde nöthig erachtet, die Zeügen selbsten einen nach dem anderen vorzuforderen, welche alle auch in geseßenen Rath die nehmliche Worthe, von dem Kleibert nicht nur allein gehört zu haben, sondern auch, daß der Führer ihne darüber beyseit genohmen, deponiret. Welches sie auch bey der vorgenohmenen Confrontation beharret; Der Kleibert aber bliebe anfängl. wie auch der Führer auf ihrer Negativa, wiewohlen jener, da er sich überwiesen gesehen, zulezt umb eine gnädige Straffe gebetten, und anbey gemeldt, daß wo ers geredt, es nicht recht, u. ihme leyd seye.
Worüber in gehaltener Umbfrage geschloßen: Daß, obwohlen E. E. Rath befugte Ursache hätte, bekl. Mousquetier Kleibert mit hoher Straff anzusehen, so wolle derselbe jedennoch den strengsten Weg mit ihme nicht verfahren, sondern denselben alleinig seiner bißherigen Kriegsdienste, ohne schrifftl. Abschied jedoch, entlaßen. Dem Führer Myska aber wäre seine Straff noch vorzubehalten.
S.126-127 Dienstag, 29. Juli 1732
Die Stadt Nördlingen hat unterm 23.ten elabentis antwortl. anhero berichtet, daß die wegen des bißherigen auf die Salzburg. Emigranten gehabten ziml. Aufwandts sich an die Chur Sächsischen Herrn Gesandtens Excellentis zu Regenspurg gewendet, u. um eine erkleckl. Gellt Remesse aus der angeordneten Collecten-Cassa das Ansuchen gethan, bis dato aber noch nichts erhalten, nicht zweifflende, daß, woferner man diseits ein gleiches tentiren wollte, man, gleich anderen L. Reichs-Städten auch wiederfahren, nach Möglichkeit succunirt werden dörffte.
Allermaßen folgendts der Schluß auch dahin ergangen, daß, weillen hiesige Stadt albereit auch schon viele Unkosten erlitten, und etwa allem Ansehen nach, noch mehrere erleiden dörffte, beede an das höchst Preiß. Corpus Evangel. alß in particulari an des Chur Sächß. H. Gesandtens Baron Schönbergs Excell. hierunter geschrieben und die Nothdurffte geziemend vorgestellet werden solle.
[...]
Von wegen der, auf die leztl[ich] hier gelegenen 298 Salzburg. Emigranten [auf]gewandten 108 fl. 48 x. Unkosten inclus. der Zöhr und Reisgelter wurde p. majora resolvirt, daß daran die Stättrechnerey 50, die Hospithal-Pfleeg 20, beede Reich- u. Allmosen aber die übrige 38 fl. 48 x. bezahlen sollen.