Kitabı oku: «„. . . in einer steinernen Urkunde lesen“»

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Bildnachweis

Hildegard von Bingen 1098–1179, Bischöfliches Dom- und Diözesanmuseum Mainz (Hildegard von Bingen)

Karl Moersch, Geschichte der Pfalz, Landau 1987, S. 312 (Pfalzgraf Johann Casimir)

Georg Holmsten, Freiherr vom Stein, Hamburg 1975, S. 113 (Freiherr vom Stein)

Schinderhannes – Prozess und Urteil 1803, Ausst. Kat. Mainz 2003, S. 44 (Schinderhannes)

Archiv Landesdenkmalpflege (GDKE) (Burg Rheinstein): Titelbild

Nach: TUBS, Wikimedia Commons, lizensiert unter Creative Commons Attribution 3.0 Unported, http://creativecommons.org/­licenses/­by/­3.0/­legalcode: S. 8

Katalog Mittelalterliche Werke aus dem Mainzer Raum, 1959, Abb. 6: S. 28

Worms, Institut für Stadtgeschichte: S. 40, 59

Die Autoren: S. 95, 177, 192

Mainz, Stadtarchiv: S. 108

Landau, Stadtholding: S. 204

Alle übrigen Abbildungen: Archiv Landesdenkmalpflege Mainz (GDKE)

208 Seiten mit 52 Abbildungen und 1 Karte

Titelabbildung: Hildegard von Bingen, Pfalzgraf Johann Casimir, Freiherr vom Stein, Schinderhannes, Burg Rheinstein

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National­bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© 2013 by Nünnerich-Asmus Verlag & Media, Mainz am Rhein

1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2014

ISBN 978-3-943904-49-9

Gestaltung: Bild1Druck GmbH

Lektorat: Annette Nünnerich-Asmus, Frauke Itzerott, Mascha Schnellbacher

Gestaltung des Titelbildes: Scancomp GmbH

Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf fotomechanischem Wege (Fotokopie, Mikrokopie) zu vervielfältigen oder unter Verwendung elektronischer Systeme zu verarbeiten und zu verbreiten.

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Inhaltsverzeichnis

Cover

Titel

Bildnachweis

Impressum

Karte

Vorwort

Das frühe Mittelalter – Kontinuität und Neubeginn

Der Dom zu Trier – Kirchliche Tradition seit der Antike

Kloster Hornbach – Pirmin, Glaubensbote der Pfalz

Die karolingische Abtei Prüm – Ein Kaiser wird zum Mönch

Die Pfalz Karls des Großen – Imperiale Pracht in Ingelheim

Erzbischof Hatto und der Mäuseturm – Ein Fehlurteil der Geschichte

Das hohe Mittelalter – König, Kirche und Adel

Der Mainzer Dom – Kathedrale des Reichserzkanzlers

Der Dom der Salier zu Speyer – Höhepunkt romanischer Architektur

Bischof Burchard als Bauherr – Eine glanzvolle Epoche für Worms

Disibodenberg – Wirkungsstätte des hl. Disibod und Klosterberg der hl. Hildegard

Kloster Schönau – Wirkungsstätte der Visionärin Elisabeth

Burg Trifels – Hort der Reichsinsignien und Gefängnis für Richard Löwenherz

Hof Iben – Auf dem Weg des Naumburger Meisters

Die Burgkapelle von Kobern – Ein gebautes Reliquiar für das Haupt des hl. Matthias

Der Heilige Sand in Worms – 1.000 Jahre jüdische Kultur am Rhein

Das späte Mittelalter – Die mächtigen (vier) Kurfürsten

Die Wernerkapelle in Bacharach – Baukunst und Judenfeindlichkeit im Mittelalter

Erzbischöfliche Verkehrspolitik – Die Balduinsbrücke in Koblenz

Der Königstuhl bei Rhens – Zentraler Versammlungsort der Kurfürsten

Burg Eltz – Eine Wohngemeinschaft mit 800 Jahren Familientradition

Bernkastel-Kues und sein Universalgelehrter, Diplomat, Kardinal und Stifter – Nikolaus von Kues

Die Schlosskirche in Meisenheim – Übersteigerte fürstliche Repräsentation

Reformation - Zeit des Umbruchs

Der Marktbrunnen in Mainz – Stiftung eines kunstsinnigen Kirchenfürsten

Das Denkmal in Worms – Luther vor Kaiser und Reich

Der Retscher in Speyer – Stätte der Protestation?

Das Casimirianum in Neustadt – Ein weltoffener Kurfürst gründet eine calvinistische Universität

Absolutismus, Krieg und Zerstörung – Aufbau in barocker Pracht

Mont Royal – Die vergessene Festung des Sonnenkönigs an der Mosel

Schloss Oranienstein bei Diez – Eine Residenz starker Frauen

Die Adelshöfe – Viele kleine Hofhaltungen im kurfürstlichen Mainz

Tschifflik bei Zweibrücken – Ein Lustschloss für den König im Exil

Sulzbach und die Familie Stumm – 200 Jahre Orgeln aus dem Hunsrück

Schloss Molsberg – Kurfürst Johann Philipp von Walderdorff und seine Bauten

Der Bau von St. Ignaz in Mainz – Eine Gemeinschaft im Leben wie im Tod

Die „Industriehauptstadt“ Frankenthal – und Kurfürst Carl Theodor

Oggersheim – Wallfahrt und Hof der frommen Kurfürstin Elisabeth Auguste

Frömmigkeit und Luxus – Die Möbeltischler Abraham und David Roentgen aus Neuwied

Barockschloss und Eisenhütte in Weilerbach – Emmanuel Limpach, Fürstabt und Fabrikherr

Koblenz: Neues Schloss, Neue Stadt – Kurfürst Clemens Wenzeslaus und das Ende einer Epoche

Revolution und Krieg – Der Weg zu einer neuen Ordnung 1789–1815

Weißenthurm – Ein Denkmal für den verehrten französischen General Lazare Hoche

Refugium in Herrnsheim – Karriere in Mannheim und Paris

Schinderhannesturm – Simmern und sein berühmter Gefangener

Marschall „Vorwärts“ in Kaub – Blüchers Rheinübergang in der Neujahrsnacht 1813/14

Die Rochuskapelle bei Bingen – Goethe und sein Wallfahrtserlebnis

Nassau, Steinsches Schloss und Turm – Das Vermächtnis des Freiherrn vom und zum Stein

Vom Wiener Kongress zum Ersten Weltkrieg – 100 Jahre Entwicklungen und Widersprüche

Oldenburg an der Nahe? – Seltsame Entscheidungen beim Wiener Kongress

Burg Rheinstein, Prinz Friedrich und die preußische Burgenromantik

Das Hambacher Schloss – Von der bischöflichen Burg zum Freiheitssymbol

Klause Kastel – Der blinde König Johann und ein romantischer Kronprinz

Der Rolandsbogen – Ein Dichter und die preußische Prinzessin

Karl Marx – Vom Trierer Bürgersohn zum Verfasser des „Kommunistischen Manifests“

Ludwigshöhe – Die italienische Villa König Ludwigs I. in der Pfalz

Bad Ems – Ein Kuraufenthalt König Wilhelms von Preußen und die Diplomatie

Paul Wallot – Ein Architekt aus Oppenheim für den Reichstag in Berlin

Die Jugendstil-Festhalle in Landau und ihr – unbekannter – Stifter

Glossar

Allgemeine Literatur

Ortsregister


Weitere Erinnerungsorte finden Sie hier: oder unter www.na-verlag.de/­wp-content/­uploads/­image/­Weitere-Erinnerungsorte.pdf


VORWORT

„Wie in einer steinernen Urkunde konnte man die Geschichte der Stadt Mainz architektonisch und monumentarisch in dem Bau und Zusammenhange ihrer Straßen, Kirchen und Häuser … sehen und lesen.“ Mit diesen Worten beginnt Karl Anton Schaab den zweiten, 1844 erschienen Band seiner Geschichte der Stadt Mainz. Für ihn sind Baudenkmäler wichtige Zeugnisse, gebaute Geschichtsquellen. Sie sind Teil unserer Umwelt, wir sind auf Schritt und Tritt von ihnen umgeben. Zum Verstehen, zum Begreifen gehört das Wissen um Ereignisse, Persönlichkeiten eingebunden in den Kontext geschichtlicher Entwicklungen. Erst dann kann man die Aussagen der Kulturdenkmäler verstehen. Sie tragen bei zum kollektiven Gedächtnis einer Stadt, einer Region, letztlich des ganzen Landes. Denkmäler sind somit nicht nur Werke der Architektur oder Bildhauerei, sondern auch Vermittler von Geschichte und Erinnerung.

Das junge Bundesland Rheinland-Pfalz entstand nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges hauptsächlich aus drei Provinzen von Bayern, Hessen und Preußen. Eine historische Kontinuität fehlte, die einzelnen Landesteile hatten ihre eigene wechselhafte Geschichte, die weit zurückreicht. So war diese Region zeitweise Kernland des Reiches, Schauplatz herausragender Ereignisse und Wirkungsstätte bedeutender Persönlichkeiten. Deshalb muss die Auswahl von rund 50 Geschichts- und Erinnerungsorten aus über 40.000 Kulturdenkmälern, die dieses Bundesland aufweist, zwangsläufig subjektiv sein. Manches Denkmal, das man erwartet, fehlt. Andere Erinnerungsorte überraschen vielleicht. Ziel ist es, die Vielfalt der Geschichtszeugnisse in den alten Kulturlandschaften an Rhein, Mosel und Lahn in diesem Bundesland widerzuspiegeln, vermittelt werden Geschichte und Geschichten hinter den Baudenkmälern, Menschen und ihre Schicksale. Schließlich sind sie wesentlicher Teil einer umfassenden Aussage.

Die Auswahl versucht alle Landesteile zu berücksichtigen, deshalb sind geschichtsträchtige Städte und Regionen immer nur beispielhaft vertreten. Bei Denkmälern mit einer langen und wechselvollen Geschichte wurde eine entscheidende Zeitschicht, verbunden mit einer Persönlichkeit, ausgewählt. So unterschiedlich wie die Erinnerungsorte sind auch deren Protagonisten.

Der behandelte Zeitraum beginnt nach dem Ende der römischen Zeit mit der fränkisch-karolingischen Epoche und reicht bis in die Zeit um und nach 1900, wobei der Erste Weltkrieg die Zäsur darstellt.

Die den Texten vorangestellten Zitate lassen Authentizität entstehen. Sie können von den betreffenden Personen oder aus der Entstehungszeit stammen, gelegentlich sind es prägnante Beschreibungen und Kommentare späterer Zeit. Die Texte werden ergänzt durch Schwarz-Weiß-Abbildungen, meist historische Aufnahmen, denn auch diese vermitteln Geschichte. Wo vorhanden, wurden dem Leser aktuelle Webadressen an die Hand gegeben.

Das Buch soll dazu anregen, Geschichts- und Erinnerungsorte in Rheinland-Pfalz aufzusuchen, Orte, die identitätsstiftend für eine Stadt oder eine Region sind, Persönlichkeiten kennenzulernen, die mit ihrem Wirken auf sehr unterschiedliche Weise Geschichte geschrieben haben.

DAS FRÜHE MITTELALTER – KONTINUITÄT UND NEUBEGINN

500 Jahre römische Herrschaft in unserem Raum von der Mitte des 1. Jhs. v. Chr. bis in das späte 5. Jh. hatten zu einer fast modern zu nennenden Infrastruktur mit Straßen, Grenzbefestigungen (Limes), Kastellen, Siedlungen und Städten mit funktionierenden Verwaltungen und Repräsentationsbauten geführt. Nach dem endgültigen Zusammenbruch der Römerherrschaft folgten Jahrhunderte des Niedergangs, wobei die kirchlichen Strukturen offensichtlich zum Teil fortdauerten; eine Kontinuität christlicher Gemeinden ist wahrscheinlich. Schon früh sind Bischöfe in Trier und bald darauf auch in Mainz nachweisbar. Politische Strukturen sind in dieser Zeit nicht fassbar, die kirchliche Organisation konnte hingegen wieder aufgenommen werden.

Die territoriale Einigung des fränkisch-merowingischen Reichsgebietes gelang Karl Martell. Mit der Regierungszeit Karls des Großen folgt der Höhepunkt an Machtkonzentration. Unter den karolingischen Herrschern wurde die Christianisierung weiter vorangebracht. Wandernde Mönche gründeten Klöster, die zu wirtschaftlichen und kulturellen Zentren wurden, aber auch der Sicherung der Königsherrschaft dienten. Im Reichsgebiet entstanden Pfalzen, in denen die Herrscher Station machen konnten, denn es war die Zeit des Reisekönigtums, es gab keine feste Residenzstadt. Auch die Klöster und die Bischofsstädte waren Stationen auf den Reisen. Häufig hielten sich die karolingischen Könige im Rheingebiet auf, denn hier wurden Heeresversammlungen und Hoftage einberufen und die großen kirchlichen Feste gefeiert. Schon die Enkel Karls teilten das Reich, sodass drei Teilreiche entstanden. Für die Fläche von Rheinland-Pfalz relevant sind das Mittelreich Lothars – Lotharingen – und das Ostreich Ludwigs des Deutschen. Unter dem sächsischen Herrschergeschlecht der Ottonen gelang erneut eine Reichseinheit und eine innere Stabilisierung. Durch das alleinige Herrschaftsrecht des ältesten Sohnes konnten Reichsteilungen zukünftig vermieden werden.

DER DOM ZU TRIER – KIRCHLICHE TRADITION SEIT DER ANTIKE

… War eine jener Säulen, durch ihre Länge ermüdet … jählings gestürzt, sodaß aus Furcht vor dem Zusammensturze niemand daselbst den göttlichen Dienst feierte … Poppo nun befestigte den Dom wieder mit großer Arbeit und Kosten …

(Gesta Treverorum, um 1100)*

Die Kirchengruppe von Dom und Liebfrauenkirche beherrscht noch heute den Stadtkern von Trier. An keinem anderen Ort lässt sich der Fortbestand religiöser Tradition von der Antike über die schwierigen Zeiten der Völkerwanderung bis in das Mittelalter so gut verfolgen.

Im 4. Jh., in der Zeit Kaiser Konstantins des Großen, entstand auf dem Gelände eines kaiserlichen Palastes – der Legende nach dem der hl. Helena, der Mutter Konstantins – eine Doppelkirche. Helena soll auch von einer Reise in das Heilige Land kostbare Reliquien nach Trier gebracht haben: einen Kreuznagel Christi, den Leibrock Christi und die Gebeine des hl. Apostel Matthias; Reliquien, die seit dem Mittelalter große Verehrung genießen. Im späten 4. Jh. ließ Kaiser Gratian dort einen Neubau errichten, den sog. Quadratbau. Die flache Decke der großen, quadratischen Halle trugen vier riesige Säulen aus Odenwälder Granit. Eine vor dem Dom liegende Säule, der sog. Domstein, gibt noch heute eine Vorstellung von der Monumentalität dieses Kirchenbaus. Die Maße dieser Halle waren die Vorgabe für den gesamten späteren Dombau. Nach mehreren Zerstörungen, vor allem beim Normanneneinfall im späten 9. Jh., erlitt die Kirche zwar Schäden, wesentliche Teile der Grundmauern blieben jedoch stehen. Bis zu einer Höhe von 25 m sind die spät­antiken Mauern noch im heutigen Dom erhalten, besonders eindrucksvoll zu sehen an der Nordseite.

Zwei herausragende Bischöfe bestimmten die Geschicke des Bistums Trier im ausgehenden 10. und frühen 11. Jh. Ihre Baumaßnahmen sicherten und prägten den Dom in den kommenden Jahrhunderten.


Trier, Dom (Nordseite), Mauerwerk des römischen Quadratbaus

Der aus einer holländischen Grafenfamilie stammende Erzbischof Egbert war ein hochgebildeter, tatkräftiger Mann. So brachte er die bis dahin schleppend verlaufenden Wiederaufbauarbeiten am Dom energisch wieder in Gang. Im Quadratbau ersetzte er eine eingestürzte Säule und begann mit dem Neubau einer daran anschließenden Basilika. Sein Tod verhinderte den Weiterbau. Mit seinem Namen sind vor allem hochrangige Werke der Buchkunst verknüpft, wie der sog. Codex Egberti, eine Prachthandschrift mit einem Bilderzyklus zum Leben Jesu. Auch eine hervorragende Gold­schmiedewerkstatt existierte zu seiner Zeit in Trier. Von deren außerordentlicher Kunstfertigkeit zeugen das reiche Reliquiar zur Aufbewahrung eines Kreuznagels Christi ebenso wie der Tragaltar zur Aufbewahrung einer Sandale des Apostels Andreas.

Mit Erzbischof Poppo übernahm 1016 ein Mann mit vielfältigen Begabungen und Interessen das Erzbistum Trier. Unter ihm wurde die schon wieder ins Stocken geratene Dombaustelle erneut in Angriff genommen, allerdings mit einem völlig neuen Plan. Diese Neukonzeption bestimmt das Bild der Westseite des Domes bis heute. Zuerst wurde die Erneuerung des Quadratbaus vollendet. Im Anschluss baute man ein Langhaus, dessen Ausdehnung durch die Maße des Quadratbaus festgelegt war. Nach Westen wurde der Bau durch eine Doppelturmfront mit einer Apsis abgeschlossen. Diese eindrucksvolle Fassade gehört zu den Höhepunkten der Architektur im 11. Jh. Mit den Bauarbeiten war bald nach 1030 begonnen worden. Die Vollendung erlebte Erzbischof Poppo nicht mehr. Er starb, wie die Quellen berichten, 1047 an den direkten Folgen seines Eifers beim Dombau. So soll er eines Tages auf der Baustelle gesessen haben, die Sonne schien heißer als gewöhnlich und glühte auf sein Haupt, das kahl war. Sein Gehirn entzündete sich, er wurde vom Fieber ergriffen und starb. So wird sein Tod in den Gesta Treverorum (Taten der Treverer, Geschichten und Aufzeichnungen, um 1100) beschrieben. Erst unter seinen Nachfolgern konnte der Westbau beendet werden.

Nicht nur dem Dom hat Erzbischof Poppo durch eine außergewöhnliche Baumaßnahme seine bis heute prägende Gestalt gegeben. Ein weiteres Bauwerk in Trier verdankt ihm seine Rettung. Die Porta Nigra, das nördliche römische Stadttor, war nach dem Ende der römischen Herrschaft in den nachfolgenden Jahrhunderten als Steinbruch genutzt worden. Simeon, ein Mönch aus dem Sinai-Kloster, begegnete in Trier Erzbischof Poppo und begleitete ihn auf einer zweijährigen Pilgerfahrt in das Heilige Land. Nach der Rückkehr bewegte Poppo Simeon dazu, als Eremit im Ostturm der Porta Nigra zu leben. Simeon starb nach wenigen Jahren und wurde dort auch begraben. Erzbischof Poppo betrieb nun in Rom die Heiligsprechung des Eremiten und baute in die Porta Nigra eine Doppelkirche zum Gedenken an den Heiligen ein. In unmittelbarer Nähe gründete er ein Kanonikerstift, das mit Einkünften gut ausgestattet wurde. Hier fand Poppo auf seinen Wunsch hin seine letzte Ruhestätte in der Nähe des so verehrten Heiligen und Freundes. Der Kirchenbau wurde später um eine romanische Apsis erweitert. Im frühen 19. Jh., als Trier zu Frankreich gehörte, bestimmte Kaiser Napoleon, dass die Kirche abgetragen werden sollte, um den Bau in den „alten Stand“ zu versetzen. Nur die Apsis blieb bei den Abbrucharbeiten erhalten und erinnert an den einstmaligen Kultort des hl. Simeon und die Rettung der Porta Nigra im Mittelalter.

Der Trierer Dom erfuhr im Laufe seiner Geschichte viele Veränderungen, Renovierungen, Um- und Anbauten. Durch die geniale Planung unter Erzbischof Poppo wurde der spätantike Quadratbau so im späteren mittelalterlichen Dom verankert, dass er bis heute Bestand hat.

www.bistum-trier.de

Literatur

Jochen Zink, Die Baugeschichte des Trierer Domes von den Anfängen im 4. Jh. bis zur letzten Restaurierung, in: Franz Ronig, Der Trierer Dom, Jahrbuch d. Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, Neuss 1980, S. 17ff.

* zit. nach: F. Ronig, Der Trierer Dom, Jahrbuch d. Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, Neuss 1980, S. 34.

KLOSTER HORNBACH – PIRMIN, GLAUBENSBOTE DER PFALZ

Pirmin selbst, Bischof und Christi Bekenner,

bewohnt dieses Haus und heiligt den Ort …

Das Volk der Franken hier suchte er mit klarer Lehre zu gewinnen

Und erbaute für Gott sehr viele heilige Stätten …

(Grabinschrift des Pirmin von Hrabanus Maurus, 818/827)*

In der Südwestpfalz, wenige Kilometer nördlich der Grenze zu Lothringen, liegt das Städtchen Hornbach, das aus einem im 8. Jh. gegründeten Benediktinerkloster entstanden ist. Vom engeren Klausurbereich nördlich der evangelischen Kirche aus dem späten 18. Jh. haben sich die Grundmauern der karolingischen Klosterkirche erhalten. Daneben liegt der spätgotische Kreuzgang mit den ehemaligen Klosterbauten, die heute als Hotel und Klostermuseum genutzt werden. Zum Klosterbereich gehörten auch die kreuzförmige romanische Kirche des Fabianstiftes und die Ruinen einer etwas jüngeren Kapelle, die möglicherweise dem hl. Michael geweiht war. Umgeben sind Kloster und anschließende Stadt mit Rathaus von einer in großen Teilen erhaltenen Befestigungsmauer.

Auf seinem langen Weg war der Mönch Pirmin 742 in die Einöde des Pfälzer Waldes gekommen. Leben und Persönlichkeit des Klostergründers sind in einer nach seinem Tod entstandenen Vita überliefert. So hatte er 724 sein erstes Kloster auf der Insel Reichenau gegründet. Mittelzell war auch das älteste Kloster auf der Insel im Bodensee, eingerichtet nach der benediktinischen Ordensregel. Pirmin gilt als der geistige Schöpfer der Reichenauer Klosterlandschaft. Weitere Klostergründungen folgten, darunter Murbach im Elsass. Belegt ist sein Wirkungskreis im Alemannischen und im Elsass, weshalb er auch als Apostel der Alemannen gilt. Seine geistige Herkunft dürfte entgegen früherer Annahmen im iro-fränkischen Mönchtum liegen, er war einer seiner letzten Vertreter. Für seine Gründungen erreichte er die „Große Klosterfreiheit“, die Unabhängigkeit vom zuständigen Diözesanbischof. Das Kloster sollte nach seiner Auffassung seinen eigenen Bischof haben.


Hornbach, Kapelle über dem Pirminius-Grab im Chor der ehemaligen Abteikirche

Sein spirituelles Ideal war die „Peregrinatio“, das klösterliche Leben in der Fremde, das er sehr konsequent betrieb. Bei seinen Unternehmungen konnte sich Pirmin auf die Förderung und den Beistand des fränkischen Hausmeiers Karl Martell stützen, der die karolingische Dynastie begründete. Klöster waren Ausgangspunkte für die Kolonisation und Entwicklung einer Infrastruktur und Verbündete bei der Sicherung der Herrschaft.

Kloster Hornbach wurde die letzte Klostergründung Pirmins. In der Vita wird berichtet, dass ein Adliger namens Warnharius von den Taten des Pirmin gehört hatte, und ihn deshalb zu sich rief. Er zeigte ihm seine Güter und versprach ihm Land, um einen Ort für den Gottesdienst zu schaffen. An dieser Stelle erbaute Pirmin die erste kleine Kirche in Fachwerk. Warnharius gehörte zum Adelsgeschlecht der Widonen, den späteren Saliern. Das Kloster entwickelte sich, Pirmin versammelte einen Kreis von Mönchen, weshalb der Bau einer größeren Klosterkirche begonnen wurde. Von diesen Anfängen haben sich Fundamentmauern einer einschiffigen Saalkirche innerhalb einer späteren, größeren, romanischen Pfeilerbasilika erhalten. Warnharius schenkte dem Kloster darüber hinaus einen großen Waldbezirk zur Sicherung der Einkünfte. An der Stelle, an der die Schweinehirten des Klosters im Wald ihre Hütten hatten, entstand eine Siedlung. Daraus entwickelte sich später Pirmasens. Als Pirmin 753 starb, konnte er vor der Chorapsis in der Klosterkirche in einer gemauerten Grabkammer beigesetzt werden. Zur Grabkammer führten vom Chor einige Stufen hinunter. Schon bald nach seinem Tod verehrte man ihn als Heiligen und Kirchenpatron. Hrabanus Maurus, Abt von Fulda und späterer Erzbischof von Mainz, formulierte im frühen 9. Jh. die Grabinschrift, deren Text überliefert ist. In späterer Zeit wurde ein in Sandstein gearbeitetes Fenster in die Grabkammer eingefügt. Wahrscheinlich konnten durch diese Öffnung die Pilger den Schrein des Heiligen sehen und verehren.

Kloster Hornbach entwickelte sich zum „reichsten und angesehensten Benediktinerkloster zwischen Speyer und Metz“ (Dehio). Im 11. Jh. wurde es zum Eigenkloster der salischen Herrscher und stand unter deren besonderem Schutz. In dieser Blütezeit des Klosters entstanden weitere Bauten. Nachgewiesen ist eine mächtige, flachgedeckte dreischiffige Pfeilerbasilika des 11.–13. Jhs. mit Ostquerhaus und Chor sowie einer Doppelturmfassade. Die Gesamtlänge der Klosterkirche belief sich auf knapp 71,5 m. Schon die Dimension des Kirchenbaus ist zusammen mit der Qualität erhaltener Steinmetzarbeiten Hinweis auf Bedeutung und Reichtum. Auch als das Kloster von König Heinrich IV. an die Bischöfe von Speyer übergeben wurde, gedieh es weiterhin gut. Als letzter wichtiger Bau wurde am Ende des 15. Jhs. der Kreuzgang in spätgotischen Formen erneuert.

Danach begann ein allmählicher Niedergang des Klosters. Man war kaum noch in der Lage, die Bauten instand zu halten. Als Folge der Reformation wurde das Kloster 1558 aufgehoben. Bereits Abt Johann Kindhausen (1512–48) hatte geheiratet und sich dem lutherischen Glauben angeschlossen. Im Kloster wurde eine Lateinschule eingerichtet. Die Gebeine des hl. Pirmin überführte man zunächst nach Speyer und dann in die Jesuitenkirche von Innsbruck.

Schon während der Nutzung einiger Bauten zu Schulzwecken verfiel das Kloster immer mehr, 1705 stürzte der Vierungsturm der Kirche ein, 1768 wurden der Ostflügel des Kreuzgangs und der östliche Abteiflügel wegen Baufälligkeit abgebrochen. In den folgenden Jahren kam es zum fast vollständigen Abbruch der mittelalterlichen Klosterkirche und zum Bau der neuen protestantischen Kirche, teilweise über dem südlichen Seitenschiff der Klosterkirche. An den bedeutenden Stifterabt Pirminius erinnert nur noch die Grabstätte vor dem Chor der Klosterkirche. Bei Ausgrabungen wurde 1956 die längliche gemauerte Grabkammer entdeckt. Über der Stätte errichtete man einen kleinen kapellenartigen Raum.

www.klosterstadt-hornbach.de

Literatur

Hornbach – Die Geschichte einer Stadt, Hrsg. Förderverein Kultur, Hornbach 2002.

Pia Heberer, Das Kloster Hornbach in der Pfalz, Baugeschichte und Sakraltopographie, Speyer 2010.

* zit. nach: Richard Antoni, Leben und Taten des Bischofs Pirmin, Stuttgart 2005, S. 108f.

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22 aralık 2023
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