Kitabı oku: «Aus lauter Zorn», sayfa 3

Yazı tipi:

Kapitel 4

chaquematinquandlesoleilselevepourlesautresenrepandant lajoieetlachaleursalutairesdanslanaturetandisquaucundemes traitsnebougeenregardantfixementlespacepleindetenebre saccroupiverslefonddemacaverneaimeedansundesespoir quimenivrecommelevinjemeurtrisdemespuissantesmains mapoitrineenlambeauxpourtantjesensquejenesuispasattein tdelaragepourtantjesensquejenesuispasleseulquisouffre pourtantjesensquejeresirecommeuncondamnequiessaieses musclesenreflchissantsurleursortetquivabientotmonterale chafauddeboutsurmonlitdepaillelesyeuxfermesjetournelen tementmoncoldedroiteagauchedegaucheadroitependantdes heuresentieresjenetombepasraidemort

4. November 2006, Metz, Le Donjon

Die Tür öffnet sich, und Alex erscheint. Ihr Auftritt trifft die Bar wie ein elektrischer Schlag.

Die meisten Leute, die an der Theke hocken, richten sich auf oder versuchen es zumindest. Anton bildet keine Ausnahme. Er hebt den Kopf, reckt die Schultern und zieht den Bauch ein. Ein Reflex. Er spannt die Bauchmuskeln – oder zumindest sein »Abdal«-Shirt – an, die Sascha liebevoll ihr »Schokoruhekissen« nennt.

Sie hat schon mal besser ausgesehen. Er entdeckt sogar einen fiesen Zug in ihrem Gesicht. Sie wirft einen schnellen Blick über die Tische und dann auf die Theke. Er versucht, ihren Blick einzufangen. Magisches Denken, Telepathie: Wenn er sie intensiv genug fixiert, wird sie den Kopf in seine Richtung drehen und zu ihm kommen. Er hält sich für Mesmer. Doch sein Magnetismus funktioniert nicht, er hat an diesem Abend nicht das Fluidum … Ihr Blick schweift über ihn hinweg, ohne ihn zu beachten, wie über alle anderen. Sie befreit ihr Haar von der Kapuze und steigt auf einen Hocker.

Fred wirft Anton aus der Ferne einen Blick zu, der bedeutet »Ich hab’s dir ja gesagt!«, und beugt sich auf den Zehenspitzen über die Theke, damit Alex ihm ein Küsschen geben kann. Er serviert ihr einen Picon Bière, stellt ihr Notebook vor sie hin und verschwindet in der Küche.

Sie spricht mit ihren Nachbarn, dann mit den Typen, die ihre Dartpartie unterbrochen haben, um sie zu begrüßen, gibt eine Runde aus, stößt mit ihnen an und macht sich hungrig an einen Teller mit dampfenden Nudeln, den Fred ihr gebracht hat. Noch immer kein Blick für Anton.

Er fühlt sich unsichtbar, vergessen, leer und versackt wieder in seinem Bushmills. Man kann nichts erzwingen, das weiß er, nichts beschleunigen, nichts auslösen … Sie würden sich an diesem Abend schon noch begegnen.

Dann erklingt Alex’ Stimme, ein wenig rau, erkennbar unter allen anderen, leicht verführerisch.

»Hallo Leute! Will mich einer im Billard besiegen?«

Ein Dutzend Typen geht in Habachtstellung. Bereit für das Erschießungskommando, lösen sie ein Ticket für ihre eigene Hinrichtung. Und einige werden nach mehr verlangen. Für das Vergnügen, sie spielen zu sehen, so konzentriert, so zielgerichtet und vertieft, in der Lage, unmögliche Stöße über mehrere Banden mit unglaublichen Effets anzukündigen, die immer von Erfolg gekrönt sind. Ein Depp, der glaubt, sie in die Schranken weisen zu müssen, pflanzt sich vor ihr auf und wirft in die Runde:

»Ich mach dich fertig, wo du willst und wann du willst! Und nicht nur beim Billard …«

Anton, plötzlich wieder belebt, wäre zwar gern aufgesprungen, um ihm seine Faust in die Fresse zu schlagen, aber er weiß, dass der Typ schnell mit eingeklemmtem Schwanz von der Bildfläche verwinden wird, nachdem sie ihn abgezockt hat. Kriegsbeute.

Die dämliche Bemerkung dieses Irren, der in seiner Kneipenmännlichkeit vernagelt ist, scheint sie zu amüsieren. Sie zwinkert ihm verschwörerisch zu und lädt ihn mit einem vernichtenden Blick ein, sie zum grünen Tisch zu begleiten. Anton weiß, dass sie ihn auseinandernehmen wird, und beschränkt sich daher darauf, das Schauspiel zu genießen.

Er wird nicht müde zu sehen, wie sie sich am Tisch bewegt, ohne sich um ihre Gegner zu kümmern. No quarter asked, none given! Sie ist gnadenlos.

Im Allgemeinen lässt sie den Typen das Dreieck aufsprengen und gibt ihm somit die Chance, einen Vorteil zu erringen. Und wenn, unglücklicherweise für ihn, sein erster Stoß schlecht ausgeht und alle Kugeln auf dem Tisch bleiben, kommt er nicht mehr ins Spiel.

Cut-throat. Mindestens zwei Banden. Sie räumt den Tisch auf, indem sie mit der Spitze des Queues die Bahn der Kugel und das anvisierte Loch beschreibt. Die Ganzen und dann die Halben, in der aufsteigenden Zahl der Nummern, die eine nach der anderen verschwinden, wie sie es vorgesehen hat. Die 8, aufgehoben bis zum Schluss, bekommt in der Regel eine Sonderbehandlung, noch unglaublicher als die vorherigen, einen Mordsstoß, der die Typen erstarren lässt.

Sie ist göttlich. Derartig ins Spiel vertieft, dass sie nicht die Aufmerksamkeit bemerkt, deren Gegenstand sie ist. Eine Partie folgt auf die andere, der Verlierer zahlt seine Schuld, und das kann den ganzen Abend dauern.

Anton hat sich schon oft gefragt, wie sie mit derselben chirurgischen Präzision weiterspielen und dabei noch trinken kann. Auch das gehört zu ihren Geheimnissen …

Schließlich beendet sie das Massaker, gibt den Tisch frei, und zum ersten Mal an diesem Abend kreuzen sich ihre Blicke. Ein wenig schwankend kommt sie ihm entgegen. Ein schnelles Küsschen. Sie bestellt ihnen ein Glas.

»Du hattest wohl keine Lust auf ein kleines Duell auf dem grünen Tuch?«

Er selbst war zu Anfang, häufiger, als ihm lieb war, ein bereitwilliger Kandidat für diese nicht besonders spannenden, aber dennoch faszinierenden Billardpartien gewesen. Und er glaubt, dass er besser geworden ist, indem er ihr zuschaute und versuchte, hier und da bestimmte ihrer Stöße nachzuahmen. Doch jetzt überlässt er das lieber anderen und zieht entschieden ihre kleinen Duelle vor, die nicht in einer überfüllten Kneipe stattfinden …

Da er nicht weiß, was er sagen soll, beschränkt er sich darauf, sie zu beobachten. Sie wirkt ausgesprochen angespannt, sieht erschöpft aus. Daher ergreift er die Initiative.

»Willst du bei mir schlafen?«

Sie klebt sich an ihn, nimmt seine Hand und leert ihr Glas in einem Zug. Das heißt: Ja.

Kapitel 5

tousleshommespresentaientlaformerondeilsavaientledose tlescotesrangesencerclequatrebrasquatrejambesdeuxvisage sattachesauncourondetparfaitementsemblablesuneseuletete quireunissaitcesdeuxvisagesopposeslunalautrequatreoreilles deuxsexesleurscorpsetaientrobustesetvigoureuxetleurscou rageselevescequileurinspiralaudacedemonterjusquaucielet decombattrecontrelesdieuxceuxcinepouvaientsupporteru netelleinsolencealorszeussexprimaencestermesjecroisavoir trouveditilunmoyendeconserverleshommesetdelesrendre plusretenuscestdediminuerleursforcesjelessepareraiendeux parlailsdeviendrontfaiblesaprescettedeclarationledieufitlase parationquilvenaitderesoudrecettedivisionetantfaitechaque moitiecherchaitasunirdenouveauaveccelledontelleavaitetese pareeetlorsquellessetrouvaienttouteslesdeuxsenlaçaientmu tuellementardemmentdansledesirdeseconfondreanouveaue nunseuletredelavientlamourquenousavonsnaturellementle sunspourlesautresilnousrameneanotrenatureprimitiveilfait toutpourreunirlesdeuxmoitiesetpournousretablirdansno treancienneperfectionpourguerirnotrenaturehumaine

5. November 2006, Metz, Antons Wohnung

Pandora begrüßt sie an der Tür mit einer Reihe von energischen Miaus und einigen Tanzschritten.

Sicherlich findet sie, dass es nicht die rechte Zeit ist, nach Hause zu kommen, und Anton in Begleitung von Alex kommen zu sehen, begeistert sie nicht wirklich. Sie muss ihn heute Abend mit ihr teilen. Doch das hindert sie nicht, sich gut zu betragen und zu schnurren, während sie sich an den Beinen der beiden reibt.

Anton fühlt sich ein bisschen idiotisch, weil er Sascha den ganzen Tag mit ängstlichen Mails bombardiert hat.

»Du kannst alles löschen, was ich dir heute geschrieben habe. Du kennst mich ja … Wir wollten uns treffen, du bist nicht gekommen, und ich habe mir alle möglichen Dinge vorgestellt, und …«

»Mach dir keine Sorgen, ich habe bestimmt nichts gekriegt … Du hast ja meine neue Adresse nicht!«

Antons Gesicht verzieht sich zu einem komischen Ausdruck, eine subtile Mischung aus Erleichterung – Alex wird nie erfahren, dass er ihr über ein Dutzend Mails geschickt hat – und Verärgerung; sie hat es an diesem Morgen nicht für nötig gehalten, ihm ihre neue Mailadresse zu geben. Und sie hat sich auch unerreichbar gemacht, indem sie ihr Notebook im Donjon ließ …

Eher schlecht als recht gibt er sich einen Anschein von Unbekümmertheit.

»Und dein Interview mit dem amerikanischen Musiker? Hat das was gebracht?«

»Nichts! Nada! Nib! Ich hab schnell gemerkt, dass dieser elende Wicht mir etwas vorgemacht hat und dass er genauso wenig wie ich in Option 30 mit Reznor gespielt hat! So haben wir uns ein bisschen in einer Kneipe unterhalten, nicht lange, und als ich genug von seinem Gelaber hatte, hab ich mein Glas ausgetrunken, und Ciao! Dann hab ich mich, um den Tag nicht völlig zu verlieren, in einigen Läden mit alten Platten umgeschaut, du kennst mich ja … Und schließlich hab ich mich vom ersten Set einer irischen Gruppe im Pub am Bahnhof verlocken lassen, während ich darauf wartete, in den letzten Zug zu springen und dich im Donjon zu treffen. Das waren meine aufregenden und gefährlichen Abenteuer des Tages! Erlaubst du, dass ich nach alldem unter die Dusche gehe?«

»Na klar! Geh duschen!«

Alex füllt das Waschbecken mit eiskaltem Wasser, taucht ihre Hände hinein und fühlt ein schmerzhaftes Stechen. Sie bewegt ihre Finger einige Minuten wie auf einer Tastatur und spürt, wie die Kälte sie ein wenig erleichtert. Anscheinend nichts gebrochen, aber ihre Finger sind ganz schön geschwollen und sehr empfindlich.

Dann springt sie unter die heiße Dusche, die sie von diesem Scheißtag reinwäscht. Sie leert die halbe Gelflasche und benutzt einen Luffaschwamm als Waschlappen, schrubbt sich kräftig ab, um das kleinste Teilchen des Namenlosen zu beseitigen, mit dem sie den Nachmittag verbracht hat. Es kommt nicht in Frage, dass auch nur ein Atom in Antons Bett gelangt. Sie rubbelt sich kräftig ab und würde am liebsten die Haut austauschen. Sich häuten. Damit alles im Abfluss verschwindet. Der Typ, die Erinnerung an ihn. Und sie gleich mit.

Als sie das Bad verlässt, hat sie eine Gänsehaut, nimmt sich aber nicht die Zeit, sich abzutrocknen. Sie macht einen schnellen Umweg über die Anlage, um Caravanserai aufzulegen, das Album von Santana, das ihr am besten gefällt, weil es einen Einschlag von experimentellem Jazz hat und die Gitarre nicht zu sehr in den Vordergrund stellt. Und vor allem die ruhige, luftige und bezaubernde Ballade am Anfang, bei der sie jedes Mal bedauert, dass sie nicht länger ist, weil sie beim Hören so schön in die Ferne schweifen kann. Play.

Sie schlüpft unter die Bettdecke, wo Anton sie erwartet, und kuschelt sich rückwärts an ihn, an die Wärme seines Bauches und seiner Schenkel. Er erbebt seinerseits, hebt ihr Haar hoch und drückt einen leichten Kuss auf ihren Nacken.

Die Grillen von »Eternal Caravan of Reincarnation« beginnen mit ihrem Zirpen, dem sich bald das Saxofon anschließt, leicht dissonant wie die Klage eines Tieres. Dann die Basslinie, einfach, ein langsamer Rhythmus des Kamelreitens, die kleinen Glocken, die flüssige Gitarre, die Echos des Nachhalls, das Klavier. Sie hebt sofort ab und stellt sich vor, wie sie in einer Hängematte liegen, die sanft über den Baumkronen schaukelt, oder wie sie auf einem fliegenden Teppich ausgestreckt sind, der über Dünen schwebt …

Nun führt sie Anton sanft in sich hinein. Er bewegt sich nicht, lässt sie machen. Sie stecken zusammen, unbeweglich. Eine einzige Haut. Ein einziger Körper. Ein einziges Herz. Siamesische Zwillinge. Nur ihre Atemzüge, zurückgehalten, die sich beruhigen, um nur einen einzigen zu bilden. Sie bilden einen festen, dichten Block, der durch ihre vier Hände zusammengehalten wird. Weder Stöhnen noch unnütze Worte.

Kapitel 6

hrymrvientdelorientlamersenflejormungandsetorddans saragedegeantleserpentsoulevelesflotslaiglepousseuncride joielebecjaunedechirelescadavresnaglfarestlancelenavire vientdelorientlesfilsdemuspellvoguentsurmerlokitientle gouvernaillaraceentieredumonstrenavigueavecleloupsur turselancedumidiaveclesflammestremblanteslesoleilres plenditsurlesglaivesdesdieuxguerrierslesrocherscraquent lesgeantstremblentlhommesuitlechemindelenferetleciel sefendlemondedesgeantsmugitlesherosensanglantenttous lacolonnedumondelesoleilcommenceasenoircirlaterresaf faissedanslamerlesetoilesbrillantesdisparaissentduciellafu meeflotteautourdufeudestructeurdumondelaflammegigan tesquemontejusquauciel

5. November 2006, Gent

Alex hat den größten Teil der Fahrt geschlafen. Ein unruhiger, anstrengender Schlaf mit der übermächtigen Präsenz des Kerls von gestern. Mit seinem ekelhaften Grinsen, seiner Prahlerei, seiner widerlich geschwollenen Zunge, seinem für alle Zeiten monströs angespannten Schwanz, dem Gestank seines Schweißes, seines Spermas.

Sie wacht mit einem Ruck auf und stößt heftig seinen fidelen Leichnam zurück, der sie wieder besteigen will. Sogleich entschuldigt sie sich für den Tritt ans Schienbein, den sie dem ihr gegenübersitzenden Reisenden versetzt hat. Er bedeutet ihr lächelnd, dass ihm nichts passiert sei.

Sie fährt nach Gent, um Abstand zu gewinnen. Die haben sie wiedergefunden, kommen näher. Sie muss Bilanz ziehen. Die sind hinter ihr her. Sie weiß weder, wie viele ihr Junior dieses Mal hinterhergeschickt hat, noch, wann sie zuschlagen. Und noch weniger, wie sie es immer wieder schaffen, sie trotz aller Vorsichtsmaßnahmen aufzuspüren. Manchmal denkt sie, dass sie ihr einen Chip eingepflanzt haben, als sie ohnmächtig war, und das macht ihr Angst.

Am Bahnhof nimmt sie eine Straßenbahn in Richtung Patershol und zum Hostel, das in der Nähe der Wassergräben von Gravensteen liegt, der Burg der Grafen von Flandern. Sie hat dort für zehn Nächte ein Zimmer reserviert. Hier kommt sie oft unter, vor allem bei ihren regelmäßigen Treffen mit Bernd.

Sie lässt ihre Tasche im Zimmer und bricht zu einem Spaziergang in die Stadt auf. Angespannt ist sie, vergiftet von den Bildern des Hotels, von dem, was sie dort getan hat, von all den Erinnerungen, die zurückkommen, um sie anzugreifen und brutal wieder die Kontrolle zu übernehmen.

Der Tag ist grau und kalt. Es ist zwar erst Anfang des Nachmittags, doch schon bevor er richtig angefangen hat, neigt sich der Tag dem Ende zu. Sie macht einen Schlenker über den Groentenmarkt und geht dann ins Groot Vleeshuis, ein imposantes mittelalterliches Haus der Fleischergilde, in dem sich heute eine große Markthalle befindet.

Zerstreut durchstreift sie die Gänge und landet an einem Fischstand. Die toten Fische sehen sie mit ihren verwirrten und glänzenden Augen an. Am Ende der Auslage entdeckt sie eine riesige Holzschüssel, die mit lebenden Aalen jeder Größe gefüllt ist.

Und ihr Flanieren findet ein jähes Ende. Unterbrochen von diesem alptraumhaften und faszinierenden Anblick einer Hydra mit tausend Augen und einer Unmenge von Körpern, die sich ständig verflechten und voneinander lösen, sich zu einem labyrinthischen und unentwirrbaren Strang zusammenfügen. Sie beugt sich über die wimmelnde, fließende und kompakte Masse. Ein Schwindelgefühl. Sie sieht, wie sie in die Schüssel fällt. Und wie schlangenartige Kreaturen über sie herfallen und in sie eindringen, sie von innen auffressen, aus ihrem Bauch herauskriechen und wieder in ihn eintauchen. Wie sie nach und nach in der Mannigfaltigkeit ihrer gefräßigen Mäuler verschwindet, verschlungen und verdaut wird.

»Goedemiddag, kan ik u helpen?«

Sie kommt wieder zu sich, taucht aus der schleimigen Masse auf und kreuzt den klaren Blick des Fischhändlers, dann, auf dem Hauklotz vor ihr, den einer gevierteilten und vervielfachten enthaupteten Gorgo. Die Überreste von etwa fünfzehn Aalen, deren ausgewaidete Körper im Waterzoï landen werden, aber deren Köpfe weiter zwischen den Häuten und den noch zuckenden Eingeweiden zappeln.

Speichelfluss. Sie ist kurz davor, sich zu übergeben, und läuft schnell weg. Nein, da kann ihr nichts und niemand helfen. Direkt vor dem Eingang spuckt sie einen dunklen Strahl aufs Pflaster. Den Automatenkaffee, den sie in der Bar des Hostel De Draecke getrunken hat, bevor sie aufbrach.

Ihr ist kalt, ihr Kiefer ist wie erstarrt, sie hat einen ekelhaften Schlammgeschmack im Mund. Sie braucht einen Muntermacher. Steckt sich eine Lucky an und geht taumelnd zum Quai hinunter.

Sie geht ins ’t Dreupelkot, eine kleine Kneipe, kleiner noch als ihre Bude, in der es aber mehrere Hundert Genever gibt. Es ist gerade Gästeflaute. Ein Gast döst im Ledersessel am Fenster vor sich hin. Der beste Platz, direkt neben dem Radiator. Zwei Gäste stehen an der Theke.

Sie setzt sich auf einen Strohhocker an der Theke, hinter der Joos, der Wirt, seines Amtes waltet, und nimmt die Aromatisierten in Angriff. Einen mit Ingwer und einen mit Pfeffer, um sich aufzuwärmen. Die Gläser sind großzügig eingeschenkt, laufen fast über. Sie beugt sich vor und schlürft vorsichtig den ersten Schluck. Der Alkohol verbreitet sich schnell in ihrem Körper und tötet die Aale, die noch in ihren Eingeweiden stecken.

Langsam kommt sie wieder zu Kräften. Zwei weitere, um die Wirkung zu unterstützen, dann geht sie zu Oude Jenever nach Art des Hauses über. Frank’s Wild Years von Tom Waits läuft leise im Hintergrund und trägt zur Gemütlichkeit des Ortes bei. Sie saugt die Worte auf, singt den Refrain von »I’ll Be Gone« mit, indem sie kaum die Lippen bewegt, und denkt an morgen früh … Ja, es könnte gut sein, dass sie auch gegangen sein wird. Ohne Vorwarnung. Weder Flucht noch Finte. Ein schlichtes und einfaches Verschwinden, mit Leib und Seele, wie bei einem Schiffsuntergang … Einfach Schluss, endlich.

Bei den ersten Takten von »Yesterday Is Here« muss sie lächeln. Weil es nichts gibt, was wahrer ist. Diese einfache, ruhige, des-illusionierte Ballade beruhigt sie. Es gibt kein Heute mehr, kein Zu-Spät, nichts zu erwarten oder zu erhoffen, wenn das Gestern alles verdunkelt. Gestern, da, ständig, und an all den Gestern ihres beschissenen Lebens, in denen sie feststeckt, die sie festhalten, sie ersticken, sie jeden Tag etwas mehr nach unten ziehen. Ihre Erinnerungen sind eine Last, sie wird gehemmt von schlechten Entscheidungen und falschen Wegen, die sie eingeschlagen hat und die ihr um die Ohren fliegen. Jeden Tag etwas mehr. Sie kann nicht mehr.

Als Tom Waits wie ein erleuchteter Prediger die Mahnrufe von »Way Down in the Hole« ausstößt, verzieht Alex das Gesicht, und ein Schauder läuft ihr über den Rücken. Ihr ganzer Körper zieht sich zusammen. Sie macht sich klein. Ihr Teufel hat zwei Köpfe, deren eiskalte blaue Augen auf sie gerichtet sind. Ständig. Selbst wenn sie die Augen schließt. Er ist in sie eingedrungen und nie wieder hinausgegangen, begleitet sie seit dem Bayou bei jeder Bewegung. Warum soll sie sich also darauf versteifen, vor ihm wegzulaufen?

Noch zwei alte Genever, in einem Zug runtergekippt, dann macht sie sich in der Dämmerung auf den Weg. Ihre Pupillen haben Schwierigkeiten, sich anzupassen, alle Lichter funkeln, sind von einem Glorienschein umgeben.

Der Nieselregen macht das Pflaster rutschig. Sie steckt sich eine Kippe an, zieht die Kapuze hoch und geht in Richtung t'Zuid. Hoogpoort, dann nach rechts auf den Botermarket, wo sie einen ersten Zwischenstopp vor einer Kneipe einlegt. Im Schaufenster zwinkern ihr eine Gulden-Draak-Werbung, ein goldener Drache und eine rote Neonleuchtschrift tückisch zu. Und beamen sie im Nu auf die Shetlandinseln, zum Up Helly Aa, dem letzten Abend des Wikingerfestes. Zur Verbrennung des Drakkar. Ihr Blick vernebelt sich. Flammen beginnen, hypnotisch vor ihren Augen zu tanzen. Sie hört das Knistern und tritt zurück, um sich von der Hitze des Brandes zu entfernen, als das flehende Miauen einer Katze, die sich an ihren Knöcheln reibt, sie auf den Gehsteig nach Gent zurückkehren lässt. Sie streichelt das kleine nasse Tier, schüttelt sich, um die letzten Teilchen der Erinnerungen zu vertreiben, und stößt die Tür des kleinen Stadtteilcafés auf, das an diesem Sonntagabend ganz ruhig ist. Am Tresen bleibt sie stehen, bestellt ein Duvel, noch ein Gläschen Genever, und verleibt sich beides schnell ein. Als sie geht, stellt sie sich einige Minuten in eine schützende Toreinfahrt und dreht sich einen Stick.

Aus dem Nieseln ist ein feiner, anhaltender und durchdringender Regen geworden. Sie erreicht die Limburgstraat, kommt an St.-Bavo vorbei, geht die Vlaanderenstraat entlang, dann den Brabantdam. Dann zeichnen sich im Regen die Lichter des Rotlichtviertels ab.

Die überdachte Passage der Glazen Straatje bietet einen vorübergehenden und willkommenen Schutz. Die meisten Schaufenster sind erleuchtet, die Vorhänge geöffnet, ein Mädchen sitzt im Inneren. Alex zündet den Joint an und schlendert gemächlich in eine Richtung, dann in eine andere, unter einigen Touristen, die sich die Augen aus dem Kopf gaffen, und einer Handvoll von potenziellen Freiern.

Sie bleibt einen Moment stehen, um eine Verhandlung zu beobachten, und versucht, die Codes, Gebärden und Zeichen zu verstehen, die auf beiden Seiten des Schaufensters ausgetauscht werden. Anscheinend vierzig Euro (vier Finger) für einen Blowjob (explizite Mimik, die Faust vor den offenen Mund gelegt, die Zunge in die Wange geklemmt) und Liebe »eine Stellung« (ausgestreckter Zeigefinger für die Eins), das Ganze in einer Viertelstunde, inklusive Aus- und Anziehen (zehn plus fünf mit beiden Händen und dem Zeigefinger, der auf die Uhr klopft). Der Handel ist schnell abgeschlossen (hochgereckter Daumen des Freiers), das Mädchen im pinkfarbenen Minibikini steht vom Hocker auf, schließt die Vorhänge und öffnet dem Kerl die Tür.

Dann wird Alex’ Aufmerksamkeit abgelenkt und buchstäblich von einem Paar heliumverstärkter Brüste gepackt, die in einen Leopardenbody gezwängt sind, der nicht einmal mehr versucht, sie zurückzuhalten. Und sie bleibt sprachlos stehen, wie festgeklebt vor dem Fenster.

Ihre Vorstellungskraft beginnt zu rasen und projiziert vor ihr ein animiertes Bild in Technicolor auf einem fliesengroßen Stück Zelluloid. Darauf erkennt sie eine kleine Mücke mit Brille, die herumfliegt und knattert wie ein altes Moped. Sie muss schlecht sehen oder abgelenkt sein, denn sie hat nicht die Heroine bemerkt, die verzierte Nachahmung einer Riesenskulptur von Niki de Saint Phalle, und steckt aus Versehen ihren kleinen Saugrüssel in einen der beiden Euter! Zwei, drei Sterne, die über ihrem Kopf umherwandern, weil sie ziemlich angeschlagen ist, und dann dringt ein beunruhigendes Pffft in den Soundtrack ein. Und das aufgeblasene Leopardenmädchen beginnt mit einem langen Zischen, die Luft zu verlieren. Und damit setzt ein Festival ein. Zuerst wirbelt sie sehr schnell und in alle Richtungen zwischen den vier Ecken des Bildes umher. Sie verbindet Längen, Diagonalen und Figuren auf völlig unvorhersehbare Weise und springt willkürlich in alle Dimensionen ihres Glaswürfels. Dann wird ihr verrückter Sprint langsamer, und bald ist sie nur noch eine leere Hülle, die langsam, wie in Zeitlupe, herunterfällt wie ein abgestorbenes Blatt oder eine Feder, bis ihre Haut, die jetzt im Body schwebt, schlaff und flach auf dem Teppich landet. The End.

Heftige Schläge an die Schaufensterscheibe reißen Alex aus ihrem Cartoon heraus, bringen sie auf ihre Seite des Bürgersteigs zurück und lassen vor ihren Augen wieder das Mädchen in all seiner vollen Üppigkeit erscheinen. Die Frau wirft ihr einen finsteren Blick zu, der Mund formuliert Beleidigungen, die sie nicht versteht, unterstrichen von einem Stinkefinger, der »Verpiss dich!« bedeutet. Alex erwidert ihren Gruß mit dem Mittelfinger, sogar mit beiden. Auf jeden Fall muss sie gehen.

Der Regen ist stärker geworden und sickert langsam in ihre Sweatjacke. Sie setzt ihren Weg vom Zentrum zum Stadtrand fort.

Kurs Babylon, der alternative Club in einem Außenbezirk, eine Lagerhalle, die fast unverändert gelassen wurde und in der man am Wochenende Punkgruppen, Hardcore, Thrash Metal oder Industrial sehen kann, oft gut und vor allem sehr laut. Die Eingänge bewacht ein rasierter Koloss, ganz in Leder, Typ Biker, mit einem zu einem Zopf geflochtenen Bart, der bis zum Bauch hinunterhängt. Von Weitem beeindruckend, doch recht freundlich, wenn man sich nähert. Sie bekommt sogar ein zum Teil zahnloses Lächeln.

Es ist noch früh, und die große Halle wirkt fast verlassen. Gedämpftes Licht, dicke Ventilatoren an der Decke zwischen einem Gewirr von Stahlrohren, Betonfußboden. Zwei Theken, die sich auf den Längsseiten gegenüberliegen. Die Bühne, sehr hoch, nimmt den ganzen Hintergrund ein und scheint auf einer Wand von Lautsprechern zu ruhen, die sich über die volle Breite des Raums erstreckt. Heute Abend auf dem Programm eine Industrial-Trash-Punk-Band aus Lothringen. Das wird bestimmt der Hammer, und genau deshalb ist Alex da.

Im Moment dröhnt Psalm 69 von Ministry aus den Lautsprechern, und das tut ihr so richtig gut. Sie geht zur Theke auf der linken Seite, die von blauen Neonleuchten hervorgehoben wird, und bestellt ein Kasteel Donker. Allmählich hat sie ganz schön einen im Kasten. Die 11 % ihres Bieres nähren weiter das Feuer, das sie schon am frühen Nachmittag gelegt hat. Und die Musik von Al Jourgensen lässt eine kochende, mit Schwermetallen aufgeladene Flüssigkeit durch ihren Körper strömen.

Nach und nach füllt sich der Saal. Ein zweites Bier. Dann ein drittes mit Schuss. Und Pretty Hate Machine von NIN, während sie all dies in sich reinschüttet. Sie liebt diesen Ort definitiv. »Head Like a Hole«, »Terrible Lie«, »Down in It«. Diese Stücke versetzen sie um Jahre zurück, in ihr früheres Leben, das jetzt so fern ist, dass es anscheinend von einer anderen gelebt wurde … Sie fragt sich sogar, ob es nicht völlig erfunden wurde …

Die Musik wird in der Mitte von »Sin« unterbrochen. Die Halle ist schnell in Dunkelheit getaucht, und das Bild eines Turmes, eines mit rostigen Geländern versehenen Wachtturms, zeichnet sich ab, wird auf einen riesigen Bildschirm projiziert, der die ganze Wand hinter der Bühne bedeckt. Sie verlässt die Theke und nähert sich dem Schlachtfeld.

Drei Typen mit Sturmhauben und Bauhelmen auf dem Kopf erscheinen. Der Gitarrist und der Bassist schließen ihre Instrumente an und stellen die Höhe ihrer Mikros ein, während der Dritte sich hinter einer Reihe von Tastaturen und Samplern niederlässt, die ihn fast vollständig verbergen. Der Saal hält den Atem an. Rote und orangefarbene Scheinwerfer beginnen das Halbdunkel zu durchdringen.

»Wie ihr wisst, nennen wir uns Muckrackers, und was ihr da hinten seht, ist ein Hochofen. UND WIR HABEN EINEN IM KOPF!!!!!«

Der Gitarrist, der das geschrien hat, nimmt nun ein Riff mit drei Beats und Loops in Angriff, das durch und durch geht. Der Titel des Stücks, »Konkassor«, blinkt auf dem Bildschirm, und das Erlebnis wird total.

Ein langer Rückkopplungseffekt verfeinert sich zu einem Bohrgeräusch, das an den Nervenwurzeln zerrt, dann explodiert das tonale Chaos, und Eisenschmelze strömt in großen Blasen von der Bühne, setzt die Lautsprecher in Flammen, fließt auf die Tanzfläche, füllt den Saal wie eine Flutwelle und schleudert Myriaden von glühenden Funken in den Raum, eine brennende Wolke, die beim Aufprall alles verzehrt. Das Geschrei des Sängers vermischt sich mit Samples aus alten Radio- oder Fernsehnachrichten, in denen Streiks in den Minen und Stahlwerken Lothringens kommentiert werden, während Bilder in einer schnellen, ruckartigen, stroboskopischen Montage vorbeiziehen, die wahllos Arbeiter bei der Arbeit, den Abbruch von Industrieanlagen, Explosionen, Bombardierungen, Trümmerhaufen, von der Anstrengung zerfurchte Gesichter und von Menschenfressermaschinen versklavte Körper miteinander verbinden.

Nach und nach kommt Alex in Einklang mit diesen Visionen eines heillosen Chaos, mit diesen ohrenbetäubenden Dampfhämmern, diesen brennenden Schwefel- und Phosphorstrahlen. Sie schließt die Augen und stößt einen heiseren Schrei aus, ein wildes Heulen, das aus ihrem Bauch aufsteigt und jede Zelle ihres Körpers vibrieren lässt.

Der Weltuntergang hat begonnen. Das ist der Anfang von Ragnarök! Die Zeit der furchtbaren Stürme und der Wölfe, die das All verschlingen. Die letzte große Schlacht vor der Vernichtung. Sie muss kurz lächeln, als sie die singende Stimme ihrer Großmutter Hjördis hört, die ihr die großen Mythen aus ihrer Heimat Norwegen erzählt. Der Lärm schlägt sie in seinen Bann, sie kann darin das Geschrei der Krieger vernehmen, die vor dem letzten Angriff mit ihren Äxten auf die Schilde schlagen. Und der Deich, der all ihren Hass eindämmt, diese schwarze Galle, die sie seit Monaten ständig ausscheidet, zerbröckelt, bekommt Risse und bricht schließlich zusammen. Loki, der Lügengott, der Verräter, der vor Wut Schäumende, begleitet sie. Sie verlässt sich auf ihn, streicht sich über den Hinterkopf, auf dem die vier Runen seines Namens tätowiert sind, und stürzt sich wutentbrannt in den Kampf.

Kopfüber wirft sie sich in die barbarische Schlägerei, die den ganzen Platz einnimmt. Das kompakte Handgemenge ist eine monströse mythologische Kreatur, deren vielfältige Körper sich gegenseitig zerfleischen, deren unförmige Köpfe ihr Gebrüll ausstoßen, deren Pfoten auf den Boden schlagen, sich anrempeln und umstoßen. Als ob man unter dem Fleischklopfer gelandet wäre. Fußtritte, Ellbogenstöße, Fausthiebe, Schulter- und Kopfstöße. Alex teilt blind aus und steckt ein, betäubt von Lärm, Erregung, Joints und Alkohol, gedopt mit Adrenalin und Verzweiflung, geschützt von ihrem zerstörerischen Gott, unverwundbar in diesem apokalyptischen Kampf. Die Zusammenstöße und Reibereien erzeugen die dunkle Energie, die die Raserei der Horde nährt. Der makabre und brutale Tanz reißt alle mit in eine ständige Bewegung. Dieser unbändige, epileptische Sabbat wird bis zum Ende der Zeiten dauern.

₺660,20

Türler ve etiketler

Yaş sınırı:
0+
Hacim:
302 s. 5 illüstrasyon
ISBN:
9783948392079
Yayıncı:
Telif hakkı:
Bookwire
İndirme biçimi:
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre