Kitabı oku: «Die Heilkraft der Liebe in der modernen Medizin», sayfa 2
Kapitel 3
Das Leben und seine Herausforderungen
Es sah so aus, als würde es mir an nichts fehlen: Ich hatte eine höhere Schulbildung, einen respektablen Beruf und Geld. Ich hatte eine Frau, Kinder und Freunde. Einen kräftigen, männlichen Körper und gute Moralvorstellungen. Mein scheinbar erfolgreicher Versuch, mich selbst zu erschaffen, war in Wirklichkeit jedoch gar nicht so erfolgreich, denn ich war nicht glücklich. Und ständig wurde ich daran erinnert, dass ich alles verlieren konnte. Ich war ein geachteter Pathologe, aber ich fühlte mich unzufrieden. Es gab noch andere Ziele, die ich erreichen musste. Damals leitete ich das Laboratorium noch nicht und war auch nicht landesweit bekannt. Um landesweit Anerkennung zu gewinnen, hätte ich jedoch meine Familie und mein gesellschaftliches Leben opfern müssen, und dazu war ich nicht bereit. Heute weiß ich, dass es auch nicht geholfen hätte, wenn ich diese Ziele erreicht hätte.
Meine Frau war klug und attraktiv, doch sobald ich mir ihrer sicher war, projizierte ich mein eigenes Gefühl der Unzulänglichkeit in sie hinein. Da sie mir gehörte, musste irgendetwas mit ihr nicht in Ordnung sein. Schon bald nach unserer Heirat hatte ich den Eindruck, als sei sie nur noch aus Pflichtgefühl mit mir zusammen. Mir fehlte dieses überwältigende Gefühl der Befriedigung, das mir eine andere, eine neue Frau durch ihre Bestätigung hätte schenken können. Und als ich langsam mit ihren eigenen Selbstzweifeln vertraut wurde, erschien es mir immer fraglicher, dass ich mein Selbstgefühl über sie beziehen konnte.
Bei der Unterminierung unserer Beziehung kam noch ein subtilerer Faktor ins Spiel. Unbewusst „wusste“ ich, dass ich meine Frau benutzte, um mich selbst definieren zu können, dass ich etwas von ihr nahm, um mich als vollständig empfinden zu können, und dass ich ihr herzlich wenig zurückgab. Dies war mit verdrängten Schuldgefühlen verbunden, die in ihrer Gegenwart an die Oberfläche kamen und sofort in Ärger übersetzt wurden. Ohne vernünftigen Grund reizte mich deshalb alles Mögliche an ihr - ihre Frisur, ihre Kleidung, wie sie sprach und was sie tat. Und ihr ging es mit mir genauso. So konnte unsere Ehe nicht glücklich werden, aber meine Moralvorstellungen hielten mich gefangen, und ich erfüllte meine Pflicht, so gut ich es konnte.
Die Kinder waren eine Quelle echter Freude, doch da mir so viel am beruflichen Erfolg lag und ich weniger Zeit mit meiner Frau verbringen wollte, stand ich weniger für Familienaktivitäten zur Verfügung.
Irgendwann ging es dann bergab. Meine Frau hatte die „Farce von einer Ehe“, wie sie es nannte, satt und verließ mich. Am Anfang fand ich das ganz gut. Da sie wieder studieren und Karriere machen wollte, ließ sie die Kinder bei mir zurück, was mir sehr angenehm war. Ich träumte davon, eine bessere Frau zu finden. Doch es gab ein Problem. Ich versuchte, mich auf der Basis meiner moralischen Korrektheit zu erschaffen, aber das hätte eine intakte Familie vorausgesetzt. Aus meiner Sicht kam eine Scheidung nicht in Betracht, doch meine Frau wollte sich scheiden lassen, und ich konnte daran nichts ändern. Ich empfand mich als unmoralisch, und meine Schuldgefühle verstärkten sich noch, weil ich mich über unsere Trennung freute. Meine neue „glückliche“ Situation auszukosten war also ein Ding der Unmöglichkeit.
Zwei der fünf Parameter, an denen ich mich gemessen hatte, hatten sich in Luft aufgelöst: Familie und Moral. Ich hatte meinen Beruf, doch das genügte mir nicht. Körperlich war ich noch immer fit, und auch die materiellen Aspekte meiner Welt genügten meinen Ansprüchen, doch glücklich war ich nicht in meiner Welt. Ich hatte eine akute Depression.
Am 10. April 1977 verlor ich einen weiteren Parameter meiner Selbstdefinition. Wie es der Zufall wollte, geschah es an einem Sonntag. Binnen weniger Stunden wurde aus einem robusten, gesunden Mann ein schmerzgebeutelter Invalider. Beim Aufwachen empfand ich in der Mitte meines Rückens einen merkwürdigen Schmerz, der mir völlig neu war. Im Laufe des Vormittags verflüchtigten sich die Rückenschmerzen allmählich, doch am späten Nachmittag schmerzte mein rechter Fuß. Der Schmerz wurde so übermächtig, wie ich es noch nie erlebt hatte. Ich konnte mich nur noch mit Krücken fortbewegen. Nach tagelangen Untersuchungen und Labortests erhielt ich die wohl niederschmetterndste Nachricht meines Lebens. Ich erfuhr, dass ich an einer Form von chronischer Arthritis litt, die als unheilbar galt. Man hoffte, die Krankheit mit Hilfe von Medikamenten unter Kontrolle bringen zu können, doch das wirksamste Medikament hatte potentiell tödliche Nebenwirkungen. Die Diagnose stand zweifelsfrei fest, als in meinen weißen Blutkörperchen ein anomales Gewebe-Antigen entdeckt wurde. Ich hatte einen genetischen Marker für diese Form von Arthritis. Die Krankheit ließ sich durch Medikamente nicht unter Kontrolle bringen und schritt im Laufe der nächsten Wochen fort, indem sie an verschiedenen Gelenken und Geweben auftrat.
Ich war inzwischen so deprimiert, dass mir meine Kollegen zu einer psychiatrischen Behandlung rieten. Das war der Anfang einer langen Reise, während der ich mich als kranker, chronisch deprimierter Mensch und als Patient der herkömmlichen Medizin und Psychotherapie erfuhr. Im Grunde war ich fast mein ganzes Leben lang deprimiert gewesen, aber jetzt war es mir nicht mehr möglich, vor diesem Gefühl davon zu rennen, auch wenn ich es immer noch verzweifelt versuchte.
Ich hätte gern mit einer anderen Frau eine Ersatzfamilie aufgebaut, aber die nun offen zu Tage liegenden Schuldgefühle ließen es trotz aller meiner Bemühungen nicht zu. Ich probierte sämtliche herkömmlichen medizinischen Heilmittel aus, die man für meine Krankheit kannte, aber keins brachte Linderung. Meiner Arbeit in der Pathologie ging ich jetzt noch eifriger nach, soweit meine Krankheit dies erlaubte. Auch um mein materielles Wohlergehen kümmerte ich mich, indem ich in eine ganze Reihe von Projekten investierte, die zu schnellem Reichtum verhelfen sollen. Viel Zeit widmete ich dem Versuch, meinen Töchtern Mutter und Vater gleichzeitig zu sein. Mit meiner Ex-Frau war ich weiterhin zerstritten, und dadurch versuchte ich, mich von meiner Schuld loszusprechen. Aber es half nichts. Meine Krankheit schritt fort, ich stand ständig unter Schmerzen, und meine Depression verschlimmerte sich, bis ich schließlich im Sommer 1981 damit begann, ein neues tri-zyklisches Antidepressivum an mir auszutesten. Doch seine Nebenwirkungen schienen meinen Körper nur noch mehr zu zerstören.
Meine Angst und meine Depression waren so heftig, dass ich drei Monate lang nicht schlafen konnte. Schlaftabletten zeigten keine Wirkung. Mein Körper fühlte sich an wie Blei, wenn ich mich bewegen wollte. Die Depression verlangsamte die gesamte Psychomotorik meines Körpers. Die einfachsten Aufgaben waren nur durch eine gewaltige Anstrengung zu bewältigten und waren mit großer Furcht verbunden. Das Zusammensein mit anderen Menschen wurde zur Last, und ich vermied es, wann immer ich konnte. Bei der Arbeit bewegte ich mich wie ein rostiger, nicht geölter Roboter.
Kapitel 4
Das Wunder
Der Tod wäre mir willkommen gewesen, und ich hatte mir schon mehrere Selbstmordpläne zurechtgelegt. Allerdings hatte ich gerade meine Lebensversicherung erneuert und bis zum Ablauf der zweijährigen Wartefrist, nach der auch bei Selbstmord gezahlt wird, blieben noch sechs Monate. Dann schien mein Gesundheitszustand meinen Todesgedanken entgegenzukommen. Herzrhythmusstörungen machten eine medikamentöse Behandlung erforderlich, und ich stellte mir vor, dass eine genügend hohe Dosis des Medikaments eine tödliche Herzrhythmusstörung herbeiführen würde, ohne Verdacht zu erregen. Ich trug genug von dem Mittel in meiner Aktentasche herum, so dass ich handeln konnte, wenn meine Situation gänzlich unerträglich würde.
Irgend etwas hielt mich jedoch zurück: meine Kinder, mein Verantwortungsgefühl und ein vager Hoffnungsschimmer, den ich dem religiösen Hintergrund meiner Kindheit verdankte. Ich wusste, dass mich nur ein Wunder gesund und glücklich machen konnte. Da meine Gedanken nicht mehr der Logik gehorchten, fing ich an, auf ein Wunder zu hoffen. Ich begann zu beten und andere darum zu bitten, für mich zu beten - vom charismatischen Geistlichen, der in Zungen sprach, bis hin zum Pfarrer der Episkopalkirche, mit dessen Art zu beten ich besser vertraut war. Mein lieber Onkel Ralph, einer meiner wenigen Verwandten, die nicht zur unmittelbaren Familie gehörten, gab in seiner großen Geduld und Liebe die Hoffnung für mich nie auf. Jeden zweiten Sonntag im Monat brachte er mich zum Heilungsdienst beim Orden des Heiligen Lukas in der Episkopalkirche, der er angehörte. Dort betete oft Reverend Rufus Womble für mich und mit mir.
Was nun folgte, lässt sich nicht in Worte fassen. Binnen neun Monaten war ich von der Krankheit befreit, die ich für unheilbar gehalten hatte, und meine psychische Genesung war in vollem Gange. Das Wunder geschah, wenn auch nicht so schnell, wie ich es mir gewünscht hätte. Mich erwarteten nicht nur phänomenale, sondern auch noch einige qualvolle Erfahrungen, und erst jetzt ist es mir möglich, sie ganz zu verstehen und zu schätzen.
Hier zwei besonders wichtige Erfahrungen: Kurz nach Beginn meiner Gebetstherapie gab mir ein Nachbar ein Buch mit dem Titel „Prison and Praise“10 („Gefängnis und Lobpreis“) von Merlin Carothers, einem Geistlichen. Als junger Erwachsener hatte Carothers eine Krise durchlebt, in der er die Waffen streckte und eine dramatische Verwandlung erfuhr. Er wurde Geistlicher und als solcher Zeuge dramatischer Heilungen bei Menschen, für die er betete. In meinem verwirrten Geisteszustand hoffte ich, er würde auch für mich beten und mich dadurch unmittelbar von meiner Krankheit heilen. Ich erfuhr von einer Veranstaltung mit ihm in Augusta, Georgia, nicht so weit von meinem Wohnort Richmond, Virginia, entfernt. In meinem Zustand war die Reise jedoch nicht so einfach, und in Augusta verbrachte ich die meiste Zeit in meinem Hotelbett. Aber ich schaffte es zu der Veranstaltung. Erstaunlicherweise begann er seinen Vortrag mit der Beschreibung einer Autopsie, wie sie von Pathologen durchgeführt wird. Die ausführliche Beschreibung war wohl mehr für Pathologiestudenten geeignet als für das Publikum, vor dem er sprach. Mir wurde klar, dass irgend etwas Bedeutendes im Gange war. Ich kannte Carl Gustav Jungs Konzept der Synchronizität.50 Hier beschrieb Reverend Carothers eine Autopsie genau so, wie ich sie durchgeführt hätte, ohne zu wissen, dass ich im Publikum war. Er kannte mich ja nicht einmal.
Reverend Carothers wies auf eine Analogie hin. So wie wir den Körper sezieren, um die physischen Veränderungen zu verstehen, die offenbar für die Krankheit ursächlich sind, müssen wir auch unsere spirituelle Natur sezieren, um die Störung zu verstehen, die in Wahrheit die Krankheitsursache ist. Mir war klar, dass der Vortrag ein bedeutendes Ereignis darstellte, aber mir war so elend zumute, dass ich mich nicht auf seine Botschaft konzentrieren konnte. Ich war auf der Suche nach einer Sofortkur. Nach dem Vortrag hielt der Reverend keinen Gottesdienst für die Heilung ab. Um ihn zu sprechen, musste ich ihn an der Hintertür abfangen. Er schien in Eile und schien sich nicht auf ein Gespräch einlassen zu wollen, geschweige denn für mich zu beten. Da ich darauf bestand, tat er es doch, aber nichts geschah. Vermutlich hatte er es vorausgesehen, und dies erklärte seinen Unwillen. Ich flog genauso krank zurück, wie ich gekommen war, und vergaß in meiner Enttäuschung den Vortrag sehr schnell.
Im Frühjahr 1982 beschloss ich, es noch einmal mit der traditionellen Medizin zu versuchen. Ich fuhr zum Duke Medical Center in Durham, North Carolina, um zu sehen, was man für mich tun konnte. Dort hatte ich wieder eine wichtige Begegnung, allerdings nicht im Bereich der medizinischen Therapie. Nach meiner Ankunft brachte ein lokaler Fernsehsender ein Feature von Dr. Alan Whanger, der über seine Untersuchungen zum Turiner Grabtuch berichtete. Erstaunt hörte ich ihn über Fakten sprechen, die darauf hinzudeuten schienen, dass es sich tatsächlich um das Grabtuch von Jesus handelt und dass ihm ein übernatürliches Bildnis aufgeprägt ist. Dies könnte auf die Freisetzung von Energie zurückgehen, die mit dem Auferstehungsprozess in Verbindung gestanden haben mag. Dr. Whanger war Psychiater am Duke Medical Center. Ich suchte ihn auf, und er verwies mich auf die Literatur zur aktuellen Forschung über das Grabtuch. 39,118 Im Herbst 1978 besuchten vierzig amerikanische Wissenschaftler die norditalienische Stadt Turin und untersuchten das Tuch mit modernem Instrumentarium. Ich prüfte ihre Daten mit der größtmöglichen mir zur Verfügung stehenden Objektivität und gewann den Eindruck, dass die Gläubigen Recht haben. (Die mit Hilfe der Karbondatierungsmethode gewonnenen Daten lagen mir damals noch nicht vor.)
Diese Begegnung weckte in mir das Interesse, die Lehren Jesu zu studieren. Ich machte mich über alle Formen des Christentums und dann über alle Weltreligionen kundig. Was ich herausfand, weckte auch mein wissenschaftliches Interesse auf einer tieferen Ebene. Es drängte mich dazu, die neuesten Konzepte der modernen Physik zu studieren. Wie bei meinen Begegnungen mit Merlin Carothers und Dr. Whanger führten auch hier Synchronizitäten zu weiteren Begegnungen wissenschaftlicher und spiritueller bzw. mystischer Natur, die meinem Wissensdrang entgegenkamen. Langsam begann ich, Zugang zu meinem eigenen inneren Wissen zu bekommen. Dank dieser neuen Herangehensweise und meiner Bereitschaft, die Dinge neu zu sehen, entdeckte ich die Antwort auf die unbeantwortbare Frage: Ich entdeckte, wer ich bin. Ich entdeckte, warum ich krank wurde. Ich entdeckte, wie ich gesund werden und gesund bleiben konnte.
Etwa zwei Jahre später sprach ich in einer örtlichen Kirche über meine Erfahrung, als mir plötzlich aufging, dass ich genau das getan hatte, was mir Reverend Carothers gesagt hatte. Ich hatte meine spirituelle Natur seziert und die Ursache meiner Krankheit verstanden, und ich hatte die entsprechenden Veränderungen durchlebt und war gesund geworden.
Ich hatte meine Einstellung verändert. Unsere Wahrnehmungen und die Gefühle, die mit ihnen einhergehen, bestimmen unsere Einstellung. Furcht und Schuldgefühle hatten mich bestimmt, nun war ich von Unschuld, Vertrauen und der Bereitschaft erfüllt, alle Menschen zu lieben, einschließlich meiner selbst.
Ich begann auch zu verstehen, wie sich meine Einstellung auf andere auswirkt. Die Leute fühlten sich nun in meiner Gegenwart getröstet, kamen unangemeldet und suchten meinen Rat. Einige vertrauten mir ihre körperlichen Schmerzen an und baten um Hilfe. Wenn ich sie mit der Bereitschaft zu lieben und mit der Absicht, den Schmerz zu stillen, berührte, verflüchtigte sich dieser in den meisten Fällen. Zu meinem Erstaunen stellte ich fest, dass ich auch Nadelbiopsien machen konnte, ohne den Patienten Schmerzen zuzufügen und oft, ohne eine Blutung auszulösen. Wenn ich fertig war, fragte ich sie nach ihrem Befinden und hörte oft als Antwort: „Haben Sie es denn schon gemacht?“
Ich stellte fest, dass ich diese Wirkung mit meiner fokussierten Absicht auch aus der Entfernung verstärken konnte, und dies ohne das Wissen der Empfangenden. Zunächst entdeckte ich, dass dies bei Kindern funktionierte. An der Kasse eines Supermarkts standen eine Mutter und ihr zweijähriges Kind etwa zwei Meter vor mir. Das Kind hatte einen Wutanfall, wollte dies und das und brach in lautes Geschrei aus, weil ihm die Mutter nicht nachgeben wollte. Meine spontane Reaktion war gereizte Abwehr, doch beschloss ich, dieses Gefühl loszulassen und die Situation in einem anderen Licht zu sehen. Ich versuchte, die Frustration des Jungen zu verstehen. Ich sah ihn mit der Absicht zu lieben an und wiegte ihn in Gedanken in der Haltung des Gebets. In etwa zwei Minuten wurde der Junge ruhig und hörte auf zu schreien. Er drehte sich um und schaute mich verwundert an. Offenbar spürte er intuitiv, dass etwas aus meiner Richtung kam. Aber ich hatte vergessen, diese Energie der Liebe auch auf die Mutter zu richten. Der Junge war jetzt ruhig, aber sie befand sich noch in der Vergangenheit. Als die beiden den Laden verließen, nahm sie ihn verärgert bei der Hand und stieß ihn dann von sich. Der Junge begann wieder zu weinen.
Damals reiste ich viel und begann mich darauf zu konzentrieren, Kinder in Flughäfen und Flugzeugen zu trösten. Ich merkte, dass es mir fast immer gelang, ein weinendes Kind durch die Kraft meiner Gedanken zu trösten. Meist war es innerhalb weniger Sekunden zufrieden; nie ließ die Wirkung länger als zwei Minuten auf sich warten. Manchmal hielt das Kind mitten im Weinen inne. Früher hatte ich Kinder in geschlossenen Räumen gemieden, besonders in Flugzeugen, weil sie dort gewöhnlich während der Druckveränderungen immer laut und unruhig waren. Einmal bot ich einem kleinen Mädchen in der Wartehalle des Flughafens stillen Trost an. Zu meiner Bestürzung saß es mir dann im Flugzeug auf dem Schoß seiner Mutter direkt gegenüber. Die vorderen Sitzreihen waren umgedreht worden, und die Passagiere saßen entgegengesetzt zur Flugrichtung. Da mir an einem ruhigen Flug gelegen war, konzentrierte ich mich die ganze Zeit auf das Kind mit der Absicht, es zu lieben. Das Kind gab keinen Laut von sich und starrte mich mit großen Augen an.
Ich probierte dieses Verfahren nun auch an Patienten aus, die zu mir ins Krankenhauslabor kamen. Das erste Mal hatte ich es gar nicht geplant. Eine ältere Frau wurde im Rollstuhl ins Wartezimmer gebracht; ihr sollte für eine Laboruntersuchung Blut abgenommen werden. Als sie ihre Beherrschung verlor und in Tränen ausbrach, stand ich gerade im Sekretariat und war durch eine Glaswand von ihr getrennt. Ich hielt kurz inne, blickte auf den Boden, sprach ein kurzes, von Liebe erfülltes Gebet, schaute sie dann einen Augenblick lang an und hüllte sie in Liebe ein. Augenblicklich fand eine völlige Verwandlung mit ihr statt, und sie schien getröstet zu sein. Meine ersten Erfahrungen mit diesem Phänomen erstaunten mich. Seitdem habe ich mich an die gewaltige Wirkung fokussierter Liebe etwas gewöhnt, doch jedes Mal ist diese Erfahrung wieder schön. Wir dürfen nicht vergessen, dass hier immer der freie Wille im Spiel ist. Wir können niemandem Trost aufzwingen, doch nach meinen Erfahrungen nehmen ihn ungefähr 80 Prozent der Kinder und Erwachsenen an.
Der unmittelbare Nutzen der verströmten Liebe beschränkt sich nicht auf diejenigen, denen sie zufließt. Auch der Gebende wird durch sie bereichert. Einmal ging ich durch ein hektisches Einkaufszentrum und empfand Liebe und Mitgefühl für alle Menschen. Fremde lächelten mir zu und sprachen mich an. Als ich in ein Geschäft ging, um mir Teppiche anzuschauen, war der Verkäufer dort gerade mit Inventurarbeiten beschäftigt und wollte nicht gestört werden. Ich sah mich selbst um, und als ich seine Hilfe brauchte, stellte ich mich ganz geduldig hin und schickte ihm Liebe. Sofort kam er zu mir herüber und bot mir sehr liebenswürdig die Hilfe an, die ich brauchte. Seine Laune verbesserte sich zusehends, während er mich bediente. Ich suchte einen kleinen Teppich aus und ging mit ihm zur Kasse. Vor mir stand ein Kunde. Ich hatte nur einen Augenblick gewartet, als mein Verkäufer zu mir herüber kam und mir sagte, ich könnte bei ihm bezahlen. Es war mir klar, dass das nicht in seinen Aufgabenbereich fiel. Eigentlich war er ja mit seinen Inventurarbeiten beschäftigt.
Diese Erfahrungen stachelten meine wissenschaftliche Neugier an. Zusätzlich zu meinen Studien der Quantenphysik widmete ich mich jetzt der Physik des Bewusstseins. Ich lernte, dass Gedanken und Gefühle mächtige, effektive, nicht ortsgebundene Energien sind. Auch meine mehr praktische Neugier war geweckt. Als ich hörte, dass in der Gegend eine Krankenschwester einen Kurs über die „Healing-Touch“-Therapie hielt, schrieb ich mich dafür ein. Da es mir um das theoretische Verständnis ging, wollte ich nicht aktiv, sondern nur als Zuhörer und Beobachter teilnehmen. Schließlich war ich Pathologe, und kein Therapeut der „Healing-Touch“-Schule. Neben der Arbeit im Kurs sollten die Teilnehmer einen freiwilligen Patienten mitbringen, die Therapie anwenden und die Ergebnisse aufzeichnen. Ich hatte nicht vor, diese Aufgabe zu übernehmen, aber dann kam alles anders.
In dieser Zeit nahm ich auch an einer Diskussion und Gebetsgruppe in der methodistischen Kirche teil. Ich hatte seit einigen Monaten eine Gebetsgruppe geleitet, als etwas Ungewöhnliches geschah. Eines Nachts kamen zwei Frauen, die schon seit ein paar Wochen nicht mehr teilgenommen hatten und deren Namen ich vergessen hatte. Da ich sie direkt ansprechen musste, konnte ihnen meine Vergesslichkeit als Mangel an Interesse erschienen. Während ich noch überlegte, was ich tun sollte, schaute ein anderes Gruppenmitglied auf die beiden Frauen und sagte zu einer von ihnen: „Susie, hast du Janet schon kennengelernt?“ Susie antwortete: „Natürlich kenne ich Janet.“ Und als ich gerade mit Dankbarkeit an die göttliche Fügung dachte, die diese Frau dazu gebracht hatte, mir die beiden Namen in Erinnerung zu rufen, wandte sie sich an mich und sagte: „Vernon, mein Arm tut weh. Könntest du ihn bitte berühren und heilen?“ Ich war erstaunt, da sie nicht wissen konnte, dass ich in der „Healing-Touch“-Gruppe war oder, dass ich mich für dieses Gebiet interessierte. Ich berührte ihren Arm, und der Schmerz war gelindert. In diesem Augenblick wusste ich, dass ich den Kurs ernst nehmen und aktiv betreiben musste.
Ein Freund, der davon erfahren hatte, dass ich in dem Kurs war, wollte mein Patient sein. Er war Ende dreißig und Marathonläufer und hatte degenerative Arthritis in seinem linken Fußgelenk. Er konnte nicht mehr laufen, hinkte beim gehen und litt unter ständigen Schmerzen. Bei einer gelenkendoskopischen Untersuchung hatte sich herausgestellt, dass der Gelenkknorpel bis zum Knochen angegriffen war. Beim gehen scheuerte Knochen gegen Knochen. Nach unserer ersten Behandlung, die weniger als fünf Minuten dauerte, war mein Freund schmerzfrei. Nach zwei Behandlungen hinkte er nicht mehr, und nach drei Wochen konnte er wieder laufen. Inzwischen sind neun Jahre vergangen, und er läuft noch immer.
Diese und andere Erfahrungen ermutigten mich, 1988 meine Ganztagsstelle als Pathologe aufzugeben. Ich behandelte meine Patienten nun ärztlich und konnte ihnen die Heilung zuteilwerden lassen, die mit dem traditionellen medizinischen Ansatz allein nicht möglich ist.
Auf den folgenden Seiten werde ich etwas ausführlicher darstellen, was ich gelernt habe und wie dies im Leben nutzbar gemacht werden kann.