Kitabı oku: «Kulturtheorie», sayfa 3
Culture may even be described simply as that which makes life worth living. And it is what justifies other peoples and other generations in saying, when they contemplate the remains and the influence of an extinct civilisation, that it was worthwhile for that civilisation to have existed.24
Kultur wird hier als ein normativesnormativ SymbolsystemSymbolsystem gesehen, das der Welt der menschlichen Erfahrungen Sinn verleiht. An diesem Punkt nähert sich EliotEliot, Thomas S. einem modernenModerne, modern, -moderne österreichischen Dichter, nämlich Hermann BrochBroch, Hermann, dem zeitweiligen Weggefährten CanettisCanetti, Elias, der, nicht zuletzt unter dem Einfluss SpenglersSpengler, Oswald, die moderne Welt in seinen Romanen und in seinem essayistischen Werk als Wert- und Sinnvakuum beschreibt.25 Unüberhörbar auch das kulturelle Pathos bei EliotEliot, Thomas S., wenn er einen nachzeitigen Beobachter konstruiert, der beim Anblick der Überreste dieser inzwischen verloschenen Kultur konstatiert, dass die Menschen in dieser nicht umsonst gelebt hätten. Auch hier liegt der Unterschied zwischen ZivilisationZivilisation und Kultur auf der Hand: Kultur ist in DifferenzDifferenz zu „Zivilisation“ sinn- und wertstiftend. Und nur diese Sinngebung ermöglicht symbolische Teilhabe an der Welt.
So betrachtet, liegt es nahe, ReligionReligion, religiös als das Fundament jedweder Kultur anzusehen. ‚Kultur‘ und ‚Religion‘ sind nur zwei Seiten ein und derselben Medaille. Die Kultur stellt dabei den materialen, die Religion den ideellen Aspekt dar. EliotEliot, Thomas S. benützt in diesem Zusammenhang den aus dem christlichen Traditionsfundus stammenden Begriff der Inkarnation. Kultur ist Fleisch gewordene Religion.26
Modern an dieser Auffassung ist die Überlegung, dass die MachtMacht der Glaubensanschauungen, IdeologienIdeologie und Weltbilder sich nicht auf den geistesgeschichtlichen Ideenhimmel beschränkt, sondern dass sie in die gelebte Kultur der Menschen eingeht. An dieser Stelle vollzieht EliotEliot, Thomas S. sozusagen eine kulturelle Wende: keine Kultur ohne religiöseReligion, religiös SinnstiftungSinnstiftung, aber keine Religion ohne kulturelle Verankerung im konkreten, körperlichenKörper, körperlich Menschen.
Aus dieser zunächst sehr konventionell anmutenden ersten Definition von Kultur entfaltet T.S. EliotEliot, Thomas S. eine weitere, die insbesondere in der Version von Raymond WilliamsWilliams, Raymond27 berühmt geworden ist, freilich ohne die positive Bezugnahme auf die christliche ReligionReligion, religiös und ohne Polemik gegen die moderneModerne, modern, -moderne MassenkulturMasse, Massenkultur, Massenmedien, Massen-. EliotEliot, Thomas S. schreibt in seinem Essay von 1948:
Yet there is an aspect in which we can see a religion as the whole way of life of a people, from birth to the grave, from morning to night and even in sleep, and that way of life is also its culture. And at the same time we must recognise that when this identification is complete, it means in actual societies both an inferior culture and an inferior religion.
Ungeachtet seiner konservativenkonservativ und elitärenElite, elitär Grundhaltung vertritt EliotEliot, Thomas S. – etwa gegen Matthew ArnoldsArnold, Matthew kanonischem Text Culture and Anarchy (1867) – einen geweiteten Begriff von Kultur, der diese nicht auf KunstKunst, Kunstwerk und intellektuelleIntellektueller, intellektuell Betätigung beschränkt. Was EliotEliot, Thomas S. hier sinnfällig macht, ist die Allgegenwärtigkeit des Kulturellen im alltäglichen LebensvollzugLeben, Lebens-, -leben. In diesen LebensvollzugLeben, Lebens-, -leben sind auch die Bereiche des UnbewusstenUnbewusste, das, Unbewusstheit (Schlaf) einbezogen. Diese praktische und implizite, der Selbstwahrnehmung entzogene Kultur bezeichnet er als ‚niedere‘ Kultur (resp. ReligionReligion, religiös). Kultur wird als ModusModus, -modus des LebensLeben, Lebens-, -leben bestimmt, und dieser Modus ist in allen gesellschaftlichenGesellschaft, gesellschaftlich Aktivitäten gegenwärtig. In einem zweiten Schritt werden sie denn auch exemplarisch benannt:
It includes all the characteristic activities and interests of a people: Derby Day, Henley Regatta, Cowes, the twelfth of August, a cup final, the dog races, the pin table, the dart board, Wensleydale cheese, boiled cabbage cut into sections, beetroot in vinegar, nineteenth-century Gothic churches and the music of Elgar. The reader can make his own list.28
Die bunte Mischung ist Teil der rhetorischen Absicht, das Offene und HeterogeneHeterogenität, heterogen der Kultur herauszustreichen. Eine Weitung bezieht sich auf einen Bereich, der sich im Nahbereich der Kultur III, der KunstKunst, Kunstwerk-Kultur befindet: den Sport. Dieser ist in der Aufzählung mehrfach vertreten. Daneben wird die (englische) Esskultur bemüht, um sodann beide mit zwei Produkten der HochkulturHochkultur, neugotischen Kirchen und der Musik des englischen Klassikers David Elgar zu konfrontieren. Es ließe sich also sagen, dass EliotEliot, Thomas S. den Kulturbegriff zweifach weitet: indem er den klassischen Kunst-Kulturbegriff um neue populäre Formen und Ereignisse erweitert und indem er Momente jenes mittleren Kulturbegriffs entfaltet, in dem es um die kulturelle Formierung und Formatierung des privaten LebensvollzugsLeben, Lebens-, -leben zur LebenskulturLeben, Lebens-, -leben geht. Kultur, als gelebte „ReligionReligion, religiös“ ereignet sich im Vollzug des AlltagsAlltag, Alltagskultur, Alltags-. EliotEliot, Thomas S. ist auch hierin wegweisend, da er darauf aufmerksam macht, dass die „Haltungen“ der Menschen niemal „pur“ und homogenHomogenität, homogen sind, sondern stets Mischformen darstellen.
EliotEliot, Thomas S. hatte eingangs die Kultur auf drei sozialen Ebenen eingeführt. Nun führt er in seinem Essay noch eine weitere Unterscheidung ein, die ganz offenkundig mit seiner Definition der Kultur als „way of life“ zusammenhängt. Er unterscheidet nämlich zwei Manifestationsformen von Kultur:
eine niedere und unbewussteunbewusst Ebene von Kultur
eine höhere und bewusste Ebene von Kultur
In ihrem alltäglichen Vollzug sind Kultur und ReligionReligion, religiös unbewusstunbewusst, das heißt, die Bedeutungen, Werte, die ihren Handlungen zugrunde liegen, sind nicht manifest, sondern latent, das heißt aber auch, sie kommen von ZeitZeit zu Zeit, nur unter ganz bestimmten kulturellen Umständen, zum Vorschein:
[…] people are unconscious of both their culture and their religion. Anyone with even the slightest religious consciousness must be afflicted from time to time by the contrast between his religious faith and his behaviour; anyone with the taste that individual or group cultures confer must be aware of values which he cannot call religious. And both ‚religion‘ and ‚culture‘, besides meaning different things from each other, should mean for the individual and for the group something towards which they strive, not merely something which they possess.29
Im intellektuellenIntellektueller, intellektuell Haushalt des 20. Jahrhunderts ist der Terminus des UnbewusstenUnbewusste, das, Unbewusstheit durch den DiskursDiskurs der PsychoanalysePsychoanalyse bestimmt und besetzt. Aber bei EliotEliot, Thomas S. meint er etwas gänzlich anderes. Das Unbewusste bei FreudFreud, Sigmund ist eine Dimension unseres durch den KörperKörper, körperlich bestimmten Daseins, die uns zwangsläufig entgeht und die sich nur indirekt (durch Symptome) mitteilt. Das Unbewusste ist das, was dem BewusstseinBewusstsein, bewusst unzugänglich bleibt. Natürlich ist das Reden über dieses Unzugängliche – bei FreudFreud, Sigmund wie bei LacanLacan, Jacques – höchst paradox, denn es wird über etwas gesprochen, über das sich eigentlich nicht sprechen lässt – wenn es dieses unzugänglich Unbewusste ist. Dieses Unbewusste wird als etwas Quasi-Natürliches gesehen, das sich der kulturellen Formung entzieht. Das Unbewusste hat keine GeschichteGeschichte.
Das UnbewussteUnbewusste, das, Unbewusstheit, wie es EliotEliot, Thomas S. versteht, ist latent Bewusstes, etwas, das eingelernt und (sodann) automatisiert worden ist. Es kann vergessen werden, weil es gleichsam internalisiert worden ist. Das führt uns zu einem erstaunlichen Befund, dass nämlich ein Gutteil dessen, was wir unter ‚Kultur‘ verstehen, gar nicht bewusst und explizit, sondern vielmehr unbewusstunbewusst und implizit ist, unserem alltäglichen BewusstseinBewusstsein, bewusst entgeht. Kultur lässt sich als etwas bestimmen, dass Unbewusstheit produziert.
Das lässt sich an einem Beispiel veranschaulichen. Wir haben alle das Autofahren gelernt. Irgendwann einmal ist uns diese KulturtechnikTechnik, -technik zur Selbstverständlichkeit geworden. Wir denken nicht daran, wie wir unsere Beine zwischen Gaspedal, Kupplung und Bremspedal hin- und herbewegen, wir schalten automatisch oder schauen wie von selbst in den Rückspiegel. Deshalb auch ist es uns möglich, uns mit unseren Beifahrern und Beifahrerinnen zu unterhalten.
Wie gründlich wir vergessen haben, was wir tun, tritt zutage, wenn wir jemandem das Autofahren beibringen wollen und z.B. die Tochter aufgeregt fragt, ob sie erst auf die Kupplung und dann auf die Bremse treten soll, und sich damit präzise nach der korrekten Reihenfolge der Bewegungsabläufe erkundigt.
In dieser erstaunlichen Situation, in der der Lehrende länger darüber nachdenken muss, was er denn eigentlich tut, wenn er Auto fährt, fällt ihm dann auch jenes Phänomen auf, das EliotEliot, Thomas S. als Kontrast zwischen religiösemReligion, religiös GlaubenGlaube und praktischem Verhalten beschrieben hat. Der religiöse Glauben ist hier die Allgemeine Straßenverkehrsordnung, deren Regeln die lernende Tochter sehr viel bewusster wahrnimmt als der fahrtüchtige Vater, der sich anhören muss, wie oft er – ein klein wenig – gegen den Katechismus des modernenModerne, modern, -moderne Straßenverkehrs verstößt. Als Postskript sei angeführt, dass sich Kulturen auch darin unterscheiden, wie sehr sie diese DifferenzDifferenz von formal festgelegtem Katechismus und der informellen OrdnungOrdnung, ordnungs- der DingeDinge akzeptieren oder sanktionieren.
Für die These, dass Kultur in einem weiteren Sinn UnbewusstheitUnbewusste, das, Unbewusstheit erzeugt, lassen sich viele Beispiele anführen, so etwa auch die SpracheSprache. Um einen wohlgeformten Satz im Deutschen zu schreiben, bediene ich mich nicht des Katechismus der Grammatik. Ich habe den Satz, den ich gerade – vor einigen Sekunden – geschrieben habe, nicht damit begonnen, mir zu überlegen, dass ich ihn mit einem infinitivischen Nebensatz mit „um“ beginne, der mich zu einer ganz bestimmten Wortstellung (Akkusativ vor Infinitiv) verpflichtet und der mir fernerhin vorschreibt, in dem sich anschließenden Hauptsatz – entgegen der üblichen Vorschrift – das Verb („bediene“) vor das SubjektSubjekt („ich“) zu stellen. Ich habe auch keine Sekunde daran gedacht, dass das Akkusativ-ObjektObjekt („mich“) dem Genetiv-Objekt vorangestellt worden ist. Mein BewusstseinBewusstsein, bewusst hat auch nicht realisiert, dass das Verb „bedienen“ wie einige andere Verben im Deutschen eines Genetiv-Objekts („des Katechismus“) bedarf. Um Studierenden, die des Deutschen nicht mächtig sind, die grammatikalischen Regeln zu erklären, die zu der Ausformung dieses Satzes geführt haben, bedürfte es nicht weniger Stunden Unterricht.
Die spannende Frage ist nun, wann Kultur aus dem Dornröschenschlaf selbstverständlich vollzogener UnbewusstheitUnbewusste, das, Unbewusstheit erwacht. Die Situation des Lernens, der Weitergabe von KulturtechnikenTechnik, -technik (SchuleSchule, Tradition) wäre eine solche Situation. Damit verwandt, aber doch ganz anders, ist die Situation, wenn ich auf den Vertreter einer Kultur treffe, der weder das Fortbewegungsmittel Auto noch die Allgemeine Straßenverkehrsordnung kennt. Und eine dritte ist denkbar, dann nämlich, wenn sich die Bedingungen der Fortbewegung ändern und Vorschläge für die Änderung des Straßenverkehrs zur Diskussion stehen. Die vielen Kreisverkehre (oder die neuen Rechtschreibregeln), die in den letzten Jahren eingeführt worden sind, besitzen für eine gewisse ZeitZeit noch immer ein Irritationspotenzial.30
Das bewusste Moment in der Kultur ist gewissermaßen die Spitze eines Eisberges, die aus dem Meer des UnbewusstenUnbewusste, das, Unbewusstheit lugt. Aber so klein der Anteil des Bewusstseins auch sein mag, für das Schicksal der jeweiligen Kultur ist die bewusste Ebene von Kultur – etwa in Gestalt von KunstKunst, Kunstwerk, Wissenschaft, MythosMythos, Mythologie, mythologisch und GlaubenGlaube – von zentraler Bedeutung. Denn in diesen „symbolischen Formensymbolisch (allgemein)Formen, symbolische“ (CassirerCassirer, Ernst → Kap. 3) werden die Veränderungen der kulturellen Landkarten durchgesetzt und ausgehandelt. Unter den Bedingungen der ModerneModerne, modern, -moderne werden Kunst und Wissenschaften zu Produzenten kulturellen Wandels. Aber immerhin könnte es auch zutreffen, dass Veränderungen statthaben, die sich in unserer alltäglichen Fahr- und Sprachpraxis vollziehen und die erst viel später dem BewusstseinBewusstsein, bewusst unserer Kultur zugänglich werden.
EliotEliot, Thomas S. projiziert die beiden Aspekte von Kultur auf die soziale Ebene. Die verschiedenen Elemente von Kultur korrespondieren mit dem Gegensatz zwischen MasseMasse, Massenkultur, Massenmedien, Massen- und EliteElite, elitär, wobei die eine die Trägerin der bewusstlosen AlltagskulturAlltag, Alltagskultur, Alltags-, die andere jene der bewussten HochkulturHochkultur darstellt. Als Konservativer ist EliotEliot, Thomas S. von der Notwendigkeit einer hierarchisch geordneten GesellschaftGesellschaft, gesellschaftlich und einer entsprechend geordneten Kultur überzeugt. Für ihn steht außer Zweifel, dass es die (christlich-abendländischeAbendland, abendländisch) Hochkultur ist, die ‚lebenswertLeben, Lebens-, -leben‘ ist.
What is important is a structure of society in which there will be, from ‚top‘ to ‚bottom‘, a continuous gradation of cultural levels: it is important to remember that we should not consider the upper levels as possessing more culture than the lower, but representing a more conscious culture and a greater specialisation of culture. The levels of culture may also be seen as levels of powers, to the extent that a smaller group at a higher level will have equal power with a larger group at a lower level; for it may be argued that complete equality means universal irresponsibility; and in such a society as I envisage, each individual would inherit greater or less responsibility towards the commonwealth, according to the position in society which he inherited – each class would have somewhat different responsibilities.
A democracy in which everybody had an equal responsibility in everything would be oppressive for the conscientious and licentious for the rest.31
In EliotsEliot, Thomas S. Argumentation dient Kultur der Legitimation von HierarchieHierarchie und HerrschaftHerrschaft. Weil es in nationalenNation, Nationalismus, national Binnenkulturen nämlich verschiedene Ebenen von Kultur gibt und geben muss, existieren auch verschiedene soziale RepräsentationenRepräsentation, die diese kulturellen Abstufungen widerspiegeln. Kulturelle und soziale Ungleichheit bedingen einander. Immerhin ist EliotEliot, Thomas S. insofern kein Kultur-‚Romantiker‘, als er den Zusammenhang zwischen Kultur und MachtMacht unumwunden zugibt. Eine kleine Gruppe, die eine höhere Ebene von Kultur repräsentiert, verfügt über dieselbe MachtMacht wie eine große Gruppe auf einer niedrigeren Ebene. EliotsEliot, Thomas S. Konzept von DemokratieDemokratie, demokratisch enthält einen kulturaristokratischen Akzent. Es ist die EliteElite, elitär, die Trägerin auch der bewussten Kultur, die Verantwortung trägt. Demokratie bedarf der Elite, der Menschen, die Verantwortung übernehmen. Das ist wohl auch der Grund, warum viele, gerade jüngere Menschen die ’HochkulturHochkultur‘ ignorieren und verachten.
Der höhere Grad von BewusstseinBewusstsein, bewusst, die HochkulturHochkultur und ein Mehr an MachtMacht und Verantwortung bedingen sich bei EliotEliot, Thomas S. wechselseitig. An diesem OrdnungsidealOrdnung, ordnungs- einer hierarchisch geschichteten GesellschaftGesellschaft, gesellschaftlich gemessen, müssen die nivellierenden Tendenzen modernerModerne, modern, -moderne MassenkulturMasse, Massenkultur, Massenmedien, Massen- zwangsläufig als negativ und als SymptomSymptom, symptomatisch für kulturellen NiedergangNiedergang gedeutet werden.
Es ist vielleicht abschließend interessant, EliotsEliot, Thomas S. Konzept mit jenem der Frankfurter SchuleFrankfurter Schule einerseits und der Cultural StudiesCultural Studies andererseits zu vergleichen. Zwar teilen HorkheimerHorkheimer, Max und AdornoAdorno, Theodor W. mit EliotEliot, Thomas S. die Ablehnung und Geringschätzung der modernenModerne, modern, -moderne MassenkulturMasse, Massenkultur, Massenmedien, Massen-, aber ihr KulturkonservativismusKulturkonservativismus ist mit einem ‚linken‘ gesellschaftskritischen Impuls verbunden. Sie sehen in der klassischen Moderne eines BeckettBeckett, Samuel oder KafkaKafka, Franz eine Form von bewusster Kultur, die die herrschenden Verhältnisse zwar nicht zum Tanzen bringt, aber doch die Verblendungs- und Verfremdungszusammenhänge aufzeigt und durchschaubar macht. Die Cultural Studies, die zunächst durchaus auf AdornosAdorno, Theodor W. und HorkheimersHorkheimer, Max Analyse der Kulturindustrie zurückgegriffen haben, betonen demgegenüber die progressiven Seiten der modernen Massenkultur (PopularkulturPopularkultur) und würdigen deren innovativeInnovation, innovativ und demokratischeDemokratie, demokratisch Impulse. Seit dem Erscheinen von EliotsEliot, Thomas S. Essay und infolge der kulturellen Veränderungen seit den 1970er Jahren hat sich das Verhältnis von HochkulturHochkultur und Massenkultur dramatisch zugunsten der Letzteren verschoben und es bleibt die Frage, ob diese Demokratisierung der Kultur mitsamt den damit verbundenen Machtverschiebungen nicht am Ende zu Lasten der Qualität der Künste (Kultur III) gegangen ist. Nicht nur schätzen wir heute den emanzipatorischen Impuls der völlig durchkommerzialisierten Popularkultur sehr viel geringer ein als in den frühen 1970er Jahren, vielmehr können wir heute den Preis ermessen, der mit der Marginalisierung ‚elitärer‘ Kultur, wie er nicht zuletzt in der allgemeinen Schulbildung auffällig wird, entrichtet worden ist.
Es ist erstaunlich, wie weit T.S. EliotEliot, Thomas S. von Raymond WilliamsWilliams, Raymond und Antonio GramsciGramsci, Antonio hinsichtlich des weltanschaulichen Hintergrunds voneinander entfernt und wie nahe sie sich doch zuweilen sind, denn die „Einsicht in den materiellen Charakter kultureller Praxen und deren zentrale Rolle im gesellschaftlichenGesellschaft, gesellschaftlich Zusammenhang“32 findet sich – natürlich nicht mit einem marxistischenMarxismus, marxistisch Vokabular – auch bei EliotEliot, Thomas S.. Der Programmatiker der europäischen ModerneModerne, modern, -moderne, der zuweilen auch soziologisch argumentiert, konzediert den Zusammenhang von Kultur und MachtMacht, bewertet ihn aber in umgekehrter affirmativer Richtung, geht er doch im Kontrast zum Egalitarismus marxistischer Provenienz von der Notwendigkeit hierarchischer StrukturenStrukturStruktur, strukturiert, strukturell auch innerhalb demokratischer Kulturen aus, die durch die höhere, bewusste Kultur abgesichert und legitimiert werden.
Dagegen haben die Cultural StudiesCultural Studies nach WilliamsWilliams, Raymond und GramsciGramsci, Antonio ihr Hauptaugenmerk auf die neuen Popularkulturen des okzidentalen KapitalismusKapital, Kapitalismus, kapitalistisch gesetzt. Die gesellschaftlichenGesellschaft, gesellschaftlich Folgen dieses Kulturwandels sind nicht eindeutig: Mittlerweile hat die PopularkulturPopularkultur die bürgerliche Kultur hinsichtlich ökonomischen Einfluss und kultureller HegemonieHegemonie marginalisiert, die subversiven Impulse sind freilich längst durch eine neue Form des Kapitalismus neutralisiert.