Kitabı oku: «Hitler 1 und Hitler 2. Das sexuelle Niemandsland», sayfa 20

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Kein Mitschlafen – kein Beischlafen

Die Schilderungen der beiden Sekretärinnen decken sich fast, obwohl sie einen Beobachtungszeitraum betreffen, der zum Teil zehn Jahre auseinanderliegt. Schroeder kam Anfang 1933 zu Hitler, Junges erste Erfahrungen mit dem Berghof datieren aus dem März 1943.

Erwähnt werden muss, dass Schroeder schon Hitlers erstes, noch unrenoviertes Landhaus Wachenfeld auf dem Obersalzberg kannte. Drei Jahre lang wurde sie zwischen August 1933 und Juli 1936 von Hitler dorthin mitgenommen und selbstverständlich danach auch in den zum Berghof umgebauten Haus-Komplex. Immer wieder ist das erst im dritten Buch näher behandelte Phänomen anzusprechen: Hitler 2 konnte/wollte nicht mehr malen, zeichnen und mit der Hand schreiben. Alles, was er als Hitler 2 noch mit seiner Hand vollführte, war nur hingeworfen. Seine zuvor – im Stadium von Hitler 1 – bestehende intensive Verbindung zwischen Kopf und Hand, betreffend das Zeichnen, Malen und das endlose Briefe-Schreiben, war nach seiner militärpsychiatrischen Behandlung in Pasewalk im Oktober/November 1918 für all seine folgende Zeit unterbrochen worden.

Beide Sekretärinnen Schroeder und Junge, die Memoiren hinterlassen haben, weisen kontinuierlich darauf hin, dass Hitler sie als seine verlängerte Schreibhand brauchte. Hitler 1 haben beide Sekretärinnen nicht kennengelernt.

Deswegen wurde Schroeder auch in Hitlers ab 1928 gemieteten Landsitz Haus Wachenfeld mitgenommen. Und zwar immer, wenn er sich dorthin begab. Hitler ließ zehn Jahre später Traudl Junge überhaupt nicht mehr von seiner Seite. Wegen dieses organisatorischen Angeschlossenseins an Hitlers Bewegungen zwischen seinen Aufenthaltsorten nehmen die Sekretärinnen einen zentral wichtigen Zeuginnen-Status ein – auch und gerade Hitlers Intimes betreffend.

Die beiden übrigen Sekretärinnen Johanna Wolf und Gerda Daranowski-Christian haben keine Memoiren hinterlassen. Aus dem Verhör Christians sind nur Bruchstücke erhalten geblieben (Christian). Wolf gehört mit ihren Aussagen gegenüber dem Nürnberger Interrogator Robert Kempner als 16. Zeugin zu den Nein-Sagenden (ONANO). Aber sie starb zu früh, um genauere Reflexionen über ihre Erfahrungen mit Hitler und seinen intimen Gepflogenheiten zu hinterlassen. Gerda Christian blieb bis ins hohe Alter »Nazisse« und war deshalb zur Schroeder/Junge’schen Distanzierung von Hitler nicht fähig. (Wikipedia)

Beide Sekretärinnen, Christa Schroeder und Traudl Junge, sind jedoch ein Glücksfall für die Hitler-Forschung, weil sie biografisch nicht unter einer Decke steckten, sondern ihre Texte und deren Wege in die Öffentlichkeit anderen Lebensumständen verdankten, abgesehen davon, dass Schroeder 1908 und Junge 1920 geboren wurde. Und trotzdem sagen die beiden Hitler-«Hände« zu seiner Heterosexualität im Allgemeinen und zu seinem Verhältnis mit Eva Braun im Besonderen das nahezu Deckungsgleiche.

Vor allem Schroeder hat Einblicke noch in die Frühzeit des Verhältnisses Braun-Hitler gehabt. Daher ist ihre Mitteilung, Eva Braun habe nie im Haus Wachenfeld mitgewohnt, nie dort geschlafen, eines der Träger-Elemente der Tatsache: Dann hat Eva Braun auch nicht mit Hitler geschlafen. (Schroeder 85, S. 172)

Diener, Adjutanten und Sekretärinnen waren zum Schweigen verpflichtet. Schweigen gehörte zu ihrem Job. Vor seinem dienenden Zubehör brauchte Hitler sich keinen Zwang anzutun. Trotzdem nächtigte Braun immer im Gästehaus Platterhof, wenn sie denn mal mit auf den Obersalzberg genommen wurde. Das Pikante: Braun wurde weiterhin auf dem Platterhof untergebracht, auch nachdem Hitler seine Schwester 1934 rausgeworfen hatte, die bisher in Wachenfeld Haushälterin gewesen war.

Ausgerechnet Volker Ullrich weist überzeugend nach, dass der Rauswurf von Hitlers Schwester nicht erst 1935 oder 1936 geschah, wie bisher allgemein angenommen wurde, sondern schon 1934. (Ullrich, S. 679) Und trotzdem schlief Braun ab jetzt für die nächsten zwei Jahre weiterhin nicht mit im Haus Wachenfeld. Hitlers Schwester Angela konnte Eva Braun nicht leiden. Aber dieser Fakt wäre kein Hinderungsgrund für Hitler gewesen, seiner Intimität zu fröhnen, wenn er ihr denn hätte fröhnen wollen. Seine Schwester hätte er gezwungen, bei den Besuchen Eva Brauns ausnahmsweise wegzubleiben oder wegzusehen und wegzuhören. Eben das geschah nicht. Weder zwischen 1932 und 1934, noch zwischen 1934 und 1936 – auch nach dem Rauswurf der Hitler-Schwester Angela 1934 keine Eva Braun über Nacht im Haus Wachenfeld.

Dass Hitler nächtlich Kater-gleich zu Eva Braun in den Platterhof geschlichen wäre, wird die Hitler-Biografik doch wohl nicht ernsthaft annehmen. Hitlers Strategie der Geheimhaltung des Verhältnisses vorm deutschen Volk wäre zusammengebrochen. Das Hotel-Personal hätte etwas erfahren, wenn Hitler regelmäßig zu Braun in den Platterhof gekommen wäre. Hotelbesitzer, Rezeptionisten, Portiers, Kellner, Zimmermädchen – niemand war vereidigter Schweiger in Hitlers Diensten. Eins, zwei, drei wäre herausgekommen und in Umlauf gebracht worden: Der Führer erscheint immer bei uns, wenn eine bestimmte junge Frau da ist, unsere Gästin Eva Braun! – Von wegen enthaltsam im Dienste des deutschen Volkes …

Die Information Christa Schroeders: »Eva Braun immer im ›Platter-hof‹ untergebracht, wenn mit auf dem Obersalzberg« – in der ganzen Zeit vor dem Demo-Interieur der Bezugs-fertigen »Führer«-»Mätressen«-Zimmerflucht nach dem Umbau von Haus Wachenfeld zum Berghof Juli 1936 –, diese Information kam zum Hitler-Forschungs-Pionier Anton Joachimsthaler auf verblüffend zufällige Weise, die er in seinem Kommentar der Herausgabe der Schroeder-Memoiren preisgibt. Eines Tages wird Joachimsthaler von Walter Frentz, Hitlers Kameramann, gebeten, eine Dame aus München in seinem Auto zu einer Einladung mitzunehmen. Diese Dame war Christa Schroeder. (Joachimsthaler 85, S. 7, 281, Anm. 1)

Eine für die Hitler-Biografik enorm folgenreiche Freundschaft begann. Joachimsthaler war vor der Begegnung mit Schroeder ein Bundesbahn-Diplom-Ingenieur. Er hatte sich publizistisch mit Hitler nur nebensächlich beschäftigt für seine Recherche zum Thema Die Breitspurbahn Hitlers. (Joachimsthaler 81) Durch seine Freundschaft mit Schroeder mutierte er zu dem Innovator in der Hitler-Biografik an der Wende vom 20. zum 21. Jahrhundert. Schroeder hat Joachimsthaler als Hitler-Spezialisten quasi gezeugt und geboren. Er durfte ihre Memoiren nach ihrem Tod herausgeben und – das noch Wichtigere – ihre stenografisch verschlüsselten Notizen und die Gespräche zwischen Schroeder und Joachimsthaler in ihre Erinnerungen einarbeiten, was in der Publikation durchlaufend geschah. Die Schroeder-Memoiren sind Joachimsthalers erstes biografisches Buch über Hitler, was im Literaturverzeichnis zu Hitler 1 und Hitler 2 hervorgehoben wird. (Joachimsthaler 85)

Der englische Geschichtsprofessor und Dritte-Reichs- sowie Hitler-Spezialist Ian Kershaw, war von Joachimsthalers Arbeiten so beeindruckt, dass er dessen Buch Hitlers Weg begann in München. 1913–1923 mit einem Geleitwort versah. (Joachimsthaler 2000, S. 7)

Der Transport der Nachricht von Schroeder zu Joachimsthaler über die Einquartierung Eva Brauns im Platterhof ist eine von jeglicher Spekulation freie Mitteilung. Außerdem hat Joachimsthaler das noch existierende Gästebuch des Platterhofes studiert und Schroeders Bericht mit den Notaten zu Eva Braun als Gast bestätigt gefunden. (Joachimsthaler 85, S. 285, Joachimsthaler 03, S. 300, 442)

Schon ab 1985 mit Joachimsthalers Herausgabe, Kommentierung und Komplettierung der Schroeder-Memoiren hätte erneut Schluss sein müssen mit der Einbildung der Hitler- und Braun-Biografik von einem heterosexuell intakten Adolf Hitler. Aber zu jener Zeit wirkte inzwischen weltweit der Hitler-Hetero-Promoter Werner Maser, der bis heute auch noch als Gespenst in dieser Zunft umgeht. Nicht nur Masers Hitler-Biografie rotierte zwischen 1971 und 2001 in der Welt mit einer Fülle von Falschdarstellungen, wie der Behauptung von Hitlers angeblich existierendem natürlichem Sohn, gezeugt wärend des Ersten Weltkriegs – ausgerechnet mit einer Französin! Sondern das Fatalste: Maser beging auch einen echten Kujau-Coup, indem er ein ganzes »Diensttagebuch« des Hitler-Leibdieners Heinz Linge vorlegte und es nach dessen Tod 1980 unter Linges Autorenschaft als Widerruf der Aussagen Linges (6.) vor den sowjetischen Interrogatoren im Buch Hitler präsentierte.

Dieses Vorgehen Masers – über das in AMORO, 2. Ja-Sager, der »Widerrufs-Linge« berichtet wird – läuft in einer unübersehbaren Fülle von Auflagen und Übersetzungen seit nunmehr fast 40 Jahren ebenfalls um die Welt (letzte Ausgaben um 2015). Maser verweist 1980 – im Klappentext dieses camouflierten, letztlich eigenen Buches – auf 85 Versionen, Ausgaben und Übersetzungen aller seiner Bücher. (Linge 80, 82)

Doch es ist viel schlimmer: Mit dem Kujau-Maser unter dem Autorennamen Heinz Linge und dem Titel Bis zum Untergang sind die Maser-Elaborate inzwischen auch nach seinem Tod 2007 auf über hundert Ausgaben mit seiner Falschdarstellung eines heterosexuellen Hitlers angeschwollen. Der Kujau-Maser ist der eigentliche Eisberg, auf dem die wenigen Seiten Volker Ullrichs zur Hitler-Hetero-Bild-Fälschung nur spitzenhaft thronen. Mit seinem Kujau-Streich von 1980, dem gefälschten »Diensttagebuch« Linges, hat Maser die gesamte Hitler-Biografik in Hinsicht auf Hitlers Heterosexualität für dumm verkauft. Auch Volker Ullrich, der sich noch 2013/16 auf Maser/Linges Bis zum Untergang beruft, (Ullrich, S. 689, 1006, Anm. 77) gehört in diesem Zusammenhang zu den »Dummen« (AMORO)

»Aimez-vous Brahms?«

Sogar der Hormonhaushalts-Fantast Albert Speer, dem nicht vorgeworfen werden könnte, er entsexualisierte das Verhältnis Hitler-Braun (10. Ja-Sager), hinterließ Beobachtungen darüber, was es mit dem Zu-Bett-Geh-Geflüster zwischen Hitler und Braun auf sich hatte. Wie bei Schroeder kommt auch bei Speer ein Hochschicken Eva Brauns vor, aber nicht als Verabredung zum Sex, sondern als Brauns Entlassung aus der Kamin-Runde: »Wir setzten uns auf Sofa oder Sessel einer der Sitzgruppen; die zwei Gobelins wurden hochgezogen, und mit den auch in Berlin üblichen abendfüllenden Spielfilmen begann der zweite Teil des Abends [erster Teil war Essen mit Tischordnung]. Anschließend versammelte man sich um den riesigen Kamin, etwa sechs oder acht Personen auf einem überlangen, unbequem tiefen Sofa wie auf einer Stange aufgereiht, während Hitler, wiederum flankiert von Eva Braun und einer der Frauen, in bequemen Sesseln Platz genommen hatte. Die Runde war infolge der ungünstigen Möblierung so auseinandergezogen, dass ein gemeinsames Gespräch nicht aufkommen konnte. Jeder unterhielt sich gedämpft mit seinem Nachbarn. Hitler sprach leise Belangloses mit den beiden Frauen an seiner Seite, oder tuschelte mit Eva Braun, machmal hielt er ihre Hand. Oft aber schwieg er vor sich hin oder starrte brütend ins Kaminfeuer; die Gäste verstummten, um ihn nicht in bedeutenden Gedanken zu stören […] (B. 7).

Zur Belebung dieser etwas kargen Nachtgeselligkeit wurde Sekt herumgereicht […] Ab ein Uhr nachts konnte dieser und jener trotz aller Beherrschung ein Gähnen nicht mehr unterdrücken. Aber in eintöniger, ermüdender Leere ging der Abend noch eine gute Stunde weiter, bis dann endlich Eva Braun mit Adolf Hitler einige Worte wechselte und in die oberen Räume entlassen wurde. Hitler selbst erhob sich erst eine Viertelstunde später, um sich zu verabschieden. [Es war inzwischen mindestens halb 3 Uhr morgens!] Diesen lähmenden Stunden folgte oft ein ausgelassenes Zusammensein der wie befreit Zurückbleibenden bei Sekt und Cognac.

In den frühen Morgenstunden kamen wir [Albert und Margret Speer] dann todmüd nach Hause, müde vom Nichtstun. Nach einigen Tagen bekam ich, wie ich es damals nannte, die ›Bergkrankheit‹, das heißt, ich fühlte mich durch andauernde Zeitvergeudung erschöpft und leer.« (Speer 05, S. 104 f.)

Die Speer-Passage ähnelt Ullrichs Erfindung um Haaresbreite, sodass bei oberflächlicher Lektüre der Eindruck entstehen könnte: Ullrich habe sich aus Speers Erinnerungen bedient. Und alles hätte seine Richtigkeit. Erst wenn die beiden Zwei/Drei-Zeiler, die miteinander konkurrieren, untereinandergesetzt werden, tritt Ullrichs Winkelzug zu Tage.

Speers Original: »[…] bis dann endlich Eva Braun mit Adolf Hitler einige Worte wechselte und in die oberen Räume entlassen wurde. Hitler selbst erhob sich erst eine Viertelstunde später, um sich zu verabschieden.«

Ullrichs Darstellung: »Schließlich flüsterten Hitler und Eva Braun ein paar Worte miteinander, sie begab sich in ihre Privatgemächer im ersten Stock, und kurze Zeit später folgte er ihr.« (Ullrich, S. 700)

Erstens: Nicht beide flüsterten in Speers Originalversion, geschweige denn Hitler flüsterte mit Braun und schickte sie schon mal vor, sich für den sogleich folgenden nächtlichen Geschlechtsakt bereitzumachen. Er komme sofort nach.

Zweitens: Es war Eva Braun, die das Wort an Hitler richtete. Nicht um etwas in Richtung gemeinsames Bett in die Wege zu leiten, sondern sie konnte das Zeit-Totschlagen nicht länger aushalten. Sie litt wie Speer wegen der »Zeitvergeudung« an »Erschöpfung« und »Ausleerung«.

Drittens: Eva Braun »flüsterte« nicht mit Hitler, sondern »wechselte einige Worte« mit Hitler. Ullrichs »Flüstern« ist erotisch, Speers »Einige-Worte-Wechseln« ist un-, ohn- bis contra-erotisch.

Viertens: Eva Braun »begab sich« nicht »in ihre Privatgemächer im ersten Stock«, sondern »wurde« [von Hitler] »in die oberen Räume entlassen.« Extrem anti-erotisch! Hitler an ihr nicht mehr interessiert! Sie kann abhauen, ihr Dienst der Repräsentation an seiner Seite ist beendet. Der Sinn »Entlassen« enthält das Gegenteil von einer sexuellen Finalität: Braun kann sich verdrücken. Es kommt nichts mehr. Hitler braucht sie nicht mehr.

Fünftens: Speers »Hitler selbst erhob sich erst eine Viertelstunde später, um sich zu verabschieden.« = Steif! Man weiß nicht, wie lange Hitlers »Sich-Verabschieden« gedauert hat. Speers »Hitler selbst erhob sich erst eine Viertelstunde später« hat keinen Zusammenhang mehr mit Eva Brauns Entlassung aus ihrer Präsenz-Pflicht in die oberen Räume. Einen solchen Zusammenhang stellt Ullrich künstlich her: »Sie begab sich in ihre Privatgemächer im ersten Stock, und kurze Zeit später folgte er ihr«. – Von diesem »Folgte-er-ihr« steht bei Speer nichts. Hitler folgte Braun mitnichten. Er »erhob sich« nur, »um sich zu verabschieden«. Sein Nach-oben-Gehen steht in keinem Zusammenhang mit dem ihren.

Sechstens: Speer lässt offen, was Hitler dann nach seiner Verabschiedung »in den oberen Räumen«, seinem Arbeitszimmer und seinem Schlafzimmer, noch alles gemacht hat. Vor allem fehlt komplett bei Eva Brauns »Wortwechsel« mit Hitler, dass dieser auf etwas Gemeinsam-»Bettiges« mit Braun hätte erpicht sein können, wie es in Ullrichs Wendung »rüberkommt«.

Siebentens: Speer stellt ein Zu-Bett-Geh-Verfahren dar. Eva Braun will endlich hoch und schlafen. Hitler genehmigt es, bricht nach einer Viertelstunde dann auch auf. Alles »kalte Tracht«. Es handelte sich um kein gemeinsames Geflüster. Und das Hitler-Braun-Hoch-Folgen geschah auch nur rein zeitlich, nicht phantasievoll vorlusthaft-einvernehmlich.


7Berghof-Runde von Adolfine mit Frauenkränzchen

Ullrich erotisierte das Aufbruchs-Verfahren zwischen Braun und Hitler. Er wandelte das Fluidum des Johannes Brahms’schen Mutter-Kind-Eros-Wiegenliedes ab und suggerierte zwischen Hitler und Eva Braun ein Schleimhaut-Kontakt-seliges »Paradies«. Brahms’ Original: »Guten Abend, gut’ Nacht, mit Rosen bedacht, mit Näglein besteckt, schlupf unter die Deck! Morgen früh, wenn Gott will, wirst du wieder geweckt.« (Arnim/Brentano) In Ullrichs Version der Hitler-Braun-Zu-Bett-Geh-Szene scheinen zwei Personen und zwei Worte von Brahms’ Original hetero-paradiesisch zurechtgebogen zu sein: Aus Mutter und Kind wurden »Adolf und Eva«. Und aus »Morgen früh, wenn Gott will, wirst du wieder geweckt« entstand eine Rückdrehung in das mittelalterlich Liebeslied-Ursprüngliche, das das romantisch de-sexualisierte Wiegenlied einmal gewesen ist (Arnim/Brentano), frei nach Hitler/Braun: »Morgen spät, wenn Gott will, wirst du wieder geneckt!«

»Gegen vier Uhr morgens maßloser Hass des Führers«

Dass Hitler sich nicht nur eine Viertelstunde, sondern oft viele Stunden später erst von seinen Gästen verabschiedete, nachdem Eva Braun längst in die »oberen Räume entlassen« worden war, davon berichtete ein naher Hitler-Mann, den Ullrich im Zusammenhang mit dem Zu-Bett-Geh-Ritus auf dem Berghof nicht erwähnt. Im Verhör während der Nürnberger Verhandlungen gab Baldur von Schirach, der ehemalige »Reichsjugendführer« und spätere Gauleiter Wiens, eine Geschichte zu Protokoll, die ihm und seiner Frau gegenüber Hitler an einem der Kamin-Abende auf dem Berghof passiert sein soll.

Die Schirachs hätten Hitler auf die Misshandlungen jüdischer Holländerinnen angesprochen, die von SS-Männern und deutschen Soldaten auf drastisch unsanfte Weise zur Deportation gezwungen worden waren, was Henriette von Schirach aus einem Hotelzimmer in Amsterdam beobachtet haben will. Die Konfrontation der Schirachs mit Hitler ist auch von Christa Schroeder und Traudl Junge erwähnt worden. (Schroeder 85, S. 194 f., Junge 02, S. 101) Inmitten der Schilderung Schirachs kommt ein Schlenker zu Hitlers Nacht-Totschlag-Usancen vor, die nicht einen Spalt für ein Zu-Bett-Geh-»Geflüster« zwischen Hitler und Braun übrig lassen.

Mit dem Schirach-Bericht kann gezeigt werden, wie Hitler seine Abende normalerweise verbrachte, in denen auch noch zu spätester, vielmehr frühester Morgen-Stunde kein Hauch eines Interesses bei ihm bestand, mit Eva Braun schließlich »im ersten Stock« auf ihrer Auszieh-Couch zum gemeinsamen Leck-und-Steck-Spiel zu verschwinden. Im Gegenteil, Hitler enthemmte sich um vier Uhr morgens in »maßlosem Hass gegen die Wiener Bevölkerung«. Nach dem Schirach-Vortrag in der Nacht auf dem Berghof erstarrte jegliches Miteinander unter den Anwesenden: »Hitler schwieg. Es schwiegen auch die anderen Zeugen dieser Besprechung; unter anderen war mein eigener Schwiegervater, Professor Hoffmann, Zeuge. Es entstand ein eisiges Schweigen, und nach einiger Zeit sagte Hitler bloß darauf: ›Das sind Sentimentalitäten.‹ Das war alles. Es kam an dem Abend keine Unterhaltung mehr auf. Er zog sich auch früher als sonst zurück; ich hatte den Eindruck, dass nun eine Situation entstanden war, die völlig unhaltbar war […]«. (Schirach, B. 46, S. 472)

»[…] Dann kam am nächsten Abend Goebbels an, und es wurde dann in meiner Gegenwart, ohne dass ich davon anfing, das Thema Wien angeschnitten. Ich war natürlich gezwungen, den Äußerungen entgegenzutreten, die zunächst Goebbels gegen die Wiener machte. Der Führer fing nun an, in einem – ich möchte sagen – maßlosen Hass sich gegen die Wiener Bevölkerung zu äußern […] Bei dieser Auseinandersetzung nun trat ich, wie es meine Pflicht war, wie es meinem Gefühl entsprach, für die Menschen ein, die ich dort führte. Hitler sprach unter anderem gegen vier Uhr morgens ein Wort aus, das ich aus historischen Gründen hier festhalten will. Er sagte: ›Wien hätte eigentlich nie in den Verband des Großdeutschen Reiches aufgenommen werden dürfen.‹ […]« (a. a. O., S. 473)

»[…] dass ich mich noch in der gleichen Nacht – es war inzwischen halb fünf Uhr früh geworden – verabschiedete und am nächsten Morgen [Vormittag] abreiste und den Berghof verließ. Ich habe seitdem keine Besprechung mehr mit Hitler gehabt.« (a. a. O.)

Baldur von Schirach war Zeuge eines Rand-Affektes von Hitler geworden. Dessen ausgebrochener »Hass gegen die Wiener Bevölkerung« füllte noch mitten in der Nacht um vier Uhr morgens die leere Stelle von Hitlers sexuell mitmenschlichen Bedürfnissen. Insofern wurde Schirach Zeuge eines ähnlichen Geschehens, das Marianne Hoppe und Karl Wilhelm Krause an Hitler beobachtet hatten: Sexuelle Wirkung von etwas, das auf «normale« Heteromänner gerade keine solche Wirkung gehabt hätte (ONANO, Hitlers Männermord-Orgasmus).

Sogar zu nach-mitter-nächtlicher Stunde war Hitler Hass-bezogen nicht einmal gedämpft, sondern trieb sich auch während dieser Zeit allgemeiner Abschlaffung »bis zum Äußersten« seines »maßlosen Hasses gegen die Wiener« hoch.

Jemand, der noch Sex vorhat, drängt schon gegen Ende des Tages zum Aufbruch, zieht sich zumindest mit seiner Auserwählten, Angebeteten beizeiten zurück. Hitler tat regelmäßig das Gegenteil. Er verlängerte die Abende immer bis in die frühesten Morgenstunden hinein. Er hielt alle Personen, die um ihn waren, fest, auf dass sie sein Nachttotschlagen begleiten mussten. (Alle sechs genannten Zeugen Dietrich, Hoffmann, Junge, Schirach, Schroeder und Speer haben davon berichtet. Gegenstimmen sind nicht vorhanden.)

Es gibt eine körperliche Regel beim Sexualverhalten des Mannes: Der Mann ist desto potenter, je höher die Sonne steht. Nach Mitternacht sinkt die Potenz. Da Hitler immer alle Gäste des Berghofes dazu verleitete, bis lange nach Mitternacht bei ihm auszuharren, und sich üblicherweise – wenn es nichts zum Hass-Ausbrechen gab – seine Belanglosigkeiten um die Ohren schlagen zu lassen, kann von »Jiepern« auf Sex mit Eva Braun bei ihm nie die Rede sein.

Er wollte schnödest das Umgekehrte, die Zeit solange bis in die frühen Morgenstunden totschlagen, bis jede physische Potenz von ihm gewichen war und er rein aus Tag-und-Nacht-Zyklus-Gründen gar keinen mehr hoch bekam, wenn er schließlich in seine Privatgemächer im ersten Stock hochtorkelte.

Es musste bei der Wiedergabe der Zeugen-Aussage Schirachs vor dem Nürnberger Internationalen Militärgerichtshof nicht geprüft werden, ob die Szene der Konfrontation zwischen seiner Frau und Hitler über die Deportierung jüdischer Holländerinnen eine Schutzbehauptung Schirachs war, um am 26. Mai 1946 vor seinen Anklägern besser dazustehen. Die Szene ist berühmt geworden. Schirachs Frau und er selbst hätten den »Führer« mal konfrontiert.

Die Szene kann zur Entlastung des wegen Kriegsverbrechen angeklagten Schirachs vorgetragen und auch die Münchener Freundin Traudl Junge kann von den Schirachs gebeten worden sein, Derartiges festzuhalten und von sich zu geben, weil sich das emotional vor den Nürnberger Richtern gut ausnehmen würde.

Tatsache ist: Baldur von Schirach war »Gauleiter« von Wien und in dieser Position auch mitverantwortlich für die Deportation Wiener Juden in die mörderischen KZs. (Klee, E. 86, Snyder 95, Zentner/Bedürftig) Deshalb gehörte er unter die Angeklagten im Nürnberger Kriegsverbrecher-Prozess. Die drei Schwestern von Sigmund Freud wurden dank Schirachs Beteiligung an der »Endlösung« von Wien aus in die osteuropäischen Gaskammern deportiert.

Der Ausschnitt aus Schirachs Verhör wurde hier als Teil der Beweisführung gegen Ullrichs zärtlich-libidinös konturierte Zu-Bett-Geh-Geschichte Braun-Hitlers eingesetzt, um einen Zeugen zu Hitlers eigentlicher nächtlicher Siedehitze zu erwähnen, nämlich sich mitten in der Nacht in einen »maßlosen Hass gegen die Wiener Bevölkerung« hineinzusteigern und hochzuschaukeln. Dieser Hass war von Hitlers treuestem und unverbrüchlichstem Latenz-Geliebten, Joseph Goebbels, zuvor angeköchelt worden. Dass Hitler speziell Wien hasste, ist schon von seinem Jugendfreund August Kubizek hinterlassen worden (ONANO, 7. Nein-Sager). Und auch in Hitlers Gesamt-Hass-Elaborat Mein Kampf sind genügend Stellen über seine Anti-Wien-Anwandlungen nachzulesen. (Hitler 25/26, S. 9 ff., 18 ff., 55 ff., 71 ff., 130 ff., 161 ff.)

Hass-Aufkoche gehörte in Hitlers Trieb-Instrumentarium und nicht, sich mit Eva Braun zu vereinen. Auch noch des nachts in Hass ausbrechen zu können – auf solches Angekitzelt- und Aufgewühltwerden richtete sich Hitlers Intim-Interesse und nicht auf Einvernehmungen mit seiner »Mätresse«. Sein homo-erotischer Geheim-Latenzier Goebbels wusste das genau und hatte seinem Hitler diesen nächtlichen Lustgewinn verschaffen wollen.

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