Kitabı oku: «Deutsche Parkettgeschichte», sayfa 3

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Aus der Fußbodenpraxis des 19. Jahrhunderts

Anstriche auf hölzernen Fußböden

Leinöl (womöglich recht abgelagertes) wird so lange gekocht, bis ein hineingeworfenes Stückchen Brod (½ Zoll dick) hart gebraten ist. Beim letzten Kochen des Öles in einem kupfernen oder eisernem Topfe wird auf ca. 4 Quart ¼ Pfund feingeriebene Bleiglätte mit eingerührt. Nun wird das Öl kochend aufgetragen und nach 24 Stunden etwaige Lücken und eingeschlagene Stellen verstrichen. Ist der erste Anstrich ganz trocken (was drei Tage dauern kann), so daß er nicht mehr klebt, so wird der zweite Anstrich kochend aufgetragen und wieder gehörig ausgestrichen. Der dritte Anstrich wird ebenfalls mit kochendem Öl ausgeführt, doch muß hierbei das Öl ganz dünnflüssig sein, darf also nicht solange gekocht werden. Den Fußboden läßt man dann wenigstens 14 Tage austrocknen und wäscht ihn, wenn er noch klebrig sein sollte, mit lauem Seifenwasser ab. Er erhält durch diese Anstriche große Dauerhaftigkeit und kann beliebig mit Wasser gereinigt werden. Sollte der Fußboden wieder abgenutzt sein, so bedarf es nur eines einzigen Anstriches mit heißem Leinölfirniß. Die Kosten der Ausführung betragen etwa 3 Pfennige pro Quadratfuß.

Quelle: Illustriertes Baulexikon, Oscar Mothes, Verlagsbuchhandlung Otto Spamer, Leipzig und Berlin, 1863.


Querschnitt durch einen Stab für die Heißasphalt-Verklebung (aus Großkopf, Parkettboden – seine Herstellung …).

So arbeitete man damals

Trocknungstechnik

Daher verfährt man mit dem grün geschnittenen harten Holze am füglichsten, dass, sobald es von der Schneidemühle gebracht worden, alle Rinden oder Schalen sehr sorgfältig davon abgesondert werden und wird an einem freien Orte, wo es einen ungehinderten Luftzug hat, aufgesetzt und mit Unterlagen gehörig unterlegt. Der Ort, den man zum Austrocknen des Holzes gewählt hat, darf erstlich nicht der starken Sonnenhitze ausgesetzt, muß aber auch von oben vor Wetter und Nässe gesichert sein und einen freien Luftzug haben. Hat man das Holz soweit aufgestellt, dann werden die Kanten auf beiden Seiten über Hörn mit starkem kochendheißen Leim überstrichen und wenn dieser erste Leimanstrich ganz getrocknet, giebt man noch einen, wodurch das Aufreißen des Holzes gänzlich verhindert wird. Wenn diese Hölzer 3 - 4 Monate in dieser Lage gestanden haben, dann werden solche erst auf eine andere Seite hingebracht und zur weiteren Austrocknung aufbewahrt.

Quelle: „Die Tischlerkunst, Ilmenau 1823“

Wortweiser

Knüfchenleger

Niemals ganz zu vermeidende (Über-)„Zähne“ (norddeutscher Begriff) bzw. „Knüfchen“ (süddeutscher Sprachgebrauch) von Stab zu Stab beim Verlegen in Heißasphalt wurden zum Anlass genommen, unter Berufskollegen über das handwerkliche Können der Parkettleger zu spötteln. Speziell die Putzer, also jene Handwerker, welche die roh verlegten Böden mit ihren Ziehklingen für die Oberflächenbehandlung vorbereiteten, qualifizierten ihre Vorarbeiter als „Knüfchen-“ bzw. „Zähnleger“ ab, wenn sie auf Parkettböden trafen, die ihnen allzu große Mühen bei ihrer schweißtreibenden Arbeit des Abziehens abverlangten.


Kesselhaus mit Heizungsanlagen für die Trockenkammern und Magazine (aus „Parkett im Wandel der Zeiten“, Wagner 1929)

III. Mit den Zähnen zermahlen lassen

Die Stundenlöhne gingen in die Milliarden und Parkettleger kauten Teerasphalt, um dessen Druckfestigkeit zu überprüfen. Die Bohner und Parkettleger grenzten sich von den Tischlern ab und gründeten eigene Fachgruppen.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts standen massive Neuerungen im Sozialwesen auf dem Programm. Die Einführung der gesetzlichen Krankenversicherung und der Rentenpflichtversicherung dominierten die Innenpolitik. In diesem Umfeld leitete eine Novelle zur Gewerbeordnung die Verbesserung der Lage im Handwerk ein.

Parallel dazu entwickelten sich die ersten Initiativen zur Gründung gemeinsamer berufsständischer Interessenorganisationen. Viele Betriebe mit mehr oder weniger großem Schwergewicht auf Parkettverlegung waren entstanden. Berufspolitisch fanden sie zunächst bei benachbarten Handwerksberufen ihr Zuhause, häufig bei den Tischlern, denen sie besonders nahe standen. Dass alles noch recht mühsam war, zeigte ein Protokoll aus einer Veranstaltung im Jahre 1904. Dort wurde festgehalten, „dass der Versammlungsbesuch relativ schlecht“ war und nur etwa zehn Prozent der Mitglieder den Einladungen folgten. Besonders bedauert wurde die sehr mangelhafte Bereitschaft zur Zahlung der Beiträge. Der Jahresbeitrag betrug „drei Mark, zwei Mark für Alleinmeister, zusätzlich für jeden Gehilfen fünf Pfennig und jede maschinelle Einrichtung zehn Pfennig“, heißt es in einem handwerksgeschichtlichen Rückblick von Wilhelm Reismann.


Parkettfabriken wie die Parkettfabrik Theodor Colditz in Saupersdorf kennen heute nur noch die wenigsten.

Foto: Pitt

Die Bemühungen um die Schaffung eigener Berufsorganisationen wurden durch den Ersten Weltkrieg jäh unterbrochen. Jetzt galten andere Prioritäten, die sich auf jeden einzelnen Betrieb niederschlugen. „Infolge des Ersten Weltkrieges wurde Parkett ein immer weniger gefragter Artikel und schließlich kam die Produktion zum Erliegen. Nach dem Krieg wurde die Produktion mit etwa 30 Beschäftigten fortgesetzt“, heißt es beispielsweise in den Annalen der Parkettfabrik Arnstorf in Sachsen.


Das Bohnern von Parkett wurde allerorts angepriesen.

Foto: Pitt

Im Februar 1921 nahm man die berufsständischen Aktivitäten wieder auf und überführte in Eisenach die westdeutsche Parkettvereinigung in den „Reichsschutzverband der Deutschen Parkettgeschäfte“ unter Leitung von Syndikus August Wagner aus Berlin. 255 Mitglieder wurden gezählt.

Carl August Wagner − 1962

Carl August Wagner war einer der Pioniere der deutschen Parkettbranche. Er begann seine Laufbahn um die Zeit der Wende zum 20. Jahrhundert als Berliner Generalvertreter der Kunzendorfer Parkettfabrik. Wagner gründete 1906 den Verband der Berliner und 1909 den der Deutschen Parkettgeschäfte, zu dessen Vorsitzenden er ernannt wurde. Aus dem Ersten Weltkrieg zurückgekehrt übernahm er die Geschäftsleitung der beiden Verbände „Parkettgeschäfte“ und „Parkettindustrie“ und gründete eine Einkaufsgesellschaft. Er war 1921 auch intensiv an der Gründung des Reichsverbandes der Deutschen Parkettgeschäfte beteiligt und wurde ihr Geschäftsführer bzw. Syndikus. Im Jahr 1935 trat er von diesem Amt zurück und machte sich selbstständig. Er gab in der Folge die Fachzeitschrift „Das Deutsche Parketthandwerk“ heraus, die ab 1941 unter dem Titel „Stab- und Parkettboden“ bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges veröffentlicht wurde. Wagner war auch Autor des Fachbuches „Parkett im Wandel der Zeiten“, das er 1929 mit Unterstützung der Kelheimer Parkettfabrik veröffentlichte. Er baute nach dem Krieg sein eigenes Parkettgeschäft wieder auf und wurde Ehrenvorsitzender des Bundesverbandes des Deutschen Parketthandwerks. Carl August Wagner starb Ende 1961 im Alter von 85 Jahren

Quelle: aus: Parkett, 1962

In den Satzungen war zu lesen: Bekämpfung der Submissionsschäden und des unlauteren Wettbewerbs, fachmännische und kaufmännische Gesundung des Parkettgewerbes durch einheitliche Normen. Ausführungsbestimmungen und zwingende Vorschriften von Preisen, welche die sachgemäße Herstellung des Stab- und Parkettfußbodens sicherstellen. Einwirkung auf die Lieferanten zur Erzielung gleichmäßiger Waren und guter Sortierungen unter genügend Garantiebedingungen zu günstigen Preisen.“

Weiterhin entwickelte sich der Berufsverein der Deutschen Parkettindustrie e. V. Berlin, gegründet 1924 mit damals 25 Mitgliedern. Zweck war u. a. das Anfertigen von Statistiken, die Förderung des Exports und einheitliche Qualitätsbezeichnungen. Darüber hinaus bildete sich 1927 eine Verkaufsgesellschaft südwestdeutscher Parkettfabriken GmbH, die eine Rationalisierung und Typisierung des Ein- und Verkaufs bezweckte.

Parkett und die Volkswirtschaft

Die konjunkturelle Entwicklung dieser Jahre beschreibt später Kurt Jucker, Sohn des Erfurter Möbelfabrikanten Emil Jucker, der seit 1925 als neuer Eigentümer der Mainz-Mergentheimer Parkettfabrik GmbH, vormals A. Bembé eingetragen ist, in seinem Aufsatz über „Parkett. Gestern – heute – morgen“.

Schaut man auf die Preisentwicklungen, dargestellt anhand der Eiche I. und II. Klasse, dümpeln die Preise bis Anfang der 30er Jahre mit nur ganz geringen Steigerungen vor sich hin. Das Konkurrenzprodukt des Parketts ist in dieser Zeit ganz eindeutig der Linoleumboden. Ein Vergleich aus dem Jahre 1913 mit dem konkurrierenden Walton-Linoleumböden zeigt, dass Eichenparkett über Linoleum liegt, Buche oder Kiefer knapp darunter. Die Argumente gegenüber dem Wettbewerbsbelag haben sich bis heute kaum geändert: „Will man sich über die Wirtschaftlichkeit eines Fußbodens Klarheit verschaffen, so darf man beim Vergleich mit anderen Fußböden nicht nur die Anschaffungskosten in Betracht ziehen, sondern auch die Dauerhaftigkeit und die Unterhaltungskosten. Die Dauerhaftigkeit der Stabfußböden ergibt sich ohne weiteres aus dem Material, dem Eichen- oder Buchenholz, aus dem sie gefertigt sind. Sie sind – wie man zu sagen pflegt – unverwüstlich. Ist ein solcher durch langen Gebrauch auffrischungsbedürftig oder durch Vernachlässigung und verkehrte Behandlung unansehnlich geworden, so wird er einfach mit einer Ziehklinge abgezogen, danach wird er wieder ebenso schön wie ein neuverlegter … abgelaufenes und durchtretenes Linoleum kann weder abgezogen noch abgehobelt, sondern muss, wie viele Linoleumbesitzer schon zu ihrem Bedauern feststellen konnten, entfernt und durch neues ersetzt werden“, schreibt Wagner in „Parkett im Wandel der Zeiten“.




Den volkswirtschaftlichen Nutzen der Holzgewinnung und gleichzeitig die Verwendung von Holzprodukten wie Parkett zu dokumentieren und zu festigen, ist zu jener Zeit ein vornehmliches staatliches Anliegen. „ … unter Berücksichtigung der heutigen Preise kann man den Wert der forstlichen Jahreserzeugung auf 900 Millionen Mark ansetzen. Das ist der Betrag, der viermal höher ist als der Wert der deutschen Braunkohlen-, Erz- und Salzerzeugung. 900 Millionen Mark sind ein großer Anteil der Volkswirtschaft. Ihr Wert steigt, wenn man berücksichtigt, dass das Holz seinen Gebrauchswert erst durch mannigfache Bearbeitung zu verschiedensten Gütern erhält, da es die Grundlage vieler Industrien bildet“, schreibt Forstmeister Dr. J. H. von Monrey in einem Standardwerk jener Zeit „Der deutsche Wald. Sein Leben und seine Schönheit“. Dass allerdings reine Zahlen im Zusammenhang mit Geld nur bedingt aussagekräftig sind, musste man in jenen Zeiten schmerzhaft erfahren. So sollen Tischler bzw. Zimmerer Ende 1923 auf dem Höhepunkt der damaligen inflationären Geldentwertung 700 bzw. 768 Milliarden Mark in der Stunde verdient haben. Eine Rechnung der Fa. Bembé aus dieser Zeit zu Beginn des gleichen Jahres mit einem Betrag von 3,7 Mio. Mark für eine Handwerksarbeit scheint dagegen fast noch begreifbar.


Die Inflation der beginnenden 20er Jahre ließ das Geld rasant wertlos werden.

Foto: Bembé

Unglaubliche Klebemethoden

Die Parkettbranche entwickelte sich in dieser Zeit aber auch technisch weiter. Die heiß einzubringende Parkettklebemasse, der sogenannte Parkett-Heißasphalt, stand im Vordergrund. Das Material wurde in Blöcken von den Herstellern geliefert, in großen Kochern auf der Baustelle erhitzt und dann von der Kochstelle sehr zügig zum Verlegeort transportiert. Dort wurde es ausgegossen. In dieses „heiße Klebebett“ hatte der Parkettleger seine Parkettstäbe in schneller Folge einzulegen. Die Kunst bestand darin, möglichst wenige Überzähne zu verursachen, denn sie mussten mit der Hand mittels Ziehklinge abgezogen werden.


Die Verklebung in Heißasphalt war damals Standard der Technik (aus Wagner „Parkett im Wandel der Zeiten“).

Verlegehinweis aus dem Jahr 1930

Die Stöße müssen scharf aufeinanderpassen

Verlegehinweise aus dem Jahr 1930 (über die Verlegung von Buchen- und Föhrenlangriemen, welche genau einzuhalten sind):

Die Riemen sind nach der Farbe etwas zusammenzusortieren und sauber zu verlegen.

Dieselben müssen voll gefedert und gut genagelt werden; wo es nötig ist, ist richtig und sachgemäß aufzufüttern. Von der Wand ist unbedingt ein Abstand von 1 – ½ cm zu lassen. Es ist genau nach der Einteilung zu verlegen und die Stöße müssen scharf aufeinanderpassen und so ganz durchgehen. Nach Verlegung des Bodens ist dieser sauber abzuziehen und dann einmal zu ölen.

Hans Keitel & Co. Parkettfabrik Uffenheim

Das war Knochenarbeit, denn die Klebemasse wurde auf ca. 150 °C erhitzt, dann mit schweren Eimern transportiert, vom Parkettleger verteilt und der unterseitig mit einem Schwalbenschwanz ringsum versehene Parkettstab in diese eingedrückt. Da man sich sehr leicht die Finger verbrennen konnte, wurden auch bald die ersten kaltflüssigen Klebemassen entwickelt. Glücklich waren die Fachleute mit den neuen Verlegemethoden aber keinesfalls, nachzulesen in dem 1929 erschienenen Fachbuch „Parkettboden“ von M. Großkopf: „ … Vorweg soll aber gleich gesagt sein, dass es keine Fußbodensorte gibt, die so viel Streitigkeiten, Ärger und Schäden verursacht, wie gerade die Verlegung von Stabparkettfußböden mit Teerasphalt.“

In der Kritik standen technische Eigenschaften dieses Klebstofftyps, wie zum Beispiel die richtige Druckfestigkeit. Eine dafür anerkannte Prüfungsmethode aus den 20er Jahren ist aus heutiger Sicht sicherlich gewöhnungsbedürftig: „ … Eine in Fachkreisen bekannte und praktische Art, sich von der Druckfestigkeit des Teerasphalts zu überzeugen, die von jedermann sofort ausgeführt werden kann, ist die, dass man mit den Zähnen darauf beißt. Bei druckfestem Teerasphalt darf kein Eindruck der Zähne hinterbleiben, ein geringer Eindruck kann sich höchstens zeigen, wenn das Stück Asphalt längere Zeit im Munde, also einer Temperatur von 35 – 37 °C ausgesetzt war.

Ferner muss ein kleines Stück druckfesten Teerasphaltes sich im Munde mit den Zähnen vollkommen zermahlen lassen, so dass man glaubt, auf Sand herumzubeißen. Wendet man diese allerdings etwas grobe, aber immerhin zur Beurteilung ganz gute Probe der Praxis bei zu weichem Asphalt an, so versagt sie völlig; der Teerasphalt hinterlässt beim Zusammendrücken der Kiefer nicht nur den Zahndruck, sondern lässt sich direkt in zwei Teile beißen.“

Die beschriebenen Analysen sind einwandfreie Beweise bei vorkommenden Streitigkeiten, wurde dazu angemerkt.

Als Alternative zu den Asphaltverlegungen kam ein neuer Klebstoff auf den Markt: Parabest. Die Verlegungsart wird prompt als umwälzender Fortschritt in der deutschen Parkettindustrie beurteilt, denn Parabest soll alle Nachteile, die der Verlegung in den heißen Teerasphalt oder der Verlegung in kalte Asphaltklebemasse anhaften, beseitigen.

Bei Parabest handelt es sich um eine homogen-zähe Masse, schreibt Großkopf, ein Verbindungsmittel von gummiartiger, plastischer Beschaffenheit, frei von Teer, Pech, öligen und mineralerdigen Stoffen von erstaunlich großer Klebekraft und dauernder geschmeidiger Elastizität.

Ein namentlich nicht genannter Verleger beschrieb seine ersten Erfahrungen so: „Wir haben jetzt einige Tausend Quadratmeter Parkett mit Parabest verlegt und haben unsere Auftraggeber damit immer voll befriedigt. Bei harter ebener Betonunterlage ist ein Hochgehen fast ausgeschlossen, denn wir konnten mehrfach beobachten, dass die in Parabest verlegten Parkettböden infolge Einwirkung starker Feuchtigkeit sich bis zur Wand ausdehnten und dann nur die äußersten Parkettstäbe sich schrägstellten. Die Reparaturarbeiten waren deshalb leicht, billig und ohne Unbequemlichkeit auszuführen.“


Parabest. Die Vorzüge waren verheißungsvoll (aus M. Großkopf „Parkettboden“).

Ziehklinge, Stahlspäne und Bohnerwachs

Bei Ölen, Wachsen und auch den Oberflächenbehandlungen tat sich allmählich etwas. Die meisten Parkettböden wurden damals noch gewachst oder geölt. Dazu musste der gesamte Boden zunächst sauber mit einer Ziehklinge abgezogen werden. Das verlangte, abhängig von der Qualität des Parketts, eine besondere Technik. Bei Tafel- oder auch Fischgrätböden war die geforderte Faserrichtung immer einzuhalten. Daraufhin folgte das Heiß- oder Warmwachsen oder das Behandeln mit natürlich trocknenden Ölen wie Lein- oder Holzöl. Das bedeutete jedoch lange Trockenzeiten. Außerdem konnten diese Öle wieder klebrig werden, sobald die Sonne daraufschien. Und sie neigten zu ranzigem Geruch. Nicht ganz einfach war auch die Pflege.

Das gründliche Abreiben mit Stahlspänen, die wiederum die richtige Größe haben mussten, um das Holz nicht rissig werden zu lassen, war eine sehr aufwendige Prozedur.

Die Lackierung war in dieser Zeit allerdings noch eher selten, auch deshalb, weil es zunächst fachliche Widerstände gab: Großkopf: „Man sieht durch den Lack die kleinste Unebenheit des Holzes, besonders jeden Strich der Ziehklinge, wodurch das Gesamtbild des Parkettbodens leidet. Hässlich wirkt das Aussehen eines lackierten Asphaltparkettbodens, weil dann die zahlreichen kleinen Mulden und Buckel, entstanden durch das Herausziehen beim Verlegen unvermeidlicher Überstände, sich besonders scharf abzeichnen.“

Die Versiegelungen entwickelten sich dementsprechend langsam. „ … in den USA, wo man die Schleifmaschine bereits kannte, setzte man zu der Zeit auf sogenannte, Floorsealer‘ – natürliche Öle mit Trockenbeschleunigern –, die die bisher so langen Wartezeiten erheblich reduzierten. Eine Filmbildung durch den Einsatz von den damaligen Öl- Kunstharzsiegeln entstand auf dem Holzboden zwar noch nicht, die offenporige Nutzschicht des Bodens konnte jedoch leichter gepflegt und gereinigt werden. Diese Produktgruppe kann als Vorläufer lösemittelhaltiger Siegel genannt werden, die als Hauptbindemittel auf sog. Alkydharzen basierten“, heißt es in einem CTA-Rückblick im Jahr 2012.

Ein Mann namens H. Kienle führte den Begriff „Alkyd“ bereits 1927 ein. Alkyd setzt sich aus Alkohol und Acid zusammen. Statt der bis dato gebräuchlichen Naturharze werden diese „künstlich“ hergestellt. Deshalb heißen die Bindemittel „Kunstharze“ und die daraus gemachten Siegel Kunstharzsiegel. Das Wort Siegel leitet sich übrigens aus dem amerikanischen Wort „Sealer“ ab und hat mit dem Wort Siegel im Sinne eines kompletten Abschlusses gegen Feuchtigkeit, wie es im Schadensfalle je nach Interessenlage gern interpretiert wird, absolut nichts zu tun, heißt es dort weiter.


Abziehen einer großen Fischgrätfläche (aus Wagner „Parkett im Wandel der Zeiten“).

Übrigens gab es in dieser Zeit auch die Berufsgruppe der Bohner. Ein Stellvertreter ist die Fa. Aug. Wilh. Rudolph, die um die Wende zum 20. Jahrhundert gegründet worden war. Damals zog August Rudolph als junger Radrennfahrer aus dem schlesischen Ottmachau nach Berlin. Nach einem schweren Sturz mit Schädelbruch wurde ihm das Rennradfahren untersagt. Dadurch erwerbslos geworden, schloss er sich einem Freund an, der als „Bohner“ mit Ziehklinge, Stahlspänen und Bohnerwachs ausgerüstet in den guten Wohnvierteln Berlins von Villa zu Villa zog und das Abziehen, Wachsen und Bohnern der Parkettböden anbot. Mitunter waren auch kleine Reparaturen auszuführen und irgendwann auch Parkettneuverlegungen.

Der Bedarf an Bohnern und Parkettlegern war groß und so verselbstständigten sie sich als Untergruppe innerhalb des Tischlerhandwerks. Die Fachgruppe „Bohner“ wurde gegründet, deren Interessen August Wilhelm Rudolph ab 1930 als Obmann vertrat, zunächst in Berlin, dann deutschlandweit. Als im Jahr 1934 innerhalb der Tischlerinnung die Fachgruppe „Parkett“ gegründet wurde, stand August Wilhelm auch ihr als Obmann vor. Das heute noch existierende Unternehmen übernahm anschließend dessen Schwiegersohn Max Barth.


Max Barth, Fa. Aug. Wilhelm Rudolph, beim Abziehen eines Parkettbodens.

Archiv: Joachim Barth


Die Werbemarken dieser Zeit hatten ihren eigenen Charme.

Foto: Pitt

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