Kitabı oku: «Quentin Durward», sayfa 2

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Über diese Reden des Jünglings lachte der ältere der beiden Männer, dass er fast erstickte, während sein Kamerad mit der Hand nach dem Schwert fuhr. Das bemerkte der Jüngling und gab ihm ohne Besinnen einen so derben Schlag mit der Faust auf die Hand, dass er sie nicht mehr zu rühren vermochte. Die Heiterkeit des älteren wurde hierdurch nicht wenig erhöht ...

„Ruhe gehalten, Herr Schotte!“, rief er, sich mit Gewalt das weitere Lachen verhaltend, „um Ihres eignen Vaterlandes willen! Und Ihr, Gevatter! Die Hand vom Schwert und kein solch bärbeißiges Gesicht mehr! Wir wollen uns in Ruhe zusammen verständigen. Der junge Mensch ist nass geworden, und Ihr habt was auf die Finger bekommen: Also seid Ihr zusammen quitt. Ihr aber, junger Mensch“, setzte der Kaufmann hinzu mit düster-ernster Miene, „sage ich ein für alle Mal, lasst es Ihm nicht noch einmal einfallen, eine solche Gewalttätigkeit herauszunehmen. Das ist bei mir nicht am rechten Ort! Sagt mir, wer Ihr seid! Mein Begleiter hat, wie Ihr seht, mehr als genug von Eurem Schlag.“

„Auf eine höfliche Frage antworte ich ebenso höflich“, versetzte der Jüngling, dem der Ernst des andern, wenn auch wider Willen, Achtung abnötigte, „zudem werde ich Eurem Alter die gebührliche Achtung nie vorenthalten, vorausgesetzt dass Ihr meine Geduld durch Euren Spott und Hohn auf keine zu scharfe Probe stellt. Seit ich den Fuß nach Frankreich und Flandern gesetzt habe, nennen mich die Leute den Musje mit der roten Samttasche; wegen des Falkenbeutels, den ich an der Seite trage. In meiner Heimat führe ich aber den Namen Quentin Durward.“

„Durward?“ wiederholte der ältere Mann. „Ist das ein Edelmannsname?“

„In unserer Familie seit der fünfzehnten Generation“, erwiderte der Jüngling, „und ebendarum fühle ich zu keinem andern Berufe Neigung, als zum Waffenhandwerk.“

„Ein echter Schotte! Voll Blut und voll Stolz, aber dafür ohne Dukaten im Sack ... na, Freund“, wandte er sich zu seinem Begleiter, „geh nur voraus und bestell ein gutes Frühstück für uns, dort beim Maulbeerbusche, hörst Du? Ich denke mir, der junge Mensch wird sich wohl ebenso dran halten, wie die verhungerte Maus ans Käsebrot in der Küche der Hausfrau. Was endlich den Zigeuner anbetrifft ...“

Der Begleiter zeigte wieder sein düsteres Lächeln, entfernte sich aber mit schnellen Schritten. Der andere aber wandte sich wieder an Durward: „Wir wollen miteinander gehen und können unterwegs im Wald, in der Hubertuskapelle, gleich eine Messe mit anhören. An fleischliche Dinge zu denken, ehe man die Seele gestärkt hat, ist nicht eben christlich.“

Quentin Durward machte als guter Katholik keine Einwände, wenn ihm auch der Wunsch, die nassen Kleider vom Leibe zu bekommen, näher lag. Den Kameraden mit dem zur Erde gewandten Gesicht hatten sie bald aus den Augen verloren, obwohl sie in die gleiche Richtung wie er gingen, bis sie den Fuß in einen ziemlich dichten Wald setzten, der von langen Alleen durchschnitten wurde, über die man hüben und drüben das Wild so ruhig hinziehen sah, als ob es sich hier unter ganz besonderem Schutze wüsste.

„Ihr fragtet, ob ich guter Bogenschütze sei?“ ergriff der junge Schotte das Wort; „nun, so gebt mir doch einen Bogen und ein paar Pfeile, und Ihr sollt im Handumdrehen ein Stück Wildbret haben.“

„Sapperlot, junger Mensch!“, erwiderte der Kaufmann, „da nimm Er sich doch ein bisschen in acht, aufs Wild hat mein Kamerad ein ganz besonderes Augenmerk und lässt in dieser Hinsicht nicht mit sich spaßen.“

„Der sieht doch weit mehr aus wie ein Fleischer als wie ein Weidmann!“, rief Durward, „ich kann mir wahrhaftig nicht denken, dass solch ein hündischer Kriecher wie der, einen guten Jäger abgeben könnte?“

„Lasst nur gut sein, junger Mensch“, entgegnete sein Begleiter, „mein Begleiter sieht freilich auf den ersten Blick nicht einladend aus, aber ich habe noch von keinem, der mit ihm umgeht, über ihn klagen hören.“

In dem Ton, mit welchem das gesagt wurde, fand Quentin Durward etwas so Abstoßendes, dass er nicht umhin konnte, den Kaufmann schärfer zu beobachten, und da kam es ihm vor, als ob er in dem halben Lächeln, das dessen Lippen umspielte, wie auch in dem kecken Blicke von dessen schwarzen Augen einen gewissen Ausdruck gewahrte, der seine nicht eben angenehme Verwunderung zu begründen schien. Es ist mir, dachte er bei sich, manches über Räuber und Wegelagerer zu Ohren gekommen, die sich auf allerlei Weise an allein unterwegs befindliche Wanderer heranwagen; wie, wenn der Mensch dort ein Mörder, der alte Schurke hier aber sein Helfershelfer wäre? Ich will doch lieber auf meiner Hut sein. Mehr als eine tüchtige Tracht schottischer Senge sollen sie, so wahr mir Gott helfe, nicht vorfinden!

Während dieses Selbstgesprächs gelangte er unter der Begleitung seines Führers an eine Stelle, wo die großen Bäume weiter auseinander standen, und der Boden unter ihnen, von Unterholz und Gebüsch befreit, einen Rasenteppich vom sanftesten Grün zeigte, das vor den sengenden Sonnenstrahlen geschützt hier besser zu wachsen schien als irgendwo anders in Frankreich. Die Bäume, die hier standen, waren meist Buchen und Ulmen, aber von solcher Größe, dass sie Baumhügeln glichen, die in die Luft emporstiegen. In ihrer Mitte, an der offensten Stelle der Lichtung stand eine kleine Kapelle, in deren Nähe von ihr floss ein Bach geräuschlos entlang, nebst einer Hütte, in welcher der einsame Priester, der hier den Gottesdienst versah, hauste. Über dem gewölbten Portal der Kapelle stand das steinerne Bild des heiligen Hubertus, mit einem Jagdhorn um den Hals und zu Füßen eine Koppel Hunde.

Hierher lenkte Durwards Führer seine Schritte, und kaum waren sie auf die Lichtung hinausgetreten, als auch schon der Einsiedler in seiner Kutte aus seiner Hütte trat, um sich in die Kapelle zu begeben. Durward verneigte sich tief vor dem frommen Mann, wie es die gute Sitte erforderte, während sein Begleiter, dem Anschein nach von noch tieferer Frömmigkeit erfüllt, sich auf ein Knie niederließ, den Segen des frommen Mannes zu empfangen, und ihm dann demütigen Schrittes und in einer Haltung, die auf tiefe Zerknirschung hinwies, in das Gotteshaus folgte.

Das Innere der Kapelle war dem Heiligen, der hier verehrt wurde, auf das engste angepasst, denn es entsprach durchaus seinem Beruf, da er auf Erden wandelte. An Stelle von Teppichen und Vorhängen sah man nur Felle von Jagdtieren, und überall an den Wänden waren Verzierungen angebracht von Hörnern, Bogen, Köchern und andern Jagdsymbolen und Jagdgerätschaften; und selbst die Messe zeigte durch ihre abgekürzte Form, dass es eine sogenannte „Jagdmesse“ war, wie sie vor Edlen und Mächtigen gehalten zu werden pflegte, die in der Regel, wenn sie sich in eine Kirche zum Gottesdienste begeben, ihrem Sport mit Ungeduld entgegensehen. Durwards Begleiter schien jedoch während der kurzen feierlichen Handlung die gespannteste Aufmerksamkeit zu entfalten; und der schottische Jüngling sah zu seinem lebhaften Bedauern ein, dass er dem alten Herrn das bitterste Unrecht angetan habe, als er sich von seinem Charakter solche ungeheuerliche Vorstellung gemacht hatte, wie, dass er ein Räuber und Wegelagerer sein oder wenigstens zu solchem Gesindel halten könne. Jetzt fiel es ihm im Gegenteil schwer, ihn nicht für einen Heiligen zu halten.

Sobald der Gottesdienst zu Ende war, verließ der alte Herr mit dem jungen Mann die Kapelle. „Es ist nicht mehr weit bis zum Dorf“, sagte der Erstere, „Er kann nun sein Fasten mit Ruhe brechen, ohne eine Sünde befürchten zu müssen. Folgt mir also!“ Er wandte sich nach diesen Worten rechts und schritt einen Pfad entlang, der langsam zu steigen schien; als er ein Stück weit gegangen war, riet er seinem Begleiter, sich ja scharf in der Mitte zu halten, und als Durward fragte, warum denn das notwendig sei, gab er die Antwort: „Wir sind nun in der Nähe des Hofes, und es ist doch eine andere Sache, ob man auf königlichem Boden oder in seiner Bergwildniss wandelt. Den Weg ausgenommen, auf dem wir uns jetzt befinden, ist jeder Zoll hier ungangbar gemacht durch Schlingen und Fußangeln; sie stehen mit Sicheln im engsten Kontakt, die dem unvorsichtigen Wanderer die Beine so glatt wegsäbeln, wie eine Gartenschere die Schösslinge von den Bäumen wegputzt. Es liegen auch Eisen hier verstreut, die einem jeden, der sie berührt, die Füße durch und durch stechen; auch in Gruben könnt Ihr geraten, die tief genug sind, Euch für alle Ewigkeit zu begraben. Wie gesagt, es wird gut sein, Du hälst Dich dicht neben mir, denn wir wandeln jetzt auf königlicher Domäne und werden nun bald auch die Vorderseite des Schlosses sehen“,

„Wäre ich der König von Frankreich“, erwiderte der junge Mann, „so gäbe ich mir solche Mühe mit Fußangeln und dergleichen schon lange nicht, sondern versuchte statt dessen lieber, ein so gütiges Regiment zu üben, dass keiner meiner Untertanen Ursache hätte, mir anders als in freundlicher Absicht zu nahen; und was solche Leute betrifft, die sich meiner Domäne ohne Fehl und Arg näherten, nun, dann sollte es mir bloß lieb sein, wenn ihrer recht viele kommen wollten.“

„Pst, pst!“ machte sein Begleiter, indem er ihn mit unruhigen Blicken musterte, „Er ist ein bisschen vorlaut, Patron mit der Samttasche! Ich hätte schon längst sagen sollen, dass hier alle Blätter Ohren haben. Es empfiehlt sich also, die Zunge zu wahren, denn hier kommt jeder Laut im Nu zu den Ohren des Königs.“

„Was frage ich danach?“, erwiderte Durward, „in meinem Halse hängt eine schottische Zunge, die sich nicht sträuben wird, dem König Ludwig, den übrigens Gott segnen möge, alles ins Gesicht zu sagen, was ich denke. Was aber die Ohren angeht, die, wie Ihr sagtet, hier alle Blätter haben, nun, so lasst es Euch gesagt sein, dass ich sie an einem menschlichen Kopfe schwerlich sehen könnte, ohne dass die Lust mich überkäme, sie auf der Stelle mit meinem Weidmesser abzusäbeln.“

Drittes Kapitel.

Von Waldrand, an welchem Durward mit seinem seltsamen Begleiter stehen geblieben war, um sich das königliche Schloss Plessis-les-Tours anzusehen, zog sich eine offene Esplanade, die, von einer völlig verwitterten, aber mächtig hohen Eiche abgesehen, die in ihrer Mitte stand, frei von Bäumen und Strauchwerk war, um die Festungswerke herum, hinter denen sich das eigentliche Schloss erhob. Drei Außenwälle, einer immer höher als der andre, in allen Ecken mit Türmen und Basteien gesichert, zogen sich um die Gebäude. Vor ihnen lag ein dreifacher Graben von annähernd zwanzig Fuß Tiefe, der durch einen Kanal aus einem Nebenarm des Flusses Cher gespeist wurde, und dessen innerer Rand mit starken Palisaden besetzt war, die die Stelle der „spanischen Reiter“ der neueren Befestigungskunst vertraten. Diese Palisaden waren scharf gespitzt, so dass es ein sehr schwieriges, wenn nicht gar unmögliches Stück Arbeit gewesen wäre, über sie hinweg zu steigen.

Hinter der innersten Mauer erhob sich das Schloss selbst mit seinen aus verschiedenen Zeitaltern stammenden Bauten. Der älteste Bau von allem, war jedoch der alte, schauerliche Kerkerbau, der sich wie ein schwarzer Riese in die Luft hinaufreckte, aller Fenster entbehrend und nur mit einer Reihe unregelmäßiger Schießscharten versehen. Die anderen Gebäude schienen ebenso jeglicher Annehmlichkeit zu entbehren, wenigstens zeigten auch sie an ihrer Vorderfront keine Spur eines Fensters, eben so, wie der Kerkerbau. Sie waren in dieser Hinsicht Bestandteilen eines Kerkers weit ähnlicher als eines königlichen Palastes.

Zu diesem unfreundlichen Schloss konnte man bloß durch ein einziges Tor gelangen, das sich, wie Durward bemerkte, in der Mitte der ersten äußeren Ringmauer befand. Die zwei hohen, dicken Türme mit dem Tor gehörten zu den gewöhnlichen Bollwerken von Schlossportalen der damaligen und wohl auch späteren Zeiten an. Durward sah auch das Fallgitter und die Zugbrücke. Ersteres heruntergelassen, Letztere hinaufgezogen. Wer sich ins Schloss begeben wollte, musste etwa 30 Ellen lang zwischen der ersten und zweiten Mauer entlang gehen; kam er als Feind, so war er den Wurfgeschossen von beiden Wällen ausgesetzt. Hatte er die zweite Ringmauer passiert, so musste er neuerdings den geraden Weg verlassen, um zum Portal der dritten und innersten Ringmauer zu gelangen. Damit musste er, bevor er den äußeren Hof, der sich längs der Vorderseite des Schlosses hinzog, erreichte, durch zwei enge, gefahrvolle Hohlwege hindurch. Kanonen waren hier in der Lage, einen angreifenden Feind mit Kugeln zu bestreichen. Durward staunte über das, was sich seinen Blicken hier bot. Menge an Schlingen, Fußangeln und Fallgruben, warteten zudem auf einen Feind und die sah er nur, da ihn seine Begleiter darauf aufmerksam machten. Auf den Mauersimsen waren Ausguckkäfige mit Schildwachen bei Tag und Nacht besetzt, die allgemein unter der Bezeichnung „Schwalbennester“ bekannt waren. Sie verhinderten, dass jemand ungesehen in das Schloss eindringen konnte. Andererseits lief er Gefahr, von der ersten Schildwache, an der er vorbeikam, aus solchem Käfig niedergeschossen zu werden. Die Wachen rekrutierten sich alle, ohne Ausnahme, aus den schottischen Bogenschützen der königlichen Leibwache und erhielten für ihren anstrengenden Dienst im Schloss nicht nur reichlich Sold und kostbare Uniform, sondern genossen auch sonst besondere Vorteile und Ehren.

„Na, junger Mann“, wandte sich der ältere Mann an den Jüngling, „nun sagt mir doch: Habt Ihr je eine Burg gesehen, die so fest wäre wie diese? Glaubt Ihr, dass es Männer auf Gottes Erdboden gibt, die sich wagten, sie zu stürmen?“

„Es ist ja ein ungemein festes Schloss“, erwiderte Durward, nachdem er die Bauten nochmals mit scharfen Blicken gemustert hatte, „und bewacht scheint es ja auch sehr scharf zu werden; indessen“, setzte er nach einer kurzen Pause hinzu, „dem Tapferen ist kein Ding unmöglich.“

„Gäbe es in Eurem Vaterland Leute, die sich zu solcher Unternehmung bereitfinden ließen?“, fragte der ältere Mann wieder, mit unverkennbarer Verachtung im Tone.

„Behaupten kann ich's nicht“, erwiderte der Jüngling, „aber in meiner Heimat fehlt es nicht an tausenden wagemutigen Männern, die eine kühne Tat scheuen, wenn's einer gute Sache dient.“

„So so?“, meinte der andere; „und ihr gehört auch dazu?“

„Ich will nicht prahlen und mich dadurch versündigen“, versetzte Durward, „aber mein Vater hat manche Tat vollbracht, zu der kein geringerer Grad von Verwegenheit gehörte; und ein Bastard bin ich meines Wissens nicht.“

„Hm“, meinte der andere wieder, „bei solchem Versuch würdet Ihr Euer Stück Arbeit und auch ein gut Teil von Landsleuten, vielleicht sogar Verwandte, finden; denn unter König Ludwigs Leibwache stehen dreihundert schottische Bogenschützen, und darunter sind Adelige vom besten Blut Schottlands.“

„Und wenn ich König Ludwig wäre“, rief der Jüngling, „so vertraue ich mich diesen Söhnen Schottlands an, ließe Burg und Wälle niederreißen, die sumpfigen Gräben auffüllen und versammelte meine Pairs und Paladine um mich zu prächtigen Turnieren und festlichen Mal zu versammeln, ohne mich von Feinden mehr beirren zu lassen, als vom Gesumme einer Fliege.“

Der Begleiter des Jünglings lächelte wieder in seiner absonderlichen Weise, wandten dem Schloss wieder den Rücken zu und begaben sich wieder in den Wald, wählten aber jetzt einen breiteren und augenscheinlich auch betreteneren Pfad, als auf dem sie zum Schloss gelangt waren. „Auf diesem Wege gelangen wir ins Dorf hinein, Plessis, wie man es in der Gegend nennt. Dort werdet Ihr gute und anständige Bewirtung finden. Etwa zwei Meilen von hier liegt die Stadt Tours, die der schönen und reichen Landschaft den Namen gab. Aber im Dorf findet Ihr Unterkunft ebenso gut, nur erheblich billiger.“

„Ich danke Euch für die Auskunft“, sagte der Jüngling, „aber ich werde hier nicht lange bleiben. Außer einem Bissen Fleisch und einem Trunk, der um ein weniges besser ist als Wasser, stelle ich an das von Euch empfohlene Dorf keine Ansprüche.“

„Ich war der Meinung“, wandte der andere ein, „Ihr hattet vor, einem Bekannten hier guten Tag zu sagen?“

„Das wohl“, antwortete Durward, „einem Bruder meiner Mutter, einem gar stattlichen Mann, wie nur selten einer den Fuß auf die Heide von Angus gesetzt hat.“

„Wie heißt er denn?“, fragte der andere; „wir können uns umhören, denn Euch möchte ich es nicht raten, ohne weiteres ins Schloss zu spazieren: Man könnte Euch leicht für einen Spion halten“.

„Bei meines Vaters Hand!“, rief der Jüngling, „ich, ein Spion? Wer mir solches unterstellt, wird schnell Bekanntschaft mit meinem kalten Eisen machen! Mein Onkel heißt, da Ihr danach fragt, Lesley. Und des Namens braucht sich, wie ich wohl sagen kann, kein Schotte zu schämen.“

„Daran Zweifel ich nicht“, erwiderte der andere, „aber in der schottischen Garde dienen meines Wissens drei mit Namen Lesley?“

„Mein Onkel heißt Ludwig“, antwortete Durward.

„Von den drei Lesleys bei der Garde“, erwiderte der andere, „führen zwei den Vornamen Ludwig.“

„Mein Onkel heißt wohl auch Ludwig, der Genarbte“, versetzte Durward, „die Familiennamen sind bei uns so allgemein, dass wir den Einzelnen durch einen Zunamen zu kennzeichnen pflegen, sofern er sich nicht durch seinen Besitz an sich schon unterscheidet.“

„Oho, den kenn ich gut“, sagte der andere, „es ist ein braver und tapferer Mann, auch ein tüchtiger Soldat. Hoffentlich kann ich Euch helfen, euch mit ihm zu treffen. Es wird euch nicht Schaden, möcht es Euch nicht, das kann ich wohl sagen, wenn Ihr mit ihm sprecht, denn er gehört zu jenen Edelleuten, die streng auf den Dienst halten und nicht oft den Fuß aus der Garnison setzen. Es sei denn, die Pflicht ruft ihn zum König. Aber nun beantwortet mir eine Frage, junger Mann. Ich möchte darauf wetten, dass es Euch darum geht, an Eures Onkels Seite in der königlichen Garde zu dienen. Wenn Ihr hiernach strebt, so habt Ihr, wie ich wohl sagen darf, Großes im Sinn.“

„Daran gedacht habe ich wohl einmal“, bemerkte Durward gleichgültig, „aber das war ein Traum, der lange vorbei ist.“

„Wieso ein Traum?“, fragte der Ältere strengeren Tones als bisher, „erscheint Euch, ein Dienst, den die besten Eures Landes für eine Ehre halten, als solche Lappalie, dass Ihr Euch bloß im Traum damit befasst?“

„Aufrichtig gesprochen: der Dienst beim König von Frankreich wäre mir schon recht; aber was schert mich seine Uniform und guter Sold, wenn ich mich in solchen finstern Kasten oder gar in solches Schwalbennest einsperren lassen soll? Da lobe ich mir die frische, freie Luft! Zudem“, setzte er leiser hinzu, „ist mir ein Schloss, wo die Bäume dergleichen Eicheln tragen, wie man sie dort sieht, nicht sonderlich angenehm.“

„Ich kann mir denken, was Ihr meint; aber es wäre schon besser, wenn Ihr Euch ein bisschen deutlicher aussprächet.“

„Nun, wenn Ihr's denn durchaus deutlich hören wollt“, sagte Durward, „so danke ich schön für Eichen, an denen Menschen in grauen Wämsern baumeln von der Art, wie ich eins auf dem Leibe habe.“

„So so!“, rief der andere, „das muss ich sagen: Es geht doch nichts über ein Paar gute, scharfe Augen! Ich habe wohl auch was dort hin und her schaukeln sehen, hab aber gedacht, es sei ein Rabe, der sich auf einem Zweig niedergelassen hat. So etwas gehört aber keineswegs hier zu den Raritäten. Wenn der Herbst herankommt, so könnt Ihr dort oft ein halbes Dutzend oder mehr vom selben Schlage hängen sehen ... Was stört Euch dabei? Es sind doch bloß Fahnen, die die Galgenvögel verscheuchen sollen; und wer solchen Kerl dort baumeln sieht, der sagt doch eben höchstens, dass es einen Halunken weniger gibt, und dass das Volk im Lande wieder ein bisschen freier aufatmen kann. Solche Rechtspflege liebt nun einmal unser König.“

„Ich an seiner statt hätte sie aber lieber ein bisschen weiter von meinem Schloss“, sagte der Jüngling, „bei uns in Schottland werden tote Raben dort aufgehängt, wo lebendige nisten, nicht aber in unsern Gärten oder Taubenhäusern. Pfui Teufel! Der Verwesungsgestank dringt ja schon bis hierher!“

„Seid Ihr ein redlicher Diener Eures Fürsten, junger Bursche“, sagte der Mann, „dann werdet Ihr wohl kaum einen Geruch für angenehmer halten als den, der von dem Aase eines toten Verräters herüberzieht.“

„Aber darüber den Geruch und das Gesicht einzubüßen, könnte mir doch eben auch nicht passen“, antwortete der Schotte. „Zeigt mir einen Verräter lebendig, und ich will ihn greifen mit meinem Arme, und niederschlagen mit meiner Waffe; aber wessen Leben dahin ist, gegen den sollte es auch keinen Hass mehr geben ... Doch wenn ich nicht irre, so sehen wir bereits drüben das Dorf. Dort sollt Ihr sehen, dass mir weder Nässe noch Gestank den Appetit heute verderben kann. Drum so schnell wie möglich in den Gasthof! Bevor ich aber von Eurer Gastfreundschaft Gebrauch mache, wollt Ihr mir, bitte, sagen, wer Ihr seid, und wie ich Euch anzureden habe.“

„Gemeinhin nennt man mich Meister Peter“, gab der andere zur Antwort, „ich bin kein Freund von Titeln. Ich bin ein freier Mann und lebe von dem, was ich habe und mir verdiene.“

„Dagegen lässt sich nichts sagen, Meister Peter“, versetzte der Schotte, „und ich danke es dem günstigen Zufall, der mich hierher führte, dass er mich mit Euch zusammengebracht hat. Für einen guten Rat bin ich immer dankbar.“

Unterdessen kam der Kirchturm in Sicht und bald waren sie auch in der Nähe des Dorfeinganges; aber Meister Peter, von dem Wege, der auf die offene Heerstraße führte, ein wenig abbiegend, meinte jetzt, der Gasthof, wohin der Schotte gehen wolle, sei ein wenig abgelegen und nehme auch nur bessere Reisende auf „Meint Ihr damit solche, die mit einer gutgespickten Börse reisen“, versetzte der Schotte, „dann gehöre ich nicht dazu, sondern will's lieber versuchen mit jenen, die, statt in Gasthöfen, auf offener Heerstraße plündern.“

„Ihr Schotten seid ein vorsichtiges Volk! Der Engländer rennt ins erstbeste Gasthaus hinein und macht eine Zeche, wie es ihm gerade passt, ohne früher an die Rechnung zu denken, als bis ihm der Magen voll ist. Ihr vergesst aber, Meister Quentin, und Quentin ist doch wohl Euer Name, dass ich Euch ein Frühstück schuldig bin für das Bad im Bach, das Ihr durch meinen Irrtum genommen habt. Diese Buße muss ich schon auf mich nehmen für die Euch zugefügte Kränkung.“

„Ach, ich denke an das bisschen Wasser und an den Verdruss, den ich von Euch erlitten, schon lange nicht mehr“, antwortete Quentin, „meine Sachen hab ich mir ja schon wieder trocken gelaufen; da aber meine Mahlzeit heut ein bisschen karg war, will ich Euer Anerbieten nicht von der Hand weisen. Wenn ich mich nicht irre, so seid Ihr ein schlichter, ehrsamer Bürger, und ich sehe nicht ein, warum ich Euch ein Frühstück abschlagen sollte.“

Inzwischen waren sie einen schmalen Abhang, von großen Ulmen umschattet, hinabgestiegen, an dessen Ende sie durch einen Torweg in den Hofraum eines Gasthauses von ungewöhnlicher Größe gelangten. Es hatte ganz das Aussehen, als ob es Edelleuten mit ihrem Gefolge als Herberge diene, die in dem benachbarten Schloss zu tun hatten, wo Ludwig XI. nur selten, und bloß in Fällen, wo es sich gar nicht umgehen ließ, seinen Hofleuten Gemächer einräumte. Ein Schild mit der Lilie hing über dem Haupttor; allein man bemerkte weder auf dem Hofe noch in den Zimmern Anzeichen lebhaften Verkehrs.

Meister Peter öffnete, ohne jemand zu rufen, eine Seitentür und trat mit seinem Begleiter in einen großen Raum. Im Kamin brannte ein Bündel Reisig und alle Anstalten zu einem kräftigen Frühstück getroffen waren. „Mein Gevatter war schon da“, sagte der Franzose zu dem Schotten. „Ihr müsst frieren, und da habe ich ein Feuer bestellt; Ihr müsst hungern, und da sollt Ihr ein gutes Frühstück haben.“ Er pfiff, und der Wirt trat sogleich herein, beantwortete den Gruß des andern mit einer Verbeugung, zeigte aber in keiner Hinsicht die Geschwätzigkeit, die französischen Gastwirten zu allen Zeiten eigen gewesen ist. „Ich dachte, ein Herr hätte hier ein Frühstück bestellt“, sagte Meister Peter; „ist das nicht der Fall?“

Statt zu antworten, verbeugte sich der Wirt und trug ein gutes Mahl auf, sagte aber zum Lob desselben, trotzdem er alle Ursache dazu gehabt hätte, nicht ein einziges Wort.

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