Kitabı oku: «Erinnerungswürdig», sayfa 4
CHRISTIAN DOPPLER
1803–1853
Seine Forschungen haben die Welt verändert
Fast ein Jahrhundert lang sind seine Forschungen unbeachtet geblieben. Doch die Welt von heute ist ohne die wissenschaftlichen Erkenntnisse des Salzburgers Christian Doppler nicht mehr vorstellbar. In der Luftfahrt, in der Raumfahrt (Satellitennavigation), im Straßenverkehr, in der Astronomie und Meteorologie, im Vermessungswesen, in der Abgasmessung von Motoren, überall stoßen wir auf den Doppler-Effekt. Wer kann sich heute noch ein Mittelklasse-Auto ohne das Navigationssystem GPS vorstellen? In besonderem Maß aber hat Doppler die Medizin revolutioniert. Denn durch die Sonografie hat die Medizin die Möglichkeit, den Blutdruck in den Gefäßen zu messen, die Blutgeschwindigkeit hörbar zu machen und dadurch Gefäßverschlüsse oder Engstellen zu diagnostizieren. Auch die Computertomografie sowie das Monitoring bei Operationen und Schwangerschaften sind ohne Dopplers bahnbrechende Erkenntnisse nicht vorstellbar.
Über Dopplers Kindheit und Jugend in Salzburg gibt es keinerlei Dokumente oder Selbstzeugnisse wie Briefe, Tagebücher, auch keine Zeugnisse von Zeitgenossen. Die spärlichen, nicht überprüfbaren Informationen über seine Salzburger Zeit verdanken wir seinem Enkel Adolf Doppler. Die erste nachweisbare Quelle gibt es erst über sein Studium am Wiener Polytechnischen Institut. Dennoch können einige Daten als gesicherte Fakten angenommen werden. Christian Doppler wird am 29. November 1803 in Salzburg im Haus Makartplatz 1 (gegenüber dem Salzburger Landestheater und neben Mozarts Wohnhaus) als viertes von fünf Kindern des Steinmetzmeisters Johann Doppler und dessen Frau Theresia (geborene Seeleuthner) geboren. Die Familie gehört zum altstädtischen bürgerlichen Gesellschaftsbereich. Es gibt zu Beginn des 19. Jahrhunderts in der Stadt Salzburg lediglich zwei Steinmetzbetriebe.
Christian wird in eine von Katastrophen gebeutelte Zeit geboren. Die 16 000 Einwohner zählende Stadt Salzburg leidet unter den Napoleonischen Kriegszügen und muss für 12 000 Soldaten Unterkünfte und Verpflegung bereitstellen. Im Jahr 1810 fällt das Kurfürstentum für sechs Jahre an die Bayern, bis es 1816 auf Beschluss des Wiener Kongresses endgültig dem Habsburgerreich zugeschlagen und dem Land Oberösterreich angegliedert wird. Die Explosion des indonesischen Vulkans Tambora überzieht Europa im Sommer 1816 mit einer dichten Aschewolke, was wegen des Ernteausfalls zu Hungersnöten führt.
Obwohl Christian bereits als Kind im väterlichen Betrieb mitarbeitet, kommt wegen seines zarten Körperbaus eine handwerkliche Ausbildung nicht infrage. Daher übernimmt sein um neun Jahre älterer Bruder als Erstgeborener den väterlichen Steinmetzbetrieb im Weiler Himmelreich. So kann sich Christian nur aufgrund von höherer Bildung aus seinem Herkunftsmilieu lösen. Christians Lebensweg ist ein klassischer Fall für den Aufstieg aus dem handwerklich dominierten Stadtbürgertum ins gehobene Bildungsbürgertum. Auf Anraten des Mathematikers Simon Stampfer, der am Gymnasium Mathematik und Physik unterrichtet und Christians mathematisches Talent erkennt, wird der Junge in das Lyceum (Gymnasium) geschickt. Doch schon nach drei Jahren nimmt ihn der Vater trotz ausgezeichneter Leistungen aus der Schule und schickt ihn in die „deutsche Normalschule“ nach Linz. Denn der Bub soll eine kaufmännische Berufsausbildung erhalten, um ein materiell gesichertes Leben führen zu können. Doch neuerlich schaltet sich Simon Stampfer ein, daher wird der begabte Bub nach Abschluss der „Normalschule“ von 1822 bis 1825 nach Wien auf das Polytechnische Institut geschickt, das er mit ausgezeichneten Noten abschließt.
Aus diesen drei Jahren in Wien sind erstmals persönliche Dokumente erhalten, nämlich Gedichte, Charaden (pantomimische Verkleidungsspiele zum Erraten eines Wortes), Essays und eine Studie über das Berchtesgadener Land. Die Gedichte sind ganz zeittypisch sentimental und sprachlich überladen. Wegen zweier Gedichte, die dem Andenken der verstorbenen Freunde Ludwig Sauter (Bruder des Volksdichters Ferdinand Sauter und des Mediziners Anton Sauter) und Karl von Schallhammer gewidmet sind, vermutet der Salzburger Historiker Robert Hoffmann, dass Doppler auch dem Freundeskreis von Franz Schubert angehört habe. Denn auch der spätere Direktor der Zentralanstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus, Karl Kreil, engster Freund Dopplers in seinen letzten Lebensjahren, gehört zum Schubert-Freundeskreis.
Christian hat aber ein höheres Ziel, er will an der Universität studieren. Daher muss er im Erwachsenenalter die Matura am Salzburger Lyceum nachholen. Er absolviert die ausständigen Semester in der halben Zeit und schließt von den 37 Absolventen seines Jahrgangs als Bester mit den Noten „eminente“ (ausgezeichnet) ab. Damit hat er nun als Sohn aus dem Handwerkerstand höhere Karriereaussichten. Doch Salzburg kann ihm diese nicht bieten, denn es ist in der k.u.k. Monarchie die zweitärmste Region. Als Dopplers Mathematikprofessor am Gymnasium, Adam Burg, den Lehrstuhl für höhere Mathematik am Polytechnikum in Wien erhält, holt er sich Doppler als Assistenten. Doch diese Stelle ist nur auf vier Jahre begrenzt, so muss er im Jahr 1834 als Buchhalter in einer Baumwollspinnerei in Bruck an der Leitha sein karges Brot verdienen.
Da seine akademischen Stellengesuche ohne Erfolg bleiben, plant er in die USA auszuwandern. Doch plötzlich wendet sich sein Schicksal, er bekommt die Stelle als Professor für Arithmetik, Algebra und Geometrie an der „Ständischen Realschule“ in Prag. In dieser Stadt hatte Karl IV. im Jahr 1348 die erste deutsche Universität gegründet, hier hatten die großen Astronomen Tycho Brahe und Johannes Kepler gewirkt. Prag hat, als Doppler hier ankommt, 100 000 Einwohner und einen hohen Rang in der europäischen Wissenschaft. 1836 heiratet er in der Pfarrkirche Mülln die hochbegabte 24-jährige Salzburgerin Mathilde Sturm, Tochter eines angesehenen Goldschmieds. In den nächsten elf Jahren, in denen die Familie in Prag lebt, werden fünf Kinder geboren. In Prag entsteht und veröffentlicht Doppler sein Hauptwerk „Über das farbige Licht der Doppelsterne und einiger anderer Gestirne des Himmels“ und mehr als 50 wissenschaftliche Arbeiten in den Disziplinen Mathematik, Physik und Astronomie.
Seine Hypothese ist, dass die Farbigkeit der Sterne auf der Entfernungsänderung während der Lichtaussendung beruhe. Seine Bemühungen führen schließlich zum baldigen experimentellen Nachweis des akustischen Phänomens, das als Doppler-Effekt in die Wissenschaft eingeht. Beim Doppler-Effekt handelt es sich es um Wellen, die von einem Sender ausgesendet werden und bei einem Empfänger ankommen. Der Doppler-Effekt ist die zeitliche Stauchung beziehungsweise Dehnung einer Welle durch die Veränderungen des Abstands zwischen Sender und Empfänger. Verkleinert sich der Abstand Sender–Empfänger, so steigt die wahrgenommene Frequenz. Vergrößert sich der Abstand, so sinkt diese. Daher wird das Motorengeräusch eines Rennwagens oder das Folgetonhorn eines Rettungsautos beim Annähern als höher, beim Entfernen als tiefer wahrgenommen. – Es ist der Wiener Physiker Ernst Mach, der 1860, also sieben Jahre nach Dopplers Tod, den Nachweis für die Richtigkeit von Dopplers Forschungen erbringt und ihm damit die Anerkennung seiner Entdeckungen zuteilwerden lässt. Der Doppler-Effekt hat sich wissenschaftlich als „Jahrtausendeffekt“ erwiesen, ohne den das Leben heute nicht mehr vorstellbar ist. Damit erweist sich Christian Doppler als der für die Menschheit bedeutendste Wissenschafter Salzburgs. Was Mozart in der Musik der Welt bedeutet, so sind die Errungenschaften in der Technik und Medizin ohne Dopplers Forschungen nicht denkbar.
Doch Dopplers unermüdliche wissenschaftliche Forschungen und Publikationen schlagen sich schließlich in massiven gesundheitlichen Schäden nieder. Zudem fühlt er sich in der Stadt Prag persönlich nicht wohl. Im Jahr 1847 aber tut sich eine neue berufliche Chance für ihn auf, denn er wird als Professor für Mathematik und Physik an die Berg- und Forstakademie in Schemnitz (heute: Banska Stiavnica) im slowakischen Erzgebirge berufen, ein Jahr später wird er für seine Forschungen Mitglied der „Österreichischen Akademie der Wissenschaften“. In Schemnitz besteht seit 1772 die älteste Bergbauakademie der Welt. Als jedoch die Revolution 1848 auch auf Ungarn übergreift, erfasst die Unruhe auch das zu Ungarn gehörige Schemnitz. Wieder ergibt sich für den geachteten Wissenschafter eine neue Chance. Da 1849 der Förderer Christian Dopplers, der in den Adelsstand erhobene Simon Stampfer, in Pension geht, wird sein Zögling als Nachfolger nach Wien berufen und Direktor des neu errichteten Instituts für Experimentalphysik. Jetzt ist der Forscher Christian Doppler am Höhepunkt seiner Karriere.
Der Erfolgreiche hat generell immer Neider, die sich zumeist zu Gegnern entwickeln. Doppler begeht den Fehler, dass er in der Akademie der Wissenschaften den Vorschlag unterbreitet, die Verbesserung der Daguerreotypie (des ersten kommerziell nutzbaren Fotografieverfahrens) wissenschaftlich weiterzuführen. Damit erwächst ihm der bedeutendste Mathematiker der Monarchie, Josef Petzval, zum mächtigen Feind. Denn dieser hatte mit seinem Objektiv die Lichtstärke um das 32-Fache gesteigert und die Belichtungsdauer von einer Viertelstunde auf eine halbe Minute gesenkt. Petzval wirft Doppler vor, er betreibe Populärwissenschaft. Die Akademie schließt sich dieser Meinung an. Doppler, gesundheitlich bereits schwer beeinträchtigt, ist daraufhin ein gebrochener Mann.
Dazu verstärken sich seine gesundheitlichen Probleme immer mehr. Seine Mitarbeit in der Werkstatt seines Vaters bis zum 17. Lebensjahr äußert sich zunehmend negativ, denn Doppler erkrankt – wie übrigens der Vater und ein älterer Bruder – an einer dauerhaften atemwegsverengenden Lungenkrankheit. Er erhofft sich Linderung beziehungsweise Heilung in Venedig. Nach 150 Tagen eines sich ständig verstärkenden Leidens stirbt Doppler am 17. März 1853 im Beisein seiner Frau Mathilde in der Lagunenstadt im Haus Riva degli Schiavoni 4133. Er liegt am Friedhof von San Michele begraben, allerdings ist sein Grab auf diesem Friedhof nicht mehr bekannt.
Selbst in seinen kühnsten Träumen hätte sich der Visionär Christian Doppler kaum vorstellen können, welche Bedeutung seine Entdeckung einmal für die gesamte Menschheit haben würde und welche Wellen seine Schrift „Über das farbige Licht der Doppelsterne“ (1842) einmal schlagen würde. Kein Effekt hat unser Weltbild so entscheidend verändert wie das Doppler-Prinzip. Prof. Dr. Anton Zeilinger, Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, erklärte auf einem Symposium in Salzburg anlässlich Dopplers 200. Geburtstag den Doppler-Effekt zum „Jahrtausend-Effekt“. In seiner Monografie über Doppler bezeichnet der langjährige Ressortchef für Außenpolitik bei den „Salzburger Nachrichten“, Clemens M. Hutter, den Gelehrten als den „für die Menschheit bedeutendsten Salzburger“. In Salzburg tragen die Christian-Doppler-Universitätsklinik (ehemals: Landesnervenklinik) und ein Gymnasium in Lehen seinen Namen. Eine Straße und der Platz vor dem Salzburger Flughafen sind ebenso nach ihm benannt. Der Christian-Doppler-Fonds unterstützt Forschungsarbeiten zur Nutzung des Doppler-Effekts.
JOSEF MAYBURGER
1814–1908
Der Botschafter der Schönheit Salzburgs
Josef Mayburger ist Lehrer, Entdecker und Förderer Hans Makarts, Insektenkundler, Gründer des Stadtvereins und als Gemeinderat engagierter Kämpfer für die Bewahrung der Baudenkmäler Salzburgs. Vor allem aber ist er mit seinen Gemälden Botschafter der Schönheit Salzburgs.
Mayburger wird als erstes Kind aus der zweiten Ehe des Lehrers Josef Mayburger am 30. März 1814 in Straßwalchen geboren. Von den sechs Kindern aus der Ehe mit der Bäckerstochter Anna Elisabeth Pfendhuber aus dem oberösterreichischen Ort Uttendorf sterben drei bereits im Kindesalter an Schwindsucht. Josefs Geburt fällt in die Zeit der französischen Eroberungszüge Napoleons. Straßwalchen muss durch wiederholte Durchmärsche der französischen Truppen, die Beschießung des Marktes und die Einquartierung österreichischer Truppen Not und Elend erleiden. Dazu kommt im Geburtsjahr Mayburgers ein schrecklicher Brand, der 21 Häuser zerstört. Als Josef acht Jahre alt ist, stirbt die Mutter bei der Geburt des sechsten Kindes. Auch die dritte Ehe des Vaters ist nicht von Glück gesegnet, denn die neue Mutter stirbt 1828. Als drei Monate später der Vater einem Schlaganfall erliegt, ist der 14-jährige Josef Vollwaise.
Nun wird Josef von seinem Firmpaten, einem Kaufmann, in die Lehre genommen. Doch Josefs Bruder Anton, der Lehrer geworden war, überredet ihn, ebenfalls die pädagogische Laufbahn einzuschlagen. So besucht er das Lehrerseminar in Salzburg, das er mit ausgezeichnetem Erfolg absolviert. Zunächst als Aushilfslehrer in Mülln tätig, gelingt es ihm aufgrund seiner zeichnerischen Begabung, eine Stelle als technischer Lehrer an der Normalschule in Salzburg zu bekommen. Eine Normalschule, begründet durch die Schulreformen Kaiserin Maria Theresias, gibt es in jedem Kronland. Sie vermittelt neben Lesen, Schreiben und Rechnen auch Lehrinhalte für die Berufsausbildung. Mayburger unterrichtet dort auch die Sprachen Latein, Französisch und Italienisch, die er sich durch Privatstudien angeeignet hat. Er beschäftigt sich auch intensiv mit Insektenkunde, worauf er vom Erzbischof Kardinal Fürst Schwarzenberg beauftragt wird, dessen Schmetterlingssammlung wissenschaftlich zu ordnen.
Schon als Schüler zeigt Mayburger außergewöhnliches Talent im Zeichnen. In seiner Familie wird später davon erzählt, dass Josef zum Straßwalchener Pfarrer, der erworbene Zeichnungen voll Stolz seinen Bekannten zeigt, gesagt haben soll: „Dös kann i a.“ Als Josef daraufhin seine eigenen Zeichnungen dem geistlichen Herrn übergibt, erkennt dieser das außerordentliche Talent des Buben. Durch den Pfarrer ermuntert, fertigt Mayburger nun im Salzburger Museum Kopien an. Dabei wird er vom Historien- und Landschaftsmaler Georg Pezolt (1810–1878) unterstützt. Für seine weitere künstlerische Entwicklung wird seine Aufnahme in die „Kleine Akademie“ des Malers Johann Fischbach (1797–1871) wichtig. Denn dort kann er seine Fähigkeiten im Zusammenspiel mit anderen Künstlern festigen.
Als ihn Ludwig Mielichhofer, der Redakteur der „Salzburger Zeitung“, mit dem einflussreichen Wiener Kunstsammler und Mäzen Rudolf von Arthaber zusammenführt, rät ihm dieser, ein Gemälde an den Wiener Kunstverein zu schicken. Dieser kauft das Bild sofort an, was Mayburgers Karriere schlagartig befördert. Nun folgen Ausstellungen in Stuttgart und Mannheim, in Prag und Solothurn. Aber auch in den USA werden einige Gemälde Mayburgers angekauft. Zu den beliebtesten seiner Landschaftsmotive zählen Veduten aus der Stadt Salzburg, vom Untersberg und Mönchsberg, vom Tennengebirge, vom Pinzgauer Ferleiten und vom Fuscher Kar, von Gosau und vom Königssee. Mit seiner Landschaftsmalerei wird Mayburger zum bedeutenden Botschafter der Schönheit des Salzburger Landes. Es ist die große Zeit der sentimentalen Landschaftsmalerei, wie sie vor allem durch Caspar David Friedrich, dem großen Maler der Romantik, eingeleitet wurde. Die Bilder zeigen stets Landschaften, die sentimental aufgeladen sind. Im Mittelpunkt steht die Darstellung der zumeist menschenleeren Natur, diese sollte die Emotionalität der Betrachter*innen stimulieren. Damit ist das Ende der beherrschenden Historienmalerei eingeläutet. Es sind stets Atelierlandschaften, gemalt aufgrund von Skizzen, die vom Künstler in der Natur angefertigt, aber im Atelier zu einer relativ freien Komposition zusammengefügt werden.
Das österreichische Kaiserhaus und der Adel beginnen sich nun für Mayburgers Gemälde zu interessieren. Kaiserin Caroline Auguste, die Witwe Kaiser Franz I., die jedes Jahr mehrere Wochen in Salzburg lebt, kauft dem Maler etliche Gemälde ab und lädt ihn auch auf ihr Schloss Persenbeug an der Donau ein. Dort sollen mehr als 40 Bilder mit der Donaulandschaft als Motiv entstanden sein. Auch Erzherzog Ludwig Viktor, der von Kaiser Franz Joseph in das Schloss Kleßheim verbannt ist, die Herzogin von Modena und Graf Esterházy unterstützen ihn mit Ankäufen. Mayburger kann auch der Erzherzogin Antoinette von Toskana einige Jahre lang Zeichenunterricht erteilen.
Mayburger erweist sich aber auch als Entdecker der Talente Hans Makarts, den er in besonderem Ausmaß fördert. Makart hatte an der Wiener Akademie der bildenden Künste studiert, war dort aber wegen fehlenden Talents entlassen worden. Durch die Fürsprache Mayburgers kann Makart nun an der Münchener Akademie studieren und wird zum bedeutendsten Historienmaler der Ringstraßenepoche (s. Kap.: Hans Makart).
Mit 36 Jahren heiratet Mayburger Zita Ganzera, Tochter des Pechermeisters Balthasar Ganzera (Pecher = Hersteller von Harzprodukten) in Nonntal, wo sie das Haus Erhardgässchen Nr. 2 beziehen. Mayburger engagiert sich nun auch politisch und wird 1862 Gemeinderat in der Stadt Salzburg, wo er sich besonders dafür einsetzt, dass die altehrwürdigen Baudenkmäler erhalten werden. Er gründet den Stadtverschönerungsverein, dessen Präsident er von 1873 bis 1875 ist. Außerdem wird er auch Mitglied des Komitees für den Bau des Künstlerhauses und der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde.
Kompromisslos und mit großer Hartnäckigkeit verhindert er die Verbauung des Griesplatzes sowie den Abriss des Klausentors und der Monikapforte samt den Bastionen auf dem Salzburger Mönchsberg. Auch die schonend vorgenommene Regulierung der Salzach in der Stadt ist Mayburger zu verdanken. Nach seiner politischen Tätigkeit muss er zusehen, wie das Linzertor zerstört, der Rudolfskai verbaut und das neue Justizgebäude errichtet werden, was er als Verbrechen bezeichnet. Bis in seine letzten Lebensjahre ist Mayburger künstlerisch tätig. Sein Lebensmotto lautet: „Nulla dies sine linea“ (Kein Tag ohne Strich). In seinem 94. Lebensjahr stürzt Mayburger über die Stiege und kann sich davon nicht mehr erholen. Er stirbt am 2. November 1908. Im Jahr 1924 benennt die Stadt Salzburg die Verlängerung des Elisabethkais nach Mayburger.
Zur Bedeutung Mayburgers als Maler muss gesagt werden, dass er keine revolutionären Wege beschritten und auch nicht an den Aufbrüchen der Sechziger- und Neunzigerjahre des 19. Jahrhunderts (Realismus und Impressionismus) teilgenommen hat, sondern der Tradition der romantischen Landschaftsmalerei verhaftet blieb. Auch der Pleinair-Malerei (Malen in der freien Natur bei normalen Licht- und Schattenverhältnissen) konnte er nichts abgewinnen. Damit ist er in der Kunstgeschichte von geringerer Bedeutung. Doch seine Veduten aus dem Salzburger Land werden auch heute noch sehr geschätzt und gehütet. Und seine Gründung des Stadtverschönerungsvereins kann als bahnbrechende politische Leistung gesehen werden.
ALBERT POLLAK
1833–1921
Salzburgs erster Jude
Das Porträt Albert Pollaks mit dem grünen Wams und dem Gamsbart auf dem Hut lässt vermuten, dass es sich um einen Jäger aus einem der Salzburger Gebirgsgaue handelt. Wenn da nicht der gelbe Judenstern auf der Joppe zu sehen wäre. Tatsächlich handelt es sich bei dem Abgebildeten um den ersten Juden im Bundesland Salzburg. Denn im Jahr 1498 waren unter dem Fürsterzbischof Leonhard von Keutschach im Erzstift Salzburg alle Juden mit einem Aufenthaltsverbot belegt worden. Als Salzburg nach mehrfachem Besitzwechsel 1816 endgültig zu Österreich kommt, bleiben die bayerischen Judengesetze jedoch weiterhin in Kraft. Juden dürfen Salzburg nur unter Aufsicht eines Polizisten betreten und müssen die Landeshauptstadt spätestens nach einer Stunde verlassen. Erst mit dem Staatsgrundgesetz von 1867 werden alle konfessionell begründeten Aufenthaltsverbote beseitigt.
Pollak entstammt einer jüdischen Familie in Mattersburg, das damals Mattersdorf heißt und zum Königreich Ungarn gehört. Im Zuge seines Militärdienstes beim k.u.k. Infanterieregiment Erzherzog Rainer ist er zehn Jahre in Salzburg stationiert. Es gelingt ihm 1862, die Gewerbeberechtigung für Gold- und Silberwaren sowie Preziosen aller Art zu erlangen, und etabliert sich sehr rasch als gefragter Antiquitätenhändler. Salzburgs Bürgermeister Heinrich Ritter von Mertens soll ihm jedoch erklärt haben, dass er der „erste und letzte Jude sein werde“, der sich in Salzburg niederlasse, und legt ihm nahe, die Stadt zu verlassen (ein dokumentarischer Beleg für diese Aussage fehlt jedoch). Die Aufnahme in den Gemeindeverband der Stadt wird ihm verwehrt.
Im ländlichen Raum des erst seit einem halben Jahrhundert zum Habsburgerreich gehörenden Bundeslandes Salzburg herrscht noch immer eine konservativ-christliche Judenfeindschaft. Die Juden gelten als verdächtige Modernisierer und Sittenverderber. Pollak lässt sich aber nicht beirren, und nach dem Staatsgrundgesetz von 1867, das eine liberale Phase einläutet, holt er Verwandte aus seiner früheren Heimat nach. Diese kommen alle aus dem burgenländisch-westungarischen Grenzsaum der Monarchie. In der Amtszeit des Bürgermeisters Dr. Ignaz Harrer wird er mit 13 zu 8 Stimmen im Gemeinderat als Bürger der Stadt akzeptiert und k.u.k. Hoflieferant, auch für die Königshäuser Belgiens und der Niederlande. So beschafft er für den Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand die Einrichtung für das Schloss Blühnbach. Im Jahr 1873 heiratet Pollak die aus Wiener Neustadt stammende Karoline Breuer. Aus der Ehe gehen acht Kinder hervor.
Die Familie wohnt zunächst am Makartplatz im Überacker-Palais. Die 20 Zimmer umfassende Wohnung dient nicht nur für die Unterbringung der Familie, sondern ist gleichzeitig Museum und Verkaufsraum. Als Graf Überacker die Wohnung aufkündigt, weil er keine Juden mehr im Haus haben will, zieht die Familie in eines der Faberhäuser in die Westbahnstraße (heute: Schwarzstraße). Die „Faberhäuser“ und die „Hellerhäuser“ werden nach ihren Wiener Bauherren und deren wohlhabenden Mietern so benannt und gelten damals als „Judenhäuser“. Im stark antisemitischen Salzburg bevorzugen die jüdischen Familien das Andräviertel in der Neustadt. Das Haus Schwarzstraße verkauft Pollak später an das jüdische Ehepaar Kölbl.
Die Pollaks leben gutbürgerlich, mit Dienstboten und französischen Gouvernanten für die Kinder. Albert Pollak ist begeisterter Jäger und unterscheidet sich in nichts von den nichtjüdischen Großbürgern der Provinzstadt. Die Pollaks sind auch mit der Familie Trakl befreundet, die Kinder spielen mit dem späteren Dichter Georg Trakl. Der Sohn Ignaz heiratet in zweiter Ehe die Salzburgerin Witti Junger. Wie völlig integriert die Familie in der Salzburger Gesellschaft ist, beweist die Tatsache, dass die Taufpatin von deren ältester Tochter Marie Antoinette die Autorin Friderike Maria Zweig ist, die erste Frau Stefan Zweigs.
Albert Pollak legt die Basis für den Zuzug weiterer Familienmitglieder aus dem zu Ungarn gehörenden Mattersdorf und damit zum Anwachsen der jüdischen Gemeinde in Salzburg. Rund 50 jüdische Familien erhalten so das Heimatrecht der Stadt Salzburg. Von der Sozialstruktur gehören diese vorwiegend der Berufsgruppe der Trödler an. Nur Ignaz Glaser übernimmt 1881 die Konkursmasse der Bürmooser Glasfabrik, wodurch der Flachgauer Ort wirtschaftlich aufblüht. So wird Albert Pollak der Begründer der jüdischen Gemeinde in Salzburg. 1893 erhalten die Juden einen eigenen Friedhof und 1901 eine Synagoge in der Lasserstraße. In der k. u. k. Habsburgermonarchie erhält Pollak sogar den Titel „Kaiserlicher Rat“ verliehen.
Der politische Antisemitismus erreicht, von Wien ausgehend, in zwei Wellen das Bundesland Salzburg. Zunächst verfestigt er sich im großbäuerlichen Bereich. Im Jahr 1886 durchdringt er auch die kleinbürgerlichen Schichten der Bevölkerung. Beide Wellen entspringen der antisemitischen Bewegung des niederösterreichischen Reichsratsabgeordneten Georg Ritter von Schönerer. Dieser erhält in Salzburg vor allem Unterstützung durch den Juristen Dr. Julius Sylvester und den Verein der „Salzburger Studenten in Wien“.
Albert Pollak stirbt 87-jährig am 5. Jänner 1921. Im Trauerzug bei der Beisetzung befinden sich Landeshauptmann Oskar Meyer und seine beiden Stellvertreter Dr. Franz Rehrl und Max Ott. Der Salzburger Historiker Gert Kerschbaumer hat festgestellt, dass die jüdische Gemeinde am Beginn des 20. Jahrhunderts in Salzburg zwar eine Minderheit darstellt, aber aus wirtschafts- und kulturpolitischer Hinsicht durch die Gründung von Kaufhäusern am Ludwig-Viktorplatz (heute: Alter Markt), Residenzplatz, Universitätsplatz, in der Getreidegasse und Sigmund-Haffner-Gasse wesentlich zum Aufblühen der Provinzstadt beigetragen hat. Die Zeit ist schon überschattet von einem radikalisierten Antisemitismus, denn in der Zeitung „Der eiserne Besen“ werden Juden bereits als „Ungeziefer“ bezeichnet, das „ausgerottet“ werden müsse.
Als Hitler 1938 Österreich annektiert, können die meisten Kinder und Enkelkinder Pollaks dem Holocaust noch rechtzeitig entkommen, indem sie nach Argentinien, Brasilien oder in die USA emigrieren. Seine Tochter Irma Herz kommt allerdings im KZ Theresienstadt ums Leben, seine Enkeltochter Mimi Herz überlebt Auschwitz und andere Konzentrationslager. Der Arzt Bela Alexander Herz, Sohn der ältesten Tochter Irma, der als Direktor des Versorgungshauses Lainz tätig ist, nimmt sich am 12. März 1938, am Tag von Hitlers Einmarsch in Österreich, das Leben, weil er angesichts des antisemitischen Terrors keinen Ausweg sieht. Albert Pollaks Frau Karoline stirbt 1942 in Wien. Als einziges der Pollak-Kinder kehrt der im belgischen Exil überlebende Theophil nach Österreich zurück, wo er 1977 stirbt.
Die Geschichte der Salzburger Juden ist vor allem vom langjährigen Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde, Marko Feingold, und von den Salzburger Historiker*innen Hanns Haas, Gert Kerschbaumer, Monika Koller, Daniela Ellmauer, Helga Embacher und Albert Lichtblau aufgearbeitet und dokumentiert worden.