Kitabı oku: «Tantra, das Feuer meiner Passion», sayfa 5
Am darauffolgenden Montag befand ich mich sofort wieder in der Routine der Arbeit. Meine Kollegen bemerkten im Krankenhaus alle den unglaublichen Wandel der Schwester Wera. Eine neue Frau stand plötzlich da. Wieder mitten im Leben und immer fröhlich und vor allem von Größe L jetzt in Größe S. Ich fühlte mich wie ein Topmodell.
Abends hörte ich noch lange russische Musik als Erinnerung an den Arzt und die schöne Zeit. Nicht selten standen mir dabei Tränen in den Augen. Mit Paul habe ich bis zum heutigen Tag Kontakt. Einmal im Jahr rufen wir uns zum Geburtstag an.
Damals, nach der Kur, fing ich an, extrem viel Rad zu fahren. Es war wie ein Rausch. Ich trainierte die Woche bis zu vier Mal, jeweils zwischen 50 und 80 Kilometer am Nachmittag nach meinem Job im Krankenhaus.
Die Stationspsychologen fragten mich, warum ich so extrem viel bike, das es nicht nur aus Spaß an der Freud sein kann. Ich sagte nur, dass es nun meine neue Passion sei, in Wirklichkeit kompensierte ich natürlich meine Einsamkeit.
Einige Zeit später war ich zu Besuch in Karlsruhe. Pauls Verein nahm mich sehr nett auf. Ein reiner Männer-Mountainbike-Verein. Ich sollte als einzige Frau die anstehende Toskanatour im Frühjahr des nächsten Jahres mitfahren. Es war eine Ehre für mich, in diese Männerdomäne einzubrechen. Das hatte noch keine andere Frau geschafft.
Natürlich kochte die Gerüchteküche:
Wo hat Paul diese Frau kennengelernt?
Aha, in der Kur!
Und sie kommt extra aus Frankfurt nach Karlsruhe?
Da muss doch mehr dahinter stecken.
Bei einem Vereinstreffen, an dem auch die Ehefrauen und Freundinnen der Männer anwesend waren, wurde ich begutachtet. Das Eis brach jedoch sehr schnell und ich wurde liebevoll integriert. Ich nahm sogar einmal im Winter mit meinem Ehemann an der Skifreizeit des Vereins am Pitztal-Gletscher teil.
Für die Toskanatour war eine Woche anberaumt. Es galt jeden Tag 100 bis 150 Kilometer zu fahren. Dafür musste ich hart trainieren. Vorab waren wir mit dem Verein in Frankreich. Zwanzig Männer und einige wenige Frauen. Wir fuhren die Route de Crètes am Grand Ballon. Bei dieser Tour geschah jedoch ein Unglück. Ein Biker verstarb am Berg an einem Herzinfarkt. Die Stimmung war auf dem Nullpunkt und alle beschlossen aus Anstand, die Tour abzubrechen.
Eine Erklärung gab es auch für den Todesfall. Der Biker hatte das ganze Jahr kaum trainiert, wollte aber unbedingt dabei sein. Alles für das liebe Ego.Dafür war er gestorben.
Ich jedenfalls schaffte die Berge, die wirklich knackig waren, und durfte mit in die Toskana. Aber dazu später mehr.
Nun war mein großes Ziel, auch so ein tolles Bike zu haben wie die Männer es hatten. Aber es war eine echte Investition. Ich benötigte mal wieder einen guten Nebenjob. Also kaufte ich mir die FR und las die Stellenanzeigen durch und wurde fündig: gesucht wird eine Masseurin, auch ohne Massage-Examen, sie sollte gute Umgangsformen haben und Spaß am massieren haben. Diese Anzeige war wie für mich gemacht und ich rief gleich an und schon am nächsten Tag war das Vorstellungsgespräch.
EROTISCHE MASSAGE
Bei dem Vorstellungsgespräch erfuhr ich vom Chef, dass ich flexible Arbeitszeiten haben kann, was durch den Schichtdienst im Krankenhaus von Vorteil war. Der Hammer war die Provision: pro Massage 40 DM für eine Stunde, dass war so ungefähr mein Nachtdienstzuschlag für eine ganze Woche. Ich war völlig geflasht und nahm den Job an und konnte auch gleich anfangen, da wohl eine Masseurin aufgehört hatte. Allerdings musste ich von dem ersten Gast erfahren, dass ich in einer Erotikmassage gelandet bin, oh Schreck, aber so sah es hier nicht aus, also davon hatte ich zum Einen noch nie etwas gehört und zum Anderen hätte ich es mir dann wirklich verruchter vom Ambiente her vorgestellt. Aber hier war nur eine Massageliege, ein Schrank mit Handtüchern und ein Bild an der Wand und es war viel zu hell im Raum, also überhaupt keine Atmosphäre, die so etwas vermuten ließ.
Die gerade eingestellte Telefonistin, die für meine Terminierung zuständig war, war völlig überfordert, sie erzählte von Klienten, die bei der Massage eine sogenannte Handentspannung wollten, (Was ist das?) … und das Telefon stand nicht still.
Mein erster Klient, er hieß Rolf, Geschäftsmann, groß, schlank, mit Nickelbrille. Nachdem ich den gesamten Rücken und Beinbereich massiert hatte, sollte er sich umdrehen, was er auch mit einem süffisanten Lächeln tat. Bei diesem Anblick wurde ich knallrot vor Scham und mir rutschte es einfach so heraus: „mein Gott, was eine Latte“ so etwas hatte ich noch nie gesehen und er lachte sich kaputt über mich.
Das Lachen sollte ihm aber schnell vergehen, ich legte ein Handtuch über sein standhaftes Riesen-Glied (auch Dödel von mir genannt) und nun sah es wie eine Pyramide aus.
So weit war es also gekommen: Dödeln für ein Mountainbike! Aber ich hatte schon immer einen eisernen Willen und ich musste eben Opfer bringen, um mein Ziel zu erreichen.
Nach einigen Tagen in der Erotikmassage wurde ich sicherer im Auftreten. Freundlich, aber bestimmt und streng. Ich sah aus wie eine Lehrerin im Schwesternkittel, der bis zum letzten Knopf zugeknöpft war, trug schulterlange, leicht gelockte Haare und eine runde Nickelbrille auf der Nase.
Es kamen täglich viele Gäste und ich hatte alle Hände voll zu tun, im wahrsten Sinne des Wortes. Mein erster Gast, der liebe Rolf war ganz entzückt, dass ich weiterarbeitete.
„Na, Wera. Geht doch! Ist doch gar nicht so schlimm, oder?“ Er war es, der mir erzählte, wie die anderen Damen vor mir hier massierten und ich ihm sagte, dann höre ich lieber auf, ich bin eine ehrbare Frau. Doch er bat mich zu bleiben und wollte meine Intension für den Job wissen. Er und der Chef, der im zehnten Stock saß, prophezeiten mir, dass ich mein Mountainbike bald kaufen könne, wenn ich hier gut und fleißig arbeiten würde und er hätte ein sehr gutes Gefühl mit mir. Ich schämte mich jedes Mal in Grund und Boden am Ende einer jeden Massage bei der sogenannten Handentspannung. Doch irgendwann begann ich sogar Spaß daran zu finden und experimentierte, was welchem Mann am Besten gefiel oder wie ich den Männern zu einem längeren Genuss verhelfen konnte.
Intuitiv ließ ich die Kunden dabei auch in die Atmung gehen, langsam und tief in den Bauch und Stimme dazugeben, genau das, was man zu Hause oft unterdrückt. So kann die Energie besser fließen.
Das war damals schon die Einleitung von der tantrischen Atmung zum tantrischen Orgasmus, ohne jemals vorher das Wort Tantra vernommen zu haben, arbeitete ich hier intuitiv so.
Ich hörte mir auch die Sorgen und Nöte der Männer an. Das war ich ohnehin von meiner Krankenhaustätigkeit in der Psychiatrie Offenbach Station 740 und meiner Arbeit mit depressiven Patienten gewohnt. So konnte ich eine adäquate Gesprächsführung führen, was meine Gäste sehr zu schätzen wussten und mir bald sehr intime Dinge anvertrauten. So eine nette und liebenswerte Erotikmasseurin hatten sie noch nie bescheinigten mir viele Klienten.
Die meisten Damen gingen nach dem Orgasmus des Gastes sofort raus. Fertig! Der Nächste bitte!
Ich peppte auch die unpersönlichen und kalten Praxisräume auf, brachte schöne Dekoration mit, legte andere Musik ein und zündete Kerzen an. Das alles hat jedoch die Atmosphäre nicht wesentlich zum Besseren verändert, da es in dem Raum taghell war. So konnte keine Stimmung aufkommen. Ich stellte mir vor, selbst eine solche Massagepraxis zu haben.
Ich wollte sie mit ganz viel Liebe einrichten und das Konzept ändern. Nicht der Orgasmus würde im Vordergrund stehen, sondern der Mensch, der sich fallen lassen sollte, sich wieder spüren, den Stress des Alltags hinter sich lasen., einfach abschalten und mit neuer Energie wieder in die Welt gehen. Es kamen so viele Männer, die ein wenig Wärme suchten, weil sie zu Hause weder Liebe noch körperliche Zuwendung erfuhren. Warum auch immer, die Meisten waren ausgebrannt, lechzten nach Berührung, Zärtlichkeit und Gesprächen.
Es war erschreckend festzustellen, dass andere auch leiden, vor allem, weil es mir in meiner Ehe nicht anders erging. Auch viele Frauen, die sich mir anvertrauten, erlebten das Gleiche. Männer wie Frauen leiden, weil ein Teil in der Beziehung sich körperlich – und auch oft mental – vom Partner zurückgezogen hatten. Der Leidensdruck wird so immer stärker und wenn der Betroffene keinen Ausweg mehr sieht, kann es zu Depressionen führen oder sogar zu psychosomatischen Krankheiten. Diesen Personenkreis sah ich jeden Tag im Krankenhaus.
Ich fing an, die Patienten zu befragen, wie es um ihr Intimleben stünde, und ich erkannte, wie unvorstellbar hoch die Zahl der Menschen mit Zärtlichkeitsdefizit war.
Ich begann damit, mir vor dem Nachtdienst auf der Station bergeweise Bücher von Freud, Alexander Lowen, Jung, Virginia Johnson und William Mastersund anderen Sexualwissenschaftlern zu holen, die ich in den Arbeitspausen las. Meine Kollegen machten sich schon Gedanken, was mit Schwester Wera los war. Aber ich ging nie darauf ein.
In der Massagepraxis stellte ich mich von da an nicht mehr als Erotikmasseurin vor, sondern erfand einen neuen Begriff:
Wellfit-Bioenergetic-Masseurin.
Das klang niveauvoller.
Ich las Bücher von Wilhelm Reich und Alexander Lowen, die mich tief beeindruckten und das Thema Sexualität in den Mittelpunkt meines Lebens rückten.
Im Laufe der Zeit machte mir die Arbeit in der Hanauer Landstraße im 8. Stock richtig Spaß und ich merkte, dass die Massagen, die ich gab, mir selbst gut taten. Auch wenn ich nur berührte, bekam ich viel Energie zurück. Ich fühlte mich nie ausgelaugt, trotz der zwei Jobs, sondern ich konnte bei den Massagen alles geben. Meine ganze Liebe, Achtsamkeit und Respekt für den Empfangenden. Ich arbeitete mittlerweile mit großer Hingabe und fühlte mich geerdet.
Natürlich kam es zu dem Punkt, an dem ich feststellte, dass mir der Sex fehlte.
Mein Mann war permanent müde von seiner Arbeit. Und ich lag mit meiner Lust und meinem Frust neben meinem schlafenden Mann.
Bei einem Arztbesuch vertraute ich mich meinem Gynäkologen an. „Ich sterbe bald“, sagte ich, „wenn sich nichts ändert in meiner eingeschlafenen Ehe. Ich will Sex mit meinem Mann, den ich liebe, der sich aber verweigert, er ist ständig müde.“
Mein Gynäkologe schaute mich ruhig an. „Sie haben ein Recht auf Liebe“, sagte er dann. „Sonst verkümmern Sie und werden wieder depressiv.“
„Ja, ja“, antwortete ich resigniert. „Weiß ich alles, lieber Doc, aber was soll ich tun?“
„Suchen Sie sich einen Geliebten!“
Hoppla! Was hatte er gerade gesagt? Hatte ich mich verhört oder meinte er das ernst? Ich war unsicher und versuchte, das Ganze ins Lächerliche zu ziehen: „Bekomme ich den auf Rezept?“
„Nein. Sie müssen sich einen suchen. Mehr kann ich Ihnen nicht raten. Machen Sie es!“
Na, wenn mir schon mein Arzt das Fremdgehen legitimiert, warum nicht? Okay. Nur: Woher bekomme ich auf die Schnelle einen Geliebten? Na klar! Über die Zeitung, denn Internet und Google gab es ja noch nicht.
Ich gab ein Inserat auf mit der Überschrift: „Vernachlässigte Ehefrau sucht Zärtlichkeit“.
Es war unfassbar, wie viele Briefe ich auf Chiffre erhielt, weit über 120 Zuschriften.
Meinen Bruder Boris weihte ich ein. Wir trafen uns zu einer Flasche Wein und wir lasen die Briefe zusammen. Wir sortierten die Briefe nach eventuellen Kandidaten aus. Die Dödelfotos sortierten wir gleich aus, nur Portraits mit niveauvollen Zeilen kamen in die engere Wahl. Davon waren nicht viele dabei. Ich entschied mich für den Studenten Mike aus Offenbach. Ich traf mich mit ihm in einer Pizzeria zum Bewerbungsgespräch. Er bekam die Stelle, was sich als wahrer Glücksgriff herausstellen sollte. Er war ein super lieber junger Mann, 20 Jahre alt. Ich war damals 31. Da fällt mir wieder das Lied von Peter Maffey ein: „… und es war Sommer“. Er hatte das gleiche Problem wie ich. Seine zwanzigjährige Freundin hatte keine Lust auf Sex. Es war für sie eher eine Pflichtübung.
Wie schrecklich, aber er liebte sie nun einmal, genau wie ich meinen Mann. Immer wenn ich Spätdienst hatte ab 13.30 Uhr, trafen wir uns vormittags, denn nach dem Frühdienst ging ich regelmäßig bis spät abends massieren.
Für die Zeit, in der ich nicht massieren konnte, stellte Herr Kunz eine neue Masseurin ein, die ich anlernen durfte, natürlich nach meiner persönlichen Arbeitsphilosophie.
Wieder zurück zu meinem ärztlich verordneten Geliebten, ohne Rezept. Mike, der Student war ein lieber, superzärtlicher und vor allem gutgebauter und potenter junger Mann, wir haben uns sofort verstanden, in allen Lebenslagen sozusagen..
Von seinem Zimmer aus konnte ich genau ins Schwesternzimmer des gegenüberliegenden Krankenhauses schauen. Wie witzig. Er wohnte direkt gegenüber, eine Straßenbreite von meiner Station entfernt. Dadurch kam es zu skurrilen Situationen. Oft hatten wir Sex und dabei konnte ich meine Kollegen beobachten, wie sie schon die Patientenakten auf den Tisch legten, den Kaffee für die Übergabe kochten und nach und nach der Spätdienst eintraf.
Nur Wera kam nicht. Jedenfalls oft mit Verspätung und fadenscheinigen Ausreden. Einmal waren wir so wild, dass wir die Zeit vergaßen, ich zum ersten Mal mehrere Orgasmen erlebte und nur noch am Fliegen war. In diesem Zustand des Schwebens betrat ich 15 Minuten später die Station und erntete böse Blicke. „Schon wieder zu spät, das reißt langsam ein!“, rief mir ein Kollege entgegen.
Da war Karl, ein ganz lieber Krankenpfleger, der einst ein katholischer Pfarrer war, der das Zölibat brach und noch ab dem 40. Lebensjahr eine Krankenpfleger-Ausbildung antrat. Er reichte mir die Kaffeetasse und nahm mein Zittern wahr, das noch so stark war, dass ich beinahe den Kaffee verschüttete. Er grinste nur und flüsterte mir zu: „Dir geht’s super, dass ist schön.“
Es war eine wundervolle Zeit mit Mike, die aber leider ein Ende fand, als sich Mike von seiner Freundin trennte und sich neu verliebte. Ich wünsche ihm alles Gute und Liebe dieser Welt.
Während eines erneuten Termins beim Gynäkologen erzählte ich von meinem Lover und dass es eine tolle Zeit war. Kurz darauf erhielt ich die rote Karte von meinem Arzt. Ich möchte ihn bitte dringend aufsuchen.
Oh je, die Ergebnisse einer Gewebeprobe vom Gebärmuttermund waren wohl eingetroffen. Ich fuhr in die Gyn-Praxis und bekam meine Diagnose zu hören.
„Gebärmutterhalskrebs PAP 4“, sagte er und ich hing an seinen Lippen und ich war wie benebelt, ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen.
Nein!
Das war so niederschmetternd, wie nichts zuvor in meinem Leben. Ich fiel in ein tiefes Loch der Traurigkeit und natürlich auch die Angst vor dem Tod.
Der OP-Termin stand kurze Zeit später an und es wurde eine Konisation durchgeführt, der Muttermundhals wurde großflächig entfernt. Zum Glück stellte sich meine Prognose dann als relativ gut heraus.
Bis heute ist nichts mehr passiert.
Ich sollte eine Woche in meinem Krankenhaus auf der Gynstation bleiben, aber genau in dieser Zeit fiel die Kollegin in der Massage aus.
Kurz nach der Visite fuhr ich in die Hanauer Landstraße. Gewappnet mit starken Schmerzmitteln massierte ich und kein Gast hat auch nur im Ansatz gespürt, dass ich mich innerlich vor Schmerzen gekrümmt habe.
Abends war ich pünktlich als Patientin wieder zum Abendessen auf der Station und lag im Bett. Natürlich wurde ich vermisst. Ich hätte meine Kollegen auf Station besucht, sagte ich. Nichts konnte mich damals von meinem Ziel abhalten. Mein 8 kg leichtes Gary-Fisher-Carbon-Bike rückte immer näher.
EROTIKMASSAGEN UND MEINE ERZIEHUNG
Nachdem ich wieder genesen war, offenbarte ich mein Massagegeheimnis meiner besten Freundin Clarissa, die ich nach meinem Examen in der Augenstation 8-3 für Kinder und Frauen der Uniklinik kennengelernt hatte. Wir waren seit dieser Zeit unzertrennlich. Ich hatte Angst, dass sie mich abstempelt oder verachtet für das, was ich nebenbei arbeitete, aber das Gegenteil war der Fall.
„Wo ist das?“, fragte Clarissa. „Haben die noch eine Stelle frei?“
Ujujui, so locker hätte ich sie nicht eingeschätzt, da sie aus einem ebenso konservativen Elternhaus stammte wie ich. Die konservative und superstrenge Erziehung war bei mir allerdings nur in der Kindheit sehr ausgeprägt. Später wurden meine Eltern super locker und tiefenentspannt. Die Emanzipationswelle, die meine Mutter auch ergriff und unter dem Einfluss der guten Freundin Bruni wechselte sie vom konservativen-strengen Leben zu einer echt revolutionär- entspannten extrem offenen Mutter. Sie wollte uns auch aufzeigen, wie schön es sei, im Sommer nackt durch die Wohnung zu laufen.
Ich konnte mit dieser Freizügigkeit nicht umgehen und wurde immer verschlossener. Sie war sogar für mich einen Tick zu entspannt, da sie oft nackig in der Wohnung herumlief und auch so an die Tür ging, wenn es klingelte. Oh mein Gott, was habe ich mich geschämt und rannte meiner Mutter oft mit einer Kittelschütze hinterher, die sich doch schnell noch überziehen sollte, da meine Freundinnen oder der Postbote vor der Tür standen. Je entspannter meiner Eltern waren, umso verklemmter wurde ich in jener Zeit. Im Gegensatz zu ihrem lockeren Verhalten, wurde sie ab meinem 14. Lebensjahr sehr streng mit mir, was das Ausgehen mit meinem Freund und Partys anbelangte. Ich musste immer um 20 Uhr zu Hause sein, was echt nervte. Sie holte mich sogar von einer Party um 21 Uhr ab, die gerade erst anfingen, dass war mehr als peinlich, da stand sie mitten im Partykeller und nahm mich einfach mit.
So viel mir die Entscheidung nicht schwer mich für den Beruf der Kinderkrankenschwester zu entscheiden, da ich hier die Chance hatte, auf ein Zimmer im Schwesternwohnheim, dass hieß Freiheit, unendliche Freiheit.
DIE AUSBILDUNG – LEHRJAHRE SIND KEINE HERRENJAHRE?
Als ich auszog und sozusagen in die Freiheit entlassen wurde, um Kinderkrankenschwester zu lernen, war ich ein schüchternes Mauerblümchen und ziemlich verklemmt.
Während der dreijährigen Ausbildung im Schwesternheim erlebte ich die große Freiheit schlechthin. Nur Party! Alter Schwede, war dass eine tolle Zeit. Alles machen zu können, was sonst verboten war. Kneipen und Feten mit Wildfremden bis früh in den Morgen. Danach kurz geduscht und ab in den Frühdienst um 6 Uhr, ohne Schlaf, bis um 14 Uhr Dienst geschoben, den Nachmittag verschlafen und abends wieder die Nacht zum Tag werden lassen. Drei Jahre lang.
Nebenbei habe ich auch für Prüfungen gelernt, aber eher halbherzig. Die anderen Klassenkameraden fingen ein halbes Jahr vor dem Examen an zu lernen, ich fuhr sogar ein Wochenende vor dem Examen mit einem Freund nach Paris.
Mein Freund war ein toller Masseur. Von seiner Arbeit konnte ich für mein späteres Leben profitieren. Er zeigte mir sehr viele Griffe und Praktiken aus der Physiotherapie.
Während der Ausbildung im Krankenhaus war ich mit einer Schwesternschülerin Dagmar befreundet, wir waren damals ständig unterwegs, so auch einmal auf einer Messe in Frankfurt. Die Füße schmerzten und wir waren ziemlich erschöpft nach vier Stunden rumlaufen. Wir hatten vorher noch im Frühdienst 6:00 bis 14:00 gearbeitet. Da kamen wir an einen koreanischen Stand und der Mann erzählte uns von der Wunderkraft der Ginseng Wurzel. Er schenkte uns jeweils einen kleinen Tee ein mit einem schwarzen Konzentrat in heißem Wasser aufgelöst.
… und das Wunder begann, ja tatsächlich, plötzlich fühlten wir uns so wundersam leicht und langsam wieder voller Energie, als wären wir gerade aufgestanden. Wir erzählten ihm von dem bevorstehenden Examen und er versprach „das Wunder“ mit diesem Ginseng, was wir auch gleich kauften. Erst eine Woche vor dem Examen lernte ich Tag und Nacht, ich bin hauptsächlich ein Nachtlerner.
Die praktische Prüfung stand an und ich mixte mir den Zaubertrank mit der doppelten Menge, ich dachte „viel hilft viel“. Ich stand in der Box, so nannte man die kleinen Behandlungszimmer, in denen ca. 3 bis 4 Neugeborene lagen und wartete, spannende Minuten bis das Prüfungskomitee kam. Es bestand aus unserer Lehrerin, die uns die letzten zwei Jahre unterrichtete und eine echt tolle Schulschwester war und weiteren Prüfern. Sie ließ uns viele Freiheiten, aber war auch, wenn es darauf ankam, recht streng und forderte schulischen Einsatz von uns.
Ich hatte eine kleine Glasflasche mit der Mixtur, die ich 10 Minuten vor dem Prüfungstermin schluckte. Plötzlich, nach einigen Minuten, schlug mein Herz wahnsinnig schnell, ich atmete schneller und mir wurde sehr merkwürdig, man nennt es auch hyperventilieren. So ein Mist, da kam schon das Prüfungskomitee, ich konnte sie alle durch die Glasscheiben sehen … schnauf … schnauf mir wurde nicht besser, eher noch schlimmer und schlechter. Oh mein Gott, ich dachte jeden Moment umfallen zu müssen, aber ich riss mich zusammen und versuchte mir nichts anmerken zu lassen. Da standen sie nun alle in höchster Erwartung und ich stand ganz schön belämmert da, aber sie merkten nichts.
Ich führte die Grundpflege bei dem Baby vor, so wie wir es gelernt hatten. Dann richtete ich die Mini-Infusion für den Perfusor und Medikamente. Soweit verlief alles ganz gut, obgleich ich innerlich fast zerplatzte.
Plötzlich kam ich in einen leicht schwebenden Zustand, mein Gehirn ratterte, ich konnte die Gedanken auch nicht mehr kontrollieren. Es lief alles wie in Zeitlupe ab und ich hoffte nur, dass ich jetzt nichts Falsches sagen würde, dass mir meine Zunge gehorcht.
Was Ginseng aus einem Menschen machen kann!
Nachdem sie dann alle gegangen waren, musste ich die Schicht auch noch fertig arbeiten, aber ich war erleichtert, dass es niemand gemerkt hatte.
Da fällt mir noch eine Situation während des Examens ein. Viele erleiden während des Prüfungs-Stress aus Angst den sogenannten Black out – den Quasi-Hirntot. Es wurde jedes Fach geprüft und nun war die Anatomieprüfung dran.
Da stand ich nun, ich armer Tropf, vor einem Gremium an Lehrern und Prüfern, die erwartungsvoll alle an einem Tisch saßen und mich anglotzen. Ich zog ein Los aus dem Riesenglas mit meiner Examensfrage, öffnete diese und just in diesem Moment wurde mir kalt und heiß und es durchströmte mich eine merkwürdige Energie.
Ich nahm die Kreide, da ich an der Tafel mit Zeichnungen besser erklären kann. Ich hielt mich fest an der Kreide, oder hielt die Kreide gerade mich fest? Das Blut sackte mir in die Beine, ich fühlte nur noch eine gähnende Leere im Hirn, bin ich jetzt hirntot? Ja, ich glaube jetzt sterbe ich gerade, so fühlte es sich an. Und was dann passierte ist ein unglaubliches Körperphänomen, was auch unsere Bundeskanzlerin Frau Merkel erleben musste in einer totalen Stresssituation 2019. Sie zitterte am gesamten Körper und konnte es nicht mehr steuern und war ein gefundenes Fressen für die Presse.
Ich stand also mit dem Rücken zum Gremium und mein Po fing an zu zittern, ja meine Pobacken zitterten und man konnte es wohl auch sehen, da ich eine enge Stoffhose anhatte. Ich fühlte unauffällig und es war wie Stromstöße, unglaublich. Dann brach ich zusammen und bekam einen Heulkrampf. Der Körper kompensiert Stress auf merkwürdige Weise.
So etwas sollte mir nie mehr passieren.
Ich wurde dann erst mal in die Psychologieprüfung geschickt, damit ich mich beruhigte. Ich hatte mich beruhigt und kam mit der Note 1 aus dieser Prüfung und dann noch mal in die Anatomie, die ich dann aber schaffte.
Insgesamt war ich eigentlich eine faule Socke und frönte lieber dem schönen Leben und der Freiheit.
Viele Jahre danach, wenn Prüfungen für Fortbildungen anstanden, lernte ich aber wirklich ganz fleißig, Dieses Kinderkrankenschwestern-Examen, die praktische und theoretische Prüfung verfolgten mich noch ca. 30 Jahre oft im Traum. Es waren echte Albträume und wenn ich aufwachte, lag ich da voll im Angstschweiß und interessanterweise hatte ich nach dem Aufwachen dieselben Symptome. Ich war wohl examens-traumatisiert …
Beste Therapie: einfach lernen, wenn es ansteht!
… und nun zurück zur Erotikmassage:
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