Kitabı oku: «Coriolanus», sayfa 2
Vierte Szene
Vor Corioli Mit Trommeln und Fahnen treten auf Marcius, Titus, Lartius, Anführer, Krieger. Zu ihnen ein Bote
Marcius
Ein Bote kommt. Ich wett, es gab ein Treffen.
Titus
Mein Pferd an Eures: nein.
Marcius
Es gilt.
Titus
Es gilt.
Marcius
Sprich du. Traf unser Feldherr auf den Feind?
Bote
Sie schaun sich an, doch sprachen sich noch nicht.
Titus
Das gute Pferd ist mein.
Marcius
Ich kauf's Euch ab.
Titus
Nein, ich verkauf und geb's nicht; doch Euch borg ich's
Für fünfzig Jahr. – Die Stadt nun fordert auf.
Marcius
Wie weit ab stehn die Heere?
Bote
Kaum drei Stunden.
Marcius
So hören wir ihr Feldgeschrei, sie unsers. —
Nun, Mars, dir fleh ich, mach uns rasch im Werk,
Daß wir mit dampfendem Schwert von hinnen ziehn,
Den kampfgescharten Freunden schnell zu helfen.
Komm, blas nun deinen Aufruf. Es wird geblasen, auf den Mauern
erscheinen Senatoren und andre. Tullus Aufidius, ist er in der Stadt?
Erster Senator
Nein, doch gleich ihm hält jeder Euch gering
Und kleiner als das Kleinste. Horcht die Trommeln
(Kriegsmusik aus der Ferne.)
Von unsrer Jugend Schar. Wir brechen eh die Mauern,
Als daß sie uns einhemmten. Unsre Tore,
Zum Schein geschlossen, riegeln Binsen nur,
Sie öffnen sich von selbst. Horcht, weit her tönt's.
(Kriegsgeschrei.)
Das ist Aufidius. Merkt, wie er hantiert
Dort im gespaltnen Heer.
Marcius
Ha! Sie sind dran!
Titus
Der Lärm sei unsre Weisung. Leitern her! Die Volsker kommen aus der Stadt.
Marcius
Sie scheun uns nicht; nein, dringen aus der Stadt.
Werft vor das Herz den Schild und kämpft mit Herzen,
Gestählter als die Schild'. Auf, wackrer Titus!
Sie höhnen uns weit mehr, als wir gedacht;
Das macht vor Zorn mich schwitzen. Fort, Kamraden!
Wenn einer weicht, den halt ich für 'nen Volsker,
Und fühlen soll er meinen Stahl. Römer und Volsker gehn kämpfend ab.
Die Römer werden zurückgeschlagen. Marcius kommt wieder.
Marcius
Die ganze Pest des Südens fall auf euch!
Schandflecke Roms ihr! – Schwär' und Beulen zahllos
Vergiften euch, daß ihr ein Abscheu seid,
Eh noch gesehn, und gegen Windeshauch
Euch ansteckt meilenweit! Ihr Gänseseelen
In menschlicher Gestalt! Vor Sklaven lauft ihr,
Die Affen schlagen würden? Höll und Pluto!
Wund rücklings, Nacken rot, Gesichter bleich
Vor Furcht und Fieberfrost. Kehrt um! Greift an!
Sonst, bei des Himmels Blitz! lass' ich den Feind
Und stürz auf euch. Besinnt euch denn, voran!
Steht, und wir schlagen sie zu ihren Weibern,
Wie sie zu unsern Schanzen uns gefolgt! Ein neuer Angriff, Volsker
und Römer kämpfen. Die Volsker flüchten in die Stadt. Marcius verfolgt
sie. Auf geht das Tor, nun zeigt euch, wackre Helfer!
Für die Verfolger hat's das Glück geöffnet,
Nicht für die Flüchtgen. Nach! und tut wie ich.
(Er stürzt in die Stadt und das Tor wird hinter ihm geschlossen.)
Erster Soldat.
Tolldreist! ich nicht —
Zweiter Soldat.
Noch ich.
Dritter Soldat.
Da seht! sie haben
Ihn eingesperrt.
Alle
Nun geht er drauf, das glaubt nur.
(Titus Lartius tritt auf.)
Titus
Was ward aus Marcius?
Alle
Tot, Herr, ganz gewiß.
Erster Soldat.
Den Flüchtgen folgt' er auf den Fersen nach
Und mit hinein; sie Augenblicks die Tore
Nun zugesperrt: drin ist er, ganz allein,
Der ganzen Stadt zu trotzen.
Titus
Edler Freund!
Du, fühlend kühner als dein fühllos Schwert,
Feststehend, wenn dies beugt, verloren bist du, Marcius!
Der reinste Diamant, so groß wie du,
Wär nicht ein solch Juwel; du warst ein Krieger
Nach Catos Sinn, nicht wild und fürchterlich
In Streichen nur; nein, deinem grimmen Blick
Und deiner Stimme donnergleichem Schmettern
Erbebten deine Feind', als ob die Welt
Im Fieber zitterte. Marcius kommt zurück, blutend, von den Feinden verfolgt.
Erster Soldat.
Seht, Herr!
Titus
O! da ist Marcius!
Laßt uns ihn retten, oder mit ihm fallen.
(Gefecht. Alle dringen in die Stadt.)
Fünfte Szene
In Corioli, eine Straße Römer kommen mit Beute
Erster Römer
Das will ich mit nach Rom nehmen.
Zweiter Römer
Und ich dies.
Dritter Römer
Hol's der Henker! ich hielt das für Silber. Marcius und Titus treten auf mit einem Trompeter.
Marcius
Seht diese Trödler, die die Stunden schätzen
Nach rostgen Drachmen. Kissen, bleierne Löffel,
Blechstückchen, Wämser, die der Henker selbst
Verscharrte mit dem Leichnam, stiehlt die Brut,
Eh noch die Schlacht zu Ende. – Haut sie nieder! —
O, hört des Feldherrn Schlachtruf! Fort zu ihm!
Dort kämpft, den meine Seele haßt, Aufidius,
Und mordet unsre Römer. Drum, mein Titus,
Nimm eine Anzahl Volks, die Stadt zu halten;
Mit denen, die der Mut befeuert, eil ich,
Cominius beizustehn.
Titus
Du blutest, edler Freund!
Die Arbeit war zu schwer, sie zu erneun
In einem zweiten Gang.
Marcius
Herr, rühmt mich nicht.
Dies Werk hat kaum mich warm gemacht. Lebt wohl!
Das Blut, das ich verzapft, ist mehr Arznei
Als mir gefährlich. Vor Aufidius so
Tret ich zum Kampf.
Titus
Fortunas holde Gottheit
Sei jetzt in dich verliebt; ihr starker Zauber
Entwaffne deines Feindes Schwert. O Held!
Dein Knappe sei das Glück!
Marcius
Dein Freund nicht minder,
Als derer, die zuhöchst sie stellt! Leb wohl!
(Geht ab.)
Titus
Ruhmwürdger Marcius! —
Geh du, blas auf dem Marktplatz die Trompete
Und ruf der Stadt Beamte dort zusammen,
Daß sie vernehmen unseren Willen. Fort!
(Ab.)
Sechste Szene
In der Nähe von Cominius' Lager Cominius und sein Heer auf dem Rückzuge
Cominius
Erfrischt euch, Freunde. Gut gekämpft! Wir hielten
Wie Römer uns; nicht tollkühn dreist im Stehn,
Noch feig im Rückzug. Auf mein Wort, ihr Krieger,
Der Angriff wird erneut. Indem wir kämpften,
Erklang, vom Wind geführt, in Zwischenräumen
Der Freunde Schlachtruf. O! ihr Götter Roms!
Führt sie zum Ruhm und Sieg, so wie uns selbst
Daß unsre Heere, lächelnd sich begegnend,
Euch dankbar Opfer bringen.
(Ein Bote tritt auf.)
Deine Botschaft?
Bote
Die Mannschaft von Corioli brach aus
Und fiel den Marcius und den Lartius an.
Ich sah die Unsern zu den Schanzen fliehn,
Da eilt ich fort.
Cominius
Mich dünkt, sprichst du auch wahr,
So sprichst du doch nicht gut. Wie lang ist's her?
Bote
Mehr als 'ne Stunde, Herr.
Cominius
's ist keine Meil, wir hörten noch die Trommeln.
Wie – gingst du eine Stund auf diese Meile?
Und bringst so spät Bericht?
Bote
Der Volsker Späher
Verfolgten mich, so lief ich einen Umweg
Von drei, vier Meilen; sonst bekamt Ihr, Herr,
Vor einer halben Stunde schon die Botschaft.
(Marcius tritt auf.)
Cominius
Doch, wer ist jener,
Der aussieht wie geschunden? O! ihr Götter!
Er trägt des Marcius Bildung, und schon sonst
Hab ich ihn so gesehn.
Marcius
Komm ich zu spät?
Cominius
Der Schäfer unterscheidet nicht so gut
Schalmei und Donner, wie ich Marcius' Stimme
Von jedem schwächern Laut.
Marcius
Komm ich zu spät?
Cominius
Ja, wenn du nicht in fremdem Blut gekleidet,
Im eignen kommst.
Marcius
O! laßt mich Euch umschlingen:
Mit kräftgen Armen, wie als Bräutigam,
Mit freudgem Herzen, wie am Hochzeitstag,
Als Kerzen mir zu Bett geleuchtet.
Cominius
O!
Mein Kriegsheld, wie geht's dem Titus Lartius?
Marcius
Wie einem, der geschäftig Urteil spricht,
Zum Tode den verdammt, den zur Verbannung,
Den frei läßt, den beklagt, dem andern droht.
Er hält Corioli im Namen Roms
So wie ein schmeichelnd Windspiel an der Leine,
Die er nach Willkür löst.
Cominius
Wo ist der Sklav,
Der sprach, sie schlügen Euch zurück ins Lager?
Wo ist er? Ruft ihn her.
Marcius
Nein, laßt ihn nur.
Die Wahrheit sprach er; doch die edlen Herrn,
Das niedre Volk (verdammt: für sie Tribunen!),
Die Maus läuft vor der Katze nicht, wie sie
Vor Schuften rannten, schlechter als sie selbst.
Cominius
Wie aber drangt Ihr durch?
Marcius
Ist zum Erzählen Zeit? Ich denke nicht —
Wo ist der Feind? Seid Ihr des Feldes Herr?
Wo nicht, was ruht Ihr, bis Ihr's seid?
Cominius
O Marcius!
Wir fochten mit Verlust und zogen uns
Zurück, den Vorteil zu erspähn.
Marcius
Wie steht ihr Heer? Wißt Ihr, auf welcher Seite
Die beste Mannschaft ist?
Cominius
Ich glaube, Marcius,
Im Vordertreffen kämpfen die Antiaten,
Ihr bestes Volk; Aufidius führt sie an,
Der ihrer Hoffnung Seel und Herz.
Marcius
Ich bitt dich,
Bei jeder Schlacht, in der vereint wir fochten,
Bei dem vereint vergoßnen Blut, den Schwüren,
Uns ewig treu zu lieben: stell mich grade
Vor die Antiaten und Aufidius hin;
Und säumt nicht länger. Nein, im Augenblick
Erfülle Speer- und Schwertgetön die Luft,
Und proben wir die Stunde.
Cominius
Wünscht ich gleich,
Du würdest in ein laues Bad geführt,
Dir Balsam aufgelegt: doch wag ich nie
Dir etwas zu verweigern. Wähl dir selbst
Für diesen Kampf die Besten.
Marcius
Das sind nur
Die Willigsten. Ist irgendeiner hier
(Und Sünde wär's, zu zweifeln), dem die Schminke
Gefällt, mit der er hier mich sieht gemalt,
Der üblen Ruf mehr fürchtet als den Tod,
Und schön zu sterben wählt statt schlechten Lebens,
Sein Vaterland mehr als sich selber liebt:
Wer so gesinnt, ob einer oder viele,
Der schwing die Hand, um mir sein Ja zu sagen,
Und folge Marcius.
(Alle jauchzen, schwingen die Schwerter, drängen sich um ihn und heben ihn auf ihren Armen empor.)
Wie? Alle eins? Macht ihr ein Schwert aus mir?
Ist dies kein äußrer Schein, wer von euch allen
Ist nicht vier Volsker wert? Ein jeder kann
Aufidius einen Schild entgegentragen,
So hart wie seiner. Eine Anzahl nur,
Dank ich schon allen, wähl ich: und den andern
Spar ich die Arbeit für den nächsten Kampf,
Wie er sich bieten mag. Voran, ihr Freunde!
Vier meiner Leute mögen die erwählen,
Die mir am liebsten folgen.
Cominius. Kommt, Gefährten,
Beweist, daß ihr nicht prahltet, und ihr sollt
Uns gleich in allem sein.
(Alle ab.)
Siebente Szene
Das Tor vor Corioli Titus Lartius, eine Besatzung in Corioli zurücklassend, geht dem Marcius und Cominius mit Trommeln und Trompeten entgegen, ihm folgt ein Anführer mit Kriegern
Titus
Besetzt die Tore wohl, tut eure Pflicht,
Wie ich's euch vorschrieb. Send ich, schickt zur Hilfe
Uns die Zenturien nach; der Rest genügt
Für kurze Deckung. Geht die Schlacht verloren,
So bleibt die Stadt uns doch nicht.
Anführer
Traut auf uns.
Titus
Fort! und verschließet hinter uns die Tore.
Du, Bote, komm; führ uns ins römsche Lager.
(Alle ab.)
Achte Szene
Schlachtfeld Kriegsgeschrei, Marcius und Aufidius, die einander begegnen
Marcius
Mit dir nur will ich kämpfen! denn dich haß ich
Mehr als den Meineid.
Aufidius
Ja, so haß ich dich.
Mir ist kein Drache Afrikas so greulich
Und giftig wie dein Ruhm. Setz deinen Fuß.
Marcius
Wer weicht, soll sterben als des andern Sklave,
Dann richten ihn die Götter.
Aufidius
Flieh ich, Marcius,
So hetz mich gleich dem Hasen.
Marcius
Noch vor drei Stunden, Tullus,
Focht ich allein in Eurer Stadt Corioli
Und hauste ganz nach Willkür. Nicht mein Blut
Hat so mich übertüncht; drum spann die Kraft
Aufs höchste, dich zu rächen!
Aufidius
Wärst du Hektor,
Die Geißel eurer prahlerischen Ahnen,
Du kamst mir nicht von hier.
(Sie fechten; einige Volsker kommen dem Aufidius zu Hilfe.)
Dienstwillig und nicht tapfer! Ihr beschimpft mich
Durch so verhaßten Beistand.
(Alle fechtend ab.)
Neunte Szene
Das römische Lager Man bläst zum Rückzug; Trompeten. Von einer Seite tritt auf Cominius mit seinem Heer, von der andern Marcius, den Arm in der Binde, und andre Römer
Cominius
Erzählt ich dir dein Werk des heutgen Tages,
Du glaubtest nicht dein Tun; doch will ich's melden,
Wo Senatoren Trän' und Lächeln mischen,
Wo die Patrizier horchen und erbeben,
Zuletzt bewundern; wo sich Fraun entsetzen
Und, froh erschreckt, mehr hören; wo der plumpe
Tribun, der, dem Plebejer gleich, dich haßt,
Ausruft, dem eignen Groll zum Trotz: "Dank, Götter,
Daß unserm Rom ihr solche Helden schenktet!"
Doch kamst du nur zum Nachtisch dieses Festes,
Vorher schon voll gesättigt. Titus Lartius kommt mit seinen Kriegern.
Titus
O mein Feldherr!
Hier ist das Streitroß, wir sind das Geschirr.
Hättst du gesehn —
Marcius
Still, bitt ich. Meine Mutter,
Die einen Freibrief hat, ihr Blut zu preisen,
Kränkt mich, wenn sie mich rühmt. Ich tat ja nur,
Was ihr: das ist, soviel ich kann, erregt,
Wie ihr es waret, für mein Vaterland.
Wer heut den guten Willen nur erfüllte,
Hat meine Taten überholt.
Cominius
Nicht darfst du
Das Grab sein deines Werts. Rom muß erkennen,
Wie köstlich sein Besitz. Es wär ein Hehl,
Ärger als Raub, nicht minder als Verleumdung,
Zu decken deine Tat, von dem zu schweigen,
Was durch des Preises höchsten Flug erhoben,
Bescheiden noch sich zeigt. Drum bitt ich dich,
Zum Zeichen, was du bist, und nicht als Lohn
Für all dein Tun, laß vor dem Heer mich reden.
Marcius
Ich hab so Wunden hier und da, die schmerzt es,
Sich so erwähnt zu hören.
Cominius
Geschäh's nicht,
Der Undank müßte sie zum Schwären bringen
Und bis zum Tod verpesten. Von den Pferden
(Wir fingen viel und treffliche) und allen
Den Schätzen, in der Stadt, im Feld erbeutet,
Sei dir der zehnte Teil; ihn auszusuchen
Noch vor der allgemeinen Teilung, ganz
Nach deiner eignen Wahl.
Marcius
Ich dank dir, Feldherr;
Doch sträubt mein Herz sich, einen Lohn zu nehmen
Als Zahlung meines Schwerts. Ich schlag es aus
Und will nur soviel aus gemeiner Teilung,
Wie alle, die nur ansahn, was geschah.
(Ein langer Trompetenstoß. Alle rufen "Marcius! Marcius!", werfen Mützen und Speere in die Höhe.)
Daß die Drommeten, die ihr so entweiht,
Nie wieder tönen! Wenn Posaun und Trommel
Im Lager Schmeichler sind, mag Hof und Stadt
Ganz Lüge sein und Gleisnerei. Wird Stahl
Weich wie Schmarotzerseide, bleibe Erz
Kein Schirm im Kriege mehr! Genug, sag ich. —
Weil ich die blutge Nase mir nicht wusch
Und einen Schwächling niederwarf, was mancher
Hier unbemerkt getan, schreit ihr mich aus
Mit übertriebnem, unverständgem Zuruf,
Als säh ich gern mein kleines Selbst gefüttert
Mit Lob, gewürzt durch Lügen.
Cominius
Zu bescheiden!
Ihr seid mehr grausam eignem Ruhm, als dankbar
Uns, die ihn redlich spenden; drum erlaubt:
Wenn gegen Euch Ihr wütet, legen wir
(Wie einem, der sich schadet) Euch in Fesseln
Und sprechen sichrer dann. Drum sei es kund
Wie uns der ganzen Welt, daß Cajus Marcius
Des Krieges Kranz erwarb. Und des zum Zeichen
Nehm er mein edles Roß, bekannt dem Lager,
Mit allem Schmuck; und heiß er von heut an,
Für das, was vor Corioli er tat,
Mit vollem Beifallsruf des ganzen Heeres:
Cajus Marcius Coriolanus. – Führe
Den zugefügten Namen allzeit edel!
(Trompetenstoß.)
Alle
Cajus Marcius Coriolanus!
Coriolanus
Ich geh, um mich zu waschen;
Und ist mein Antlitz rein, so könnt Ihr sehn,
Ob ich erröte. Wie's auch sei, ich dank Euch —
Ich denk Eur Pferd zu reiten und allzeit
Mich wert des edlen Namensschmucks zu zeigen,
Nach meiner besten Kraft.
Cominius
Nun zu den Zelten,
Wo, eh wir noch geruht, wir schreiben wollen
Nach Rom von unserm Glück. Ihr, Titus Lartius,
Müßt nach Corioli. Schickt uns nach Rom
Die Besten, daß wir dort mit ihnen handeln
Um ihr und unser Wohl.
Titus
Ich tu es, Feldherr.
Coriolanus
Die Götter spotten mein. Kaum schlug ich aus
Höchst fürstliche Geschenk' und muß nun betteln
Bei meinem Feldherrn.
Cominius
Was es sei: gewährt.
Coriolanus
Ich wohnt einmal hier in Corioli
Bei einem armen Mann, er war mir freundlich;
Er rief mich an: ich sah ihn als Gefangnen;
Doch da hatt ich Aufidius im Gesicht,
Und Wut besiegte Mitleid. Gebt, ich bitt Euch,
Frei meinen armen Wirt.
Cominius
O schöne Bitte!
Wär er der Schlächter meines Sohns, er sollte
Frei sein, so wie der Wind. Entlaßt ihn, Titus.
Titus
Marcius, sein Nam?
Coriolanus
Bei Jupiter! Vergessen —
Ich bin erschöpft. – Ja – mein Gedächtnis schwindet.
Ist hier nicht Wein?
Cominius
Gehn wir zu unsern Zelten.
Das Blut auf Eurem Antlitz trocknet. Schnell
Müßt Ihr verbunden werden. Kommt.
(Alle ab.)
Zehnte Szene
Das Lager der Volsker Trompetenstoß.
Tullus Aufidius tritt auf, blutend, Zwei Krieger mit ihm
Aufidius
Die Stadt ist eingenommen.
Erster Krieger
Sie geben auf Bedingung sie zurück.
Aufidius
Bedingung! —
Ich wollt, ich wär ein Römer, denn als Volsker
Kann ich nicht sein das, was ich bin. – Bedingung! —
Was für Bedingung kann wohl der erwarten,
Der sich auf Gnad ergab? Marcius, fünfmal
Focht ich mit dir, so oft auch schlugst du mich,
Und wirst es, denk ich, träfen wir uns auch,
So oft wir speisen. – Bei den Elementen!
Wenn ich je wieder, Bart an Bart, ihm stehe,
Muß ich ihn ganz, muß er mich ganz vernichten;
Nicht mehr, wie sonst, ist ehrenvoll mein Neid;
Denn, dacht ich ihn mit gleicher Kraft zu tilgen
Ehrlich im Kampf, hau ich ihn jetzt, wie's kommt;
Wut oder List vernicht ihn.
Erster Krieger. 's ist der Teufel.
Aufidius
Kühner, doch nicht so schlau. Vergiftet ist
Mein Mut, weil er von ihm den Flecken duldet,
Verleugnet eignen Wert. Nicht Schlaf noch Tempel,
Ob nackt, ob krank; nicht Kapitol noch Altar,
Der Priester Beten, noch des Opfers Stunde,
Vor denen jede Wut sich legt, erheben
Ihr abgenutztes Vorrecht gegen mich
Und meinen Haß auf ihn. Wo ich ihn finde,
Daheim, in meines Bruders Schutz, selbst da,
Dem gastlichen Gebot zuwider, wusch ich
Die wilde Hand in seinem Herzblut. Geht —
Erforscht, wie man die Stadt bewahrt, und wer
Als Geisel muß nach Rom.
Erster Krieger
Wollt Ihr nicht gehn?
Aufidius
Man wartet meiner im Zypressenwald,
Südwärts der Mühlen; dahin bringt mir Nachricht,
Wie die Welt geht, daß ich nach ihrem Schritt
Ansporne meinen Lauf.
Erster Krieger
Das will ich, Herr.
(Alle ab.)
Zweiter Aufzug
Erste Szene
Rom, ein öffentlicher Platz Es treten auf Menenius, Sicinius und Brutus
Menenius
Der Augur sagte mir, wir würden heut Nachricht erhalten.
Brutus
Gute oder schlimme?
Menenius
Nicht nach dem Wunsch des Volks; denn sie lieben den Marcius nicht.
Sicinius
Natur lehrt die Tiere selbst ihre Freunde kennen.
Menenius
Sagt mir: Wen liebt der Wolf?
Sicinius
Das Lamm.
Menenius
Es zu verschlingen, wie die hungrigen Plebejer den edlen Marcius möchten.
Brutus
Nun, der ist wahrhaftig ein Lamm, das wie ein Bär blökt.
Menenius
Er ist wahrhaftig ein Bär, der wie ein Lamm lebt. – Ihr seid zwei alte Männer: sagt mir nur eins, was ich euch fragen will.
Brutus
Gut, Herr.
Menenius
In welchem Unfug ist Marcius arm, in welchem ihr beide nicht reich seid?
Brutus
Er ist nicht arm an irgendeinem Fehler, sondern mit allen ausgestattet.
Sicinius
Vorzüglich mit Stolz.
Brutus
Und im Prahlen übertrifft er jeden andern.
Menenius
Das ist doch seltsam! Wißt ihr beide wohl, wie ihr in der Stadt
beurteilt werdet? Ich meine, von uns, aus den höheren Ständen.
Wißt ihr?
Brutus
Nun, wie werden wir denn beurteilt?
Menenius
Weil ihr doch eben vom Stolz sprachet – wollt ihr nicht böse werden?
Brutus
Nur weiter, Herr, weiter.
Menenius
Nun, es ist auch gleichgültig; denn ein sehr kleiner Dieb von
Gelegenheit raubt euch wohl einen sehr großen Vorrat von Geduld.
Laßt eurer Gemütsart den Zügel schießen und werdet böse, soviel
ihr Lust habt; wenigstens, wenn es euch Vergnügen macht, es zu sein.
Ihr tadelt Marcius wegen seines Stolzes?
Brutus
Wir tun es nicht allein, Herr.
Menenius
Das weiß ich wohl. Ihr könnt sehr wenig allein tun; denn eurer Helfer sind viele, sonst würden auch eure Taten außerordentlich einfältig herauskommen; eure Fähigkeiten sind allzu kindermäßig, um vieles allein zu tun. Ihr sprecht von Stolz. – O! könntet ihr den Sack auf eurem Rücken sehn und eine glückliche Überschau eures eignen edlen Selbst anstellen. – O! könntet ihr das! —
Brutus
Und was dann?
Menenius
Ei! dann entdecktet ihr ein paar so verdienstlose, stolze, gewaltsame, hartköpfige Magistratspersonen (alias Narren), als nur irgendwelche in Rom.
Sicinius
Menenius, Ihr seid auch bekannt genug.
Menenius
Ich bin bekannt als ein lustiger Patrizier und einer, der einen Becher heißen Weins liebt, mit keinem Tropfen Tiberwasser gemischt. Man sagt, ich sei etwas schwach darin, immer den ersten Kläger zu begünstigen; hastig und entzündbar bei zu kleinen Veranlassungen; einer, der mit dem Hinterteil der Nacht mehr Verkehr hat als mit der Stirn des Morgens. Was ich denke, sag ich, und verbrauche meine Bosheit in meinem Atem. Wenn ich zwei solchen Staatsmännern begegne, wie ihr seid (Lykurgusse kann ich euch nimmermehr nennen), und das Getränk, das ihr mir bietet, meinem Gaumen widerwärtig schmeckt, so mache ich ein krauses Gesicht dazu. Ich kann nicht sagen: "Euer Edlen haben die Sache sehr gut vorgetragen", wenn ich den Esel aus jedem eurer Worte herausgucken sehe; und obwohl ich mit denen Geduld haben muß, welche sagen, ihr seid ehrwürdige, ernste Männer, so lügen doch die ganz abscheulich, welche behaupten, ihr hättet gute Gesichter. Wenn ihr dies auf der Landkarte meines Mikrokosmus entdeckt, folgt daraus, daß ich auch bekannt genug bin? Welch Unheil lesen eure blinden Scharfsichtigkeiten aus diesem Charakter heraus, um sagen zu können, daß ich auch bekannt genug bin?
Brutus
Geht, Herr, geht! Wir kennen Euch gut genug.
Menenius
Ihr kennt weder mich, euch selbst, noch irgend etwas. Ihr seid nach der armen Schelmen Mützen und Kratzfüßen ehrgeizig. Ihr bringt einen ganzen, ausgeschlagenen Vormittag damit zu, einen Zank zwischen einem Pomeranzenweibe und einem Kneipschenken abzuhören, und vertagt dann die Streitfrage über drei Pfennig auf den nächsten Gerichtstag. Wenn ihr das Verhör über irgendeine Angelegenheit zwischen zwei Parteien habt, und es trifft sich, daß ihr von der Kolik gezwickt werdet, so macht ihr Gesichter wie die Possenreißer; steckt die blutige Fahne gegen alle Geduld auf und verlaßt, nach einem Nachttopf brüllend, den Prozeß blutend, nur noch verwickelter durch euer Verhör. Ihr stiftet keinen andern Frieden in dem Handel, als daß ihr beide Parteien Schurken nennt. Ihr seid ein paar seltsame Kreaturen!
Brutus
Geht, geht! man weiß recht gut von Euch, daß Ihr ein beßrer Spaßmacher bei der Tafel seid als ein unentbehrlicher Beisitzer auf dem Kapitol.
Menenius
Selbst unsre Priester müssen Spötter werden, wenn ihnen so lächerliche Geschöpfe aufstoßen wie ihr. Wenn ihr auch am zweckmäßigsten sprecht, so ist es doch das Wackeln eurer Bärte nicht wert; und für eure Bärte wäre es ein zu ehrenvolles Grab, das Kissen eines Flickschneiders zu stopfen oder in eines Esels Packsattel eingesargt zu werden. Und doch müßt ihr sagen: "Marcius ist stolz!" der, billig gerechnet, mehr wert ist als alle eure Vorfahren seit Deukalion; wenn auch vielleicht einige der Besten von ihnen erbliche Henkersknechte waren. Ich wünsch Euer Gnaden einen guten Abend; längere Unterhaltung mit euch würde mein Gehirn anstecken, denn ihr seid ja die Hirten des Plebejerviehes. Ich bin so dreist, mich von euch zu beurlauben. Brutus und Sicinius ziehen sich in den Hintergrund zurück. Volumnia, Virgilia und Valeria kommen. Wie geht's, meine ebenso schönen als ehrenwerten Damen? Luna selbst, wandelte sie auf Erden, wäre nicht edler. Wohin folgt ihr euren Augen so schnell?
Volumnia
Ehrenwerter Menenius, mein Sohn Marcius kommt. Um der Juno willen, halt uns nicht auf.
Menenius
Wie! Marcius kommt zurück?
Volumnia
Ja, teurer Menenius, und mit der herrlichsten Auszeichnung.
Menenius
Da hast du meine Mütze, Jupiter, und meinen Dank. Ha! Marcius kommt!
Beide Frauen
Ja, es ist wahr.
Volumnia
Seht, hier ist ein Brief von ihm; der Senat hat auch einen, seine Frau einen, und ich glaube, zu Hause ist noch einer für Euch.
Menenius
Mein ganzes Haus muß heut nacht herumtanzen. Ein Brief an mich?
Virgilia
Ja, gewiß, es ist ein Brief für Euch da, ich habe ihn gesehn.
Menenius
Ein Brief an mich! Das macht mich für sieben Jahre gesund; in der ganzen Zeit
will ich dem Arzt ein Gesicht ziehen. Das herrlichste Rezept im Galen ist nur
Quacksalbsudelei und gegen dies Bewahrungsmittel nicht besser als ein
Pferdetrank. Ist er nicht verwundet? Sonst pflegte er verwundet zurückzukommen.
Virgilia
O! nein, nein, nein!
Volumnia
O, er ist verwundet, ich danke den Göttern dafür.
Menenius
Das tue ich auch, wenn es nicht zu arg ist. Bringt er Sieg in der Tasche mit?
– Die Wunden stehn ihm gut.
Volumnia
Auf der Stirn, Menenius. Er kommt zum drittenmal mit dem Eichenkranz heim.
Menenius
Hat er den Aufidius tüchtig in die Lehre genommen?
Volumnia
Titus Lartius schrieb: "Sie fochten miteinander, aber Aufidius entkam."
Menenius
Und es war Zeit für ihn, das kann ich ihm versichern. Hätte er ihm standgehalten, so hätte ich nicht mögen so gefidiust werden für alle Kisten in Corioli und das Gold, das in ihnen ist. Ist das dem Senat gemeldet?
Volumnia
Liebe Frauen, laßt uns gehn. – Ja, ja, ja! – Der Senat hat Briefe vom
Feldherrn, der meinem Sohn allein den Ruhm dieses Krieges zugesteht.
Er hat in diesem Feldzuge alle seine frühern Taten übertroffen.
Valeria
Gewiß, es werden wunderbare Dinge von ihm erzählt.
Menenius
Wunderbar? Ja, ich stehe Euch dafür, nicht ohne sein wahres Verdienst.
Virgilia
Geben die Götter, daß sie wahr seien!
Volumnia
Wahr! Pah!
Menenius
Wahr? Ich schwöre, daß sie wahr sind. – Wo ist er verwundet?
(Zu den Tribunen.) Gott schütze Euer liebwertesten Gnaden, Marcius kommt
nach Hause und hat nun noch mehr Ursach, stolz zu sein. – Wo ist er verwundet?
Volumnia
In der Schulter und am linken Arm. Das wird große Narben geben, sie dem
Volk zu zeigen, wenn er um seine Stelle sich bewirbt. Als Tarquin
zurückgeschlagen wurde, bekam er sieben Wunden an seinem Leib.
Menenius
Eine im Nacken und zwei im Schenkel, es sind neun, soviel ich weiß.
Volumnia
Vor diesem letzten Feldzuge hatte er fünfundzwanzig Wunden.
Menenius
Nun sind es siebenundzwanzig, und jeder Riß war eines Feindes Grab.
(Trompeten und Freudengeschrei.)
Hört die Trompeten!
Volumnia
Sie sind des Marcius Führer! Vor sich trägt er
Gejauchz der Lust, läßt Tränen hinter sich.
Der finstre Tod liegt ihm im nervgen Arm;
Erhebt er ihn, so stürzt der Feinde Schwarm. Trompeten.
Es treten auf Cominius und Titus Lartius, zwischen ihnen Coriolanus
mit einem Eichenkranz geschmückt, Anführer, Krieger, ein Herold.
Herold
Kund sei dir, Rom, daß Marcius ganz allein
Focht in Corioli und mit Ruhm erwarb
Zu Cajus Marcius einen Namen: diesen
Folgt ruhmvoll: Cajus Marcius Coriolanus.
Gegrüßt in Rom, berühmter Coriolanus!
(Trompeten.)
Alle
Gegrüßt in Rom, berühmter Coriolanus!
Coriolanus
Laßt's nun genug sein, denn es kränkt mein Herz.
Genug, ich bitte!
Cominius
Sieh, Freund, deine Mutter.
Coriolanus
O!
Ich weiß, zu allen Göttern flehtest du
Für mein Gelingen.
(Er kniet vor ihr nieder.)
Volumnia
Nein; auf, mein wackrer Krieger,
Mein edler Marcius, würdger Cajus, und
Durch taterkaufte Ehren neu benannt;
Wie war's doch? Coriolan muß ich dich nennen?
Doch sieh, dein Weib.
Coriolanus
Mein lieblich Schweigen, Heil!
Hättst du gelacht, käm auf der Bahr ich heim,
Da weinend meinen Sieg du schaust? O, Liebe!
So in Corioli sind der Witwen Augen,
Der Mütter, Söhne klagend.
Menenius
Die Götter krönen dich!
Coriolanus
Ei, lebst du noch? (Zu Valeria.) O! edle Frau, verzeiht!
Volumnia
Wohin nur wend ich mich? Willkommen heim!
Willkommen, Feldherr! Alle sind willkommen!
Menenius
Willkommen tausendmal. Ich könnte weinen
Und lachen; ich bin leicht und schwer. Willkommen!
Es treff ein Fluch im tiefsten Herzen den,
Der nicht mit Freuden dich erblickt. Euch drei
Sollt Rom vergöttern. – Doch, auf Treu und Glauben,
Holzäpfel, alte, stehn noch hier, die niemals
Durch Pfropfen sich veredeln. Heil euch, Krieger!
Die Nessel nennen wir nur Nessel, und
Der Narren Fehler Narrheit.
Cominius
Stets der Alte!
Coriolanus
Immer Menenius, immer.
Herold
Platz da! Weiter!
Coriolanus (zu Frau und Mutter)
Deine Hand, und deine,
Eh noch mein eignes Haus mein Haupt beschattet,
Besuch ich erst die trefflichen Patrizier,
Von denen ich nicht Grüße nur empfing,
Auch mannigfache Ehren.
Volumnia
Ich erlebt es,
Erfüllt zu sehn den allerhöchsten Wunsch,
Den kühnsten Bau der Einbildung. Nur eins
Fehlt noch, und das, ich zweifle nicht,
Wird unser Rom dir schenken.
Coriolanus
Gute Mutter,
Ich bin auf meine Art ihr Sklave lieber,
Als auf die ihrige mit ihnen Herrscher.
Cominius
Zum Kapitol.
(Trompeten, Hörner. Sie gehn alle im feierlichen Zuge ab, wie sie kamen. Die Tribunen bleiben.)
Brutus
Von ihm spricht jeder Mund; das blöde Auge
Trägt Brillen, ihn zu sehn. Die Amme, schwatzend
Läßt ihren Säugling sich in Krämpfe schrein,
Von ihm herplappernd. Seht, die Küchenmagd
Knüpft um den rauchgen Hals ihr bestes Leinen,
Die Wand erkletternd; Buden, Bänk und Fenster
Gefüllt; das Dach besetzt, der First beritten
Mit vielerlei Gestaltung: alle einig
In Gier, nur ihn zu schaun. Es drängen sich
Fast nie gesehne Priester durch den Schwarm
Und stoßen, um beim Pöbel Platz zu finden;
Verhüllte Fraun ergeben Weiß und Rot
Auf zartgeschonter Wang dem wilden Raub
Von Phöbus' Feuerküssen. Solch ein Wirrwarr,
Als wenn ein fremder Gott, der mit ihm ist,
Sich still in seine Menschenform geschlichen
Und ihm der Anmut Zauber mitgeteilt.
Sicinius
Im Umsehn, glaub mir, wird er Konsul sein.
Brutus
Dann schlafe unser Amt, solang er herrscht.
Sicinius
Er kann nicht mäßgen Schritts die Würden tragen
Vom Anfang bis zum Ziel; er wird vielmehr
Verlieren den Gewinn.
Brutus
Das ist noch Trost.
Sicinius
O, zweifelt nicht: das Volk, für das wir stehn,
Vergißt, nach angebornen Bosheit, leicht
Auf kleinsten Anlaß diesen neuen Glanz;
Und daß er Anlaß gibt, ist so gewiß,
Als ihn sein Hochmut spornt.
Brutus
Ich hört ihn schwören,
Würb er um's Konsulat, so wollt er nicht
Erscheinen auf dem Marktplatz, noch sich hüllen
Ins abgetragne, schlichte Kleid der Demut;
Noch, wie die Sitt ist, seine Wunden zeigend
Dem Volk, um ihren übeln Atem betteln.
Sicinius
Gut!
Brutus
So war sein Wort. Eh gibt er's auf, als daß
Er's nimmt, wenn nicht der Adel ganz allein
Es durchsetzt mit den Vätern.
Sicinius
Höchst erwünscht!
Bleib er nur bei dem Vorsatz und erfüll ihn,
Kommt's zur Entscheidung.
Brutus
Glaubt's, er wird es tun.
Sicinius
Dann bringt es ihm, wie's unser Vorteil heischt,
Den sichern Untergang.
Brutus
Der muß erfolgen,
Sonst fallen wir. Zu diesem Endzweck denn
Bereden wir das Volk, daß er sie stets
Gehaßt; und, hätt er Macht, zu Eseln sie
Umschafft', verstummen hieße ihre Sprecher
Und ihre Freiheit bräche, schätze sie,
In Fähigkeit des Geists und Kraft zu handeln,
Von nicht mehr Seel und Nutzen für die Welt
Als das Kamel im Krieg, das nur sein Futter
Erhält, um Last zu tragen; herbe Schläge,
Wenn's unter ihr erliegt.
Sicinius
Dies eingeblasen,
Wenn seine Frechheit einst im höchsten Flug
Das Volk erreicht (woran's nicht fehlen wird,
Bringt man ihn auf, und das ist leichter noch
Als Hund auf Schafe hetzen), wird zur Glut,
Ihr dürr Gestrüpp zu zünden, dessen Dampf
Ihn schwärzen wird auf ewig.
(Ein Bote tritt auf.)
Brutus
Nun, was gibt's?
Bote
Ihr seid aufs Kapitol geladen. Sicher
Glaubt man, daß Marcius Konsul wird. Ich sah
Die Stummen drängen, ihn zu sehn, die Blinden,
Ihn zu vernehmen, Frauen warfen Handschuh',
Jungfraun und Mädchen Bänder hin und Tücher,
Wo er vorbeiging; die Patrizier neigten
Wie vor des Jovis Bild. Das Volk erregte
Mit Schrein und Mützenwerfen Donnerschauer.
So etwas sah ich nie.
Brutus
Zum Kapitol!
Habt Ohr und Auge, wie's die Zeit erheischt,
Und Herz für die Entscheidung —
Sicinius
Nehmt mich mit.
(Alle ab.)