Kitabı oku: «Coriolanus», sayfa 4
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Dritter Aufzug
Erste Szene
Rom. Eine Straße Hörner.
Es treten auf Coriolanus, Menenius, Cominius, Titus Lartius, Senatoren und Patrizier
Coriolanus
Tullus Aufidius drohte denn von neuem?
Titus
Er tat's; und das war auch die Ursach, schneller
Den Frieden abzuschließen.
Coriolanus
So stehn die Volsker, wie sie früher standen,
Bereit, wenn sich der Anlaß beut, uns wieder
Zu überziehn.
Cominius
Sie sind so matt, o Konsul!
Daß wir wohl kaum in unserm Lebensalter
Ihr Banner fliegen sehn.
Coriolanus
Saht ihr Aufidius?
Titus
Ich gab ihm Sicherheit; er kam und fluchte
Ergrimmt den Volskern, die so niederträchtig
Die Stadt geräumt. Er lebt in Antium jetzt.
Coriolanus
Sprach er von mir?
Titus
Das tat er, Freund.
Coriolanus
Wie? Was?
Titus
Wie oft er, Schwert an Schwert, Euch angerannt;
Daß er von allen Dingen auf der Welt
Euch haß zumeist; sein Gut woll er verpfänden
Ohn Hoffnung des Ersatzes, könn er nur
Eur Sieger heißen.
Coriolanus
Dort in Antium lebt er?
Titus
In Antium.
Coriolanus
O! hätt ich Ursach, dort ihn aufzusuchen,
Zu trotzen seinem Haß! Willkommen hier!
(Sicinius und Brutus treten auf.)
Ha! seht, das da sind unsre Volkstribunen,
Zungen des großen Mundes; mir verächtlich,
Weil sie ihrer Amtsgewalt sich brüsten,
Mehr als der Adel dulden kann.
Sicinius
Nicht weiter!
Coriolanus
Ha! was ist das?
Brutus
Es ist gefährlich, geht Ihr —
Zurück!
Coriolanus
Woher der Wechsel?
Menenius
Was geschah?
Cominius
Ward er vom Adel nicht und Volk bestätigt?
Brutus
Cominius, nein!
Coriolanus
Hatt ich von Kindern Stimmen?
Erster Senator
Macht Platz, Tribunen, er soll auf den Markt.
Brutus
Das Volk ist gegen ihn empört.
Sicinius
Halt ein!
Sonst Unheil überall.
Coriolanus
Dies eure Herde?
Die müssen Stimmen haben, jetzt zum Ja
Und gleich zum Nein? – Und ihr, was schafft denn ihr?
Seid ihr das Maul, regiert nicht ihre Zähne?
Habt ihr sie nicht gehetzt?
Menenius
Seid ruhig, ruhig!
Coriolanus
Das ist nur ein Komplott und abgekartet,
Um die Gewalt des Adels zu zerbrechen.
Duldet's – und lebt mit Volk, das nicht kann herrschen
Und nicht beherrscht sein.
Brutus
Nennt es nicht Komplott.
Das Volk schreit, ihr verhöhntet es, und neulich,
Als Korn umsonst verteilt ward, murrtet Ihr,
Schmähtet die Volkesfreunde, schaltet sie
Des Adels Feinde, Schmeichler, Zeitendiener.
Coriolanus
Nun, dies war längst bekannt.
Brutus
Allein nicht allen.
Coriolanus
Gabt ihr die Weisung ihnen jetzt?
Brutus
Ich, Weisung?
Coriolanus
Solch Tun sieht Euch schon ähnlich.
Brutus
Nicht unähnlich,
Und jedenfalls doch besser als das Eure.
Coriolanus
Warum denn ward ich Konsul? Ha! beim Himmel!
Nichtswürdig will ich sein wie ihr, dann macht mich
Zu euerm Mittribun.
Sicinius
Zuviel schon tut Ihr
Zur Aufreizung des Volks. Wollt Ihr die Bahn,
Die Ihr begannt, vollenden, sucht den Weg,
Den Ihr verloren habt, mit sanfterm Geist.
Sonst könnt Ihr nimmermehr als Konsul herrschen,
Noch als Tribun zur Seit ihm stehn.
Menenius
Nur ruhig!
Cominius
Man täuscht das Volk, verhetzt es. – Solche Falschheit
Ziemt Römern nicht. Verdient hat Coriolan
Nicht, daß man ehrlos diesen Stein ihm lege
In seine Ehrenbahn.
Coriolanus
Vom Korn mir sprechen?
Dies war mein Wort, und ich will's wiederholen.
Menenius
Nicht jetzt, nicht jetzt!
Erster Senator
Nicht jetzt in dieser Hitze.
Coriolanus
Bei meinem Leben! jetzt laßt mich gewähren,
Ihr Freunde! Ihr vom Adel!
Fest schau die schmutzge wankelmütge Menge
Mich an, der ich nicht schmeichle, und bespiegle
Sich selbst in mir. – Ich sag es wiederum:
Wir ziehn, sie hätschelnd, gegen den Senat
Unkraut der Rebellion, Frechheit, Empörung,
Wofür wir selbst gepflügt, den Samen streuten,
Da wir mit uns, der edlern Zahl, sie mengten,
Die keine andre Macht und Tugend missen,
Als die sie selbst an Bettler weggeschenkt.
Menenius
Nun gut, nichts mehr!
Erster Senator
Kein Wort mehr, laßt Euch bitten!
Coriolanus
Wie? nicht mehr?
Hab ich mein Blut fürs Vaterland vergossen,
Furchtlos dem fremden Dräun, so soll die Brust
Laut schelten, bis sie bricht auf diesen Aussatz,
Vor dessen Pest wir graun, und tun doch alles,
Um von ihm angesteckt zu sein.
Brutus
Ihr sprecht vom Volk
Als wäret Ihr ein Gott, gesandt zu strafen,
Und nicht ein Mensch, so schwach wie sie.
Sicinius
Gut wär es,
Wir sagten dies dem Volk.
Menenius
Wie! seinen Zorn?
Coriolanus
Zorn!
Wär ich so sanft wie mitternächtger Schlaf,
Beim Jupiter! dies wäre meine Meinung.
Sicinius
Und diese Meinung
Soll bleiben in sich selbst verschloßnes Gift,
Nicht andre mehr vergiften noch.
Coriolanus
Soll bleiben?
Hört ihr der Gründlinge Triton? Bemerkt ihr
Sein herrschend "Soll"?
Cominius. 's war ungesetzlich.
Coriolanus
Soll!
Du guter, aber höchst unkluger Adel!
Ehrbare, doch achtlose Senatoren!
Wie gebt ihr so der Hydra nach, zu wählen
Den Diener, der mit eigenmächtgem "Soll"
(Er nur Trompet und Klang des Ungeheuers),
Frech euern Strom in sumpfgen Teich will leiten
Und eure Macht auf sich. – Hat er Gewalt,
Neigt euch als blödgesinnt; wenn keine, weckt
Die Langmut, die Gefahr bringt. Seid ihr weise,
Gleicht nicht gemeinen Toren; seid ihr's nicht,
Legt ihnen Polster hin. – Ihr seid Plebejer,
Wenn Senatoren sie; sie sind nichts mindres,
Wenn durch der Stimmen Mischung nur nach ihnen
Das Ganze schmeckt. Sie wählten sich Beamte —
Wie diesen, der sein "Soll" entgegensetzt,
Sein pöbelhaftes "Soll", weit würdgerm Rat,
Als Griechenland nur je verehrt. Beim Zeus!
Beschimpft wird so der Konsul, und mein Herz weint,
Zu sehn, wie, wenn zwei Mächte sich erheben
Und keine herrscht, Verderben, ungesäumt,
Dringt in die Lücke zwischen beid und stürzt
Die eine durch die andre.
Cominius
Gut, zum Marktplatz!
Coriolanus
Wer immer riet, das Korn der Vorratshäuser
Zu geben unentgeltlich, wie's gebräuchlich
Manchmal in Griechenland —
Menenius
Genug! Nicht weiter!
Coriolanus
(Obgleich das Volk dort freire Macht besaß)
Der, sag ich, nährt Empörung, führt herbei
Den Untergang des Staats.
Brutus
Wie kann das Volk
Dem seine Stimme geben, der so spricht?
Coriolanus
Ich geb euch Gründe,
Mehr wert als ihre Stimmen: Korn, sie wissen's,
War nicht von uns ein Dank; sie waren sicher,
Sie taten nichts dafür; zum Krieg gepreßt,
Als selbst des Vaterlandes Herz erkrankte,
Da wollte keiner aus dem Tor: der Eifer
Verdient nicht Korn umsonst; hernach im Krieg
Ihr Meutern und Empören, ihres Mutes
Erhabne Proben, sprachen schlecht ihr Lob. —
Die Klage,
Womit sie oftmals den Senat beschuldigt,
Aus ungebornem Grund, kann nie erzeugen
Ein Recht auf freie Schenkung. Nun – was weiter?
Wie mag so vielgeteilter Schlund verdaun
Die Güte des Senats? Die Taten sprechen,
Was Worte sagen möchten. Wir verlangten's,
Wir sind der größre Hauf; und sie, recht furchtsam,
Sie gaben, was wir heischten. – So erniedern
Wir unser hohes Amt, sind schuld, daß Pöbel
Furcht unsre Sorgfalt schilt. Dies bricht dereinst
Die Schranken des Senats und läßt die Krähen
Hinein, daß sie die Adler hacken.
Menenius
Kommt! Genug.
Brutus
Genug im Übermaß!
Coriolanus
Nein! nehmt noch mehr:
Was nur den Schwur, sei's göttlich, menschlich, heiligt,
Besiegle meinen Schluß. Die Doppelherrschaft,
Wo dieser Teil mit Grund verachtet, jener
Ohn Grund frohlockt, wo Adel, Macht und Weisheit
Nichts tun kann ohne jenes Ja und Nein
Des großen Unverstands – dies muß verdrängen,
Was wahrhaftig nötig ist, um Raum zu geben
Dem haltlos Nichtgen. – Hemmt man so den Zweck,
So folgt, daß nichts dem Zweck gemäß geschieht —
Darum beschwör ich euch!
Ihr, die ihr wen'ger zaghaft seid als weise,
Die ihr mehr liebt des Staates feste Gründung
Als Ändrung scheut, die höher stets geachtet
Ein edles Leben als ein langes, die
Nicht fürchten, durch gewagte Kur zu retten
Den Leib vom sichern Tod – mit eins reißt aus
Die vielgespaltne Zung, laßt sie nicht lecken
Dies Süß, was ihnen Gift ist. Eur Entehrung
Verstümmelt das gesunde Urteil und
Beraubt den Staat der Einheit, die ihm ziemt,
So daß ihm Macht fehlt, Gutes, das er möchte,
Zu tun, weil ihn das Böse stets verhindert.
Brutus
Er sprach genug.
Sicinius
Er sprach als Hochverräter
Und soll es büßen, wie's Verräter tun.
Coriolanus
Elender du! Schmach sei dein Grab! Was soll das Volk,
Was soll's mit den kahlköpfigen Tribunen?
Anhangend ihnen weigert's den Gehorsam
Der höhern Obrigkeit. In einem Aufruhr,
Da nicht das Recht, nein, da die Not Gesetz war,
Da wurden sie gewählt – Zu beßrer Zeit
Sagt von dem Recht nun kühn: Dies ist das Recht,
Und schleudert in den Staub hin ihre Macht.
Brutus
Offner Verrat!
Sicinius
Der da ein Konsul? Nein.
Brutus
He! die Ädilen her! laßt ihn verhaften.
Sicinius
Geht, ruft das Volk.
(Brutus geht ab.)
Ich selbst, in seinem Namen,
Ergreife dich als Neurer und Empörer
Und Feind des Staats. – Folg, ich befehl es dir,
Um Rechenschaft zu stehn.
Coriolanus
Fort, alter Bock!
Senatoren und Patrizier
Wir schützen ihn.
Menenius
Die Hand weg, alter Mann!
Coriolanus
Fort, morsches Ding, sonst schüttl ich deine Knochen
Dir aus den Kleidern.
Sicinius
Helft! ihr Bürger, helft! Brutus kommt zurück mit den
Ädilen und einer Schar Bürger.
Menenius
Mehr Achtung beiderseits.
Sicinius
Hier ist er, welcher euch
Ganz machtlos machen will.
Brutus
Greift ihn, Ädilen.
Die Bürger
Nieder mit ihm! zu Boden!
(Geschrei von allen Seiten.)
Waffen! Waffen!
(Alle drängen sich um Coriolanus.)
Zweiter Senator
Tribunen! Edle! Bürger! Haltet! Ha!
Sicinius! Brutus! Coriolanus! Bürger!
Die Bürger
Den Frieden haltet! Frieden! Haltet alle!
Menenius
Was wird draus werden? Ich bin außer Atem,
Es droht uns Untergang! Ich kann nicht, sprecht,
Tribunen, ihr, zum Volk. Coriolanus, ruhig!
Sprich, Freund Sicinius.
Sicinius
Hört mich, Bürger. Ruhig!
Die Bürger
Hört den Tribun. Still! Rede, rede, rede!
Sicinius
Ihr seid daran, die Freiheit zu verlieren.
Marcius will alles von euch nehmen, Marcius,
Den eben ihr zum Konsul wähltet.
Menenius
Pfui!
Dies ist der Weg zu zünden, nicht zu löschen.
Erster Senator
Die Stadt zu schleifen, alles zu zerstören.
Sicinius
Was ist die Stadt wohl, als das Volk?
Die Bürger
Ganz recht!
Das Volk nur ist die Stadt.
Brutus
Durch aller Einstimmung sind wir erwählt
Als Obrigkeit des Volks.
Die Bürger
Und sollt es bleiben.
Menenius
Ja, so sieht's aus.
Cominius
Dies ist der Weg, um alles zu zerstören,
Das Dach zu stürzen auf das Fundament
Und zu begraben jede Rangordnung
In Trümmerhaufen! —
Sicinius
Dies verdient den Tod!
Brutus
Jetzt gilt's, daß unser Ansehn wir behaupten
Oder verlieren. Wir erklären hier
Im Namen dieses Volks, durch dessen Macht
Wir sind erwählt für sie: Marcius verdient
Sogleich den Tod.
Sicinius
Deshalb legt Hand an ihn,
Bringt zum Tarpejschen Felsen und von dort
Stürzt in Vernichtung ihn.
Brutus
Ädilen, greift ihn!
Die Bürger
Ergib dich, Marcius!
Menenius
Hört ein einzig Wort!
Tribunen, hört! ich bitt euch, nur ein Wort.
Ädilen
Still, still!
Menenius
Seid, was ihr scheint, Freunde des Vaterlands.
Ergreift mit weiser Mäßgung, was gewaltsam
Ihr herzustellen strebt.
Brutus
Die kalten Mittel,
Sie scheinen kluge Hilf und sind nur Gift,
Wenn so die Krankheit rast. Legt Hand an ihn
Und schleppt ihn auf den Fels!
Coriolanus
Nein, gleich hier sterb ich.
(Er zieht sein Schwert.)
Es sah wohl mancher unter euch mich kämpfen;
Kommt und versucht nun selbst, was ihr nur saht.
Menenius
Fort mit dem Schwert. Tribunen, steht zurück.
Brutus
Legt Hand an ihn.
Menenius
Helft! helft dem Marcius! helft!
Ihr hier vom Adel, helft ihm, jung und alt.
Die Bürger
Nieder mit ihm! Nieder mit ihm!
(Handgemenge, die Tribunen, die Ädilen und das Volk werden hinausgetrieben.)
Menenius
Geh! fort, nach deinem Haus! enteile schnell!
Zugrund geht alles sonst.
Zweiter Senator
Fort!
Coriolanus
Haltet stand!
Wir haben ebensoviel Freund als Feinde.
Menenius
Soll's dahin kommen?
Erster Senator
Das verhütet, Götter!
Mein edler Freund, ich bitte, geh nach Haus.
Laß uns des Schadens Kur.
Menenius
Denn unsre Wund ist's:
Du kannst nicht selbst dich heilen. Fort, ich bitte.
Cominius
Freund, geh hinweg mit uns.
Coriolanus
O! wären sie Barbaren! (und sie sind's,
Obwohl Roms Brut) nicht Römer! (und sie sind's nicht,
Obwohl geworfen vor dem Kapitol).
Menenius
Komm!
Nimm deinen edlen Zorn nicht auf die Zunge;
Einst kommt uns beßre Zeit.
Coriolanus
Auf ebnem Boden
Schlüg ich wohl ihrer vierzig.
Menenius
Ich auch nehm es
Mit zwei der besten auf, ja, den Tribunen.
Cominius
Doch hier ist Übermacht nicht zu berechnen;
Und Mannheit wird zur Torheit, stemmt sie sich
Entgegen stürzendem Gebäu. Entfernt Euch,
Eh dieser Schwarm zurückkehrt, dessen Wut
Rast wie gehemmter Strom, und übersteigt,
Was sonst ihn niederhielt.
Menenius
Ich bitte, geh!
So seh ich, ob mein alter Witz noch anschlägt
Bei Leuten, die nur wenig haben. Flicken
Muß man den Riß mit Lappen jeder Farbe.
Coriolanus
Nun komm!
(Coriolanus, Cominius und andere gehn ab.)
Erster Patrizier
Der Mann hat ganz sein Glück zerstört.
Menenius
Sein Sinn ist viel zu edel für die Welt.
Er kann Neptun nicht um den Dreizack schmeicheln,
Nicht Zeus um seine Donner: Mund und Herz ist eins.
Was seine Brust nur schafft, kommt auf die Zunge,
Und ist er zornig, so vergißt er gleich,
Daß man den Tod je nannte.
(Geräusch hinter der Szene.)
Ein schöner Lärm.
Zweiter Patrizier
O! wären sie im Bett!
Menenius
Wären sie in der Tiber! Was, zum Henker,
Konnt er nicht freundlich sprechen! Brutus, Sicinius,
Bürger kommen zurück.
Sicinius
Wo ist die Viper,
Die unsre Stadt entvölkern möcht, um alles
In allem drin zu sein?
Menenius
Würdge Tribunen —
Sicinius
Wir stürzen ihn von dem Tarpejschen Fels
Mit strenger Hand; er trotzet dem Gesetz,
Drum weigert das Gesetz ihm das Verhör;
Die Macht der bürgerlichen Strenge fühl er,
Die ihm so nichtig dünkt.
Erster Bürger
Er soll erfahren,
Des Volkes edler Mund sind die Tribunen,
Wir seine Hand.
Mehrere Bürger.
Er soll! er soll!
Menenius
Freund —
Sicinius
Still!
Menenius
Schreit nicht Vertilgung, wo ein mäßges Jagen
Zum Ziel euch führen mag.
Sicinius
Wie kommt's, daß Ihr
Ihm halft, sich fort zu machen?
Menenius
Hört mich an:
Wie ich den Wert des Konsuls kenne, kann ich
Auch seine Fehler nennen.
Sicinius
Konsul? welcher Konsul?
Menenius
Der Konsul Coriolan.
Brutus
Er, Konsul?
Die Bürger
Nein, nein, nein, nein, nein!
Menenius
Vergönnt, ihr, gutes Volk, und ihr, Tribunen,
Gehör, so möcht ich ein, zwei Worte sagen,
Die euch kein weitres Opfer kosten sollen
Als diese kurze Zeit.
Sicinius
So faßt Euch kurz,
Denn wir sind fest entschlossen, abzutun
Den giftgen Staatsverräter; ihn verbannen
Läßt die Gefahr bestehn; ihn hier behalten
Ist sichrer Tod. Drum wird ihm zuerkannt:
Er sterb noch heut.
Menenius
Verhüten das die Götter!
Soll unser hohes Rom, des Dankbarkeit
Für die verdienten Kinder steht verzeichnet
In Jovis Buch, entmenscht, verworfne Mutter,
Den eignen Sohn verschlingen.
Sicinius
Ein Schad ist er, muß ausgeschnitten werden.
Menenius
Ein Glied ist er, das einen Schaden hat:
Es abzuschneiden tödlich, leicht zu heilen.
Was tat er Rom, wofür er Tod verdiente?
Weil er die Feind' erschlug? Sein Blut, vergossen
(Und das, ich schwör's, ist mehr, als er noch hat,
Und manchen Tropfen), floß nur für sein Land; —
Wird, was ihm bleibt, vergossen durch sein Land,
Das wär uns allen, die es tun und dulden,
Ein ewges Brandmal.
Sicinius
Das ist nur Gewäsch.
Brutus
Gänzlich verkehrt! Als er sein Land geliebt,
Ehrt' es ihn auch.
Menenius
Hat uns der Fuß gedient
Und wird vom Krebs geschädigt, denken wir
Nicht mehr der vor'gen Dienste?
Brutus
Schweigt nur still.
Zu seinem Hause hin! reißt ihn heraus,
Damit die Ansteckung von giftger Art
Nicht weiter fort sich zünde.
Menenius
Nur ein Wort.
So tigerfüßge Wut, sieht sie den Schaden
Der ungehemmten Eile, legt zu spät
Blei an die Sohlen. – Drum verfahrt nach Recht,
Daß nicht, da er beliebt, Partein sich rotten
Und unser hohes Rom durch Römer falle.
Brutus
Wenn das geschäh!
Sicinius
Was schwatzt Ihr da?
Wie er Gesetz' verhöhnte, sahn wir ja.
Ädilen schlagen! Trotz uns bieten! Kommt!
Menenius
Erwägt nur dies: er ist im Krieg erwachsen;
Seit er ein Schwert mocht haben, lernt' er fein
Gesiebte Sprache nicht, wirft Mehl und Kleie
Nun im Gemengsel aus. Bewilligt mir,
Ich geh zu ihm und bring ihn friedlich her,
Wo nach der Form des Rechts er Rede steht
Auf seine äußerste Gefahr.
Erster Senator
Tribunen,
Die Weis ist menschlich; allzu blutig würde
Der andre Weg, und im Beginnen nicht
Der Ausgang zu erkennen.
Sicinius
Edler Menenius,
So handelt Ihr denn als des Volks Beamter; —
Ihr Leute, legt die Waffen ab.
Brutus
Geht nicht nach Haus.
Sicinius
Hin auf den Markt, dort treffen wir Euch wieder,
Und bringt ihr Marcius nicht, so gehn wir weiter
Auf unserm ersten Weg.
(Ab.)
Menenius
Ich bring ihn euch.
(Zu den Senatoren.)
Geht mit mir, ich ersuch euch. Er muß kommen,
Sonst folgt das Schlimmste.
Erster Senator
Laßt uns zu ihm gehn.
(Alle ab.)
Zweite Szene
Zimmer in Coriolans Hause Coriolanus tritt auf mit einigen Patriziern
Coriolanus
Laßt sie mir um die Ohren alles werfen:
Mir drohn mit Tod durch Rad, durch wilde Rosse;
Zehn Berg' auf den Tarpejschen Felsen türmen,
Daß sich der Absturz tiefer reißt, als je
Das Auge sieht: doch bleib ich ihnen stets
Also gesinnt.
Erster Patrizier
Ihr handelt um so edler.
(Volumnia tritt auf.)
Coriolanus
Mich wundert, wie die Mutter
Mein Tun nicht billigt, die doch lumpge Sklaven
Sie stets genannt; Geschöpfe, nur gemacht,
Daß sie mit Pfenngen schachern; barhaupt stehn
In der Versammlung, gähnen, staunen, schweigen,
Wenn einer meines Ranges sich erhebt,
Redend von Fried und Krieg.
(Zu Volumnia.) Ich sprach von Euch.
Weshalb wünscht Ihr mich milder? Soll ich falsch sein
Der eignen Seele? Lieber sagt, ich spiele
Den Mann nur, der ich bin.
Volumnia
O! Sohn, Sohn, Sohn!
Hättst deine Macht du doch erst angelegt,
Eh du sie abgenutzt.
Coriolanus
Sie fahre hin!
Volumnia
Du konntest mehr der Mann sein, der du bist,
Wenn du es wen'ger zeigtest; schwächer waren
Sie deinem Sinn entgegen, hehltest du
Nur etwas mehr, wie du gesinnt, bis ihnen
Die Macht gebrach, um dich zu kreuzen.
Coriolanus
Hängt sie!
Volumnia
Ja, und verbrennt sie! Menenius kommt mit Senatoren.
Menenius
Kommt! kommt! Ihr wart zu rauh, etwas zu rauh.
Ihr müßt zurück, es bessern.
Erster Senator
Da hilft nichts.
Denn tut Ihr dieses nicht, reißt auseinander
Die Stadt und geht zugrund.
Volumnia
O! laß dir raten.
Ich hab ein Herz, unbeugsam, wie das deine,
Doch auch ein Hirn, das meines Zornes Ausbruch
Zu besserm Vorteil lenkt.
Menenius
Recht, edle Frau.
Eh er sich so der Herde beugt, wenn's nicht
Die Fieberwut der Zeit als Mittel heischte
Dem ganzen Staat, schnallt' ich die Rüstung um,
Die ich kaum tragen kann.
Coriolanus
Was muß ich tun?
Menenius
Zu den Tribunen kehren.
Coriolanus
Was weiter denn?
Menenius
Bereun, was Ihr gesprochen.
Coriolanus
Um ihretwillen?
Nicht kann ich's um der Götter willen tun;
Muß ich's denn ihretwillen tun?
Volumnia
Du bist zu herrisch.
Magst du auch hierin nie zu edel sein,
Gebietet Not doch auch. – Du selbst oft sagtest:
"Wie Ehr und Politik als treue Freunde
Im Krieg zusammen gehn." Ist's dies, so sprich,
Wie sie im Frieden wohl sich schaden können,
Daß sie in ihm sich trennen?
Coriolanus
Pah!
Menenius
Gut gefragt.
Volumnia
Bringt es im Krieg dir Ehre, der zu scheinen,
Der du nicht bist (und großer Zwecke halb
Gebrauchst du diese Politik), entehrt's nun,
Daß sie im Frieden soll Gemeinschaft halten
Mit Ehre, wie im Krieg, da sie doch beiden
Gleich unentbehrlich ist?
Coriolanus
Was drängst du so?
Volumnia
Weil jetzt dir obliegt, zu dem Volk zu reden,
Nicht nach des eignen Sinnes Unterweisung,
Noch in der Art, wie dir dein Herz befiehlt;
Mit Worten nur, die auf der Zunge wachsen,
Bastardgeburten, Lauten nur und Silben,
Die nicht des Herzens Wahrheit sind verpflichtet.
Dies, wahrlich, kann sowenig dich entehren,
Als eine Stadt durch sanftes Wort erobern,
Wo sonst dein Glück entscheiden müßt und Wagnis
Von vielem Blutvergießen. —
Ich wollte meine Art und Weise bergen,
Wenn Freund' und Glück es in Gefahr verlangten,
Und blieb' in Ehr. – Ich steh hier auf dem Spiel,
Dein Weib, dein Sohn, die Edlen, der Senat,
Und du willst lieber unserm Pöbel zeigen,
Wie du kannst finster sehn, als einmal lächeln,
Um ihre Gunst zu erben und zu schützen,
Was ohne sie zugrund geht.
Menenius
Edle Frau!
Kommt, geht mit uns, sprecht freundlich und errettet
Nicht nur, was jetzt gefährlich, nein, was schon
Verloren war.
Volumnia
Ich bitte dich, mein Sohn,
Geh hin, mit dieser Mütz in deiner Hand,
So streck sie aus, tritt so an sie heran,
Dein Knie berühr die Stein'; in solchem Tun ist
Gebärd ein Redner, und der Einfalt Auge
Gelehrter als ihr Ohr. Den Kopf so wiegend
Und oft auch so, dein stolzes Herz bestrafend,
Sei sanft, so wie die Maulbeer überreif,
Die jedem Drucke weicht. Dann sprich zu ihnen:
Du seist ihr Krieger, im Gelärm erwachsen,
Habst nicht die sanfte Art, die, wie du einsähst,
Dir nötig sei, die sie begehren dürften,
Wärbst du um ihre Gunst; doch wolltst du sicher
Dich künftig wandeln zu dem Ihrigen,
So weit Natur und Kraft in dir nur reichten.
Menenius
Das nur getan,
So wie sie sagt, sind alle Herzen dein,
Denn sie verzeihn so leicht, wenn du sie bittest,
Als sonst sie müßig schwatzen.
Volumnia
O! gib nach!
Laß dir nur diesmal raten. Weiß ich schon,
Du sprängst eh mit dem Feind in Feuerschlünde,
Als daß du ihm in Blumenlauben schmeichelst.
Hier ist Cominius.
(Cominius tritt auf)
Cominius
Vom Marktplatz komm ich, Freund, und dringend scheint,
Daß Ihr Euch sehr verstärkt, sonst hilft Euch nur
Flucht oder Sanftmut. Alles ist in Wut.
Menenius
Nur gutes Wort.
Cominius
Das, glaub ich, dient am besten,
Zwingt er sein Herz dazu.
Volumnia
Er muß und will.
Laß dich erbitten; sag: "Ich will", und geh!
Coriolanus
Muß ich mit bloßem Kopf mich zeigen? Muß ich
Mit niedrer Zunge Lügen strafen so
Mein edles Herz, das hier verstummt? Nun gut, ich tu's.
Doch käm's nur auf das einzge Stück hier an,
Den Marcius, sollten sie zu Staub ihn stampfen
Und in den Wind ihn streun. – Zum Marktplatz nun.
Ihr zwingt mir eine Rolle auf, die ich nie
Natürlich spiele.
Cominius
Kommt, wir helfen Euch.
Volumnia
O! hör mich, holder Sohn. Du sagtest oft,
Daß dich mein Lob zum Krieger erst gemacht.
So spiel, mein Lob zu ernten, eine Rolle,
Die du noch nie geübt.
Coriolanus
Ich muß es tun.
Fort, meine Sinnesart! Komm über mich,
Geist einer Metze. Mein Kriegsschrei sei verwandelt,
Der in die Trommeln rief, jetzt in ein Pfeifchen,
Dünn wie des Hämlings, wie des Mädchens Stimme,
Die Kinder einlullt; eines Buben Lächeln
Wohn auf der Wange mir; Schulknabentränen
Verdunkeln mir den Blick; des Bettlers Zunge
Reg in dem Mund sich; mein bepanzert Knie,
Das nur im Bügel krumm war, beuge sich
Wie des, der Pfennge fleht. – Ich will's nicht tun,
Nicht so der eignen Wahrheit Ehre schlachten,
Und durch des Leibs Gebärdung meinen Sinn
Zu ewger Schand abrichten.
Volumnia
Wie du willst.
Von dir zu betteln ist mir größre Schmach,
Als dir von ihnen. Fall alles denn in Trümmer!
Mag lieber deinen Stolz die Mutter fühlen,
Als stets Gefahr von deinem Starrsinn fürchten.
Den Tod verlach ich, großgeherzt wie du.
Mein ist dein Mut, ja, den sogst du von mir,
Dein Stolz gehört dir selbst.
Coriolanus
Sei ruhig, Mutter,
Ich bitte dich! – Ich gehe auf den Markt;
Schilt mich nicht mehr. Als Taschenspieler nun
Stehl ich jetzt ihre Herzen, kehre heim
Von jeder Zunft geliebt. Siehst du, ich gehe.
Grüß meine Frau. Ich kehr als Konsul wieder;
Sonst glaube nie, daß meine Zung es weit
Im Weg des Schmeichelns bringt.
Volumnia
Tu, was du willst.
(Sie geht ab.)
Cominius
Fort, die Tribunen warten. Rüstet Euch
Mit milder Antwort; denn sie sind bereit,
Hör ich, mit härtern Klagen, als die jetzt
Schon auf Euch lasten.
Coriolanus
"Mild" ist die Losung. Bitte, laßt uns gehn.
Laßt sie mit Falschheit mich beschuldigen, ich
Antworte ehrenvoll.
Menenius
Nur aber milde.
Coriolanus
Gut, milde sei's denn, milde.
(Alle ab.)
Türler ve etiketler
Yaş sınırı:
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