Kitabı oku: «Hauptwerke: Der Kaufmann von Venedig, Der Widerspenstigen Zähmung, Die Komödie der Irrungen, Ein Sommernachtstraum, V...», sayfa 2

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Zweiter Aufzug
Erste Szene

Belmont. Ein Zimmer in Porzias Hause.

Trompetenstoß. Der Prinz von Marokko und sein Zug; Porzia, Nerissa und andere von ihrem Gefolge treten auf.

MAROKKO.

Verschmähet mich um meine Farbe nicht,

Die schattige Livrei der lichten Sonne,

Die mich als nahen Nachbar hat gepflegt.

Bringt mir den schönsten Mann, erzeugt im Norden,

Wo Phöbus' Glut die Zacken Eis kaum schmelzt,

Und ritzen wir uns Euch zu lieb die Haut,

Wes Blut am rötsten ist, meins oder seins.

Ich sag' Euch, Fräulein, dieses mein Gesicht

Hat Tapfre schon geschreckt; bei meiner Liebe schwör' ich,

Die edlen Jungfrau'n meines Landes haben

Es auch geliebt: ich wollte diese Farbe

Nicht anders tauschen, als um Euren Sinn

Zu stehlen, meine holde Königin.

PORZIA.

Bei meiner Wahl lenkt mich ja nicht allein

Die zarte Fod'rung eines Mädchenauges.

Auch schließt das Los, woran mein Schicksal hängt,

Mich von dem Recht des freien Wählens aus.

Doch, hätte mich mein Vater nicht beengt,

Mir aufgelegt durch seinen Willen, dem

Zur Gattin mich zu geben, welcher mich

Auf solche Art gewinnt, wie ich Euch sagte:

Ihr hättet gleichen Anspruch, großer Prinz,

Mit jedem Freier, den ich sah bis jetzt,

Auf meine Neigung.

MAROKKO.

Habt auch dafür Dank!

Drum führt mich zu den Kästchen, daß ich gleich

Mein Glück versuche. Bei diesem Säbel, der

Den Sophi schlug und einen Perserprinz,

Der dreimal Sultan Soliman besiegt, –

Die wildsten Augen wollt' ich überblitzen,

Das kühnste Herz auf Erden übertrotzen,

Die Jungen reißen von der Bärin weg,

Ja, wenn er brüllt nach Raub, den Löwen höhnen,

Dich zu gewinnen, Fräulein! Aber ach!

Wenn Herkules und Lichas Würfel spielen,

Wer tapfer ist: so kann der beßre Wurf

Durch Zufall kommen aus der schwächern Hand,

So unterliegt Alcides seinem Knaben,

Und so kann ich, wenn blindes Glück mich führt,

Verfehlen, was dem minder Würd'gen wird,

Und Grames sterben.

PORZIA.

Ihr müßt Eu'r Schicksal nehmen,

Es überhaupt nicht wagen, oder schwören,

Bevor Ihr wählet, wenn Ihr irrig wählt,

In Zukunft nie mit irgendeiner Frau

Von Eh' zu sprechen: also seht Euch vor!

MAROKKO.

Ich will's auch nicht; kommt, bringt mich zur Entscheidung!

PORZIA.

Vorher zum Tempel; nach der Mahlzeit mögt Ihr

Das Los versuchen.

MAROKKO.

Gutes Glück also!

Bald über alles elend oder froh.

Alle ab.

Zweite Szene

Venedig. Eine Straße.

Lanzelot Gobbo kommt.

LANZELOT. Sicherlich, mein Gewissen läßt mir's zu, von diesem Juden, meinem Herrn, wegzulaufen. Der böse Feind ist mir auf der Ferse und versucht mich und sagt zu mir: »Gobbo, Lanzelot Gobbo, guter Lanzelot«, oder »guter Gobbo«, oder »guter Lanzelot Gobbo, (brauch' deine Beine,) reiß' aus, lauf' davon!« Mein Gewissen sagt: »Nein, hüte dich; ehrlicher Lanzelot; hüte dich, ehrlicher Gobbo; (oder, wie obgemeld't, ehrlicher Lanzelot Gobbo;) lauf' nicht, laß das Ausreißen bleiben!« Gut, der überaus herzhafte Feind heißt mich aufpacken: »Marsch!« sagt der Feind; »fort!« sagt der Feind, »um des Himmels willen; faß dir ein wackres Herz«, sagt der Feind, »und lauf'!« Gut, mein Gewissen hängt sich meinem Herzen um den Hals und sagt sehr weislich zu mir: »Mein ehrlicher Freund Lanzelot, da du eines ehrlichen Mannes Sohn bist«, oder vielmehr eines ehrlichen Weibes Sohn; denn die Wahrheit zu sagen, mein Vater hatte einen kleinen Beigeschmack, er war etwas an säuerlich. – Gut, mein Gewissen sagt: »Lanzelot, weich' und wanke nicht!« – »Weiche«, sagt der Feind; »wanke nicht«, sagt mein Gewissen. »Gewissen«, sage ich, »dein Rat ist gut«; »Feind«, sage ich, »dein Rat ist gut«; lasse ich mich durch mein Gewissen regieren, so bleibe ich bei dem Juden, meinem Herrn, der, Gott sei mir gnädig! eine Art von Teufel ist. Laufe ich von dem Juden weg, so lasse ich mich durch den bösen Feind regieren, der, mit Respekt zu sagen, der Teufel selber ist. Gewiß, der Jude ist der wahre eingefleischte Teufel, und auf mein Gewissen, mein Gewissen ist gewissermaßen ein hartherziges Gewissen, daß es mir raten will, bei dem Juden zu bleiben. Der Feind gibt mir einen freundschaftlichen Rat: ich will laufen, Feind! Meine Fersen stehn dir zu Gebote, ich will laufen.

Der alte Gobbo kommt mit einem Korbe.

GOBBO. Musje, junger Herr, er da, sei er doch so gut: wo gehe ich wohl zu des Herrn Juden seinem Hause hin?

LANZELOT beiseit. O Himmel! mein eheleiblicher Vater, der zwar nicht pfahlblind, aber doch so ziemlich stockblind ist, und mich nicht kennt. Ich will mir einen Spaß mit ihm machen.

GOBBO. Musje, junger Herr, sei er so gut: wo gehe ich zu des Herrn Juden seinem Hause hin?

LANZELOT. Schlagt Euch rechter Hand an der nächsten Ecke, aber bei der allernächsten Ecke linker Hand; versteht, bei der ersten nächsten Ecke schlagt Euch weder rechts noch links, sondern dreht Euch schnurgerade aus nach des Juden seinem Hause herum.

GOBBO. Potz Wetterchen, das wird ein schlimmer Weg zu finden sein. Könnt Ihr mir nicht sagen, ob ein gewisser Lanzelot, der sich bei ihm aufhält, sich bei ihm aufhält oder nicht?

LANZELOT.

Sprecht Ihr vom jungen Monsieur Lanzelot?

Beiseit.

Nun gebt Achtung, nun will ich loslegen. –

Sprecht Ihr vom jungen Monsieur Lanzelot?

GOBBO. Kein Monsieur, Herr, sondern eines armen Mannes Sohn; sein Vater, ob ich es schon sage, ist ein herzlich armer Mann und, Gott sei Dank, recht wohl auf.

LANZELOT. Gut, sein Vater mag sein, was er will: hier ist die Rede vom jungen Monsieur Lanzelot.

GOBBO. Eurem gehorsamen Diener und Lanzelot, Herr.

LANZELOT. Ich bitte Euch demnach, alter Mann, demnach ersuche ich Euch: sprecht Ihr vom jungen Monsieur Lanzelot?

GOBBO. Von Lanzelot, wenn's Eu'r Gnaden beliebt.

LANZELOT. Demnach Monsieur Lanzelot. Sprecht nicht von Monsieur Lanzelot, Vater; denn der junge Herr ist (vermöge der Schickungen und Verhängnisse und solcher wunderlichen Redensarten, der drei Schwestern und dergleichen Fächern der Gelahrtheit) in Wahrheit Todes verblichen, oder, um es rund heraus zu sagen, in die Ewigkeit gegangen.

GOBBO. Je, da sei Gott vor! Der Junge war so recht der Stab meines Alters, meine beste Stütze.

LANZELOT. Seh' ich wohl aus wie ein Knittel oder wie ein Zaunpfahl, wie ein Stab oder eine Stütze? – Kennt Ihr mich, Vater?

GOBBO. Ach du liebe Zeit, ich kenne Euch nicht, junger Herr; aber ich bitte Euch, sagt mir, ist mein Junge – Gott hab' ihn selig! – lebendig oder tot?

LANZELOT. Kennt Ihr mich nicht, Vater?

GOBBO. Lieber Himmel, ich bin ein alter blinder Mann, ich kenne Euch nicht.

LANZELOT. Nun wahrhaftig, wenn Ihr auch Eure Augen hättet, so könntet Ihr mich doch wohl nicht kennen: das ist ein weiser Vater, der sein eignes Kind kennt. Gut, alter Mann, ich will Euch Nachricht von Eurem Sohne geben. Gebt mir Euren Segen! Wahrheit muß ans Licht kommen. Ein Mord kann nicht lange verborgen bleiben, eines Menschen Sohn kann's; aber zuletzt muß die Wahrheit heraus.

GOBBO. Ich bitte Euch, Herr, steht auf; ich bin gewiß, Ihr seid mein Junge Lanzelot nicht.

LANZELOT. Ich bitte Euch, laßt uns weiter keine Possen damit treiben, sondern gebt mir Euern Segen! Ich bin Lanzelot, Euer Junge der da war, Euer Sohn der da ist, Euer Kind das da sein wird.

GOBBO. Ich kann mir nicht denken, daß Ihr mein Sohn seid.

LANZELOT. Ich weiß nicht, was ich davon denken soll, aber ich bin Lanzelot, des Juden Diener; und ich bin gewiß, Margrete, Eure Frau, ist meine Mutter.

GOBBO. Ganz recht, ihr Name ist Margrete: ich will einen Eid tun, wenn du Lanzelot bist, so bist du mein eigen Fleisch und Blut. Gott im Himmelsthrone! was hast du für einen Bart gekriegt? Du hast mehr Haar am Kinne, als mein Karrengaul Fritz am Schwanze hat.

LANZELOT. Je, so läßt's ja, als ob Fritz sein Schwanz rückwärts wüchse: ich weiß doch, er hatte mehr Haar im Schwanze als ich im Gesicht, da ich ihn das letztemal sah.

GOBBO. Herr Je, wie du dich verändert hast! Wie verträgst du dich mit deinem Herrn? Ich bringe ihm ein Präsent; nun, wie vertragt ihr euch?

LANZELOT. Gut, gut; aber für meine Person, da ich mich darauf gesetzt habe, davon zu laufen, so will ich mich nicht eher niedersetzen, als bis ich ein Stück Weges gelaufen bin. Mein Herr ist ein rechter Jude: ihm ein Präsent geben! Einen Strick gebt ihm. Ich bin ausgehungert in seinem Dienst; Ihr könnt jeden Finger, den ich habe, mit meinen Rippen zählen. Vater, ich bin froh, daß Ihr gekommen seid. Gebt mir Euer Präsent für einen gewissen Herrn Bassanio, der wahrhaftig prächtige neue Livreien gibt. Komme ich nicht bei ihm in Dienst, so will ich laufen, so weit Gottes Erdboden reicht. – Welch ein Glück! da kommt er selbst. Macht Euch an ihn, Vater, denn ich will ein Jude sein, wenn ich bei dem Juden länger diene.

Bassanio kommt mit Leonardo und andern Begleitern.

BASSANIO. Das könnt Ihr tun – aber seid so bei der Hand, daß das Abendessen spätestens um fünf Uhr fertig ist. Besorgt diese Briefe, gebt diese Livreien in Arbeit, und bittet Graziano, sogleich in meine Wohnung zu kommen.

Ein Bedienter ab.

LANZELOT. Macht Euch an ihn, Vater!

GOBBO. Gott segne Euer Gnaden!

BASSANIO. Großen Dank! Willst du was von mir?

GOBBO. Da ist mein Sohn, Herr, ein armer Junge –

LANZELOT. Kein armer Junge, Herr, sondern des reichen Juden Diener, der gerne möchte, wie mein Vater spezifizieren wird –

GOBBO. Er hat, wie man zu sagen pflegt, eine große Deklinazion zu dienen –

LANZELOT. Wirklich, das Kurze und das Lange von der Sache ist, ich diene dem Juden und trage Verlangen, wie mein Vater spezifizieren wird –

GOBBO. Sein Herr und er (mit Respekt vor Euer Gnaden zu sagen) vertragen sich wie Katzen und Hunde –

LANZELOT. Mit einem Worte, die reine Wahrheit ist, daß der Jude, da er mir unrecht getan, mich nötigt, wie mein Vater, welcher, so Gott will, ein alter Mann ist, notifizieren wird –

GOBBO. Ich habe hier ein Gericht Tauben, die ich bei Euer Gnaden anbringen möchte, und mein Gesuch ist –

LANZELOT. In aller Kürze, das Gesuch interzediert mich selbst, wie Euer Gnaden von diesem ehrlichen alten Mann hören werden, der, obschon ich es sage, obschon ein alter Mann, doch ein armer Mann und mein Vater ist.

BASSANIO. Einer spreche für beide. Was wollt Ihr?

LANZELOT. Euch dienen, Herr.

GOBBO. Ja, das wollten wir Euch gehormsamst opponieren.

BASSANIO.

Ich kenne dich, die Bitt' ist dir gewährt:

Shylock, dein Herr, hat heut mit mir gesprochen

Und dich befördert; wenn's Beförd'rung ist,

Aus eines reichen Juden Dienst zu gehn,

Um einem armen Edelmann zu folgen.

LANZELOT. Das alte Sprichwort ist recht schön verteilt zwischen meinem Herrn Shylock und Euch, Herr: Ihr habt die Gnade Gottes, und er hat genug.

BASSANIO.

Du triffst es. Vater, geh mit deinem Sohn;

Nimm Abschied erst von deinem alten Herrn

Und frage dich nach meiner Wohnung hin.

Zu seinen Begleitern.

Ihr, gebt ihm eine nettere Livrei

Als seinen Kameraden: sorgt dafür!

LANZELOT. Kommt her, Vater! – Ich kann keinen Dienst kriegen; nein! Ich habe gar kein Mundwerk am Kopfe. – Gut, Er besieht seine flache Hand. wenn einer in ganz Italien eine schönere Tafel hat, damit auf die Schrift zu schwören – ich werde gut Glück haben: ohne Umstände, hier ist eine ganz schlechte Lebenslinie; hier ist 'ne Kleinigkeit an Frauen. Ach, funfzehn Weiber sind nichts! eilf Witwen und neun Mädchen ist ein knappes Auskommen für einen Mann. Und dann, dreimal ums Haar zu ersaufen, und mich an der Ecke eines Federbettes beinah' tot zu stoßen – das heiße ich gut davon kommen! Gut, wenn Glück ein Weib ist, so ist sie doch eine gute Dirne mit ihrem Kram. – Kommt, Vater, ich nehme in einem Umsehn von dem Juden Abschied.

Lanzelot und der alte Gobbo ab.

BASSANIO.

Tu' das, ich bitt' dich, guter Leonardo;

Ist dies gekauft und ordentlich besorgt,

Komm schleunig wieder; denn zu Nacht bewirt' ich

Die besten meiner Freunde; eil' dich, geh!

LEONARDO.

Verlaßt Euch auf mein eifrigstes Bemühn!

Graziano kommt.

GRAZIANO.

Wo ist dein Herr?

LEONARDO.

Er geht da drüben, Herr.

Leonardo ab.

GRAZIANO. Signor Bassanio!

BASSANIO. Graziano!

GRAZIANO. Ich habe ein Gesuch an Euch.

BASSANIO. Ihr habt es schon erlangt.

GRAZIANO. Ihr müßt mir's nicht weigern, ich muß mit Euch nach Belmont gehen.

BASSANIO.

Nun ja, so müßt Ihr, – aber hör', Graziano,

Du bist zu wild, zu rauh, zu keck im Ton;

Ein Wesen, welches gut genug dir steht,

Und Augen, wie die unsern, nicht mißfällt.

Doch wo man dich nicht kennt, ja, da erscheint

Es allzufrei; drum nimm die Müh', und dämpfe

Mit ein paar kühlen Tropfen Sittsamkeit

Den flücht'gen Geist, daß ich durch deine Wildheit

Dort nicht mißdeutet werd' und meine Hoffnung

Zu Grunde geht.

GRAZIANO.

Signor Bassanio, hört mich:

Wenn ich mich nicht zu feinem Wandel füge,

Mit Ehrfurcht red' und dann und wann nur fluche,

Gebetbuch in der Tasche, Kopf geneigt;

Ja, selbst beim Tischgebet so vors Gesicht

Den Hut mir halt' und seufz' und Amen sage;

Nicht allen Brauch der Höflichkeit erfülle,

Wie einer, der, der Großmama zu lieb,

Scheinheilig tut: so traut mir niemals mehr!

BASSANIO.

Nun gut, wir werden sehn, wie Ihr Euch nehmt.

GRAZIANO.

Nur heute nehm' ich aus; das gilt nicht mit,

Was ich heut abend tu'.

BASSANIO.

Nein, das wär' schade;

Ich bitt' Euch lieber, in den kecksten Farben

Der Lust zu kommen; denn wir haben Freunde,

Die lustig wollen sein. Lebt wohl indes,

Ich habe ein Geschäft.

GRAZIANO.

Und ich muß zu Lorenzo und den andern,

Doch auf den Abend kommen wir zu Euch.

Alle ab.

Dritte Szene

Ein Zimmer in Shylocks Hause. Jessica und Lanzelot kommen.

JESSICA.

Es tut mir leid, daß du uns so verläßt:

Dies Haus ist Hölle, und du, ein lust'ger Teufel,

Nahmst ihm ein Teil von seiner Widrigkeit.

Doch lebe wohl! (da hast du 'nen Dukaten!)

Und, Lanzelot, du wirst beim Abendessen

Lorenzo sehn, als Gast von deinem Herrn.

Dann gib ihm diesen Brief, tu' es geheim;

Und so leb wohl, daß nicht etwa mein Vater

Mich mit dir reden sieht.

LANZELOT. Adieu! – Tränen müssen meine Zunge vertreten, allerschönste Heidin! allerliebste Jüdin! Wenn ein Christ nicht zum Schelm an dir wird und dich bekommt, so trügt mich alles. Aber adieu! Diese törichten Tropfen erweichen meinen männlichen Mut allzusehr. Ab.

JESSICA.

Leb wohl, du Guter!

Ach nein, gehässig ist es nicht von mir,

Daß ich des Vaters Kind zu sein mich schäme.

Doch, bin ich seines Blutes Tochter schon,

Bin ich's nicht seines Herzens. O Lorenzo,

Hilf mir dies lösen! Treu dem Worte bleib'!

So werd' ich Christin und dein liebend Weib.

Vierte Szene

Eine Straße.

Graziano, Lorenzo, Salarino und Solanio treten auf.

LORENZO.

Nun gut, wir schleichen weg vom Abendessen,

Verkleiden uns in meinem Haus und sind

In einer Stunde alle wieder da.

GRAZIANO.

Wir haben uns nicht recht darauf gerüstet.

SALARINO.

Auch keine Fackelträger noch bestellt.

SOLANIO.

Wenn es nicht zierlich anzuordnen steht,

So ist es nichts, und unterbliebe besser.

LORENZO.

's ist eben vier; wir haben noch zwei Stunden

Zur Vorbereitung.

Lanzelot kommt mit einem Briefe.

Freund Lanzelot, was bringst du?

LANZELOT. Wenn's Euch beliebt, dies aufzubrechen, so wird es gleichsam andeuten.

LORENZO.

Ich kenne wohl die Hand: ja, sie ist schön,

Und weißer als das Blatt, worauf sie schrieb,

Ist diese schöne Hand.

GRAZIANO.

Auf meine Ehre, eine Liebesbotschaft.

LANZELOT.

Mit Eurer Erlaubnis, Herr.

LORENZO.

Wo willst du hin?

LANZELOT. Nun, Herr, ich soll meinen alten Herrn, den Juden, zu meinem neuen Herrn, dem Christen, auf heute zum Abendessen laden.

LORENZO.

Da nimm dies; sag der schönen Jessica,

Daß ich sie treffen will. – Sag's heimlich! Geh!

Lanzelot ab.

Ihr Herrn,

Wollt ihr euch zu dem Maskenzug bereiten?

Ich bin versehn mit einem Fackelträger.

SALARINO.

Ja, auf mein Wort, ich gehe gleich danach.

SOLANIO.

Das will ich auch.

LORENZO.

Trefft mich und Graziano

In einer Stund' in Grazianos Haus.

SALARINO.

Gut das, es soll geschehn.

Salarino und Solanio ab.

GRAZIANO.

Der Brief kam von der schönen Jessica?

LORENZO.

Ich muß dir's nur vertraun; sie gibt mir an,

Wie ich sie aus des Vaters Haus entführe;

Sie sei versehn mit Gold und mit Juwelen,

Ein Pagenanzug liege schon bereit.

Kommt je der Jud', ihr Vater, in den Himmel,

So ist's um seiner holden Tochter willen;

Und nie darf Unglück in den Weg ihr treten,

Es möchte dann mit diesem Vorwand sein,

Daß sie von einem falschen Juden stammt.

Komm, geh mit mir, und lies im Gehn dies durch:

Mir trägt die schöne Jessica die Fackel.

Beide ab.

Fünfte Szene

Vor Shylocks Hause.

Shylock und Lanzelot kommen.

SHYLOCK.

Gut, du wirst sehn, mit deinen eignen Augen,

Des alten Shylocks Abstand von Bassanio.

He, Jessica! – Du wirst nicht voll dich stopfen,

Wie du bei mir getan – He, Jessica! –

Und liegen, schnarchen, Kleider nur zerreißen –

He, sag' ich, Jessica!

LANZELOT.

He, Jessica!

SHYLOCK. Wer heißt dich schrein? Ich hab's dir nicht geheißen.

LANZELOT. Euer Edlen pflegten immer zu sagen, ich könnte nichts ungeheißen tun.

Jessica kommt.

JESSICA.

Ruft Ihr? Was ist Euch zu Befehl?

SHYLOCK.

Ich bin zum Abendessen ausgebeten:

Da hast du meine Schlüssel, Jessica.

Zwar weiß ich nicht, warum ich geh': sie bitten

Mich nicht aus Liebe, nein, sie schmeicheln mir;

Doch will ich gehn aus Haß, auf den Verschwender

Von Christen zehren. – Jessica, mein Kind,

Acht' auf mein Haus! – Ich geh' recht wider Willen:

Es braut ein Unglück gegen meine Ruh',

Denn diese Nacht träumt' ich von Säcken Geldes.

LANZELOT. Ich bitte Euch, Herr, geht; mein junger Herr erwartet Eure Zukunft.

SHYLOCK. Ich seine auch.

LANZELOT. Und sie haben sich verschworen – ich sage nicht, daß Ihr eine Maskerade sehen sollt; aber wenn Ihr eine seht, so war es nicht umsonst, daß meine Nase an zu bluten fing, auf den letzten Ostermontag des Morgens um sechs Uhr, der das Jahr auf den Tag fiel, wo vier Jahre vorher nachmittags Aschermittwoch war.

SHYLOCK.

Was? Gibt es Masken? Jessica, hör' an:

Verschließ' die Tür, und wenn du Trommeln hörst,

Und das Gequäk der quergehalsten Pfeife,

So klettre mir nicht an den Fenstern auf,

Steck' nicht den Kopf hinaus in offne Straße,

Nach Christennarren mit bemaltem Antlitz

Zu gaffen; stopfe meines Hauses Ohren,

Die Fenster, mein' ich, zu, und laß den Schall

Der albern Geckerei nicht dringen in

Mein ehrbar Haus. – Bei Jakobs Stabe schwör' ich,

Ich habe keine Lust, zu Nacht zu schmausen,

Doch will ich gehn. – Du, Bursch, geh mir voran,

Sag, daß ich komme!

LANZELOT.

Herr, ich will vorangehn.

Guckt nur am Fenster, Fräulein, trotz dem allen:

Denn vorbeigehn wird ein Christ,

Wert, daß ihn 'ne Jüdin küßt.

Ab.

SHYLOCK.

Was sagt der Narr von Hagars Stamme? he?

JESSICA. Sein Wort war: »Fräulein, lebet wohl«; sonst nichts.

SHYLOCK.

Der Laff' ist gut genug, jedoch ein Fresser,

'ne Schnecke zum Gewinn, und schläft bei Tag

Mehr als das Murmeltier; in meinem Stock

Baun keine Hummeln: drum lass' ich ihn gehn,

Und lass' ihn gehn zu einem, dem er möge

Den aufgeborgten Beutel leeren helfen.

Gut, Jessica, geh nun ins Haus hinein,

Vielleicht komm' ich im Augenblicke wieder.

Tu', was ich dir gesagt, schließ' hinter dir

Die Türen: fest gebunden, fest gefunden,

Das denkt ein guter Wirt zu allen Stunden.

Ab.

JESSICA.

Lebt wohl, und denkt das Glück nach meinem Sinn,

Ist mir ein Vater, Euch ein Kind dahin.

Ab.

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